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Als Kreuz und Fahnengefechte werden zwei gewalttatige Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten bezeichnet die sich 1606 und 1607 in der damaligen Reichsstadt Donauworth zugetragen haben Infolge dieser lokalen Streitigkeiten wurde Donauworth vom Herzogtum Bayern annektiert was wiederum zur Grundung der Protestantischen Union als Schutzbundnis lutherischer und calvinistischer Reichsstande fuhrte Der Konflikt um Donauworth trug zu den Spannungen bei die 1618 den Dreissigjahrigen Krieg auslosten Kreuz und FahnengefechtWandbild zur Erinnerung an das Kreuz und FahnengefechtDatum 1606 1607Ort DonauworthAusgang Reichsacht gegen Donauworth Katholischer SiegFolgen Donauworth wird in das Herzogtum Bayern einverleibtKonfliktparteienRomisches Reich Heiliges 1400 Hl Romisches Reich Herzogtum BayernDonauworther Katholiken DonauworthDonauworther Protestanten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Markusprozession 1606 3 Erneute Prozession und Verhangung der Reichsacht 4 Nachwirkungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Einwohner Donauworths waren in der Reformationszeit mehrheitlich zum Protestantismus konvertiert Auch der Magistrat der Stadt war protestantisch Als sich seit Ende des 16 Jahrhunderts als Folge der katholischen Gegenreformation der Ton zwischen den Anhangern beider Konfessionen wieder verscharfte kam es auch in Donauworth zunehmend zu religios motivierten Disputen und Streitigkeiten zwischen der protestantischen Mehrheit und der katholischen Minderheit Dabei wurden die Katholiken von den Monchen des am Stadtrand liegenden Benediktinerklosters Heilig Kreuz unterstutzt Markusprozession 1606 BearbeitenZum ersten gewalttatigen Zusammenstoss kam es am 25 April 1606 Bei der Markusprozession ins nahegelegene Dorf Auchsesheim durchquerten funf Benediktinermonche und eine kleine Schar Katholiken die Stadt singend und mit wehenden Fahnen Diese Zurschaustellung des Katholizismus war nach den Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens zwar rechtens widersprach aber der in den vorangegangenen Jahren geubten Praxis Die protestantische Bevolkerungsmehrheit betrachtete das demonstrative Auftreten der Katholiken als Provokation Als die Prozession auch den Ruckweg wieder durch die Stadt nehmen wollte verweigerte ihr der Rat der Stadt den Einlass durch das Stadttor Die Durchquerung der Stadt werde nur gestattet wenn die Fahnen eingerollt wurden und der Gesang unterbleibe Es folgte ein Streit zwischen den Konfessionsgruppen der in einer Prugelei endete Ein Notar des Bischofs von Augsburg protokollierte den Vorfall Aus seiner Anwesenheit schliessen einige Historiker dass die Prozession tatsachlich als Provokation geplant war Der Bischof von Augsburg reichte beim Reichshofrat Klage gegen Donauworth ein wobei der notarielle Bericht als Beweis diente Kaiser Rudolf II selbst katholisch drohte der Stadt daraufhin mit der Reichsacht wenn sie die Rechte ihrer katholischen Burgerschaft nicht respektiere Erneute Prozession und Verhangung der Reichsacht BearbeitenTrotz dieser Drohung endete auch die Markusprozession des darauffolgenden Jahres wieder in einem Tumult Die Teilnehmer an der Prozession wurden zusammen mit zwei bayerischen Kommissaren aus der Stadt gejagt Daraufhin verhangte der Kaiser am 3 August 1607 1 die Reichsacht uber Donauworth und beauftragte den bayerischen Herzog Maximilian I mit ihrer Vollstreckung In Uberschatzung der eigenen Moglichkeiten weigerte sich der Rat der Stadt eine von Maximilian I entsandte Verhandlungsdelegation auch nur zu empfangen So liess der Herzog Ende November 1607 eine Streitmacht von 15 000 Mann vor Donauworth aufmarschieren Die kleine Reichsstadt die damals ca 4 000 Einwohner zahlte kapitulierte angesichts der Ubermacht und am 17 Dezember besetzten die bayerischen Truppen den Ort 2 Herzog Maximilian liess der Stadt eine astronomisch hohe Kostenrechnung prasentieren die ihre finanziellen Mittel weit uberstieg Da Donauworth die Geldforderungen nicht erfullen konnte blieb die Stadt im bayerischen Pfandbesitz was de facto einer Annektierung durch das benachbarte Herzogtum entsprach Nachwirkungen BearbeitenDer Fall Donauworth trug wesentlich zur Verscharfung der konfessionellen Spannungen im Reich bei Zwar hatten sich die Protestanten Donauworths mit der Behinderung der Prozessionen ins Unrecht gesetzt aber auch die Ausfuhrung der Reichsacht durch den Bayernherzog geschah gegen geltendes Reichsrecht Da Donauworth nicht zum bayerischen sondern zum schwabischen Reichskreis gehorte ware die Exekution Aufgabe des Herzogs von Wurttemberg als zustandiger Kreisobrist gewesen Dieser aber war selbst Protestant so dass der Kaiser den katholischen Herzog von Bayern beauftragte Maximilian I betrieb in der Folgezeit eine gezielte Rekatholisierung der Stadt Daher verliess ein grosser Teil der protestantischen Burger Donauworth infolge der bayerischen Besetzung was zur Verarmung der Stadt fuhrte Ihre Annexion durch Bayern erregte unter den Protestanten ganz Deutschlands grosses Aufsehen und trug zum wachsenden Misstrauen zwischen den Glaubensgruppen bei Einige der zuvor zerstrittenen protestantischen Reichsstande grundeten als Reaktion auf Donauworth die Protestantische Union um weiteren Anspruchen der katholischen Machte entgegenzutreten Ihr Anfuhrer war der calvinistische Kurfurst Friedrich von der Pfalz der nach 1618 zusammen mit seinem katholischen Vetter Maximilian von Bayern wesentlich zum Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges beitrug Literatur BearbeitenRainer A Muller Gegenreformation und Dreissigjahriger Krieg 1555 1648 Band 4 der Buchreihe Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellungen S 132 134 Maximilian Lanzinner Donauworth Der bayerische Griff nach der Reichsstadt 1607 1608 In Alois Schmid Katharina Weigand Hg Schauplatze der Geschichte in Bayern Seite 216 230 C H Beck Verlag Munchen 2003 ISBN 978 3 406 50957 5 Dieter Albrecht Das Donauworther Ereignis und die Grundung der Liga In Max Spindler Handbuch der bayerischen Geschichte 2 Band Seite 414 417 2 Aufl Munchen 1988 ISBN 3 406 32320 0Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Kreuz und Fahnengefecht Quellen und Volltexte Schlagerei mit fatalen Folgen Die gewaltsame Storung einer Prozession im Jahr 1606 fuhrte zur Rekatholisierung von Donauworth Memento vom 19 August 2007 im Internet Archive Artikel im Sonntagsblatt Bayern vom 18 Dezember 2005Einzelnachweise Bearbeiten https www ingolstadt de stadtmuseum scheuerer ausstell maximi14 htm https www retrobibliothek de retrobib seite html id 104451 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuz und Fahnengefecht amp oldid 230823116