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Wiedervereinigung ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Wiedervereinigungen sind unter Liste von politischen Wiedervereinigungen aufgefuhrt Die deutsche Wiedervereinigung oder deutsche Vereinigung 1 in der Gesetzessprache Herstellung der Einheit Deutschlands 2 war der durch die friedliche Revolution in der DDR angestossene Prozess der Jahre 1989 und 1990 der zum Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3 Oktober 1990 fuhrte Die damit vollzogene deutsche Einheit die seither an jedem 3 Oktober als Nationalfeiertag mit dem Namen Tag der Deutschen Einheit begangen wird beendete den als Folge des Zweiten Weltkrieges in der Ara des Kalten Krieges vier Jahrzehnte wahrenden Zustand der deutschen Teilung Bundesrepublik Deutschland DDRHeutige Bundesrepublik Deutschland daruber die nach 1949 geteilten Gebiete BR Deutschland bis 1990 Berlin Berlin Frage DDR Beitritt 1990 und Saarland Beitritt 1957 Saarland 1947 bis 1956 Das Brandenburger Tor mit Quadriga in Berlin Wahrzeichen des wiedervereinigten DeutschlandsRichtungweisend fur diese Entwicklung waren die Ausreisewelle aus der DDR die erstarkende Opposition in der DDR und die Offnung der Berliner Mauer am 9 November 1989 die den endgultigen Zerfall des politischen Systems der DDR bewirkte 3 Notwendige aussere Voraussetzung der deutschen Wiedervereinigung war das Einverstandnis der vier Siegermachte des Zweiten Weltkrieges die bis dahin volkerrechtlich noch immer die Verantwortung fur Deutschland als Ganzes innehatten beziehungsweise beanspruchten Durch den Zwei plus Vier Vertrag oder offiziell Vertrag uber die abschliessende Regelung in bezug auf Deutschland wurde der Einheit der beiden deutschen Staaten zugestimmt und dem vereinten Deutschland die volle Souveranitat uber seine inneren und ausseren Angelegenheiten zuerkannt Massgebliche Zwischenstationen auf dem Weg der deutschen Wiedervereinigung waren die Volkskammerwahl im Marz 1990 sowie der Staatsvertrag uber die Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion Am 20 September 1990 stimmten die Volkskammer der DDR und der Deutsche Bundestag dem Einigungsvertrag vom 31 August zu am darauf folgenden Tag der Bundesrat Inhaltsverzeichnis 1 Zwei deutsche Staaten als Erben des Zweiten Weltkrieges 1 1 Nachkriegssituation und Grundung der beiden deutschen Staaten 1 2 Die beiden deutschen Staaten 1949 1961 1 3 Deutsch deutsche Beziehungen 1961 1989 2 Krise friedliche Revolution und Wende in der DDR 2 1 Ausreisewelle und erstarkende Reformkrafte 2 2 Untergang der SED Diktatur 2 3 Die DDR auf West und Wiedervereinigungskurs 3 Von der Volkskammerwahl zur Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion Marz bis Juli 1990 3 1 Weichenstellungen und Beschleunigungsfaktoren 3 2 Die Stunde der Exekutive 3 3 Wirtschaftlicher Umbruch in der DDR 3 4 Der Umstellungskurs im soziookonomischen Spannungsfeld 3 5 Sozialunion 4 Aussere Voraussetzungen des Einigungsprozesses 4 1 Herstellung einer gemeinsamen Haltung des Westens 4 2 Bundnisfrage und Endgultigkeit der deutschen Grenzen 4 3 Interessenausgleich mit der Sowjetunion 4 4 Truppenabzugsregelung und Erlangung der vollen Souveranitat 5 Der Weg zum Einigungsvertrag 5 1 Verfassungsrechtliche Optionen im politischen Kraftefeld 5 2 Wiedereinrichtung der Lander auf dem Gebiet der DDR 5 3 Gesamtdeutscher Foderalismus und Finanzausgleich 5 4 Wiedervereinigte Stadt Berlin 5 5 Reorganisation von Recht und Verwaltung im Beitrittsgebiet 5 6 Neuordnung der Eigentumsverhaltnisse 5 7 Umgang mit der Stasi Erblast 5 8 Turbulente Zielankunft 6 Feierlichkeiten zum Vollzug der Einigung am 3 Oktober 1990 6 1 Abschiede nach vier Jahrzehnten getrennter Vergangenheit 6 2 Vereinigung nach Mitternacht 6 3 Aufbruch in ein neues Deutschland 6 4 Ausschreitungen am Vorabend der Wiedervereinigung 7 Gedenken 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 AnmerkungenZwei deutsche Staaten als Erben des Zweiten Weltkrieges Hauptartikel Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1990 und Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik Die parallele Existenz zweier deutscher Staaten in der zweiten Halfte des kurzen 20 Jahrhunderts war der zeitgeschichtlichen Entwicklung geschuldet die nach dem Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik die Machtubernahme der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler ermoglicht sowie deren zum Zweiten Weltkrieg und in die bedingungslose Kapitulation fuhrende grossdeutsche Expansionspolitik zugelassen hatte Heinrich August Winkler sieht den Zeitraum der deutschen Zweistaatlichkeit durch einen eigentumlichen Zwolf Jahres Rhythmus gegliedert der sich von der beiderseitigen Staatsgrundung 1949 uber das einschneidende Datum des Mauerbaus 1961 und das Inkrafttreten des Grundlagenvertrages zwischen der Bundesrepublik und der DDR 1973 bis zu der mit dem Amtsantritt Michail Gorbatschows 1985 sich anbahnenden neuen Ara der internationalen Beziehungen im Ost West Konflikt erstreckte 4 Nachkriegssituation und Grundung der beiden deutschen Staaten Deutsche Lander in den Besatzungszonen Stand Juni 1947 bis April 1949Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 wurde das Deutsche Reich nicht aufgelost oder annektiert sondern das nach der Westverschiebung Polens ubrige Deutschland in die gemeinsame Verantwortung der alliierten Siegermachte ubernommen Gemass den in der Anti Hitler Koalition auf der Konferenz von Jalta getroffenen Vorvereinbarungen die 1945 mit der Juni Deklaration umgesetzt wurden teilten die Siegermachte Deutschland in vier Besatzungszonen auf die sowjetische die amerikanische die britische und die franzosische Eine entsprechende Aufteilung schuf die kunftige Viersektorenstadt Berlin In gleicher Weise verfuhren die Alliierten auch in Osterreich und Wien Als gemeinsames Verwaltungsorgan der vier Hauptsiegermachte fur Deutschland als Ganzes sollte ein Alliierter Kontrollrat fungieren der auch die Beschlusse der Potsdamer Konferenz hatte umsetzen sollen Der aber bereits 1947 sich anbahnende Kalte Krieg der den Westzonen im Zuge des Marshallplans wirtschaftliche Aufbauhilfen eintrug und getrennte Wahrungsreformen im Vereinigten Wirtschaftsgebiet und in der Sowjetischen Besatzungszone SBZ zur Folge hatte gelangte 1948 mit Berlin Blockade und Luftbrucke zu einer ersten Zuspitzung die 1949 in die entgegengesetzte Grundung zweier deutscher Staaten mundete Das Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland wurde vom Parlamentarischen Rat als vorlaufige Verfassung angelegt und gemass Praambel mit dem Wiedervereinigungsgebot verknupft und markiert mit der Ausfertigung und Verkundung am 23 Mai 1949 die Umwandlung der bisherigen Trizone in die Bundesrepublik Deutschland Berlin behielt dabei einen Sonderstatus Die Deutsche Demokratische Republik deren Regierung sogleich den sowjetischen Sektor Berlins als Hauptstadt beanspruchte 5 wurde am 7 Oktober 1949 durch die Verabschiedung der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik durch Umwandlung der SBZ gegrundet Die beiden deutschen Staaten 1949 1961 Unter dem Eindruck der deutschen Teilung und eines fehlenden Selbstbestimmungsrechts der Ostdeutschen wurde die DDR seitens der Bundesrepublik von Beginn an nicht als eigener Staat anerkannt Vielmehr kam eine Rechtsposition zum Tragen wonach das Deutsche Reich als Staat und Volkerrechtssubjekt 1945 nicht untergegangen sondern in den Grenzen von 1937 weiterexistiere und lediglich handlungsunfahig geworden sei Die Grundung der Bundesrepublik Deutschland stellte demnach lediglich eine staatsrechtliche Neuorganisation von dessen westlichem Teil dar 6 Auf das Fehlen freier Wahlen beziehungsweise des Selbstbestimmungsrechts in der DDR grundete man westdeutscherseits einen Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik Deutschland fur alle Deutschen um diesem international Nachdruck zu verleihen wurde als wichtigstes Instrument die sogenannte Hallstein Doktrin formuliert und strikt angewendet Die 1967 anstelle der bisherigen deutschen Staatsangehorigkeit eingefuhrte Staatsburgerschaft der DDR erkannte die Bundesrepublik nicht an womit jeder DDR Fluchtling wie bisher in der Bundesrepublik gleichberechtigt als Staatsangehoriger anerkannt war Die Deutsche Demokratische Republik verstand sich ausdrucklich nicht als Nachfolgerin des Deutschen Reiches sondern bezeichnete sich selbst als erster sozialistischer Arbeiter und Bauernstaat auf deutschem Boden Zudem negierte man seitens der DDR damit jegliche historische Verantwortung und auch Wiedergutmachungsanspruche Die Regierung der DDR unterzeichnete das Gorlitzer Abkommen vom 6 Juli 1950 das die Oder Neisse Linie als endgultige deutsch polnische Staatsgrenze anerkannte und im offiziellen DDR Sprachgebrauch als Oder Neisse Friedensgrenze bezeichnet wurde Einen Tag nach der Unterzeichnung des Generalvertrags zwischen der Bundesrepublik und den Westalliierten schloss die DDR mit Datum vom 26 Mai 1952 die Interzonengrenze 7 Als Schlupfloch fur eine Flucht aus der DDR verblieb jetzt nur noch die nicht abgeriegelte Sektorengrenze in der Viersektorenstadt Berlin Der niedergeschlagene Volksaufstand vom 17 Juni 1953 in der DDR in dem auch Forderungen nach Wiedervereinigung laut geworden waren und der in der Folge in der Bundesrepublik alljahrlich als Tag der deutschen Einheit begangen wurde bestarkte Tendenzen zur Abwanderung und Flucht aus der DDR Bis Ende der 1950er Jahre blieben die Abwanderungsverluste der DDR insbesondere nach West Berlin so hoch dass Chruschtschow die zweite Berlin Krise ausloste Im nach ihm benannten Chruschtschow Ultimatum drohte er den USA Grossbritannien und Frankreich die Sowjetunion wurde der DDR die Kontrolle uber die Verbindungswege zwischen der Bundesrepublik und West Berlin ubertragen wenn nicht innerhalb eines halben Jahres eine alliierte Ubereinkunft zustande kommen wurde mit der Berlin zu einer Freien Stadt wurde Dieses Ultimatum verstrich ohne Folgen US Prasident John F Kennedy hatte in einer Antwort seine Three Essentials verkundet Verbleib der Westalliierten in Berlin ihren freien Zugang dahin und die Wahrung der Freiheitsrechte der West Berliner Das SED Regime loste das Problem der Massenabwanderung ab dem 13 August 1961 durch die Errichtung der Berliner Mauer Deutsch deutsche Beziehungen 1961 1989 Hauptartikel Innerdeutsche Beziehungen Willi Stoph und Willy Brandt 19 Marz 1970 Berliner Mauer 1980Nachdem sich die neue Teilungssituation die grossen Fluchtlingsstrome waren versiegt dafur kam es immer wieder zu Todesfallen bei Fluchtversuchen uber die Berliner Mauer sowie im ubrigen Grenzverlauf zwischen der DDR und der Bundesrepublik als anhaltende Wirklichkeit im allseitigen Bewusstsein niedergeschlagen hatte ging es im Westen bald zunehmend darum auf menschliche Erleichterungen und grenzuberschreitende Begegnungsmoglichkeiten insbesondere zwischen Verwandten hinzuwirken Als Impulsgeber fungierte dabei vor allem Willy Brandt unter dessen Verantwortung als Regierendem Burgermeister in West Berlin es ab 1963 zu Passierscheinabkommen mit der DDR kam und der im Zeichen des von seinem engen Berater Egon Bahr entwickelten Konzepts Wandel durch Annaherung als Bundeskanzler jene neue Ostpolitik vorantrieb die Anfang der 1970er Jahre nach vertraglichen Regelungen mit der Sowjetunion im Moskauer Vertrag und der Volksrepublik Polen im Warschauer Vertrag zum Viermachteabkommen uber Berlin und zum Grundlagenvertrag zwischen beiden deutschen Staaten fuhrte Die westdeutsche Bundesregierung wies die Sowjetunion bei der Unterzeichnung des Moskauer Vertrages explizit auf ihr Ziel der Wiedervereinigung hin 8 Der DDR Fuhrung kam es in diesem Prozess vor allem darauf an nach dem Prinzip der friedlichen Koexistenz die gleichberechtigte Anerkennung der DDR als eigenstandigen Staat auch im Westen durchzusetzen Hoch verschuldet und fur Importe aus dem Westen an notorischer Devisenknappheit leidend suchte sie aus den innerdeutschen Beziehungen finanzielle Vorteile zu ziehen sei es im Rahmen von Transitabkommen sei es beim Haftlingsfreikauf Die von der sozialliberalen Regierung begonnene neue Ostpolitik wurde durch die Regierung Kohl Genscher bruchlos fortgesetzt obwohl diese zu Beginn der 1970er heftig bekampft worden war Ausdruck gravierender Probleme der DDR Staatsfinanzen war bereits 1983 der massgeblich vom bayerischen Ministerprasidenten Franz Josef Strauss eingefadelte Milliardenkredit fur die DDR Als besonderen Erfolg des Bemuhens um Eigenstandigkeit und Anerkennung konnte die DDR Staatsfuhrung noch 1987 den Besuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik verbuchen Unter dem Titel Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit war kurz zuvor als Ergebnis mehrjahriger Beratungen ein gemeinsames Streitkulturpapier von ostdeutscher SED und westdeutscher SPD veroffentlicht worden in dem es u a hiess Keine Seite darf der anderen die Existenzberechtigung absprechen Unsere Hoffnung kann sich nicht darauf richten dass ein System das andere abschafft Sie richtet sich darauf dass beide Systeme reformfahig sind und der Wettbewerb der Systeme den Willen zur Reform beider Seiten starkt Krise friedliche Revolution und Wende in der DDR Hauptartikel Wende und friedliche Revolution in der DDR Seit Mitte der 1980er Jahre erlaubte die Lockerung des Eisernen Vorhangs stadtepartnerschaftliche Beziehungen zwischen DDR und bundesdeutschen Gemeinden Eisenhuttenstadt und Saarlouis 1986 sowie Schwerin und Wuppertal 1987 Zur selben Zeit geriet die DDR immer mehr in einen Zustand der Stagnation und Krise Dieser war zum einen bedingt durch die weiter wachsende Staatsverschuldung zum anderen durch eine zunehmende Isolierung innerhalb des Ostblocks da die DDR Staatsfuhrung jedes Eingehen auf die von der Sowjetunion unter Gorbatschow im Zeichen von Glasnost und Perestroika angestossenen Reformen ablehnte und nun sogar sowjetische Publikationen der Zensur unterwarf Noch im August 1989 bekraftigte Otto Reinhold Rektor der Akademie fur Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED und massgeblicher Widerpart von Erhard Eppler bei den besagten SED SPD Konsultationen was fur ihn die Kernfrage der sozialistischen Identitat der DDR sei indem er einen Unterschied zu allen anderen sozialistischen Landern hervorhob Sie alle haben bereits vor ihrer sozialistischen Umgestaltung als Staaten mit kapitalistischer oder halbfeudaler Ordnung bestanden Ihre Staatlichkeit war daher nicht in erster Linie von der gesellschaftlichen Ordnung abhangig Anders als die DDR Sie ist nur als antifaschistische als sozialistische Alternative zur BRD denkbar Welche Existenzberechtigung sollte eine kapitalistische DDR neben einer kapitalistischen Bundesrepublik haben Naturlich keine Nur wenn wir diese Tatsache immer vor Augen haben wird klar erkennbar wie wichtig fur uns eine Gesellschaftsstrategie ist die kompromisslos auf die Festigung der sozialistischen Ordnung gerichtet ist 9 Ausreisewelle und erstarkende Reformkrafte Im 40 Jahr nach der Staatsgrundung geriet das SED Regime nun auch von innen auf zweifache Weise unter Druck Bei nachlassender Bereitschaft der sozialistischen Bruderstaaten DDR Burger konsequent an der Flucht in bundesdeutsche Botschaften oder uber noch bewachte Grenzen zu hindern und den DDR Staatsorganen auszuliefern gelang es einer zunehmenden Zahl politisch und okonomisch frustrierter DDR Burger uber Drittstaaten in die Bundesrepublik zu fluchten So gelangten im August 1989 beim Paneuropa Picknick bei Sopron 661 Ostdeutsche uber die Grenze von Ungarn nach Osterreich 10 Es war die grosste Fluchtbewegung aus Ostdeutschland seit dem Bau der Berliner Mauer 11 Diese durch Massenmedien verbreitete Grenzoffnung loste dann die nachfolgenden Ereignisse aus Drei Tage nach dem Paneuropaischen Picknick uberwanden erneut 240 Menschen die osterreichisch ungarische Grenze Die Situation spitzte sich zu als ungarische Grenztruppen weitere Ubertritte mit Waffengewalt verhinderten und mehrere Fluchtlinge verletzt wurden 12 In der Nacht auf den 11 September 1989 offnete Ungarn seine Grenze fur DDR Burger Zur Wir wollen raus Bewegung kam jedoch eine Wir bleiben hier Bewegung hinzu die ein Ende der SED Diktatur durch demokratische Reformen anstrebte Aus landesweiten Protestansatzen gegen die gefalschten Kommunalwahlen vom Mai 1989 entstanden Oppositionsgruppen wie das Neue Forum und Ansatze zu SED unabhangiger Parteibildung wie im Falle der Ost SPD Insbesondere unter dem Dach kirchlicher Einrichtungen fanden Ausreisewillige wie Protestmotivierte Schutz und eigene Entfaltungsmoglichkeiten Kirchen waren auch die Ausgangspunkte der Leipziger Montagsdemonstrationen durch die auf friedlichem Wege das Zuruckweichen der Staatsmacht bewirkt wurde Untergang der SED Diktatur Menschenmengen auf der Berliner Mauer Ende 1989 nach dem historischen Mauerfall Im Hintergrund das Brandenburger Tor Symbol der Wiedervereinigung DeutschlandsDer Republikgeburtstag am 7 Oktober 1989 fand bereits unter sehr spannungsgeladenen Umstanden statt mit Protestaktionen und polizeilichen Ubergriffen am Rande der Festlichkeiten in Berlin Zwei Tage spater wichen in Leipzig die in grosser Zahl drohend aufgebotenen Einsatzkrafte vor der schieren Masse von geschatzt 70 000 Demonstranten ohne Gewaltanwendung zuruck Es war nach Winkler eine neuartige Revolution die sich mit der Parole Keine Gewalt selbst zugelte und nicht zuletzt deshalb ihr Ziel erreichte Die friedliche Revolution hatte bewusste und unbewusste Teilnehmer Die bewussten waren die Grunder der Burgerrechtsgruppen und die Demonstranten die am 2 Oktober zur Masse zu werden begannen die unbewussten jene die um ebendiese Zeit die DDR in Massen verliessen 13 Diesem zweifachen zangenartigen Druck fortlaufend ausgesetzt fiel das SED Regime in sich zusammen Wichtige Stationen dabei waren die Ablosung des Staatschefs Honecker durch Egon Krenz am 18 Oktober 1989 die Grossdemonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am 4 November der Mauerfall und die damit verbundene Grenzoffnung an der Berliner Mauer in der Nacht vom 9 auf den 10 November die Kontrolle der neu gebildeten Regierung Modrow durch den Zentralen Runden Tisch und die erzwungene Auflosung des Stasi Apparats Die DDR auf West und Wiedervereinigungskurs Mit der Maueroffnung und den nachfolgenden massenhaften Erkundungsbesuchen der DDR Bewohner im Westteil Berlins und in der Bundesrepublik anderte sich die Stossrichtung der politischen Willensbekundung im offentlichen Raum und auf Demonstrationszugen Sie ist sprechend festgehalten in einer Abwandlung des Slogans Wir sind das Volk der auf politische Beteiligungsrechte und innerstaatliche Reformen in der DDR zielte zu Wir sind ein Volk was auf die Forderung nach Herstellung der deutschen Einheit hinauslief Unter den besonderen innerdeutschen und aussenpolitischen Umstanden der Wende Zeit wurde damit ein durchschlagender Impuls gesetzt Bereits kurz nach dem Mauerfall tauchte der Begriff Wiedervereinigung auch in der DDR im offentlichen Sprachgebrauch auf doch zunachst als etwas wozu es nicht kommen werde Die Berliner Zeitung berichtete am 13 November von einem Telefongesprach zwischen Egon Krenz und Helmut Kohl unter der Uberschrift Wiedervereinigung nicht auf der Tagesordnung 14 Eine Woche spater wandte sich Krenz in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN gegen Spekulationen dass die Offnung der deutsch deutschen Grenzen eines Tages zur Wiedervereinigung fuhren werde 15 Schnell erwiesen sich langfristige Plane vertraglicher Bindungen und enger Zusammenarbeit bis hin zu konfoderativen Strukturen wie sie Bundeskanzler Helmut Kohls am 28 November 1989 vorgetragener Zehn Punkte Plan enthielt als uberholt Die wirtschaftliche Zwangslage und politische Instabilitat der DDR 16 liessen auch Regierungschef Hans Modrow auf einen Kurs Deutschland einig Vaterland einschwenken Der Termin fur die am Runden Tisch vereinbarte freie Wahl zu einer neuen DDR Volkskammer wurde angesichts fortschreitenden Zerfalls der staatlichen Ordnung vom 6 Mai auf den 18 Marz 1990 vorgezogen Joachim Gauck der als Rostocker Mitglied des Neuen Forums zunachst seine ortlichen Mitstreiter und Ende Januar 1990 in Berlin auch die Mehrheit aller Delegierten dieser Burgerbewegung fur die Idee der deutschen Einheit gewonnen hatte beschreibt die eigenen Gefuhle anlasslich der Stimmabgabe zur Volkskammerwahl die mit einer Wahlbeteiligung von 93 4 stattfand Dann kam der Wahltag der 18 Marz 1990 Als ich meine Stimme abgegeben hatte liefen mir die Tranen uber das Gesicht Ich musste funfzig Jahre alt werden um erstmals freie gleiche und geheime Wahlen zu erleben Und nun hatte ich sogar die Moglichkeit ein wenig an der politischen Gestaltung der Zukunft mitzuwirken 17 Bei insgesamt enttauschendem Ergebnis fur die politisch organisierten DDR Burgerrechtler und einem in diesem Ausmass als sensationell empfundenen Wahlsieg der Allianz fur Deutschland zog Gauck als einer von zwolf Abgeordneten fur Bundnis 90 in die neue Volkskammer ein Von der Volkskammerwahl zur Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion Marz bis Juli 1990 Gauck sass unter insgesamt 409 Abgeordneten in der neuen Volkskammer in der die drei grossten Fraktionen mit 163 Mandaten die CDU mit 88 die SPD und mit 66 Sitzen die PDS stellten Und was 40 Jahre eine Luge gewesen war schreibt Gauck wurde Wahrheit werden eine Deutsche Demokratische Republik Doch bei naherem Hinsehen trubten sich meine Freude und mein Stolz Etwa 185 der neuen Abgeordneten hatten im untergegangenen System der SED oder einer Blockpartei angehort 18 Nur wenige von ihnen waren allerdings auch bereits Mitglieder der vorherigen Volkskammer Obwohl die PDS als aus der SED hervorgegangene Partei politisch isoliert war einte die Beteiligten im Umgang untereinander zumindest das gemeinsame Aufwachsen in der DDR Die Atmosphare in den Volkskammersitzungen beschreibt Gregor Gysi als vergleichsweise ungezwungen Man applaudierte wenn jemand einen klugen Gedanken geaussert hatte selbst wenn der Abgeordnete zu den politischen Gegnern gehorte Einen Fraktionszwang zu Buhrufen oder kollektiven Beifallskundgebungen gab es nicht Abstimmungsresultate waren mitunter offen Es ist vorgekommen dass die Regierungsfraktionen von CDU und SPD aneinandergerieten weil bei kontroversen Abstimmungen die PDS Abgeordneten mal fur die eine mal fur die andere Seite votierten 19 Neuer Ministerprasident wurde am 12 April 1990 der CDU Vorsitzende Lothar de Maiziere der bereits stellvertretender Ministerprasident in der Regierung Modrow gewesen war und der fur den Zentralen Runden Tisch die Geschaftsordnung entworfen hatte 20 In der neuen Funktion lernte de Maiziere das ganze Ausmass der desolaten Wirtschafts und Finanzsituation der DDR kennen Wahrend in Westdeutschland 47 Prozent des Bruttosozialprodukts in die offentlichen Haushalte und 53 Prozent in Investitionen gingen waren es in der DDR 85 Prozent fur den Konsum und nur 15 Prozent fur Investitionen Damit konnten nur die geringsten Reparaturen bezahlt und uberhaupt keine Innovationen finanziert werden Das gesamte Vermogen des Landes Betriebe Wohnungen Infrastruktur war veraltet verwahrlost 21 Gegenuber Modrow war de Maiziere als frei gewahlter Ministerprasident fur die Regierung Kohl nun allerdings in der Rolle des unverzichtbaren Verhandlungspartners und des nicht zu umgehenden Hauptverantwortlichen auf Seiten der DDR im Einigungsprozess Dafur wurden in der Volkskammer Zweidrittelmehrheiten gebraucht sodass die Regierungsbeteiligung der Ost Sozialdemokraten an der Regierung de Maiziere beiderseits in Frage und dann auch zustande kam 22 Weichenstellungen und Beschleunigungsfaktoren Die nun eintretende Entwicklung war auf westlicher Seite zuerst vom vormaligen Chef des Kanzleramts und seinerzeitigen Innenminister Wolfgang Schauble vorgedacht worden Als enger Berater des Bundeskanzlers hatte er Kohl gegenuber schon im November 1989 die Erwartung geaussert dass die deutsche Einheit binnen Jahresfrist erreicht sein werde und hatte Mitte Dezember im Kanzleramt den allerdings vorerst skeptisch aufgenommenen Vorschlag unterbreitet der Regierung Modrow unverzuglich eine Wirtschafts und Wahrungsunion anzubieten um den Ubersiedlerstrom aus der DDR in die Bundesrepublik zu stoppen 23 Bei anhaltender finanzieller Zwangslage und drohender Zahlungsunfahigkeit der DDR sowie einem im Januar 1990 ungebremsten Ubersiedlerstrom taglich verliessen unterdessen zwischen zwei und dreitausend Menschen die DDR sodass die Produktion in vielen Betrieben nur mehr ausserst schwierig aufrechtzuerhalten war 24 stellte die Bundesrepublik der DDR am 7 Februar 1990 die Wirtschafts und Wahrungsunion in Aussicht In Kohls Regierungserklarung vom 15 Februar hiess es dazu Es geht jetzt darum ein klares Signal der Hoffnung und der Ermutigung fur die Menschen in der DDR zu setzen Fur die Bundesrepublik Deutschland bedeutet das dass wir damit unseren starksten wirtschaftlichen Aktivposten einbringen Die Deutsche Mark Wir beteiligen so die Landsleute in der DDR ganz unmittelbar und direkt an dem was die Burger der Bundesrepublik Deutschland in jahrzehntelanger beharrlicher Arbeit aufgebaut und erreicht haben 25 Ein gravierendes Problem waren die Ubersiedlerzahlen jedoch nicht nur fur die DDR Die Bundesregierung kam auch unter Druck seitens der westlichen Bundeslander und der Opposition Wie eine Bombe sei die Leipziger Losung Kommt die D Mark bleiben wir kommt sie nicht geh n wir zu ihr in Bonn eingeschlagen bezeugt Richard Schroder 26 Bereits im November 1989 hatte der saarlandische Ministerprasident Oskar Lafontaine Kanzlerkandidat in spe der SPD eine Anderung des Staatsburgerrechts mit dem Ziel gefordert sowohl Ubersiedlern als auch volksdeutschen Aussiedlern aus dem osteuropaischen Raum den Zugriff auf die sozialen Sicherungssysteme der Bundesrepublik unmoglich zu machen Der DDR und ihren Bewohnern sollten auf dem eingeschlagenen Demokratiekurs besser Hilfen zum Dableiben als zum Weggehen geboten werden 27 28 Durch seinen Erfolg eine absolute SPD Mehrheit bei den saarlandischen Landtagswahlen im Januar 1990 zusatzlich gestarkt fand Lafontaine fur seine Position in Meinungsumfragen zeitweise bis zu 80 Prozent Zustimmung was angesichts der Ende des Jahres bevorstehenden Bundestagswahlen in den Reihen von CDU und CSU bis in die Parteispitzen hinein Eindruck machte und einigen Unmut ausloste gegenuber der von Bundesinnenminister Schauble vertretenen Position der weder vor noch nach der Volkskammerwahl vom 18 Marz am bisherigen Aufnahmeverfahren ruhren lassen wollte sondern dessen Auslaufen mit der moglichst baldigen Verwirklichung der Wirtschafts und Wahrungsunion verknupfte 29 Anders als Lafontaine setzte Richard Schroder als Fraktionsvorsitzender der Ost SPD ebenfalls auf Tempo bei der Realisierung einer Wahrungsunion Es galt einen Pflock auf dem Weg zur deutschen Einheit einzuschlagen und den Weg unumkehrbar zu machen Das war fur mich ein ganz wichtiger Gesichtspunkt Wir konnten nicht sicher sein wie lange Gorbatschow sich halt Lieber mit einer ruinierten Wirtschaft in die Einheit als mit einer fast ruinierten weiter im Sowjetblock 30 Die Stunde der Exekutive Aus der Entscheidung fur eine rasch zu realisierende Wahrungsunion ergab sich die Verteilung der politischen Gewichte im Einigungsprozess namlich eine strukturelle Dominanz der bundesdeutschen Verantwortlichen da es auf Seiten der DDR an okonomischer und administrativer Expertise fur die Angleichung von Wirtschaftsordnung und Sozialsystemen auf der Basis des bundesdeutschen Modells naturgemass fehlte Die Bundesrepublik ubernahm das Kommando heisst es lapidar bei Andreas Rodder 31 Dabei hatte der am 7 Februar 1990 eingerichtete Kabinettsausschuss Deutsche Einheit mit seinen fur bestimmte Sachbereiche zustandigen Arbeitsgruppen eine die Gesamtablaufe koordinierende Funktion die detaillierte Ausgestaltung der politischen Vorgaben blieb wesentlich der Ministerialburokratie uberlassen die dabei erheblich grossere Gestaltungsraume ausfullte als in den ublichen Gesetzgebungsverfahren 32 Bis zur Regierungserklarung Lothar de Maizieres am 19 April stand der Bundesregierung noch nicht einmal ein einigermassen handlungsfahiger Partner gegenuber sodass die wichtigen Weichenstellungen zunachst allein von den westdeutschen Regierungs und Verwaltungsstellen ausgingen Diese waren mit Planen schon vordem zum Teil schnell bei der Hand Der von Finanzstaatssekretar Horst Kohler am 26 Januar damit beauftragte Leiter des Referats Nationale Wahrungsfragen Thilo Sarrazin prasentierte bereits drei Tage spater ein Konzept fur die unverzugliche Einfuhrung der D Mark in der DDR zum Umstellungskurs 1 1 verbunden mit einer Freigabe der Preise sowie dem Ende von Subventionen und Planwirtschaft Davon liessen sich durch Kohler erst Finanzminister Theo Waigel dann auch Bundeskanzler Helmut Kohl uberzeugen 33 Zum Zeitpunkt der Offerte einer Wahrungsunion lagen folglich Grundzuge eines Umsetzungsplans bereits vor Gerd von Scheven Referatsleiter im Bundesfinanzministerium besorgte auf dem Finanzmarkt Milliarden D Mark Mit der Ausarbeitung entsprechender Grundlagen fur einen Staatsvertrag zwischen Bundesrepublik und DDR von Kohl beauftragt wurde Hans Tietmeyer fruherer Finanzstaatssekretar und Mitglied des Bundesbankdirektoriums Der erste Entwurf dazu glich nach Ansicht Claus J Duisbergs des damaligen Leiters des Arbeitsstabes Deutschlandpolitik im Kanzleramt in Substanz und Sprache nahezu einem Unterwerfungsvertrag und musste da er so der neuen DDR Regierung nicht prasentabel war uberarbeitet werden Funf Tage nach de Maizieres Regierungserklarung am 24 April 1990 legten beide Seiten die Zeithorizonte fur die Wahrungsunion fest Schon zu den DDR Kommunalwahlen am 6 Mai sollten die Burger in etwa absehen was sie erwartete die Bundesbank wiederum sah sich zur Wahrungsumstellung in der DDR mit Datum 1 Juli 1990 technisch in der Lage 34 35 Wirtschaftlicher Umbruch in der DDR Eine Wahrungsunion ohne entsprechende Umgestaltung des DDR Wirtschaftssystems kam fur die Bundesregierung und die sie tragenden politischen Krafte nicht in Frage Marktwirtschaftliche Strukturen freie Preisbildung und Privatisierung der Staatsbetriebe gehorten folglich zu den Begleiterscheinungen des Einigungsprozesses Zum wichtigsten Forderinstrument des wirtschaftlichen Umbruchs sollte die bereits von der Modrow Regierung am 1 Marz 1990 gegrundete Anstalt zur treuhanderischen Verwaltung des Volkseigentums werden die der Umwandlung von Volkseigenen Kombinaten Betrieben und Einrichtungen in Kapitalgesellschaften dienen sollte 36 Westliches Kapital wurde da aber noch aussen vor gehalten eine durch den Treuhand Grundungsbeschluss der Volkskammer vom 17 Juni 1990 korrigierte Ausrichtung Mit Inkrafttreten des Gesetzes am 1 Juli 1990 ubernahm die Treuhandanstalt 7894 Volkseigene Betriebe mit vier Millionen Beschaftigten etwa 40 aller Arbeitskrafte sowie eine mehr als die Halfte der DDR umfassende Grundflache Dazu gehorten auch Kraftwerke und Bergbauunternehmen ausgedehnte Landereien mit land und forstwirtschaftlichen Betrieben sowie Hotels und Gaststatten bis hin zu Zirkusbetrieben Praktisch war die Treuhandanstalt damit fur den ganz uberwiegenden Teil der DDR Wirtschaft zustandig schreibt Duisberg 37 Nur 2 der Betriebe wurden als fahig eingeschatzt rentabel zu arbeiten 48 hielt man fur in diesem Sinne entwickelbar 25 galten mit Abstrichen als sanierungsfahig 21 fur stillzulegen notig 30 wurden es schliesslich 38 Auf Vorerfahrungen hinsichtlich der Uberfuhrung einer Zentralverwaltungs bzw Planwirtschaft in marktwirtschaftliche Strukturen konnte nicht zuruckgegriffen werden Die Treuhand Fuhrung verschrieb sich der Devise schnell privatisieren entschlossen sanieren behutsam stilllegen An verlasslichem Wissen uber die ostdeutsche Wirtschaft mangelte es im Westen fur eine sorgfaltige Bestandsaufnahme war keine Zeit Rasch entfernten sich die tatsachlichen Erfahrungen von den ursprunglichen Erwartungen 39 Die Produktivitat der DDR Wirtschaft im Vereinigungsjahr lag bei weniger als einem Drittel im Vergleich zur westdeutschen Dies beruhte zu einem Gutteil auf einem Prunkstuck der DDR Sozialpolitik dem Recht auf Arbeit als allgemeiner Beschaftigungsgarantie Denn damit verbunden war eine unokonomische Uberbeschaftigung in vielen Betrieben und Verwaltungen und als Folge eine geringe Arbeitsmotivation und fast unuberwindliche Hindernisse fur die Anpassung der Betriebe an veranderte Produktions und Marktbedingungen 40 Der unmittelbare Ubergang zur Marktwirtschaft auf allen Ebenen entpuppte sich daher fur viele als Schockerlebnis Die DDR Wirtschaft verlor 1990 schlagartig fast alle ihre Kunden namlich die Inlandskunden weil die DDR Burger nur noch Westwaren kaufen wollten Sie verlor viele Auslandskunden aus dem Osten weil der sozialistische Wirtschaftsverbund RGW Anfang 1990 in Sofia beschloss den internen Handel auf Devisen umzustellen Daraufhin kauften die Ungarn lieber japanische Autos als DDR Autos Und sie verlor ihre westdeutschen Kunden weil die Ostwaren nicht mehr als Billigprodukte z B IKEA zur Verfugung standen wenn die Lohne im Osten mit Westgeld bezahlt werden mussten 41 Zusatzlich beeintrachtigt wurde die Wettbewerbsfahigkeit der DDR Unternehmen im Einigungsprozess durch steigende Lohnkosten Unter dem Eindruck der Diskussion um die Wahrungsunion setzten die Beschaftigten der ostdeutschen Unternehmen im zweiten Quartal 1990 eine Lohnerhohung um etwa 20 durch in den ersten 15 Monaten nach der Wahrungsunion um noch einmal 50 42 Der Umstellungskurs im soziookonomischen Spannungsfeld Hundertmarkscheine West und OstDie zunehmend deutlicher hervortretende geringe Arbeitsproduktivitat und Schwache der DDR Wirtschaft liessen Bundesbank und Bundesfinanzministerium von der geplanten 1 1 Wahrungsumstellung abrucken Am 29 Marz 1990 kam es zu einer Entschliessung des Zentralbankrats wonach die Umstellung hauptsachlich im Verhaltnis 2 Ost Mark zu 1 DM durchzufuhren sei Als marktgerechter Kurs konnte sogar die Relation von 4 3 1 gelten 43 Dies stand allerdings im Widerspruch zu den von allen Parteien im Volkskammer Wahlkampf gemachten Versprechungen und fuhrte zu Emporung und Protestdemonstrationen in der ostdeutschen Bevolkerung Tenor der in Ost Berlin und mehreren DDR Stadten abgehaltenen Demonstrationen Eins zu eins oder wir werden niemals eins 44 Eine Halbierung der Nettolohne von 1988 durchschnittlich 854 Mark hatte bedeutet dass die Ostlohne zunachst grossteils bei weniger als einem Funftel der Westlohne gelegen hatten Gewichtiger Fursprecher des 1 1 Kurses in dieser Lage war Bundesarbeitsminister Norbert Blum der sich bereits am 27 Marz brieflich an Kohl gewandt und gemahnt hatte dass ein Umstellungssatz der unter der Relation von 1 1 liegt zu tiefgreifenden sozialen Verwerfungen sowie zu destabilisierenden politischen Folgewirkungen fuhren wurde 45 Die politisch Verantwortlichen in der DDR hielten durchgangig an der Forderung nach 1 1 Umstellung fest Der Vorsitzende der Ost SPD Markus Meckel machte die Regierungsbeteiligung seiner Partei davon abhangig Ministerprasident de Maiziere legte sich ebenfalls darauf fest und bezeichnete ein solches Umtauschverhaltnis in seiner Regierungserklarung vom 19 April 1990 als grundlegend Hinsichtlich einer 1 1 Umstellung samtlicher privaten Guthaben von geschatzt 190 Milliarden Mark wurde aber westlicherseits ein inflationstreibender Gelduberhang befurchtet bei 1 1 Bewertung der Unternehmensschulden andererseits der finanzielle Ruin zahlloser Betriebe die nun den ublichen Kapitalmarktzins bei der Bedienung ihrer Schulden zu erwarten hatten 44 Aus der internen Kompromisssuche von Bundesregierung und Bundesbank sowie den anschliessenden Verhandlungen zwischen beiden Regierungsspitzen ergab sich am 2 Mai 1990 die letztgultige Regelung Laufende Einkommen und Rentenzahlungen wurden im Verhaltnis 1 1 umgestellt Sparguthaben und Verbindlichkeiten so auch die Unternehmensschulden generell 2 1 Davon ausgenommen und wiederum 1 1 umgestellt wurden private Sparguthaben in bestimmter nach Alter differenzierter Hohe 2000 Mark pro Kind im Alter bis zu 14 Jahren 4000 Mark fur Personen bis 59 Jahren und 6000 Mark fur die noch Alteren Ab 1 Juli 1990 hatten West und Ostdeutsche die D Mark als gemeinsame Wahrung Sozialunion Neben die Wahrungsunion und die anlaufende marktwirtschaftliche Transformation trat als drittes Element im Ersten Staatsvertrag zwischen Bundesrepublik und DDR die Sozialunion Zwar hatten Wirtschaftskreise und Bundesbank zunachst Bedenken erhoben dass die vollstandige Ubertragung der sozialen Sicherungssysteme auf die DDR private Investitionen und den wirtschaftsstrukturellen Umbau behindern konnten doch behielten die hierin einigen Wirkkrafte von Bundesarbeitsministerium Gewerkschaften Sozialdemokraten und Volkskammerparteien die Oberhand 46 In Anbetracht der vielfaltig einschneidenden Anderungen der Lebensverhaltnisse ging es schliesslich darum den Ostdeutschen eine neue Form sozialen Halts zu verschaffen da die uberschaubare und geregelte bisherige Existenz zu Ende ging De Maiziere als Regierungschef hatte dabei etwa folgenden typischen Werdegang eines in Kombinatsnahe geborenen DDR Burgers vor Augen War er geboren kam er in die kombinatseigene Krippe um nach drei Jahren in den kombinatseigenen Kindergarten uberzuwechseln War er krank ging er in die Polyklinik des Kombinats Im Sommer besuchte er das Ferienlager das dem Kombinat gehorte und anschliessend war er noch 14 Tage mit den Eltern in der kombinatseigenen Ferieneinrichtung Seine Lebenserwartungen waren gradlinig quasi schienenfahrzeughaft 14 Lebensjahr Jugendweihe mit Moped Geschenk und Trabant Anmeldung 16 Lebensjahr Facharbeiterabschluss 20 Lebensjahr Ende der NVA Dienstzeit und Eintritt ins volle Erwerbsleben Nach dem Besuch der kombinatseigenen Betriebsberufsschule war die Ubernahme in den Betrieb gesichert Und wenn er nicht silberne Loffel stahl blieb er dort Es galt als ehrenruhrig seinen Arbeitsplatz zu kundigen Man wechselte eben nicht Dem folgte eine fruhe Eheschliessung weil nur ein Ehepaar einen Antrag auf Zuweisung einer gemeinsamen Wohnung stellen konnte auf die man ohnehin acht Jahre zu warten hatte 47 Die Erwerbsquote von Frauen im arbeitsfahigen Alter lag in der DDR 1989 bei 81 und damit weit uber der in Westdeutschland Sie wurde gefordert durch bezahlte Freistellung im Rahmen eines Babyjahres und durch ein weitreichendes Angebot an Kinderbetreuungsstatten 48 Als Orientierungsgrundlage fur die DDR Verantwortlichen diente in den Verhandlungen uber die Sozialunion die noch vom Zentralen Runden Tisch entworfene und am 7 Marz 1990 von der Volkskammer beschlossene Sozialcharta Man strebte die Einheit auf dem Wege eines wechselseitigen Reformprozesses beider deutschen Sicherungssysteme an woraus sich insgesamt ein hoheres soziales Sicherungsniveau ergeben sollte Gefordert wurden unter anderem die Bewahrung der Rechte auf Arbeit Wohnung mit wirksamem Mietschutz kostenlose Aus und Weiterbildung sowie gesundheitliche Betreuung Bei der aus der Sozialcharta resultierenden Kombination von bundesdeutschen Sozialleistungen mit sozialer Sicherheit nach DDR Muster blieb allerdings die Frage der Finanzierung offen Westdeutscherseits wurde das heftig kritisiert und als Ausdruck fehlenden Realitatssinns angeprangert 49 Akut besserungsbedurftig stellte sich unter DDR Bedingungen vor allem die Lage von Rentnern Invaliden Behinderten und Hinterbliebenen dar denen also die nicht unmittelbar am Produktionsprozess beteiligt waren Die Alten und Invalidenrenten aus der Pflichtversicherung boten nicht mehr als eine weitgehend nivellierte Grundversorgung auf sehr niedrigem Niveau die nur wegen der hohen Subventionierung der Guter des Grundbedarfs nicht zur volligen Verarmung fuhrte Das durchschnittliche Haushaltseinkommen der ostdeutschen Rentner lag 1983 nominal nur bei einem Viertel bei Berucksichtigung der Kaufkraftunterschiede bei etwa einem Drittel des westdeutschen Niveaus 50 Mit der Ubertragung des westlichen Rentenrechts stiegen die Ostrenten von 30 bis 40 des durchschnittlichen Arbeitseinkommens auf 70 nach 45 Beitragsjahren Auch insgesamt fuhrte die Sozialunion zu einer Ubertragung des westdeutschen sozialen Sicherungssystems auf die DDR wobei hier ubergangsweise einige gunstigere Regelungen z B fur Frauen erhalten blieben Der Staatsvertrag wurde in der Volkskammer mit 302 gegen 82 Stimmen im Bundestag mit 444 zu 60 Stimmen und im Bundesrat gegen die Stimmen des Saarlands und Niedersachsens schliesslich am 22 Juni angenommen Aussere Voraussetzungen des Einigungsprozesses Berliner Mauer am 3 Oktober 1990Der aussenpolitische Schlussel zur deutschen Einheit lag nach der Uberzeugung beider deutschen Regierungen auch bereits zu Zeiten der Regierung Modrow und des Zentralen Runden Tisches in Moskau Wahrend eines Besuchs in Moskau im Dezember 1989 musste Bundesaussenminister Hans Dietrich Genscher noch harte Kritik von Gorbatschow und Aussenminister Eduard Schewardnadse fur Kohls Zehn Punkte Plan einstecken Im Januar hatte Gorbatschow in kleinem Kreis seine Entscheidung die deutsche Wiedervereinigung zu akzeptieren bekannt gegeben Wahrend Kohls Besuch in Moskau machte Gorbatschow der Bundesregierung am 10 Februar 1990 das grundlegende Zugestandnis dass die Deutschen in Ost und West selbst wissen mussten welchen Weg sie gehen wollten Sie hatten das Recht die Einheit anzustreben In der sowjetischen Presse betonte er elf Tage spater die Verantwortung der Vier Machte denen die Deutschen nicht einfach ihre Vereinbarungen zur Billigung vorlegen durften die Unverruckbarkeit der Nachkriegsgrenzen in Europa und die Notwendigkeit der Einbettung einer Wiedervereinigung in die Schaffung einer neuen gesamteuropaischen Sicherheitsstruktur 51 Bereits am 2 Februar hatte Genscher den Vorschlag des State Departements gutgeheissen die ausseren Rahmenbedingungen des Einigungsprozesses in Zwei plus Vier Verhandlungen festzulegen Als beim Treffen der Aussenminister von NATO und Warschauer Pakt am 13 Februar in Ottawa die Vertreter Italiens und der Niederlande die eigene Beteiligung an den Verhandlungen uber die deutsche Einheit forderten war die Zwei plus Vier Konstellation unter den Beteiligten bereits so verankert dass Genscher den Kollegen energisch entgegnen konnte You are not part of the game 52 Von da an vergingen aber noch zwei Monate bis am 12 April mit Markus Meckel der DDR Vertreter fur diese Verhandlungen die Amtsgeschafte uberhaupt erst aufnehmen konnte Auch auf diesem Feld waren also bereits Weichen gestellt bevor die DDR Seite sich wirksam einzubringen vermochte Vom Zentralen Runden Tisch her bestand die Vorstellung eines entmilitarisierten Status fur das geeinte Deutschland Die Friedensbewegung der DDR war ein wichtiger Sammelpunkt fruher SED Opposition nicht zuletzt im Schutze der Kirchen gewesen Das neue Aussenministerium unter Fuhrung des Theologen Meckel ging mit Idealismus und Gestaltungsanspruch an die Arbeit wollte nicht bloss die Rolle des Bonner Juniorpartners und Erfullungsgehilfen spielen Mit Vorstellungen uber eine gesamteuropaische Sicherheitsordnung Neutralitat und Uberwindung des Blockdenkens sah man sich den Zielen Gorbatschows naher als denen der Bundesregierung Insgesamt aber fehlte es nicht nur an internationaler und diplomatischer Erfahrung sondern angesichts akuter wirtschaftlicher Schwache und absehbar befristeter Wirkungsmoglichkeiten an tatsachlichem Einfluss 53 Herstellung einer gemeinsamen Haltung des Westens Wenig angetan von der Perspektive einer Vereinigung von DDR und Bundesrepublik waren unter den fur die deutsche Frage immer noch mitverantwortlichen Westmachten die Regierungen Frankreichs und Grossbritanniens die eine kunftige Dominanz Deutschlands und eine Storung des europaischen Gleichgewichts furchteten Seit der Reichsgrundung zur Zeit Bismarcks argumentierte die britische Premierministerin Margaret Thatcher habe Deutschland stets auf unberechenbare Weise zwischen Aggression und Selbstzweifeln geschwankt Vom Wesen her sei Deutschland eher eine destabilisierende Kraft im europaischen Gefuge Im Ergebnis ahnlich ausserte sich zunachst auch Frankreichs Staatsprasident Francois Mitterrand der den Deutschen zwar das Selbstbestimmungsrecht zubilligte sie aber nicht berechtigt sah die politischen Realitaten in Europa durcheinanderzubringen 54 Wie zur Unterstreichung diesbezuglicher franzosischer Vorkehrungen reiste Mitterrand vom 20 bis 22 Dezember 1989 zum Staatsbesuch in die DDR 55 und schloss mit der Regierung Modrow ein langfristiges Handelsabkommen 56 Auf Fortsetzung der Besuchsdiplomatie bei gleichzeitig abwartender Haltung setzten nach dem Mauerfall aber auch andere westliche Lander Deutlich wird das etwa am Beispiel Osterreichs dessen Kanzler Franz Vranitzky von der SPO als erster Regierungschef im Rahmen eines offiziellen Besuchs von Modrow empfangen wurde 57 Als einziger Regierungschef eines grossen EWG Landes unterstutzte der spanische Premierminister Felipe Gonzalez von Anfang an Kohl auf dem Weg zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten 58 Eine andere letztlich den Ausschlag gebende Position nahm die US Regierung unter George H W Bush ein indem sie fruhzeitig die deutsche Einheit befurwortete und dies mit der Vorgabe verknupfte dass ein wiedervereinigtes Deutschland dem NATO Bundnis angehoren sollte Bush hatte schon im Dezember 1989 seine Zustimmung signalisiert und verstandigte sich Ende Februar 1990 in Camp David mit Bundeskanzler Kohl uber die gemeinsame Linie in den Zwei plus Vier Verhandlungen wobei Bush auch bereits Thatchers Einlenken mitteilen konnte 59 60 Die britische Regierung misstraute Gorbatschows Vision einer gesamteuropaischen Friedensordnung unter Auflosung der Bundnisblocke und wollte die engen Beziehungen zu den USA nicht aufs Spiel setzen Fur Frankreich aber war ein Kernziel die Fortsetzung der europaischen Integration im Wege einer Wirtschafts und Wahrungsunion 61 zu der die deutsche Bundesregierung eine grundsatzliche Bereitschaft zugesagt hatte wahrend Grossbritannien sie ablehnte Beide Machte sahen schliesslich dass der innere Einigungsprozess Deutschlands nicht aufzuhalten war da die Sowjetunion schliesslich kein Veto gegen die deutsche Einheit einlegen wurde und dass in dieser Situation ihren sicherheitspolitischen Interessen durch die Einbindung eines vereinigten Deutschlands in die NATO am besten entsprochen wurde 62 Bereits im Januar 1990 wurden seitens der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG unter dem franzosischen Kommissionsprasidenten Jacques Delors die Weichen fur eine zugige Aufnahme der DDR in die EWG gestellt wobei Delors da auch die deutsche Einheit bereits ausdrucklich befurwortete Vor dem Europaischen Parlament erklarte er die DDR zu einem Sonderfall auf den der vorlaufige Erweiterungsstopp nicht anzuwenden sei Bei einem Sondergipfel in Dublin begrussten die Staats und Regierungschefs der EWG am 28 April die sich anbahnende Vereinigung Deutschlands und bewerteten sie als positiven Faktor fur die kunftige Entwicklung der Gemeinschaft Mit ihrer vornehmlich in wirtschaftlicher Hinsicht konstruktiven Unterstutzung hat insbesondere die Europaische Kommission auch die kleineren EWG Mitgliedsstaaten in den deutschen Einigungsprozess eingebunden 63 Bundnisfrage und Endgultigkeit der deutschen Grenzen Wahrend unter den Westmachten noch vor der Volkskammerwahl im Marz Ubereinstimmung in Bezug auf die Forderung der deutschen Einheit und auf die NATO Zugehorigkeit des vereinten Deutschlands hergestellt war blieb einstweilen offen ob die Sowjetunion das auch hinzunehmen bereit war was noch Anfang 1990 kaum erwartet wurde In den Moskauer Verhandlungen vom 10 Februar brachte Gorbatschow eine Blockfreiheit nach dem Vorbild Indiens oder Chinas ins Gesprach und machte deutlich dass er eine Schwachung des Warschauer Pakts im Krafteverhaltnis zur NATO als Folge der deutschen Einheit nicht hinnehmen wurde Anfanglich hatte auch Bundeskanzler Kohl Zweifel an der diesbezuglichen amerikanischen Linie und war am 18 Januar mit Meinungsverschiedenheiten gegenuber Washington zitiert worden Er denke aber dass sich die amerikanische Auffassung bei einer Veranderung des Verhaltnisses zwischen NATO und Warschauer Pakt andern konnte 64 Erst bei den direkten Kontakten mit Bush in Camp David legte Kohl sich auf die amerikanische Linie einer uneingeschrankten gesamtdeutschen NATO Mitgliedschaft als westliches Verhandlungsziel fest mit einer militarischen Ubergangsregelung fur das Gebiet der DDR wahrend er zuvor Genschers vermittelnde Position eingeschrankter NATO Zustandigkeiten fur das DDR Territorium unterstutzt hatte 65 Danach allerdings verfocht Kohl den neuen Kurs auch teils mit der bestimmten Aussage er sei nicht bereit die NATO Bundniszugehorigkeit fur die deutsche Einheit auf das Spiel zu setzen 66 Die sowjetische Haltung in dieser Frage war veranderlich und schwankend sodass auf Seiten der Bundesregierung zunehmend Optimismus uberwog die westliche Linie durchsetzen zu konnen Vor Beginn der Zwei plus Vier Verhandlungen gab Gorbatschow die Devise aus Deutschland darf nicht in die NATO eintreten und damit basta Wenige Wochen spater pflichtete er aber bei Konsultationen in Washington am 31 Mai George Bush bei als der sagte Die USA pladieren eindeutig fur die Mitgliedschaft des vereinten Deutschlands in der NATO wenn Deutschland jedoch eine andere Wahl trifft werden die USA nicht dagegen einschreiten sondern diese respektieren 67 Diese Konzession wurde von allen uberrascht aufgenommen auch innerhalb der sowjetischen Verhandlungsdelegation selbst 68 In den Wochen danach kam es mit Rucksicht auf den bevorstehenden KPdSU Parteitag Anfang Juli wo der Eindruck aussenpolitischer Schwache vermieden werden sollte neuerlich zu einer harteren sowjetischen Gangart in der Bundnisfrage Beim zweiten Aussenministertreffen im Rahmen der Zwei plus Vier Konferenzen am 22 Juni 1990 dem 49 Jahrestag des NS deutschen Angriffs auf die Sowjetunion forderte Schewardnadse eine funfjahrige Ubergangszeit des Verbleibs beider Teile Deutschlands in den jeweiligen Bundnissystemen wahrend die DDR Delegation unter Meckel eine kunftige europaische Sicherheitsordnung als zentral bedeutsamen Verhandlungsgegenstand etablieren wollte Beides stand in deutlichem Gegensatz zu westlichen Interessen und Positionen Mit der Vereinigung beider deutschen Staaten stand 1990 die volkerrechtlich endgultige Anerkennung der Oder Neisse Grenze als polnische Westgrenze auf der Tagesordnung da die Frage der Grenzregelung im Osten in Ermangelung eines Friedensvertrags nie abschliessend geklart worden war 69 Hierzu gab es keine sinnvolle Alternative da sie fruhzeitig von allen Verhandlungspartnern der Bundesrepublik gefordert worden war US Prasident Bush hatte seine Zustimmung zur Wiedervereinigung direkt von ihr abhangig gemacht 70 Auf bundesdeutscher Seite wurde diese Frage lange in der Schwebe gehalten seitens der DDR lag die Anerkennung der Oder Neisse Friedensgrenze bereits ab 1950 vor Die nachkommunistische Regierung Mazowiecki machte dies zur Bedingung ihrer Zustimmung zur deutschen Einheit Kohl andererseits konnte sich auf ein Bundesverfassungsgerichtsurteil von 1973 stutzen wonach die deutsch polnische Grenze erst durch ein vereinigtes und vollstandig souveranes Deutschland anerkannt werden konne Diesbezuglich lag nach Rodder eine Inkompatibilitat von volkerrechtlichen und politischen Argumentationsebenen vor zudem uberlagert von ausseren Forderungen und inneren Rucksichten Einerseits hielt Kohl die Grenzanerkennung womoglich noch als Gegengewicht gegen eventuelle polnische Reparationsforderungen vor hauptsachlich aber galten seine Vorbehalte der Rucksichtnahme auf die Heimatvertriebenen als wichtige Wahlklientel der Unionsparteien 71 Gegen Kohls Unbeweglichkeit in dieser Frage standen aber nicht nur die Regierungen Polens und der Sowjetunion sondern auch die Westmachte die DDR Regierung und der Koalitionspartner FDP mit Bundesaussenminister Genscher Als wichtiges Zugestandnis gemeint war die Einigung der Koalitionsfraktionen auf eine Bundestagsresolution vom 8 Marz 1990 der zufolge bald nach den Volkskammerwahlen beide deutschen Parlamente erklaren sollten dass mit Blick auf die deutsche Einheit die Unverletzlichkeit der Grenzen gegenuber der Republik Polen bekraftigt und alsbald von einer gesamtdeutschen Regierung auch vertraglich besiegelt werden wurde 72 Auch damit gaben sich aber weder Tadeusz Mazowiecki noch Mitterrand zufrieden sondern forderten gemeinsam weitergehende Sicherheiten und die Beteiligung Polens an den Zwei plus Vier Gesprachen was wiederum Kohl verargerte Ende Mai ausserte er sich in einem Brief an de Maiziere besorgt uber das weitere Vorgehen in dieser Frage nachdem die DDR Verhandlungsfuhrung einen unabgesprochenen Vertragsentwurf in die trilateralen Gesprache mit Polen eingefuhrt hatte 73 Fur endgultige Klarheit in den eigenen Reihen und nach aussen sorgte Kohl in der Bundestagsdebatte am 21 Juni 1990 in der er erklarte Entweder wir bestatigen die bestehende Grenze oder wir verspielen heute und fur jetzt unsere Chance zur deutschen Einheit 74 Die Zeit fur eine endgultige und dauerhafte Aussohnung mit dem polnischen Volk sei reif was zwischen Deutschen und Franzosen moglich war konne und musse auch zwischen Deutschen und Polen moglich werden 75 Aus den Reihen der den Vertriebenen nahestehenden Abgeordneten kamen nur 15 Gegenstimmen als der Bundestag und in einem gleichlautenden Beschluss die Volkskammer am Tag darauf den Willen erklarte dass der Verlauf der Grenze zwischen dem vereinten Deutschland und Polen durch einen volkerrechtlichen Grenzvertrag endgultig bekraftigt werden wurde 76 Interessenausgleich mit der Sowjetunion Die in der zweiten Runde der Zwei plus Vier Verhandlungen am 22 Juni von Schewardnadse verfochtene funfjahrige Ubergangsregelung bei der Bundniszugehorigkeit des vereinten Deutschlands die als deutlicher Ruckschlag gegenuber den vorherigen Signalen der Moskauer Fuhrung aufgefasst wurde 77 unterstrich die Notwendigkeit den politischen Interessen Gorbatschows und seiner Mitstreiter entgegenzukommen um den mit der Wahrungsunion voll in Fahrt gekommenen deutschen Einigungsprozess auch aussenpolitisch zeitnah abschliessen zu konnen 78 Nur mit Gorbatschow und den ihn stutzenden Reformkraften in der Sowjetunion so die Uberzeugung in den westlichen Regierungszentralen konnte das gelingen Gorbatschow aber steckte mit seinem Reformprojekt 1990 bereits in grossen Schwierigkeiten Der wirtschaftliche Umbau kam kaum voran Versorgungsmangel wurden spurbar und im sowjetischen Staatsverband kam es insbesondere durch die Unabhangigkeitsbestrebungen der baltischen Staaten zu ersten Auflosungserscheinungen Wahrend der US Senat das baltische Selbstbestimmungsrecht und Loslosungsbestreben klar unterstutzte war die deutsche Bundesregierung wesentlich darauf bedacht Gorbatschow auf keine Weise nachhaltig zu verprellen Aussenminister Genscher hatte bereits Anfang 1987 eine Kursanderung angemahnt Sitzen wir nicht mit verschrankten Armen da und warten was Gorbatschow uns bringt Versuchen wir vielmehr die Entwicklung von unserer Seite voranzutreiben und zu gestalten Festigkeit ist geboten aber eine Politik der Starke des Strebens nach Uberlegenheit des In die Ecke Rustens muss ein fur allemal zu den Denkkategorien der Vergangenheit gehoren auch im Westen Im Einigungsprozess 1990 war Genscher mehr als Kohl bereit eine starkere Truppenreduzierung bei der Bundeswehr und einen militarischen Sonderstatus der DDR im Zuge der Wiedervereinigung zu akzeptieren 79 Beide Seiten strebten seit Beginn der Zwei plus Vier Verhandlungen eine Paketlosung hinsichtlich des Interessenausgleichs an wobei die Gewahrung der Einheit und Souveranitat Deutschlands fur die sowjetische Seite sowohl machtpolitisch gesichtswahrend zustande kommen als auch okonomisch und finanziell moglichst eintraglich kompensiert werden sollte Bereits im Januar 1990 war ein dringliches sowjetisches Ersuchen um Lebensmittelhilfe als Chance genutzt worden das politische Klima zu verbessern Kohl befurwortete diese Hilfe mit dem Satz wenn Gorbatschow sturze konne man auch die Wiedervereinigung vergessen 80 Das Eintreten fur Wirtschaftshilfen zugunsten der Sowjetunion und Osteuropas auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Houston 9 11 Juli 1990 begrundete Kohl vorab im CDU Bundesvorstand mit der Einschatzung fur die UdSSR sei die Frage der kunftigen Wirtschaftsbeziehungen am Ende wichtiger als die NATO Zugehorigkeit Deutschlands 81 So reagierte Kohl auch auf die Anfrage Schewardnadses am Vorabend der ersten Zwei plus Vier Runde positiv der dringlich um Kredithilfe bat Verhandlungen daruber wurden von Horst Teltschik und Vertretern deutscher Grossbanken am 14 Mai in Moskau auch direkt mit Gorbatschow gefuhrt dem Kohl am 22 Mai ein Kreditangebot uber funf Milliarden DM zukommen liess Den wegen Bonitat und Zahlungsfahigkeit der Sowjetunion besorgten Bankern erklarte der Kanzler mit Bezug auf die Wiederherstellung der deutschen Einheit man befinde sich in der Lage des Bauern der vor dem heraufziehenden Gewitter die Ernte noch rechtzeitig in die Scheune bringen musse 82 Die Getreideernte in der DDR war im Sommer 1990 sehr uppig ausgefallen zwolf Millionen Tonnen bei nur sieben Millionen DDR Eigenverbrauch Im August machten die Bauern Anstalten die Felder anzuzunden aus der Sicht de Maizieres einer der dramatischsten Momente seiner Regierungszeit Ich dachte das Land wurde untergehen wenn es so weiterging Mit Hilfe der Bundesregierung wurden dann Getreideverkaufe nach Russland organisiert Es war eigentlich ein Geschenk an die Russen die ja nicht zahlungsfahig waren 83 Als wichtige Etappe auf dem Weg die NATO Zugehorigkeit des vereinten Deutschlands fur die Sowjetunion akzeptabel zu machen gilt der Londoner NATO Gipfel der Staats und Regierungschefs vom 5 6 Juli 1990 der eine neue defensive Ausrichtung des Bundnisses beschloss und die Mitglieder des Warschauer Paktes einlud sich gemeinsam uber den Verzicht auf die Androhung und Anwendung von Gewalt zu einigen Diese politische Umorientierung der NATO bedeutete zugleich einen aussenpolitischen Erfolg und zusatzlichen Prestigegewinn fur Gorbatschow auf dem zeitgleich stattfindenden KPdSU Parteitag in Moskau der seine vordem fraglich gewordene Stellung festigte 84 Von der im Zuge dieser Verhandlungen der Sowjetunion zugesagten Zuruckhaltung bei der NATO Osterweiterung wich der Westen spater ab was in Russland Unmut hervorrief 85 Danach war Gorbatschow bereit in der deutschen Frage die er in seinem Parteitagsreferat mit keinem Wort erwahnt hatte reinen Tisch zu machen 86 Bei Verhandlungen und Gesprachen in Moskau und in Gorbatschows kaukasischer Heimat am 15 und 16 Juli die in lockerer Atmosphare und in einem teils privaten Ambiente stattfanden kam Gorbatschow der bundesdeutschen Verhandlungsdelegation unter Fuhrung des Bundeskanzlers in allen noch ungeklarten Fragen weit entgegen Der unmittelbare Verbleib des vereinten Deutschlands in der NATO wurde zugestanden was fur die Einwilligung der USA notwendig war wobei der Geltungsbereich des westlichen Verteidigungsbundnisses fur eine Ubergangszeit bis zum vollstandigen Abzug der sowjetischen Truppen 1994 sich nicht auf DDR Gebiet erstrecken sollte Ubergangslos und zeitgleich mit der Vereinigung wurde nun auch das Ende der Viermachte Verantwortung gewahrt Die Obergrenze der gesamtdeutschen Streitkrafte wurde Kohls Vorstellungen entsprechend auf 370 000 fixiert Als sensationell wertete Horst Teltschik Gorbatschows Zugestandnis dass Teile der Bundeswehr bereits im Zuge der Vereinigung auf DDR Gebiet und in Berlin stationiert und mit dem Abzug der sowjetischen Streitkrafte in die NATO integriert werden konnten 87 Ob der entscheidende Durchbruch bei den Gesprachen in Moskau und im Kaukasus erfolgt war wie Kohl in einer Pressekonferenz am 17 Juli erklarte oder bereits vorher beim Staatsbesuch Gorbatschow der vom 30 Mai bis zum 3 Juni auf Bushs Landsitz in Camp David weilte ist in der Fachliteratur umstritten 88 Truppenabzugsregelung und Erlangung der vollen Souveranitat Wie bereits Ende Mai gegenuber Bush traf Gorbatschow auch im Juli 1990 beim Treffen mit der von Kohl gefuhrten westdeutschen Delegation die zentralen deutschlandpolitischen Entscheidungen im Alleingang 89 Die Auflosungserscheinungen innerhalb des Warschauer Pakts waren unterdessen fortgeschritten Bis zum Juli 1990 waren wichtige Mitgliedsstaaten zu der Einschatzung gelangt die NATO Mitgliedschaft eines vereinten Deutschlands sei gegenuber einer Neutralisierung vorzuziehen Die Aufrechterhaltung eines militarischen Aussenpostens durch fortgesetzte Prasenz sowjetischer Truppen auf DDR Territorium ergab unter diesen Umstanden auch fur die im Reformprozess befindliche Sowjetunion immer weniger Sinn 90 Das Gesamtpaket des deutsch sowjetischen Interessenausgleichs nach den Vereinbarungen des Kaukasus Treffens im Juli bestand aus funf Vertragen die im Einzelnen auszuhandeln blieben ein deutsch sowjetischer Generalvertrag der Vertrag uber die Stationierung und den Abzug der sowjetischen Truppen der Uberleitungsvertrag uber die damit verbundenen Kosten ein allgemeiner Wirtschaftsvertrag sowie der Zwei plus Vier Vertrag Die gebotene Eile angesichts des fur den 3 Oktober vorgesehenen Termins der Vereinigung starkte die sowjetische Verhandlungsposition vor allem in der Frage des Truppenabzugs Je schneller der gewunschte Abzug durchzufuhren ware desto teurer konnte man sich ihn bezahlen lassen Bei Ausgangsberechnungen und Angebotsvorstellungen uber 4 6 Milliarden DM deutscherseits sah sich Kohl mit sowjetischen Forderungen fur ein Wohnungsbauprogramm fur Transportkosten und Umschulungsmassnahmen fur das Sowjetmilitar von zusammen 18 5 Milliarden DM konfrontiert 91 Gorbatschow liess keinen Zweifel dass die deutschen Ziele mit den von Kohl erst angebotenen acht Milliarden und nach Gesprachsvertagung elf Milliarden DM nicht erreichbar waren 92 Man einigte sich schliesslich am 10 September bei zwolf Milliarden DM auf vier Jahre verteilt zuzuglich eines zinslosen Kredits uber drei Milliarden DM mit funfjahriger Laufzeit 93 Wahrend die hochst problematische Entwicklung der sowjetischen Perestroika und die daraus resultierende prekare Stellung Gorbatschows im Westen bekannt waren und das Handeln mitbestimmten kam mit der militarischen Intervention des Iraks in Kuwait am 2 August 1990 ein Vorgang ins Spiel der das window of opportunity das Zeitfenster zur Herstellung der deutschen Einheit fur Teltschik auch bezuglich der USA begrenzte Man konne sich angesichts des sofortigen energischen Kuwait Engagements der USA glucklich schatzen dass wahrend der ersten Jahreshalfte nichts Wichtiges sonst die Aufmerksamkeit von der deutschen Frage abgezogen habe und dass die aussenpolitischen Rahmenbedingungen der Einheit bereits geklart seien Ich frage mich ob es uns gelungen ware die notwendigen Entscheidungen im Rahmen des amerikanisch sowjetischen Gipfels des Sondergipfels der NATO und des Weltwirtschaftsgipfels so reibungslos durchzusetzen wenn etwa der Golf Konflikt zwei Monate fruher begonnen hatte 94 Am Vorabend der Unterzeichnung des Zwei plus Vier Vertrages in Moskau spitzte sich die Verhandlungssituation noch einmal zu als Grossbritannien und die USA verlangten mit eigenen Truppen NATO Manover auf DDR Gebiet auch vor dem sowjetischen Truppenabzug bestreiten zu konnen Erst eine nachtliche Intervention Genschers bei US Aussenminister James Baker brachte auch dafur zuletzt eine diplomatische Losung So kam es am 12 September zum einvernehmlichen Verhandlungsabschluss und zur Unterzeichnung des Vertrages uber die abschliessende Regelung in bezug auf Deutschland der das vereinte Deutschland innerhalb der Grenzen von DDR und Bundesrepublik endgultig definierte seine freie Entscheidung uber Bundniszugehorigkeit garantierte ABC Waffen ausschloss Truppenstarken fur die deutschen Streitkrafte festlegte und den sowjetischen Truppenabzug bis 1994 regelte Da die vier Machte ihre Rechte und Verbindlichkeiten mit einer Erklarung vom 1 Oktober 1990 suspendierten 95 war Deutschland nach Vollzug der Einheit von Anbeginn ein souveraner Staat 96 Der Weg zum Einigungsvertrag Hauptartikel Einigungsvertrag Unmittelbar nach dem Inkrafttreten der Wahrungsunion wurden am 6 Juli 1990 innerdeutsche Verhandlungen uber einen zweiten Staatsvertrag aufgenommen der auf Wunsch der DDR Vertreter aber so nicht heissen sollte Dem Eindruck der Zweitrangigkeit sollte entgegengetreten werden und in dem Begriff Einigungsvertrag zum Ausdruck kommen dass die DDR anders als bei der Wahrungsunion wesentlich Eigenes einzubringen hatte Die Hauptverantwortlichen fur die Vertragsverhandlungen waren auf westlicher Seite Bundesinnenminister Wolfgang Schauble und fur die DDR der Parlamentarische Staatssekretar beim Ministerprasidenten Gunther Krause der die DDR Seite bereits bei den Verhandlungen zum Ersten Staatsvertrag vertreten hatte und gleichzeitig CDU Fraktionsvorsitzender in der Volkskammer war 97 Das Verhandlungsergebnis musste aber nicht nur mit Krause und de Maiziere abgestimmt werden sondern es brauchte auch jeweils Zweidrittel Mehrheiten in der Volkskammer im Bundestag und im Bundesrat Daher kam es fur Schauble auch darauf an die Vertreter der westlichen Bundeslander erfolgreich in die Verhandlungen einzubinden zumal im Bundesrat die SPD gefuhrten Lander unterdessen eine Mehrheit besassen Landerinteressen waren u a bei finanziellen Regelungen und bei der kunftigen Stimmenverteilung im gesamtdeutschen Bundesrat bei der Aushandlung eines Wahlgesetzes fur die ersten Bundestagswahlen nach der Vereinigung und in der Hauptstadtfrage zu berucksichtigen Weitere wichtige Verhandlungsgegenstande betrafen die verfassungsrechtliche Form der Vereinigung die partielle Fortgeltung von DDR Recht die Klarung von Eigentumsfragen bzw Ruckerstattungsanspruchen die Reorganisation von Verwaltung und Bildungseinrichtungen auf DDR Gebiet sowie den Umgang mit der Stasi Erblast Verfassungsrechtliche Optionen im politischen Kraftefeld Verfassungsrechtlich konnten nach dem Grundgesetz zwei Wege zur deutschen Einheit beschritten werden namlich der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland gemass Artikel 23 98 oder die Ablosung des ursprunglichen Provisoriums Grundgesetz durch eine neue gemeinsame Verfassung gemass Art 146 GG a F 99 und eine Fusion von DDR und Bundesrepublik 100 Fur die zweite Alternative und eine Volksabstimmung uber die neue Verfassung setzten sich weite Teile der DDR Burgerrechts und Oppositionsbewegung ein dazu die westdeutsche Linke die Grunen und viele Sozialdemokraten Dieser weit aufwendigere und kompliziertere Weg hatte aber von Anbeginn nur geringe Verwirklichungschancen Die Volkskammerwahl im Marz das Bekenntnis der Regierung de Maiziere zu zugiger und verantwortungsvoller Realisierung der deutschen Einheit auf der Grundlage von Art 23 GG a F und die unverzuglich umgesetzte Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion liessen fur Aushandlung offentliche Debatte und Abstimmung einer neuen gesamtdeutschen Verfassung keinen Raum 101 So lief alles auf den Einigungsplan zu den Bundesinnenminister Schauble mit Kohls Unterstutzung von Anbeginn verfolgte Im Rahmen des am 7 Februar 1990 konstituierten Kabinettsausschusses Deutsche Einheit leitete Schauble die Arbeitsgruppe Staatsstrukturen und offentliche Ordnung und bildete im Innenministerium einen eigenen Arbeitsstab Deutsche Einheit Meine Vorgabe fur den Arbeitsstab lautete dass wir ohne den Weg zur oder den Zeitpunkt der deutschen Einheit schon zu kennen dafur arbeiten mussten im Falle des Falles nicht unvorbereitet zu sein Dabei habe ich es fur unerheblich gehalten ob die Einheit durch einen Einigungsvertrag vorbereitet werden wurde oder ob sie unmittelbar nach der Volkskammerwahl etwa bei einer wie immer begrundeten krisenhaften Zuspitzung plotzlich und rechtlich unvorbereitet zustande kommen wurde In jedem Fall war eine Uberleitung des Rechts der Bundesrepublik Deutschland auf die DDR gegebenenfalls in Stufen mit Einschrankungen und Vorbehalten zu leisten unabhangig davon ob diese Uberleitung im Voraus per Vertrag vereinbart oder danach als Uberleitungsgesetzgebung vom Gesetzgeber zu beschliessen war Fur diese Uberleitung war das Innenministerium federfuhrend zustandig und deswegen mussten wir uns darauf vorbereiten Schliesslich habe ich meinen Mitarbeitern auch gesagt dass man gedanklich immer die schnellere Entwicklung zugrunde legen sollte Hatte man sich auf die schnellere Entwicklung vorbereitet war man es zugleich auch fur die langsamere Variante 102 Tatsachlich bestand jederzeit die Moglichkeit dass die DDR per Volkskammerbeschluss auch ohne Einigungsvertrag einseitig ihren Beitritt gemass Art 23 GG a F erklarte Einen solchen Vorstoss seitens der DSU gab es dann auch am 17 Juni 1990 Nach einer Gedenkveranstaltung im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt bei der Hauptredner Manfred Stolpe als Ergebnis des zugig umzusetzenden Einigungsprozesses etwas Neues anmahnte Der Westen kommt in die DDR aber die DDR kommt auch in den Westen beantragte die DSU noch am selben Tag in der Volkskammer den sofortigen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland zu beschliessen Der Antrag gelangte gegen die Mehrheit des Hauses allerdings nicht auf die Tagesordnung wurde in den zustandigen Ausschuss verwiesen und dort auf die lange Bank geschoben 103 Zu den von Schauble vertretenen verhandlungsstrategischen Grundpositionen gehorte die Beschrankung der Regelungsmaterie auf das unmittelbar Notige damit sowohl rechtzeitig als auch mit den notigen Zweidrittelmehrheiten in den drei Gesetzgebungskammern der Einigungsvertrag unter Dach und Fach kommen konnte Diese Linie vertrat er sowohl in der ersten Verhandlungsrunde am 6 Juli gegenuber de Maiziere der u a Vorschlage zur Erweiterung des Grundgesetzes um die Staatsziele Recht auf Arbeit und Umweltschutz einbrachte als auch weiterhin gegenuber westlichen sozialdemokratischen Landervertretern und den mit Uberleitungsregelungen befassten Ressortmitarbeitern der diversen beteiligten Ministerien die im Wege der Einigung womoglich Wunschregelungen durchzubringen versuchten die bis dahin gescheitert waren 104 Wiedereinrichtung der Lander auf dem Gebiet der DDR Hauptartikel Neue Lander Vergleich der Landergrenzen in der SBZ 1947 violett und der DDR 1990 rot Dunkelgrau Westliche Besatzungszonen und Sektoren in Berlin bzw Bundesrepublik Deutschland und West Berlin Grau Sowjetische Zone und Sowjetischer Sektor in Berlin bzw DDR und Ost Berlin Hellgrau Ausland Ein Land Berlin auf dem Gebiet Gross Berlins wurde erst 1990 gebildetDurch ein Verwaltungsgesetz vom 23 Juli 1952 105 wurde die DDR neu gegliedert indem die Lander der DDR auf Basis von Kreisgrenzen in zu schaffende Bezirke aufgeteilt wurden sowie die Aufgaben der bisherigen Landesregierungen auf die Verwaltungen der neuen Gebietsadministrationen ubertragen Mit dem daraus resultierenden Ende des Foderalismus in der DDR unterschieden sich ab diesem Zeitpunkt die politischen Strukturen in beiden Teilen Deutschlands erheblich Mit dem Ziel die kommunale Selbstverwaltung zu fordern war schon in der Umbruchphase nach der Grenzoffnung im November 1989 von der neuen Regierung Modrow der politische Zentralismus des SED Regimes abgelost worden Zwar blieben unter Einbindung lokaler Burgerkomitees vorlaufig etwa drei Viertel der bisherigen kommunalen Mandatstrager im Amt doch kam es bereits am 17 Mai 1990 zur Verabschiedung einer neuen Kommunalverfassung mit einer Mischung aus diversen westdeutschen Regelungen und betont plebiszitaren Elementen in Form der Burgerbeteiligung und der Burgerentscheide Mit der Grundung von Partei und Landesverbanden und bei Demonstrationen wurden die bis 1952 bestehenden amtlichen Landesfarben bereits reaktiviert 106 bevor am 22 Juli 1990 in der Volkskammer das Landereinfuhrungsgesetz LEG 107 verabschiedet wurde Das Gesetz enthielt Beschlusse zur Ausserkraftsetzung des erwahnten Gesetzes zur Schaffung von Bezirken vom 23 Juli 1952 Grundung der Lander Brandenburg Mecklenburg Vorpommern Sachsen Sachsen Anhalt und Thuringen verlieh im Absatz 2 Berlin Hauptstadt der DDR Landesbefugnisse Der Absatz 2 wurde am 31 August 1990 durch den Einigungsvertrag faktisch aufgehoben weil nun die 23 Bezirke von Berlin das Land Berlin bildeten 108 wobei Ost Berlin als Teil des Landes Berlin in dem das Grundgesetz bisher nicht galt bezeichnet wurde 109 Mit dem 3 Oktober 1990 entstanden gemass Art 1 Einigungsvertrag die in dem fortgeltenden Landereinfuhrungsgesetz der DDR 110 vorgesehenen neuen Lander Die neuen Lander waren zunachst noch nicht handlungsfahig Erst mit den Landtagswahlen vom 14 Oktober 1990 bekamen sie Parlamente die zugleich als verfassunggebende Landesversammlungen fungierten 111 Gesamtdeutscher Foderalismus und Finanzausgleich Als Starthilfe fur die wieder errichteten funf ostlichen Lander wurden Partnerschaften mit westlichen Bundeslandern eingerichtet Die Kooperationen bestanden mit Nordrhein Westfalen fur Brandenburg Schleswig Holstein Hamburg und Bremen fur Mecklenburg Vorpommern Bayern und Baden Wurttemberg fur Sachsen Niedersachsen fur Sachsen Anhalt sowie Hessen und Rheinland Pfalz fur Thuringen 112 Die westlichen Hilfspartner vertraten im Einigungsprozess aber auch eigene politische Interessen indem sie die Eigenbeteiligung an der Finanzierung der Einheit moglichst gering zu halten und einen Zentralisierungsschub von Bundesseite zu vermeiden trachteten Dies betraf auch die Einbeziehung der neuen Bundeslander in das System des Landerfinanzausgleichs das den wirtschaftlich starken Landern Beihilfen fur die schwacheren abverlangt Damit nicht die relativ schwachen westlichen Bundeslander angesichts der noch weit schlechteren Ausgangsposition der neuen Lander ebenfalls von Empfangern zu Gebern im Landerfinanzausgleich wurden schloss man die funf neuen zunachst bis 1994 1995 von diesem Umverteilungssystem aus Dafur beteiligten sich die alten Lander zur Halfte an der Schuldenaufnahme fur den Fonds Deutsche Einheit aus dem der Finanzierungsbedarf der neuen Lander gedeckt werden sollte Eine daruber hinausgehende Kostenbeteiligung lehnten sie bereits im Mai 1990 ab 113 Ahnlich problematisch gestaltete sich die Einigung uber die Stimmenverteilung im kunftigen gesamtdeutschen Bundesrat Nach bis dahin gultigem Schlussel wurden sich die Gewichte im Bundesrat zugunsten der bevolkerungsarmeren kleinen Bundeslander verschoben haben Die vier grossen westdeutschen Lander hatten mit 20 von insgesamt 65 Stimmen keine Sperrminoritat bei Entscheidungen mit Zweidrittelmehrheit mehr bilden konnen Nach einigem Hin und Her bestand die Losung schliesslich darin den grossen Bundeslandern statt bisher funf kunftig sechs Stimmen zuzugestehen mit 24 von 68 Stimmen hatten sie die Sperrminoritat wieder Wiedervereinigte Stadt Berlin Hauptartikel Berlin Frage Nachdem bereits der Zwei plus Vier Vertrag bestimmt hatte dass das vereinte Deutschland auch das Gebiet ganz Berlins umfassen soll bestimmte der Einigungsvertrag Berlin zur Hauptstadt Deutschlands Das wiedervereinigte Berlin gehort zu den in der Praambel des Grundgesetzes von 1990 aufgezahlten 16 Bundeslandern und wurde mit Wirkung vom 3 Oktober 1990 Bundeshauptstadt zumal Bonn im Jahr 1949 nur als provisorische Hauptstadt der Bundesrepublik bestimmt worden war Im Einigungsvertrag erfolgte zwar die Anerkennung Berlins als neue Hauptstadt aber noch keine Entschliessung uber den kunftigen Sitz von Bundestag und gesamtdeutscher Regierung In der ersten Verhandlungsrunde zum Einigungsvertrag erklarte de Maiziere die Hauptstadtfunktion Berlins zur Grundbedingung einer Annahme des Einigungsvertrags Dagegen stand aber eine weitgehende Ablehnung der westlichen Landerregierungen die vom Berliner Senat abgesehen nahezu einhellig Parlament und Regierung in Bonn halten wollten In der Kompromissformel hiess es dass die Entscheidungen der gesetzgebenden Korperschaften in dieser Frage erst nach der Wahl des ersten gesamtdeutschen Bundestags und nach der Herstellung der vollen Mitwirkungsrechte der neuen Lander zu treffen seien 114 Im Hauptstadtbeschluss 1991 entschied der Bundestag nach kontroverser Diskussion Berlin auch zum Sitz von Parlament und Regierung zu machen und deren Umzug bis 1999 abzuschliessen wobei alle Ministerien auch einen Dienstsitz in Bonn behalten sollten Berlin war die einzige Stadt in Deutschland die durch die Mauer geteilt war und unmittelbar zusammenwachsen musste Hier trafen nicht nur die Menschen aus West Berlin und Ost Berlin sofort nach dem Mauerfall aufeinander hier traten auch die Probleme schnell zutage Die okonomischen Konsequenzen des Veranderungsprozesses blieben angesichts der politischen Dimensionen zu Anfang nahezu unbeachtet Das anderte sich schnell als das wirtschaftliche Desaster der DDR deutlich wurde Die erschreckende Bilanz beschrankte sich nicht nur auf den Produktionssektor sondern gleichermassen auf die gesamte Wohnungswirtschaft Insbesondere die Situation der innerstadtischen Altbauquartiere in Ost Berlin war alarmierend 115 Bilanziert wurde fur Berlin und die Region von der Expertengruppe Stadterneuerung des Provisorischen Regionalausschusses im Uberblick fur das Gebiet mit 1 57 Millionen Wohnungen einen Erneuerungsbedarf allein fur ca 178 000 Wohnungen in dem bis 1918 errichteten Wohnungsbestand 116 Samariterviertel Schreinerstrasse 1991Fur die Stadt wurde festgestellt Hoher Leerstand in Ost Berlin ca 25 000 Wohnungen allein im Bezirk Prenzlauer Berg ca 8 000 d h fast doppelt soviel wie in West Berlin insgesamt zu Beginn der achtziger Jahre als die Hausbesetzungen und die Auseinandersetzungen uber die Wohnungspolitik ihren Hohepunkt erreichten jahrzehntelang unterlassene Instandhaltung und fortgeschrittener Verfall eines grossen Teils der Altbausubstanz Mangel an dringend benotigten Baumaterialien keine kostendeckende Bewirtschaftung der Hauser aus den laufenden Mieteinnahmen Stadterneuerung ohne Burgerbeteiligung Abriss historisch wertvoller Gebaude Diktat des Plans ohne Rucksicht auf soziale Strukturen und individuelle Bedurfnisse Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der gebotenen Eile beschloss am 6 Februar 1990 der Senat die ausserplanmassige Mittelbereitstellung zur Forderung dringender Stadterneuerungsmassnahmen im Grossraum Berlin in Hohe von 25 Millionen DM fur in den Jahren 1990 und 1991 zu realisierende Massnahmen Die Vergabe war an die Bedingung geknupft dass aus Ost Berlin Komplementarmittel fur die Erneuerungsmassnahmen bereitgestellt werden Damit wurde insgesamt ein Bauvolumen von ca 60 Millionen DM aktiviert 117 Siehe auch Stadterneuerung Wiedervereinigung in Berlin Reorganisation von Recht und Verwaltung im Beitrittsgebiet Die Beitrittsperspektive nach Art 23 GG a F bedeutete nicht dass auch das gesamte in der DDR geltende Recht unmittelbar mit Vollzug der Einheit hinfallig war Vielmehr gehorte es zu den besonders aufwendigen Begleitaktivitaten bei der Aushandlung des Einigungsvertrages zu prufen welche der vielen bestehenden bundesdeutschen Gesetze und Verordnungen mit Vollzug der Einheit zwingend gesamtdeutsch zur Anwendung gelangen mussten Diese Aufgabe war nur ressortubergreifend von den jeweiligen Ministerialverwaltungen zu leisten Da fur das DDR Recht keine kodifizierte Sammlung existierte stellte sich der Abgleich der jeweiligen Materie umso schwieriger dar er geschah in Abstimmung mit den jeweiligen Ressorts seitens der DDR 118 Zunehmend dringlich nach Aufnahme der Verhandlungen bedurfte es einer Grundsatzentscheidung daruber ob im Regelfall zunachst DDR Recht weitergelten und bundesdeutsches Recht bis auf weiteres nur notigenfalls zur Anwendung kommen sollte oder ob umgekehrt Bundesrecht die Norm und DDR Recht die Ausnahme bilden sollte Wahrend Schauble die dem Saarbeitritt 1957 entsprechende erstere Variante bevorzugte weil er sich von einer vergleichsweise geringen Regelungsdichte eine schnellere Angleichung der Lebensverhaltnisse versprach gab es andererseits u a die Sorge im Beitrittsgebiet hatte dann etwa der Umweltschutz das Nachsehen 119 Die entgegengesetzte Position vertraten das Bundesjustizministerium die Arbeitgeber und Bundesarbeitsminister Blum Letzterer favorisierte die zweite Alternative als Signal fur den mit der Sozialunion begonnenen Aufbau eines leistungsfahigen Sozialversicherungssystems nach bundesdeutschem Muster und erwartete dadurch eine erleichterte Anpassung der DDR an EG Recht Den damit bereits kurzfristig verbundenen Kosten stellte sich auch Bundesfinanzminister Waigel nicht in den Weg 120 Zu einer Anderung der Haltung von DDR Verhandlungsfuhrer Gunther Krause der bis dahin mit Schauble ubereingestimmt hatte kam es in der zweiten Verhandlungsrunde zum Einigungsvertrag Ende Juli 1990 Dazu heisst es bei Schroder Die Ubernahme der westlichen Ordnung ist von der letzten Volkskammer beschlossen worden die aus freien Wahlen hervorgegangen ist Es ist deshalb eine eklatante Missachtung des Volkswillens der Ostdeutschen wenn behauptet wird der Westen habe dem Osten seine Ordnung ubergestulpt wie ich oft von Westdeutschen gehort habe Man habe Schauble ostlicherseits erklart dass ein Zivilgesetzbuch fur eine zentralistische Planwirtschaft und eine Diktatur untauglich sei fur eine Marktwirtschaft mit eigenverantwortlichem wirtschaftlichen Handeln der Burger 121 Damit war die Sache entschieden Ahnlich wie bei Wirtschafts und Rechtssystem standen auch Verwaltungs und Bildungseinrichtungen der DDR im Zuge der innerdeutschen Vertragsverhandlungen auf dem Prufstand Die von der DDR Delegation dazu vorgelegten Zahlen riefen so Duisberg auf westdeutscher Seite Betroffenheit hervor Insgesamt 1 74 Millionen Beschaftigte in der offentlichen Verwaltung dazu die Bahnbeschaftigten 252 000 die Post 229 000 und die NVA 183 000 122 Die 1 74 Millionen Staatsdiener der DDR entsprachen laut Schauble mehr als dem Dreifachen der zur namlichen Zeit im offentlichen Dienst des vergleichbar grossen Bundeslandes Nordrhein Westfalen beschaftigten Beamten und Angestellten Erheblicher Personalabbau schien ihm unvermeidlich geboten damit die finanzielle Leistungsfahigkeit von Bund und Landern nicht erdrosselt wurde Den von Krause auf Art 36 GG bezogenen Ableitungen einer weitreichenden Ubernahmepflicht der DDR Bediensteten unter Berucksichtigung von Quoten hielt Schauble Art 33 GG entgegen der den Zugang zu offentlichen Amtern an Eignung Befahigung und fachliche Leistung binde 123 Als Instrument zur Durchfuhrung des Verwaltungsstellenabbaus wurde zunachst von Seiten des Bundesaussenministeriums das gar keine Moglichkeiten zur Ubernahme von DDR Diplomaten sah wie auch von anderen Ministerien eine zentrale Personal Treuhandstelle vorgeschlagen 124 Eine solche Einrichtung ware nach Schaubles Auffassung auf die Zustandigkeit des Innenministeriums fur das gesamte Personal offentlicher Verwaltung auf DDR Gebiet hinausgelaufen Ein einzelnes Ressort aber konnte die Aufgabe uber zwei Millionen Menschen kunftig in den Verwaltungen von Bund neu zu schaffenden Landern und Kommunen unterzubringen oder zu einem erheblichen Teil aus dem offentlichen Dienst zu entlassen niemals bewaltigen Schauble setzte sich damit durch dass jedes Ressort die Verantwortung fur das seiner Zustandigkeit obliegende Personal zu ubernehmen und Uberleitungsregeln zu schaffen habe Fur Bedienstete in kunftiger Landerzustandigkeit waren die Lander zustandig in der Ubergangszeit die sogenannten Landessprecher unter der Aufsicht des Bundesinnenministers 125 Fur die individuell von Entlassungen Betroffenen war dies allerdings kein trostlicher Umstand Sie kostete das geeinte Deutschland den bisherigen gesicherten Arbeitsplatz auf den in hoheren Stellen nicht selten Westdeutsche nachruckten Richard Schroder weist aber die Rede von der Kolonisierung des Ostens durch den Westen zuruck In Wahrheit waren es die Betriebsbelegschaften und Lehrerkollegien Gemeindevertretungen und Burgerversammlungen die im Herbst 1989 die Ablosung der bisherigen Direktoren und Burgermeister erfolgreich ins Werk gesetzt und einen ersten Elitenwechsel herbeigefuhrt haben Das war ein Ost Ost Elitenwechsel Westdeutsche waren da noch gar nicht in Sicht 126 Es sei dann mit der Ubernahme der westlichen Ordnung ganz selbstverstandlich ein westlicher Fachleute Bedarf entstanden Das kann man wieder als Entmundigung der Ostdeutschen beklagen Es setzt sich aber niemand gern in ein Flugzeug wenn ihm erklart wird Der Pilot lernt grad noch 127 Neuordnung der Eigentumsverhaltnisse Da im Staatssozialismus der DDR kollektives Eigentum eine klare Vorrangstellung vor dem Privateigentum der Individuen hatte insbesondere im Bereich der Wirtschaft aber je nach Bedarf auch bei den Immobilien bedurften im Zuge des Einigungsprozesses auch die Eigentumsverhaltnisse in der DDR einer Neuregelung Infolge der kollektiven und individuellen Enteignungen sowie von sonstigen staatlichen Eingriffen jeglicher Art war in der DDR eine Lage entstanden in der nicht nur die Eigentumsverhaltnisse schwer durchschaubar waren sondern auch die Eigentumsrechte selbst weitgehend ihre alte Bedeutung verloren hatten Rechte am Grundstuck und an dem darauf stehenden Gebaude fielen oft auseinander ohne dass dies klar erkennbar war Auch die Grundbucher wurden meistens nur noch unzulanglich gefuhrt Soweit es noch privaten Haus und Grundbesitz gab war er uberdies in vielen Fallen durch Zwangsmiete und extensiven Kundigungsschutz mehr Last als Vermogen Insofern zahlte weniger das Eigentum als das Nutzungsrecht dieses allein war von wirklichem Wert 128 Da es bei diesen Verhaltnissen im vereinten Deutschland nicht bleiben konnte stellte sich bei der Herstellung einer den bundesdeutschen Verhaltnissen entsprechenden Eigentumsordnung das Problem wie mit den in der ostdeutschen Vergangenheit erfolgten entschadigungslosen Enteignungen umzugehen sei In dieser Frage gab es politischen Entscheidungsspielraum da die Eigentumsgarantie gemass Art 14 GG sich nicht ohne weiteres ruckwirkend auf die DDR vor ihrem Beitritt erstreckte Auf bundesdeutscher Seite entwickelte man die Massgabe dass in 40 Jahren DDR neue wirtschaftliche und soziale Umstande entstanden seien die nicht ohne Weiteres ruckgangig gemacht werden konnten wollte man nicht teils altes Unrecht durch neues ersetzen Es komme auf sozialvertragliche Kompromisse unter Berucksichtigung der Interessen aller Beteiligten an Weder die Festschreibung der DDR Zwangsmassnahmen bis 1989 noch deren komplette Ruckgangigmachung bis zum Mai 1945 seien in diesem Sinne als realisierbar anzusehen 129 Zwei gesondert zu betrachtende Phasen gab es bezuglich der durchgefuhrten Enteignungsmassnahmen die Phase der sowjetischen Besatzungshoheit 1945 1949 und die Zeit der sowjetisch gestutzten SED Herrschaft in der DDR 1949 1989 Bereits im Dezember 1989 war anlasslich des Besuchs von Bundeskanzler Kohl in Dresden beim Treffen mit Modrow eine gemeinsame Kommission zu Eigentumsfragen vereinbart worden in deren Verhandlungen die Sowjetunion mit einbezogen wurde Dort wie auch in den Zwei plus Vier Verhandlungen forderte die Sowjetunion dass die Unantastbarkeit ihrer Massnahmen als Besatzungsmacht verburgt wurde speziell in Boden und Eigentumsfragen Im Sommer 1990 wollte die Volkskammer ein Haftlingsentschadigungsgesetz beschliessen das auch politische Haftlinge zwischen 1945 und 1949 entschadigen sollte Die Legitimitat der Urteile wollten wir nicht thematisieren Trotzdem protestierte die sowjetische Seite umgehend und drohte den Zwei plus Vier Prozess anzuhalten wenn wir dieses Gesetz beschliessen 130 Schauble sah die grosste Entschiedenheit in dieser Frage auf Seiten der DDR und insbesondere bei de Maiziere der erklarte die DDR werde keinen Vertrag unterschreiben der vor die Bodenreform zuruckwolle und hinzufugte das wird keine politische Gruppierung in der DDR jemals unterschreiben Dafur gibt es keine Mehrheiten 131 Mit der Suche nach einer Konsensformel beauftragt wurden die Staatssekretare Gunther Krause fur die DDR Seite und Klaus Kinkel auf Seiten der Bundesregierung In der Gemeinsamen Erklarung vom 15 Juni 1990 hiess es schliesslich Die Regierungen der Sowjetunion und der Deutschen Demokratischen Republik sehen keine Moglichkeit die damals getroffenen Massnahmen zu revidieren Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland nimmt dies im Hinblick auf die historische Entwicklung zur Kenntnis Sie ist der Auffassung dass einem kunftigen gesamtdeutschen Parlament eine abschliessende Entscheidung uber etwaige staatliche Ausgleichsleistungen vorbehalten bleiben muss 132 Eine differenziertere Losung angestrebt wurde fur die 40 Jahre DDR Geschichte zwischen 1949 und 1989 Dabei ging es um Enteignungen im staatlichen Interesse mit nur minimaler Entschadigung um beschlagnahmte Immobilien und Vermogen von DDR Fluchtlingen sowie um in Westdeutschland lebende Grundeigentumer die ihre Liegenschaften durch Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung vielfach ebenfalls an den Staat verloren hatten 133 Den vormaligen Eigentumern gegenuber standen in grosser Zahl gutglaubige Besitzer von enteigneten oder unter Zwangsverwaltung stehenden Grundstucken die darauf mit behordlicher Duldung ein Gebaude errichtet hatten oft in Form der gartenhausahnlichen Datsche die aber ausgebaut oft auch als standige Wohnung diente Ein solches privates Refugium war der Traum vieler und wer das Gluck hatte sich ihn zu erfullen scheute keine Muhe seinen Besitz so schon und bequem wie moglich auszugestalten Nur wer wusste wie schwer in der DDR Baumaterial zu bekommen war oft nur mit Beziehungen oder gegen Westgeld der konnte ermessen welche Energie Zeit und Arbeitskraft darauf gewendet worden war Diese Welt aber an der das Herz und ein Stuck Lebensarbeit vieler kleiner Leute hing war nun an nicht wenigen Stellen durch Ruckgabeanspruche von Alteigentumern ernsthaft bedroht 134 In der genannten Gemeinsamen Erklarung vom 15 Juni 1990 hiess es dazu entgegen mehrheitlichen Interessen auf DDR Seite wie auch seitens der westlichen Sozialdemokratie dass grundsatzlich die Ruckgabe des Grundvermogens an den ehemaligen Eigentumer oder seine Erben erfolgen sollte Nicht zum Tragen kommen sollte diese Regelung wo Grundstucke oder Gebaude gewerblicher oder offentlicher Nutzung unterlagen im Wohnungs oder Siedlungsbau verwendet oder von Dritten in redlicher Weise erworben worden waren 135 Richard Schroder schreibt im Ruckblick Zunachst war die Aufregung uber den Grundsatz Ruckgabe vor Entschadigung im Osten riesengross Skandalose Einzelfalle von Westdeutschen die vor der Haustur standen und den Bewohnern ohne Rechtsgrundlage erklarten das Haus gehore ihnen und sie mussten schnellstens ausziehen andere platzierten gleich auf ihrem Grundstuck ihren Wohnwagen gingen wie ein Lauffeuer durch die Presse und mobilisierten Vertreibungsangste Dadurch wurde der Grundsatz Ruckgabe vor Entschadigung als Bevorzugung Westdeutscher wahrgenommen von denen manche Omas Hauschen langst vergessen hatten Anderen war ununterbrochen der Verlust des Elternhauses bewusst geblieben Es haben aber auch sehr viele Ostdeutsche von ihm profitiert Auch ich habe mit meinen Geschwistern unser Elternhaus zuruckbekommen 136 In der Praxis sei die Regelung der Eigentumsfrage sehr kompliziert geraten so Richard Schroder weil immer wieder neue Fallgruppen auftauchten und dem Mieter und Naturschutz Rechnung getragen werden sollte Mehr Alt als Neueigentumer durften demnach von der Rechtsprechung enttauscht worden sein Ob man diese Regelung Ruckgabe vor Entschadigung mit vielen Ausnahmen oder Entschadigung vor Ruckgabe mit vielen Ausnahmen nennt macht keinen grossen Unterschied 137 Vorkehrungen gegen die in der DDR sich ausbreitende Angst vor dem Ausverkauf hatte noch die Regierung Modrow getroffen indem sie mit Gesetz vom 7 Marz den Verkauf enteigneter Immobilien zu gunstigen Bedingungen in die Wege leitete wovon vor allem Privilegierte des alten SED Regimes bevorzugt profitierten 138 In den Verhandlungen zum Einigungsvertrag verpflichtete sich die DDR bis auf Weiteres zur Nichtverausserung von Grundstucken mit ungeklarten Eigentumsanspruchen Verausserungen aus der Zeit nach Honeckers Sturz am 18 Oktober 1989 sollten uberpruft werden was auch gegen das Gesetz der Modrow Regierung vom 7 Marz gerichtet war Klaus Schroeder zufolge war die angesetzte Uberprufung aber nur von geringer Wirkung So wurden z B die Hauser der Versorgungseinrichtungen des Ministerrates VEM an Nomenklaturkader verkauft die konspirativ genutzten Gebaude des MfS an Angehorige des Repressionsapparates Wie viele Grundstucke und Immobilien hierdurch kostengunstig in die Hand verdienter Genossen gelangten und sich dort noch befinden lasst sich nicht beziffern Das jungste Urteil des Bundesverfassungsgerichts das den Modrow Erlass fur nicht rechtens erklart hat scheint hieran wenig geandert zu haben Das Berliner Abgeordnetenhaus hat laut Schroeder die damaligen Kaufe quasi legalisiert Kommunen hatten durch Nachbeurkundungen und den Verzicht auf die Ausubung ihres Vorkaufsrechts den besagten Transaktionen ihrerseits dauerhaft Fortgeltung verschafft Unter dem Strich bleibt wohl nur die Erkenntnis dass auch auf diesem Feld die ehedem Privilegierten nach einem Systemwechsel ihre alten Vorteile in erheblichem Umfang sichern konnten 139 Umgang mit der Stasi Erblast Zu den besonders umstrittenen Feldern im deutsch deutschen Einigungsprozess gehorte die Hinterlassenschaft des Stasi Apparates MfS dessen offizielle Auflosung bereits in der Wendezeit langst vor den Marzwahlen zur neuen Volkskammer durchgesetzt worden war im Zusammenwirken der Oppositionskrafte am Zentralen Runden Tisch mit Demonstranten und Burgerkomitees uberall in der DDR Noch in Auflosung und Zerfall schafften es nicht wenige MfS Mitarbeiter sich seit Ende 1989 aus verdeckten Ressourcen uber die dieser Machtapparat verfugte einiges zur eigenen weiteren Verwendung abzuzweigen bzw zuschanzen zu lassen darunter Geld Grundstucke Immobilien technisches Gerat u a m Ein Vermerk der zentralen Abteilung Finanzen des MfS vom 13 Dezember 1989 empfahl den Mitarbeitern sich Geldbetrage besser von der Sparkasse der Dienststelle uberweisen zu lassen weil hohe Bareinzahlungen von Angehorigen des Amtes fur Nationale Sicherheit AfNS zeitweilige MfS Nachfolgeorganisation unter der Regierung Modrow bei zivilen Sparkassen bereits aufgefallen waren 140 So wurde das Jahr des Einigungsprozesses auch eines der alten Seilschaften der Funktionarseliten des sich auflosenden Staatsapparats die einander halfen beiseitezuschaffen oder umzuwidmen was noch zu retten war bzw wessen man habhaft werden konnte Dabei geht es um die Aneignung von Grundstucken dubiose Umgrundungen von genossenschaftlichen und kooperativen Wirtschaftseinheiten in privater Hand unkontrollierte Ausgrundungen aus Grossbetrieben sowie Vermogensverschiebungen aller Art Solche Seilschaften nutzen die Beziehungen in die noch nicht erneuerten Verwaltungen zu dem nicht ausgetauschten Justizpersonal sie uben Druck auf Mitwisser und Alteigentumer aus oder zahlen mit Beteiligungen und Schweigegeldern 141 Weniger gunstig fur die MfS Hauptamtlichen und Unterstutzer entwickelte sich allerdings der Umgang mit der umfanglichen schriftlichen Stasi Hinterlassenschaft Das energische Vorgehen der Oppositionskrafte gegen die Stasi Objekte hatte entscheidend dazu beigetragen dass ein Grossteil des Aktenmaterials zu den DDR weiten Bespitzelungsvorgangen erhalten geblieben war Was damit im vereinten Deutschland weiter geschehen sollte wurde in Ost und West kontrovers eingeschatzt Da das MfS nicht nur in der DDR sondern auch in Westdeutschland Mitarbeiter angeworben hatte gab es auf beiden Seiten viele Personen die an der Unzuganglichkeit wenn nicht Vernichtung des Stasi Aktenmaterials interessiert waren In den Absprachen zum Einigungsvertrag zeichnete sich zunachst ein restriktiver Umgang mit diesem Stasi Erbe ab Bundesinnenminister Schauble als westlicher Verhandlungsfuhrer vertrat den Standpunkt man solle gerade als Aussenstehender zuruckhaltend urteilen wo ein Grossteil der Menschen versuchte aus seinem Leben fur sich das Beste zu machen ohne sich allzu sehr in personliche Schuld zu verstricken Jeder von uns im Westen hatte sich wohl im Zweifel nicht anders verhalten wenn er in diesen vierzig Jahren in der DDR hatte leben mussen Schauble pladierte dafur sich auf die schweren Falle wirklicher Schuld zu konzentrieren Die wechselseitige Spionage wollte er als teilungsbedingte Straftaten ausser Verfolgung stellen Die Stasiakten sollten der Verfugungsgewalt des Bundesarchivs in Koblenz unter strenger Aufsicht des Datenschutzbeauftragten unterstellt werden 142 Damit war auch DDR Verhandlungsfuhrer Krause zunachst einverstanden Anders fiel dagegen die Reaktion vieler Volkskammerabgeordneter aus denen schon die Behinderung der Burgerkomitees bei der Sicherung des Stasi Materials unter der Modrow Regierung als Aufklarungsvereitelung und Taterbegunstigung erschienen war Und nach der Volkskammerwahl wurde die Situation nicht besser sondern schlechter da der neue Innenminister Peter Michael Diestel erklarte ein Burgerkomitee sei nicht mehr erforderlich Er sperrte ihnen kurzerhand den Zugang zum Archiv und schickte den Komiteemitgliedern fur Ende Juni 1990 die Entlassungsbescheide 143 Von Mitte Juni ab gab es einen Sonderausschuss der Volkskammer zur Auflosung der Stasi unter Vorsitz Joachim Gaucks So sollte auf parlamentarischer Basis die Arbeit der Burgerkomitees fortgesetzt werden Das von Modrow eingesetzte Staatliche Auflosungskomitee das die Regierung de Maiziere umstandslos ubernommen hatte hat sich unserer Kontrolle allerdings weitgehend zu entziehen versucht und der Innenminister hat es gedeckt 144 Als besondere Herausforderung fur Gauck und seine Mitstreiter entpuppten sich die Stasi Offiziere im besonderen Einsatz OibE Dabei handelte es sich um verdeckt arbeitende MfS Krafte die sicherheitsrelevante Positionen in Wirtschaft Polizei und Armee innehatten und dort als eine geheime Reserve fur den Notfall das Uberleben der Stasi sichern sollten Obwohl die elektronischen Datentrager der Stasi mit personenbezogenen Angaben auf Beschluss des Runden Tisches im Marz 1990 vernichtet worden waren konnten wir eine Liste von knapp 2000 OibE zusammenstellen Es ging uns nicht darum diese Leute anzuprangern noch gab es keinerlei Regelung uber den Umgang mit den Stasi Akten aber aus ihren Stellen wollten wir sie unbedingt entfernen 145 In der politischen Perspektive verfolgte der Stasi Ausschuss das Ziel den Aktenbestand zu sichten und zur Aufarbeitung in politischer juristischer und historischer Hinsicht zuganglich zu machen Unverzuglich wurde ein Gesetz uber die Sicherung und Nutzung der personenbezogenen Daten des ehemaligen MfS AfNS auf den Weg gebracht und am 24 August 1990 in der Volkskammer nahezu einstimmig angenommen Der fur den Einigungsvertrag vorgesehene restriktive Umgang mit dem Stasi Material und dessen geplante Unterstellung unter das Bundesarchiv stiessen in wie ausserhalb der Volkskammer auf geballten Widerstand Am 4 September besetzten aus Protest unter anderen Barbel Bohley und Wolf Biermann die vormalige MfS Zentrale in Ost Berlin und traten am 12 September sogar in einen Hungerstreik Gauck wandte sich mit dem ausdrucklichen Hinweis an Krause dass auch die CDU Volkskammerfraktion mit der vertraglich vorgesehenen Regelung nicht einverstanden war Der fruhere Fraktionsvorsitzende der Ost SPD Richard Schroder erinnert daran dass viele seiner Fraktionskollegen ihre Zustimmung zum Einigungsvertrag von der westlichen Zusage abhangig machten dass die Stasiakten zuganglich wurden Die Zusage kam eine Stunde vor der entscheidenden Volkskammersitzung 146 Der mit Gauck in Bonn am 18 September ausgehandelte Kompromiss bestand darin den Einigungsvertrag um eine Zusatzklausel zu erganzen wonach der Bundestag unmittelbar nach der Vereinigung ein eng an dem Volkskammerbeschluss orientiertes Gesetz verabschieden sollte Gauck selbst wurde am 28 September 1990 in der Volkskammer als Sonderbeauftragter der Bundesregierung fur die Verwaltung der Akten und Dateien des ehemaligen Ministeriums fur Staatssicherheit gewahlt Als in der letzten Arbeitssitzung der Volkskammer am 29 September 1990 die Berichterstattung des Stasi Sonderausschusses uber seine Arbeitsergebnisse anstand kam es zu einer uber Stunden sich hinziehenden hoch emotionalen Auseinandersetzung daruber ob und auf welche Weise die Namen von Abgeordneten mit Stasi Vorbelastung bekannt gegeben werden sollten Aus den Fraktionen von SPD und Bundnis 90 wurde dies vehement gefordert von CDU Vertretern dagegen entschieden abgelehnt Der zustandige Prufungsausschuss verweigerte die Namensnennung mit Berufung auf die Schweigepflicht Abgeordnete von Bundnis 90 Grune begannen daraufhin einen Sitzstreik vor dem Prasidiumstisch Der Volkskammer Vizeprasident Reinhard Hoppner handelte nach Unterbrechung der Sitzung mit beiden Seiten einen Kompromiss aus Die Namen der 15 Hauptbelasteten sollten genannt werden den Genannten aber zugleich Gelegenheit zu einer Erklarung gegeben werden Allerdings waren da den Journalisten ausserhalb des Sitzungssaals bereits Listen mit allen 56 Beschuldigten zugespielt worden 147 Die Betroffenen beteuerten ihre Unschuld oder erklarten Mitleid erheischend wie sie in diese Situation gekommen waren Einige verteidigten auch ihre Tatigkeit Fur die Zuhorer waren diese Auftritte eher peinlich Zur Wahrheitsfindung trugen sie nicht bei Spater stellte sich heraus dass viele schlimme Falle nicht genannt worden waren manche Personen dagegen zu Unrecht auf der Liste gestanden hatten 148 Turbulente Zielankunft Beide Exemplare des Einigungsvertrages vereinigt im Archiv des Auswartigen Amtes in Berlin Gedenktafel am Haus Unter den Linden 3 in Berlin MitteAuch nach der technisch reibungslos gelungenen Einfuhrung der Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion kam es in der DDR nicht zu einer politischen Stabilisierung In den Sommermonaten Juli und August 1990 zerbrach die Grosse Koalition mit dem Austritt zunachst der Liberalen aus dem Kabinett de Maiziere mit der Entlassung der Minister fur Finanzen Wirtschaft und Landwirtschaft durch den Ministerprasidenten sowie mit dem nachfolgenden Ausscheiden aller SPD Minister Diese Auflosungserscheinungen waren begleitet von einem so drastisch empfundenen raschen Niedergang der DDR Wirtschaft dass de Maiziere am 1 August Bundeskanzler Kohl in dessen Urlaubsort am Wolfgangsee aufsuchte um ihn zu einem moglichst fruhen Vereinigungstermin und zu gesamtdeutschen Wahlen bereits am 14 Oktober zu drangen Die Landwirtschaft der DDR schien vor dem Zusammenbruch zu stehen und die Rentenzahlungen galten als nicht mehr lange leistbar trotz der im Ersten Staatsvertrag vereinbarten finanziellen Hilfsmittel in Hohe von 14 Milliarden DM 149 Ein Wahltermin fur Bundestagswahlen vor dem 2 Dezember scheiterte jedoch an einer notigen Zweidrittelmehrheit im Bundestag Als Tag der Vereinigung von DDR und Bundesrepublik wurde der fruhestmogliche nach der abschliessenden Zwei plus Vier Konferenz bestimmt der 3 Oktober 1990 Fur die Bundestagswahl am 2 Dezember 1990 die erste gesamtdeutsche Wahl wurde ein den veranderten Verhaltnissen angepasstes neues Wahlgesetz gebraucht Als problematisch erwies sich dabei die bestehende Funf Prozent Sperrklausel die uber die Vertretung oder den Nichteinzug einer Partei in den Deutschen Bundestag entscheidet Hier war mit deutlichen Wettbewerbsnachteilen fur die neugegrundeten Parteien in der weit bevolkerungsarmeren DDR zu rechnen sofern es nicht bereits zu Zusammenschlussen mit einer westdeutschen Partei gekommen war 150 Ein von Schauble und Gunther Krause am 2 August paraphierter Wahlvertrag der eine Funf Prozent Hurde fur das gesamtdeutsche Wahlgebiet mit der Moglichkeit von Listenverbindungen etwa von CSU und DSU kombinierte scheiterte in der Volkskammer an der notwendigen Zweidrittelmehrheit Das Bundesverfassungsgericht entschied schliesslich am 9 September 1990 dass fur diese erste gesamtdeutsche Bundestagswahl nur eine je gesonderte Funf Prozent Sperrklausel fur die Gebiete der bisherigen DDR und der alten Bundesrepublik zulassig sei Am 1 Oktober brachte die Bundesregierung einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Bundestag ein 151 Als gravierende Komplikation die zu einer Terminverschiebung bei der Paraphierung des Einigungsvertrags fuhrte und sein mogliches Scheitern heraufbeschwor erwies sich die Regelung zum Schutz des ungeborenen Lebens In der alten Bundesrepublik bestand fur Schwangerschaftsabbruche seinerzeit die Indikationsregelung 218 StGB wahrend in der DDR jeder Abbruch innerhalb der Fristenregelung zulassig war Zumindest fur eine Ubergangszeit bestand die DDR Seite darauf dass auf dem Gebiet der neuen Bundeslander die Fristenregelung fortgelten musse Auf bundesdeutscher Seite ergab sich daraus die Frage ob westdeutsche Frauen im Zuge der Ubergangsfrist nun nach dem Tatortprinzip auf dem Gebiet der neuen Bundeslander ebenfalls gemass dortiger Regelung wurden abtreiben lassen konnen dies favorisierte neben der SPD auch die Regierungspartei FDP oder ob nach dem von CDU und CSU favorisierten Wohnortprinzip auf alle westdeutschen Schwangeren auch weiterhin die Indikationsregelung anzuwenden ware Die Einigung in letzter Stunde basierte auf dem Tatortprinzip bei allerdings von funf auf zwei Jahre verkurzter Ubergangsfrist Der mit einwochiger Verspatung am 31 August 1990 um 2 08 Uhr im Bonner Bundesinnenministerium von Schauble und Krause paraphierte Einigungsvertrag wurde nach der vormittaglichen Billigung durch beide Regierungskabinette noch am selben Tag um 13 15 Uhr im Ost Berliner Kronprinzenpalais wiederum von beiden unterzeichnet damit er mit Blick auf den Beitrittstermin der DDR am 3 Oktober fur den die Volkskammer am 23 August 1990 mit 294 gegen 62 Stimmen gestimmt hatte 152 153 noch rechtzeitig das Gesetzgebungsverfahren durchlaufen konnte 154 Das fast 1000 Seiten umfassende deutsch deutsche Vertragswerk wurde noch durch eine Vereinbarung zur Durchfuhrung und Auslegung am 18 September 1990 erganzt 155 Die Modalitaten des Beitritts der DDR wurden u a wie folgt geregelt Vollzug der deutschen Einheit am 3 Oktober 1990 dem kunftigen Tag der Deutschen Einheit die funf neuen Lander Brandenburg Mecklenburg Vorpommern Sachsen Sachsen Anhalt und Thuringen werden Lander der Bundesrepublik Deutschland die Volkskammer entsendet 144 Abgeordnete in den Deutschen Bundestag in den Bundesrat werden bis zur Regierungsbildung nach den jeweils ersten Landtagswahlen Landesbevollmachtigte mit beratender Stimme entsandt Berlin wird die Hauptstadt Deutschlands mit der Einschrankung Die Frage des Sitzes von Parlament und Regierung wird nach der Herstellung der Einheit Deutschlands entschieden Fortgeltung der wahrend der sowjetischen Besatzungszeit vorgenommenen Enteignungen 156 Verbleib der Stasi Akten auf vormaligem DDR Gebiet also keine Ubergabe an das Bundesarchiv diverse gesetzliche Ubergangsregelungen im Beitrittsgebiet Die Volkskammer der DDR votierte am Morgen des 20 September 1990 mit 299 gegen 80 Stimmen fur den Einigungsvertrag 157 am gleichen Tag auch der Bundestag mit 442 gegen 47 Stimmen und tags darauf der Bundesrat einstimmig 158 Feierlichkeiten zum Vollzug der Einigung am 3 Oktober 1990 Die Fahne der Einheit wurde am 3 Oktober 1990 dem Tag der Deutschen Einheit das erste Mal gehisst Sie weht seitdem ununterbrochen auf dem Platz der Republik als Denkmal der Wiedervereinigung Die Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands war landesweit von einer Vielzahl festlicher Veranstaltungen und Aktivitaten begleitet in deren Zentrum am 2 und 3 Oktober das Geschehen im Ost und Westteil der nun wieder gemeinsamen Hauptstadt Berlin stand Die Festlegung auf den 3 Oktober als Datum der Vereinigung und damit kunftigen Tag der Deutschen Einheit war in der Volkskammer vorgenommen worden Abschiede nach vier Jahrzehnten getrennter Vergangenheit Als letzter Tag in der DDR Geschichte war der 2 Oktober ein von ganz unterschiedlichen Emotionen gepragter Tag der Abschiede nicht erst bei der Ost Berliner Abendveranstaltung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt sondern bereits am fruhen Nachmittag als der Berliner Senat die drei westlichen Stadtkommandanten in der Philharmonie feierlich verabschiedete Ihre besondere Funktion als Trager der obersten Gewalt in der Westhalfte der Stadt ging nun zu Ende Laut Claus J Duisberg liessen sie deutlich erkennen dass ihnen der Ruckzug aus diesen fur hohe Militars sowohl eintraglichen als auch seit langem recht ruhigen Schutzmachte Posten nicht leichtfiel Ich meinte auch bei den Berlinern einen Hauch von Wehmut zu spuren da fur sie ebenfalls eine Zeit zu Ende ging in der West Berlin als von Bonn alimentiertes sonst aber quasi autonomes Gebilde zuletzt ganz gut gelebt hatte 159 Bundeskanzler Kohl betonte in einer Fernsehansprache nicht zuletzt die wichtige Rolle der westlichen Verbundeten im Rahmen des Einigungsprozesses ausserdem die von Gorbatschow dafur geschaffenen Voraussetzungen und den entscheidenden Anteil der demokratischen Protestbewegung gegen das SED Regime im Zuge der friedlichen Revolution Zu den innergesellschaftlichen Perspektiven im vereinten Deutschland ausserte er die Erwartung dass die bevorstehende schwierige Wegstrecke erfolgreich bestanden wurde wenn Zusammenhalt und Opferbereitschaft zum Tragen kamen Nie sei man auf die Wiedervereinigung wirtschaftlich besser vorbereitet gewesen als eben zu diesem Zeitpunkt Dazu kamen Fleiss und Leistungsbereitschaft der Ostdeutschen Durch unsere gemeinsamen Anstrengungen durch die Politik der Sozialen Marktwirtschaft werden schon in wenigen Jahren aus Brandenburg aus Mecklenburg Vorpommern aus Sachsen aus Sachsen Anhalt und aus Thuringen bluhende Landschaften geworden sein Von besonderer Bedeutung sei die Entwicklung wechselseitigen Verstandnisses von West und Ostdeutschen fureinander und die Uberwindung eines Denkens das Deutschland in huben und druben weiterhin aufteile 160 Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt gab es am Abend ausser der Auffuhrung von Beethovens 9 Symphonie unter Kurt Masur eine Ansprache des scheidenden Ministerprasidenten de Maiziere in der er den Ruckblick auf 40 Jahre DDR Geschichte mit dem Ausblick auf das geeinte Deutschland verband Mauer Stacheldraht und Staatssicherheit hatten den Sozialismus zum Knuppel verkommen lassen zitierte er Vaclav Havel Ausfuhrlich wurdigte de Maiziere unter dem Beifall des Auditoriums die Akteure der friedlichen Revolution des Herbstes 1989 In der Zukunft habe man es mit den hoffnungsvoll veranderten Bedingungen von Freiheit Demokratie Rechtsstaatlichkeit und sozialer Gerechtigkeit zu tun die hoher einzuschatzen seien als die materiellen Vorteile die nach vielen Entbehrungen verstandlicherweise so leicht in den Vordergrund ruckten Das in hohem Ansehen stehende Grundgesetz habe als Grundprinzip die verantwortete Freiheit Die Freiheit ist der beste Forderer unserer individuellen Fahigkeiten sie gehort zugleich zu den grossten Prufungen des menschlichen Charakters Sie fur sich und zugleich auch im Sinne des Gemeinwohls zu verwirklichen ist eine faszinierende Aufgabe fur uns alle Nicht was wir gestern waren sondern was wir morgen gemeinsam sein wollen vereint uns zum Staat Von morgen an wird es ein geeintes Deutschland geben Wir haben lange darauf gewartet wir werden es gemeinsam pragen und wir freuen uns darauf 161 Vereinigung nach Mitternacht Hauptfeierlichkeiten vor dem ReichstagsgebaudeAm spaten Abend des 2 Oktober versammelte sich eine unubersehbare Menschenmenge auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebaude um den Vereinigungszeitpunkt dort zusammen zu begehen Zu einem im Vorfeld diskutierten landesweiten Kirchenglockengelaut anlasslich der deutschen Einheit kam es wegen Widerstanden in der Evangelischen Kirche nicht 162 doch wurde am 3 Oktober um 0 00 Uhr parallel zum Hissen der Bundesflagge das Lauten der von amerikanischen Burgern 1950 gestifteten Freiheitsglocke vom Schoneberger Rathaus her ubertragen bevor Bundesprasident Richard von Weizsacker vor den Mikrofonen verkundete Die Einheit Deutschlands ist vollendet Wir sind uns unserer Verantwortung vor Gott und den Menschen bewusst Wir wollen in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen 163 Anschliessend wurde die deutsche Nationalhymne von einem Blaserchor angestimmt zudem gab es ein Feuerwerk Aufbruch in ein neues Deutschland Kirchlich wurde der Tag der Wiedervereinigung am Vormittag mit einem zentralen okumenischen Gottesdienst in der St Marien Kirche begangen die als alteste noch genutzte Predigtkirche im historischen Stadtkern Berlins liegt Karl Lehmann als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz sprach einerseits von den Chancen und noch gar nicht absehbaren neuen Moglichkeiten der Einheit wies aber auch auf Probleme hin Viele sind ratlos und konnen sich nicht zurechtfinden Was recht und schlecht funktionierte aber so immerhin vertraut war gibt es nicht mehr und das verheissungsvolle Neue ist oft noch nicht uberzeugend da Viele Menschen wurden in Lernprozesse hineingeworfen die ihnen keine Zeit lassen Arbeitslosigkeit bedroht viele Es ist schwer mit einem auslaufenden Staat zu leben Das Gewicht einer wohlhabenden und erfolgreichen Bundesrepublik kann so auf dem anderen der sich immer wieder in die Vorschulklasse zuruckgesetzt empfinden muss schwer lasten Die noch so gut gemeinte Hilfe des Besitzenden kann fur den der darauf angewiesen ist zur Zumutung werden 164 Richard von Weizsacker beim Staatsakt zur Wiedervereinigung in der Berliner PhilharmonieWiederum in der Berliner Philharmonie hatte Bundesprasident von Weizsacker fur den 3 Oktober 1990 einen Staatsakt angesetzt bei dem ausser ihm selbst auch die als letztes Staatsoberhaupt der DDR fungierende bisherige Prasidentin der DDR Volkskammer Sabine Bergmann Pohl die Bundestagsprasidentin Rita Sussmuth sowie Walter Momper als Regierender Burgermeister von Berlin Reden hielten Von Weizsacker betonte in seiner Ansprache wie de Maiziere am Vorabend dass die Vereinigung Deutschlands als Teil eines gesamteuropaischen geschichtlichen Prozesses aufzufassen sei der eine neue Friedensordnung fur den Kontinent zum Ziel habe Diesem Ziel wollten die Deutschen dienen ihm sei ihre Einheit gewidmet Wir haben jetzt einen Staat den wir selbst nicht mehr als provisorisch ansehen und dessen Identitat und Integritat von unseren Nachbarn nicht mehr bestritten wird Am heutigen Tag findet die vereinte deutsche Nation ihren anerkannten Platz in Europa Fur den erst begonnenen Prozess der inneren Einigung forderte der Bundesprasident vor allem wechselseitige Achtung Es seien die Systeme die im Grossen unterschiedlichen Erfolg bewirkten nicht die Menschen Jedes Leben habe seinen Sinn und seine eigene Wurde Kein Lebensabschnitt ist umsonst zumal nicht einer in der Not Die Deutschen in der DDR seien nun einem Prozess der Umstellung ausgesetzt der oft ubermenschliche Anforderungen mit sich bringe Auch unter denen die den Untergang des SED Regimes und die gewonnene Freiheit begrussten gebe es Menschen die daran verzagten fast alle Elemente des eigenen Lebens von heute auf morgen durch etwas Neues Unbekanntes ersetzen zu sollen Auch im Hinblick auf die Stasi Erblast wandte sich von Weizsacker gegen ein blosses Abschutteln der Vergangenheit Uber sie einen Mantel des Vergessens zu breiten bezeichnete er als menschlich unzumutbar und rechtsstaatlich unertraglich Recht und Gesetz nehmen ihren Lauf Bei der Behandlung der Akten darf der erforderliche Datenschutz nicht zum Taterschutz werden Dabei wird aber niemand die Zweifelhaftigkeit der Aufklarungsmittel verkennen In einem System das ohne Lugen nicht auskommt konnen auch Akten lugen Daruber hinaus aber gebe es eine politisch ethische Verantwortlichkeit ohne Ahndungsmoglichkeit Schuld reicht weiter als Strafbarkeit Ziel aber sei eine Gerechtigkeit der es nicht um Vergeltung gehe sondern um Aussohnung und inneren Frieden Gegen die in der Marketingsprache zeitgemasser politischer Kommunikation verbreitete Vorstellung dass im Zuge des Einigungsprozesses niemandem etwas genommen werden solle und dass es nur auf die Verteilung von Zuwachsen ankomme gab der Bundesprasident zu bedenken dass damit das notige Teilen nur in die Zukunft verschoben wurde fur manche ausserhalb der eigenen Lebenserwartung Es fuhre aber kein Weg an der Erkenntnis vorbei Sich zu vereinen heisst teilen lernen Mit hochrentierlichen Anleihen allein wird sich die deutsche Einheit nicht finanzieren lassen Ersttagsblatt der Deutschen Bundespost zur ersten gesamtdeutschen Olympiateilnahme seit 1960Am Ende seiner Ansprache gab von Weizsacker der Uberzeugung Ausdruck dass das menschliche Gelingen der Einheit nicht entscheidend von Regierungsvertragen Verfassung oder Gesetzgebung abhange sondern von der Bereitschaft zur zwischenmenschlichen Offenheit und Zuwendung Es sei im Sinne Ernest Renans das Plebiszit eines jeden Tages aus dem sich der Charakter unseres Gemeinwesens ergeben werde Wir konnen den gewachsenen Verfassungspatriotismus der einen mit der gelebten menschlichen Solidaritat der anderen Seite zu einem kraftigen Ganzen zusammenfuhren Wir wissen wie viel schwerer es andere Volker auf der Erde zur Zeit haben Wir haben den gemeinsamen Willen die grossen Aufgaben zu erfullen die unsere Nachbarn von uns erwarten Die Geschichte gibt uns die Chance Wir wollen sie wahrnehmen mit Zuversicht und mit Vertrauen 165 Tags darauf tagte erstmals seit 1932 wieder ein gesamtdeutsches Parlament im Reichstagsgebaude Gemass Einigungsvertrag gehorten dem Bundestag nun auch 144 noch von der Volkskammer gewahlte Abgeordnete an Als neue Bundesminister fur besondere Aufgaben wurden funf Mitglieder der vormaligen Regierung de Maiziere ernannt und vereidigt darunter auch der letzte Ministerprasident der DDR selbst 163 Ausschreitungen am Vorabend der Wiedervereinigung Im Einheitstaumel zogen am Abend des 2 und am 3 Oktober 1990 bewaffnete Neonazis und nationalistische Deutsche los und uberfielen gezielt Linke und besetzte Hauser sowie Migranten und Vertragsarbeiter und deren Wohnungen Erstaunlicherweise forderten die teils massiven Angriffe keine Todesopfer Die bisher noch an ihrem Anfang stehende Aufarbeitung dieses Phanomens macht deutlich dass es rassistische antisemitische und nationalistische Weltbilder quer durch alle Gesellschaftsschichten und bis tief in staatliche Institutionen gibt die sich durch die jungere deutsche und deutsch deutsche Geschichte ziehen und von der Mehrheit der Bevolkerung nicht oder jedenfalls nicht als Bedrohung wahrgenommen werden obwohl von ihnen immer wieder brutale Gewalt ausgeht 166 Die bisherigen Forschungsergebnisse 167 zeigen dass auch in der DDR rassistische Ressentiments und rassistische Gewalt fortbestanden und deren Eskalation in den spaten 1980er und fruhen 1990er Jahren in Ostdeutschland weder vom Himmel fiel noch einfach aus dem Westen importiert wurde und sich auch nicht nur als Folge der erniedrigenden Nachwendeerfahrung der Ostdeutschen erklaren lasst 168 Auch in den Folgejahren kam es um den 3 Oktober immer wieder zu gewalttatigen Vorfallen insbesondere in den Jahren 1991 und 2015 Gedenken Serge Mangin Vater der Einheit Jimmy Fell Die Goldene Brucke Nationaldenkmal Skulpturenpark Deutsche Einheit 1996 Brucke der Deutschen Einheit Neubau 1989 1992 am 3 Oktober 1992 eingeweiht in Wurzburg Umbenennung der Saalebrucke Rudolphstein Bj 1937 in Brucke der Deutschen Einheit Dauerausstellung Einheit in Freiheit seit Dezember 2012 im Genscher Haus in Halle Saale Nationaldenkmal Skulpturenpark Deutsche EinheitSiehe auchChronik der deutschen Teilung Ostdeutschland seit 1990 Einheitspreis Burgerpreis Kosten der deutschen Einheit Treuhandanstalt Verkehrsprojekte Deutsche Einheit Zentrale Ermittlungsgruppe fur Regierungs und Vereinigungskriminalitat ZinsanpassungsgesetzLiteraturArnd Bauerkamper Hrsg Doppelte Zeitgeschichte deutsch deutsche Beziehungen 1945 1990 Dietz Bonn 1998 ISBN 3 8012 4090 8 Klaus Bittermann Hrsg Gemeinsam sind wir unausstehlich Die Wiedervereinigung und ihre Folgen Edition Tiamat Berlin 1990 ISBN 3 923118 42 2 Critica diabolis Band 27 Kai Diekmann Ralf Georg Reuth Helmut Kohl Ich wollte Deutschlands Einheit Ullstein Munchen 2000 ISBN 3 548 36264 8 Robert Grunbaum Deutsche Einheit Ein Uberblick 1945 bis heute 2 uberarbeitete Auflage Metropol Berlin 2010 ISBN 978 3 940938 94 7 Lothar de Maiziere Anwalt der Einheit Ein Gesprach mit Christine de Mazieres Argon Berlin 1996 ISBN 3 87024 792 4 Walter Franz Schleser Auf dem langen Weg zur deutschen Einheit DDR Fluchtlinge in Ungarn und Osterreich vor einer friedlichen Revolution in ihrer Heimat Ein Zeitzeugenbericht zum 20 Jahrestag des Falles der Berliner Mauer am 9 November 1989 W F Schleser Wien 2010 DNB 1005053863 Claus J Duisberg Das deutsche Jahr Innenansichten der Wiedervereinigung 1989 1990 wjs Berlin 2005 ISBN 3 937989 09 9 Stephan Eisel Der Beitrittsbeschluss der DDR Volkskammer In Historisch Politische Mitteilungen hrsg von der Konrad Adenauer Stiftung St Augustin 2005 Vladimiro Giacche Anschluss Die deutsche Vereinigung und die Zukunft Europas Laika Verlag Hamburg 2014 German Edition ISBN 978 3 944233 26 0 Michail Gorbatschow Wie es war die deutsche Wiedervereinigung Ullstein Berlin 1999 ISBN 3 550 07005 5 Petra Hess Christoph Kloft Hrsg Der Mauerfall 20 Jahre danach Rhein Mosel Verlag Zell Mosel 2009 ISBN 978 3 89801 045 0 Ilko Sascha Kowalczuk Die Ubernahme Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde Beck Munchen 2019 ISBN 978 3 406 74020 6 Hanns Jurgen Kusters Daniel Hofmann Hrsg Deutsche Einheit Sonderedition aus den Akten des Bundeskanzleramtes 1989 90 Oldenbourg Munchen 1998 ISBN 3 486 56361 0 Gerhard Lehmbruch Die deutsche Vereinigung Kaltstart oder Fehlstart Eine Bilanz des Vereinigungsprozesses buergerimstaat de Tilman Mayer Hrsg 20 Jahre Deutsche Einheit Erfolge Ambivalenzen Probleme Schriftenreihe der Gesellschaft fur Deutschlandforschung Band 97 mit Grussworten von Angela Merkel und Thomas de Maiziere Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 13416 8 Ehrhart Neubert Unsere Revolution Die Geschichte der Jahre 1989 90 Piper Munchen 2008 ISBN 978 3 492 05155 2 Alexander von Plato Die Vereinigung Deutschlands ein weltpolitisches Machtspiel Bush Kohl Gorbatschow und die geheimen Moskauer Protokolle Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2003 ISBN 3 89331 462 8 Gerhard A Ritter Der Preis der deutschen Einheit Die Wiedervereinigung und die Krise des Sozialstaats Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54972 1 Andreas Rodder Deutschland einig Vaterland Die Geschichte der Wiedervereinigung Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 56281 5 Andreas Rodder Geschichte der deutschen Wiedervereinigung Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62233 5 Beck sche Reihe 2736 Wolfgang Schauble Dirk Koch Hrsg Klaus Wirtgen Vorwort Der Vertrag Wie ich uber die deutsche Einheit verhandelte DVA Stuttgart 1991 ISBN 3 421 06605 1 Klaus Schroeder Preis der Einheit Eine Bilanz Hanser Munchen Wien 2001 ISBN 3 446 19940 3 Klaus Schroeder Die veranderte Republik Deutschland nach der Wiedervereinigung Vogel Stamsried 2006 ISBN 3 89650 231 X Berlin amp Munchen Band 4 Richard Schroder Die wichtigsten Irrtumer uber die deutsche Einheit Herder Freiburg im Breisgau Basel Wien 2007 ISBN 978 3 451 29612 3 Horst Teltschik 329 Tage Innenansichten der Einigung Siedler Berlin 1991 ISBN 3 88680 424 0 Werner Weidenfeld Karl Rudolf Korte Hrsg Handbuch zur deutschen Einheit 1949 1989 1999 Campus Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 593 36240 6 Philip Zelikow Condoleezza Rice Sternstunde der Diplomatie Die deutsche Einheit und das Ende der Spaltung Europas Ullstein Munchen 2001 ISBN 3 548 26561 8 Joachim Jauer Kennzeichen D Friedliche Umwege zur deutschen Einheit Camino Stuttgart 2015 ISBN 978 3 460 50001 3 Thomas Grossmann Fernsehen Revolution und das Ende der DDR Wallstein Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1596 9 zugl Diss FU Berlin 2013 Detlev Brunner Michaela Kuhnhenne Hartmut Simon Hrsg Gewerkschaften im deutschen Einheitsprozess Moglichkeiten und Grenzen in Zeiten der Transformation transcript Verlag Bielefeld 2017 ISBN 978 3 8376 4219 3 Weblinks Commons Deutsche Wiedervereinigung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wikiquote Deutsche Wiedervereinigung Zitate Deutsche Geschichten Wege zur Einheit Deutsche Wiedervereinigung auf dem Informationsportal zur politischen Bildung Bildergalerie Memento vom 6 Oktober 2008 im Internet Archive auf tagesschau de Wiedervereinigung die Kirchen glaubten nicht daran pro medienmagazin de 2014 Aufbruch und Einheit Online Dokumentation zur letzten Regierung der DDR Dokumente Interviews Videos Fotos Zeitstrahl Friedliche Revolution und Wiedervereinigung Informationen der Beauftragten der Bundesregierung fur die neuen Bundeslander Literatur zum Tag 14 16 Juli 1990 Konrad Adenauer Stiftung Die Gewalt der Vereinigung neonazistische Angriffe die am 2 oder 3 Oktober 1990 also direkt vor oder an dem Tag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten stattgefunden haben Themenportal des Bundesarchivs zu 25 Jahren WiedervereinigungAnmerkungen Vgl Kurt Sontheimer Wilhelm Bleek Andrea Gawrich Grundzuge des politischen Systems Deutschlands Munchen 2007 S 91 Siehe amtlicher Volltitel des Einigungsvertrags oder etwa 26a BauNVO Mitschnitt Pressekonferenz DDR Reiseregelung vom 9 November 1989 Youtube Video Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 447 f Hans J Reichhardt Hrsg Die Entstehung der Verfassung von Berlin Eine Dokumentation Im Auftrag des Prasidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Band II de Gruyter Berlin New York 1990 S 2028 Werner Weidenfeld Karl Rudolf Korte Handbuch zur deutschen Einheit 1949 1989 1999 Campus Frankfurt am Main New York 1999 S 286 f 408 Damian van Meli Republikflucht Flucht und Abwanderung aus der SBZ DDR 1945 bis 1961 Oldenbourg Munchen 2006 S 36 Brief zur deutschen Einheit anlasslich der Unterzeichnung des Moskauer Vertrags vom 12 August 1970 in documentArchiv de Hrsg Zitiert bei Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 487 f Manfred Gortemaker Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Von der Grundung bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 1999 S 725 Otmar Lahodynsky Paneuropaisches Picknick Die Generalprobe fur den Mauerfall In Profil vom 9 August 2014 Andreas Rodder Deutschland einig Vaterland Die Geschichte der Wiedervereinigung 2009 S 73 ff Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 513 Wiedervereinigung nicht auf der Tagesordnung In Berliner Zeitung 13 November 1989 Die DDR ist und bleibt sozialistisch In Berliner Zeitung 20 November 1989 Claus J Duisberg schildert die Lage zur Jahreswende 1989 1990 Die Regierung verlor zunehmend an Autoritat nachgeordnete Stellen setzten sich uber ihre Anordnungen hinweg und verfuhren nach eigenem Gutdunken Hinzu kamen Racheakte gegen fruhere Funktionare Selbst in den straff gefuhrten Streitkraften lockerte sich die Disziplin Soldaten auch Offiziere erschienen nicht mehr zum Dienst und bewarben sich sogar bei der Bundeswehr Claus J Duisberg 2005 S 127 Joachim Gauck Winter im Sommer Fruhling im Herbst Erinnerungen Munchen 2009 S 228 231 Joachim Gauck Winter im Sommer Fruhling im Herbst Erinnerungen Munchen 2009 S 235 Gregor Gysi Das war s Noch lange nicht Autobiographische Notizen Dusseldorf 1995 S 168 Ich ging nach vorn und kommentierte den Vorgang Nunmehr befande sich die PDS in einer einmaligen historischen Situation Immer dann wenn SPD und CDU gegeneinander stimmten konnten wir entscheiden wen wir in Verruf bringen wollten Lothar de Maiziere 1996 S 65 70 Lothar de Maiziere 1996 S 97 f Der SPD Fraktionsvorsitzende in der Volkskammer Richard Schroder merkt an Als die Fraktion der Ost SPD gegen den Widerstand des Parteivorstandes in die Grosse Koalition eintrat brach zu den befreundeten Mitgliedern der Fraktion Bundnis 90 Grune eine Eiszeit aus Sie hatten uns zuvor herzlich eingeladen doch mit ihnen in die Opposition zu gehen als lebten wir noch immer in der DDR Richard Schroder 2007 S 163 Wolfgang Schauble 1991 S 20 Klaus Schroeder 2000 S 116 Klaus Schroeder 2000 S 117 Richard Schroder 2007 S 114 Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 527 Stefan Reinecke 30 Jahre Mauerfall Geistiges Kleingartnertum In taz 2 November 2019 taz de abgerufen am 3 November 2019 Wolfgang Schauble 1991 S 72 78 Seinen Kurs fand Schauble schliesslich in Folgendem bestatigt Am Freitag den 29 Juni 1990 dem letzten Tag an dem es in der Bundesrepublik Deutschland noch ein Verfahren zur Registrierung von Ubersiedlern gab wurden noch 14 Ubersiedler registriert Zum Vergleich in der Zeit bis zum 18 Marz wochentlich mehr als 15 000 ebda S 78 Richard Schroder 2007 S 115 Andreas Rodder 2009 S 209 Gerhard A Ritter 2006 S 263 Andreas Rodder 2009 S 210 225 Claus J Duisberg 2005 S 191 und 193 Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 568 Allerdings war diese Ur Treuhand ihrer Aufgabe nicht gewachsen und zum Teil mit fragwurdigem Personal besetzt Hatte sie schalten und walten konnen ware das sogenannte Volksvermogen SED Genossen zugeschanzt worden so wie es die SED mit ihrem Vermogen vier Milliarden Ost Mark trickreich versucht hat Richard Schroder 2007 S 125 Claus J Duisberg 2005 S 214 Richard Schroder 2007 S 130 mit Berufung auf Wolfram Fischer Herbert Hax und Hans Karl Schneider Hrsg Treuhandanstalt Das Unmogliche wagen Forschungsberichte Berlin 1993 S 138 Klaus Schroeder 2000 S 143 Andreas Rodder 2009 S 304 und 306 Gerhard A Ritter 2006 S 165 f Richard Schroder 2007 S 18 Klaus Schroeder 2000 S 128 Richard Schroder 2007 S 117 mit Berufung auf Wolfgang Herles Wir sind kein Volk Eine Polemik Munchen 2004 a b Claus J Duisberg 2005 S 194 Andreas Rodder 2009 S 302 Gerhard A Ritter 2006 S 202 f Gerhard A Ritter 2006 S 13 f Lothar de Maiziere 1996 S 153 f Gerhard A Ritter 2006 S 170 f Gerhard A Ritter 2006 S 189 f Andreas Rodder 2009 S 186 f Gerhard A Ritter 2006 S 168 f Horst Teltschik 1991 S 140 155 Claus J Duisberg 2005 S 144 146 Andreas Rodder 2009 S 152 153 William Taubman Gorbatschow Der Mann und seine Zeit C H Beck Munchen 2018 ISBN 978 3 406 70044 6 S 639 englisch Gorbachev His Life and Times New York 2017 Claus J Duisberg 2005 S 141 f Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 449 f Andreas Rodder 2009 S 228 f Gerhard A Ritter 2006 S 44 f Zitate nach Andreas Rodder 2009 S 45 f www 2plus4 de Richard Schroder 2007 S 15 Peter Prantner Wien und das Gespenst der Wiedervereinigung ORF at 3 Oktober 2020 Thomas Urban Es war ein Pferd das davongaloppierte sueddeutsche de 14 November 2019 Horst Teltschik 1991 S 159 161 Mary Elise Sarotte Not One Inch America Russia and the Making of Post Cold War Stalemate Yale University Press New Haven 2021 ISBN 978 0 300 25993 3 S 40 41 englisch Historischer Deal Mitterrand forderte Euro als Gegenleistung fur die Einheit Spiegel Online 25 September 2010 abgerufen am 10 Juli 2011 Siehe auch Andreas Rodder Wunschkind Euro In FASZ 12 Januar 2014 S 25 Gerhard A Ritter 2006 S 58 Gerhard A Ritter 2006 S 61 The Washington Post zit n Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 551 Noch in Camp David habe Kohl am 24 Februar zum Entsetzen von Bush die Frage aufgeworfen ob ein vereintes Deutschland nicht ahnlich wie Frankreich Mitglied der Allianz sein konne ohne ihrer Militarorganisation anzugehoren ebda Andreas Rodder 2009 S 245 f Horst Teltschik 1991 S 239 Zitate nach Andreas Rodder 2009 S 231 und 248 Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 581 Werner Weidenfeld Karl Rudolf Korte Handbuch zur deutschen Einheit 1949 1989 1999 Campus Frankfurt am Main New York 1999 S 297 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 5 Bundesrepublik und DDR 1949 1990 C H Beck Munchen 2008 S 334 Andreas Rodder 2009 S 236 f Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 552 Horst Teltschik notiert unter dem Datum 6 Marz 1990 Aus meiner Sicht hat die Union den Rubikon zur endgultigen Anerkennung der polnischen Westgrenze uberschritten Der Kanzler kommt in aufgeraumter Stimmung aus der Sitzung zuruck Er fuhlt sich als Sieger Nachdem er massiv geworden sei habe er sich durchgesetzt Das sei ab und zu notig Ich halte das Ganze fur einen ungeheuren Energieverschleiss Horst Teltschik 1991 S 168 Horst Teltschik 1991 S 171 und 253 f Stenographischer Bericht S 17144 PDF 3 7 MB Stenographischer Bericht S 17145 PDF 3 7 MB Andreas Rodder 2009 S 244 Horst Teltschik 1991 S 286 Andreas Rodder 2009 S 230 Die Sowjetfuhrung konnte auch nachdem sie im Februar 1990 in die deutsche Wiedervereinigung eingewilligt hatte noch immer als Vetospieler auftreten Einen Trumpf hielt sie vor allem mit der Bundnisfrage in der Hand denn der Westen hatte sich mit der gesamtdeutschen NATO Zugehorigkeit auf ein ausserordentlich hohes Verhandlungsziel festgelegt Dies spielte Moskau die Moglichkeit zu entweder Konzessionen teuer zu erkaufen oder aber den gesamten Prozess zu blockieren Gerhard A Ritter 2006 S 62 Andreas Rodder 2009 S 250 Horst Teltschik 1991 S 100 f Die Lieferung sollte 120 000 Tonnen Fleisch umfassen Horst Teltschik 1991 S 204 Horst Teltschik 1991 S 221 230 234 243 Andreas Rodder 2009 S 250 f Lothar de Maiziere 1996 S 80 Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 586 f Das Verhalten des Westens wurde spater auf russischer Seite in allen politischen Lagern als Vertragsbruch wahrgenommen Vgl Uwe Klussmann Matthias Schepp Klaus Wiegrefe Absurde Vorstellung In Der Spiegel Nr 48 2009 S 46 49 online 23 November 2009 Horst Teltschik 1991 S 294 Andreas Rodder 2009 S 255 Horst Teltschik 1991 S 338 15 Juli 1990 Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Einigung uber deutsche Souveranitat bundesregierung de Zugriff am 1 Januar 2022 Anne Kerstin Tschammer Sprache der Einheit Reprasentation in der Rhetorik der Wiedervereinigung 1989 90 Springer VS Wiesbaden 2019 ISBN 978 3 658 26200 6 S 603 Anm 369 vgl die Positionen von Jurgen Gros Peter M Wagner Vertrage der deutschen Einheit In Werner Weidenfeld Karl Rudolf Korte Hrsg Handbuch zur deutschen Einheit 1949 1989 1999 Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 1996 S 698 712 hier S 709 Manfred Gortemaker Geschichte der Bundesrepublik Von der Grundung bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 1999 S 765 Henning Kohler Deutschland auf dem Weg zu sich selbst Eine Jahrhundertgeschichte Hohenheim Verlag Stuttgart 2002 S 663 auf der einen Seite und von Sven Felix Kellerhoff Lars Broder Keil Deutsche Legenden Vom Dolchstoss und anderen Mythen der Geschichte Ch Links Verlag Berlin 2002 ISBN 3 86153 257 3 S 246 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 5 Bundesrepublik und DDR 1949 1990 C H Beck Munchen 2008 S 336 f Weder vom Obersten Sowjet oder der Regierung weder vom Verteidigungs beziehungsweise Prasidentenrat noch vom Foderationsrat vom Politburo oder dem Sekretariat des ZK ganz zu schweigen hatte Gorbatschow Vollmacht fur die von ihm getroffenen Entscheidungen bekommen heisst es bei Valentin Falin zit n Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 588 Gerhard A Ritter 2006 S 56 Andreas Rodder 2009 S 260 f Dieses Telefongesprach war wirklich dramatisch Gorbatschow versuchte uberraschend hart Druck auszuuben um den Kanzler zu weiteren finanziellen Zugestandnissen zu bewegen Uber das Angebot von acht Milliarden DM war er sichtlich enttauscht Damit ist aber auch deutlich geworden dass das finanzielle Paket fur Gorbatschow ein zentraler Bestandteil des Gesamtergebnisses ist das er zu Hause vorweisen will und vermutlich auch muss Ich bin mir sicher dass unser Angebot nicht das letzte Wort sein kann Horst Teltschik 1991 S 360 Horst Teltschik Damit endet ein sehr schwieriges Gesprach das nur durch die Erhohung des finanziellen Angebots am Ende erfolgreich war Erfreulicherweise hatte das Finanzministerium diesen zusatzlichen Vorschlag vorbereitet und dem Bundeskanzler rechtzeitig ubermittelt Der zustandige Staatssekretar Horst Kohler ist nicht nur ein hervorragender Experte sondern auch ein politisch denkender Spitzenbeamter Horst Teltschik 1991 S 362 f Andreas Rodder kommentiert Dass die deutschen Leistungen jenseits dessen lagen was das Finanzministerium als Grenze der deutschen Zahlungsfahigkeit beziffert hat war in gewisser Weise nur ein Vorgeschmack Die Vereinigung Deutschlands sollte kunftig noch ganz andere Summen erforderlich machen Andreas Rodder 2009 S 262 Horst Teltschik 1991 S 346 Bekanntmachung der Suspendierungserklarung der Alliierten zu ihren Vorbehaltsrechten Memento vom 11 Juni 2010 im Internet Archive vom 2 Oktober 1990 Gerhard A Ritter 2006 S 49 Claus J Duisberg bescheinigt Krause Es war offensichtlich dass er der Motor der Vereinigungspolitik war die zu einem erfolgreichen Ende zu bringen er auch den personlichen Ehrgeiz hatte In Verhandlungen war er hellwach und reaktionsschnell sehr prazise und bestimmt in dem was er wollte Claus J Duisberg 2005 S 243 Schauble zollte seinem Partner bei der Vertragsaushandlung grosse Anerkennung Nie verlor er bei der unglaublichen Vielzahl der Themen den Blick fur das Wesentliche Auch noch so komplizierte juristische Vertragsprobleme konnten ihn nicht erschuttern Seine Sachkompetenz rechtfertigte auch ein beachtliches Selbstvertrauen das ihn befahigte seiner unglaublichen Fulle von Verantwortlichkeiten im Jahre 1990 gerecht zu werden Schauble 1991 S 142 Von Anlaufschwierigkeiten mit dem nicht immer rucksichtsvollen westdeutschen Humor gegenuber den mitunter herabsetzend als Laienspielschar apostrophierten ostdeutschen Nachwende Politikern berichtet Richard Schroder Bei einer ersten Begegnung mit Gerhard Schroder 1990 im SPD Vorstand habe dieser ihn mit den Worten begrusst Ich frage mal in Osterreich an ob die euch nach Artikel 23 nehmen Richard Schroder 2007 S 161 zur Laienspielschar Reinhard Hoppner Wunder muss man ausprobieren Der Weg zur deutschen Einheit Berlin 2009 S 108 Gerhard Schroder bestreitet diese Darstellung Richard Schroder In Der Spiegel Nr 9 2007 online Wortlaut der bis 1990 gultigen alten Fassung von Art 23 GG Dieses Grundgesetz gilt zunachst im Gebiet der Lander Baden Bayern Bremen Gross Berlin Hamburg Hessen Niedersachsen Nordrhein Westfalen Rheinland Pfalz Schleswig Holstein Wurttemberg Baden und Wurttemberg Hohenzollern In anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen Wortlaut der bis 1990 gultigen alten Fassung von Art 146 GG Dieses Grundgesetz verliert seine Gultigkeit an dem Tage an dem eine Verfassung in Kraft tritt die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist Helmut Quaritsch Das Selbstbestimmungsrecht des Volkes als Grundlage der deutschen Einheit In Josef Isensee und Paul Kirchhof Hrsg Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland Band XI Internationale Bezuge C F Muller Heidelberg 2013 S 136 f Rn 38 Vgl Ursula Munch 1990 Grundgesetz oder neue Verfassung Bundeszentrale fur politische Bildung 1 September 2008 Wolfgang Schauble 1991 S 54 Aber von unseren Vorbereitungen durfte nichts nach aussen dringen Sonst hatte es einen offentlichen Sturm gegeben Uns ware vorgeworfen worden Ihr bereitet schon den Anschluss vor obwohl die da druben noch nicht einmal in erster freier Wahl uber ihre neue Volkskammer abgestimmt haben Das war unser Risiko Doch lieber trug ich dieses Risiko als im Fall des Falles mit leeren Handen dazustehen ebda S 151 Claus J Duisberg 2005 S 222 f Claus J Duisberg damals Leiter des Arbeitsstabes Deutschlandpolitik im Bundeskanzleramt und von Schauble bei den Vorarbeiten zum Einigungsvertrag fur das Innenministerium gewonnen ebda S 219 betont dass das Problem des Spontanbeitritts latent fortbestand und weist darauf hin dass auch einzelne Gebietsteile der DDR also Bezirke oder Kreise spontan den Beitritt hatten erklaren konnen Nach dem Wortlaut des Artikels 23 hatte dann dort sogleich das Grundgesetz in Kraft gesetzt werden mussen was eine Fulle von Problemen aufgeworfen hatte Gewiss ware die Kompetenz der Organe die eine solche Erklarung abgegeben hatten hochst zweifelhaft gewesen die politische Misslichkeit der Situation ware dadurch jedoch nicht geringer geworden sondern eher gewachsen ebda S 222 Wolfgang Schauble 1991 S 135 Ich habe immer eisern auf dem Grundsatz beharrt es gehe jetzt um die Einheit und nicht darum bei dieser Gelegenheit etwas fur die Bundesrepublik zu andern Ebda S 156 So auch die Auffassung des seinerzeitigen Fraktionsvorsitzenden der Ost SPD in der Volkskammer Richard Schroder fur den es eine weltfremde Forderung war und ist aus Anlass der deutschen Einheit im Jahre 1990 nicht nur den Osten sondern auch noch den Westen umzukrempeln Richard Schroder 2007 S 34 Gesetz uber die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Landern der Deutschen Demokratischen Republik Veroffentlichung im documentarchiv de Vgl Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Hrsg Die Lander in der DDR Materialien Nr 110 Mai 1990 Wortlaut der am 13 September 1990 geanderten Fassung des Landereinfuhrungsgesetzes Veroffentlichung auf verfassungen de abgerufen am 10 Dezember 2012 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik uber die Herstellung der Einheit Deutschlands Einigungsvertrag Art 1 Lander Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik uber die Herstellung der Einheit Deutschlands Einigungsvertrag Art 3 Inkrafttreten des Grundgesetzes Anlage II Kapitel II Abschnitt II des Einigungsvertrags https www gesetze im internet de einigvtr BJNR208890990BJNE025000301 html Andreas Rodder 2009 S 335 Nach Art 1 des Einigungsvertrages wurde die DDR an jenem 3 Oktober in einer juristischen Sekunde von ihren neu gebildeten Landern abgelost die dem Geltungsbereich des Grundgesetzes beitraten Somit waren die Lander mit dem Tag der deutschen Einheit bereits juristisch existent aber noch nicht handlungsfahig Mit den Landtagswahlen vom 14 Oktober 1990 bekamen sie Parlamente die zugleich als verfassunggebende Landesversammlungen fungierten Mit Brandenburg kooperierte Nordrhein Westfalen fur Mecklenburg Vorpommern waren Schleswig Holstein Hamburg und Bremen zustandig Sachsen wurde von Bayern und Baden Wurttemberg unterstutzt Sachsen Anhalt von Niedersachsen und Thuringen von Hessen und Rheinland Pfalz Andreas Rodder 2009 S 336 Hier war bereits der Pfad eingeschlagen die Finanzierung der Einheit vor allem zu Lasten des Bundes zu leisten Andreas Rodder 2009 S 338 Eine Formulierung die eine Zustimmungspflicht des Bundes statuiert hatte ware vom Bundestag nicht hingenommen worden und hatte das Aus fur Berlin bedeutet das Gegenteil ware im Bundesrat gescheitert Wolfgang Schauble 1991 S 216 Stadterneuerung Berlin Erfahrungen Beispiele Perspektiven SenBauWohn 1990 Memento vom 6 Februar 2013 im Internet Archive Iris Spielmann Schwerpunkte zukunftiger Stadterneuerung in Berlin und der Region in Verschiedene Autoren Stadterneuerung Berlin Hrsg Senatsverwaltung fur Bau und Wohnungswesen Berlin 1990 S 86 Beide Zitate Borgelt Dieser Keckstein Das 25 Millionen Programm in Stadterneuerung Berlin 1990 S 101 f Ebenso Erfahrungen Beispiele Perspektiven SenBauWohn 1990 Wolfgang Schauble 1991 S 151 f Gerhard A Ritter 2006 S 242 f Wolfgang Schauble 1991 S 152 ff Der Aufbau der Bundesrepublik in den funfziger und sechziger Jahren war ja auch nur moglich weil die Spielraume damals in einem noch weniger feingesponnenen Rechtskostum grosser waren ebda S 153 Gerhard A Ritter 2006 S 243 Richard Schroder 2007 S 151 Claus J Duisberg 2005 S 273 Auch Krause war sich daruber klar dass hier erhebliche Einschnitte notwendig sein wurden und es vor allem darum ging sozialvertragliche Formen dafur zu finden Fur die Bundesverwaltung strebte er aber eine starke Untermischung an und suchte aus Art 36 GG eine weitreichende Ubernahmeverpflichtung bis hin zu Quoten abzuleiten kritisierte in diesem Zusammenhang auch besonders die schon bekannte ablehnende Haltung des Auswartigen Amtes gegen die Ubernahme von DDR Personal Claus J Duisberg 2005 S 273 Wolfgang Schauble 1991 S 199 f Wolfgang Schauble 1991 S 201 Es leuchtet ein dass die meisten meiner Kollegen diese Idee unterstutzten Der Verteidigungsminister ware auf diese Weise sein Problem mit der Nationalen Volksarmee der Finanzminister seine Fursorgepflicht fur Zollner losgeworden Es gab heftigen Streit Wolfgang Schauble 1991 S 201 203 resumierend Wir haben die Voraussetzungen fur einen einigermassen sozial vertraglichen Personalabbau geschaffen Auch wenn viele wahrscheinlich sogar die meisten der rund zwei Millionen Beschaftigten in den offentlichen Verwaltungen der fruheren DDR der SED angehorten so mussen sie dennoch eine faire Chance haben sich in dem Prozess der deutschen Einheit wiederzufinden Auch sie gehoren zum vereinten Deutschland und auch ihnen wollen wir eine Chance fur eine bessere Zukunft erschliessen Jeder Fall muss fur sich entschieden werden Es gibt keinen Automatismus fur Entlassungen Diesen Grundsatz habe ich von Anfang an verteidigt und bin froh dass wir ihn durchgehalten haben ebda S 203 f Richard Schroder 2007 S 154 Richard Schroder 2007 S 152 f Bezuglich der Entlassungen bzw der Personalveranderungen im Hochschulbereich weist Schroder darauf hin dass die Forschung in der DDR an Akademien konzentriert war wo es eine beachtliche Anzahl serioser Fachleute gab wahrend das bei Lehrkraften an den Universitaten wo unabhangig vom speziellen Studiengang ein marxistisch leninistischer Grundkanon zum Pflichtpensum gehorte und die Forschung keine grosse Rolle spielte viel seltener der Fall war ebda S 156 f Claus J Duisberg 2005 S 199 Andreas Rodder 2009 S 326 Richard Schroder 2007 S 147 Fur weniger entschieden halt im Nachgang Andreas Rodder die sowjetische Position Die Bodenreform aus der Zeit vor 1949 im vereinten Deutschland nicht ruckgangig zu machen stellte offenkundig ein sowjetisches Petitum dar aber keine wirkliche causa major und erst recht keine conditio sine qua non Die Frage wurde in Moskau offensichtlich nicht einmal auf hochster Ebene diskutiert und auch weit weniger resolut vertreten als die Frage der Bundniszugehorigkeit in der Bonn weit grossere Widerstande uberwand Andreas Rodder 2009 S 329 Zitiert nach Wolfgang Schauble 1991 S 104 Zitiert nach Andreas Rodder 2009 S 328 Claus J Duisberg 2005 S 198 Hauser die Westdeutschen gehorten wurden unter staatliche Verwaltung gestellt ohne Anderung im Grundbuch aber oft mit Zwangshypotheken belastet und bei Uberschuldung ebenfalls in Volkseigentum uberfuhrt also enteignet Manche haben ihr Mietshaus entschadigungslos dem Staat ubergeben weil sie die Unterhaltungskosten nicht aufbringen konnten Richard Schroder 2007 S 137 Claus J Duisberg 2005 S 205 Zitiert nach Andreas Rodder 2009 S 327 Richard Schroder betont Die Regierung de Maiziere hat entschieden dass der redliche Erwerb redlich heisst gemass den damals geltenden Bestimmungen ohne Korruption solcher enteigneten Grundstucke geschutzt ist dass dann also keine Ruckgabe an den Alteigentumer erfolgt sondern Entschadigung Das gilt bis heute Eine zweite wichtige Ausnahme wurde in der Volkskammer beschlossen Bei Investitionsvorhaben sollte der Alteigentumer nur entschadigt werden um diese nicht zu behindern Die dritte Ausnahme von den Nazis enteignete Grundstucke deutscher Juden sollten zuruckgegeben werden Die DDR hatte das nicht getan Richard Schroder 2007 S 137 Richard Schroder 2007 S 139 Richard Schroder 2007 S 140 Andreas Rodder 2009 S 325 f Dass auch der Innenminister der Regierung de Maiziere eine Villa zum Vorzugspreis erwarb wirft dabei nur ein einzelnes Schlaglicht auf einen Zusammenhang personlicher Bereicherungen und eine andere den Augen von Offentlichkeit und Wissenschaft weitgehend entzogene Form des Ausverkaufs in der untergehenden DDR Andreas Rodder ebda S 326 Klaus Schroeder 2001 S 153 161 Klaus Schroeder 2006 S 163 Neubert 2008 S 399 Wolfgang Schauble 1991 S 267 269 274 Schauble der nach eigenem Bekunden auch uber die unbesehene Komplettvernichtung der Stasiakten nachgedacht hat beruft sich hinsichtlich der Zustandigkeit des Bundesarchivs auf ein Missverstandnis seitens der offentlichen Wahrnehmung Die Akten hatten nicht nach Koblenz ausgelagert werden sollen Das Bundesarchiv hatte die Akten nach der Einheit innerhalb des fruheren DDR Gebiets unter Verschluss genommen zusammengetragen aus den Bezirken in Berlin um die Kontrolle so sicherer zu machen Missbrauch ware eher ausgeschlossen gewesen ebda S 274 Joachim Gauck Winter im Sommer Fruhling im Herbst Erinnerungen Munchen 2009 S 238 Joachim Gauck Winter im Sommer Fruhling im Herbst Erinnerungen Munchen 2009 S 238 f Joachim Gauck Winter im Sommer Fruhling im Herbst Erinnerungen Munchen 2009 S 239 f Bekanntester Name unter den OibE war Alexander Schalck Golodkowski der sich aber bereits im Dezember 1989 in den Westen abgesetzt hatte Richard Schroder 2007 S 155 Joachim Gauck Winter im Sommer Fruhling im Herbst Erinnerungen Munchen 2009 S 244 f Reinhard Hoppner Wunder muss man ausprobieren Der Weg zur deutschen Einheit Berlin 2009 S 134 f Hoppner bilanziert fast zwei Jahrzehnte danach Der Umgang mit dem Erbe des Staatssicherheitsdienstes und seinen Helfershelfern ist uns bis heute nicht angemessen gelungen Angesichts der Nervositat die wahrend der letzten Tage der DDR herrschte konnte man kaum erwarten dass der Volkskammer ein gutes Beispiel fur den Umgang mit unserer Vergangenheit gelingt ebda S 135 Wolfgang Schauble 1991 S 158 Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 591 ff Um bei einer fur das gesamtdeutsche Wahlgebiet einheitlichen Funf Prozent Sperrklausel ohne zusatzliche Stimmen aus den alten Bundeslandern den Einzug in den Bundestag zu schaffen hatten Parteien auf DDR Gebiet allein 22 39 der Stimmen erhalten mussen Die PDS war als relativ starkste unter ihnen bei der Volkskammerwahl am 18 Marz 1990 auf 16 4 gekommen Wolfgang Schauble 1991 S 85 f Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 599 30 Tagung der 10 Volkskammer der DDR Volkskammerbeschluss zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik mit personlicher Erklarung Memento vom 18 Juli 2011 im Internet Archive Gregor Gysis PDS im Anschluss 5 11 DDR Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland vom 23 August 1990 Aktuelle Kamera abgerufen am 9 November 2022 auf YouTube Wolfgang Schauble 1991 S 230 ff 309 Vereinbarung zum Einigungsvertrag vom 31 August 1990 18 September 1990 Quelle Bulletin des Presse und Informationsamtes der Bundesregierung Nr 112 20 September 1990 Siehe auch Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945 und offene Vermogensfragen 36 Tagung der 10 Volkskammer der DDR Abstimmung uber den Einigungsvertrag 1 16 Memento vom 18 Juli 2011 im Internet Archive Wolfgang Schauble 1991 S 311 Claus J Duisberg 2005 S 303 20 Jahre Deutsche Einheit Regierungsdokumente und Erklarungen aus den Jahren 1989 bis 1991 Memento vom 5 Juni 2011 im Internet Archive PDF Schriftfassung der Fernsehansprache von Bundeskanzler Helmut Kohl am 2 Oktober 1990 abgerufen am 3 Oktober 2015 Schriftfassung der Fernsehubertragung aus dem Konzerthaus Berlin Ansprache von Ministerprasident de Maiziere am 2 Oktober 1990 Neubert 2008 S 437 a b Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Zweiter Band Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung Funfte durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 601 Karl Kardinal Lehmann Katholische Kirche im geeinten Deutschland Bemerkungen zum Vereinigungsprozess Memento vom 18 Juli 2011 im Internet Archive PDF 174 kB Eroffnungsreferat bei der Tagung der Kommission fur Zeitgeschichte am 23 Oktober 2009 in Erfurt S 18 20 Jahre Deutsche Einheit Regierungsdokumente und Erklarungen aus den Jahren 1989 bis 1991 Memento vom 5 Juni 2011 im Internet Archive PDF Ansprache des Bundesprasidenten am Tag der Deutschen Einheit Staatsakt in Berlin am 3 Oktober 1990 abgerufen am 3 Oktober 2015 zweiteroktober90 Hrsg Die Gewalt der Vereinigung 2021 ISBN 978 3 00 070397 3 S 4 zweiteroktober90 de abgerufen am 5 November 2021 Norbert Frei Christina Morina Franka Maubach Maik Tandler Zur rechten Zeit Wider die Ruckkehr des Nationalismus Ullstein Buchverlage Berlin 2019 ISBN 978 3 550 20015 1 zweiteroktober90 Hrsg Die Gewalt der Vereinigung 2021 ISBN 978 3 00 070397 3 S 4 zweiteroktober90 de abgerufen am 5 November 2021 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4235034 7 lobid OGND AKS LCCN sh91000423 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Wiedervereinigung amp oldid 234727118