www.wikidata.de-de.nina.az
Der Artikel 23 des Grundgesetzes fur die Bundesrepublik Deutschland in der Fassung von 1949 ist ein inzwischen aufgehobener Grundgesetzartikel der den Geltungsbereich des Grundgesetzes in der neu geschaffenen Bundesrepublik Deutschland regelte Weiterhin galt er als Beitrittsartikel der die Ubernahme des Grundgesetzes fur andere Teile Deutschlands beziehungsweise spater hinzugekommene Lander ermoglichte 1 Inhaltsverzeichnis 1 Wortlaut des Artikels 2 Regelung des Geltungsbereichs des Grundgesetzes 3 Beitrittsregelung 3 1 Saarland 3 2 Deutsche Wiedervereinigung 4 Entwicklung nach Aufhebung des Artikels 5 EinzelnachweiseWortlaut des Artikels BearbeitenDie ursprungliche Fassung vom 23 Mai 1949 lautete Dieses Grundgesetz gilt zunachst im Gebiete der Lander Baden Bayern Bremen Gross Berlin Hamburg Hessen Niedersachsen Nordrhein Westfalen Rheinland Pfalz Schleswig Holstein Wurttemberg Baden und Wurttemberg Hohenzollern In anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen Regelung des Geltungsbereichs des Grundgesetzes BearbeitenObwohl durch die Vereinigung von Baden Wurttemberg Baden und Wurttemberg Hohenzollern zu Baden Wurttemberg 1952 ein neues Bundesland gebildet wurde und das Saarland 1957 der Bundesrepublik beitrat blieb die Aufzahlung der deutschen Bundeslander in Art 23 Satz 1 GG a F und in der Formulierung der Praambel des Grundgesetzes bis 1990 unverandert Besondere Bedeutung hatte Artikel 23 fur die Berlin Frage Denn wahrend die Praambel des Grundgesetzes Berlin nicht erwahnte nannte Artikel 23 ausdrucklich Gross Berlin als eines der Lander in deren Gebiet das Grundgesetz zunachst gelte Im Genehmigungsschreiben der Militargouverneure zum Grundgesetz vom 12 Mai 1949 wurde daraufhin der Vorbehalt formuliert der Inhalt der Artikel 23 a F und 144 Abs 2 GG werde dahingehend interpretiert dass er die Annahme unseres fruheren Ersuchens darstellt demzufolge Berlin keine abstimmungsberechtigte Mitgliedschaft im Bundestag oder Bundesrat erhalten und auch nicht durch den Bund regiert werden wird dass es jedoch eine beschrankte Anzahl Vertreter zur Teilnahme an den Sitzungen dieser gesetzgebenden Korperschaften benennen darf 2 3 Eine besondere Stellung nahm hierbei das Verhaltnis zwischen den Viermachterechten und dem deutschen Verfassungsrecht ein Erstere uberlagerten dieses Bundesrecht kraft Effektivitat konnten es hingegen in seiner innerstaatlich verpflichtenden Existenz nicht ausloschen und waren folglich kein Superverfassungsrecht Die Bundesrepublik akzeptierte zwar die Siegerrechte ihrer drei Schutzmachte in politischer Hinsicht weil sie unter den damaligen Umstanden einziger Garant fur den Fortbestand Deutschlands und die Sicherheit Berlins waren aber eine eigene Rechtsgrundlage hatte man diesen nicht verschafft Aus diesem Grund blieb fur alle Organe der Bundesrepublik Deutschland die Feststellung des Grundgesetzes bedeutsam dass Berlin grundsatzlich ein Land der Bundesrepublik ist Art 23 a F dort Gross Berlin genannt 144 II GG obgleich diese Rechtsauffassung von den Siegermachten nicht geteilt worden ist 4 Aufgrund der engeren Fassung des Schreibens der drei westlichen Militargouverneure zum Grundgesetz in dem von einer Suspendierung des Art 23 nicht mehr die Rede war setzte in der Bundesrepublik Deutschland die Auffassung sich durch Art 23 sei nicht suspendiert und West Berlin daher ein Land der Bundesrepublik BVerfGE 7 1 7 10 5 Seit der Aufhebung des Artikels ergibt sich der Geltungsbereich des Grundgesetzes aus der durch den Einigungsvertrag geanderten Praambel 6 Beitrittsregelung BearbeitenPraktische Anwendung fand die Beitrittsregelung dieses Artikels im Jahr 1957 beim Beitritt des Saarlands 7 sowie 1990 bei der deutschen Wiedervereinigung Saarland Bearbeiten Im Oktober 1955 wurde das lange vorbereitete zweite Saarstatut das einen autonomen Saarstaat unter europaischer Verwaltung und als Zentrum eines vereinten Europas schaffen sollte in einem Referendum unerwartet mit grosser Mehrheit abgelehnt Dieses Votum wurde allgemein als ein Ausdruck des Willens zu einem Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland angesehen Die unmittelbar darauf einberufenen Neuwahlen zum Landtag machten den Weg fur den Beitritt frei Am 13 und 14 Dezember 1956 beschloss der Landtag des Saarlandes den Beitritt nach Art 23 GG a F 7 8 In den folgenden Tagen wurden noch einige notwendige Anpassungen an der Verfassung des Saarlandes vorgenommen Der Deutsche Bundestag beschloss daraufhin das Gesetz uber die Eingliederung des Saarlandes 9 Das Saarland wurde damit am 1 Januar 1957 das zehnte Land ohne Berlin der damaligen Bundesrepublik Deutsche Wiedervereinigung Bearbeiten Wahrend die Verhandlungen uber den Einigungsvertrag EV liefen entbrannten unter Verfassungsrechtlern sowie in der Offentlichkeit der beiden damaligen deutschen Staaten heftige Diskussionen uber den besseren Weg einen Beitritt nach Artikel 23 Satz 2 GG oder eine staatliche Neukonstituierung nach Art 146 GG 10 11 12 13 Im August 1990 votierte die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik DDR fur den Beitritt nach Art 23 GG den Weg den der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schauble bevorzugt hatte 14 und den auch Bundeskanzler Helmut Kohl als Konigsweg bezeichnete 13 Im Zwei plus Vier Vertrag vom 12 September 1990 wurde erklart dass die mit der Wiedervereinigung festgelegten Grenzen Deutschlands endgultig seien und dass keinerlei Gebietsanspruche gegen Drittstaaten geltend gemacht werden dies betraf insbesondere die heute grosstenteils zu Polen gehorenden fruheren deutschen Ostgebiete Die beiden damaligen deutschen Staaten verpflichteten sich die Verfassung des vereinten Deutschland so zu gestalten dass sie diesen Prinzipien nicht zuwiderlauft und insbesondere die Praambel und die Artikel 23 und 146 des Grundgesetzes entsprechend anzupassen 15 Art 23 a F wurde nach Art 4 Nr 2 EV der gemass Art 45 EV mit beiderseitiger Ratifikation am 29 September 1990 in Kraft trat mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland der am 3 Oktober 1990 wirksam wurde 16 aufgehoben 17 Entwicklung nach Aufhebung des Artikels BearbeitenVom 3 Oktober 1990 an gab es im Grundgesetz zunachst keinen Artikel 23 mehr Durch ein Gesetz vom 21 Dezember 1992 das am 25 Dezember 1992 in Kraft trat 18 wurde der heutige Artikel 23 des Grundgesetzes der sogenannte Europa Artikel an seiner Stelle neu eingefugt 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b Dieter Hesselberger Das Grundgesetz Kommentar fur die politische Bildung 13 Aufl Sonderausgabe fur die Landeszentralen fur politische Bildung Wolters Kluwer Munchen Unterschleissheim 2003 S 39 207 Genehmigungsschreiben Memento vom 17 Juni 2012 im Internet Archive der Militargouverneure der britischen franzosischen und amerikanischen Besatzungszone zum Grundgesetz vom 12 Mai 1949 Hans Heinrich Mahnke Dokumente zur Berlin Frage 1967 1986 Band 2 Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft fur Auswartige Politik Reihe Internationale Politik und Wirtschaft 52 2 Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 1987 ISBN 3 486 54311 3 S 271 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Zit nach Dieter Blumenwitz in NJW 1988 S 607 612 Anm 61 Zit aus Ingo von Munch Philip Kunig Hrsg Grundgesetz Kommentar Bd 2 3 Aufl C H Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 38483 8 Rn 8 zu Art 23 GG a F Knut Ipsen Kriegswaffenkontrolle und Auslandsgeschaft In Ulrich Beyerlin u a Hrsg Recht zwischen Umbruch und Bewahrung Festschrift fur Rudolf Bernhardt Beitrage zum auslandischen offentlichen Recht und Volkerrecht Bd 120 Springer Berlin Heidelberg New York 1995 ISBN 3 540 58130 8 S 1043 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Ein langer Weg nach Europa Die saarlandische Sonderrolle bis 1955 Memento vom 26 Februar 2014 im Internet Archive Landtag des Saarlands abgerufen am 24 August 2012 Beitrittserklarung des Saarlandes nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vom 14 Dezember 1956 Amtsblatt des Saarlandes 1956 S 1645 PDF 233 kB Gesetz uber die Eingliederung des Saarlandes vom 23 Dezember 1956 Artikel 23 Grundgesetz In Chronik der Wende Glossar Robert Leicht Einheit durch Beitritt In Die Zeit 23 Februar 1990 Ursula Munch 1990 Grundgesetz oder neue Verfassung 1 September 2008 Bundeszentrale fur politische Bildung bpb a b A Jeschke W Malanowski Konigsweg oder Holzweg Professor Ernst Benda uber verfassungsrechtliche Fragen der deutschen Vereinigung In Der Spiegel Nr 18 1990 S 75 85 online Manfred Gortemaker Gestaltung der Wiedervereinigung In Informationen zur politischen Bildung Nr 250 2009 Artikel 1 des Vertrags uber die abschliessende Regelung in bezug auf Deutschland Art 1 Abs 1 EV A A Horst Dreier Das Grundgesetz eine Verfassung auf Abruf in Aus Politik und Zeitgeschichte APUZ 18 19 2009 Abgedruckt in Bundeszentrale fur politische Bildung 60 Jahre Grundgesetz Bonn 2009 Dreier nimmt ein Ausserkrafttreten des Art 23 a F bzw dessen Streichung zum 29 September 1990 an Ebenso Hans Hugo Klein in Josef Isensee Paul Kirchhof Hrsg Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland Bd VIII Heidelberg 1995 198 S 560 f vgl auch Peter Lerche in Handbuch des Staatsrechts VIII 194 Rn 52 Deutscher Bundestag Anderungen des Grundgesetzes seit 1949 Memento vom 2 Dezember 2013 im Internet Archive PDF 872 kB Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Artikel 23 des Grundgesetzes fur die Bundesrepublik Deutschland 1949 amp oldid 232251475