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Dieser Artikel behandelt den Souveranitatsbegriff im Sinne der Unabhangigkeit nach innen und aussen fur eine andere Bedeutung siehe Gelassenheit Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Unter dem Begriff Souveranitat franzosisch souverainete aus mittellateinisch superanus daruber befindlich uberlegen versteht man in der Rechtswissenschaft die Fahigkeit einer naturlichen oder juristischen Person zu ausschliesslicher rechtlicher Selbstbestimmung Diese Selbstbestimmungsfahigkeit wird durch Eigenstandigkeit und Unabhangigkeit des Rechtssubjektes gekennzeichnet und grenzt sich so vom Zustand der Fremdbestimmung ab In der Politikwissenschaft versteht man darunter die Eigenschaft einer Institution innerhalb eines politischen Ordnungsrahmens einziger Ausgangspunkt der gesamten Staatsgewalt zu sein Gepragt wurde der Begriff im 16 Jahrhundert durch die Absolutismuslehre des franzosischen Staatsphilosophen Jean Bodin Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Souveranitat im Volkerrecht 3 Souveranitat im Staatsrecht 4 Souveranitat und Foderalismus 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenIn seiner Schrift Sechs Bucher uber den Staat definiert Jean Bodin 1529 1530 1596 den Begriff Souveranitat als die hochste Letztentscheidungsbefugnis im Staat Nach Bodins Konzeption der absoluten Herrschaft sollte diese Befugnis stets nur der Person des Konigs zukommen prinzipiell unteilbar sein und es dem Herrscher ermoglichen Recht auch gegen den Willen der Untertanen verbindlich setzen zu konnen Bodins Forderung nach einer hochsten und letztverantwortlichen Herrschergewalt stand in direktem Zusammenhang mit den konfessionellen Burgerkriegen in Frankreich durch die Bodin die Fahigkeit des Staates zu friedlicher Konfliktbewaltigung gefahrdet sah Einzig die unbeschrankte Konzentration aller rechtlichen und physischen Staatsgewalt in den Handen des Konigs konnte nach Bodin Sicherheit und Frieden im Lande garantieren Bodin kann somit als Vordenker des staatlichen Gewaltmonopols verstanden werden In diesem Sinn spielte der Souveranitatsbegriff bei der Entstehung des europaischen Staatensystems in der Renaissance Epoche eine zentrale Rolle Er stellte ein staatsrechtliches Postulat dar mit dessen Hilfe Fursten und Stadte fremde Herrschaftsanspruche von Akteuren aus Politik Wirtschaft oder Religion auf ihr Territorium abwehren konnten indem ihnen die Legitimitatsgrundlage entzogen wurde Der legitime Herrscher ist der Souveran Wer im Staate darf Souveranitat ausuben wer ist daran beteiligt Das Staatsrecht des fruhneuzeitlichen deutschen Reichs ist gepragt vom Dualismus zwischen deutschem Kaiser und den Reichsstanden In Gelehrtenkreisen sprach man dementsprechend in Abwandlung von Bodins Thesen zeitweilig von einer doppelten oder dualen Souveranitat Der Sakularisierung des Souveranitatsbegriffes folgte die Zentralisierung im Absolutismus Als Adel Stande und privilegierte Stadte ihre politische wirtschaftliche und religiose Macht und Kompetenz verloren konzentrierte sich der Begriff auf denjenigen der allein noch daruber verfugte auf den Monarchen In der Phase der burgerlichen Revolution wurde der territoriale Herrschaftsanspruch das damit verbundene uber die Gebietshoheit hinausgehende Recht auf das beherrschte Gebiet die territoriale Souveranitat 1 um die Vorstellung von der Nation erganzt Souveranitat ist seitdem national der nationale Staat der Souveran Souveranitat im Volkerrecht BearbeitenIm Volkerrecht wird Souveranitat als die grundsatzliche Unabhangigkeit eines Staates von anderen Souveranitat nach aussen und als dessen Selbstbestimmtheit in Fragen der eigenen staatlichen Gestaltung Souveranitat nach innen verstanden Diese aussere Souveranitat eines Staates besteht somit in seiner Volkerrechtsunmittelbarkeit wahrend seine innere Souveranitat siehe auch Volkssouveranitat umgekehrt durch die Fahigkeit zu staatlicher Selbstorganisation bestimmt wird die aussere Souveranitat wird in Analogie dazu zur Staatssouveranitat Einen wichtigen Streitpunkt in der Rechtswissenschaft bildet hier die Unterscheidung in aussere und innere Souveranitat des Staates an sich Wahrend diese von einem Grossteil der Rechtswissenschaftler als notwendig erachtet wird gehen die Vertreter der monistischen Rechtslehre von der prinzipiellen Einheit der Staatssouveranitat aus Der aussere Souveranitatsanspruch eines Staates konkurriert mit dem souveranen Willen anderer Staaten der formal gesehen jeweils gleichwertig ist Das Volkerrecht das auf dem Grundsatz der Gleichheit souveraner Staaten beruht setzt dem Souveranitatsanspruch Grenzen Diese Grenzen sind in erster Linie machtpolitisch vorhanden Im modernen nationalstaatlichen Verstandnis der Souveranitat sind Staaten Akteure deren Willensausubung nach aussen nicht nur durch die machtpolitischen Verhaltnisse sondern auch durch das Volkerrecht Grenzen gesetzt sind Das Gegenstuck zur staatlichen Souveranitat im volkerrechtlichen Sinne ist die fruhneuzeitliche Rechtsfigur der Suzeranitat Kritik des SouveranitatsbegriffesIn der modernen Staatenwelt ist die ursprunglich von Jean Bodin mit Souveranitat gemeinte Idee von der volligen Unabhangigkeit des Staates uber seine inneren und ausseren Belange zu bestimmen an ihre Grenzen gestossen Die aussere Souveranitat der Staaten im klassischen Sinn wurde durch den stetig wachsenden Einfluss des internationalen Systems von zwischenstaatlichen und supranationalen Organisationen sowie durch die vergrosserte politische und wirtschaftliche Interdependenz der Staaten immer mehr geschwacht Im selben Zuge erhielten die Staaten die Moglichkeit mit gleichrangigen Staaten die internationale Politik zu gestalten Dabei haben sie Teile ihrer Herrschaftsmacht an supranationale Organisationen wie die EFTA oder EURATOM delegiert Teilweise haben sie sich auch zu einer Gemeinschaftsmethode verpflichtet wonach sie auf bestimmten Feldern ihre Politik nur gemeinsam entwickeln Ihre Souveranitat wurde dadurch zwar begrenzt aber keineswegs aufgehoben Diese Beschrankung der Souveranitat kann auch auf freiwilliger Basis geschehen Die Schweiz hat zwar immer die Moglichkeit ihr Recht unabhangig von der Europaischen Union EU zu gestalten In der Praxis wird der Gesetzgeber jedoch aus wirtschaftlichen und handelspolitischen Grunden oft dazu gezwungen seine Rechtsetzung derjenigen der EU anzugleichen In diesem Zusammenhang spricht man in der Schweiz vom autonomen Nachvollzug Die staatliche Souveranitat der global vernetzten Zentren der nordlichen Hemisphare der Erde ist auch durch ihre gegenseitige wirtschaftliche Verflechtung verringert In schwacheren Staaten ist sie zwar rechtlich und formell vorhanden aber wegen ihrer Abhangigkeit von regionalen Machten faktisch begrenzt Die innere Souveranitat eines Staates ist auch durch die Grundrechte des Einzelnen begrenzt wenn auch nicht mit globaler volkerrechtlicher Verbindlichkeit Im internationalen Diskurs um eine Responsibility to Protect wird daher seit einiger Zeit versucht Souveranitat neu zu definieren als Verpflichtung jedes Staates fur den Schutz der Grundrechte seiner Burger zu sorgen Komme er dieser Verpflichtung nicht nach gehe die Verantwortung auf die internationale Staatengemeinschaft uber Das Konzept der Schutzverantwortung wurde von 150 UN Mitgliedstaaten im Schlussdokument der UN Vollversammlung 2005 akzeptiert und gilt als sich entwickelndes internationales Recht Siehe auch Selbstbestimmungsrecht der VolkerSouveranitat im Staatsrecht Bearbeiten Hauptartikel Hoheit Staatsrecht Der Begriff Souveranitat deutsch auch Staatshoheit wird im innerstaatlichen Recht und in der politischen Theorie verwendet um die oberste Kompetenz zur Machtausubung im Innern eines Staates zu bezeichnen Staatshoheit heisst also Staatsgewalt innehalten In Staaten in denen diese Kompetenz nur einer einzigen Person zukommt wird von einem Souveran gesprochen wahrend in demokratischen Staatsformen von der Volkssouveranitat die Rede ist Diese bezieht sich in erster Linie auf die Eigenschaft des Volkes als verfassunggebende Gewalt mittels derer das Volk uber die Staatsform und uber andere Staatsgrundsatze bestimmt Zudem muss die Staatsgewalt nach dem Prinzip der Volkssouveranitat durch das Volk in Wahlen und Abstimmungen legitimiert werden alle Staatsgewalt muss vom Volk ausgehen Volkssouveranitat zum Beispiel in Deutschland Art 20 Abs 2 Satz 1 GG in Osterreich Art 1 B VG Der Begriff der Souveranitat ist im staatsrechtlichen Sinne vor allem bei der Definition des Staatsbegriffs unklar In der klassischen Drei Elemente Lehre Georg Jellineks wird die Souveranitat lediglich als Eigenschaft der Staatsgewalt verstanden die in einem Staat nicht zwingend vorliegen muss Vor allem in der Volkerrechtspraxis wie etwa in der Konvention von Montevideo aus dem Jahr 1933 kann die Souveranitat der Staatsgewalt jedoch zum zwingenden Definitionsmerkmal der Staatlichkeit werden Souveranitat und Foderalismus BearbeitenDa auf einem bestimmten Gebiet und uber ein bestimmtes Volk immer nur ein Gemeinwesen souveran sein kann dient der Begriff von Souveranitat auch zur Unterscheidung von Bundesstaaten und Staatenbunden 2 Bei Staatenbunden liegt die staatliche Souveranitat immer noch bei den einzelnen Staaten Bei der Grundung eines foderalen Gesamtstaates hingegen geben die nachmaligen Gliedstaaten wie etwa in Deutschland und Osterreich die Lander Bundeslander in der Schweiz die Kantone oder in den USA die Bundesstaaten states ihre Souveranitat teilweise an den Bund ab Der Bundesstaat kennt jedoch nicht zwingend eine Kompetenz Kompetenz Keine der Ebenen kann ohne die Zustimmung der jeweils anderen uber diese verfugen 3 In Staatenbunden entscheiden die einzelnen Staaten ob sie dem Bund Kompetenzen uberlassen wollen Nichtsdestoweniger ist das Verhaltnis der Souveranitat zum Foderalismus von begrifflichen Spannungen gepragt Die Souveranitat als Letztentscheidungsbefugnis der Staatsgewalt wurde von Jean Bodin ausschliesslich fur einen vollkommen zentral organisierten Staat konzipiert und konnte dem Dualismus von Entscheidungszentren der den Foderalismus kennzeichnet begrifflich widersprechen Der im Grundgesetz verankerte Foderalismus in Deutschland sichert den Bundeslandern ein hohes Mass an Eigenstaatlichkeit zu dessen Kern die Kulturhoheit zahlt und weshalb der Aufbau der Landesverwaltung jedem Land selbst uberlassen ist Eine zentrale Norm der Eigenstaatlichkeit bildet der Artikel 30 Ausser eigenen staatlichen Kompetenzen garantiert das Grundgesetz in den Artikeln 70 bis 74 74a und 75 sind inzwischen weggefallen 83 bis 87 sowie 23 und 50 den Landern die Mitwirkung an der Gesetzgebung des Bundes und in Angelegenheiten der Europaischen Union Siehe auch BearbeitenTerritoriale Integritat Dekolonisation Digitale Souveranitat TechnologiesouveranitatLiteratur BearbeitenChristian Hillgruber Die Souveranitat der Staaten In Der Staat 2014 S 475 ff Helmut Quaritsch Souveranitat 1986 Reinhold Zippelius Allgemeine Staatslehre 16 Auflage 9 Dieter Grimm Souveranitat Herkunft und Zukunft eines Schlusselbegriffs Berlin University Press Berlin 2009 ISBN 978 3 940432 60 5 Friedrich Balke Figuren der Souveranitat Wilhelm Fink Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 7705 4449 3 Die Untersuchungen spannen einen Bogen der von den klassischen Texten der antiken politischen Philosophie uber die fruhneuzeitlichen Souveranitatslehren bis hin zur politischen Ontologie Martin Heideggers reicht Thomas Fischer Die Souveranitat der Schwachen Lateinamerika und der Volkerbund 1920 1936 Beitrage zur Europaischen Uberseegeschichte Bd 98 Steiner Verlag Stuttgart 2012 ISBN 978 3 515 10077 9 Stephan Hobe Otto Kimminich Einfuhrung in das Volkerrecht 8 Auflage Tubingen Basel 2004 S 36 f Quirin Weber Parlament Ort der politischen Entscheidung Legitimationsprobleme des modernen Parlamentarismus dargestellt am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland Basel 2011 ISBN 978 3 7190 3123 7 Samuel Salzborn Rudiger Voigt Hrsg Souveranitat Theoretische und ideengeschichtliche Reflexionen Staatsdiskurse Bd 10 Steiner Stuttgart 2010 ISBN 978 3 515 09735 2 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Souveranitat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Thomas Maissen Andreas Kley Souveranitat In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Burkhard Schobener Hrsg Volkerrecht Lexikon zentraler Begriffe und Themen C F Muller Heidelberg 2014 S 393 Kay Hailbronner in Wolfgang Graf Vitzthum Hrsg Volkerrecht 3 Aufl 2004 Rn 122 Reinhold Zippelius Allgemeine Staatslehre 16 Aufl 2010 9 IV Klaus Detterbeck Wolfgang Renzsch Stefan Schieren Hrsg Foderalismus in Deutschland Oldenbourg Munchen 2010 S 3 Normdaten Sachbegriff GND 4132367 1 lobid OGND AKS LCCN sh85125696 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Souveranitat amp oldid 233327686