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Gottfried Strympe 1924 21 Juni 1962 in Leipzig wurde als Straftater in der DDR hingerichtet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Verurteilung und Tod 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGottfried Strympe hatte keinen Beruf erlernt war dreimal geschieden und soll haufig seine Arbeitsplatze gewechselt haben Am 24 April 1961 wurde er nach einer Serie von Brandstiftungen festgenommen und in die Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS der DDR in Berlin Hohenschonhausen eingeliefert Anlasse der ihm vorgeworfenen Brandstiftungen die er im Umfeld seines Wohnortes Bautzen verubt haben soll waren angeblich gescheiterte Masturbations Versuche beim Beobachten von Frauen Bei diesen Anlassen beging er angeblich auch Diebstahle Ihm wurden vom Ministerium fur Staatssicherheit fur die Jahre von 1957 bis 1961 insgesamt 64 Diebstahle und ab September 1960 28 Brandstiftungen nachgewiesen Weder die ihm vorgeworfenen Diebstahle noch die Brandstiftungen sollen von einem abgebrannten Dachstuhl abgesehen grossere Schaden angerichtet haben und niemand soll dabei verletzt oder getotet worden sein Die Ermittlungen erfuhren Verzogerungen durch Zwischenfalle im Gefangnis die nach Meinung der DDR Justizorgane eine sechswochige Unterbringung Strympes in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik erforderlich machten Verurteilung und Tod BearbeitenZur propagandistischen Rechtfertigung des Baus der Berliner Mauer beabsichtigte das Politburo des ZK der SED auch die Veranstaltung von Schauprozessen 1 Bei den Ermittlungen stellte sich heraus dass Strympe seinen in West Berlin lebenden Vater bis zu dessen Tod 1958 etwa wochentlich besucht hatte Bei diesen Aufenthalten sah er sich Kinovorstellungen und das Amerika Haus an und beschaffte sich Literatur sowie pornografische Abbildungen Einmal hatte er eine sozialdemokratische Zeitung nach Bautzen geschmuggelt Obwohl dem Ministerium fur Staatssicherheit der psychiatrische Hintergrund von Strympes Taten bekannt war und ein psychiatrisches Gutachten Zweifel an seiner Zurechnungsfahigkeit enthielt formulierte es in seinem Abschlussbericht dieser hatte die Brandstiftungen auf Geheiss der westdeutschen und amerikanischen Imperialisten verubt Strympe sei ein Gewaltverbrecher Terrorist und Diversant der in der Zeit seiner terroristischen Tatigkeit weit uber 60 000 Menschen des Stadt und Kreisgebietes von Bautzen in einer standigen Angstpsychose hielt Nach Abschluss der Ermittlungen schlugen der Minister fur Staatssicherheit Erich Mielke die Justizministerin Hilde Benjamin der amtierende Generalstaatsanwalt Werner Funk und der Leiter der Abteilung Staats und Rechtsfragen beim ZK der SED Klaus Sorgenicht gemeinsam dem Politburo am 7 Dezember 1961 vor gegen Strympe in einem Prozess vor erweiterter Offentlichkeit die Todesstrafe zu verhangen Zu der geplanten Gerichtsverhandlung hiess es in dieser Vorlage Hierbei wird der Bevolkerung die Gefahrlichkeit der ideologischen Diversion wie sie durch den RIAS und die westdeutschen Hetzsender betrieben wird deutlich vor Augen gefuhrt Durch den Prozess wird bewiesen dass Strympe in seiner feindlichen Einstellung wahrend seiner Aufenthalte in Westberlin wesentlich gestarkt wurde Weiterhin lautete es werden die noch schwankenden Teile der Bevolkerung von Bautzen die Gefahrlichkeit von Verbindungen und Reisen nach Westberlin besser erkennen und die Notwendigkeit der am 13 August 1961 getroffenen Massnahmen erst recht verstehen Das Politburo stimmte am 12 Dezember zu und Strympe wurde in der Hauptverhandlung des Bezirksgerichts Dresden vom 22 Januar bis zum 2 Februar 1962 wegen fortgesetzter Diversionsakte nach 17 22 und 24 StEG zum Tode verurteilt Die offentliche Gerichtsverhandlung mit taglicher Berichterstattung wurde von einer durch die SED in Betrieben und Institutionen des Bezirks Dresden organisierten Unterschriftenkampagne begleitet in der hunderte dort beschaftigte DDR Burger belegschaftsweise und oft einstimmig fur die Bestie die Hochststrafe forderten In der Verhandlung ging das Gericht weder auf die psychische Erkrankung Strympes noch auf die Terrorismusvorwurfe ein Auch der Verteidiger durfte diese Umstande nicht zur Sprache bringen Er wurde zuvor auf eine spater am Obersten Gericht der DDR zu stellende Berufung verwiesen Diese Berufung wurde am 18 Mai 1962 als unbegrundet verworfen Strympe wurde am 21 Juni 1962 in der Zentralen Hinrichtungsstatte der DDR durch Enthauptung hingerichtet Die 1992 begonnenen Ermittlungen der Arbeitsgruppe Regierungskriminalitat gegen die noch lebenden Verantwortlichen Mielke und Sorgenicht wegen Rechtsbeugung sind 1996 nach 154 StPO eingestellt worden Siehe auch BearbeitenListe von in der DDR hingerichteten PersonenLiteratur BearbeitenKlaus Bastlein Der Fall Mielke Die Ermittlungen gegen den Minister fur Staatssicherheit der DDR Recht und Justiz der DDR Bd 3 Nomos VG Baden Baden 2002 ISBN 3 7890 7775 5 S 199 204 zugl Dissertation FU Berlin 2002 Einzelnachweise Bearbeiten Falco Werkentin Politische Strafjustiz in der Ara Ulbricht Forschungen zur DDR Geschichte Bd 1 Links Verlag Berlin 1995 ISBN 3 86153 069 4 S 105 110 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 13 August 2022 PersonendatenNAME Strympe GottfriedKURZBESCHREIBUNG deutscher Straftater Justiz Opfer in der DDRGEBURTSDATUM 1924STERBEDATUM 21 Juni 1962STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottfried Strympe amp oldid 232033964