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Die Belagerung von Julich durch Truppen Frankreichs und der Vereinigten Provinzen unter dem Befehl von Claude de La Chatre und Moritz von Oranien fand vom 29 Juli bis zum 2 September 1610 wahrend des Julich Klevischen Erbfolgestreits und des Achtzigjahrigen Kriegs statt Sie endete mit der Ubergabe der Stadt deren Festung und Zitadelle als eine der fortschrittlichsten Fortifikationen ihrer Zeit angesehen war Belagerung von JulichTeil von Julich Klevischer ErbfolgestreitAchtzigjahriger KriegDatum 29 Juli bis 2 September 1610Ort JulichAusgang Ubergabe der StadtKonfliktparteienRepublik der Vereinigten Niederlande Vereinigte NiederlandeFrankreich Konigreich 1791 Frankreich Spanien 1506 SpanienRomisches Reich Heiliges 1400 Heiliges Romisches ReichBefehlshaberMoritz von OranienClaude de La Chatre Johann von Reuschenberg zu OverbachTruppenstarke25 500 Mann 2 500 Mann Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verlauf 2 1 Kaiserliche Besitzergreifung und Anmarsch des Belagerungsheeres 2 2 Angriff gegen die Zitadelle 2 3 Ubergabe 3 Nachspiel 4 QuellenVorgeschichte BearbeitenMit dem Tod des letzten Herzogs der Vereinigten Herzogtumer Julich Kleve Berg entzundete sich der auch konfessionell gepragte Streit um das Erbe der bereits neun Jahre vor Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges fast zu einem allgemeinen europaischen Krieg gefuhrt hatte Hauptstreitparteien waren der Kurfurst Johann Sigismund von Kurfurstentum Brandenburg und Philipp Ludwig von Pfalz Neuburg auf der einen Seite die mit Kaiser Rudolf II und einigen anderen Erbanwartern wie dem Kurfurstentum Sachsen auf der anderen Seite um das Erbe stritten Es bildeten sich zwei Kriegsparteien die Possedierenden in welcher die Erbanwarter Brandenburg und Pfalz Neuburg mit ihren meist protestantischen Unterstutzern zusammengefasst waren und die Kaiserlichen sprich die anderen Erbanwarter und die katholische kaiserliche Macht Trotz zahlreicher Verhandlungen wurde bald klar dass die Auseinandersetzung nicht ohne Gewalt abgehen wurde und beide Seiten warben eifrig Soldner Verlauf BearbeitenKaiserliche Besitzergreifung und Anmarsch des Belagerungsheeres Bearbeiten Bereits zu Beginn des Konfliktes hatte sich der kaiserliche Reichskommissarius Erzherzog Leopold des Besitzes der Hauptlandesfestung des Herzogtums Julich versichert und nahm die Festung Julich am 23 Juli 1609 in Besitz nachdem bereits zuvor der kaisertreue Julicher Amtmann Johann von Reuschenberg zu Overbach die Tore fur alle anderen Parteien geschlossen hatte Von hier aus stellte der Erzherzog das Herzogtum bis zur endgultigen Regelung der Nachfolge unter kaiserliche Zwangsverwaltung Offenbar setzte der Kaiser darauf dass der Besitz der damals mit Abstand starksten Festung im Rheinland ein gewichtiges Argument im kommenden Konflikt um die Erbfolge sein wurde Die Possedierenden waren jedoch nicht bereit dies auf sich sitzenzulassen Schon kurz darauf erschienen ihre Truppen vor der Festung angeblich 4 500 Infanteristen und 1 200 Reiter und bezogen um sie herum ihre Winterquartiere wobei sie die ansassige Bevolkerung drangsalierten Diese Ansammlung war jedoch nur die Vorhut eines weit grosseren Heeres das im Fruhling 1610 bei Schenkenschanz versammelt wurde Den Oberbefehl fuhrten Christian von Anhalt und Markgraf Ernst von Brandenburg und der Feldoberst der Generalstaaten Prinz Moritz von Oranien Nassau besichtigte dort am 11 Juli 1610 14 000 Infanteristen und 3 000 Kavalleristen die aus niederlandischen englischen und franzosischen Truppen bestanden und funf Tage spater uber Xanten und Neuss in Richtung Julich aufbrachen Die Belagerungsartillerie aus 48 Geschutzen wurde auf dem Rhein per Schiff transportiert und in Neuss an Land gebracht Am 27 Juli ereignete sich in Gustorf ein schweres Ungluck 16 000 Pfund Schiesspulver explodierten toteten 25 Fuhrleute und 16 Pferde und beschadigte 50 Fuhrwerke mit Luntenladungen Am 28 Juli vereinigte sich das Belagerungsheer mit den bereits vor Julich liegenden Truppen der Possedierenden sowie 5 000 von der Protestantischen Union angeworbenen Soldner und begannen mit der regelrechten Belagerung Spater trafen auch weitere franzosische Truppen von 8 000 Fusssoldaten 1 200 Reitern und vier Geschutzen unter dem Kommando von Claude de La Chatre ein Angriff gegen die Zitadelle Bearbeiten Zuerst zernierten die Belagerer die Festung mit einem Ring aus Schanzen und bereiteten dann den Angriff vor Man entschied sich aus verschiedenen Grunden zum Angriff gegen den am starksten befestigten Abschnitt die alles beherrschende Zitadelle ein Angriff gegen die Stadt hatte sich in jedem Fall schwierig gestaltet und die Belagerten im Besitz der Zitadelle gelassen ohne die man die Stadt nicht beherrschen konnte und ausserdem war ein Angriff gegen die Zitadelle dank der nahe liegenden Merscher Hohe am einfachsten zu bewerkstelligen Von dieser Anhohe im Norden Julichs hatte man einen guten Uberblick uber das Geschehen und auch eine gute Schussposition fur einen Angriff auf die Zitadelle Durch die uberhohte Position konnte man von dort aus gut in die Festung hineinschiessen und angeblich war der damals noch sehr hohe Nordostturm des Schlosses ein besonders beliebtes Ziel Grossere Lager befanden sich bei Barmen und Broich Moritz von Oranien sowie bei Stetternich und Bourheim Christian von Anhalt bei Koslar befanden sich die Quartiere franzosischer Hilfstruppen Die lediglich 2 500 Mann starke Festungsbesatzung unter dem Kommando von Johann von Reuschenberg hatte vor der Feldseite der Zitadelle einige zusatzliche Vorwerke errichtet darunter zwei halbmondformige Erdwerke vor den Zitadellenbastionen II und III und ein Ravelin vor dem Feldtor Der Reichskommissarius hatte die Festung zu Beginn der Belagerung verlassen jedoch sein Tafelsilber zur Verwendung als Notklippen in kleine Stucke schneiden und als Entlohnung an seine Soldaten ausgeben lassen Obwohl die Besatzung zahlreiche Ausfalle unternahm konnte sie die erdruckend uberlegenen Belagerer kaum behindern Moritz von Oranien trachtete danach Julich nach Moglichkeit als strategisch wichtige Festung fur die Niederlande zu gewinnen und trieb daher den Angriff gegen die Festung voran bevor die erwartete franzosische Hauptmacht unter Heinrich IV eintraf In der Nacht vom 31 Juli auf den 1 August begann daher bereits der eigentliche Angriff durch das Vortreiben von Laufgraben gegen die Zitadelle Bereits am 4 August begann eine Batterie von vier Geschutzen die Befestigungen zu beschiessen funf Tage spater eine weitere Batterie mit neun Geschutzen und am 14 August gesellte sich eine weitere Batterie von vier Geschutzen hinzu Schwerpunkt der Angriffe war das Ravelin II vor der Feldseite der Zitadelle das einen ersten Sturmangriff noch abweisen konnte aber bereits beim zweiten in die Hand der Belagerer fiel Auch die Kontregardes vor den Zitadellenbastionen II und III fielen schon am 15 August und die Belagerer konnten mit dem Errichten von Breschierbatterien vor der Zitadellenbastion II beginnen In der Festung wurden Bargeld und Nahrungsmittel bald knapp da die Kaiserlichen wohl nicht ernsthaft mit einer Belagerung gerechnet hatten und obendrein bereits seit Monaten in der Festung eingeschlossen waren Ubergabe Bearbeiten nbsp Die Ubergabe der Festung JulichAm 26 August uberquerten die Belagerer im Schutz der Nacht den Graben den sie teilweise aufgefullt hatten und forderten die Verteidiger zum ersten Mal zur Ubergabe auf Der Kommandant erbat zunachst drei Tage Bedenkzeit lehnte dann aber doch ab worauf die Belagerer am 27 August den Angriff gegen die Zitadellenbastion II begannen Mineure untergruben die Mauern und durchbrachen die Bekleidungsmauer der Bastion am 28 August am Tag darauf drangen sie in das dahinterliegende Erdreich ein Am 31 August war durch die Arbeit der Mineure und 200 Schuss der Belagerungsartillerie eine breite Bresche gelegt und es war nur noch eine Frage der Zeit bis eine gangbare Bresche einen Sturm auf die Zitadelle ermoglichen wurde Entsprechend ergaben sich die Verteidiger am 1 September 1610 Den Uberlebenden wurde ein Abzug unter ehrenvollen Bedingungen gewahrt Nachspiel BearbeitenDie Belagerung war im In und Ausland aufmerksam verfolgt worden und ist in vielen zeitgenossischen Darstellungen und Schilderungen uberliefert Zunachst verwalteten die Possedierenden die Festung gemeinsam zerstritten sich jedoch ab 1614 um das Erbe Die Festung wurde nun in die Hande der verbundeten Niederlander ubergeben deren Befehlshaber der englische Soldnerfuhrer und Major der Generalstaaten Frederik Pithan ab 1614 Festungskommandant wurde und es bis zum Ende der zweiten Belagerung Julichs 1621 22 bleiben sollte Quellen BearbeitenHartwig Neumann Die Zitadelle Julich Ein Gang durch die Geschichte Verlag Jos Fischer Julich 1971 Historische Reminiscenzen der Veste Julich Anonym Verlag Jos Fischer Julich 1889 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Julich 1610 amp oldid 237795182