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Winterkonig ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur weitere Bedeutungen siehe Winterkonig Begriffsklarung Friedrich V 26 August 1596 im Jagdschloss Deinschwang 29 November 1632 in Mainz aus dem Haus Wittelsbach Linie Pfalz Simmern 1 war von 1610 bis 1623 Pfalzgraf und Kurfurst von der Pfalz sowie als Friedrich I tschechisch Fridrich Falcky von 1619 bis 1620 Konig von Bohmen Repra senta tions gemalde Friedrichs V dargestellt in Harnisch und Kurmantel sowie mit Wenzelskrone Reichsapfel und Zepter in den Handen Kurschwert und Kurhut neben ihm als Zeichen der Verbundenheit mit dem englischen Konig tragt er die Ordenskette des Hosenbandordens Gemalde von Gerrit van Honthorst dem Hofmaler Friedrichs V 1634 posthum vollendet Kurpfalzisches Museum der Stadt Heidelberg Leihgabe des Ministeriums fur Wissenschaft und Kunst Baden Wurttemberg Bei seinem Versuch die Kurpfalz als fuhrende protestantische Macht im Heiligen Romischen Reich zu positionieren verstrickte er sich in die durch religiose Gegensatze verursachten politischen Wirren Europas Am Vorabend des Dreissigjahrigen Krieges nahm Friedrich V die bohmische Konigskrone an und stellte sich damit gegen Kaiser Ferdinand II und das Reich Von der kaiserlichen Propaganda erhielt Friedrich V in Erwartung seiner wohl ausserst kurzen Herrschaft den Beinamen Winterkonig tschechisch Zimni kral der nach seiner nur etwas mehr als ein Jahr dauernden Regierungszeit als Konig von Bohmen an ihm haften blieb Damit zahlt Friedrich V zu den wenigen historischen Personlichkeiten die unter ihrem Spottnamen in die Geschichte eingegangen sind Sein politisches Handeln hatte weitreichende und verheerende Auswirkungen auf das Reich und ganz Europa und war einer der Ausloser des Dreissigjahrigen Krieges Nach der Niederlage in der Schlacht am Weissen Berg gegen die Truppen Kaiser Ferdinands II verlor er nicht nur das Konigreich Bohmen sondern durch die Verhangung der Reichsacht auch sein Herrschaftsgebiet die Pfalz sowie seine Kurwurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Streit um die Vormundschaft 1 3 Heirat mit Elisabeth Stuart 1 4 Kurfurst vor dem Dreissigjahrigen Krieg 1 5 Konig von Bohmen 1 5 1 Vorgeschichte und Plane 1 5 2 Wahl und Einzug in Prag 1 5 3 Kronung 1 5 4 Regierung 1 5 5 Schlacht am Weissen Berg 1 6 Flucht 1 7 Verlust der Erblande 1 8 Im Exil 1 9 Bundnis mit Gustav Adolf 1 10 Tod 2 Nachkommen 3 Rezeption 3 1 Zeitgenossische Publizistik und Propaganda 3 2 Forschung 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenJugend Bearbeiten nbsp Portrat des jungen Kurfursten von Michiel van Mierevelt 1613Friedrich wurde am 26 August 1596 im Jagdschloss Deinschwang 2 als erster Sohn des pfalzischen Kurfursten Friedrich IV und der Prinzessin Luise Juliane von Nassau Oranien geboren Die Kurpfalz war zu dieser Zeit mit fast allen wichtigen Furstenhausern des Heiligen Romischen Reiches verwandtschaftlich verbunden Seine Mutter war die Tochter von Wilhelm I von Oranien Nassau und Charlotte von Bourbon Montpensier Dementsprechend nahmen an seiner Taufe am 6 Oktober 1596 in Amberg viele in und auslandische Fursten und Diplomaten teil Da die pfalzische Residenzstadt Heidelberg zu dieser Zeit von mehreren Pestwellen heimgesucht wurde verbrachte Friedrich die ersten beiden Jahre in der Oberpfalz und kam erst 1598 nach Heidelberg Die Oberpfalz oder Obere Pfalz bildete zur damaligen Zeit gemeinsam mit der Unteren Pfalz auch als Rheinpfalz bezeichnet die Kurpfalz Der calvinistische Glaube des pfalzischen Zweiges der Wittelsbacher bildete einen tiefen Gegensatz zur katholischen Linie der Familie in Bayern die zu dieser Zeit durch Herzog Maximilian I in Munchen reprasentiert wurde Weil Friedrich uber seine Mutter ein Neffe des Fursten von Sedan Heinrich von Bouillon war schickte man ihn ab dem Fruhjahr 1604 zur Ausbildung an den Hof in Sedan Gerne hatte auch Konig Heinrich IV von Frankreich den jungen Pfalzgrafen an seinem Hofe gesehen Fur Sedan gaben neben den verwandtschaftlichen Beziehungen aber vorrangig religiose Grunde den Ausschlag denn dort erhielt Friedrich eine streng calvinistische Ausbildung auf die man in Heidelberg grossen Wert legte Sein Lehrer wurde der Theologe Daniel Tilenius der dort schon seit 1559 wirkte und als Vertreter eines gemassigten konigstreuen Calvinismus galt Tilenius war durch den Unabhangigkeitskampf der Niederlande und die Religionskriege in Frankreich gepragt und predigte eine umfassende Solidaritat der protestantischen Fursten Er machte es sogar zu deren Christenpflicht einzugreifen wenn Glaubensbruder in Gefahr waren oder von der Obrigkeit bedrangt wurden Diese Ansichten durften Friedrich gepragt und die theologischen Grundlagen fur die spatere Politik der Kurpfalz unter seiner Regierung gebildet haben Neben einer grundlichen theologischen Ausbildung lernte Friedrich auch Dinge die fur seine zukunftige Rolle als Kurfurst des Reiches wichtig waren So erlernte er beispielsweise die franzosische Sprache die damals auf dem Gebiet der Diplomatie wichtig war und wurde mit der franzosischen Hofkultur vertraut gemacht Streit um die Vormundschaft Bearbeiten Im Jahre 1610 kehrte Friedrich nach Heidelberg zuruck da am 19 September 1610 sein Vater Friedrich IV an den Folgen seines ausschweifenden Lebenswandels gestorben war Friedrich IV war nur 36 Jahre alt geworden und sein fruher Tod fuhrte zu einem Konflikt mit der lutherischen Verwandtschaft der Pfalzgrafen von Pfalz Neuburg Nach den Bestimmungen der Goldenen Bulle von 1356 hatte die Vormundschaft uber den noch minderjahrigen Friedrich und die Administration der Kurpfalz dem nachsten mannlichen Verwandten zugestanden Dies war Wolfgang Wilhelm von Pfalz Neuburg Vor seinem Tod hatte Friedrich IV jedoch bereits den calvinistischen Pfalzgrafen von Zweibrucken Johann II von Pfalz Zweibrucken als Vormund und Kuradministrator bestimmt Dementsprechend wurde Friedrich V im Herbst 1610 von Johann II in Heidelberg empfangen Der fast zeitgleich eintreffende Wolfgang Wilhelm wurde aber nicht nach Heidelberg eingelassen Das Resultat war ein heftiger Streit zwischen den verschiedenen Hausern Da sich Kaiser Matthias nicht in den Streit einmischte und sogar 1613 dem immer noch minderjahrigen Friedrich das Lehen erteilte war 1614 mit der Volljahrigkeit des Kurprinzen die Angelegenheit eigentlich erledigt Dieser Streit sollte sich aber auf die weitere Zukunft der Kurpfalz noch gravierend auswirken da die Munchner Linie der Wittelsbacher erneut ihre Anspruche auf die Pfalzer Kurwurde anmeldete Heirat mit Elisabeth Stuart Bearbeiten nbsp Elisabeth Stuart 1613Die Heiratspolitik des kurpfalzischen Furstenhauses war darauf ausgerichtet die Stellung des Landes im reformierten Lager zu starken Zwei Schwestern Friedrichs waren bereits mit protestantischen Fursten des Reiches verheiratet und auch die 1595 geborene Katharina Sophie sollte mit Gustav Adolf von Schweden vermahlt werden Fur Friedrich bot sich eine Heirat mit Elisabeth Stuart der einzigen Tochter des englischen schottischen und irischen Konigs Jakob I und somit einer der zu jener Zeit hochstgestellten Braute Europas an Auch wenn der dortige Hof schon einige Bewerber als nicht standesgemass abgelehnt hatte und die Kurpfalz weder uber die territoriale Ausdehnung noch die politische Macht einer grossen europaischen Monarchie verfugte versuchte man die Gelegenheit zu nutzen zumal Konig Jakob zu dieser Zeit bereits Plane seiner Berater verworfen hatte Elisabeth mit dem katholischen franzosischen Konig Ludwig XIII zu verheiraten da dies zu einer Storung des konfessionspolitischen Gleichgewichts in Europa hatte fuhren konnen Zu diesem Zweck reiste der Hofmeister des Kurprinzen Hans Meinhard von Schonberg im Fruhjahr 1612 nach London und versuchte dort die Vorbehalte auszuraumen indem er die konigsgleichen Rechte des Kurfursten und dessen Stellung als Fuhrer der protestantischen Krafte im Reich hervorhob Auch von den Niederlanden und Sedan aus wurde von Verwandten das Projekt vorangetrieben so dass man sich am 26 Mai 1612 uber den Heiratsvertrag einig war Die Prinzessin brachte eine Mitgift von 40 000 Pfund mit und Friedrich musste ein jahrliches Wittum von 10 000 Pfund garantieren Obwohl Konigin Anna mit der geplanten Verbindung unzufrieden war reiste Friedrich nach London und landete am 16 Oktober 1612 auf englischem Boden Dort traf er erstmals mit Elisabeth zusammen und machte durch sein gutes Aussehen und freundliches Benehmen einen sehr gunstigen Eindruck auf den Hof und seine kunftige Braut Zuvor hatte bereits ein reger Briefwechsel in franzosischer Sprache zwischen den beiden stattgefunden Die Verlobung fand am 7 Januar 1613 statt Konigin Anna blieb ihr aufgrund ihrer Vorbehalte allerdings fern 3 Am 24 Februar 1613 wurde in der koniglichen Kapelle am Whitehall Palast Hochzeit gefeiert Bei der Zeremonie trug Friedrich die Kette des Hosenbandordens der ihm kurz zuvor verliehen worden war und den er spater in sein Wappen aufnahm Die Festlichkeiten nach der Trauung werden als aussergewohnlich beschrieben Ein Festspiel von Francis Beaumont wurde aufgefuhrt worin religioses Verhalten und Rittertum in Verbindung gebracht wurden Die gesamten Festlichkeiten wurden von Francis Bacon ausgerichtet Mit einer Zwischenstation in Den Haag wo beide den Statthalter der Niederlande Moritz von Oranien den Onkel des Kurfursten trafen reiste das junge Paar am 5 Mai 1613 nach Deutschland Am 13 Juni wurde beiden in Heidelberg ein grossartiger Empfang durch die Stadtbevolkerung zuteil Die anschliessenden Feierlichkeiten zogen sich mehrere Tage hin Bereits seit 1612 hatte Friedrich mit Blick auf die Heirat im Heidelberger Schloss umfangreiche Baumassnahmen durchfuhren lassen um seiner Gattin eine standesgemasse Unterkunft zu bieten So liess er den sogenannten Englischen Bau als Palast fur Elisabeth errichten 1615 entstand zur Erinnerung an den triumphalen Einzug in Heidelberg das Elisabethentor mit dem Friedrich fur Elisabeth einen separaten Eingang in seine Residenz schuf Elisabeth war von Anfang an bei ihren Untertanen sehr beliebt Diese Beliebtheit nahm nach der Geburt ihres Sohnes Friedrich Heinrich am 1 Januar 1614 noch weiter zu Dem Jungen schien als Kurprinz und moglichem englischen Thronfolger eine grosse Zukunft bevorzustehen Elisabeth gebar ihrem Mann bis 1632 dreizehn Kinder von denen funf ihre Mutter uberlebten Kurfurst vor dem Dreissigjahrigen Krieg Bearbeiten nbsp Untere Pfalz am Ende des 16 Jahrhunderts aus dem Atlas des Gerhard MercatorDer Bau des Elisabethentors war nur der Auftakt fur eine grossere Umgestaltung der Residenz So wurde ein neuer Hofgarten der beruhmte Hortus Palatinus angelegt und mit zahlreichen Grotten und Brunnen versehen die Friedrich verherrlichten und ihn als Gott Apollo und Herkules darstellten Friedrich selbst sah sich als Fuhrer der protestantischen Fursten im Reich und als Verteidiger der teutschen Libertat gegen den katholischen Kaiser Das Reich selbst stand kurz vor einer bewaffneten Auseinandersetzung seit dem Ende des vorhergehenden Jahrhunderts hatten sich die Auseinandersetzungen zwischen den Fursten der drei Konfessionen wobei die calvinistische reichsrechtlich nicht anerkannt war zu einem Kampf um die Verfassung des Reiches entwickelt Weiterhin war ein Krieg zwischen den protestantischen Generalstaaten der Niederlande und dem habsburgischen Spanien absehbar da 1621 ein Zwolfjahriger Waffenstillstand auslaufen sollte und beide Seiten bereits seit Jahren fur den Krieg rusteten Die Kurpfalz bildete dabei eine wichtige Rolle als potentielles Durchmarschgebiet der kaiserlichen Truppen aus den habsburgischen Erblanden Das kurpfalzische Gebiet war wie viele andere Territorien des Reiches kein geschlossenes Herrschaftsgebiet und bestand aus zwei grosseren Landesteilen in die wiederum Teile fremder Territorien eingeschlossen waren Die Untere Pfalz zog sich an Rhein und Neckar entlang und hatte ihr Zentrum in Heidelberg Die Oberpfalz lag im Osten des heutigen Bayern rund um die Hauptstadt Amberg Wahrend die Untere Pfalz eher landwirtschaftlich gepragt war bildete die Oberpfalz eine der wichtigsten Bergbauregionen des Reiches und war wirtschaftlich besonders leistungsfahig An seinem 18 Geburtstag ubernahm Friedrich die volle Herrschaft als Kurfurst in der Pfalz Kurz nach seinem Regierungsantritt erlitt er wahrend einer Sitzung der protestantischen Union in Heidelberg einen Fieberanfall dem er fast erlag Die Krankheit veranderte seine Personlichkeit radikal Zeitgenossen schildern ihn nach der Krankheit als kraftlos schlafrig und melancholisch ja sogar depressiv An eine Durchfuhrung der Regierungsgeschafte durch den jungen Kurfursten war in dieser Situation nicht zu denken Deshalb fuhrte sein Kanzler der anhaltinische Furst Christian I von Anhalt Bernburg fast vollstandig die Geschafte 4 Friedrich vertraute dem Fursten beinahe uneingeschrankt Christian und die anderen Hofrate entschieden von 1614 bis 1618 fast vollstandig die Massnahmen der Kurpfalz denen der Herrscher nur noch zustimmen musste Neben den Auswirkungen der Krankheit ist dies sicherlich auch der Jugend und der politischen Unerfahrenheit des Kurfursten zuzuschreiben Konig von Bohmen Bearbeiten nbsp Portrat um 1625 Gerrit van Honthorst zugeschrieben Heeresgeschichtliches Museum Hauptartikel Standeaufstand in Bohmen 1618 Vorgeschichte und Plane Bearbeiten Wann genau die Idee zur Bewerbung um die bohmische Konigskrone entstand ist nicht bekannt Denkbar war diese nur weil die standische Wahlmonarchie Bohmen seit 1526 von Habsburgern regiert zu Beginn des 17 Jahrhunderts in eine tiefe politische Krise geraten war Die Landstande Bohmens wollten ihre Macht nicht durch die absolutistisch denkenden Habsburger einschranken lassen und im evangelischen bohmischen Adel hatte sich eine starke Opposition gegen die Rekatholisierungsbestrebungen Kaiser Rudolfs II und seiner Parteiganger formiert 1609 das Reich war durch dynastische Streitigkeiten und einen unglucklich verlaufenen Turkenkrieg geschwacht trotzten die Protestanten dem Kaiser den so genannten Majestatsbrief und damit die Religionsfreiheit ab Schon damals gab es politische Kontakte bohmischer Adliger zur Protestantischen Union Bereits 1612 als Rudolf II starb und Friedrichs englische Heiratsplane konkret wurden gab es jedenfalls Uberlegungen dass sich der Pfalzer um die Krone Bohmens bewerben sollte Die Gedankenspiele waren wohl auch den protestantischen Fursten der Union bekannt Die Ubernahme der bohmischen Kurstimme sollte dem protestantischen Lager eine Stimmenmehrheit im Kurkollegium sichern um so auch einen Protestanten auf den Kaiserthron bringen zu konnen Die politischen Strategen am Heidelberger Hof glaubten dass Kurfurst Johann Georg von Sachsen das Bundnis mit den Habsburgern verlassen und Friedrich unterstutzen wurde Die Annahme war allerdings vollig unbegrundet Kaum zehn Jahre spater trug diese Fehleinschatzung wesentlich dazu bei dass Friedrichs bohmische Regierung nur eine kurze Episode blieb Zunachst gewann aber der Habsburger Matthias ohne Schwierigkeiten 1611 sowohl die bohmische als auch ein knappes Jahr spater die romische Krone Die konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen in Bohmen gingen unterdessen unvermindert weiter Die Lage war ziemlich unubersichtlich So gelang es dem Kaiser 1617 noch den unversohnlichen Katholiken Ferdinand von Innerosterreich als seinen Nachfolger zum bohmischen Konig kronen zu lassen Nur ein Jahr spater schritten die evangelischen Stande Bohmens jedoch mit dem Standeaufstand zur offenen Rebellion Sie begann mit dem zweiten Prager Fenstersturz bei dem drei katholische Landesbeamte aus den Fenstern der Prager Burg geworfen wurden In dieser Situation verstarkte Christian von Anhalt seine Bemuhungen fur Friedrich die bohmische Krone zu erringen Als Statthalter der Oberpfalz mit Sitz in Amberg war er nicht zu weit von Prag entfernt um zeitnah in die sich uberschlagenden politischen Ereignisse eingreifen und seinen Einfluss geltend machen zu konnen Christian gelang es aber nicht eine ausreichend starke Partei fur Friedrichs Bewerbung zu schaffen Der Kurfurst war nicht nur zu unerfahren und ohne Ansehen er war vor allem Calvinist und gehorte damit einer Konfession an die in Bohmen kaum vertreten war wenn auch einige bedeutende Adlige den politischen Ideen der Calvinisten nahestanden Als die Nachricht vom Prager Fenstersturz am 2 Juni 1618 Heidelberg erreichte konnte Friedrich nicht offen fur die Aufstandischen Partei ergreifen Dies ware eine Rebellion gegen den Kaiser gewesen dem auch Friedrich Treue und Gehorsam gelobt hatte Er hatte sich damit offen ins Unrecht gesetzt So reihte er sich offiziell in die Schar der Vermittler zwischen den protestantischen Standen Bohmens und Matthias ein die einen Ausgleich beider Seiten zu erreichen suchten Insgeheim unterstutzte aber Christian von Anhalt weiterhin die antihabsburgische Partei in Prag Friedrich indessen schob in einem Brief an seinen Schwiegervater den Jesuiten und der spanischen Partei am Wiener Hof die Schuld fur den Aufstand in Bohmen zu In Prag soll die Idee einer offenen Kandidatur Friedrichs erstmals im November 1618 bei den Gesprachen des preussischen Rats und Amtshauptmanns Achatius von Dohna aufgetaucht sein inwieweit Friedrich eingeweiht war oder die Sache selbst vorantrieb ist nicht bekannt Auf jeden Fall zeigte sich Jakob I wenig begeistert als er vom kurpfalzischen Hofrat Christoph von Dohna darauf angesprochen wurde Auch die protestantischen Fursten der Union zeigten sich besorgt uber diese Idee da sie befurchteten die Wahl Friedrichs konnte das Reich in einen religiosen Krieg sturzen Der sachsische Hof lehnte die Pfalzer Kandidatur kategorisch ab Hinter den Kulissen organisierte Friedrich den Einmarsch eines kleinen Heeres unter Graf Ernst von Mansfeld nach Bohmen um die Aufstandischen zu unterstutzen Mansfeld uberschritt im August 1618 die Grenze und belagerte Pilsen den bedeutendsten Stutzpunkt der katholischen kaisertreuen Partei Die Stadt fiel am 21 November womit Bohmen ganz in der Hand der Protestanten war Im Marz 1619 starb Kaiser Matthias Die protestantischen bohmischen Stande wollten den bereits 1617 gekronten Nachfolger Ferdinand II nun nicht mehr als ihren Konig anerkennen Um sich gegen den zu erwartenden Einmarsch des Habsburgers abzusichern schlossen sie am 31 Juli 1619 mit der Bohmischen Konfoderation ein Schutz und Trutzbundnis ab Die Konfoderation legte eine standestaatliche Verfassung aller Kronlander fest gleichzeitig beschloss sie die Gleichberechtigung aller inkorporierter Lander bei der Konigswahl Nach Abschluss der Konfoderation wurde Ferdinand II im August 1619 durch den Generallandtag aller bohmischen Lander des Throns fur verlustig erklart Nun waren alle Bande zwischen Bohmen und den Habsburgern zerschnitten und der offene Krieg spatestens jetzt nicht mehr zu stoppen Der Dreissigjahrige Krieg hatte begonnen Nur wenigen Zeitgenossen war freilich bewusst dass aus einer lokalen Rebellion ein verheerender europaischer Krieg werden konnte Der Erzbischof und Kurfurst von Koln der Wittelsbacher Ferdinand von Bayern ausserte zu den Vorgangen in Bohmen fast prophetisch Sollte es so sein dass die Bohmen im Begriffe standen Ferdinand abzusetzen und einen Gegenkonig zu wahlen so moge man sich nur gleich auf einen zwanzig dreissig oder vierzigjahrigen Krieg gefasst machen Golo Mann Wallenstein S 146 Die Stande der bohmischen Lander schritten nun gemass den Regeln der Konfoderation zur gemeinsamen Wahl eines neuen Konigs Nachdem Johann Georg von Sachsen der Wunschkandidat der gemassigten protestantischen Partei fruhzeitig abgesagt hatte blieb nur der Pfalzer als Kandidat Niemand sonst wollte den Konflikt mit Ferdinand II riskieren Die Chancen fur eine erfolgreiche Machtubernahme in Bohmen verbesserten sich fur Friedrich im Sommer 1619 insofern als am 16 August auch die Stande Ober und Niederosterreichs dem antihabsburgischen Bundnis der bohmischen Lander beitraten und der siebenburgische Furst Gabor Bethlen mit seinem Heer ins habsburgische Oberungarn einfiel Und genau in dieser Zeit war Ferdinand auf dem Wege nach Frankfurt am Main zu seiner Wahl zum Kaiser Wahl und Einzug in Prag Bearbeiten nbsp Zeitgenossische Darstellung der Kronung Friedrichs V zum bohmischen Konig 1619Am 26 August 1619 seinem 23 Geburtstag wurde Friedrich V von der Pfalz schliesslich als erster bohmischer Konig mit den Stimmen aller in der Bohmischen Konfoderation zusammengeschlossenen Lander gewahlt Der Kandidat selbst erfuhr von der auf ihn gefallenen Wahl am 29 August in Amberg 5 Die Wahl Ferdinands II zum Kaiser zwei Tage spater konnte Friedrich angesichts der katholischen Mehrheit im Kurfurstenkollegium nicht verhindern Auch die Stimmen der protestantischen Kurfursten aus Sachsen und Brandenburg gingen an den Habsburger Gegen den Einspruch einer aus Prag angereisten Delegation der bohmischen Stande wurde Ferdinand die dem Konig von Bohmen zustehende Kurstimme von den drei geistlichen Kurfursten und den Kurfursten aus Brandenburg und Sachsen zugesprochen Nur die pfalzischen Gesandten pladierten fur eine Anhorung der bohmischen Gesandten Um Einstimmigkeit zu erzielen zogen die pfalzischen Gesandten ihre ursprungliche Stimmabgabe fur Maximilian von Bayern zuruck und votierten auch fur Ferdinand Diese Entscheidung sollte fur die zukunftige Entwicklung aber fatal sein Denn mit dieser Entscheidung hatte nun das gesamte Kurfurstenkollegium bestatigt dass es die Absetzung Ferdinands und eine erneute Konigswahl in Bohmen als illegal betrachtete Im Reich war der Pfalzer daher in einer denkbar schwachen Position Genau am Tag der Kaiserwahl traf die Nachricht von der Wahl Friedrichs V zum Konig von Bohmen in Frankfurt ein Da Friedrich nicht zum Wahltag in Frankfurt erschienen war schickten ihm seine dort als Gesandte vertretenen Hofrate ein Gutachten in dem sie ihm davon abrieten die bohmische Wahl anzunehmen Uber die Grunde der folgenschweren Annahme der Krone wurde in den folgenden Jahrhunderten viel spekuliert Dass ihn seine Frau gedrangt habe da sie unbedingt Konigin sein wollte ist eine Legende der katholischen Propaganda ebenso wie der von Friedrich Schiller in seinem 1792 erschienenen Geschichtswerk Geschichte des 30jahrigen Kriegs kolportierte Ausspruch Elisabeth Stuarts Konntest du dich vermessen die Hand einer Konigstochter anzunehmen und dir bangt vor einer Krone die man freiwillig dir entgegenbringt Ich will lieber Brod essen an deiner koniglichen Tafel als an deinem kurfurstlichen Tische schwelgen Friedrich Schiller Geschichte des 30jahrigen Kriegs Teil 1 Auch wenn die lang ersehnte Standeserhohung sicherlich hochwillkommen war durften aber vorrangig religiose Grunde ausschlaggebend gewesen sein In seinem Rechtfertigungsschreiben sprach Friedrich von einer gottlichen Berufung und stilisierte sich in einem Gebet das er kurz vor der Abreise nach Prag verfasste zu einem Kreuzritter des Protestantismus Dennoch blieb er schwankend zwischen der Heiligkeit seiner Pflicht gegenuber dem Kaiser und dem Bedurfnis Glaubensgenossen in einer gerechten Sache zu unterstutzen Neben machtpolitischen und religiosen Beweggrunden konnten aber auch wirtschaftliche Uberlegungen eine Rolle gespielt haben weshalb Christian von Anhalt seinem Dienstherren zur Krone verhelfen wollte Die Oberpfalz um Amberg war zu dieser Zeit das europaische Eisenzentrum Bohmen war ein Brennpunkt fur Zinn und Glashandel Ein Zusammenlegen hatte eine neue Exportmacht in zentraler Lage bedeuten konnen 6 Fur Christian von Anhalt als Statthalter der Oberpfalz ware dies auch finanziell lohnend gewesen Die am 12 September stattfindende Versammlung der protestantischen Union in Rothenburg ob der Tauber riet Friedrich mehrheitlich sich nicht in die bohmischen Angelegenheiten einzumischen Auch die anderen Verbundeten der Protestanten im Reich wie die Vereinigten Niederlande der Herzog von Savoyen oder die Republik Venedig wollten oder konnten das Projekt weder militarisch noch finanziell unterstutzen Nur der Furst von Siebenburgen Gabor Bethlen sandte ermutigende Briefe an Friedrich Doch der Kurfurst schlug alle Warnungen und Bedenken in den Wind Zwischen dem 24 und dem 28 September 1619 entschloss sich Friedrich dem Willen des Allmechtigen nicht zu widerstreben 7 und die Wahl anzunehmen Die Vereinigten Niederlande Danemark Schweden und die Republik Venedig erkannten Friedrich als Konig an das gemeinsame Zusammengehen der protestantischen Fursten des Reiches kam jedoch nicht zustande Nach der Annahme der Wahl brach Friedrich am 27 September 1619 von Heidelberg in Richtung Prag auf Die Reise fuhrte uber Ansbach Neumarkt und Amberg nach Waldsassen wo der Konig von Vertretern der bohmischen Stande empfangen wurde Weiter ging es uber Eger Falkenau Engelshaus Saaz Laun und Schlan Um sicherzustellen dass dem neuen Konig ein freudiger Empfang bereitet werde wurde die Strecke durch Besitzungen von Mitgliedern des Prager Direktoriums gelegt Am 31 Oktober 1619 zog Friedrich mit insgesamt 568 Personen und fast 100 Wagen in Prag ein wo er begeistert willkommen geheissen wurde Der Einzug nahm nicht den sonst ublichen Konigsweg der eigentlich zu den Kronungsfeierlichkeiten gehorte und den sowohl Friedrichs Vorganger als auch seine Nachfolger zur Darstellung koniglicher Macht nutzten Vermutlich ist die Anderung darauf zuruckzufuhren dass die Reisegesellschaft ohnehin vom Westen kam und die Strecke so verkurzt werden konnte Kronung Bearbeiten nbsp Bohmische Kronungs medaille 1619 Vorderseite nbsp Bohmische Kronungs medaille 1619 Ruckseite Die Kronung Friedrichs fand am 4 November 1619 im Veitsdom statt Sie wurde nicht vom Prager Erzbischof sondern von dem utraquistischen Administrator des Erzbistums Georg Dicastus unter Assistenz des Seniors des bohmischen evangelischen Konsistoriums Johannes Cyrill von Trebic vollzogen Der Ablauf der Zeremonie hielt sich weitgehend an den Kronungsordo Kaiser Karls IV wobei nur einzelne Gebete und Texte in Teilen abgeandert wurden Demgegenuber wurde die Allerheiligenlitanei gesungen die als typisch katholisches Ritual anzusehen ist Auch die fur den Calvinismus unbedeutende Salbung wurde leicht abgewandelt beibehalten Nach der Kronung nahm der neue Konig die Huldigung der Stande entgegen Auch wenn ein grosser Teil des Landes vom Krieg bereits verwustet war und viele Fluchtlinge in der Stadt lagerten wurden Ankunft und Kronung des Konigs mit rauschenden Festen gefeiert 8 Seine zuvor erteilte Garantie der bohmischen Standeverfassung die vermeintliche Tuchtigkeit seines Kanzlers Christian von Anhalt und der Umstand dass sich seine schone Gattin in hochschwangerem Zustand auf die beschwerliche Reise gemacht hatte nahmen seine neuen Untertanen fur den neuen Konig ein Regierung Bearbeiten nbsp Reiterbildnis des Konigs Friedrich im Harnisch im Hintergrund die Stadt Prag unbekannter Kunstler 1619 20 nbsp Bohmen 1620 nachtragliche Medaille zur Konigskronung des Kurfursten von der Pfalz Friedrich V in Prag Vorderseite nbsp Auf der Ruckseite dieser Medaille halten 5 Hande die bohmische Konigskrone uber den n l liegenden gekronten pfalzischen Lowen mit Zepter in der rechten Tatze und die linke auf dem Reichsapfel liegend daruber die geteilte JahreszahlDer Regierungsantritt Friedrichs in Bohmen war mit grossen Schwierigkeiten verbunden Der Pfalzer hatte zwar die Herrschaft eines reichen Landes ubernommen die Staatsfinanzen waren aber schon seit Jahren zerruttet Dazu kam dass die bohmischen Konige nur uber geringe eigene Einnahmequellen verfugten und damit vornehmlich auf das Wohlwollen des Adels und die Steuerbewilligungen der Landtage angewiesen waren Mit diesem Problem hatten sich schon Friedrichs habsburgische Vorganger ohne durchschlagenden Erfolg auseinandersetzen mussen Friedrich war durch die Bohmische Konfoderation verfassungsrechtlich sogar in einer noch schlechteren Position und es zeigte sich bald dass sich dies nicht durch konfessionellen Konsens ausgleichen liess Der Adel war nicht zu drastisch hoheren Steuerbewilligungen bereit die fur eine erfolgreiche Kriegsfuhrung gegen die Habsburger und die katholische Liga unbedingt notwendig gewesen waren Schliesslich hatten nicht nur die konfessionellen Gegensatze sondern auch die hohen finanziellen Belastungen der Turkenkriege zur Absetzung der Habsburger und zur Wahl Friedrichs gefuhrt Nicht nur dass Friedrich von den Landtagen der bohmischen Lander zu wenig Steuern und Truppen bewilligt bekam er sah sich zudem genotigt bedeutenden Personlichkeiten aus den einzelnen Kronlandern teure Geschenke zu machen um seine Anhangerschaft in den Standegemeinden bei der Stange zu halten In Prag gerieten der Konig und sein durch deutsche Calvinisten gepragter Hof bald in die Kritik und bekamen die Ablehnung der Bevolkerung eines Teils der Geistlichkeit und des Adels zu spuren Das Konigspaar sprach kein Wort Tschechisch und hatte die Hofamter vorwiegend mit auswartigen Vertrauten besetzt wahrend die Landesamter in der Hand des einheimischen Adels waren Deshalb war eine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen koniglicher und standischer Verwaltung nur schwer moglich Drastische Folgen zeitigte der Versuch von Friedrichs Hofprediger Abraham Scultetus dem Land mit Gewalt die calvinistische Religion aufzuzwingen Fur die utraquistische Konfession der die Mehrheit der Tschechen anhing zeigten die Calvinisten keinerlei Verstandnis Ein besonderes Argernis waren fur den Hofprediger die Reliquien und Bilder in den Kirchen des Landes die nicht nur in den katholischen sondern auch in den utraquistischen Kirchen erhalten geblieben waren Deshalb liess Scultetus mit Willen und Wissen des Konigs 9 ab dem 21 Dezember 1619 nur kurz unterbrochen durch das Weihnachtsfest im St Veits Dom die religiosen Kunstschatze entfernen oder zerstoren Am 27 und 28 Dezember wurde der beruhmte Marienaltar von Lucas Cranach zerstort 10 Diese Ereignisse fuhrten zu einer grossen Emporung unter der Bevolkerung Prags es ging sogar das Gerucht um dass die Calvinisten das Grab des heiligen Wenzel aufbrechen wollten Wenig spater beklagte sich Friedrich dass seine Befehle nicht mehr ausgefuhrt wurden Aus Furcht noch weiter an Ansehen zu verlieren versuchte er die Schuld auf andere abzuwalzen nbsp Flugschrift von 1620 mit der die pfalzische Publizistik erstmals auf den kurz zuvor gepragten Spottnamen Winterkonig reagierte Schon kurz nach Friedrichs Regierungsantritt tauchte auch der Spottname Winterkonig zum ersten Mal auf Ein Flugblatt der kaiserlichen Seite zeigt erstmals das Chronogramm F rID erICV s I R eX H yeMI s Fridericus I Winterkonig wobei die grossgeschriebenen Buchstaben in die richtige Reihenfolge gebracht die romische Zahl MDCXVIIII fur 1619 ergeben vgl Abbildung einer pfalzischen Flugschrift auf der dieses Chronogramm auch verwendet wurde Auf diesen Spottnamen reagierte die protestantisch pfalzische Publizistik im Laufe der Jahre 1619 und 1620 mehrfach durch Verteidigungsschriften und sogar mit der Umwidmung des Spottnamens So findet sich auf einem Flugblatt das die Annahme der Krone als Willen Gottes verteidigt die Bezeichnung Winterlowe Mit Gottes Hilfe wurde Friedrich daruber hinaus auch ein Sommerlowe werden und die Krone Bohmens gegen die Unruhestifter und Lugner verteidigen 11 Der Kaiser scharte unterdessen Unterstutzer um sich um die bohmische Krone wiederzuerlangen Da er selbst finanziell nicht in der Lage war ein Heer gegen Friedrich aufzustellen schloss er am 8 Oktober 1619 einen Vertrag mit dem bayerischen Herzog und Fuhrer der Katholischen Liga Maximilian I nach dessen Wortlaut Maximilian die volle Befehlsgewalt uber die Unternehmungen in Bohmen haben und alle eroberten Gebiete als Pfand fur seine Auslagen erhalten sollte In einem Geheimabkommen sicherte Ferdinand dem spateren bayerischen Kurfursten zu dass dieser nach der Niederlage Friedrichs dessen Kurwurde erhalten wurde Herzog Maximilian der zuvor fur eine Allianz der katholischen und protestantischen Fursten zum Schutz der Reichsverfassung eingetreten war und seinen Wittelsbacher Vetter vor der Annahme der bohmischen Krone in einem Schreiben eindringlich gewarnt hatte wurde durch den Schritt Friedrichs in das Lager des Kaisers seines fruheren Studienkommilitonen und Schwagers getrieben Auch der lutherische Kurfurst Johann Georg von Sachsen nahm Partei fur Kaiser Ferdinand Sein Hofprediger Matthias Hoe von Hoenegg beschuldigte die bohmische Regierung nun aber den lutherischen Glauben an den calvinistischen Antichristen verraten zu haben und rief aus Der d h Gott wird alle Eurer Kaiserlichen Majestat muthwillige Feinde auf die Backen schlagen ihre Zahne zerschmettern sie zurucke kehren und klaglich zu Schanden werden lassen 12 Um den sachsischen Kurfursten und die anderen protestantischen Reichsfursten zu einer Unterstutzung Friedrichs zu bewegen riet Kanzler Christian von Anhalt seinem Konig alle protestantischen Fursten zu einer Beratung im Dezember 1619 nach Nurnberg einzuladen Die Beratungen gerieten zu einem Fiasko da kaum ein Furst Vertreter entsandte Insbesondere fehlte ein Gesandter Johann Georgs Die Anwesenden beschlossen halbherzig Friedrichs rheinische Gebiete wahrend seiner Abwesenheit zu sichern Vier Monate spater im Marz 1620 wies eine Versammlung der kaiserlichen Partei in Muhlhausen die rechtlichen Argumente Friedrichs zuruck Friedrich schrieb in einer Verteidigungsschrift dass er nicht den Reichsfrieden gebrochen habe da sich Bohmen ausserhalb des Reichsgebietes befinde und der Konflikt mit Ferdinand somit kein Konflikt zwischen einem Reichsfursten und dem Kaiser sei Ferdinand konne demnach seine kaiserliche Macht nicht gegen ihn verwenden Die Versammlung darunter Vertreter Johann Georgs von Sachsen und Maximilians von Bayern erklarte dagegen Bohmen zu einem integralen Bestandteil des Reiches Daraufhin erliess der Kaiser am 30 April ein Mandat das Friedrich ultimativ aufforderte sich bis zum 1 Juni aus Bohmen zuruckzuziehen Andernfalls werde Ferdinand in seiner Eigenschaft als Kaiser und rechtmassiger bohmischer Konig alle militarischen Mittel zur Niederwerfung des Usurpators heranziehen Wenig spater unterschrieb der sachsische Kurfurst einen Vertrag mit Ferdinand der ihm fur sein militarisches Eingreifen eine Garantie fur den lutherischen Glauben in Bohmen und die Anerkennung aller sakularisierten Gebiete im Nieder und Obersachsischen Reichskreis gewahrte Dies waren Forderungen die man mit Johann Georgs Uberzeugung in Ubereinstimmung bringen kann Friedrich habe die protestantische Partei und deren Kampf um die Reichsverfassung entscheidend geschwacht Aber die verlangte und gewahrte Abtretung der Lausitzen an Sachsen war ein die Glaubensfragen uberlagerndes machtpolitisches Motiv In dieser Situation wollte Friedrich auf dem am 25 Marz 1620 eroffneten Generallandtag durch massive Steuer und Abgabenerhohungen und eine allgemeine Wehrpflicht die Niederlage abwenden Um Geld fur das bohmische Heer aufzutreiben verwendete Friedrich seine Privatmittel verpfandete seine Juwelen und trieb im Mai 1620 die Kurpfalz in die Zahlungsunfahigkeit als er zwei Tonnen Gold nach Bohmen schaffen liess Derweil kamen auch von ausserhalb nur Hiobsbotschaften Der englische Konig Jakob I missbilligte das Vorgehen seines Schwiegersohnes Die protestantischen Fursten der Union wollten neutral bleiben sie unterzeichneten am 31 Juli 1620 den Ulmer Vertrag und zogen ihre Truppen aus der Pfalz zuruck zu deren Verteidigung sie sich eigentlich verpflichtet hatten Die Vereinigten Niederlande bewilligten Friedrich nur eine monatliche Zuwendung von funfzigtausend Gulden und entsandten lediglich ein kleines Kontingent zur Verstarkung des bohmischen Heeres Schlacht am Weissen Berg Bearbeiten nbsp Dieses Gemalde von Pieter Snayers zeigt ereignisreich und detailliert die drei Phasen der Schlacht am Weissen BergEin besserer Vorwand fur den Einmarsch kaiserlicher Truppen in die Pfalz und die Beseitigung eines wichtigen protestantischen Vorpostens als die Annahme der bohmischen Krone durch Friedrich konnte kaum gefunden werden Generalleutnant Spinola hatte bereits nach dem Bekanntwerden der Wahl Truppen in den spanischen Niederlanden und im Elsass zusammengezogen Der Marschbefehl fur Spinola wurde am 23 Juni 1620 erteilt und erreichte ihn kurz nach der Unterzeichnung des Ulmer Vertrages Am 23 Juli 1620 uberschritt Maximilian von Bayern mit 25 000 Mann des Heeres der Katholischen Liga die Grenze von Bayern nach Osterreich um zuerst die protestantischen Stande der Erblande des Kaisers zu unterwerfen Anfang August brach Spinola mit seinem Heer von 25 000 Mann aus Flandern auf und wandte sich anfangs nach Bohmen Doch in der dritten Augustwoche machte er kehrt zog gegen die nahezu schutzlose Pfalz und besetzte zunachst Mainz Nur 2000 Freiwillige aus England denen Konig Jakob erlaubt hatte in die Pfalz zu ziehen standen zur Unterstutzung bereit Sie setzen sich in Frankenthal und Mannheim fest Am 5 September uberschritt Spinola den Rhein eroberte am 10 September Kreuznach und am 14 September Oppenheim Der in Bohmen befindliche Friedrich konnte nichts gegen die Eroberung seiner Stammlande tun ausser den englischen Konig um Hilfe anzuflehen Nachdem Maximilian in Linz die osterreichischen Stande unterworfen hatte vereinigte er sich mit den Resten des kaiserlichen Heeres und uberschritt am 26 September die bohmische Grenze Kurz darauf am 5 Oktober fiel der Kurfurst von Sachsen von Norden mit dem sachsischen Heer in Bohmen ein Bei Rokitzan traf Maximilian mit dem Liga Heer auf das bunt zusammengewurfelte schlecht bezahlte mangelhaft ausgerustete und kurz vor einer Meuterei stehende Heer Friedrichs das etwa 15 000 Mann umfasste Friedrich weilte seit dem 28 September beim Heer uberliess aber die Kriegfuhrung seinen Generalen da er selbst kein ausgebildeter Militar war Stattdessen organisierte er den Nachschub kummerte sich um Befestigungen und um die Versorgung der Verwundeten Nach einer Reihe folgenloser Scharmutzel zog Friedrich am 5 November sein bohmisches Heer in Richtung Prag zuruck und die kaiserlichen Liga Truppen folgten Am Abend des 7 November hielt das Heer nur wenige Meilen vor Prag und bezog Stellung auf dem Gipfel des Weissen Berges Einen Tag zuvor hatte Konig Friedrich die Linien abgeritten und die Soldaten ermahnt weder seine noch die bohmische Sache im Stich zu lassen Er eilte nach Prag um die bohmischen Stande um Geld fur seine Truppen anzuflehen und den Abgesandten des englischen Konigs Jakob zu empfangen von dem er sich die lang ersehnte Nachricht uber die Unterstutzung des Konigs erhoffte Es war jedoch zu spat Als Friedrich gegen Mittag des 8 November aus der Stadt zu den Truppen zuruckreiten wollte traf er am Stadttor auf fliehende Soldaten seines Heeres und seinen Kanzler Christian von Anhalt der ihm die Katastrophe mitteilte Das bohmische Heer war am Morgen des Tages in der Schlacht am Weissen Berg vernichtend geschlagen worden nbsp Detail aus einer Spottschrift auf den Winterkonig nach der verlorenen Schlacht am Weissen Berg Dass Haidelberger Fass gar gross Vor zeit voll Wein jetzt bodenloss Dass mag der Winterkonig sparnDass er drauf mit seim aff mog farnEr sitzt darauff sehr schwach vnd kranckt Vom bohmischen Biergetranck Sein Magen nit mehr dewen verdauen kon Wirfft herauss Lander Statt vnd Cron 13 Christian konnte nur eine einzige Losung vorschlagen die sofortige Flucht Am Morgen des 9 November machte Friedrich sich auf den Weg in die schlesische Hauptstadt Breslau begleitet von seiner Gattin und einigen seiner Rate im Gepack nicht viel mehr als die Kronjuwelen Der Aufbruch geschah gerade noch rechtzeitig da die Bevolkerung Prags drauf und dran war den Konig an Maximilian auszuliefern Schon zuvor waren die Stadttore vor den fliehenden Soldaten gnadenlos geschlossen worden Nach Friedrichs hastiger Abreise ergab sich Prag Maximilian In Schlesien wollte Friedrich die Niederlage am Weissen Berg nach allen Kraften rachen jedoch versagten ihm die schlesischen Stande die Unterstutzung so dass Friedrich das Herzogtum Anfang des Jahres 1621 in Richtung des Kurfurstentums Brandenburg verliess Zum Abschied schrieb er dem bohmischen Feldherrn Graf Heinrich Matthias von Thurn kein Geitz noch Ehrgeitz hat uns in Bohmen gebracht kein Armuth noch Elend soll uns von unserm lieben GOtt abtrunnig machen noch etwas wider Ehr und Gewissen thun lassen 14 Die zeitgenossischen Verfasser von Flugschriften egal ob katholisch oder protestantisch schonten den geschlagenen Konig nicht Ein weitverbreitetes Motiv der Flugschriften war der Postillion der uberall im Reich nach dem verlohren Palatin 15 oder einem jungen Mann mit Frau und Kindern suchte der im vorigen Winter noch Konig war 16 Auch der Fund des Hosenbandordens durch einen kaiserlichen Soldaten im zuruckgelassenen Haushaltsgut Friedrichs wurde publizistisch verarbeitet Von nun an erschien Friedrich auf den meist sehr derben Karikaturen mit bandlosen Strumpfen die ihm uber die Knochel herabhingen Fur die bohmischen Rebellen hatte die Niederlage schreckliche Folgen Der Kaiser liess in Prag vor dem Altstadter Rathaus am 21 Juni 1621 in einem viereinhalbstundigen Spektakel achtundzwanzig protestantische bohmische Adelige offentlich hinrichten Die Kopfe von zwolf der Hingerichteten und die rechte Hand des Grafen Joachim Andreas von Schlick eines der wichtigsten Fuhrer des Aufstandes wurden an den Altstadter Turm der Karlsbrucke genagelt wo sie zehn Jahre lang als Mahnung fur den verlorenen Krieg blieben Das Wahlkonigtum wurde abgeschafft Bohmen zum habsburgischen Erbkonigreich erklart und die Stande durch die Verneuerte Landesordnung weitgehend entmachtet Die Urkunde der bohmischen Religionsfreiheit der Majestatsbrief soll von Ferdinand eigenhandig zerrissen worden sein Der Grundstein zur gewaltsamen Rekatholisierung des Landes und zur Durchsetzung absolutistischer Herrschaft war gelegt Nach der Schlacht am Weissen Berg blieb Bohmen abgesehen von einem weiteren wittelsbachischen Zwischenspiel 1741 bis 1743 dreihundert Jahre lang bis zur Grundung der Ersten Tschechoslowakischen Republik im Jahr 1918 Teil der Habsburgermonarchie Flucht Bearbeiten nbsp Reichsacht Kaiser Ferdinands II vom Januar 1621 gegen Kurfurst Friedrich V Er verlor dadurch seine Erblande und die Kurwurde 17 Uber Nachod und Glatz floh Friedrich nach Breslau 18 von wo er sich uber Brandenburg und Wolfenbuttel ins niederlandische Exil begab das er im Marz 1621 erreichte Bereits am 29 Januar 1621 hatte Ferdinand II uber Friedrich und Christian von Anhalt wegen Landfriedensbruchs Bruchs von Reichsgesetzen Unterstutzung rebellischer Untertanen und Majestatsverbrechens Vnsere vnnd dess H Reichs Aacht vnd Ober Aacht verhangt 17 weshalb man sich bei seiner dortigen Verwandtschaft wenig gastfreundlich zeigte da jedem der den Kurfursten unterstutzte Sanktionen drohten Maximilian von Bayern wurde mit der Exekution der Reichsacht beauftragt Am 6 Februar versammelten sich die Vertreter der Union in Heilbronn und beschuldigten Ferdinand dass dieser mit der Achtverhangung seinerseits die Reichsverfassung und seinen Eid gebrochen habe Auf den geharnischten Protest der Fursten reagierte Ferdinand mit einer drohenden Geste durch die Truppen Spinolas die immer noch in der Kurpfalz standen Am 1 April erklarten die Delegierten der Union im so genannten Mainzer Akkord dass sie ihre Heere auflosten wenn ihnen Spinola die Neutralitat garantiere Der Akkord war das letzte unterschriebene Dokument der Union und die Versammlung ging danach auseinander Die Union hatte faktisch aufgehort zu existieren Nun war die endgultige Besetzung der Pfalz durch spanische Truppen nicht mehr aufzuhalten wie man mit Erschrecken in den verschiedenen Hauptstadten der protestantischen und den Habsburgern feindlich gesinnten Lander feststellte Am 9 April 1621 lief der zwolfjahrige Waffenstillstand zwischen den Vereinigten Niederlanden und Spanien ab und am 14 April traf Friedrich mit Elisabeth Stuart in Den Haag ein wo sie mit allen Ehren empfangen wurden die einem regierenden Souveran gebuhrten Die Niederlande und Friedrich unterzeichneten einen Vertrag durch den er die Unterstutzung der Niederlande fur die Ruckeroberung seiner Erblande annahm Wer gehofft hatte dass mit der Niederlage des Winterkonigs der Krieg beendet war sah sich getauscht Verlust der Erblande Bearbeiten nbsp Einnahme Heidelbergs durch die Truppen Tillys am 19 September 1622 siehe auch Belagerung und Einnahme Heidelbergs 1622 auf WikisourceIm Sommer 1621 trat der Kuradministrator Johann II von Pfalz Zweibrucken der dieses Amt nach der Abreise Friedrichs nach Prag 1619 erneut ubernommen hatte von seinem Amt zuruck Da die raumliche Entfernung ein direktes Eingreifen Friedrichs in die Vorgange in der Pfalz verhinderte begab er sich im April 1622 uber Calais und Paris in die noch von den Truppen seines Generals Ernst von Mansfeld gehaltene Sudpfalz und traf am 21 April mit seinem Heer zusammen Sofort fing Friedrich an Hilfeersuchen an die protestantischen Fursten des Reiches zu senden und versuchte die Union wiederzubeleben Ein eher unbedeutender Sieg uber die Truppen Tillys am 27 April 1622 bei der Schlacht am Ohrenberg im Ort Mingolsheim brachte kurzzeitig einen ungeheuren Auftrieb fur die pfalzische Sache Doch der dramatische Mangel an Geld und Lebensmitteln fur die Truppen und die Niederlagen der zu Hilfe eilenden Heere des Markgrafen von Baden Durlach Georg Friedrich am 6 Mai in der Schlacht bei Wimpfen und Christian von Braunschweig Wolfenbuttel in der Schlacht bei Hochst am 20 Juni 1622 wendeten das Blatt Friedrich geriet immer mehr unter den Einfluss des Generals Mansfeld den die protestantische Sache kaum interessierte Dementsprechend skrupellos war seine Vorgehensweise Mit Wissen und Duldung des Kurfursten uberfiel Mansfeld Darmstadt und nahm Landgraf Ludwig V von Hessen Darmstadt und dessen Sohn Johannes als Geiseln Auf dem Ruckzug ins Elsass steckte Mansfeld eine Stadt und dreissig Dorfer in Brand Insbesondere die Gefangennahme des Landgrafen ein eindeutiger Verstoss gegen Reichsrecht kostete Friedrich die letzten Sympathien Friedrich entliess Mansfeld aus seinen Diensten nachdem dieser ihn davon uberzeugt hatte dass die pfalzischen Erblande nicht mehr zu halten waren und kehrte am 18 Juni 1622 noch einmal nach Heidelberg zuruck um die kurfurstlichen Akten und Wertgegenstande abzuholen Anschliessend verbrachte er den Sommer bei seinem Onkel dem Herzog von Bouillon in Sedan Wenig spater vollendeten Tilly und der spanische General Gonzalo Fernandez de Cordoba die Eroberung der Pfalz Am 19 September 1622 fiel Heidelberg 19 nach elfwochiger Belagerung und am 5 November Mannheim Nur in der kleinen Festung Frankenthal harrte die kleine englische Besatzung noch aus Nach der Eroberung Heidelbergs wurden die protestantischen Kirchen geschlossen die Universitat aufgelost und auf Veranlassung Maximilians die Bibliothek die beruhmte Bibliotheca Palatina als Dankesgeschenk Papst Gregor XV uberreicht Mehr als 3500 Handschriften gingen nach Rom und der Papst revanchierte sich bei Maximilian mit einer Zahlung von insgesamt 620 000 Gulden fur die Finanzierung der Feldzuge der katholischen Liga Am 25 Februar 1623 ubertrug Kaiser Ferdinand II auf dem Regensburger Furstentag die Kurwurde wie in dem Geheimabkommen festgelegt auf Maximilian I von Bayern Als einziges Zugestandnis an die protestantischen Fursten wurde sie jedoch auf die Lebenszeit Maximilians beschrankt Dies anderte jedoch nichts an dem eklatanten Rechtsbruch Ferdinands da eigentlich nur das Kurfurstenkollegium zu solch einem Schritt berechtigt war Auch erhielt Maximilian das eroberte Gebiet der Oberpfalz als Lehen Weitere Teile des kurpfalzischen Gebietes so das Gemeinschaftsamt Parkstein Weiden und das Amt Peilstein wurden an Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz Neuburg abgetreten Im Exil Bearbeiten nbsp Palast des Winterkonigs in Rhenen erbaut durch Bartholomeus van Bassen vollendet 1631Bereits uber den Jahreswechsel 1622 23 hatte Friedrich eine Exilregierung in Den Haag gebildet Deren Chef war der pfalzische Rat Ludwig Camerarius Im November 1623 musste Friedrich auf massiven Druck des englischen Konigs der mit ernsthaften Konsequenzen drohte den von England und Spanien im Mai ausgehandelten Waffenstillstand fur die Pfalz ratifizieren Sehr oft uberliess Friedrich die politischen Tagesgeschafte seinen Raten und Ratgebern und entwickelte nur in finanziellen Fragen eine gewisse Hartnackigkeit Friedrich geizte namlich sehr wenn es um die finanzielle Ausstattung seiner Administration ging Auf der anderen Seite verschlang seine Hofhaltung Unsummen so dass die Zuwendungen von der niederlandischen und englischen Regierung selten ausreichten So liess er sich beispielsweise ab 1629 eine Residenz in Rhenen errichten Die bis zum Sommer 1631 fertiggestellte Residenz umfasste ein einen Innenhof umschliessendes zweistockiges Hauptgebaude mit zwei nach Suden vorspringenden Seitenflugeln und war von grossen Garten umgeben Da Friedrich durch den Druck aus London und den Verlust seiner Erblande weitgehend zur Untatigkeit verurteilt war verbrachte er seine Zeit auf der Jagd und mit langen Spaziergangen oder erholte sich beim Schwimmen Einen weiteren Schicksalsschlag erlitt Friedrich am 17 Januar 1629 Bei einem Schiffsungluck wahrend der Besichtigung von Kapergut der Niederlandischen Westindien Kompanie im Haarlemmermeer kam sein altester Sohn und Thronfolger Heinrich Friedrich mit 15 Jahren ums Leben Friedrich selbst kam nur knapp mit dem Leben davon und war erst nach 15 Monaten korperlich wiederhergestellt Den Tod seines Sohnes uberwand er sein Leben lang nicht In den Thronfolger waren grosse Hoffnungen gesetzt worden da er durch grosse Intelligenz auffiel und in den Planen vieler Diplomaten in Europa eine bedeutende Rolle spielte So wollte der englische Konig Jakob I den Konflikt um die Pfalz durch die Heirat Friedrich Heinrichs mit einer Prinzessin aus Spanien friedlich losen In den Jahren 1624 25 und 1627 scheiterten Vermittlungsversuche zwischen Friedrich und dem Kaiser Er zeigte sich zwar zu gebuhrendem Respekt und Gehorsam bereit wich aber in den Fragen der Ruckgabe seiner Gebiete und der vollen Wiedereinsetzung in seine Wurde als pfalzischer Kurfurst kein Stuck zuruck Auf dem Regensburger Kurfurstentag einer Versammlung der wichtigsten Reichsstande ohne den formalen Status eines Reichstages vom 3 Juli bis zum 12 November 1630 bat Friedrich den Kaiser sogar schriftlich um Verzeihung dass er die Krone Bohmens angenommen hatte Aber auch die Gesprache seiner Gesandten in Regensburg verliefen ergebnislos Ende Marz 1631 machte Friedrichs Schwager Konig Karl I von England noch einen Versuch den Kaiser zum Einlenken zugunsten Friedrichs zu bewegen in dem er den Diplomaten Sir Robert Anstruther zu Gesprachen mit dem Prasidenten des Reichshofrats Graf Wratislav Furstenberg zu Messkirch Wildenstein entsandte Friedrichs Tod bereits im darauffolgenden Jahr machte Anstruthers Bemuhungen dann allerdings obsolet Auch militarisch war Friedrich erfolglos Die massgeblich von der Exilregierung der Pfalz angeregte Haager Allianz von 1625 zwischen den Niederlanden England Danemark und dem Kurfursten vermochte aus Grunden innerer Streitigkeiten nicht in den Konflikt um die Pfalz und den Krieg im Reich einzugreifen Allein der danische Konig Christian IV blieb ubrig Aber nach der vernichtenden Niederlage Christians in der Schlacht bei Lutter gegen Tilly vom 27 August 1625 zerstob auch diese Hoffnung auf militarische Ruckeroberung der Pfalz Und die Kontakte zum siebenburgischen Fursten Gabriel Bethlen der schon seit Jahrzehnten gegen die Habsburger kampfte und zu den Osmanen stiessen bei Freund und Feind auf viel Kritik Bundnis mit Gustav Adolf Bearbeiten Mit dem Eingreifen des schwedischen Konigs Gustav Adolf in den Krieg durch seine Landung am 4 Juli 1630 auf Usedom schien eine neue hoffnungsvolle Situation fur Friedrich zu entstehen Am 17 September 1631 trafen die Truppen Gustav Adolfs bei Breitenfeld auf die kaiserlichen Truppen unter Tilly Tilly wurde vernichtend geschlagen und konnte auch im folgenden Jahr den Vormarsch der Schweden in Suddeutschland nicht aufhalten Die Eroberung Oppenheims im Dezember 1631 war fur Friedrich V das Zeichen fur die Ruckkehr ins Reich Im Januar 1632 verabschiedete er sich von seiner Familie in der festen Uberzeugung bald wieder in Heidelberg residieren zu konnen Im Februar 1632 traf Friedrich mit dem siegreichen Konig in Frankfurt am Main zusammen und wurde von ihm mit allen Ehren eines Monarchen empfangen was ihm die protestantischen Fursten ubel nahmen Jedoch konnte Friedrich Gustav Adolf keinerlei Unterstutzung anbieten da seine erneuten Bitten um Unterstutzung in London und Den Haag ungehort blieben Im Gegenteil anstatt Friedrich zu unterstutzen versuchte man ihn zum Spielball der englischen Interessen zu machen Der englische Gesandte schlug Gustav Adolf vor die Pfalz als Faustpfand zu behalten Friedrich erklarte dass er solch einem Handel nie zustimmen wurde und verzichtete auf eine Restitution das heisst eine Wiedereinsetzung in seine alten Rechte unter solchen Bedingungen Notgedrungen nahm Friedrich deshalb am folgenden Feldzug des schwedischen Konigs nach Bayern teil und marschierte am 17 Mai 1632 in Munchen ein Auch die hier gefuhrten Verhandlungen uber seine Restitution verliefen wenig erfolgreich und endeten in einem Eklat Gustav Adolf als Sieger im Kampf gegen die Habsburger glaubte weiterhin die Bedingungen fur die Wiedereinsetzung Friedrichs diktieren zu konnen Dementsprechend niederschmetternd war auch die Antwort Gustav Adolfs auf die Frage nach den Bedingungen fur eine Wiedereinsetzung ohne englische Hilfe Friedrich solle Gustav Adolf huldigen und die Pfalz gleich einem Lehen aus den Handen des schwedischen Konigs erhalten Zu wichtig waren fur Schweden die wirtschaftlich und strategisch bedeutenden Gebiete der Kurpfalz Eine Bitte um Milderung der Bedingungen wurde von Gustav Adolf freundlich aber bestimmt zuruckgewiesen So trennte man sich und Friedrich begab sich im Oktober 1632 in das schwedisch besetzte Mainz Tod Bearbeiten Gustav Adolf starb am 16 November 1632 in der Schlacht bei Lutzen und fast zur gleichen Zeit hatte sich England endlich entschlossen eine kleine Streitmacht mit genugend finanziellen Mitteln bereitzustellen Doch dies nutzte Friedrich nicht mehr Ihn plagte seit Anfang Oktober eine Infektion die sich in den nachsten Wochen verschlimmerte Auch der aus Darmstadt nach Mainz herbeigerufene Arzt Peter de Spina III konnte nichts mehr fur ihn tun Am Morgen des 29 November 1632 stellte er den Tod aufgrund eines pestilenten Fiebers wahrscheinlich der Pest fest Da der alteste noch lebende Sohn Friedrichs Karl Ludwig noch minderjahrig war wurde als Administrator der Kurpfalz der Bruder Friedrichs Ludwig Philipp von Pfalz Simmern eingesetzt Die Eingeweide des Winterkonigs wurden im Westchor der Katharinenkirche in Oppenheim beigesetzt und der einbalsamierte Leichnam zunachst in die Festung Frankenthal verbracht Am 9 Juni 1635 floh Ludwig Philipp vor den erneut anruckenden Spaniern mit den sterblichen Uberresten von Frankenthal nach Kaiserslautern Im Juli 1635 erreichte der Tross Metz und man stellte den Sarg im Keller eines Burgerhauses ab In Frankenthal hatte der Sarg bereits mehrere Tage unter freiem Himmel gestanden und fiel wahrend der Flucht nach Metz mehrfach vom Wagen Im September 1637 soll Ludwig Philipp den Sarg ins sichere Sedan uberfuhrt haben Wo die Gebeine des Winterkonigs ihre letzte Ruhestatte gefunden haben ist bis heute unbekannt nbsp Die Tochter Luise Hollandine als Zister zienser abtissinNachkommen BearbeitenInsgesamt hatten Friedrich V und Elisabeth Stuart folgende Kinder nbsp Sophie als Indianerin um 1644 die spatere Kurfurstin von Hannover gemalt von ihrer Schwester Louise HollandineHeinrich Friedrich von der Pfalz 1614 1629 bei einem Schiffsunfall ertrunken 20 Karl Ludwig von der Pfalz 1617 1680 als Karl I Ludwig Pfalzgraf und zusatzl 8 Kurfurst von 1649 1680 Elisabeth von der Pfalz 1618 1680 als Elisabeth III Abtissin des Stifts Herford 1667 1680 Ruprecht von der Pfalz 1619 1682 Duke of Cumberland 1644 verbannt 1646 Moritz von der Pfalz 1621 1652 Luise Hollandine von der Pfalz 1622 1709 die Malerin Abtissin des Klosters Maubuisson 1664 1709 Eduard von der Pfalz 1625 1663 Henriette Marie von der Pfalz 1626 1651 Grafin von Mongatsch 1651 Philipp von der Pfalz 1627 1650 Sophie von der Pfalz 1630 1714 heiratete 1658 den spateren Kurfurst Ernst August von Braunschweig Calenberg 1629 1698 Gustav Adolf 14 Januar 1632 in Den Haag 9 Januar 1641 Grabstatte in der Hof und Kollegiatskapelle spater franzosische Klosterkirche Den Haag Niederlande Der alteste uberlebende Sohn war Karl Ludwig der seinem Vater nach dem Dreissigjahrigen Krieg als Kurfurst und Pfalzgraf nachfolgte Jungere Sohne waren Ruprecht von der Pfalz Duke of Cumberland und Moritz von der Pfalz die beide im Englischen Burgerkrieg auf Seiten der Royalisten auf der Seite der Familie ihrer Mutter kampften Zu den Tochtern gehorten Sophie die spatere Kurfurstin in Hannover von der die englische Konigsdynastie das Haus Hannover seinen Thronanspruch herleitete Elisabeth wurde Abtissin in Herford Zwei Kinder traten zum Katholizismus uber Louise Hollandine und Eduard Louise Hollandine wurde Zisterzienser Abtissin in Frankreich und war eine begabte Malerin ausgebildet bei Gerard van Honthorst Eduard heiratete Anna Gonzaga 1616 1684 die Tochter des Herzogs Carlo I Gonzaga von Mantua Rezeption BearbeitenZeitgenossische Publizistik und Propaganda Bearbeiten nbsp Dess Pfaltzgrafen Urlaub Bild aus einer Spottschrift auf Friedrich Der vom Betrachter aus gesehen rechte heruntergerutschte Strumpf ist eine Anspielung auf den bei der Flucht aus Prag verlorenen Hosenbandorden Die Ereignisse um Friedrich losten den ersten grossen Medienkrieg der Geschichte aus Dieser Propagandakrieg wurde erstmals mit den Mitteln des 150 Jahre zuvor erfundenen Buchdruckes gefuhrt Dieser hatte die massenhafte Verbreitung von Nachrichten und Meinungen in Form von Flugblattern erst moglich gemacht Nachdem bereits im 16 Jahrhundert wahrend der Reformationszeit mit erlauternden Kurztexten oder Versen versehene Einblattholzschnitte kursierten wurde nun vornehmlich mit der Technik des Kupferstiches oder der Radierung gearbeitet Diese Drucke pragen bis heute zu einem Teil das Bild uber die Ereignisse wahrend des Dreissigjahrigen Krieges und halten teilweise auch falsche oder einseitige Darstellungen der Personen und Geschehnisse lebendig Besonders im suddeutschen Raum wurden viele Drucke hergestellt da die dortigen zumeist lutherischen Reichsstadte gleichzeitig bedeutende Druckzentren waren So entstand hier in den Jahren 1620 bis 1622 eine wahre Flut von Flugblattern gegen den calvinistischen Winterkonig Bereits seit der glanzvollen und ungewohnlichen Hochzeit mit Elisabeth Stuart zog Friedrich die Aufmerksamkeit der zeitgenossischen Publizistik auf sich Aber besonders seit der Annahme der Krone Bohmens stand er im Mittelpunkt des Interesses und war eine der am meisten dargestellten Personen auf Flugschriften wahrend des Dreissigjahrigen Krieges Rund 200 Blatter sind uberliefert in deren Zentrum seine Person und seine Entscheidung die bohmische Krone anzunehmen stehen Damit wurde er beispielsweise wesentlich haufiger dargestellt als Wallenstein Die Bandbreite der Schriften uber Friedrich war enorm und umfasste auch juristische und theologische Abhandlungen 21 Veroffentlichungen von Akten aus der nach der Schlacht am Weissen Berg in Prag gefundenen pfalzischen Kanzlei und Ratselbilder in Form von Rebussen sowie Labyrinthe und Chronogramme fur die gebildeten Kreise Bei letzteren bestand die Aufgabe und das Vergnugen fur den Leser darin die Absicht des Verfassers zu enthullen Daneben gab es Kriegs und Grauelpropaganda und zahlreiche Hohn und Spottverse auf den Winterkonig und den geflohenen Palatin Bis zur Schlacht am Weissen Berg sind neun Zehntel aller Streitschriften protestantisch Anfangs war es die Aufgabe der pfalzischen Publizistik die Legitimitat und Rechtsgultigkeit der Regierung Friedrichs in Bohmen zu unterstutzen Die wichtigste dieser Unterstutzungsschriften war Unser Friderichs Offen Aussschreiben Warumb Wir die Cron Boeheim und der incorporirten Laender Regierung auff Uns genommen 22 die in deutscher tschechischer und franzosischer Sprache verbreitet wurde Als Grundlagen fur die Argumentation dienten Bibeltexte und Friedrich wurde als Beschutzer des Evangeliums als neuer Gideon bzw David dargestellt Friedrich sei ahnlich wie David anstelle des unwurdigen Sauls was sich auf Ferdinand bezog von Gott zum Konig berufen worden Der Winterkonig wurde also in den Heilsplan Gottes eingefugt und war somit der Retter des protestantischen Glaubens Die katholische Partei war den Protestanten im Kampf der Federn anfangs nicht gewachsen Einzig die Erfindung der Bezeichnung Winterkonig durch die Jesuiten hatte einen durchschlagenden Erfolg Das Bild wandelte sich aber nach der Flucht Friedrichs grundlegend Die erbeuteten Akten der Kanzlei wurden von den kaiserlichen Gegnern veroffentlicht und jahrelang in Flugblattern ausgeschlachtet Zwar wurde in ihren Broschuren die protestantische Seite insgesamt nur massig angefeindet denn noch war das lutherische Sachsen zu schonen Doch umso mehr wurde der fluchtige Winterkonig in zahllosen satirischen Bildern und Versen verspottet Er wurde mit seinem Stolz und seiner Kopflosigkeit in jeder erdenklichen klaglichen Situation abgebildet Brot suchend auf schlechtem Wagen abziehend sich eine Grube grabend Auch seine Familie wurde in den Spott mit einbezogen Im Gegensatz zu den Zeitgenossen sahen sich Friedrich und seine Gattin stets als Opfer ihrer Glaubensfestigkeit und Ehrhaftigkeit So gibt es nicht ein einziges Dokument in dem Friedrich irgendeine Schuld einraumt den Reichsfrieden gebrochen zu haben Er habe seine Lander und sich selbst fur den Kampf um die protestantische Sache die Libertat der Fursten und die Reichsverfassung gegen die habsburgische Ubermacht geopfert Dementsprechend verewigte Elisabeth Stuart ihren verstorbenen Gatten auf einem Gemalde postum als romischen Kaiser mit den altromischen Tugenden eines Helden der fur seine Uberzeugungen Besitz und Leben opfert nbsp Dess gwesten Pfaltzgrafen Gluck und Ungluck Spottschrift die Figur Friedrichs wird hier mit einem alten Motiv dem Glucksrad der Fortuna verbunden 1621 nbsp Abgesandter Postbott so den verlohrnen Pfaltzgraffen vmbher in allen Landen suchet Spottschrift mit dem beliebten Motiv des nach dem Pfalzgrafen suchenden Postillion nbsp Confirmirter vnd Gott lob noch immerbleibender Pfaltz Bohmischer angefangener Winter vnd hinauss wehrender Sommer Low protestantische Verteidigungsschrift die die gottgewollte Wahl Friedrichs unterstreicht 11 nbsp Wintterkinig Summerkinig Lauchkinig Nimmerkinig Suppenkinig RechsEchter Geachteter hamischer Spottvers eines unbekannten Schreibers auf einem Druck mit einem Hilfeersuchen Friedrichs an die protestantischen ReichsstandeForschung Bearbeiten In der historischen Forschung wurde das Bild Friedrichs in der Fortfuhrung der zeitgenossischen Spottschriften meist negativ gezeichnet So ist der Name Winterkonig unter dem Friedrich in die Geschichte einging und der auch in der wissenschaftlichen Literatur selbstverstandlich verwendet wird ein Spottname Insbesondere die Darstellung Friedrich Schillers in seinem historischen Werk Geschichte des Dreissigjahrigen Krieges von 1792 durfte zum negativen Bild Friedrichs beigetragen haben Er schildert Friedrich einerseits als freien und aufgeweckten Geist mit viel Herzensgute und koniglicher Freigebigkeit 23 betont aber andererseits seine angeblichen Gewissensbisse bei der Nachricht uber die Wahl zum Konig von Bohmen folgendermassen Ihn erschreckte der gegenwartige Glanz dieser Krone und die zweifache Grosse des Verbrechens und des Glucks brachte seinen Kleinmuth zum Zittern Nach der gewohnlichen Art schwacher Seelen wollte er sich erst durch fremdes Urtheil zu seinem Vorhaben starken aber es hatte keine Gewalt uber ihn wenn es gegen seine Leidenschaft ausfiel 23 Insgesamt schildert Schiller den Winterkonig als schwach unentschlossen und der Situation in keinerlei Weise gewachsen Die bohmische Nation habe ein zweihundertjahriges Regentengeschlecht die Habsburger von sich gestossen und sich Friedrich geradezu in die Arme geworfen Und Friedrich habe die Krone und Bohmen durch Unfahigkeit und Feigheit verspielt Auch seien seine Entscheidungen durch astrologische Traumereien beeinflusst gewesen Davon findet sich in den Quellen jedoch nichts Diesem Bild Friedrichs folgten seitdem die meisten deutschen Historiker Erst in den letzten Jahren gibt es Versuche das Bild uber Friedrich und dessen Motivation die Krone anzunehmen zu revidieren So versucht Brennan C Pursell in seinem 2003 erschienenen Buch The Winterking anhand der personlichen Korrespondenz des Winterkonigs mit seiner Frau Elisabeth seinen Raten Diplomaten und Fursten befreundeter und gegnerischer Machte nachzuweisen dass nicht religioser Fanatismus oder verstiegener personlicher Ehrgeiz die Grunde fur das bohmische Abenteuer gewesen seien sondern einzig und allein seine Sorge um die Reichsverfassung den Ausschlag fur die Annahme der Wenzelskrone gegeben habe Der Krieg sei demnach fur Friedrich ein Krieg um die Reichsverfassung gewesen in dem er versucht habe die standische Verfassung des Reiches gegen die habsburgische Idee einer absoluten erblichen Monarchie zu verteidigen Auch die Personlichkeit Friedrichs bewertet Pursell ganzlich anders Die bisherigen Einschatzungen von Wedgwood und anderen dass Friedrich schwach und von seinen Ratgebern abhangig gewesen sei bezeichnet Pursell als Einbildung die nicht durch die Quellen gedeckt sei Vielmehr berichteten diese dass Friedrich ein gut ausgebildeter hoffnungsvoller Furst des Fruhbarock mit Sinn fur politische Verantwortung gewesen sei So habe Friedrich trotz seiner starken Frommigkeit auch stets zwischen der Religion und der Politik zu trennen gewusst 24 Einen ahnlichen Versuch der Deutung unternahmen die Bayerische Landesausstellung Der Winterkonig im Jahre 2003 und der dazugehorige wissenschaftliche Katalog Neben dem Leben Friedrichs und seiner Frau werden hier weitere Aspekte fur sein Handeln untersucht und dargestellt Die Beitrage renommierter Wissenschaftler geben unterschiedliche Antworten auf die Frage nach Friedrichs Motivation So wird neben religiosen Grunden auch ein wirtschaftliches Interesse der Pfalz angegeben Peter Wolf vertritt in seinem Beitrag die These dass angesichts einer im Niedergang befindlichen oberpfalzischen Eisenindustrie der Statthalter der Oberpfalz Christian von Anhalt eine starkere Anbindung an die florierenden Erzgewinnungsstatten in Bohmen sowie eine Umgehung kartellrechtlicher Bestimmungen in den Oberpfalzer Abbau und Verarbeitungsgebieten gesucht habe 6 Gerade diese These werde kaum durch Quellen gedeckt so die Kritik von Magnus Rude dem Rezensenten des Ausstellungskataloges an der These Wolfs Rude zieht es daruber hinaus generell in Zweifel dass der Faktor Okonomie im fruhen 17 Jahrhundert ein ernst zu nehmender Bestandteil aussenpolitischer Strategie war 25 Angesichts der Quellenlage muss es wohl Spekulation bleiben inwiefern okonomische Motive das Handeln von Friedrich wirklich beeinflusst haben Wie auch immer in Zukunft die Frage nach den Motiven Friedrichs beantwortet werden wird der Name Winterkonig bleibt weiterhin mit seiner Person verbunden wohl auch da der ursprungliche Spottname fur heutige Ohren eher poetisch klingt Literatur BearbeitenHaus der Bayerischen Geschichte Hrsg Der Winterkonig Friedrich von der Pfalz Bayern und Europa im Zeitalter des Dreissigjahrigen Krieges Theiss Stuttgart 2003 ISBN 3 8062 1810 2 Rezension Elmer Adolph Beller Caricatures of the Winter King of Bohemia Milford London 1928 Benita Berning Nach alltem loblichen Gebrauch Die bohmischen Konigskronungen der Fruhen Neuzeit 1526 1743 Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2008 ISBN 978 3 412 20082 4 Peter Bilhofer Nicht gegen Ehre und Gewissen Friedrich V Kurfurst von der Pfalz Winterkonig von Bohmen 1596 1632 Heidelberg 2004 Eigenverlag Rhein Neckar Kreis Reihe Bausteine zur Kreisgeschichte Bd 7 zuvor Phil Diss Mannheim 1999 Annette Frese Der Winterkonig Heidelberg zwischen hofischer Pracht und Dreissigjahrigem Krieg Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Kurpfalzischen Museum der Stadt Heidelberg Greiner Remshalden 2004 ISBN 3 935383 47 9 Simon Groenveld De Winterkoning Balling aan het Haagse hof Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Haags Historisch Museum Den Haag Den Haag 2003 ISBN 90 72550 03 X Michael Kaiser rex hibernus der Winterkonig In dk blog 5 Januar 2021 1 Golo Mann Wallenstein 6 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt Main 2005 ISBN 3 596 13654 7 Mann geht in diesem Werk ausfuhrlich auf die Vorgange in Bohmen und rund um den Winterkonig ein Jorn Munkner Katholische Inspiration oder Herrscherschicksal Flugblatter im Netz fruhneuzeitlicher Kommunikation In Perspicuitas Internet Periodicum fur mediavistische Sprach Literatur und Kulturwissenschaft Online abrufbar als PDF Dokument uber den Server der Universitat EssenArbeit die u a die Propagandaschlacht rund um Friedrich analysiert Brennan C Pursell The Winter King Frederick V of the Palatinate and the Coming of the Thirty Years War Ashgate Aldershot 2003 ISBN 0 7546 3401 9 Moriz Ritter Friedrich V Kurfurst von der Pfalz In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 7 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 621 627 Magnus Rude England und Kurpfalz im werdenden Machteeuropa Konfession Dynastie kulturelle Ausdrucksformen Kohlhammer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 17 019481 6 Friedrich Schiller Geschichte des Dreissigjahrigen Kriegs In Schillers Werke Nationalausgabe 18 Band Historische Schriften Zweiter Teil Bohlau Weimar 1976 Friedrich Hermann Schubert Friedrich V In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 535 f Digitalisat Stadtarchiv Amberg Hrsg Der Winterkonig Koniglicher Glanz in Amberg Amberg 2004 ISBN 3 924707 03 0 Cicely Veronica Wedgwood Der 30 jahrige Krieg 8 Auflage Paul List Verlag Munchen 1995 ISBN 3 471 79210 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich V von der Pfalz Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Friedrich V von der Pfalz Quellen und Volltexte Literatur von und uber Friedrich V im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Friedrich V in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Friedrich V im VD 17 Volltext der Achterklarung auf Wikisource Bayerische Landesausstellung 2003 in Amberg Der WinterkonigAnmerkungen Bearbeiten Bayern Herrscher Die Wittelsbacher Streber Ikonen Bankrotteure WELT In welt de Abgerufen am 27 Dezember 2020 Peter Wolf gibt in Der Winterkonig Friedrich von der Pfalz Bayern und Europa im Zeitalter des Dreissigjahrigen Krieges S 247 auch das kurfurstlichen Schloss in Amberg als moglichen Geburtsort an Illustration von Frans Hogenberg von 1613 Eigentliche Abbildung welcher gestalt der Churfurst Pfaltzgraff Fridrich der 5 sampt der Princessin in Engelland zur Vermahlung in die Konigliche Capell gangen den 14 Febr 1613 Digitalisat Zur calvinistischen Politik Anhalts seit 1595 97 vor allem im Zusammenhang der Vorgeschichte des Dreissigjahrigen Krieges Walter Krussmann Ernst von Mansfeld S 81 86 98 ff 134 139 170 176 und ofter s hierzu s unter Literaturangabe Berning S 134 a b Siehe hierzu auch Peter Wolf Eisen aus der Oberpfalz Zinn aus Bohmen und die goldene bohmische Krone in Der Winterkonig Friedrich von der Pfalz Bayern und Europa im Zeitalter des Dreissigjahrigen Krieges Zitiert nach Peter Bilhofer in Der Winterkonig Friedrich von der Pfalz Bayern und Europa im Zeitalter des Dreissigjahrigen Krieges S 24 Fur eine zeitgenossische Darstellung des Einzugs und die Kronung siehe Kronung Friedrichs von der Pfalz zum bohmischen Konig auf Wikisource Zitiert nach Eliska Fucikova in Der Winterkonig Friedrich von der Pfalz Bayern und Europa im Zeitalter des Dreissigjahrigen Krieges S 116 Eine Flugschrift mit dem Bericht eines Augenzeugen befindet sich auf Wikisource Extract eines schreibens auss Prag wegen zerstoerung der Thumbkirchen a b Siehe hierfur das Flugblatt Confirmirter und Gott lob noch immerbleibender Pfaltz Bohmischer angefangener Winter und hinauss wehrender SommerLow auf Wikisource Zitiert nach Wedgwood S 94 Der vollstandige Text der Flugschrift ist auf Wikisource zu finden Eigentliche Abbildung des Winterkonigs Zitiert nach Bilhofer S 25 Der vollstandige Text solch einer Spottschrift ist auf Wikisource zu finden Abgesandter Postbott so den verlohrnen Pfaltzgraffen umbher in allen Landen suchet zitiert nach Wedgwood S 114 a b Der vollstandige Text der Achterklarung ist auf Wikisource verfugbar Achterklarung uber Friedrich von der Pfalz Lydia Bastecka Ivana Ebelova Nachod Nachod 2004 ISBN 80 7106 674 5 S 86 Ein zeitgenossischer Bericht uber die Einnahme Heidelbergs ist auf Wikisource zu finden Belagerung und Einnahme Heidelbergs 1622 Alle Daten nach Yvonne Stoldt Karin Tebbe Dagmar Hirschfelder Hrsg Frieder Hepp Konigskinder Ein Bilderbogen Heidelberg Kurpfalzisches Museum 2019 Ein Beispiel solch einer theologischen Abhandlung findet sich als Digitalisat in der Universitatsbibliothek Munchen Diese Flugschrift ist als Digitalisat der Universitat Augsburg verfugbar a b Schiller Geschichte des Dreissigjahrigen Kriegs 18 Band der Nationalausgabe S 78 Pursell S 17 Zu Magnus Rudes Kritik an Wolfs These vgl seine Rezension des Ausstellungskataloges in H Soz u Kult vom 27 Oktober 2003 VorgangerAmtNachfolgerFriedrich IV Kurfurst von der Pfalz 1610 1623Maximilian I Ferdinand II Konig von Bohmen 1619 1620Ferdinand II nbsp Dieser Artikel wurde am 11 November 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 118693522 lobid OGND AKS LCCN n86113773 VIAF 5086720 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Friedrich V ALTERNATIVNAMEN Winterkonig Fridrich Falcky tschechisch Zimni kral tschechisch KURZBESCHREIBUNG Kurfurst der Pfalz Konig von Bohmen 1619 1620 GEBURTSDATUM 26 August 1596GEBURTSORT AmbergSTERBEDATUM 29 November 1632STERBEORT Mainz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich V Pfalz amp oldid 237265295