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Gerhard Benkowitz 2 Juni 1923 in Sudschenka Sowjetunion 29 Juni 1955 in Dresden war ein Widerstandskampfer der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit gegen das SED Regime in der DDR der in einem Schauprozess wegen Spionage und Vorbereitungen zu Sprengungen von Brucken und einer Talsperre auf Anweisung der SED zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde Gerhard Benkowitz wahrend des Prozesses Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Familie 2 Verhaftung Schauprozess und Hinrichtung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Familie BearbeitenDer Vater von Gerhard Benkowitz war im Ersten Weltkrieg in russische Gefangenschaft gekommen Dort heiratete er eine Wolgadeutsche und kehrte nach der Geburt des Sohnes nach Deutschland zuruck 1 Er war Ortsbauernfuhrer im NS Staat Benkowitz legte 1941 in Weimar das Abitur ab und wurde anschliessend Offizieranwarter der Wehrmacht Er wurde 1943 in der Schlacht im Kursker Bogen verwundet und studierte 1944 ein Semester Medizin in Jena Nach dem Krieg arbeitete er als Verkaufer und spater in der Stadtverwaltung von Weimar ab Ende 1946 bei der SMAD Thuringen Er wurde 1946 Mitglied der LDPD aus der er im gleichen Jahr wieder austrat Im Jahr 1948 trat er der SED bei Er begann 1949 ein Fachschulstudium in Russisch und arbeitete ab 1950 als Russischlehrer in Buttstadt und ab 1951 in Weimar wo er 1954 stellvertretender Schuldirektor wurde Benkowitz hatte 1949 in West Berlin Kontakt zur Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit KgU aufgenommen weil er hoffte dadurch etwas uber seinen Vater zu erfahren den die sowjetische Geheimpolizei NKWD 1945 verhaftet hatte und der seither verschwunden war Bei den Befragungen lieferte Benkowitz zunachst Stimmungsberichte an die KgU Benkowitz war mit der Lehrerin Erika Benkowitz 27 Dezember 2008 verheiratet Verhaftung Schauprozess und Hinrichtung Bearbeiten nbsp Benkowitz spricht im Gerichtssaal mit seinem VerteidigerVor der Verhaftung hatte das 1953 in Staatssekretariat fur Staatssicherheit SfS umbenannte Ministerium fur Staatssicherheit MfS keinen Operativen Vorgang zu Gerhard Benkowitz angelegt was darauf hindeutet dass er sehr kurzfristig ins Visier der Staatssicherheit geraten war Als Verrater von Benkowitz kommt der damalige KgU Sachgebietsleiter fur Thuringen Rupprecht Wagner Deckname Wolff in Frage welcher bereits eine undichte Stelle in der KgU war bevor er am 10 September 1955 offentlichkeitswirksam zur Staatssicherheit wechselte Am 4 April 1955 verhaftete das SfS in Weimar das Ehepaar Benkowitz Die Staatssicherheit wusste zunachst nichts uber Mitstreiter von Benkowitz und erfuhr von ihnen erst durch seine Aussagen Am folgenden Tag verhaftete das Ehepaar Christa und Hans Dietrich Kogel 1925 1955 Hans Dietrich Kogel war Sachbearbeiter fur Planung und Statistik beim Rat der Stadt Weimar Zugleich wurden der Fahrdienstleiter Willibald Schuster aus Grossebersdorf der Reichsbahnangestellte Gerhard Kammacher und der Student Christian Busch festgenommen die keine Beziehungen zur Gruppe Benkowitz hatten Sie kamen uber das Untersuchungsgefangnis des SfS in Erfurt in das fensterlose Kellergefangnis U Boot in Berlin Hohenschonhausen 2 Als die SED Fuhrung Anfang 1955 einen Schauprozess vor dem Obersten Gericht der DDR in Berlin plante brachte das SfS Benkowitz am 15 Mai 1955 ebenfalls in das U Boot Bei den Verhoren gab Benkowitz an im Herbst 1950 eine illegale Widerstandsgruppe fur die KgU gebildet zu haben 3 Er habe von einem republikfluchtigen Agenten eine Waffe mit Munition erhalten die er dann aber ins Wasser geworfen habe Er sei bereit gewesen Sprengsatze und Brandsatze aufzubewahren doch sei es nicht zu einer Entgegennahme gekommen Der Vorhaltung er habe Sprengstoff angenommen widersprach er Ein in seine Zelle eingeschleuster Informant machte keine gegenteiligen Angaben Weil ein Sachbeweis nicht erbracht werden konnte liess das SfS den Vorwurf fallen Eine Stinkbombe mit der er Versammlungen storen sollte habe er in einen Teich geworfen Im Sommer 1952 habe er Objekte fur Sprengungen und Sabotagemassnahmen ausgespaht darunter die Bleilochtalsperre an der Saale die Sechsbogen Eisenbahnbrucke bei Weimar und weitere Objekte Bei Kogel sollte ein Sprengkommando beherbergt werden doch kam es nicht dazu Danach habe die Arbeit der Gruppe in Schadlingsarbeit wie dem Verteilen von Flugblattern dem Sammeln von Informationen und dem Versenden von Drohbriefen an Funktionare in der DDR bestanden Da Benkowitz und Kogel detailreiche und weitgehend gleichlautende Angaben machten konnen die Aussagen als zutreffend betrachtet werden 4 Die SfS Offiziere die Benkowitz bearbeiteten und der Pflichtverteidiger hatten ihm eingeredet eine ausfuhrliche Selbstbezichtigung und Reue konnten ihn retten Benkowitz glaubte das und spielte so unwillentlich den Regisseuren des Schauprozesses in die Hande Schon vor Prozessbeginn stand das Todesurteil gegen Benkowitz fest Der Funktionar Josef Streit im Referat Justiz des ZK der SED hatte es vorgeschlagen Klaus Sorgenicht der Leiter des Referats sandte den Vorschlag in einer Hausmitteilung dem Ersten Sekretar der SED Walter Ulbricht zu Hans Dietrich Kogel sollte zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt werden Diesen Vorschlag des ZK anderte Ulbricht eigenhandig in Todesstrafe um bei einem anderen legte er das Strafmass auf 15 Jahre fest und unterzeichnete das Ganze mit Einverstanden W Ulbricht 5 Am 22 und 23 Juni 1955 fand unter grosser offentlicher Anteilnahme zu der auch Rundfunkubertragungen gehorten die Hauptverhandlung vor dem Obersten Gericht unter dem Prasidenten Kurt Schumann statt Die Angeklagten gestanden als Spione und Terroristen fur die KgU eine enorme Zahl von Spionageberichten bis zu kleinsten Einzelheiten des DDR Alltags wie uber Produktionsausfalle wegen Materialmangel geliefert zu haben Ein Angeklagter soll den Guterverkehr in erheblichem Umfang verzogert haben ohne das dies bemerkt worden war Benkowitz gestand die Aufgabe gehabt zu haben die ausspionierten funf Brucken in Weimar Hochspannungsmasten Stromleitungen sowie die mehr als sechzig Meter hohe Betonmauer der Saaletalsperre zu sprengen Der Prozess erreichte einen Hohepunkt als Benkowitz auf die Frage Hatten sie die Eisenbahnbrucke auf der Strecke Weimar Jena auch dann gesprengt wenn sie gerade von einem mit Kindern voll besetzten Zug befahren worden ware mit Ja antwortete 6 Die Verhandlung endete Ulbrichts Vorschlag gemass mit Todesurteilen fur Gerhard Benkowitz und Hans Dietrich Kogel Am 29 Juni wurde das Urteil im Namen des Volkes vollstreckt Beide verloren in der Zentralen Hinrichtungsstatte der DDR in Dresden unter dem Fallbeil ihr Leben Benkowitz ebenfalls inhaftierte Frau Erika verurteilte am 20 Juli 1955 in Erfurt der Erste Strafsenat unter Kurt Bieret zu 12 Jahren Zuchthaus In der Urteilsbegrundung hiess es unter anderem dass sie davon ausgehen musste dass ihre Erzahlungen und Berichte fur Spionagezwecke missbraucht wurden 7 Literatur BearbeitenKarl Wilhelm Fricke Ein Federzug von Ulbrichts Hand Todesstrafe in Deutschland Archiv 24 Jg H 8 Koln 1991 S 840 ff Rudi Beckert Die erste und letzte Instanz Schau und Geheimprozesse vor dem Obersten Gericht der DDR Keip Goldbach 1995 ISBN 3 8051 0243 7 S 273 ff Karl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse in der DDR 1953 1956 Berlin 1998 S 159 169 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Karl Wilhelm Fricke Peter Steinbach Johannes Tuchel Opposition und Widerstand in der DDR Politische Lebensbilder Munchen 2002 S 311 315 Ilko Sascha Kowalczuk Benkowitz Gerhard In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Gerhard Finn Die Widerstandsarbeit der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit PDF 330 kB in Unrecht uberwinden SED Diktatur und Widerstand Axel Stefek 1950 1955 Todesurteile fur zwei Weimarer In Ders Weimar unangepasst Widerstandiges Verhalten 1950 1989 Weimar 2014 S 23 28 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gerhard Benkowitz Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Karl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse Schriftenreihe des BStU 11 S 161 Online Gerhard Finn Die Widerstandsarbeit der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit PDF 330 kB in Unrecht uberwinden SED Diktatur und Widerstand Aktuelle Fragen der Politik Nr 38 St Augustin 1996 Zu den folgenden Einzelheiten siehe Rudi Beckert Die erste und letzte Instanz Schau und Geheimprozesse vor dem Obersten Gericht der DDR Keip Goldbach 1995 ISBN 3 8051 0243 7 S 273 277 Karl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse Schriftenreihe des BStU 11 S 162 Online Eberhard Wendel Ulbricht als Richter und Henker Stalinistische Justiz im Parteiauftrag Aufbau Berlin 1996 ISBN 3 351 02452 5 S 97 102 dort das Dokument in Faksimile S 100 Zitate bei Eberhard Wendel Ulbricht als Richter und Henker Stalinistische Justiz im Parteiauftrag Aufbau Berlin 1996 ISBN 3 351 02452 5 S 101 Petra Weber Justiz und Diktatur Justizverwaltung und politische Strafjustiz in Thuringen 1945 1961 Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 46 Munchen Oldenbourg 2000 S 451 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 14 August 2021 PersonendatenNAME Benkowitz GerhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Widerstandskampfer gegen die SED Diktatur und Schauprozessopfer in der DDRGEBURTSDATUM 2 Juni 1923GEBURTSORT Sudschenka SowjetunionSTERBEDATUM 29 Juni 1955STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Benkowitz amp oldid 238486818