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Der Kurfurst Johann Georg I von Sachsen 5 Marz 1585 in Dresden 8 Oktober 1656 ebenda war ein Furst aus dem Hause Wettin albertinische Linie Ab dem 23 Juni 1611 war er Kurfurst von Sachsen und Erzmarschall des Heiligen Romischen Reiches Er war der zweite Sohn des Kurfursten Christian I und folgte seinem kinderlosen Bruder Christian II in der Regierung nach Kurfurst Johann Georg I mit Hund Portrat von Frans Luycx 1652 Staatliche Kunstsammlungen Dresden RustkammerJohann Georg I Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachkommen 3 Vorfahren 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Johann Georg I von Sachsen auf einem Reichstaler aus der Munzstatte Dresden von 1627Der Beginn der Regierung Johann Georgs I fiel in die Zeit der sich verscharfenden Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken im Reich und als Landesherr des machtigsten protestantischen Territoriums ware er eigentlich dazu pradestiniert gewesen die evangelischen Reichsstande zu fuhren Der Wettiner und seine Regierung hielten aber an der traditionellen Ausgleichspolitik Sachsens fest die darauf ausgerichtet war den status quo des Augsburger Religionsfriedens zu wahren Dieser Weg war quasi vorgezeichnet weil die herrschenden Krafte im lutherischen Sachsen eine engere Verbindung mit den Calvinisten unter Fuhrung Friedrichs V von der Pfalz kategorisch ablehnten Das Kaisertum der katholischen Habsburger erkannte Johann Georg ohne Abstriche an Folgerichtig lehnte der Kurfurst 1619 auch die Bewerbung um die Krone Bohmens ab die ihm vom Fuhrer der gemassigten protestantischen Stande Bohmens Joachim Andreas von Schlick angetragen worden war denn dann hatte er sich gegen den Habsburger Ferdinand II stellen mussen Er entschied sich nach dem Tod des Kaisers Matthias Marz 1619 als Reichsvikar die Wahl Ferdinands II zum romischen Kaiser zu unterstutzen siehe Vikariatsmunzen Johann Georg ging ein Bundnis mit Ferdinand ein und bekampfte die Anhangerschaft des calvinistischen Bohmenkonigs Friedrich V von der Pfalz in den Lausitzen und in Schlesien Der Krieg gegen die bohmischen Nebenlander war Johann Georg vom Kaiser formal als Reichsexekution ubertragen worden die Lausitzen ihm als Pfand versprochen Obwohl Johann Georg I die nach der Schlacht am Weissen Berg in Bohmen und spater auch in Schlesien einsetzende Gegenreformation als Bruch seiner Vereinbarungen mit dem Kaiser bewertete stellte er sich nicht offen gegen den Kaiser sondern blieb in den folgenden Jahren des Dreissigjahrigen Krieges neutral Damit verhielt er sich ahnlich wie der brandenburgische Kurfurst Georg Wilhelm das aber aus starkerer Position heraus und deshalb mit mehr Erfolg Er ersparte damit seinem Land einige Kriegswirren und grauel Nach der Zerstorung Magdeburgs im Mai 1631 konnte Johann Georg gedrangt von der offentlichen Meinung sein Verhalten aber nicht langer durchhalten zumal der kaiserliche General Tilly kurz nachdem er Magdeburg zerstort hatte gegen den ausdrucklichen Willen des Kaisers und Bayerns die die Neutralitat Sachsens erhalten wollten plundernd in Kursachsen einfiel und Merseburg und Leipzig besetzte Dies bewog Johann Georg am 11 September 1631 einen Bundnisvertrag mit Konig Gustav Adolf von Schweden zu schliessen Das neu aufgestellte sachsische Heer vereinigte sich bei Bad Duben mit dem schwedischen Heer und wurde Nutzniesser des grossen Sieges in der Schlacht bei Breitenfeld der im Wesentlichen vom schwedischen Heer errungen wurde weil die sehr unerfahrenen sachsischen Truppen mit Kurfurst Johann Georg an der Spitze bereits kurz nach Beginn der Schlacht fluchteten Nach dem Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lutzen 1632 und dem uberwaltigenden Sieg des mit einem spanischen und einem bayerischen Heer vereinigten kaiserlichen Heeres in der Schlacht bei Nordlingen 1634 fiel Johann Georg von der protestantischen Sache ab verliess das Bundnis mit den Schweden und begann langere Verhandlungen mit dem Kaiser in Eilenburg und Pirna Am 30 Mai 1635 wurde mit dem Kaiser der Frieden zu Prag geschlossen und Sachsen wurde mit den beiden Lausitzen als erblichem Besitz belehnt Traditionsrezess Das neue Bundnis mit Kaiser Ferdinand II sollte die Vertreibung der Franzosen und Schweden aus dem Reich bewirken Den Abfall des Kurfursten busste der Kurfurst nach den unglucklichen Kampfen bei Domitz 22 Oktober und Kyritz 7 Dezember durch furchtbare Verheerungen mit denen die Schweden unter General Johan Baner das Land Sachsen heimsuchten Im Jahr 1636 belagerte Johann Georg gemeinsam mit kaiserlichen Truppen die von Schweden gehaltene Stadt Magdeburg Sein Hauptquartier hatte er dabei zeitweise in Westerhusen und spater in Salbke Am 3 Juli erfolgte die Kapitulation der Stadt 1 Nach dem Sieg uber die Sachsen und die Kaiserlichen bei Wittstock 24 September 1636 erschien Baner zum zweiten und im Februar 1639 zum dritten Mal in Sachsen besetzte nach seinem Sieg bei Reichenbach Zwickau belagerte wiewohl vergeblich Freiberg und schlug die Kaiserlichen und Sachsen am 4 April bei Chemnitz nbsp Johann Georg Denkmal in JohanngeorgenstadtZwickau eroberte der sachsische Kurfurst zwar am 7 Juni 1642 wieder zuruck dagegen ging Leipzig infolge von Torstenssons Sieg uber die Kaiserlichen 23 November an die Schweden verloren Zuletzt zwang Torstensson nachdem er im Oktober 1644 das sachsische Heer bei Juterbog vernichtet und Pegau niedergebrannt hatte durch schwere Kontributionen und unterstutzt durch die Vorstellungen des Kurprinzen dem schwankenden Kurfursten den Waffenstillstand von Kotzschenbroda 27 Augustjul 6 September 1645greg ab der wenigstens den schwersten Kriegsbeeintrachtigungen fur Sachsen ein Ende machte Der Westfalische Friede bestatigte Johann Georg I die Erwerbungen des Prager Friedens Mit seinen Landstanden lag Johann Georg I vielfach in Streit wozu meist die durch den Krieg und die Verschwendung des Hofes entstandene tiefe Verschuldung des Landes den Anlass gab Johann Georg I mangelte es an feiner Sitte und er gab sich allzu oft der Jagdleidenschaft und Trunksucht hin Spottname Bierjorge was sogar in einer von Johann Georg Theodor Grasse aufgeschriebenen mundlich tradierten Sage umging Die sonderbare Stiftung zu Kotzschenbroda Um beiden nachkommen zu konnen liess er auf dem hofischen Weingut Hoflossnitz ein Lustschlosschen errichten Auch liess er Schloss Borln als Jagdschloss bauen und die einstige Kaiserburg der Festung Konigstein zu einem reprasentativen Renaissance Jagdschloss umgestalten Seither ist letztere als Johann Georgenburg bekannt Ferner war er ein grosser Hundefreund und liess sich haufig mit seinen Hunden portratieren Insbesondere von den als Englische Hunde bezeichneten den spateren Deutschen Doggen war er angetan Es galt als offenes Geheimnis dass ein Landedelmann die Gunst des Kurfursten durch Ubersendung eines schonen Englischen Hundes erlangen konnte 2 Seine streng lutherische Bekenntnistreue und seine Feindschaft gegenuber der Reformierten Kirche wurden von seinem Oberhofprediger Hoe von Hoenegg nach Kraften genahrt obwohl dessen Einfluss in der alteren Literatur oft uberschatzt wurde Dreimal wochentlich erschien Johann Georg mit seinem gesamten Hofstaat um die Predigt zu horen und das Abendmahl nach lutherischem Brauch zu nehmen 3 Johann Georg I heiratete am 16 September 1604 in erster Ehe die Prinzessin Sibylle Elisabeth von Wurttemberg 20 Januar 1606 und nach deren Tod im Kindbett am 19 Juli 1607 in zweiter Ehe Magdalena Sibylle von Preussen Bis 1618 war er Vormund der altenburgischen Prinzen und bis 1615 der weimarischen Prinzen siehe Achtbrudertaler 4 Er starb am 8 Oktober 1656 in Dresden und wurde im Freiberger Dom beigesetzt In seinem Testament hat er fur seine nachgeborenen Sohne vom sachsischen Kurstaat abgetrennte eigene Herzogtumer Sachsen Merseburg Sachsen Weissenfels und Sachsen Zeitz geschaffen Der seltene Taler auf den Bau von Schloss Moritzburg in Zeitz des Herzogs Moritz von Sachsen Zeitz dem vierten Sohn Johann Georgs I bezeugt die Landesteilung des albertinischen Sachsens 5 1623 kaufte Kurfurst Johann Georg von Sachsen die Herrschaft von Dobrilugk fur 300 000 Taler von den Gebrudern Promnitz somit auch das Schloss Dobrilugk das er zum Jagdschloss umbauen lassen wollte 1654 wurde von ihm die Grundung von Johanngeorgenstadt durch vertriebene bohmische Exulanten unmittelbar an der sachsischen Grenze im Amt Schwarzenberg genehmigt Er bestimmte dass die neue Stadt seinen Namen tragen sollte Auf dem Sterbebett sagte Johann Georg seinem Seelsorger Jakob Weller zufolge mehrfach den Bekenntnissatz Meinen Jesum lass ich nicht Weller bezog sich darauf mehrfach in seinen Gedachtnispredigten fur den Kurfursten so am 16 Oktober 1656 in Dresden 6 Christian Keimann schrieb uber den Satz das bis heute gesungene gleichnamige Kirchenlied EG 402 In der alteren Literatur verbreitet ist die Deutung der Anfangsbuchstaben der letzten Strophe J G C Z S als Initialen von Johann Georg Churfurst zu Sachsen 7 Nachkommen BearbeitenJohann Georg I heiratete am 16 September 1604 in Dresden Sibylle Elisabeth von Wurttemberg Tochter des Herzogs Friedrich I von Wurttemberg aus dessen Ehe mit Sibylla von Anhalt Sie starb wahrend der Totgeburt ihres einzigen Kindes totgeborener Sohn 20 Januar 1606 in Dresden nbsp Johann Georg und MagdalenaAnschliessend ging er am 19 Juli 1607 zu Torgau eine zweite Ehe mit Magdalena Sibylle von Preussen Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preussen aus dessen Ehe mit Marie Eleonore von Julich Kleve Berg ein Dieser Verbindung entstammen zehn Kinder totgeborener Sohn 18 Juli 1608 in Dresden Sophie Eleonore 1609 1671 Georg II Landgraf von Hessen Darmstadt Maria Elisabeth 1610 1684 Friedrich III Herzog von Schleswig Holstein Gottorf Christian Albrecht 4 Marz 1612 in Dresden 9 August 1612 ebenda Johann Georg II 1613 1680 Kurfurst von Sachsen Magdalena Sibylle von Brandenburg Bayreuth August 1614 1680 Herzog von Sachsen Weissenfels Christian I 1615 1691 Herzog von Sachsen Merseburg Magdalena Sibylle 1617 1668 I Christian Kronprinz von Danemark II Friedrich Wilhelm II Herzog von Sachsen Altenburg Moritz 1619 1681 Herzog von Sachsen Zeitz Heinrich 27 Juni 1622 in Dresden 15 August 1622 ebenda Vorfahren BearbeitenAhnentafel Johann Georg I Ururgrosseltern HerzogAlbrecht der Beherzte 1443 1500 1464Sidonie von Bohmen 1449 1510 HerzogMagnus II 1441 1503 1478Sophie von Pommern 1460 1504 KonigFriedrich I 1471 1533 1502Anna von Brandenburg 1487 1514 HerzogMagnus I von Sachsen Lauenburg 1470 1543 1509Katharina von Braunschweig Wolfenbuttel 1488 1563 KurfurstJoachim I 1484 1535 1502Elisabeth von Brandenburg 1485 1555 HerzogGeorg von Sachsen 1471 1539 1496Barbara von Polen 1478 1534 MarkgrafFriedrich II von Brandenburg 1460 1536 1479Sofia Jagiellonka 1464 1512 Karl I 1476 1536 1488Anna von SaganUrgrosseltern Herzog Heinrich der Fromme 1473 1541 1512Katharina von Mecklenburg 1487 1561 Konig Christian III 1503 1559 1525Dorothea von Sachsen Lauenburg 1511 1571 Kurfurst Joachim II 1505 1571 1524Magdalene von Sachsen 1507 1534 Herzog Georg von Brandenburg Ansbach 1484 1543 1525Hedwig von Munsterberg Oels 1508 1531 Grosseltern Kurfurst August von Sachsen 1526 1586 1548Anna von Danemark 1532 1585 Kurfurst Johann Georg von Brandenburg 1525 1598 1548Sabina von Brandenburg Ansbach 1529 1575 Eltern Kurfurst Christian I von Sachsen 1560 1591 1582Sophie von Brandenburg 1568 1622 Johann Georg I Literatur BearbeitenHeinrich Theodor Flathe Johann Georg I In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 14 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 376 381 Karlheinz Blaschke Johann Georg I In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 525 f Digitalisat Axel Gotthard Georg I In Frank Lothar Kroll Hrsg Die Herrscher Sachsens Markgrafen Kurfursten Konige 1089 1918 C H Beck Munchen 2007 S 137 ff Karl August Muller Kurfurst Johann Georg der Erste seine Familie und sein Hof nach handschriftlichen Quellen des Koniglich Sachsischen Haupt Staats Archivs dargestellt ein Beitrag zur Cultur und Sittengeschichte des Siebzehnten Jahrhunderts Forschungen auf dem Gebiete der neueren Geschichte Band 1 Fleischer Dresden Leipzig 1838 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Georg I Sachsen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Munzen von Johann Georg I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Johann Georg I Sachsen Quellen und Volltexte Werke von und uber Johann Georg I in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Johann Georg I im VD 17 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Asmus 1200 Jahre Magdeburg die Jahre 1631 1848 Scriptumverlag Halberstadt 1999 ISBN 3 933046 16 5 Seite 26 Karl August Muller in Forschungen auf dem Gebiete der neueren Geschichte Kurfurst Johann Georg der Erste etc Dresden und Leipzig Gerhard Fleischer 1838 S 30 Cicely Veronica Wedgwood Der Dreissigjahrige Krieg Aus dem Engl von A G Girschick List Munchen 1967 Neuauflage 2002 ISBN 978 3 86820 125 3 S 55 Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt schen Sammlung Dresden 1888 S 112 Julius Erbstein Albert Erbstein Erorterungen auf dem Gebiete der sachsischen Munz und Medaillen Geschichte 1888 S 118 Digitalisat z B 1787 und 1843VorgangerAmtNachfolgerChristian II Kurfurst von Sachsen 1611 1656Johann Georg II Normdaten Person GND 100029752 lobid OGND AKS LCCN n86030452 VIAF 37254372 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johann Georg I ALTERNATIVNAMEN Johann Georg I von SachsenKURZBESCHREIBUNG Kurfurst von Sachsen aus dem Hause Wettin albertinische Linie GEBURTSDATUM 5 Marz 1585GEBURTSORT Dresden Kurfurstentum SachsenSTERBEDATUM 8 Oktober 1656STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Georg I Sachsen amp oldid 237203852