www.wikidata.de-de.nina.az
Die Bohmische Konfoderation lateinisch Confoederatio Bohemica tschechisch Ceska konfederace war ein Bundnisvertrag der nichtkatholischen Stande der bohmischen Kronlander Sie wurde am 31 Juli 1619 in Prag gebildet Die Konfoderation regelte die staatliche Ordnung der Krone Bohmen in neuer Weise Der Konig als monarchisches Oberhaupt des Landerverbunds wurde weitgehend entmachtet und die Regierungsgewalt in die Hande der Stande gelegt Bohmen wurde wieder zur Wahlmonarchie seit dem Beginn der Habsburgerherrschaft 1526 hatten die Stande ihr altes Wahlrecht nicht mehr ausuben konnen Gleichzeitig wurde das Verhaltnis der Standegemeinden untereinander verandert Die Stande der Nebenlander Mahren Schlesien Ober und Niederlausitz wurden denen Bohmens gleichgestellt Sie durften fortan an der Konigswahl teilnehmen Der Protestantismus wurde praktisch zur Staatsreligion erklart Die Lander der Bohmischen Krone bildeten 1619 die Bohmische Konfoderation und erklarten den Protestantismus zur Staatsreligion Der Bohmische Aufstand brach bereits 1618 aus Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Inhalt der Konfoderation 3 Wirkung 4 Folgen und Ausgang 5 Literatur 6 WeblinksVorgeschichte Bearbeiten1575 hatten die nichtkatholischen Stande des Konigreichs Bohmen Kaiser Maximilian II eine gemeinsame Bekenntnisschrift die Confessio Bohemica vorgelegt Der Kaiser hat diese aber nur mundlich akzeptiert Der Status der Protestanten blieb weiterhin unklar und war rechtlich nicht abgesichert Etwa ein Jahrzehnt spater setzte in Bohmen die Gegenreformation ein Der papstliche Nuntius in Prag und einige fuhrende katholische Adlige hatten konkrete Plane ausgearbeitet wie die Rekatholisierung des Landes zu bewerkstelligen sei Auch Kaiser Rudolf II beteiligte sich an den Rekatholisierungsmassnahmen Gleichzeitig verscharften sich Ende des 16 Jahrhunderts auch die politischen Spannungen zwischen den Standen und dem Herrscher Die Stande wollten sich ihre Macht nicht durch die absolutistisch denkenden Habsburger einschranken lassen Geschwacht durch Streitigkeiten innerhalb der Dynastie und einen unglucklich verlaufenen Turkenkrieg musste Rudolf II den evangelischen Standen Bohmens und Schlesiens in einem Majestatsbrief 1609 Religionsfreiheit gewahren Unter seinem Nachfolger Matthias gingen die konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen unvermindert weiter Die Lage war ziemlich unubersichtlich So gelang es dem Kaiser 1617 noch den unversohnlichen Katholiken Ferdinand von Innerosterreich als seinen Nachfolger zum bohmischen Konig kronen zu lassen Nur ein Jahr spater schritten die evangelischen Stande Bohmens jedoch zur offenen Rebellion Ausdruck dessen war der Zweite Prager Fenstersturz von 1618 Nachdem die kaiserlichen Statthalter aus Prag vertrieben worden waren ubernahm ein standisches Direktorium provisorisch die Macht in Bohmen Die Direktoren bemuhten sich in den folgenden Monaten erfolgreich die Stande der anderen bohmischen Kronlander auf ihre Seite zu ziehen Inzwischen war es auch schon zu militarischen Zusammenstossen zwischen standischen und kaiserlichen Truppen gekommen Im Marz 1619 starb Kaiser Matthias Die Stande wollten den bereits gekronten Nachfolger Ferdinand II nun aber nicht mehr als ihren Konig annehmen Um sich gegen den zu erwartenden Einmarsch des Habsburgers abzusichern verhandelten die protestantischen Stande der bohmischen Lander uber ein Schutz und Trutzbundnis Das Ergebnis war die Bohmische Konfoderation Der Inhalt der Konfoderation BearbeitenIn uber 100 Artikeln stellte der Verfassungsvertrag das politische System der Krone Bohmen auf eine neue Grundlage Bohmen wurde in eine Wahlmonarchie umgewandelt Alle funf Kronlander sollten fortan an der Wahl teilnehmen Die Macht des Konigs wurde stark eingeschrankt Bei der Kronung musste er sich mit einem Eid auf die strikte Einhaltung der Konfoderationsakte verpflichten Die oberste Gewalt musste der Konig sich fortan mit dem Generallandtag in dem alle Lander vertreten waren teilen Dementsprechend sollten alle Standegemeinden proportional zu ihrer Grosse und ihrer finanziellen Leistungsfahigkeit Steuern entrichten und einen militarischen Beitrag zur Landesverteidigung leisten Die Protestanten wurden den Katholiken gleichgestellt Den evangelischen Standen wurde die Herrschaft uber die Kirche zuerkannt Sie konnten nun Landeskirchen errichten und das Konsistorium in eigener Regie besetzen In allen Kronlandern waren aus dem Adel die so genannten Defensoren zu wahlen Ihnen oblag der Schutz der evangelischen Religion Sie sollten jedem Eingriff der Katholiken entgegentreten Den katholischen Standen wurde ein besonderer Schwur auf die Konfoderationsakte abverlangt wenn sie nicht aus der staatlichen Gemeinschaft ausgeschlossen werden wollten Einige Artikel regelten die Arbeit der zentralen Behorden in Prag Weitaus zahlreicher waren aber die Sonderbestimmungen die sich mit den Angelegenheiten einzelner Lander befassten Die Autonomie und Verfassungen der Kronlander wurden nicht angetastet Uber ihre inneren Belange sollten die einzelnen Standegemeinden selbst bestimmen konnen Wirkung BearbeitenDurch die von den bohmischen Standen gemachten Zugestandnisse gelang es die Nebenlander in das Bundnis gegen die Habsburger zu integrieren Die Konfoderation hatte in Friedenszeiten ein tragfahiger Interessensausgleich sein konnen Die Parlamentarisierung der Bohmischen Monarchie wenn auch auf Basis standischer Privilegien ware ein bedeutender Modernisierungsschritt gewesen Dass es nicht gelang eine starke uber allen Landern stehende Regierung einzusetzen und dass die Separatrechte der Lander nicht eingeschrankt wurden mithin auch ihre Landtagsbeschlusse nicht vom Generallandtag aufgehoben werden konnten war die grosse Schwache der neuen Verfassung Da fur alle entscheidenden Beschlusse im Prinzip Konsens hergestellt werden musste konnte Bohmen auf die aussere Bedrohung man befand sich ja im Krieg mit dem Kaiser nicht adaquat reagieren Wegen des Egoismus der einzelnen Standegemeinden konnten nicht genugend Mittel fur die Landesverteidigung bereitgestellt werden Folgen und Ausgang BearbeitenNach Abschluss der Konfoderation wurde durch den Generallandtag Ferdinand II des Throns verlustig erklart Gemass den Regeln der neuen Verfassung wahlte man den Kurfursten Friedrich von der Pfalz zum Konig In der Schlacht am Weissen Berg 8 November 1620 wurde das Standeheer vernichtend geschlagen und Kaiser Ferdinand II ubernahm wieder die Macht in Bohmen Die von ihm als Verschworung angesehene Konfoderation wurde sofort aufgehoben Statt einer evangelischen Standerepublik wurde Bohmen nun Teil des absolutistischen Systems der Habsburgermonarchie und innerhalb weniger Jahrzehnte auch vollstandig rekatholisiert Literatur BearbeitenJoachim Bahlcke Modernization and state building in an east central European estates system the example of the Confoederatio Bohemica of 1619 In Parliaments Estates amp Representation 17 1997 S 61 73 Winfried Becker Standestaat und Konfessionsbildung am Beispiel der bohmischen Konfoderationsakte von 1619 In Dieter Albrecht Hrsg Politik und Konfession Festschrift fur Konrad Repgen zum 60 Geburtstag Berlin 1983 S 77 99 Rudolf Stanka Die bohmische Confoderationsakte von 1619 Berlin 1932Weblinks BearbeitenKonfederace stavu zemi Koruny ceske Text der Bohmischen Konfoderation in tschechischer Sprache Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohmische Konfoderation amp oldid 209994141