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Das Wiedervereinigungsgebot war ein Bestandteil des Grundgesetzes fur die Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1990 Dieser Verfassungsauftrag fand sich unter anderem in der Praambel des Grundgesetzes Die Organe der Bundesrepublik waren verpflichtet auf eine Wiedervereinigung Deutschlands hinzuwirken der Auftrag machte das Ziel Deutschland unter dem Dach eines Staates zu vereinigen verfassungsrechtlich bindend 1 Das Grundgesetz ging also auch durch dieses Gebot davon aus dass es nach 1949 ein Deutschland als Ganzes gab das grosser als die damalige Bundesrepublik Westdeutschland war Die Regierung Brandt Scheel bemuhte sich ab 1969 die Beziehungen zum anderen deutschen Staat der DDR zu verbessern Die CDU CSU Opposition befurchtete dass dadurch das Wiedervereinigungsgebot unterlaufen werden wurde Das Bundesverfassungsgericht verpflichtete die Bundesregierung weiterhin auf das Verfassungsziel stellte es der Regierung aber frei wie sie das Ziel erreichen wollte Mit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde das Gebot obsolet Durch den Einigungsvertrag wurde das eigentliche Wiedervereinigungsgebot aus dem Grundgesetz entfernt Stattdessen stellt das Grundgesetz fest dass die Einheit Deutschlands verwirklicht worden ist Inhaltsverzeichnis 1 Die verfassungsrechtliche Seite des volkerrechtlichen Selbstbestimmungsrechts 2 Wiedervereinigung in der Verfassung der DDR 3 Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 4 Weitere Wiedervereinigungsgebote 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseDie verfassungsrechtliche Seite des volkerrechtlichen Selbstbestimmungsrechts BearbeitenDie Praambel endete mit dem Satz Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts folgte hieraus ein verfassungsgerichtliches alle Staatsorgane bindendes Gebot die Wiedererlangung der Einheit Deutschlands anzustreben und auf die Verwirklichung dieses Ziels hinzuwirken Der Versuch der seinerzeitigen Opposition jedoch die Ratifizierung des von der sozialliberalen Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt ausgehandelten Grundlagenvertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR durch das Bundesverfassungsgericht zu unterbinden scheiterte weil das Verfassungsgericht hierzu die Eigenstandigkeit der Politik hinsichtlich der Frage auf welchem Wege das Staatsziel der Wiedervereinigung umzusetzen sei betonte Auch war die Frage der Ostgrenzen bis zur Vereinigung Deutschlands offen 2 Wiedervereinigung in der Verfassung der DDR BearbeitenDie Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik hatte in den Verfassungen von 1949 und 1968 ebenso Bestimmungen die auf eine Wiedervereinigung abzielten In Artikel 1 der Verfassung von 1949 heisst es 1 Deutschland ist eine unteilbare demokratische Republik sie baut sich auf den deutschen Landern auf 4 Es gibt nur eine deutsche Staatsangehorigkeit In der Verfassung von 1968 erklart der Artikel 1 nur noch dass die DDR ein sozialistischer Staat deutscher Nation sei In Artikel 8 wird jedoch die Wiedervereinigung Deutschlands als Ziel angestrebt wenn auch ausdrucklich auf Grundlage des Sozialismus 2 Die Herstellung und Pflege normaler Beziehungen und die Zusammenarbeit der beiden deutschen Staaten auf der Grundlage der Gleichberechtigung sind nationales Anliegen der Deutschen Demokratischen Republik Die Deutsche Demokratische Republik und ihre Burger erstreben daruber hinaus die Uberwindung der vom Imperialismus der deutschen Nation aufgezwungenen Spaltung Deutschlands die schrittweise Annaherung der beiden deutschen Staaten bis zu ihrer Vereinigung auf der Grundlage der Demokratie und des Sozialismus In der letzten Verfassung der DDR von 1974 wurden jegliche Nennungen der deutschen Nation gestrichen Dort heisst es in Artikel 1 Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern Aus dem Artikel 8 wurde die Wiedervereinigung als Ziel komplett gestrichen Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 BearbeitenMit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik hat sich das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes das insbesondere auf die Wahrung der staatlichen Einheit des deutschen Volkes abstellte erfullt 3 es ist obsolet geworden Daher wurde die Praambel des Grundgesetzes und zwei weitere Artikel geandert bzw aufgehoben In der Praambel heisst es jetzt Die Deutschen in den Landern Baden Wurttemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg Vorpommern Niedersachsen Nordrhein Westfalen Rheinland Pfalz Saarland Sachsen Sachsen Anhalt Schleswig Holstein und Thuringen haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet Damit gilt dieses Grundgesetz fur das gesamte Deutsche Volk Dadurch kommt es zu folgender allgemeiner staatsrechtlicher Auffassung Durch die Anderung der Praambel und des Art 146 GG a F sowie die Aufhebung des Art 23 GG a F ist das Wiedervereinigungsziel insgesamt erfullt Weitere Gebiete die beitreten konnten gibt es weder nach dem geltenden Verfassungsrecht der Bundesrepublik Deutschland noch nach dem Volkerrecht Fur die Einbeziehung anderer Gebiete des Deutschen Reiches in den Grenzen vom 31 Dezember 1937 auf die Art 23 Satz 2 GG a F abgehoben hatte besteht keine Rechtsgrundlage mehr Die Bundesrepublik Deutschland ist in dem durch ihre Verfassung und das Volkerrecht festgelegten Gebietsumfang identisch mit dem fortbestehenden Deutschen Reich geworden Aus der bisherigen Teilidentitat ist eine volle Subjektsidentitat geworden Die Bundesrepublik trat damit in die Rechts und Pflichtenstellung des Deutschen Reiches in vollem Umfang ein 4 Weitere Wiedervereinigungsgebote BearbeitenEin Wiedervereinigungsgebot bestand in der Verfassung des Kantons Basel Stadt Hingegen besteht ein Verfassungsgebot zur staatlichen Eigenstandigkeit im Kanton Basel Landschaft kraft Staatsvertrag von 1955 in der Republik Osterreich Siehe auch BearbeitenBeitrittsgebiet Stalin NotenEinzelnachweise Bearbeiten Zum Inhalt des Wiedervereinigungsgebots zusammenfassend Georg Ress Grundlagen und Entwicklung der innerdeutschen Beziehungen in Josef Isensee Paul Kirchhof Hg Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland Bd I 2 Aufl Heidelberg 1995 11 Rn 55 ff Vgl dazu Wilhelm G Grewe Deutschlandvertrag in Werner Weidenfeld Karl Rudolf Korte Hrsg Handbuch zur deutschen Einheit 1949 1989 1999 Neuausgabe 1999 S 297 Wiedervereinigung bedeutete daher im Deutschlandvertrag stets nur die Zusammenfuhrung von Bundesrepublik DDR und Berlin Davon ging auch der Deutsche Bundestag in dem von ihm am 2 Februar 1952 beschlossenen Gesetz uber die Grundsatze fur die freie Wahl einer verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung aus Bis zu der abschliessenden Regelung in bezug auf Deutschland konnten die Grenzen von 1937 als ein verhandlungsrechtliches Ausgangsdatum nicht aber als ein verbindliches Zieldatum dienen die Bundesrepublik war nicht verpflichtet sie als verbindliches Verhandlungsziel anzusehen Vgl auch Georg Ress Grundgesetz in ebenda S 408 Abkehr von dem dem Wiedervereinigungsgebot der alten Praambel zugrundeliegenden Deutschlandbegriff namlich Deutschland in den Grenzen vom 31 Dezember 1937 Alfred Katz Staatsrecht Grundkurs im offentlichen Recht 18 Aufl Heidelberg 2010 Rn 129 Klaus Stern in Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland Band V C H Beck Munchen 2000 S 1964 f Memento vom 25 Januar 2016 im Internet Archive 135 3 Abschnitt diese Ansicht ist in der Rechtswissenschaft unbestritten vgl die Nachweise bei Stern ebenda Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiedervereinigungsgebot amp oldid 230884919