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Der Julich Klevische Erbfolgestreit brach 1609 nach dem Tod Johann Wilhelms des letzten Herzogs von Julich Kleve Berg zwischen Johann Sigismund von Brandenburg und Philipp Ludwig von Pfalz Neuburg aus Beide beanspruchten die Erbfolge des ohne direkte Nachkommen verstorbenen Reichsfursten fur sich Neben diesen Hauptkonkurrenten meldeten auch der Kurfurst von Sachsen und Herzog Johann II von Pfalz Zweibrucken Erbanspruche an 1 Am 12 November 1614 wurde der Streit durch Aufteilung der umstrittenen Territorien unter Pfalz Neuburg und Brandenburg im Vertrag von Xanten bilateral und oberflachlich beigelegt Die Auseinandersetzungen zogen sich jedoch noch lange hin Erst in den Vertragen von Kleve vom 9 September 1666 und von Colln vom 6 Mai 1672 regelten die Hauser Pfalz Neuburg und Brandenburg Preussen letzte Streitigkeiten abschliessend Herzog Johann Wilhelm von Julich Kleve Berg bereits von Krankheit gezeichnet Gemalde von Johan Malthain 1605Territorien im Heiligen Romischen Reich um 1618 Julich Kleve Mark Ravensberg Markgrafschaft Brandenburg Grafschaft Pfalz NeuburgDer Konflikt der im Vorfeld des Dreissigjahrigen Kriegs schon fast einen grossen europaischen Krieg ausgelost hatte spiegelt das durch konfessionelle und dynastische Konflikte aufgebaute Kriegspotenzial im Europa der Zeit der Gegenreformation wider Der Streitgegenstand die aus den Herzogtumern Julich Kleve Berg den Grafschaften Mark und Ravensberg sowie der Herrschaft Ravenstein bestehende Erbmasse fuhrte aufgrund territorialer Grosse strategischer Bedeutung und der Zugehorigkeit zu unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen zu einem starken Interesse der europaischen Machte Im Dortmunder Rezess von 1609 hatten Pfalz Neuburg und Brandenburg zunachst eine Gemeinschaftsregierung vereinbart Dies rief Kaiser Rudolf II der die Regelung nicht anerkannte auf den Plan Er liess den Erzherzog Leopold mit seinen Soldnern einmarschieren Johann Sigismund und Wolfgang Wilhelm fanden Unterstutzung bei Frankreich England und den Niederlanden Der drohende europaische Krieg wurde durch die Ermordung von Heinrich IV von Frankreich vorerst abgewendet Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Erbfolgestreit 2 1 Erbfall 2 2 Belagerung Julichs 2 3 Erneute Spannungen und vorlaufige Losung 3 Weitere Kampfe und Vertrag von Kleve 4 Fazit 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Kurfurst Johann Sigismund von Brandenburg durch den Vertrag von Xanten der Erbfolger in Kleve Mark Ravensberg und Ravenstein anonymes Gemalde ca 1610Der Streit um die Erbfolge des julich kleve bergischen Furstenhauses beruhte auf zwei kaiserlichen Privilegien Schon Kaiser Friedrich III hatte dem Haus Sachsen die Nachfolge im Fall des Aussterbens der mannlichen Linie des Furstenhauses zugesichert Aufgrund eines Privilegs von Kaiser Karl V aus dem Jahr 1546 waren auch weibliche Nachkommen der Herzoge erbberechtigt Dieses Privileg machte die Tochter der Herzoge zu begehrten Ehepartnerinnen Herzog Wilhelm von Julich Kleve Berg der Reiche verheiratete zwischen 1573 und 1579 seine drei altesten Tochter in die Furstenhauser von Brandenburg Pfalz Neuburg und Pfalz Zweibrucken Nach dem Tod des Sohnes Karl Friedrich verblieb nur sein gemutskranker Sohn Johann Wilhelm als Nachfolger Das Ende der Dynastie und ein Konflikt um das Erbe waren somit abzusehen Trotz eines Erbvertrags zwischen den Schwestern kam es bald zu Unklarheiten uber den Verbleib des Landes Die mit Herzog Albrecht Friedrich von Preussen verheiratete Marie Eleonore hatte zwar als Alteste den Vorrang allerdings war ihr Sohn Wilhelm Friedrich noch einjahrig 1586 gestorben Daher beanspruchte Herzog Philipp Ludwig von Pfalz Neuburg der die zweitalteste Tochter Anna geheiratet hatte das Territorium fur sich Die Hohenzollern setzten 1577 Georg Friedrich von Ansbach als Vormund fur Marie Eleonores ebenfalls psychisch kranken Mann ein 1591 heiratete zudem der spatere Kurfurst und Markgraf von Brandenburg Johann Sigismund die alteste Tochter von Marie Eleonore und Albrecht Friedrich von Preussen Anna von Preussen Zunachst wurde der Streit zwischen Brandenburg und Pfalz Neuburg zuruckgestellt da beide versuchten gemeinsam die Vormundschaft uber Herzog Johann Wilhelm und somit Einfluss auf die Verwaltung seiner Lander zu erlangen 1591 rief Herzogin Jakobe die Gemahlin Johann Wilhelms von Julich Kleve und Berg einen Landtag in der Residenz Dusseldorf ein um die Administration der Lander neu zu regeln Alle an der Erbfolgefrage beteiligten Fursten ausser Sachsen sowie Kaiser Rudolf II schickten Gesandtschaften zu dieser Zusammenkunft Die Versammlung zerfiel schnell in ein protestantisches und ein katholisches Lager die jeweils fur sich die Vorherrschaft im Land beanspruchten Am Ende der Verhandlungen stand eine Sicherung des Status quo Die Herzogtumer Kleve sowie Julich und Berg sollten durch getrennte Rate die sich gegenseitig beraten mussten regiert werden 1606 erweiterte der Kaiser die Regentschaft der Rate auch auf die Zeit nach dem Tod des Herzogs Johann Wilhelms in der sie sich an seinen Anordnungen orientieren sollten Erbfolgestreit BearbeitenErbfall Bearbeiten nbsp Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Pfalz Neuburg durch den Vertrag von Xanten der Erbfolger in Julich und Berg Lithografie nach einem Gemalde von Anthonis van Dyck 1629Der Kaiser reagierte als erster als Johann Wilhelm am 25 Marz 1609 starb indem er seine Anweisung erneuerte und auch die Witwe die Herzogin Antonie die der gemutskranke Herzog von Julich Kleve Berg 1599 nach dem Tode seiner ersten Frau geheiratet hatte an der Regentschaft beteiligte Die erbberechtigten Fursten sollten bis zum Herbst des Jahres vor dem Kaiser erscheinen um ihre Anspruche darzulegen Trotz dieser Aufforderung begannen sowohl Brandenburg als auch Pfalz Neuburg durch Bevollmachtigte einzelne Orte im Furstentum unter ihre Kontrolle zu bringen Die Brandenburger waren dabei insbesondere in Kleve Mark und Ravensberg aktiv wahrend die Neuburger Bevollmachtigten in Julich und Berg ihren Einfluss entfalteten Die Landstande beschlossen in getrennten Verhandlungen sich vorerst keinem der beiden Konkurrenten anzuschliessen Im Mai 1609 traf ein kaiserlicher Kommissar ein der die Stande und Rate dazu anhielt eine gemeinsame Regierung unter der Aufsicht Rudolfs II zu bilden Gegen diese Einmischung beschlossen Brandenburg und Pfalz Neuburg im Juli im Dortmunder Rezess Julich Kleve bis zu einer endgultigen Einigung als gemeinsamen Besitz zu betrachten Die Regierung sollte von den Possedierenden 2 den Abgesandten beider Seiten also Erbprinz Wolfgang Wilhelm von Pfalz Neuburg dem Sohn des Pfalzgrafen Philipp Ludwig und Markgraf Ernst dem Bruder Johann Sigismunds ausgeubt werden Eine endgultige Regelung der Eigentumsverhaltnisse sollte entweder gutlich oder durch eine Schiedskommission erfolgen Die Possedierenden wurden in Kleve und Mark schnell als neue Herrscher angenommen in Julich und Berg stiessen sie jedoch auf Widerstand Die neuen Herrscher erhielten Unterstutzung durch Pfalz Zweibrucken das den Dortmunder Vertrag anerkannte und durch die Protestantische Union Moritz von Hessen und Heinrich IV von Frankreich die Gesandte nach Dusseldorf schickten Einer kaiserlichen Weisung alle von ihnen getroffenen Regelungen ruckgangig zu machen widersetzten sich die Possedierenden Sie zweifelten die kaiserliche Entscheidungsgewalt uber die Erbfolge an Sachsen nutzte die Gelegenheit um seine Anspruche beim Kaiser erneut geltend zu machen Aber auch innerhalb des Landes regte sich Widerstand gegen die Possedierenden Der Kommandant der Festung Julich Oberst Johann von Reuschenberg zu Overbach erkannte Ernst und Wolfgang Wilhelm nicht an und setzte in seiner Festung eine kaiserliche Regierung ein Rudolf entsandte daraufhin Erzherzog Leopold von Habsburg als Bevollmachtigten an die Spitze dieses Gremiums Da er jedoch nur mit wenig Geld ausgestattet war und die Festung nur eine Garnison von etwa 700 bis 900 Mann beherbergte hatte er kaum reale Macht Dennoch bekam der Konflikt durch die Entscheidung Reuschenbergs sowie durch die zunehmende Einmischung der europaischen Machte eine immer starkere militarische Komponente Die Bereitschaft aller Beteiligten eine Entscheidung durch einen Waffengang herbeizufuhren wuchs Den Possedierenden gelang es zwar im Verlauf des Sommers 1609 in allen Provinzen des Landes anerkannt zu werden doch tat sich ein immer tieferer Graben zwischen Ernst und Wolfgang Wilhelm auf Der Neuburger versuchte seine Schwache aufgrund der geringeren Macht seines Furstentums im Vergleich zu Brandenburg dadurch zu kompensieren dass er sich dem Kaiser und den Lutheranern annaherte Die nicht direkt an der Erbfolgeauseinandersetzung beteiligten Reichsfursten hielten sich zunachst zuruck um die Reaktion Heinrichs IV abzuwarten Dieser befurchtete ein Eingreifen der Spanier aus den Niederlanden und zog Truppen an der franzosisch niederlandischen Grenze zusammen Belagerung Julichs Bearbeiten nbsp Belagerung der Stadt Julich 1610Zum Ende des Sommers 1609 konnten die Possedierenden ihre Militarmacht durch finanzielle Unterstutzung aus ihren Stammlandern und ein Darlehen der Protestantischen Union auf 6000 Mann vergrossern An die Spitze der Truppen wurde Christian von Anhalt gestellt Sowohl bei der Union als auch bei Heinrich IV konnte er weitere Zusagen fur eine Unterstutzung der Possedierenden gewinnen Im Gegenzug forderte der franzosische Konig aber Verhandlungen uber einen Krieg gegen die Spanischen Niederlande Auf dem Unionstag im Februar 1610 konnten sich die Stadte nicht mit ihrer Forderung nach einer Verhandlungslosung durchsetzen Die Union beschloss die Possedierenden mit einem Verband von uber 10 000 Soldaten zu unterstutzen Heinrich sagte zu noch einmal die gleiche Anzahl auf eigene Rechnung zur Verfugung zu stellen Ein Vertrag verpflichtete die Fursten der Union und Heinrich IV zu gegenseitiger Militarhilfe im Fall eines Angriffs durch Spanien oder den Kaiser Da zudem noch Jakob von England und die Generalstaaten unter Fuhrung von Moritz von Oranien Truppen entsandten lagen im Sommer 1610 uber 30 000 Mann vor Julich Zudem wurden von Frankreich unter dem Kommando von Claude de La Chatre grosse Verbande nach Norden verlegt Heinrich und die Possedierenden kamen darin uberein nach der Eroberung Julichs uber die Maas in spanische Gebiete einzufallen nbsp Belagerung der Stadt Erkelenz 10 Mai 1610Gegen diesen Heerhaufen war Leopold trotz seines taktischen Vorteils als Verteidiger einer Festung unterlegen Auch der Reichsbann den der Kaiser gegen die Soldaten der Possedierenden und die sie unterstutzenden Bewohner Julich Kleves androhte zeigte kaum Wirkung Allerdings begann auch eine Mobilisierung der katholischen Krafte Leopold verliess Julich zur Truppenwerbung im Salzburger Land Erzherzog Albrecht stand in Luxemburg mit fast 20 000 Soldaten bereit Das Herzogtum Mailand das zweite Ziel einer franzosischen Offensive gegen Spanien bereitete sich auf eine Belagerung vor In Spanien wurde die Miliz mobilisiert Die Katholische Liga formierte sich indem die geistlichen Kurfursten ihr beitraten und ein Defensivbundnis mit Spanien geschlossen wurde In dieser angespannten Lage wurde am 14 Mai 1610 Heinrich IV ermordet Seine Frau Maria de Medici die die Regentschaft ubernahm versuchte den Konflikt mit Spanien zu entscharfen und beorderte einen Teil der Streitmacht an die franzosische Nordgrenze zuruck das Bundnis mit der Union wurde aber aufrechterhalten Um dem endgultigen Entzug der franzosischen Unterstutzung zuvorzukommen begann am 1 August 1610 die Belagerung Julichs Einen Monat spater musste Reuschenberg die Stadt ubergeben Da es nicht zu dem geplanten Uberfall auf die Spanischen Niederlande kam war der Konflikt damit beendet Erneute Spannungen und vorlaufige Losung Bearbeiten nbsp Die Vereinigten Herzogtumer und ihre vorlaufige Erbteilung Umstritten blieb das gesamte Gebiet bis zur Einigung der Possedierenden 1666 Formal ging die schraffierte Herrschaft Ravenstein RV an die brandenburgische Partei Die Herrschaft war jedoch weiter niederlandisch besetzt Erst 1672 verzichtete Brandenburg auf Ravenstein zu Gunsten von Pfalz Neuburg Im Verlauf der folgenden zwei Jahre zogen sich die Truppen bis auf wenige hundert Mann aus Brandenburg Neuburg und den Generalstaaten aus dem Gebiet zuruck Wahrend sich die militarische Lage in Julich Kleve beruhigte kam es zu verstarkten konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen den Calvinisten und Lutheranern im Land Eine Annaherung Johann Sigismunds an den Calvinismus fuhrte zu Spannungen zwischen den Possedierenden Zudem zeigten sich die Julicher Rate unkooperativ gegenuber Wolfgang Wilhelm und Ernst Nach dem Fehlschlag eines Vermittlungsversuchs auf dem Kolner Furstentag nahm der Kaiser den Achtsprozess gegen die Possedierenden und die Unterstutzung sachsischer Interessen wieder auf Der Vertrag von Juterbog von 1611 mit dem eine Entscheidung fur die Erbnachfolge gefunden werden sollte trat nie in Kraft Sowohl Liga Union als auch Frankreich zeigten kaum noch Interesse in Julich Kleve einzugreifen und einen neuen Waffengang zu riskieren Die folgenden Jahre waren von wechselnden Allianzen und Annaherungsversuchen zwischen Brandenburg Neuburg Sachsen und dem Kaiser bestimmt Bei einer Verhandlung im Dusseldorfer Residenzschloss erteilte der brandenburgische Kurfurst dem Erbprinzen von Pfalz Neuburg eine Ohrfeige 3 Am Ende dieser Verhandlungen stand 1613 die unwiderrufliche Spaltung zwischen Brandenburg und Neuburg als Johann Sigismund endgultig zum Calvinismus ubertrat und Wolfgang Wilhelm zunachst geheim katholisch wurde Da alles auf eine neue militarische Auseinandersetzung diesmal zwischen Brandenburg und Neuburg hinzusteuern schien suchten beide Seiten nach neuen Verbundeten Wolfgang Wilhelm erhielt dabei die Zusage von Spanien im Falle eines Brandenburger Angriffs militarische Unterstutzung zu gewahren Brandenburg konnte Hilfe aus den Generalstaaten erlangen Im Fruhjahr 1614 erschienen Truppen aus den Staaten vor Dusseldorf um Kurprinz Georg Wilhelm den Nachfolger Ernsts gegen einen angeblichen neuburgischen Handstreich zu schutzen Da die Bevolkerung die Stadt verbarrikadierte kam es jedoch zu keinen Auseinandersetzungen In der Folge trennten die Possedierenden ihre Residenzen Der Pfalzgraf blieb in Dusseldorf Georg Wilhelm liess sich in Kleve nieder und konnte seine Kontrolle auf Julich ausweiten nachdem die dortige Garnison der Generalstaaten verstarkt worden war und er die neuburgischen Soldaten vertrieben hatte Wahrenddessen baute Wolfgang Wilhelm Dusseldorf zur Festung aus und rief Spanien um Hilfe an Ende August 1614 setzte sich General Ambrosio Spinola mit etwa 20 000 Mann in Bewegung Die Armee der Generalstaaten unter Prinz Moritz brach kurze Zeit spater auf Bei Rees trafen die beiden Heerhaufen aufeinander Da man jedoch vor einer Wiederaufnahme des spanisch niederlandischen Krieges zuruckschreckte wurden Friedensverhandlungen aufgenommen die am 12 November 1614 zum Vertrag von Xanten fuhrten Darin wurde die Verwaltung des Landes territorial getrennt Brandenburg sollte von Kleve aus Kleve Mark Ravenstein und Ravensberg verwalten Die Neuburger Regierung sollte in Dusseldorf sitzen und die Kontrolle uber Julich Berg ausuben Zudem sollten sich samtliche fremde Truppen aus dem Land zuruckziehen Diese Forderung wurde jedoch nie erfullt Vielmehr blieben starke spanische und niederlandische Garnisonen bestehen Ausserdem wurde mit der Verwaltungsteilung der Grundstein zur endgultigen territorialen Teilung zwischen Brandenburg und Neuburg gelegt Weitere Kampfe und Vertrag von Kleve BearbeitenDurch den bald folgenden Dreissigjahrigen Krieg geriet die Region mit Ausnahme der Belagerung von Julich 1621 22 bei der die Generalstaaten und Spanien hier erneut aufeinandertrafen zunachst aus dem politischen Interesse Mit Bevolkerungsverlusten von etwa zehn Prozent gehorte der Niederrhein zu den weniger verheerten Gebieten Die klevischen Stadte genossen den Schutz starker Garnisonen der Generalstaaten Der Rest des Territoriums wurde hingegen wiederholt von kaiserlichen spanischen schwedischen und hessischen Truppen heimgesucht und mit hohen Kontributionen und Stationierungen belastet Zum Ende des Krieges waren das linksrheinische Duren und das markische Lippstadt mit hessischen Garnisonen besetzt wahrend kaiserliche Truppen in Siegburg und Beyenburg in Berg lagen Hessenkrieg Schlacht auf der Kempener Heide Schlacht bei Wevelinghoven Bis auf die Niederlander in Kleve und die Spanier in der Festung Julich zogen diese Truppen bis 1650 im Rahmen der auf dem Nurnberger Exekutionstag vereinbarten Demobilisierung ab Der neue brandenburgische Kurfurst Friedrich Wilhelm zeigte ab der Endphase des Dreissigjahrigen Krieges wieder eine starkere Aufmerksamkeit fur seine westlichsten Landesteile zumal kurz nach seinem Herrschaftsantritt die Kampfhandlungen im Reichsgebiet abflauten Die eigentliche Inbesitznahme gelang allerdings nur langsam da die Landstande dies zu verhindern suchten Sie setzten vor allem auf die in der Klever Union von 1496 verankerte Einheit des alten Herzogtums Julich Kleve sowie die ihnen dort garantierten Rechte Im Dusseldorfer Kuhkrieg fielen brandenburgische Truppen Mitte 1651 erneut in Berg ein Zusatzlich zu den umfangreichen Protesten der katholischen und nicht weniger protestantischer Fursten des Reiches arbeiteten auch die kleve markischen Stande gegen ihren Landesherren Sie baten den Kurfursten um Beilegung des Konflikts und beriefen zudem die Generalstaaten als Vermittler Da auch Friedrich Wilhelm sich nach Den Haag um Hilfe wandte beschlossen die Generalstaaten neutral zu bleiben Da auch der Kaiser sich fur die Beendigung des Konflikts einsetzte traf man sich am 19 August 1651 bei Angerort zu diesem Zeitpunkt jedoch noch erfolglos 4 Im Oktober 1651 jedoch wurde ein Vergleich zwischen Brandenburg und Pfalz Neuburg unterzeichnet Auf dem Reichstag von 1653 54 in Regensburg wurde uber eine endgultige Regelung des Erbfolgestreits verhandelt Die Verhandlungen blieben aber ohne greifbares Ergebnis fuhrten lediglich zu einer Aufforderung an den brandenburgischen Kurfursten zum Ruckzug seiner Truppen und zu einer gutlichen Einigung mit Neuburg Die Beilegung der Konflikte zwischen Brandenburg und Pfalz Neuburg wurde in den folgenden Jahren mehrfach in Angriff genommen und insbesondere von ausseren Machthabern unterstutzt Kaiser Leopold I war bemuht Konflikte zwischen seinen potentiellen Verbundeten im Reich einzudammen um sich gegen Frankreich abzusichern Auch die Stande der benachbarten Furstentumer wollten durch Vermittlungen die Stabilitat in der Region verbessern Diese Vermittlungsinteressen fuhrten schliesslich zu Verhandlungen zwischen Brandenburg und Pfalz Neuburg in Dorsten Diese Beratungen fuhrten aber zu keinen Ergebnissen da man sich nicht auf eine Losung der Konfessionsfrage einigen konnte Ende 1665 wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen Im Allgemeinen sollte der status quo rechtlich abgesichert werden Als neues Element erlangte die polnische Thronfolge Bedeutung Gegen das Zugestandnis brandenburgischer Unterstutzung fur Wolfgang Wilhelms Sohn und Nachfolger Philipp Wilhelms bei seiner Anwartschaft auf Polens Thron war Pfalz Neuburg bereit die Herrschaft Ravenstein bei Erfolg an Brandenburg abzutreten Im Direktorium des Niederrheinisch Westfalischen Reichskreises sollten beide Landesherren gleichberechtigt vertreten sein Bei der Konfessionsfrage ging man den muhsamen Weg fur jede Gemeinde das ausgeubte Bekenntnis einzeln festzulegen 1666 wurde der Vertrag von Kleve ratifiziert der den Konflikt zwischen Pfalz Neuburg und Brandenburg bedeutend reduzierte An den Kurfursten Friedrich Wilhelm fielen mit diesem Vergleich das Herzogtum Kleve und die Grafschaften Mark und Ravensberg an den Pfalzgrafen Philipp Wilhelm die Herzogtumer Julich und Berg sowie die kleinen flandrischen Herrschaften Wijnendale westlich von Gent und Breskesand auf der aussersten sudwestlichen Scheldeinsel Der Besitz der Herrschaft Ravenstein auf die beide Seiten weiterhin Anspruche erhoben sollte spater einvernehmlich festgestellt werden Die Stande nahmen den Vertrag an obwohl damit die Teilung des Landes endgultig festgeschrieben wurde Erst 1671 gab Brandenburg seinen Anspruch auf die Herrschaft Ravenstein zugunsten Pfalz Neuburgs auf behielt sich aber das Recht der Nachfolge nach Erloschen der mannlichen Neuburger Linie vor Fazit BearbeitenBrandenburg Brandenburg Preussen und schliesslich das Konigreich Preussen nahmen mit dem im Julich Klevischen Erbfolgestreit hinzugewonnenen rheinisch westfalischen Streubesitz eine westlich orientierte Entwicklungsrichtung auf in deren Verlauf beachtliche Modernisierungs und Veranderungsdynamiken ausgelost wurden Deren Folgen betrafen Brandenburg und Preussen nicht nur selbst sondern wirkten auch massgeblich in die Geschichte Deutschlands und Europas hinein Der Streubesitz zwang zu einer aktiven Aussenpolitik zu permanenter Modernisierung von Staat Militar und Teilbereichen der Wirtschaft sowie zu einer Offnung in kultureller und geistiger Hinsicht 5 Dusseldorf im Herzogtum Berg wurde dagegen zur bevorzugten Residenz der Pfalz Neuburger Herrscher selbst nachdem diese 1685 auch die Kurpfalz geerbt hatten Unter Herzog Johann Wilhelm erlebten Julich und Berg ab 1679 eine grosse Blute erst unter seinem Nachfolger verlagerte sich ab 1717 der Schwerpunkt der Pfalzer Wittelsbacher nach Mannheim Erst 1741 als das Haus Pfalz Neuburg vor dem Aussterben im Mannesstamm stand und die Erbfolge somit wieder akut wurde erfolgte vertraglich zwischen Brandenburg Preussen und der Kurpfalz unter Einschluss von Kursachsen eine endgultige Beilegung des Erbfolgestreits Literatur BearbeitenRolf Achim Mostert Der julich klevische Regiments und Erbfolgestreit ein Vorspiel zum Dreissigjahrigen Krieg In Stefan Ehrenpreis Hrsg Der Dreissigjahrige Krieg im Herzogtum Berg und in seinen Nachbarregionen Neustadt an der Aisch Verlagsdruckerei Schmidt 2002 S 26 64 Bergische Forschungen Quellen und Forschungen zur bergischen Geschichte Kunst und Literatur Bd 28 Heinz Ollmann Kosling Der Erbfolgestreit um Julich Kleve 1609 1614 Ein Vorspiel zum Dreissigjahrigen Krieg Regensburg 1996 Theorie und Forschung 442 Theorie und Forschung Geschichte 5 Olaf R Richter Der Ubertritt des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm zum katholischen Glauben in Dusseldorf im Jahr 1614 In Landes und Reichsgeschichte Festschrift fur Hansgeorg Molitor zum 65 Geburtstag Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2004 ISBN 3 89534 518 0 S 117 145 Hermann Josef Roggendorf Die Politik der Pfalzgrafen von Neuburg im Julich Klevischen Erbfolgestreit In Dusseldorfer Jahrbuch 53 1968 S I XVIII 1 211 Hans Goldschmidt Kriegsleiden am Niederrhein im Jahre 1610 In Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 45 1912 S 143 155 Wilhelm Curten Die Organisation der julich klevischen Landesverwaltung von Beginne des Erbfolgestreits bis zur Abdankung des Markgrafen Ernst 1609 1613 In Beitrage zur Geschichte des Niederrheins Jahrbuch des Dusseldorfer Geschichtsvereins 24 1912 S 206 247 Ernst von Schaumburg Der Julich Clevische Erbfolgestreit und die Belagerung von Julich vom 28 Juli bis 2 September 1610 In Zeitschrift des Aachener Geschichtsverein 1 1879 S 286 370 Blatt 292 Wikimedia Commons Friedrich Meinecke Das Stralendorffsche Gutachten und der Julicher Erbfolgestreit Dissertation 1886 Weblinks BearbeitenDortmunder Rezess zwischen Brandenburg und Pfalz Neuburg u a in der Julicher Erbschaftsfrage Quelltext des Dortmunder Vertrags von 1609 beim Portal Westfalische Geschichte LWL Christoph Kaltscheuer Der Julich klevische Erbfolgestreit im Spiegel zeitgenossischer Flugschriften Website des Landschaftsverbands Rheinland im Portal rheinische geschichte lvr de mit weiterfuhrenden Literaturhinweisen und Abbildungen 30 Juni 2011 abgerufen am 4 September 2012Einzelnachweise Bearbeiten Roggendorf S 79 82 possedieren In Heidelberger Akademie der Wissenschaften Hrsg Deutsches Rechtsworterbuch Band 10 Heft 7 8 bearbeitet von Heino Speer u a Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 2000 ISBN 3 7400 0988 8 adw uni heidelberg de Das Substantiv Possedierender Plural Possedierende ist abgeleitet aus dem Verb possedieren welches besitzen innehaben bedeutet Friedrich II Denkwurdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg S 34 digitales Dokument im Portal friedrich uni trier de abgerufen am 26 Januar 2013 Josef Breitenbach Wolfgang Wilhelm In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 44 Duncker amp Humblot Leipzig 1898 S 87 116 Eckhard Trox Die Ausstellung Preussen Aufbruch in den Westen in Ludenscheid In Heimatpflege in Westfalen Heft 1 2009 S 1 ff lwl org PDF Normdaten Sachbegriff GND 4162808 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julich Klevischer Erbfolgestreit amp oldid 237992994