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Die Passierscheinabkommen waren Vereinbarungen zwischen dem Senat von Berlin West und der Regierung der DDR Nach dem Mauerbau waren Ost und West Berliner aufgrund des Kalten Krieges zwischen beiden deutschen Staaten 28 Monate lang ohne personlichen Kontakt Protokoll des Passier schein abkommens vom 17 Dezember 1963 mit den Unterschriften von Erich Wendt links und Horst Korber rechts Am 17 Dezember 1963 unterzeichneten der Unterhandler der Senatsverwaltung in West Berlin Horst Korber und der DDR Staatssekretar Erich Wendt ein Passierscheinprotokoll das erste Passierscheinabkommen Diesem folgten bis 1966 drei weitere Verhandlungsfuhrer 1965 1966 fur die DDR war Staatssekretar Michael Kohl Nach dem Auslaufen des letzten Passierscheinabkommens zu Pfingsten 1966 konnten West Berliner nur ab Oktober 1966 aufgrund der Entscheidung einer seit 1964 existierenden Hartestelle in seltenen dringenden Familienangelegenheiten nach Ost Berlin einreisen Das Viermachteabkommen uber Berlin unterzeichnet am 3 September 1971 trat mit Unterzeichnung des Viermachte Schlussprotokolls am 3 Juni 1972 in Kraft Ab dann ermoglichte der Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums der DDR den West Berlinern jederzeit Besuche Ost Berlins und der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Viermachte Abkommen 3 Sonstiges 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Passierscheine mit AntragsformularUnmittelbar nach dem Mauerbau ab dem 13 August 1961 hatte die DDR auf S Bahnhofen im Westen der Stadt die von der Reichsbahn verwaltet wurden Passierscheinstellen eingerichtet Dort wurde West Berlinern die Erlaubnis erteilt den Ostteil der Stadt zu besuchen In einer Anweisung des Berliner Polizeiprasidenten vom 26 August 1961 wurde jedoch die Einrichtung und der Betrieb von Buros zur Ausgabe von Aufenthaltsgenehmigungen fur Burger West Berlins zum Betreten des sowjetischen Sektors auf dem Boden von West Berlin verboten Diese Anweisung erging weil eine Duldung dieser Passierscheinstellen eine De facto Anerkennung der Massnahmen vom 13 August und damit indirekt auch eine Anerkennung der DDR bedeutet hatte die ja die Hallsteindoktrin nicht vorsah Der Durchsetzung der eigenen Position in Statusfragen wurde also Vorrang vor humanitaren Belangen Familienangehorige jenseits der Mauer zu besuchen eingeraumt Erst mit dem sogenannten Dezemberabkommen von 1963 konnten West Berliner wieder zunachst beschrankt auf den Zeitraum uber die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel mit einem Passierschein nach Ost Berlin reisen Ost Berlinern blieb der umgekehrte Weg aus den gleichen Grunden weshalb die Mauer gebaut wurde versperrt Der stellvertretende Ministerprasident der DDR Alexander Abusch SED hatte zuvor am 5 Dezember 1963 in einem Schreiben an den Regierenden Burgermeister West Berlins Willy Brandt SPD die Bereitschaft erklart Passierscheine auszugeben um West Berliner Burgern wieder Verwandtenbesuche im Osten der Stadt zu ermoglichen 28 Monate nach der Teilung der Stadt war es nun gestattet Ost Berliner Verwandte zwischen dem 19 Dezember 1963 und dem 5 Januar 1964 zu besuchen Das Passierscheinabkommen das mit Billigung der Bundesregierung Kabinett Erhard I und der Westmachte zustande kam war Ausgangspunkt einer neuen Deutschlandpolitik Humanitaren Erwagungen wurden damit ein gewisser Vorrang vor Statusfragen eingeraumt Der damalige Pressechef und Brandt Vertraute Egon Bahr brachte dies auf die Formel Wandel durch Annaherung Insgesamt machten zum Jahreswechsel 1963 1964 etwa 700 000 West Berliner rund 1 2 Millionen Besuche in Ost Berlin Sie ertrugen lange Wartezeiten bei der Antragstellung 1 Zu dieser Zeit gab es weder eine gegenseitige Anerkennung staatlicher Einrichtungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik noch offizielle Kontakte zwischen Behorden West und Ost Berlins Daher stand man vor dem Problem mit welchem Personal die einzurichtenden Passierscheinstellen in West Berlin besetzt werden sollten Polizeiangehorige und vergleichbares Personal aus der DDR waren in West Berlin wegen der Bedeutung solcher Schritte fur den Berlin Status nicht erwunscht Als Losung dieses Problems wurden scheinbare Mitarbeiter der DDR Post eingesetzt Es handelte sich um gegenuber dem Westen als Postbedienstete legendierte also mit Postuniformen und Ausweisen versehene Mitarbeiter des Ministeriums fur Staatssicherheit Mit dieser Losung konnten beide Seiten das Gesicht wahren Der Westen verhinderte amtliche Behordenvertreter aus dem Osten der Osten konnte Staatsbedienstete zur Passierscheinerteilung einsetzen Bis 1966 folgten drei weitere Passierscheinabkommen mit der DDR Das 2 Passierscheinabkommen am 24 September 1964 vom 30 Oktober bis 12 November 1964 uber Weihnachten Neujahr 1964 1965 sowie zu Ostern und zu Pfingsten 1965 In der ersten Besuchsperiode im Oktober November werden rund 600 000 in der zweiten uber Weihnachten Neujahr 821 000 in allen vier insgesamt 2 4 Millionen Passierscheine ausgegeben Ab November 1964 fordert die DDR erstmals einen Mindestumtausch fur West Berliner von 3 DM pro Tag das 3 Passierscheinabkommen am 25 November 1965 In der Zeit vom 18 Dezember 1965 bis 2 Januar 1966 wurden etwa 820 000 Passierscheine ausgegeben und das 4 Passierscheinabkommen am 7 Marz 1966 fur Ostern und Pfingsten 7 20 April 1966 und vom 23 Mai bis 5 Juni 1966 Am 29 Juli 1966 scheiterten in Berlin die Verhandlungen uber das 5 Passierscheinabkommen da die DDR die neuerliche Aufnahme der sogenannten salvatorischen Klausel beide Seiten stellen fest dass keine Einigung uber die Orts Behorden und Amtsbezeichnungen erzielt werden konnte verweigerte 2 Im Dezember 1966 scheitern die Verhandlungen fur ein Weihnachtsbesuchsabkommen weil die DDR nun formelle Verhandlungen mit dem Senat forderte Bis 1972 gab es keine Besuchsmoglichkeiten fur West Berliner in Ost Berlin 2 Die Passierscheinstelle blieb fur dringende Familienangelegenheiten also Hartefalle erhalten Keinen Passierschein brauchte man fur Geschaftsreisen Reisen zur Leipziger Messe sowie fur Reisen auf Einladung amtlicher Stellen der DDR Viermachte Abkommen BearbeitenDas Viermachte Abkommen uber Berlin von 1971 und der Verkehrsvertrag vom 17 Oktober 1972 ersetzten spater die bisherige Regelung des Personenverkehrs Nunmehr war es den Bewohnern von West Berlin wieder moglich nicht nur Verwandte sondern auch Bekannte im Ostteil der Stadt und auch in der gesamten DDR nach Erteilung eines Berechtigungsscheins zum Empfang eines Visums zu besuchen Es waren damit auch rein touristische Einreisen moglich Sonstiges BearbeitenIm Jahr 2002 produzierte Deutschlandradio das dokumentarische Originalton Horspiel Apparat Herz 3 bei dem ausschliesslich Archiv Aufnahmen der taglichen Sondersendungen zu Passierscheinfragen des RIAS wahrend der ersten Phase im Winter 1963 1964 verwendet wurden vor allem Telefonate von Burgern mit dem federfuhrenden Moderator Hanns Peter Herz sowie Joachim Jauer und Ruprecht Kurzrock uber die Details der Verfahrensregeln und die Lage an den Grenzubergangen 4 Literatur BearbeitenSteffen Alisch Es ist darauf zu achten dass alle warm angezogen sind In Zeitschrift des Forschungsverbundes SED Staat 16 2004 S 17 25 Die Mauer bleibt zu In Die Zeit Nr 52 1966 Der Zwang mit der DDR zu leben In Die Zeit 11 September 1970 Nr 37 Drei Jahre danach Film des DDR Fernsehens von 1964 Weblinks BearbeitenAndreas Grau Das Passierscheinabkommen im LeMO DHM und HdG Einzelnachweise Bearbeiten www chronik der mauer de a b Chronik 1966 Buch und Regie Helgard Haug und Daniel Wetzel von der Gruppe Rimini Protokoll Ausschnitt aus Apparat Herz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Passierscheinabkommen amp oldid 231624852