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Klaus Sorgenicht 24 August 1923 in Elberfeld 22 Oktober 1999 in Berlin 1 war Leiter der Abteilung Staats und Rechtsfragen des Zentralkomitees ZK der SED Er war beruchtigt fur die Harte mit der er Gegner des politischen Systems der DDR verfolgte 2 Klaus Sorgenicht 2 v l in der Volkskammer 1989 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Karriere in der DDR 1 2 Leiter der Abteilung Staats und Rechtsfragen des ZK der SED 1 3 Mitwirkung an Todesurteilen 1 4 Das Wendejahr 1989 und die Zeit nach der Wende 2 Auszeichnungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 FussnotenLeben BearbeitenNach Abschluss der Volks und Handelsschule begann Sorgenicht eine kaufmannische Lehre Nach kurzer Tatigkeit in diesem Beruf wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und kam 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft In der Sowjetunion wurde er Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft wurde er Mitglied der KPD und war 1945 46 Oberburgermeister von Gustrow Bis 1949 war er Landrat des Kreises Gustrow Karriere in der DDR Bearbeiten Sorgenicht war von 1949 bis 1951 als Leiter der Abteilung Personalangelegenheiten im Ministerium des Innern des Landes Mecklenburg tatig und 1951 52 in einer ahnlichen Position im Innenministerium der DDR Von 1952 bis 1954 war er Leiter der Koordinierungs und Kontrollstelle fur die Arbeit der Verwaltungsorgane der DDR In den Jahren 1953 und 1954 studierte Sorgenicht an der Parteihochschule der KPdSU in Moskau Im Jahr 1955 begann er ein Fernstudium an der Deutschen Akademie fur Staats und Rechtswissenschaft in Potsdam welches er 1959 als Dipl Staatswissenschaftler abschloss Im Jahr 1968 promovierte Sorgenicht zum Dr rer pol Von 1958 bis 1990 war er ausserdem Abgeordneter der Volkskammer und von 1963 bis 1990 Mitglied des Staatsrats der DDR Leiter der Abteilung Staats und Rechtsfragen des ZK der SED Bearbeiten Nach seiner Ruckkehr vom Studium aus Moskau 1954 wurde Sorgenicht Leiter der Abteilung Staats und Rechtsfragen des ZK der SED er verblieb in dieser Stellung bis zur Wende 1989 Ihm oblag in Zusammenarbeit mit dem MfS die kadermassige Uberwachung der Richter und Staatsanwalte 3 Zusammen mit Karl Polak fuhrte er Anfang 1958 den Kampf gegen die verbliebenen Revisionisten im Justizwesen der DDR also jene Juristen die an burgerlichen oder sozialdemokratischen Positionen festhielten 4 Die Kampagne mundete in die Babelsberger Konferenz im April desselben Jahres 5 Sein Misstrauen gegen die Fachjuristen deren Argumentation sich von den ideologisch grobschlachtigen Ausfuhrungen des Apparatschiks Sorgenicht drastisch unterschied legte er nie ab 6 Mitwirkung an Todesurteilen Bearbeiten In seiner Funktion als Abteilungsleiter war er federfuhrend mit der Vorbereitung und Durchfuhrung der Prozesse gegen politische Gegner betraut 7 u a einiger Schauprozesse Prozesse vor erweiterter Offentlichkeit Vor vielen Prozessen in den 1950er und Anfang der 1960er Jahre schlug Klaus Sorgenicht dem Politburo vor Todesurteile zu verhangen Sobald sie vom Politburo gebilligt worden waren waren Sorgenichts Vorschlage fur die Gerichte bindend so in den Prozessen gegen Gerhard Benkowitz 8 Heinz Georg Ebeling und Paul Koppe 9 Sylvester Murau 10 Gottfried Strympe Werner Flach 11 Karl Laurenz und Elli Barczatis 12 Nachdem die Todesurteile gegen Karl Laurenz und Elli Barczatis gefallt worden waren empfahl er Wilhelm Pieck das Gnadengesuch abzulehnen 13 Im RIAS Prozess schlug Sorgenicht fur Joachim Wiebach eine lebenslange Freiheitsstrafe vor 14 In diesem Fall ging Ulbricht uber Sorgenichts Vorschlag hinaus und verfugte die Todesstrafe 15 Im Dezember 1961 schlug Sorgenicht vor gegen einen Bauern die Todesstrafe zu verhangen der sich dem forcierten Abschluss der Kollektivierung im Fruhjahr 1960 widersetzt hatte Die Partei machte ihn und einen anderen Bauern der ebenfalls zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde dafur verantwortlich dass in ihrem Dorf mehr als die Halfte der Bauern die 1960 in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft eingetreten waren im Juli 1961 ihren Ausritt erklart hatten 16 Das Wendejahr 1989 und die Zeit nach der Wende Bearbeiten Anfang 1989 war Sorgenicht an der Vorbereitung der Wahlfalschung bei den Kommunalwahlen am 7 Mai 1989 beteiligt 17 Am 22 und 23 Oktober 1989 verfasste er mit Erich Mielke Wolfgang Herger und Friedrich Dickel fur das Politburo eine Vorlage zu Massnahmen zur Verhinderung der weiteren Formierung und zur Zuruckdrangung antisozialistischer Sammlungsbewegungen einer der letzten Versuche der alten Garde innerhalb der SED die Demonstrationen fur Freiheit mit allen Mitteln zu beenden 18 Diese Vorlage ist in mehreren Entwurfen uberliefert deren Duktus sich zunehmend verscharft Das SED Politburo gab die Vorlage jedoch zur weiteren Uberarbeitung an die Autoren zuruck 19 1992 wurde Sorgenicht wegen Rechtsbeugung in Tateinheit mit Totschlag und Freiheitsberaubung in mehreren Fallen angeklagt 20 Infolge krankheitsbedingter Verhandlungsunfahigkeit konnte er strafrechtlich nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden 21 Auszeichnungen Bearbeiten1965 und 1968 Banner der Arbeit 1973 Vaterlandischer Verdienstorden in Gold 1983 Karl Marx Orden 1988 Ehrenspange zum Vaterlandischen Verdienstorden in GoldSchriften BearbeitenVerfassung der DDR Berlin 1969 zus mit W Weichelt Staat Recht und Demokratie nach dem IX Parteitag der SED Dietz Berlin 1976 Unser Staat in den 80er Jahren Dietz Berlin 1982 Literatur BearbeitenArtikel Sorgenicht Klaus In Bundesministerium fur gesamtdeutsche Fragen Hg SBZ von A Z Ein Taschen und Nachschlagebuch uber die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands Bonn 1965 Helmut Muller Enbergs Sorgenicht Klaus In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Hermann Wentker Sorgenicht Klaus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 601 f Digitalisat Weblinks BearbeitenKlaus Sorgenicht im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Fussnoten Bearbeiten Ehrenburger der Barlachstadt Gustrow Memento des Originals vom 4 Dezember 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www guestrow de abgerufen am 31 August 2015 Annette Weinke Die DDR Justiz im Umbruch 1989 90 In Roger Engelmann Clemens Vollnhals Hg Justiz im Dienste der Parteiherrschaft Rechtspraxis und Staatssicherheit in der DDR Ch Links Berlin 2 durchges Aufl 2000 ISBN 3 86153 184 4 S 411 431 hier S 423 Helmut Irmen Stasi und DDR Militarjustiz Der Einfluss des Ministeriums fur Staatssicherheit auf Strafverfahren und Strafvollzug in der Militarjustiz der DDR De Gruyter Berlin 2014 ISBN 978 3 11 031664 3 S 62 Michael Stolleis Ein Staat ohne Staatsrecht eine Verwaltung ohne Verwaltungsrecht Zum offentlichen Recht in der Rechtswissenschaft der DDR Akademievorlesung in der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am 5 Marz 2009 S 45 47 Stefan Gupping Die Bedeutung der Babelsberger Konferenz von 1958 fur die Verfassungs und Wissenschaftsgeschichte der DDR Berlin Verlag Spitz Berlin 1997 ISBN 3 87061 676 8 Christian Booss Die gestaute Republik Missgluckter Generationswechsel und Reformstau als Voraussetzungen der Friedlichen Revolution In Bundeszentrale fur politische Bildung Hg Deutschland Archiv Online 11 August 2014 Helmut Irmen Stasi und DDR Militarjustiz Der Einfluss des Ministeriums fur Staatssicherheit auf Strafverfahren und Strafvollzug in der Militarjustiz der DDR De Gruyter Berlin 2014 S 325 Hausmitteilung von Sorgenicht an Walter Ulbricht vom 13 Juni 1955 In Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv SAPMO Zentrales Parteiarchiv der SED ZPA Reg Nr IV 2 13 Siehe dazu Karl Wilhelm Fricke Peter Steinbach Johannes Tuchel Opposition und Widerstand in der DDR Politische Lebensbilder C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 47619 8 S 311 315 hier S 314 Gerhard Salter Interne Repression Die Verfolgung ubergelaufener MfS Offiziere durch das MfS und die DDR Justiz 1954 1966 Hannah Arendt Institut fur Totalitarismusforschung Dresden 2002 ISBN 3 931648 39 7 S 66 67 Online PDF 905 KB Vorlage von Sorgenicht fur das Politburo vom 3 Januar 1956 In Arbeitsprotokoll Nr 2 des Politburos vom 13 Januar 1956 Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv SAPMO J IV 2 2 A 456 Az 363 Js 74 93 Bl 143 146 zitiert in Gerhard Salter Interne Repression Die Verfolgung ubergelaufener MfS Offiziere durch das MfS und die DDR Justiz 1954 1966 Hannah Arendt Institut fur Totalitarismusforschung Dresden 2002 S 110 Siehe dazu Karl Wilhelm Fricke Ilko Sascha Kowalczuk Der Wahrheit verpflichtet Texte aus funf Jahrzehnten zur Geschichte der DDR Herausgegeben von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur und vom Deutschlandfunk Ch Links Verlag Berlin 2000 ISBN 3 86153 208 5 S 504 Falco Werkentin Souveran ist wer uber den Tod entscheidet Die SED Fuhrung als Richter und Gnadeninstanz bei Todesurteilen In Roger Engelmann Clemens Vollnhals Hg Justiz im Dienste der Parteiherrschaft Rechtspraxis und Staatssicherheit in der DDR Ch Links Berlin 2 durchges Aufl 2000 S 181 204 hier S 190 Karl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse in der DDR 1953 1956 Ch Links Verlag Berlin 1998 ISBN 3 86153 147 X S 335 Karl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse in der DDR 1953 1956 Ch Links Verlag Berlin 1998 S 194 Roger Engelmann Blutjustiz als politisches Lehrstuck Todesurteile in DDR Schauprozessen der funfziger Jahre In Horch und Guck Zeitschrift der Gedenkstatte Museum in der Runden Ecke Leipzig Jg 2008 Heft 1 S 8 13 Eberhard Wendel Ulbricht als Richter und Henker Stalinistische Justiz im Parteiauftrag Zeugnisse deutscher Geschichte Aufbau Verlag Berlin 1996 ISBN 3 351 02452 5 S 105 Falco Werkentin Souveran ist wer uber den Tod entscheidet Die SED Fuhrung als Richter und Gnadeninstanz bei Todesurteilen In Roger Engelmann Clemens Vollnhals Hg Justiz im Dienste der Parteiherrschaft Rechtspraxis und Staatssicherheit in der DDR Ch Links Berlin 2 durchges Aufl 2000 S 181 204 hier S 194 Klaus Bastlein Eine Falschung zu viel Die DDR Kommunalwahlen vom 7 Mai 1989 In Jens Schone Hg Revolution Die DDR im Jahr 1989 Der Berliner Landesbeauftragte fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Berlin 2010 ISBN 978 3 934085 33 6 S 19 47 hier S 26 Walter Suss Staatssicherheit am Ende Warum es den Machtigen nicht gelang 1989 eine Revolution zu verhindern Ch Links Verlag Berlin 1998 ISBN 3 86153 181 X S 364 Der Bundesbeauftragte fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik BStU Faksimile der Fassung vom 30 Oktober 1989 Klaus Bastlein Der Fall Mielke Die Ermittlungen gegen den Minister fur Staatssicherheit der DDR Nomos Baden Baden 2002 ISBN 3 7890 7775 5 S 187 Karl Wilhelm Fricke Der DDR Schauprozess gegen den RIAS In Die Politische Meinung Heft 427 Juni 2005 S 63 67 hier S 67 Normdaten Person GND 1071869736 lobid OGND AKS LCCN n83237897 VIAF 39903842 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sorgenicht KlausKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SED MdV Leiter der Abteilung Staats und Rechtsfragen des ZK der SEDGEBURTSDATUM 24 August 1923GEBURTSORT ElberfeldSTERBEDATUM 22 Oktober 1999STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klaus Sorgenicht amp oldid 235963634