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Die sogenannte Causa palatina IV Artikel des Osnabrucker Friedensvertrages beendete 1648 einen 300 Jahre anhaltenden verfassungsrechtlichen Konflikt um die Konigswahl im Heiligen Romischen Reich Der Konflikt war ursprunglich eine Auseinandersetzung zwischen der pfalzischen und der bayerischen Linie der Wittelsbacher darum welche Linie als Kurfursten an der Wahl des romisch deutschen Konigs teilnehmen sollte Nach der Kirchenspaltung weitete sich der Konflikt im 16 Jahrhundert aus da die pfalzischen Wittelsbacher den calvinischen Protestantismus annahmen wahrend die bayerische Linie beim katholischen Glauben blieb Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges standen die beiden Linien an der Spitze der Katholischen Liga und der Protestantischen Union und kampften nicht zuletzt um die Kurwurde Eine Losung der Pfalzfrage brachte der Westfalische Frieden durch die Schaffung einer achten Kurwurde Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Positionen vor den Friedensverhandlungen 3 Die Losung der Pfalzfrage 3 1 1777 4 Die Stellung der Kurfursten nach dem Westfalischen Frieden 5 Literatur 5 1 Quellen 5 2 Darstellungen 6 WeblinksGeschichte BearbeitenIm Hausvertrag von Pavia 1329 hatten die oberbayerischen und pfalzischen Linien der Wittelsbacher verabredet die ihnen zustehende Kurwurde bei Konigswahlen abwechselnd auszuuben 1356 wurde diese Regelung jedoch durch die Goldene Bulle uberlagert in welcher der mit den bayerischen Wittelsbachern verfeindete Kaiser Karl IV das Recht der Konigswahl durch sieben Kurfursten festschrieb und den rheinischen Pfalzgrafen nicht jedoch den Herzog von Bayern unter die Kurfursten rechnete Brisanz erhielt der Sachverhalt als nach dem sachsischen und dem brandenburgischen Kurfursten 1560 auch der Pfalzer zum Protestantismus ubertrat Zwar hatte die katholische Seite mit den drei geistlichen Kurfursten und dem habsburgischen Konig von Bohmen noch immer eine Mehrheit von einer Stimme doch wuchs die Gefahr einer protestantischen Mehrheit im Kurfurstenkollegium und der Wahl eines Protestanten zum Kaiser Versuche das Kurfurstentum Koln trotz des geistlichen Vorbehalts fur den Protestantismus zu gewinnen scheiterten zwar doch 1619 wurde Friedrich V von der Pfalz das Oberhaupt der Protestantischen Union von den aufstandischen bohmischen Standen zum bohmischen Konig gewahlt wodurch die katholische Mehrheit verloren ging Herzog Maximilian I von Bayern das Haupt der katholischen Liga sah nun seine Chance gekommen mit Unterstutzung des Kaisers Ferdinand II die langersehnte pfalzische Kur zu erlangen Die beiden verwirklichten zum Wohle der katholischen Sache ihre gemeinsamen Ziele Nach der katastrophalen Niederlage am Weissen Berg 1620 wurde Friedrich V wegen der Annahme der bohmischen Krone geachtet Sein gesamter Besitz also auch seine Kurwurde fielen heim an das Reich woruber der Kaiser nun frei verfugen konnte Der Kaiser der selbst wieder in die bohmische Kurwurde eintrat baute die katholische Mehrheit im Kurkollegium dadurch aus dass er die pfalzische Kurwurde im Februar 1623 auf Maximilian I ubertrug somit einen protestantischen durch einen katholischen Fursten ersetzte Allerdings wurde Maximilian zunachst nur die pfalzische Kurwurde verliehen nicht jedoch die pfalzischen Lande Somit bestand die Gefahr dass die Kurwurde nach Maximilians Tod wieder an die Pfalzer fallen wurde da die Kurwurde laut der Goldenen Bulle eindeutig an die Pfalzgrafschaft bei Rhein gebunden war Im Jahr 1628 mussten die Pfalzer den endgultigen Verlust der ersten weltlichen Kurwurde hinnehmen Beschlossen wurde die erbliche Ubertragung der pfalzischen Kurwurde sowie der rechtsrheinischen Pfalz und der Oberpfalz auf 30 Jahre an die bayerische Linie der Wittelsbacher Die Restitution der Oberpfalz und der Kurwurde schien quasi ausgeschlossen als im Prager Frieden von 1635 entschieden wurde dass die Pfalz von einer Generalamnestie ausgeschlossen bleibe 1640 begannen die Kurfursten uber den Frieden zu verhandeln Auf Drangen Englands Danemarks und des Kurkollegs war der Kaiser schliesslich bereit Ausgleichsverhandlungen in der pfalzischen Frage zuzustimmen Eine Losung war aber in weiter Ferne da keine der beiden Parteien von ihrer Ausgangsposition abzuweichen vermochte Erst die Einbeziehung des Problems in die Westfalischen Friedensverhandlungen brachte eine Losung Die Positionen vor den Friedensverhandlungen BearbeitenFur die Verhandlungen standen sich 1647 in der pfalzischen Frage die Parteien mit ihren unterschiedlichen Positionen gegenuber Auf der einen Seite Bayern Frankreich und der Kaiser die den Verbleib der ehemals pfalzischen Kurwurde bei Bayern betrieben und eine neue achte Kurwurde fur die Pfalz forderten Die Oberpfalz sollte Bayern behalten die Rheinpfalz konne wenn notig zuruckerstattet werden Auf der anderen Seite stand der Pfalzgraf unterstutzt durch Schweden und verschiedene protestantische Reichsstande Sie forderten die moglichst vollstandige Restitution des Pfalzgrafen in Lande und Kurwurde Bayern sollte eine achte Kur und einen Teil der Oberpfalz erhalten Einig waren sich die beiden Parteien darin dass eine neue Kur geschaffen werden wurde Die Frage war nur wer diesen letzten Platz im Kurkolleg einnehmen sollte Die Losung der Pfalzfrage BearbeitenAm 24 Oktober 1648 wurde in den Westfalischen Friedensverhandlungen eine generelle Amnestie erlassen Die wichtigste Ausnahme von der Restitution war die Pfalz Der Mannesstamm der bayerischen Linie der Wittelsbacher erhielt endgultig die ehemals pfalzische Kurwurde mit allen Zugehorigkeiten sowie die gesamte Oberpfalz einschliesslich der Grafschaft Cham Fur diese Zugestandnisse musste Maximilian fur sich und seine Erben auf alle Anspruche gegenuber dem Kaiser verzichten So hatten sowohl Maximilian als auch der Kaiser einen Vorteil aus den Verhandlungen gezogen Als einziger Makel fur Maximilians Errungenschaften gilt dass beim Aussterben der bayerischen Linie im Mannesstamm die Oberpfalz an die pfalzische Linie zuruckfallen und die beiden Kurwurden wieder miteinander vereint werden sollten Fur den Heidelberger Wittelsbacher Karl I Ludwig wurde eine achte Kurwurde geschaffen und zugleich wurden ihm samtliche mit der nun bayerischen Kurwurde verbundenen Anspruche abgesprochen Der Pfalzer verlor also seine erste weltliche Kurwurde und rutschte mit der Schaffung der achten Kurwurde an die letzte Stelle des Kurkollegs Er erreichte also nicht seine Restitution in Amt und Land und kann trotz der vollstandigen Restitution der Unterpfalz auf den Stand von 1618 als Verlierer der Verhandlungen betrachtet werden 1777 Bearbeiten Als am 30 Dezember 1777 der bayerische Kurfurst starb trat Karl Theodor seit 1742 als Karl IV Pfalzgraf und Kurfurst von der Pfalz seine Nachfolge an und vereinigte in seiner Person die beiden Kurwurden Der neue Doppelstaat wurde gemeinhin Pfalz Baiern oder Kurpfalz Bayern genannt Die Stellung der Kurfursten nach dem Westfalischen Frieden BearbeitenHerzog Ernst August von Braunschweig Luneburg beanspruchte fur sein Haus die Einrichtung einer neunten Kur die er ab 1692 auch ausuben durfte Der Kurfurst Georg I war 1714 gar zum britischen Konig gewahlt worden so dass im 18 Jahrhundert die Konige von England die deutsche Konigswahl mitentscheiden konnten Dadurch dass 1777 die Kurwurde Bayerns durch Erbschaft an die pfalzischen Wittelsbacher fiel betrug die Anzahl der Konigswahler im Kurfurstenkolleg wieder acht 1803 kam es im Reichsdeputationshauptschluss zu weiteren Veranderungen im Kurfurstenkolleg welche jedoch durch die Auflosung des Heiligen Romischen Reichs 1806 gegenstandslos wurden Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit hg v Karl Zeumer 2 Aufl Tubingen 1913 Nr 197 IPO Johann Gottfried von Meiern Acta Pacis Westphalicae publica oder Westphalische Friedensverhandlungen und Geschichte in einem mit richtigen Urkungen bestarkten histor Zusammenhang verfasset und beschrieben Bd IV Hannover 1734Darstellungen Bearbeiten Dieter Albrecht Bayern und die pfalzische Frage auf dem Westfalischen Friedenskongress In Der Westfalische Friede Diplomatie politische Zasur kulturelles Umfeld Rezeptionsgeschichte hg von Heinz Duchhardt Munchen 1998 S 461 468 Gerhard Immler Kurfurst Maximilian I von Bayern und der Westfalische Friedenskongress Die bayerische auswartige Politik von 1644 bis zum Ulmer Waffenstillstand Munster 1992 Klaus Frederic Johannes Prolegomena zum Hausvertrag von Pavia 1329 und seiner Bedeutung fur die Pfalz in Mobilitas Festschrift zum 70 Geburtstag Werner Schreiners hg v Klaus Frederic Johannes Schriftenreihe der Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz N F 1 Neustadt an der Weinstrasse 2017 S 71 92 Heinhard Steiger Der Westfalische Frieden Grundgesetz fur Europa In Der Westfalische Friede Diplomatie politische Zasur kulturelles Umfeld Rezeptionsgeschichte hg von Heinz Duchhardt Munchen 1998 S 33 81 Jurgen Steiner Die pfalzische Kurwurde wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 Speyer 1985 Weblinks BearbeitenVolltext pax westphalica de der Friedensvertrage von Munster Instrumentum Pacis Monasteriensis IPM und Osnabruck Instrumentum Pacis Osnabrugensis IPO Dazu deutsche englische franzosische italienische spanische und schwedische Ubersetzungen Osnabrucker Friedensvertrag in deutschem Volltext lwl org direkt zum fur den Causa Palatina relevanten Artikel IV Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Causa palatina amp oldid 223647409