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In ihrer uber 40 jahrigen Geschichte gab es drei Verfassungen der Deutschen Demokratischen Republik die einerseits in ihrem grundsatzlichen Bekenntnis zu Burgerrechten und demokratischer Ordnung nie die Verfassungswirklichkeit widerspiegelten andererseits jedoch durch willkurliche Auslegung zu deren Legitimation dienten und somit trotz mancher Widerspruchlichkeit stets die konstitutionellen Grundfesten des Staates bildeten Zugleich dokumentieren die Verfassungen von 1949 1968 und 1974 die Verwaltungsreform von 1952 und die Wende ab 1989 den politischen Wandel der DDR zwischen Ansatzen von Liberalitat und neuerlicher Restriktion innerdeutscher Annaherung und Separatismus BasisdatenTitel Verfassung der Deutschen Demokratischen RepublikKurztitel Verfassung der DDR nicht amtlich DDR Verfassung 1 Abkurzung VerfDDR Verf DDR DDRV DDR Verf Art VerfassungGeltungsbereich Deutsche Demokratische RepublikErlassen aufgrund von Dritter Deutscher VolkskongressRechtsmaterie VerfassungsrechtUrsprungliche Fassung vom 7 Oktober 1949 GBl S 4 5 Inkrafttreten am 7 Oktober 1949Neubekanntmachung vom 7 Oktober 1974 GBl I S 432 2 Letzte Neufassung vom 6 April 1968 GBl I S 199 3 Inkrafttreten derNeufassung am 9 April 1968Letzte Anderung durch 1 Verfassungsgesetz vom 22 Juli 1990 GBl I S 1036 Inkrafttreten derletzten Anderung 18 August 1990 15 G vom 22 Juli 1990 Ausserkrafttreten durch Beitritt gemass Art 23 GG a F am 3 Oktober 1990 Kap I Art 1 Abs 1 Einigungsvertrag BGBl II S 885 890 aufgehoben durch Art 8 EV 4 Weblink VolltextBitte den Hinweis zur geltenden Gesetzesfassung beachten Inhaltsverzeichnis 1 Zweiter Weltkrieg und Nachkriegsdeutschland 2 Die Verfassung von 1949 2 1 Entwurfe und Kontroversen 2 2 Vom Volkskongress fur Einheit und gerechten Frieden 1947 zum Zweiten Volkskongress 1948 2 3 Behandlung im Deutschen Volksrat und offentliche Propagierung 2 4 Abschluss im Dritten Deutschen Volkskongress und im Zweiten Deutschen Volksrat 1949 2 5 Konstituierung der Deutschen Demokratischen Republik 2 6 Auflosung der Lander 1952 3 Die sozialistische Verfassung von 1968 4 Die revidierte Verfassung von 1974 4 1 Ereignisse des Herbstes 1989 und Verfassungsgrundsatze vom Juni 1990 5 Die deutsche Nation in den Verfassungen der DDR 5 1 1949 5 2 1968 5 3 1974 6 Besonderheit des Artikels 6 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenZweiter Weltkrieg und Nachkriegsdeutschland BearbeitenErste Erorterungen in der Verfassungsfrage fanden bereits vor Kriegsende unter der politischen Elite deutscher Emigranten statt wobei sich die burgerlichen und sozialdemokratischen Krafte eher fur eine modifizierte Variante der Weimarer Reichsverfassung aussprachen wahrend Kommunisten dieses Modell ganzheitlich verwarfen jedoch die Verfassungsdiskussion ohnehin hinter der Schaffung politischer Tatsachen zuruckstellten Nach dem Einmarsch der Roten Armee und deren administrativer Machterrichtung mit den darauf folgenden Neu und Wiedergrundungen der Parteien SPD KPD CDU und LPD spater LDPD in der Sowjetischen Besatzungszone SBZ auf den am 10 Juni 1945 von der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland SMAD erlassenen Befehl Nr 2 hin wurde die Verfassungsfrage im Nachkriegsdeutschland von einer lediglich hypothetisch gefuhrten Kontroverse zur realpolitischen Debatte Die Verfassung von 1949 Bearbeiten nbsp Entwurf vom 19 Marz 1949Entwurfe und Kontroversen Bearbeiten Im Hinblick auf eine gesamtdeutsche Wirkung veranlasste die sowjetische Militaradministration durch Generalleutnant Fjodor Bokow die Fuhrungsgremien der am 21 April 1946 durch Zwangsvereinigung von SPD und KPD gegrundeten Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED im Juli desselben Jahres ihr Konzept zur Ubernahme der landesweiten politischen Fuhrungsrolle in einem selbstverwalteten Deutschland zu konkretisieren Als Reaktion erfolgte bereits zwei Wochen spater die Ubermittlung einer Erklarung des Parteivorstandes Fur die Bildung einer einheitlichen deutschen Staatsregierung und eines 35 Seiten umfassenden Entwurfes der Verfassung der demokratischen deutschen Republik an die Militaradministration Dieses Dokument der fruheste vollstandige Konstitutionsentwurf im Nachkriegsdeutschland war auf Anweisung der beiden Parteivorsitzenden Wilhelm Pieck als spateren ersten und einzigen Prasidenten der DDR und Otto Grotewohl sowie der fur Staats und Rechtsfragen zustandigen Zentralsekretariatsmitglieder Walter Ulbricht und Max Fechner von dem promovierten Juristen Karl Polak erstellt worden Durch 123 Artikel gegliedert in neun Abschnitte sollten staatlicher Aufbau speziell die foderale Struktur Grundrechte und pflichten der Burger sowie die Gesetzgebung und Rechtsprechung geregelt werden Als hochstes Verfassungsorgan sah der Entwurf ein sich durch allgemeine gleiche und geheime Wahlen konstituierendes Parlament vor dem das aus eigenen Mitgliedern und Vertretern der Landtage bestehende Parlamentsprasidium als eine Form der zweiten Kammer gegenuberstehen sollte Obgleich sich sowohl in der Gesamtkonzeption wie auch anhand einzelner Artikel die bewusste Anlehnung an die Weimarer Verfassung feststellen lasst fanden auch massgeblich sozialistische Verfassungsvorstellungen wie die Hervorhebung der Volkssouveranitat durch plebiszitare Elemente oder das Prinzip der Gewalteneinheit in den Text Eingang doch standen diese stets unter dem Vorbehalt auch fur das an einer kunftigen Staatsgrundung zu beteiligende burgerliche Lager akzeptabel zu sein Die sowjetische Militarverwaltung verweigerte uber Monate hinweg die Veroffentlichung des Entwurfes Doch als im November 1946 Josef Stalin personlich seine Zustimmung gab wurde nicht etwa das bereits vorliegende Dokument publiziert sondern zuerst eine parteiinterne Verfassungskommission einberufen Unter Vorsitz Otto Grotewohls erlauterte Karl Polak diesem aus Ministerprasidenten und Abteilungsleitern der SED bestehenden Gremium seinen Entwurf In einer anschliessenden Aussprache wurde vornehmlich Kritik an der foderalen Tendenz in der Kompetenzenteilung von Staat und Landern sowie den weitreichenden Befugnissen des Parlamentsprasidiums geubt Unter Berucksichtigung dieser Anderungsvorschlage erstellte Polak nun einen zweiten Entwurf in dem ausdrucklich das Einkammersystem vorgesehen das Prinzip staatlicher Wirtschaftsplanung hinzugefugt und die Ablehnung der als undemokratisch betrachteten Gewaltenteilung noch deutlicher hervorgehoben wurde Teilweise schon zuvor enthaltene Grundsatze wie die Unteilbarkeit Deutschlands die Enteignung des Grossgrundbesitzes oder die Schaffung einer Einheitsschule wurden in resolutere Formulierungen gefasst und die Zahl der Artikel auf 109 reduziert bevor der Entwurf durch Zustimmung des Parteivorstandes und der SMAD der Offentlichkeit in der SBZ vorgestellt wurde Weitgehende Zustimmung aus den eigenen Reihen und die uberwiegend aufgeschlossene Rezeption im burgerlichen Lager schienen zu bestatigen dass zwischen sozialistischen Maximen und notwendigen Zugestandnissen an die ubrigen politischen Krafte ein allseits akzeptabler Ausgleich gelungen war Ausdrucklichen Anstoss nahm man in den Westzonen jedoch daran die Burgerrechte unter Vorbehalt des Gesetzgebers zu stellen einige Kommentatoren sahen hierin gar den Weg zu einer kunftigen Einparteiendiktatur geebnet In der Ostzone jedoch blieb harsche Sachkritik wegen der Restriktionen der SMAD nur eine marginale Erscheinung Dennoch war durch die Beschrankungen der Besatzungsmacht die politische Pluralitat in der ostlichen Besatzungszone bei weitem noch nicht aufgehoben und so bemuhte sich auch die ostdeutsche CDU als zweitstarkste Partei in der SBZ durch die Erstellung von vierzehn Thesen zur Verfassungsorganisation in der sowjetischen Besatzungszone im Oktober 1946 auf die Diskussion Einfluss zu nehmen Indem sich die Christdemokraten zwar fur einen Einheitsstaat jedoch mit foderativer dezentralisierter Verwaltung einem Prasidenten der Republik als Staatsoberhaupt und die Institution des Verfassungsgerichtes aussprachen stand ihre Konzeption in offenem Gegensatz zu den Planen der SED und nahm in wesentlichen Zugen die elementaren Inhalte des Grundgesetzes fur die Bundesrepublik Deutschland vorweg Doch wurde diese Stellungnahme nie in die Form eines abgeschlossenen Entwurfes uberfuhrt und ihre Wirkung blieb somit gering Im Jahr 1947 geriet die Frage einer gesamtdeutschen Konstitution durch die vordringlichen Kontroversen um die Landerverfassungen ins Hintertreffen Die von bedingt demokratisch gewahlten Landerparlamenten gebildeten Verfassungsausschusse waren mit Ausnahme Sachsen Anhalts und Brandenburgs von der SED dominiert sodass es der Einheitspartei gelang den Landesverfassungen prinzipiell die Pragung sozialistischer Staatsrechtsauffassung zu verleihen obwohl Konzessionen an CDU und LPD unumganglich waren Im Vergleich mit den pluralistischer orientierten Landeskonstitutionen der Westzonen liessen sich deutliche Diskrepanzen feststellen die bereits Symptome eines aufkommenden innerdeutschen Zwiespalts waren Nachdem auf der Moskauer Aussenministerkonferenz im April 1947 zwischen den Alliierten keine Einigung uber Aufbau und Befugnisse einer deutschen Zentralverwaltung erzielt wurde da die sowjetische Seite auf einer Einbeziehung von Massenorganisationen und Gewerkschaften bestand scheiterte dann auch der Versuch mittels einer stetigen Konferenz aller Ministerprasidenten eine gesamtdeutsche Reprasentation zu schaffen an ebenderselben Forderung seitens der SED Vom Volkskongress fur Einheit und gerechten Frieden 1947 zum Zweiten Volkskongress 1948 Bearbeiten Unter diesen Voraussetzungen galt die Londoner Konferenz zwischen November und Dezember 1947 aus deutscher Sicht als besonders entscheidend fur die weitere Entwicklung der Besatzungszonen Zur Vertretung deutscher Interessen womit sich im Verstandnis der SED zugleich die Unterstutzung der sowjetischen Position verband initiierte die SED unter Protest der CDU und zogerlicher Zustimmung der LPD einen sogenannten Volkskongress fur Einheit und gerechten Frieden Diesem demokratisch nicht legitimierten Konvent aus uberwiegend ostdeutschen Vertretern von Parteien Massenorganisationen und Grossbetrieben in dem sich die SED durch einen undurchsichtigen Modus der Delegierung die absolute Mehrheit zu sichern verstand oblag die Wahl einer Gesandtschaft die mit dem Anspruch zur Reprasentation Gesamtdeutschlands an der Londoner Konferenz teilnehmen sollte Zwar hatte die Aktion ihren primaren Zweck verfehlt da der Delegation die Einreise nach Grossbritannien verwehrt wurde doch nahmen SMAD und SED die Gelegenheit wahr den Kongress als ein Instrument ihrer offentlichen Agitation fortbestehen zu lassen Zum einen diente er dem durchaus seriosen Bestreben zur Herstellung der deutschen Einheit andererseits zog man in der SED aber auch die Moglichkeit in Betracht den Kongress als Organ zur Vorbereitung einer moglichen Separatstaatsbildung zu nutzen Nachdem im Februar 1948 auf der Londoner Sechsmachtekonferenz unter Beteiligung der drei westlichen Siegermachte sowie Belgiens der Niederlande und Luxemburgs der Entschluss zur Grundung der Bundesrepublik Deutschland deren Geltungsbereich sich aufgrund erheblicher Meinungsunterschiede unter den Besatzungsmachten zunachst laut Grundgesetz provisorisch nur auf die Lander im Gebiet Westdeutschlands erstrecken sollte gefasst worden war konstituierte sich als Reaktion am 17 Marz in Ost Berlin der Zweite Deutsche Volkskongress Wie schon zuvor war auch diesmal die Zusammensetzung der annahernd 2000 Delegierten vorab durch das Politburo der SED zu eigenen Gunsten bestimmt worden und konnte daher dem reprasentativen Anspruch nicht gerecht werden Neben der Abfassung einiger Resolutionen die vergeblich zur Bildung einer gesamtdeutschen Zentralverwaltung und der Auflosung des Wirtschaftsrates der Bizone aufforderten bestand die Aufgabe des Volkskongresses darin aus den eigenen Reihen einen 400 Mitglieder umfassenden Volksrat zu wahlen der als beratendes und beschliessendes Gremium zwischen den Zusammenkunften des Volkskongresses tatig sein sollte Nach bewahrtem Prinzip vereinnahmte die SED durch Beteiligung der ihr untergebenen Massenorganisationen und Festlegung der Quoten auch hier die Mehrheit der Sitze Um durch konkrete Vorschlage und Forderungen fur die Einheit Deutschlands und einen gerechten Friedensvertrag zu streiten wurden bereits auf der ersten Sitzung des Rates sechs Arbeitsausschusse von je 30 Mitgliedern fur die Ressorts Wirtschaft Kultur Justiz Sozialpolitik Friedensvertrag und Verfassung gebildet Trotz nachdrucklichen Protests der Vertreter der LPD und auch der CDU welche sich nach der durch die SMAD erzwungenen Absetzung ihrer kritischen Vorsitzenden nun doch an der Volkskongressbewegung beteiligte setzte die SED in der Geschaftsordnung der Ausschusse sowohl die Beschlussfassung mittels einfacher Mehrheit als auch die unverhaltnismassig geringe Prasenz burgerlicher Politiker durch getreu der schon 1945 von Walter Ulbricht ausgegebenen Doktrin Es muss demokratisch aussehen doch wir mussen alles in der Hand haben In den Verfassungsausschuss entsandte die Einheitspartei vier unmittelbare Vertreter unter ihnen der dem Ausschuss vorstehende Parteivorsitzende Otto Grotewohl und Karl Polak hinzu kamen weitere acht SED Mitglieder als Vertreter der Massenorganisationen die CDU erhielt drei Sitze und die LPD wurde durch sechs Mitglieder reprasentiert Neun Delegierte aus Westdeutschland mehrheitlich Vertreter der KPD wurden durch die erschwerten Reisebedingungen zwischen den Zonen gezwungen den Sitzungen fernzubleiben Vom 15 April 1948 an begannen die Mitglieder des Verfassungsausschusses auf den im Abstand von zwei Wochen stattfindenden Zusammenkunften die gemeinsame Arbeit mit einleitenden Grundsatzreferaten zu rechtsphilosophischen und historischen Aspekten einer deutschen Verfassung Erst Anfang Juli setzten konkrete Diskussionen uber Verfassungsinhalte ein die recht bald Einigkeit uber ein Zweikammersystem allgemeine gleiche und geheime Verhaltniswahl und die ausschliesslich reprasentative Funktion eines Staatsprasidenten erbrachten Kontrovers blieben weiterhin die Gewaltenteilung sowie die Kompetenzen des Parlaments und dessen Verhaltnis zur Regierung Dennoch konnte man sich in einem Kommunique auf einheitliche Richtlinien der Verfassung festlegen die bereits nach dem letztlich angewandten Prinzip der Dreiteilung in A Grundlagen der Staatsgewalt B Inhalt und Grenzen der Staatsgewalt und C Aufbau der Staatsgewalt untergliedert waren Im ersten Abschnitt wurden die Einheit der Nation und die Volkssouveranitat als Grundfesten des Staates naher umschrieben Abschnitt B enthielt Bestimmungen uber eine verhaltnismassig liberale Wirtschaftsordnung das Bildungswesen und die Burgerrechte Der letzte Bereich umfasste die Institutionen des Staates deren Funktionen und Befugnisse Demnach stellte ein Prasident das Staatsoberhaupt dar doch als oberster Trager der Staatsgewalt wurde das Nationalparlament benannt Zur Parlamentswahl sollten neben Parteien auch Massenorganisationen zugelassen werden Das sogenannte Blockprinzip sollte die Regierungsbildung in Form eines Ministerrates unter Beteiligung aller Fraktionen ermoglichen Zwar stellte man der Volkskammer einer Landerkammer gegenuber doch wurde diese nur mit geringen Kompetenzen versehen Durch die Abschaffung des Berufsbeamtentums sollten samtliche Verwaltungsebenen neu organisiert werden womit insbesondere die von sozialistischer Seite geforderte Absetzbarkeit der Richter einherging Behandlung im Deutschen Volksrat und offentliche Propagierung Bearbeiten Auf seiner vierten Sitzung im August 1948 verabschiedete der Deutsche Volksrat beanstandungslos diese ihm vom Ausschuss vorgelegten Richtlinien und beschloss einen acht Mitglieder umfassenden Unterausschuss mit dem Auftrag zur Formulierung eines vollstandigen Verfassungsentwurfes zu bilden Da Karl Polak bereits in den vorangegangenen Verhandlungen als Sachverstandiger der SED eine federfuhrende Position innehatte kamen ihm auch im Unterausschuss die entscheidenden Kompetenzen zu sodass sich der Wortlaut des ersten in Artikel gefassten Entwurfes vom September 1948 uberwiegend auf seine Initiative zuruckfuhren lasst Nach abgeschlossener Arbeit des Unterausschusses wurde das fertige Dokument dem Verfassungsausschuss mit einer eingehenden Erlauterung der einzelnen Paragraphen zur Diskussion vorgelegt Es bedurfte zweier Sitzungen in der Zeit von September bis Oktober und einiger rhetorischer Drohgebarde Grotewohls um die burgerlichen Vertreter zum Einverstandnis bei der vorgesehenen entschadigungslosen Enteignung des Grossgrundbesitzes und dem Verbot von Privatschulen zu bewegen Kurz nachdem somit im Ausschuss eine Einigung erzielt worden war gab auf seiner funften Zusammenkunft Ende Oktober der Deutsche Volksrat dem Entwurf die Zustimmung wenige Tage spater billigte dann auch die sowjetische Seite das Verhandlungsergebnis obwohl man es bevorzugt hatte den Satz Kein Burger darf an kriegerischen Handlungen teilnehmen die der Unterdruckung eines Volkes dienen ausgestrichen zu wissen Nun galt es durch die Initiierung einer allgemeinen freien Diskussion des Entwurfes in der Bevolkerung das eigene Verfassungsmodell zu propagieren und zugleich die Arbeit des westdeutschen Parlamentarischen Rates als unterwurfige volksverraterische Machenschaft zur Bildung eines fremdbestimmten Vasallenstaates zu stigmatisieren Durch Rundfunk Flugblatter und Veranstaltungen wurde die Verfassungsdebatte an die Offentlichkeit der SBZ getragen und auch samtliche Ministerprasidenten Minister Staatssekretare und sonstige hohere Mitarbeiter der westdeutschen Landesregierungen erhielten den Verfassungsentwurf des Volksrates zugesandt Die Initiative erbrachte circa 15 000 Einsendungen mit Anderungsvorschlagen von Gemeinde und Belegschaftsversammlungen Schulen und Universitaten der sowjetischen Zone die sich in ihrer Summe auf etwa 30 Kritikpunkte zusammenfassen liessen Doch Mitte Februar 1949 liess die SED Fuhrung die Aktion abbrechen und nach dreieinhalb Monate wahrender Pause den Verfassungsausschuss wieder einberufen da sich bei der Arbeit des Parlamentarischen Rates eine baldige Beschlussfassung anzukundigen schien der man seitens der Volkskongressbewegung mit einem ebenfalls vollendeten Verfassungsentwurf entgegenzutreten bemuht war Die dringliche Aufgabe war es nun samtliche Anderungsvorschlage auszuwerten und unter Berucksichtigung der Ergebnisse den bisherigen Entwurf zu uberarbeiten Die Sichtung der Zusendungen wurde wiederum an einen Unterausschuss verwiesen dessen Arbeit mit dem Zusammentragen von uber hundert einzelnen Korrekturanregungen Anfang Marz abgeschlossen war Auf der anschliessenden letzten Sitzung des Verfassungsausschusses wurden an 52 Artikeln Anderungen vorgenommen die jedoch uberwiegend dem Sprachstil und der juristischen Prazision geschuldet waren und sich nur in den seltensten Fallen auf Inhalte bezogen Einige dieser wenigen Anderungen betrafen beispielsweise eine Abmilderung des spater dennoch beruchtigt gewordenen Artikels 6 zur Boykotthetze oder die Beschrankung der Absetzbarkeit der Richter Somit war ein Verfassungstext entstanden der zwar in seiner bewussten Anlehnung an die Weimarer Tradition grundsatzlich ein Bekenntnis zu einem freiheitlichen Rechtsstaat nach burgerlichem Verstandnis war doch hatte auch besonders im Bereich der Rechtsprechung und des Staatsaufbaus der SED Entwurf von 1946 entscheidenden Einfluss genommen Im Marz 1949 bestatigte der Deutsche Volksrat auf seiner sechsten Sitzung einhellig den nun im Wortlaut endgultigen Verfassungsentwurf und beschloss durch eine Resolution mit dem Parlamentarischen Rat Verbindung aufzunehmen um die beiden Verfassungsbestrebungen zu einer einheitlichen Initiative zusammenzufuhren Doch herrschte in Bonn von zwei Vertretern der KPD abgesehen unter den Abgeordneten samtlicher Parteien Einigkeit in der Einschatzung der Volkskongressbewegung als demokratisch illegitimes Instrument sowjetischer Machtpolitik sodass die von ostdeutscher Seite vorgeschlagene Zusammenkunft des Rates mit einer sechzig Mitglieder umfassenden Volksratsdelegation nicht zustande kam Damit erschien eine deutsche Einigung auf der notwendigen Grundlage eines gemeinsamen Verfassungsgebungsprozesses hochst unwahrscheinlich geworden zu sein und folglich anderte die SED ihre weitere Taktik indem sie nun jedoch ohne die Hoffnung auf das gesamtdeutsche Konzept vollstandig aufzugeben als verbleibende Option das Ziel einer Teilstaatsgrundung verfolgte Abschluss im Dritten Deutschen Volkskongress und im Zweiten Deutschen Volksrat 1949 Bearbeiten Da somit auch die Inkraftsetzung des verfertigten Verfassungsentwurfes bevorstand erachtete es die Parteifuhrung im Einvernehmen mit der SMAD fur notwendig zu diesem Zweck einen Dritten Deutschen Volkskongress einzuberufen Obwohl die Zusammensetzung der beiden vorigen Kongresse auch durch eine Quotenregelung bestimmt wurde kam nun erstmals das spezielle Verfahren der Einheitslistenwahl offiziell zur Anwendung bei dem schon vor dem Wahlgang das Verhaltnis der politischen Krafte bestimmt wird und die Burger lediglich ihre Zustimmung oder Ablehnung der ihnen vorgelegten Verhaltnisliste bekunden konnen Unter dem Vorbehalt von CDU und LPD lediglich einer Interimslosung ihre Zustimmung zu erteilen fanden am 15 und 16 Mai die Wahlen zum Dritten Deutschen Volkskongress statt Als dieser Ende Mai 1949 zusammentrat wurde zwar einhellig der Verfassungsentwurf angenommen doch war das weitere Vorgehen nach den ergebnislosen Verhandlungen auf der Aussenministerkonferenz der Alliierten in Paris auch der Parteifuhrung noch ungewiss Zwar galt der Volkskongress immer noch als eine gesamtdeutsche Initiative doch schien sich der SED in Anbetracht der Verabschiedung des Grundgesetzes und des beginnenden Wahlkampfes fur den ersten Deutschen Bundestag die Grundung eines ostdeutschen Teilstaats nun endgultig als einzig verbleibende Alternative zur Sicherung ihrer Machtposition herauszustellen Nachdem die Parteifuhrung Josef Stalin in einem Brief konkrete Vorschlage uber das Vorgehen zu einer ostdeutschen Staatsgrundung unterbreitet hatte erteilte die sowjetische Seite ihre Erlaubnis Konstituierung der Deutschen Demokratischen Republik Bearbeiten nbsp Schaubild fur die Verfassung von 1949Am 7 Oktober 1949 trat der bereits zuvor durch den Dritten Deutschen Volkskongress gewahlte Zweite Deutsche Volksrat zusammen konstituierte sich als Provisorische Volkskammer und erklarte als Akt der Staatsgrundung die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik zu geltendem Recht Diese Verfassung wies Strukturelemente und prinzipien eines parlamentarisch demokratischen Systems mit foderalistischen und rechtsstaatlichen Zugen 5 auf Auflosung der Lander 1952 Bearbeiten Nur wenige Jahre nach Inkrafttreten der ersten Verfassung im Juli 1952 loste das Gesetz uber die weitere Demokratisierung in den Landern Kreisen und Gemeinden die bisherigen funf Lander auf und ersetzte sie durch 14 Bezirke Mit dem einhergehenden Funktionsverlust der Landerkammer etablierte sich das sozialistische Ein Kammer Modell welches als Zugestandnis an CDU und LPD in der zuvor gultigen Verfassung nicht enthalten war Wahrend dieses auf nur einer gesetzgebenden Korperschaft bauende staatliche Ordnungsprinzip in der politischen Theorie zur direkten Ausubung der Volkssouveranitat dienen sollte festigte es real durch die Zentralisation der Staatsorgane die souverane Vormachtstellung der SED Im Selbstverstandnis der SED ergab sich daraus jedoch aufgrund der postulierten Identitat von Volksinteresse und Parteipolitik kein Widerspruch Nach dieser ersten als Aufbau des Sozialismus propagierten Massnahme zur Angleichung der Verfassung an die Prinzipien der Staatspartei entstand 1956 in der zustandigen Abteilung des Zentralsekretariats abermals unter der Leitung von Karl Polak eine Verfassung sozialistischen Typs Sie trat jedoch nie in Kraft da ihr aus Sicht der sowjetischen Fuhrung in Anbetracht der seit dem XX Parteitag der KPdSU betriebenen Entstalinisierung noch zu sehr der Geist der vergangenen Epoche anhaftete Die sozialistische Verfassung von 1968 Bearbeiten nbsp Ulbricht bei der Unterzeichnung der neuen Verfassung im Rahmen eines Staatsaktes am 8 April 1968 nbsp Unterschrift und Siegel Ulbrichts unter der neuen VerfassungErst elf Jahre spater regte Walter Ulbricht auf dem VII Parteitag der SED 1967 die Erarbeitung einer von Grund auf neuen Verfassung an die der gegenuber 1949 veranderten Realitat Rechnung tragen sollte Dieser Anspruch forderte vornehmlich die Diskrepanzen zwischen der diktatorischen politischen Wirklichkeit und den freiheitlich demokratischen Zugen der bestehenden Verfassung zu beseitigen indem man die restriktive SED Herrschaft zu konstitutionalisieren trachtete und somit nicht etwa im rechtsstaatlichen Sinn die politischen Verhaltnisse als Ausdruck der Verfassungsgrundsatze verstehen wollte sondern diesen Zusammenhang in sein Gegenteil verkehrte Innerhalb des Zentralkomitees fertigten nach Anweisungen Ulbrichts Sachverstandige fur Staats und Rechtsfragen einen von der bisherigen Verfassung unabhangigen Entwurf aus der spater als das Arbeitsergebnis eines gebildeten Verfassungsausschusses der Volkskammer deklariert wurde Im Gegensatz zu den Verhandlungen von 1948 49 stellten nun die ubrigen Blockparteien fur die SED kein Hindernis mehr dar die eigenen verfassungsrechtlichen Intentionen uneingeschrankt umzusetzen Diese aus 108 Artikeln bestehende Verfassung erhielt die ausdruckliche Bezeichnung sozialistisch in der auf die Manifestation der Vormachtstellung der SED verwiesen wurde Bereits die Praambel richtet sich gegen den westdeutschen Monopolkapitalismus und den Imperialismus unter Fuhrung der USA Allein der erste Artikel galt der rechtlichen Absicherung des staatlichen Fuhrungsanspruches der SED indem von der Verwirklichung des Sozialismus durch die Fuhrung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch leninistischen Partei die Rede war Entgegen diesem offenen Eingestandnis der tatsachlichen politischen Verhaltnisse bestanden weiterhin Vorschriften wie etwa Artikel 20 zur Gewahrleistung der Gewissens und Glaubensfreiheit oder Artikel 27 zur Pressefreiheit die Rechtsstaatlichkeit vorgaben wo sie nicht gewahrt war Nach der Veroffentlichung des Entwurfes im Februar 1968 erfolgte eine Volksaussprache durch die geringfugige Anderungen wie beispielsweise die Erganzung des Rechtes zum religiosen Bekenntnis bewirkt wurden Die Volkskammer billigte daraufhin den uberarbeiteten Entwurf abschliessend wurde der Entwurf am 6 April 1968 per Volksentscheid 6 bestatigt In diesem Zeitraum verwandelte sich die Volksaussprache in eine grossangelegte insbesondere in den staatlichen Medien gezeigte Kampagne fur das Ja zur neuen Verfassung Eine relativ grosse Zahl der Wahlberechtigten nutzte die Gelegenheit das Nein auf dem Stimmzettel anzukreuzen 7 Vereinzelt gab es in einigen Stadten anonyme Flugblattaktionen gegen den Verfassungsentwurf so in Weimar 8 Die Verfassung von 1949 gewahrte jedenfalls auf dem Papier den Burgern umfassendere Rechte Art 6 18 Rechte des Burgers als die Verfassung von 1968 Art 19 40 Grundrechte und Grundpflichten der Burger Deshalb machten sich Menschenrechtsgruppen und einzelne Burger daran beide zu vergleichen Um das zu stoppen liessen die Behorden die etwa in Buchhandlungen noch verfugbaren Exemplare der Verfassung von 1949 einziehen 9 Anstelle der bei Wahlen in der DDR ublichen Ergebnisse im Bereich von 99 Zustimmung wurden selbst im offiziellen Ergebnis eine Zustimmung von 94 5 der abgegebenen Stimmen und 5 5 Nein Stimmen ausgewiesen 10 Es handelte sich um den einzigen Volksentscheid der DDR Geschichte Schon drei Tage spater trat die neue Verfassung offiziell in Kraft In ihr wurde unter anderem die Fuhrungsrolle der SED Art 1 Abs 1 festgeschrieben sowie in Artikel 6 Abs 2 der sozialistische Internationalismus manifestiert 2 Die Deutsche Demokratische Republik pflegt und entwickelt entsprechend den Prinzipien des sozialistischen Internationalismus die allseitige Zusammenarbeit und Freundschaft mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und den anderen sozialistischen Staaten Der Passus zur Zulassung eines Volksentscheides wurde entfernt Die Verfassung von 1968 strebte mit Artikel 8 Abs 2 die Herstellung und Pflege normaler Beziehungen und die Zusammenarbeit der beiden deutschen Staaten an Der Versuch eine gesamtdeutsche Verfassung zu etablieren wurde durch die Festschreibung der Zweistaatlichkeit somit fallen gelassen Sie postulierte aber im folgenden Satz weiter das Ziel einer Annaherung der beiden deutschen Staaten bis zu ihrer Vereinigung Die revidierte Verfassung von 1974 Bearbeiten nbsp Schaubild fur die Verfassung von 1968 74 nbsp Unterschrift des damaligen Staatsratsvorsitzenden Willi Stoph unter dem Gesetz zur Erganzung und Anderung der Verfassung der DDR vom 7 Oktober 1974Zum 25 Jahrestag der DDR am 7 Oktober 1974 sollte die Verfassung wie es offiziell hiess in volle Ubereinstimmung mit der Wirklichkeit gebracht werden womit wiederum die Anpassung des Staatsrechts an die politischen Gegebenheiten vollzogen wurde um diese letztlich zu legalisieren Die Verfassung von 1968 wurde demnach prazisiert und vervollkommnet d h sie wurde verstarkt darauf ausgelegt den gesellschaftlichen und politischen Status quo zu sichern nbsp Titelblatt der DDR Verfassung von 1974So wurden 1973 in der Volkskammer zahlreiche fur sich genommen aber nur geringfugige Anderungen am bisherigen Verfassungstext beschlossen Wenngleich auch diese dritte Konstitution in den Grundzugen der vorangegangenen ahnelte so fanden doch neben einer umformulierten Praambel einige wesentliche Neuerungen Eingang Die Legislaturperiode wurde von vier auf funf Jahre verlangert die Verbundenheit mit der Sowjetunion fand nun durch einen eigenen Artikel Erwahnung und samtliche tendenziellen Hinweise auf die Einheit Deutschlands bzw der deutschen Nation wurden getilgt da man angesichts der weltpolitischen Situation die Aussicht auf eine gesamtdeutsche Demokratische Republik fallen gelassen hatte Das Ziel der Vereinigung beider deutscher Staaten wurde aufgegeben Nachdem im November 1968 die Breschnew Doktrin die eingeschrankte Souveranitat der DDR nochmals bekraftigt hatte wurde der Artikel 6 Abs 2 insoweit abgeandert als er nun fur immer und unwiderruflich das enge und bruderliche Bundnis der DDR mit der Sowjetunion festschrieb 11 2 Die Deutsche Demokratische Republik ist fur immer und unwiderruflich mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken verbundet Das enge und bruderliche Bundnis mit ihr garantiert dem Volk der Deutschen Demokratischen Republik das weitere Voranschreiten auf dem Wege des Sozialismus und des Friedens Die Deutsche Demokratische Republik ist untrennbarer Bestandteil der sozialistischen Staatengemeinschaft Sie tragt getreu den Prinzipien des sozialistischen Internationalismus zu ihrer Starkung bei pflegt und entwickelt die Freundschaft die allseitige Zusammenarbeit und den gegenseitigen Beistand mit allen Staaten der sozialistischen Gemeinschaft Die Verfassung besteht aus einer Praambel und 106 Artikeln die sich folgendermassen auf funf Abschnitte bzw zehn Kapitel aufteilen Praambel Abschnitt I Grundlagen der sozialistischen Gesellschafts und StaatsordnungKapitel 1 Politische Grundlagen Artikel 1 8 Kapitel 2 Okonomische Grundlagen Wissenschaft Bildung und Kultur Artikel 9 18 Abschnitt II Burger und Gemeinschaften in der sozialistischen GesellschaftKapitel 1 Grundrechte und Grundpflichten der Burger Artikel 19 40 Kapitel 2 Betriebe Stadte und Gemeinden in der sozialistischen Gesellschaft Artikel 41 43 Kapitel 3 Die Gewerkschaften und ihre Rechte Artikel 44 45 Kapitel 4 Die sozialistischen Produktionsgenossenschaften und ihre Rechte Artikel 46 Abschnitt III Aufbau und System der staatlichen LeitungKapitel 1 Die Volkskammer Artikel 48 65 Kapitel 2 Der Staatsrat Artikel 66 75 Kapitel 3 Der Ministerrat Artikel 76 80 Kapitel 4 Die ortlichen Volksvertretungen und ihre Organe Artikel 81 85 Abschnitt IV Sozialistische Gesetzlichkeit und Rechtspflege Artikel 86 104 Abschnitt V Schlussbestimmungen Artikel 105 106 12 Ereignisse des Herbstes 1989 und Verfassungsgrundsatze vom Juni 1990 Bearbeiten Im Zuge der Ereignisse des Herbstes 1989 Wende und friedliche Revolution in der DDR erfuhr diese Verfassung durch Volkskammerbeschluss uber die Entfernung des Paragraphen zur diktatorischen Fuhrungsrolle der SED am 1 Dezember 13 unter dem massiven Druck der Offentlichkeit ihre bedeutendste Anderung Und obgleich die am sogenannten Runden Tisch vereinten Vertreter oppositioneller Gruppen und der Regierung 1990 einen am deutschen Grundgesetz orientierten eigenen Entwurf erarbeiteten 14 galten der organisationsrechtliche und Kompetenzteil der alten Verfassung von 1974 weiter 15 Wahrend sich aber nach den ersten freien Wahlen vom 18 Marz 1990 immer starker abzeichnete dass die Volkskammer den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland beschliessen wurde erliess sie am 17 Juni 1990 dem Jahrestag des Volksaufstandes von 1953 mit dem Verfassungsgrundsatzegesetz neue Verfassungsgrundsatze 16 welche bestimmte freiheitliche und demokratische Prinzipien gegenuber dem DDR Verfassungstext fur vorrangig erklarten Er bestand demgemass noch bis zur deutschen Wiedervereinigung am 3 Oktober desselben Jahres Die deutsche Nation in den Verfassungen der DDR Bearbeiten1949 Bearbeiten Artikel 1 dd 1 Deutschland ist eine unteilbare demokratische Republik sie baut sich auf den deutschen Landern auf 2 Die Republik entscheidet alle Angelegenheiten die fur den Bestand und die Entwicklung des deutschen Volkes in seiner Gesamtheit wesentlich sind alle ubrigen Angelegenheiten werden von den Landern selbstandig entschieden 4 Es gibt nur eine deutsche Staatsangehorigkeit Artikel 2 dd 1 Die Farben der Deutschen Demokratischen Republik sind Schwarz Rot Gold Die Hauptstadt der Republik ist Berlin 1968 Bearbeiten Artikel 1 dd 1 Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat deutscher Nation Sie ist die politische Organisation der Werktatigen in Stadt und Land die gemeinsam unter Fuhrung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch leninistischen Partei den Sozialismus verwirklichen Die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik ist Berlin 1974 Bearbeiten Artikel 1 dd 1 Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern Sie ist die politische Organisation der Werktatigen in Stadt und Land unter Fuhrung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch leninistischen Partei Die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik ist Berlin Besonderheit des Artikels 6 Bearbeiten Hauptartikel Kriegs und Boykotthetze Mit dem Artikel 6 enthielten die Verfassungen der DDR eine Strafvorschrift Diese konnte unmittelbar angewendet werden da es sich gemass Schlussbestimmungen um direkt geltendes Recht handelte Unter Strafe standen Taten wie Boykotthetze oder revanchistische Propaganda Die Ausgestaltung der Tatbestande liess sich jedoch nicht mit einem ublichen Strafgesetz vergleichen und als Folge wurde die Bestrafung als Verbrechen angedroht ohne ein konkretes Strafmass zu nennen In der Fassung von 1949 wird mit der Formulierung sind Verbrechen im Sinne des Strafgesetzbuches auf dieses verwiesen Durch die Abgrenzung der Ausubung demokratischer Rechte von der Boykotthetze wird die fehlende Bestimmtheit etwas abgemildert Im folgenden Absatz wird zusatzlich der Verlust von Burgerrechten als Nebenfolge bestimmt Offensichtlich war geplant weitere hinreichende Strafgesetze zu erlassen und Art 6 DDR Verf lediglich als Vorschrift zu deren Ausgestaltung zu verwenden Dies geschah jedoch erst 1957 Die Zusammenfassung mit der im ersten Absatz des Artikels genannten Gleichstellung vor dem Gesetz deren Schutz die Strafandrohung vorgeblich bewirken soll vermochte nicht zu uberzeugen Tatsachlich uberwogen die benannten Tatbestande insbesondere durch die suggestiven Bezeichnungen derart dass der zusatzliche gesetzliche Tatbestand die sich gegen die Gleichberechtigung richten bedeutungslos blieb Die Verfassung von 1968 streicht die Strafvorschriften des Artikel 6 auf einen einzigen Absatz zusammen entfernt die Nebenfolgen und den Begriff der Boykotthetze fugt jedoch die Generalklausel in jeder Form hinzu Als Anknupfungspunkt dient jetzt die Einbindung der DDR in internationale Friedenssysteme und Volkerfreundschaften welche in den vorangehenden funf Absatzen des Artikels naher bestimmt werden In dieser Fassung hatte der sechste Absatz jedoch auch in zahlreichen anderen Artikeln stehen konnen Das Grundrecht der Gleichheit vor dem Gesetz wurde seines Schutzes durch die Strafvorschrift beraubt in Artikel 20 verlagert In der Fassung von 1974 wurde dies beibehalten Insgesamt wird die These gestutzt dass die Verfassungen von 1968 und 1974 vornehmlich der Kodifizierung der politischen Wirklichkeit dienten und weniger der Reform Siehe auch BearbeitenPolitisches System der DDR Realsozialismus Landereinfuhrungsgesetz ReichsverfassungLiteratur BearbeitenHeike Amos Die Entstehung der Verfassung in der sowjetischen Besatzungszone DDR 1946 1949 Darstellung und Dokumentation Diktatur und Widerstand Bd 12 Lit Verlag Munster 2006 ISBN 3 8258 9126 7 Julia Schulze Wessel Machtiger Autor Ohnmachtiger Interpret Die Verfassungsgebung in der Deutschen Demokratischen Republik In Hans Vorlander Hrsg Die Deutungsmacht der Verfassungsgerichtsbarkeit Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2006 ISBN 3 531 14959 8 Siegfried Mampel Die sozialistische Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik Kommentar mit einem Nachtrag uber die Rechtsentwicklung bis zur Wende im Herbst 1989 und das Ende der sozialistischen Verfassung 3 Auflage 1997 ISBN 3 8051 0275 5 Klaus Sorgenicht Wolfgang Weichler Tord Riemann Hans Joachim Semler Hrsg Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik Dokumente Kommentare 2 Bande Staatsverlag der DDR Berlin 1969 Hermann Weber Die DDR 1945 1990 3 Auflage Oldenbourg Munchen 1999 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik Quellen und Volltexte Dokumente zum Staats und Verwaltungsrecht der DDR bei verfassungen de Quellentexte bei documentArchiv de Verfassungsentwurf der SED fur eine DDR Verfassung vom 14 November 1946 Verfassung der DDR vom 7 Oktober 1949 Verfassung der DDR vom 6 April 1968 Verfassung der DDR von 1968 in der geanderten Fassung vom 7 Oktober 1974 Entwurf des Runden Tisches fur eine neue DDR Verfassung vom 4 April 1990 Gesetz zur Anderung und Erganzung der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik Verfassungsgrundsatze vom 17 Juni 1990 GBl I S 299 Christoph Seidler 06 04 1968 Referendum zur DDR Verfassung Memento vom 25 Dezember 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