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Dieser Artikel bezieht sich auf den deutsch deutschen Grundlagenvertrag Grundlagenvertrage existieren auch zwischen anderen Staaten so zum Beispiel der Grundlagenvertrag zwischen Japan und der Republik Korea Grundlagenvertrag oder Grundvertrag ist die Kurzbezeichnung fur den Vertrag uber die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik Er wurde am 21 Dezember 1972 geschlossen am 11 Mai Bundesrepublik bzw 13 Juni 1973 DDR ratifiziert 1 und trat am 21 Juni 1973 in Kraft Zeitliche Ubersicht der Ostvertrage 1963 1973Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vereinbarungen 3 Widerstande 4 Bundesverfassungsgericht 5 Folgen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDem Grundlagenvertrag gingen eine Reihe anderer Vertrage im Rahmen der neuen Ostpolitik voraus Unter Bundeskanzler Willy Brandt wurde dadurch eine Kehrtwende von der Hallstein Doktrin zur innerdeutschen Politik des Wandels durch Annaherung eingelautet Am 12 August 1970 war ein Vertrag der Bundesrepublik mit der Sowjetunion geschlossen worden Moskauer Vertrag am 7 Dezember 1970 mit der Volksrepublik Polen Warschauer Vertrag am 3 September 1971 war das Viermachteabkommen uber Berlin getroffen worden als erganzende Vereinbarung dazu hatten die Bundesrepublik und die DDR das Transitabkommen uber die Durchreise zwischen West Berlin und der Bundesrepublik und den Verkehrsvertrag uber Reiseerleichterungen geschlossen Nach dem Grundlagenvertrag wurde noch am 11 Dezember 1973 der Prager Vertrag mit der CSSR geschlossen Die Verhandlungen zum Grundlagenvertrag wurden vom Staatssekretar im Bundeskanzleramt und spateren Bundesminister fur besondere Aufgaben Egon Bahr fur die Bundesrepublik Deutschland und dem Staatssekretar Michael Kohl fur die DDR gefuhrt Der Vertrag wurde daraufhin am 21 Dezember 1972 in Ost Berlin von beiden unterzeichnet Die Vertragsverhandlungen gingen nur muhsam voran da die DDR sich anfangs nur zu Verhandlungen bereit erklarte wenn die Deutsche Demokratische Republik nach Abschluss des Vertrages volkerrechtlich anerkannt werde Diese Forderung konnte die sozialliberale Koalition nicht erfullen da sie damit gegen das Wiedervereinigungsgebot im Grundgesetz verstossen hatte Von der Bundesrepublik Deutschland wurde der DDR daher bis zum Ende lediglich die staatsrechtliche Anerkennung ausgesprochen auch wenn ihr Status als Volkerrechtssubjekt vom Bundesverfassungsgericht bestatigt wurde Die Bundesrepublik bekraftigte aber bereits im Moskauer und Warschauer Vertrag den Status quo und die staatliche Souveranitat der DDR Nach Abschluss des Moskauer Vertrages liess Walter Ulbricht Verhandlungen ohne Vorbedingungen zu Vereinbarungen Bearbeiten nbsp Pressegesprach nach der Unterzeichnung des Vertrages am 21 Dezember 1972 Egon Bahr links und Michael Kohl beantworten Fragen von Journalisten Der Vertrag uber die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR besteht aus zehn Artikeln In Artikel 1 wird die Entwicklung gutnachbarlicher Beziehungen auf gleichberechtigter Basis vereinbart In Artikel 2 bekennen sich die beiden Staaten zu den Grundsatzen der Vereinten Nationen In Artikel 3 verpflichten sie sich bei der Beilegung von Streitigkeiten auf Gewalt zu verzichten und die gegenseitigen Grenzen zu achten Die Unverletzlichkeit der Grenzen schliesst eine Grenzanderung in beidseitigem Einvernehmen jedoch nicht aus In Artikel 4 wird bestimmt dass keiner der beiden Staaten den anderen international vertreten kann In Artikel 5 versprechen die beiden Staaten dass sie sich am Prozess der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa beteiligen und die Abrustungsbemuhungen unterstutzen werden In Artikel 6 vereinbaren die beiden Staaten dass die Hoheitsgewalt sich auf das eigene Staatsgebiet beschrankt und sie gegenseitig die Selbstandigkeit und Unabhangigkeit in inneren und ausseren Angelegenheiten respektieren In Artikel 7 werden Abkommen uber Zusammenarbeit auf einer Reihe von Gebieten unter anderem Wirtschaft Wissenschaft Post und Fernmeldewesen Kultur und Sport in Aussicht gestellt In Artikel 8 wird der Austausch von Standigen Vertretern vereinbart Artikel 9 bestimmt dass der Vertrag fruhere Vertrage nicht beruhrt In Artikel 10 wird die Ratifikation und das Inkrafttreten geregelt Auf eine Regelung der offenen Vermogensfragen konnten sich die Vertragsparteien nicht einigen Vor der Unterzeichnung der Vertrage ubergab Egon Bahr den Brief zur deutschen Einheit in dem festgestellt wurde dass der Vertrag nicht im Widerspruch zu dem politischen Ziel der Bundesrepublik Deutschland steht auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt Widerstande BearbeitenDer Grundlagenvertrag war politisch und rechtlich umstritten Die CDU CSU Fraktion hatte Vorbehalte gegen den Vertrag da er wesentliche Punkte nicht enthielt Zum Beispiel wurde er nicht unter den Vorbehalt eines anzustrebenden Friedensvertrags gestellt es wurden keine Regelungen uber den Status von Berlin getroffen und die Rechte und Verantwortlichkeiten der Vier Machte wurden nicht erwahnt Die menschlichen Erleichterungen wurden nicht ausreichend abgesichert und Begriffe wie Einheit der Nation Freiheit und Menschenrechte wurden nicht oder nur ungenugend behandelt Der Vertrag wurde jedoch mit 268 gegen 217 Stimmen vom Deutschen Bundestag ratifiziert Im Bundesrat wurde er von der Mehrheit der CDU CSU regierten Lander abgelehnt Da jedoch eine Uberweisung an den Vermittlungsausschuss nicht beschlossen wurde war das Gesetz verabschiedet Bundesverfassungsgericht BearbeitenAm 22 Mai 1973 drei Tage vor der Debatte zur Ratifizierung des Grundlagenvertrages im Bundesrat beschloss die Bayerische Staatsregierung ihn vom Bundesverfassungsgericht prufen zu lassen 2 Am 28 Mai strengte sie sodann das Normenkontrollverfahren an In der Begrundung wurde bemangelt dass der Vertrag unter anderem das grundgesetzliche Wiedervereinigungsgebot und die Fursorgepflicht gegenuber Deutschen in der Deutschen Demokratischen Republik verletze da keine Interventionen zu ihrem Schutz mehr stattfinden konnten Fur Berlin habe er zudem nur eingeschrankt Geltung Das Verfassungsgericht wies die Klage am 31 Juli 1973 kaum 10 Wochen nach Einreichung ab und entschied dass der Vertrag mit dem Grundgesetz vereinbar sei allerdings nur in einer relativ engen verfassungskonformen Auslegung Es ausserte sich in seinem Urteil ausfuhrlich und grundlegend zum Fortbestand des deutschen Staates d h zum Status quo wie dieser sich seit 1945 herausgebildet hatte Die damalige Bundesrepublik war demnach nicht Rechtsnachfolger sondern vielmehr identisch mit dem Deutschen Reich als Volkerrechtssubjekt die raumliche Ausdehnung betreffend jedoch nur teilidentisch In den Entscheidungsgrunden wurde festgestellt dass die mit dem Grundlagenvertrag vereinbarte Anerkennung der DDR eine faktische Anerkennung besonderer Art sei Das Grundgesetz verbiete die definitive Anerkennung der Teilung Deutschlands eine mogliche gesamtdeutsche Zukunft offenzuhalten sei Verfassungspflicht des westdeutschen Staates Alle Deutschen hatten nur die eine in der Verfassung verankerte deutsche Staatsangehorigkeit Das Wiedervereinigungsgebot sei nicht nur eine politische Absichtserklarung sondern binde nach wie vor alle Verfassungsorgane Der Weg zur Wiedervereinigung bleibe aber den politisch Handelnden uberlassen Der Vertrag selbst bildete neben bestehenden eine zusatzliche neue Rechtsgrundlage die die beiden Staaten in Deutschland enger als normale volkerrechtliche Vertrage zwischen zwei Staaten aneinander binden sollten 3 Diese Auslegung durch das Bundesverfassungsgericht spielte bei der Herstellung der Einheit Deutschlands 1990 eine nicht unwesentliche Rolle Sie wurde durch die erhalten gebliebene Staatsangehorigkeit fur alle Deutschen und die Beitrittsmoglichkeit der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes nach Artikel 23 GG erleichtert 4 Folgen Bearbeiten nbsp 1973 Die Fahnen der Bundesrepublik und der DDR vor dem UNO Hauptquartier in New York CityAm 2 Mai 1974 nahmen die Standigen Vertretungen ihre Arbeit auf Als Standiger Vertreter der Bundesrepublik bei der DDR wurde Gunter Gaus als Standiger Vertreter der DDR in der Bundesrepublik Michael Kohl akkreditiert Beide Staaten vereinbarten dass sie sich um Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen bewerben wurden Am 18 September 1973 wurden sie schliesslich als 133 und 134 Mitglied aufgenommen Folgende Einzelvertrage wurden in den folgenden Jahren geschlossen 25 April 1974 Abkommen uber Gesundheitswesen 30 Marz 1976 Abkommen uber Post und Fernmeldeverkehr 16 September 1978 Vereinbarung uber den Bau einer Autobahn zwischen Hamburg und Berlin 29 November 1978 Regierungsprotokoll uber die Uberprufung Erneuerung und Erganzung der Markierung der zwischen der Bundesrepublik und der DDR bestehenden Grenze 21 Dezember 1979 Abkommen uber Zusammenarbeit im Veterinarwesen 30 April 1980 Vereinbarung uber den Bau einer Autobahn zwischen Berlin und Herleshausen den Ausbau des Mittellandkanals und den zweigleisigen Ausbau der Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Helmstedt 6 Mai 1986 Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik uber kulturelle Zusammenarbeit 5 Literatur BearbeitenWerner Weidenfeld Karl Rudolf Korte Hrsg Handbuch zur deutschen Einheit 1949 1989 1999 Aktualisierte Neuausgabe Campus Verlag Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 593 36240 6 Jorg Menzel Hrsg Verfassungsrechtsprechung Hundert Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts in Retrospektive Bearbeitet von Thomas Ackermann Mohr Siebeck Tubingen 2000 ISBN 3 161 47315 9 Weblinks BearbeitenText des Vertrages bei chronik der mauer de Vertrag uber die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik vom 21 Dezember 1972 bei documentArchiv de Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Grundlagenvertrag BVerfGE 36 1 ff 2 BvF 1 73 vom 31 Juli 1973 BStU Themenbeitrag Normale gutnachbarliche Beziehungen Der Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR Katrin Brand 21 12 1972 Unterzeichnung des Grundlagenvertrages WDR 13 April 2016 ZeitZeichen vom 21 Dezember 2012 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Vgl dazu AAPD 1973 I Dok 38 Anm 21 und Dok 85 Anm 6 8 Vgl Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Bd 2 Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung 4 durchges Aufl Munchen 2002 S 313 f BVerfGE 36 1 Robert Chr van Ooyen Martin H W Mollers Handbuch Bundesverfassungsgericht im politischen System Springer VS Wiesbaden 2006 ISBN 978 3 658 05703 9 S 91 BGBl 1986 II S 710 Normdaten Werk GND 4072149 8 lobid OGND AKS LCCN n95121800 VIAF 185587235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grundlagenvertrag amp oldid 234781970