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Der Bayerische Reichskreis zeitgenossisch als Bairischer Kreis bezeichnet ist einer von zunachst sechs spater zehn Reichskreisen in die Konig Maximilian I ab 1500 die meisten Territorien des Heiligen Romischen Reiches einteilte Der Kreis bestand bis 1806 Der Bayerische Reichskreis oliv auf einer Kreiskarte des Reiches Stand etwa 1630 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Reichsstande des Kreises 4 Organe 4 1 Kreistag 4 2 Kreisausschreibamt 4 3 Kreisobristen 4 4 Kreistruppen 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeographie BearbeitenDer Bayerische Reichskreis umfasste im Wesentlichen das heute Altbayern genannte Gebiet seit 1628 inklusive der Oberpfalz mit dem Innviertel sowie das Salzburger Land Verglichen mit anderen Reichskreisen war der Bayerische Reichskreis ein weitgehend geschlossenes Gebiet mit dem Herzogtum Bayern und dem Erzstift Salzburg als fuhrenden Machten Geschichte BearbeitenBereits Konig Sigismund hatte 1415 in Konstanz einen ersten Kreisentwurf unterbreitet der vier Bezirke Rheinland Schwaben Franken sowie Mitteldeutschland mit je einem Kreishauptmann und gegenseitiger Beistandspflicht vorsah 1 Auf dem Augsburger Reichstag von 1500 wurde unter Konig Maximilian I dann zur Durchfuhrung der Reichsexekution gegen Landfriedensbrecher wie auch zur Vollstreckung der Reichskammergerichtsurteile eine Reichsexekutionsordnung geschaffen und dazu das Reich in sechs Kreise aufgeteilt zu denen auch der damit gegrundete Bayerische Reichskreis gehorte Nicht zum Bayerischen Reichskreis zahlte am Anfang die kurpfalzische Oberpfalz die zum Kurrheinischen Kreis gezahlt wurde Die Oberpfalz kam erst zum Reichskreis als das Herzogtum Bayern mit der Ubertragung der Pfalzer Kur an Maximilian I 1623 28 selbst zum Kurfurstentum aufgestiegen war Bereits 1602 war die Herrschaft Degenberg an das Herzogtum Bayern gefallen Um die Mitte des 17 Jahrhunderts kamen dann noch einige neue weltliche Stande hinzu Fur das Herzogtum Bayern spielte der zugehorige Reichskreis im Verhaltnis mit den zum Teil territorial eingestreuten und benachbarten Reichsstanden eine wichtige Rolle Obwohl das Herzogtum Bayern im Kreis stets die dominierende Macht blieb der neben dem mit Salzburg alternierenden Direktorium auch die Munzaufsicht und das Amt des Kreisobristen zustanden behielt die Kreisorganisation wahrend der Zeit ihres Bestehens ihre uberterritoriale Funktion Der Kreis bot so bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 nicht nur Schutz in einem nicht immer spannungsfreien Verhaltnis der bayerischen Wittelsbacher zu der von ihrem Landesterritorium umschlossenen Reichsstadt Regensburg der seit 1663 als Ort des Immerwahrenden Reichstags und Sitz des Prinzipalkommissars sowie europaischer Diplomaten von Rang ein besonderer symbolischer Stellenwert fur den Reichsverband zugewachsen war Der Kreis stabilisierte auch die Position des Hochstifts Freising das aus bayerischer Sicht immer wieder besitzergreifend als unsere pfarr bezeichnet wurde Der Reichskreis schuf im Umkreis des Herzogtums die Grundlagen fur die nicht nur verfassungsrechtlich bedeutsame nachbarliche Koexistenz mit dem Fursterzbistum Salzburg den Hochstiften Passau und Regensburg der Furstpropstei Berchtesgaden oder den kleineren weltlichen Herrschaften Ortenburg Hohenwaldeck und Haag Am Ende des 18 Jahrhunderts konnten die Wittelsbacher nach zahlreichen Territorialerwerbungen neun der zwanzig Stimmen im Konvent bundeln was das Ubergewicht des Herzogtums Bayern im Gremium weiter verstarkte Mit der Sakularisation in Bayern 1803 und der Umwandlung des Erzstifts Salzburg in das Kurfurstentum Salzburg schwand die Bedeutung des Reichskreises Die endgultige Auflosung kam mit dem Ende des Heiligen Romischen Reichs am 6 August 1806 mit der Niederlegung der Reichskrone durch Kaiser Franz II Reichsstande des Kreises BearbeitenZum Reichskreis zahlten nach der Kreiseinteilung von 1521 1532 nur 21 Reichsstande davon zwolf geistliche Fursten bzw Pralaten namlich der Erzbischof von Salzburg die Bischofe von Passau Freising Regensburg und Chiemsee der Propst zu Berchtesgaden die Abte zu Waldsassen Rott am Inn Kaisheim und St Emmeram sowie die Abtissinnen vom Niedermunster und Obermunster in Regensburg Acht weltliche Fursten Grafen und Herren im Einzelnen die Herzoge von Bayern die Herzoge von Pfalz Neuburg und die Landgrafen von Leuchtenberg die Grafen von Haag Ortenberg Ortenburg Freiherren zu Stauff und Ehrenfels die Herren von Degenberg von Wolfstein als Freiherrn zu Ober Sulzburg und Pyrbaum Einzige Reichsstadt im Gebiet des Kreises war Regensburg immerhin Sitz des Immerwahrenden Reichstags Schon bald wurde die Reichsunmittelbarkeit des Hochstifts Chiemsee vom Salzburger Erzbischof und der Abtei Rott am Inn vom bayerischen Herzog erfolgreich bestritten Dagegen kam 1559 die Herrschaft Hohen Waldeck als neuer Reichs und Kreisstand hinzu Erfolgreich hatte der Kurfurst von der Pfalz erreicht dass sein Besitz in Nordbayern die Obere Pfalz nicht zum Bayerischen Kreis sondern entsprechend dem personalen Charakter der Standschaft und trotz der geografischen Entlegenheit wie der sonstige kurfurstliche Herrschaftsbereich zum Kurrheinischen Kreis zahlte Ebenso gelang es ihm die am Nordrande der Oberpfalz gelegene Abtei Waldsassen seiner Vogtei zu unterwerfen und somit auch dem bayrischen Kreis zu entfremden Nach der Niederlage des Kurfursten Friedrichs V in der Schlacht am Weissen Berg bei Prag am 8 November 1620 fiel die Oberpfalz allerdings an das Herzogtum Bayern und wurde rekatholisiert Um die Mitte des 17 Jahrhunderts kamen einige neue Stande hinzu so die Herrschaften Breiteneck Graf Tilly und Stornstein Furst Lobkowitz Auch die wittelsbachische Nebenlinie Pfalz Sulzbach gelangte 1656 zu eigener Landeshoheit und wenn auch erst 1697 zu Sitz und Stimme nicht nur auf dem Reichstag sondern auch im bayrischen Kreistag Da es die bayrischen Herzoge verstanden sich fur den Fall des Aussterbens anderer reichsunmittelbarer Adelsgeschlechter den Heimfall von deren Lehen bzw Anwartschaftsrechte zu sichern fuhrte der Kurfurst von Bayern schliesslich neun der zwolf weltlichen Kreisstimmen siehe unten Die Abteien Rott Waldsassen Niederaltaich Benediktbeuern Ebersberg Steingaden und Tegernsee versuchten noch im 18 Jahrhundert vergeblich die Reichsstandschaft oder zumindest die Kreisstandschaft zu erlangen Es gab auch vereinzelt freie Reichsritter die keine Kreisstandschaft besassen etwa die Reichsfreiherren von Fraunhofen oder die Freudenberger Gegen Ende des Reiches 1792 umfasste der Kreis die folgenden Territorien Geistliche Bank Erzstift Salzburg Hochstift Passau Hochstift Freising Hochstift Regensburg Furstpropstei Berchtesgaden Furstabtei Sankt Emmeram Regensburg Reichsabtei Waldsassen Reichsabtei Niedermunster Regensburg Reichsabtei Obermunster Regensburg Weltliche Bank Herzogtum Bayern Inhaber Pfalz Sulzbach ab 1777 Herzogtum Pfalz Neuburg Inhaber Pfalz Sulzbach ab 1742 Herzogtum Pfalz Sulzbach Gefurstete Landgrafschaft Leuchtenberg Inhaber Bayern wieder ab 1714 Gefurstete Grafschaft Stornstein Inhaber Lobkowitz Grafschaft Haag Inhaber Bayern ab 1567 Grafschaft Ortenburg Herrschaft Ehrenfels Inhaber Pfalz Neuburg ab 1568 Herrschaft Sulzburg Pyrbaum Inhaber Bayern ab 1740 Grafschaft Hohenwaldeck Inhaber Bayern ab 1734 Herrschaft Freudenberg Inhaber Pfalz Neuburg ab 1594 Reichsgrafschaft Breitenegg Inhaber Bayern ab 1792Reichsstadte Reichsstadt RegensburgOrgane BearbeitenKreistag Bearbeiten Der Kreistag war das Beschluss und Beratungsgremium der Mitglieder des Reichskreises Er wurde durch die Kreisauschreibenden Fursten einberufen Nach der Kreiseinteilung von 1521 1532 waren neben Bayern und Salzburg nur noch 19 weitere Reichsstande im Bayerischen Reichskreis vertreten darunter die Hochstifte Passau Freising und Regensburg Kreisausschreibamt Bearbeiten Das wichtigste Amt im Kreis war das Kreisausschreibamt das Ort und Zeit sowie Beratungsgegenstand einer Allgemeinen oder Engeren Kreisversammlung festzusetzen und deren Einberufung uber die Bankvorsitzenden zu veranlassen hatte Die beiden ranghochsten Stande der Herzog von Bayern als weltlicher Furst und der Erzbischof von Salzburg hatten gewohnheitsrechtlich die beiden gemeinschaftlich zustehende Funktion der Kreisausschreibenden Fursten und formierten gemeinsam das Kreisausschreibamt als Kreisorgan Der geistliche Furst hatte dabei den ersten Rang der weltliche die Macht Mund und Feder Im Innenverhaltnis der beiden Fursten gab es immer wieder Meinungsverschiedenheiten vgl Ochsenkrieg 1611 die sich dann auch gegenuber dem Kreis auswirkten Die kreisausschreibenden Fursten wurden ausserdem vom Reichskammergericht und vom Reichshofrat mit Exekutionen ihrer Urteile beauftragt Kreisobristen Bearbeiten Der Kreisobrist hatte sowohl zivile als auch militarische Aufgaben Die Bedeutung im bayerischen Reichskreis war beschrankt 1531 wurde Herzog Ludwig von Bayern erster Feldhauptmann des Kreises dem Pfalzgraf Philipp von Neuburg folgte Ab 1580 waren jeweils die Herzoge und Kurfursten von Bayern auch Kreisobrist Kreistruppen Bearbeiten Die Kreistruppen des bayerischen Reichskreises wurden im Wesentlichen vom Herzogtum Bayern und dem Erzstift Salzburg gestellt Das Soll Simplum der Kontingente des Bayerischen Reichskreises in der Reichsarmee betrug 1681 2 800 Mann Kavallerie und 1 494 Mann Infanterie Hauptartikel Liste der Regimenter des bayerischen ReichskreisesLiteratur BearbeitenPeter Claus Hartmann Der Bayerische Reichskreis 1500 bis 1803 Strukturen Geschichte und Bedeutung im Rahmen der Kreisverfassung und der allgemeinen institutionellen Entwicklung des Heiligen Romischen Reiches Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 09057 8 Winfried Dotzauer Die deutschen Reichskreise 1383 1806 Franz Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 07146 6 Wolfgang Wust Hrsg Die gute Policey im Reichskreis Zur fruhmodernen Normensetzung in den Kernregionen des Alten Reiches Bd 3 Der Bayerische Reichskreis und die Oberpfalz Akademie Verlag Berlin 2004 ISBN 3 05 003769 5 Wolfgang Wust Nutzlose Debatten Europaische Vorbilder Die Konvente der suddeutschen Reichskreise als vormoderne Parlamente In Konrad Amann Ludolf Pelizaeus Annette Reese Helmut Schmahl Hrsg Bayern und Europa Festschrift fur Peter Claus Hartmann zum 65 Geburtstag Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 631 53540 6 S 225 243 Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Nuske Reichskreise und Schwabische Kreisstande um 1800 S 2 Vgl Militargeschichtliches Forschungsamt Militargeschichte Zeitschrift fur historische Bildung Ausgabe 3 2006 Tabelle S 7 Weblinks Bearbeiten Wikisource Topographia Bavariae Quellen und Volltexte Wikisource Druck aus dem Jahr 1532 und Digitalisierung eines Verzeichnisses der Reichskreise und der zugehorigen Territorien mit Angabe der fur die Turkenhilfe zu entsendenden Truppen Quellen und Volltexte Ubersicht uber die Reichskreise 1792 auf Englisch Memento vom 23 September 2012 im Internet Archive Johann Georg Lori Sammlung des baierischen KreisrechtsReichskreise des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 1500 1806 ab 1500 Bayerischer Reichskreis Frankischer Reichskreis Niederrheinisch Westfalischer Reichskreis Sachsischer Reichskreis aufgelost 1512 Oberrheinischer Reichskreis Schwabischer Reichskreis ab 1512 Burgundischer Reichskreis Kurrheinischer Reichskreis Niedersachsischer Reichskreis Obersachsischer Reichskreis Osterreichischer Reichskreis sowie Nicht eingekreiste zum Heiligen Romischen Reich zugehorige Territorien und StandeTerritorien und Stande des Bayerischen Reichskreises des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 1500 1806 Geistliche Bank Erzstift Salzburg Hochstift Passau Hochstift Freising Hochstift Regensburg Furstpropstei Berchtesgaden Furstabtei Sankt Emmeram Regensburg Reichsabtei Niedermunster Regensburg Reichsabtei Obermunster Regensburg Weltliche Bank Herzogtum Bayern spater Kurfurstentum Herzogtum Pfalz Neuburg Herzogtum Pfalz Sulzbach Gefurstete Landgrafschaft Leuchtenberg Gefurstete Grafschaft Stornstein Grafschaft Haag Grafschaft Ortenburg Herrschaft Ehrenfels Herrschaft Sulzburg Pyrbaum Grafschaft Hohenwaldeck Reichsgrafschaft Breitenegg Reichsstadt Regensburg Normdaten Geografikum GND 4478215 9 lobid OGND AKS VIAF 244725242 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bayerischer Reichskreis amp oldid 232110428