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Die Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR trat am 1 Juli 1990 aufgrund eines Staatsvertrages in Kraft der am 18 Mai 1990 von den Finanzministern Theodor Waigel und Walter Romberg unterzeichnet worden war Inhaltsverzeichnis 1 Wahrungsunion 1 1 Vorgeschichte 1 2 Debatte um die Umtauschkurse 1 3 Umtauschkurse 1 4 Vereinigungskriminalitat 1 5 Umtausch und Akzeptanz 2 Wirtschaftsunion 3 Sozialunion 4 Sonstiges 5 Einzelnachweise 6 WeblinksWahrungsunion Bearbeiten nbsp 1 1 nbsp 1 Juli 1990 In Gera stehen DDR Burger bei einer Bank an um DM abzuhebenDie Wahrungsunion stellte fur die meisten DDR Burger zunachst den grossten Einschnitt dar da sie nun DM in ihren Handen hielten die fur sie wie auch im Ausland das Symbol fur das Wirtschaftswunder und den bundesdeutschen Wohlstand war Die Deutsche Bundesbank wurde alleinige Wahrungs und Notenbank Vorgeschichte Bearbeiten Die DDR galt als hoffnungslos verschuldet Die in der zweiten Halfte der 1980er Jahre sprunghaft angestiegenen Schulden durch wachsende Exportdefizite beliefen sich Ende 1989 auf 49 Milliarden Valutamark 1 Das sinkende Vertrauen der DDR Burger in ihre Regierung und die bessere wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik fuhrten zu einer grossen Abwanderungswelle weshalb die SPD Politikerin Ingrid Matthaus Maier Mitte Januar 1990 das erste Mal die Einfuhrung der D Mark in der DDR und damit faktisch eine Wahrungsunion vorschlug was von der Bundesregierung am 6 Februar 1990 der Offentlichkeit vorgestellt wurde Debatte um die Umtauschkurse Bearbeiten Das Deutsche Institut fur Wirtschaftsforschung DIW schlug einen moglichst niedrigen Wechselkurs von 5 1 vor um die Exportwirtschaft der DDR zu schutzen wahrend die dortige Bevolkerung selbst von einem Kurs von 1 1 ausging 2 Wahrend die Bundesbank um die Stabilitat der D Mark besorgt war verfolgte die Bundesregierung das politische Ziel einer schnellen Wiedervereinigung da man sich sorgte das gunstige aussenpolitische Zeitfenster konnte sich wieder schliessen 3 Umtauschkurse Bearbeiten Der Umtauschkurs wurde speziell gestaffelt und variierte je nach Alter und Gegebenheit So durften Burger ab 60 Jahren bis zu 6 000 Erwachsene bis zu 4 000 und Kinder bis 14 Jahren bis zu 2 000 DDR Mark zum Kurs von 1 1 umtauschen Daruberliegende Sparguthaben wurden zum Kurs 2 1 gewechselt Schulden wurden ebenfalls halbiert Lohne Gehalter Stipendien Renten Mieten und Pachten sowie weitere wiederkehrende Zahlungen wurden zum Kurs von 1 1 umgestellt Die Guthaben von Personen und Firmen die nicht ihren Sitz in der DDR hatten wurden zum Kurs von 3 1 umgetauscht Faktisch ergab sich bei diesen Bestandsgrossen ein reales Gesamtumtauschverhaltnis von 1 6 zu 1 4 Kritik bezuglich der Vorgehensweise bei der wirtschaftlichen Wiedervereinigung und insbesondere der Festlegung des Wechselkurses zur Einfuhrung der D Mark in der DDR ubte der damalige Bundesbankprasident Karl Otto Pohl 5 Gemessen am geschatzten Produktionspotential der DDR war die durch den hohen Umtauschkurs zusatzliche Geldmenge fur die DDR um 50 Prozent zu hoch Laut Wirtschaftswissenschaftler Peter Bofinger ware fur das gesamte Wahrungsgebiet ein Geldmengenanstieg von 4 5 Prozent verkraftbar gewesen 6 Vereinigungskriminalitat Bearbeiten Der durch Betrug in Verbindung mit der Wahrungsunion verursachte Schaden wird auf 20 Mrd DM geschatzt siehe Zentrale Ermittlungsgruppe fur Regierungs und Vereinigungskriminalitat ZERV Umtausch und Akzeptanz Bearbeiten Wegen der begrenzten Mengen an Mark die zum Kurs 1 1 in DM umgetauscht werden konnten gab es vor dem Termin der Wahrungsunion noch vorgezogene Kaufe von Gebrauchsgutern aus DDR Produktion wie Waschmaschinen oder Pkw Einige DDR Burger mit Markguthaben uber der Hochstmenge fur den 1 1 Umtausch ubergaben das uberschussige Geld an weniger wohlhabende Bekannte und Verwandte Wenige Tage vor dem 1 Juli 1990 waren Geschafte mit Inventur Ausverkauf und Neuauszeichnung der Waren beschaftigt Geldtransporter wurden von Einsatzfahrzeugen der Polizei mit Blaulicht begleitet und versorgten die Banken Der Umtausch fur die Bevolkerung begann am 1 Juli um 0 00 Uhr Am darauffolgenden verkaufsoffenen Sonntag waren die nun gegen DM frei erhaltlichen Videorekorder Fernsehgerate Autos und Reisen begehrt 7 Wirtschaftsunion BearbeitenGrundlage der Wirtschaftsunion war die Soziale Marktwirtschaft wie sie in der Bundesrepublik Deutschland bestand Die am 1 Marz 1990 gegrundete Anstalt zur treuhanderischen Verwaltung des Volkseigentums ubernahm am 1 Juli 1990 7 894 Volkseigene Betriebe mit vier Millionen Beschaftigten Ihre Aufgabe war die Privatisierung der Betriebe Die Einfuhrung der D Mark und der Umbau der Planwirtschaft zu marktwirtschaftlichen Strukturen beschleunigte den Niedergang der DDR Volkswirtschaft Das Einzelhandelsmonopol der HO und Konsumgenossenschaften sorgte in den Geschaften am Stichtag fur ein reichhaltiges Angebot an Waren aus westdeutscher Produktion Die Nachfrage nach in der DDR gefertigten Waren brach auf der anderen Seite ein da die Konsumenten mit der durch die Wahrungsunion gewonnenen Kaufkraft westdeutsche Waren bevorzugten Die nun treuhanderisch verwalteten Betriebe der DDR hingegen fanden nur mit sehr viel Muhen Abnehmer fur ihre Produkte Als enormer Wettbewerbsnachteil erwies sich die geringe Produktivitat der DDR Betriebe Zusatzlich belastet wurden die Betriebe durch Lohnerhohungen nach der Wahrungsunion Damit stiegen die Lohnstuckkosten weit uber das Niveau der westdeutschen Industrie und verringerten die Wettbewerbsfahigkeit 8 Die DDR Unternehmen erstellten auf den 1 Juli 1990 eine DM Eroffnungsbilanz Sozialunion BearbeitenDie Sozialunion umfasste eine Umstrukturierung der sozialen Gegebenheiten der DDR nach dem Vorbild der Bundesrepublik In Artikel 1 Absatz 4 des Vertrags heisst es Die Sozialunion bildet mit der Wahrungs und Wirtschaftsunion eine Einheit Sie wird insbesondere bestimmt durch eine der Sozialen Marktwirtschaft entsprechende Arbeitsrechtsordnung und ein auf den Prinzipien der Leistungsgerechtigkeit und des sozialen Ausgleichs beruhendes umfassendes System der sozialen Sicherung Die bestehende Sozialversicherung in der DDR wurde in Renten Kranken Arbeitslosen und Unfallversicherung aufgespalten Fur das Arbeitslosengeld und die Rentenkasse wurde eine Anschubfinanzierung eingefuhrt In der DDR wurde nun nach westdeutschem Arbeitsrecht gearbeitet was Koalitionsfreiheit Tarifautonomie sowie Veranderungen an Arbeitskampfrecht insbesondere Streikrecht sowie Mitbestimmung und Kundigungsschutz beinhaltete Sonstiges BearbeitenAls Referatsleiter im Bundesfinanzministerium arbeitete Thilo Sarrazin 1990 die deutsch deutsche Wahrungsunion aus 2010 gab er in einem Interview Einblicke in das damalige Procedere 9 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Brenke Die deutsch deutsche Wahrungsunion ein kritischer Ruckblick In DIW Wochenbericht Nr 27 2015 S 630 Karl Brenke Die deutsch deutsche Wahrungsunion ein kritischer Ruckblick In DIW Wochenbericht Nr 27 2015 S 632 Ralf Keuper Die Einfuhrung der D Mark in der DDR war alternativlos Interview mit Lothar Weniger In Bankstil de Abgerufen am 4 Juli 2021 Karl Brenke Die deutsch deutsche Wahrungsunion ein kritischer Ruckblick In DIW Wochenbericht Nr 27 2015 S 633 Karl Otto Pohl ist uberzeugt Der Kurs beim Umtausch war verhangnisvoll In Welt am Sonntag vom 29 August 2004 Abgerufen am 1 Januar 2013 Karl Brenke Die deutsch deutsche Wahrungsunion ein kritischer Ruckblick In DIW Wochenbericht Nr 27 2015 S 633 Egbert Niessler Der Duft des neuen Geldes In Hamburger Abendblatt vom 1 Juli 2010 S 8 Gerlinde Sinn Hans Werner Sinn Kaltstart Tubingen 1992 ISBN 978 3161458699 manager magazin de vom 1 Juli 2010 Billionentransfers waren einkalkuliertWeblinks BearbeitenText des Vertrags uber die Schaffung einer Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion Memento vom 20 Marz 2002 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wahrungs Wirtschafts und Sozialunion amp oldid 233554227