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Dieser Artikel behandelt die ursprungliche Protestbewegung auf die sich jungere Montagsdemonstrationen beziehen Die Montagsdemonstrationen waren ein bedeutender Bestandteil der Friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989 Es waren Massendemonstrationen die ab dem 4 September 1989 in Leipzig stattfanden Im Herbst 1989 fanden auch in anderen Stadten der DDR beispielsweise in Dresden Halle Karl Marx Stadt Magdeburg Plauen Arnstadt Rostock Potsdam und Schwerin regelmassige Massendemonstrationen statt zum Teil auch an anderen Wochentagen Montagsdemonstration am 23 Oktober 1989 und am 8 Januar 1990 jeweils in Leipzig Mit dem Ruf Wir sind das Volk meldeten sich Woche fur Woche Hunderttausende DDR Burger im ganzen Land zu Wort und protestierten gegen die politischen Verhaltnisse Ziel war eine friedliche demokratische Neuordnung insbesondere das Ende der SED Herrschaft zudem wurde Reisefreiheit und die Abschaffung des Ministeriums fur Staatssicherheit gefordert Inhaltsverzeichnis 1 Leipzig Anfange im September 1989 2 Wichtige Ereignisse vor dem Montag den 9 Oktober 2 1 Dresden 4 Oktober 1989 Mittwoch 2 2 Plauen 7 Oktober 1989 Sonnabend 2 3 Dresden 8 Oktober 1989 Sonntag 3 Leipzig 9 Oktober 1989 4 Leipzig 16 Oktober 1989 5 Weitere Entwicklung der Montagsdemonstrationen 6 Entwicklung der Teilnehmerzahlen in Leipzig 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLeipzig Anfange im September 1989 BearbeitenIn Leipzig folgten schon 1988 vereinzelt Demonstrationen auf die Friedensgebete gegen das Wettrusten in Ost und West 1 Diese hielt der Liebertwolkwitzer Diakon Gunter Johannsen seit dem 20 September 1982 montagabends in der Nikolaikirche Ab 1986 koordinierte Christoph Wonneberger der Pfarrer der Lukasgemeinde der eng mit oppositionellen Basisgruppen zusammenarbeitete die Friedensgebete Auf seinen Vorschlag den er 1982 noch als Pfarrer der Weinbergsgemeinde in Dresden machte gingen diese Gebete ursprunglich zuruck Nach seinem Hirnschlag am 30 Oktober 1989 ubernahm Pfarrer Christian Fuhrer die Friedensgebete und machte sie nach der sog Wende zu einem Leipziger Markenzeichen Die erste als solche bezeichnete Montagsdemonstration fand am 4 September 1989 statt 2 Initiiert wurde sie von den Burgerrechtlerinnen Katrin Hattenhauer und Gesine Oltmanns die nach dem Friedensgebet funf Transparente an Demonstrationswillige verteilten und selbst dasjenige mit der Aufschrift Fur ein offenes Land mit freien Menschen entrollten Die Kundgebung auf dem Nikolaikirchhof forderte Freiheit und unter dem Eindruck der Massenflucht vieler DDR Burger vor allem Reisefreiheit und weitere grundlegende Menschenrechte ein Ausreisewillige machten auf ihr Begehren die DDR verlassen zu konnen aufmerksam Wir wollen raus Vor bundesdeutschen Journalisten die anlasslich der Leipziger Messe vor Ort sein durften riss die Staatssicherheit die Transparente herunter und versuchte die Demonstration aufzulosen Daraufhin ernteten die Geheimpolizisten laute Stasi raus Rufe 3 Der traditionelle Termin der Friedensgebete in der Nikolaikirche und drei anderen Kirchen in der Leipziger Innenstadt montags um 17 00 Uhr erwies sich als geschickt gewahlt Er erlaubte einerseits die Teilnahme an Gebet und Demonstration ohne der Arbeit fernbleiben zu mussen wahrend SED Mitglieder traditionell durch ihre montaglichen Parteiversammlungen in ihren Betriebsparteiorganisationen gebunden waren Andererseits lag er auch vor der Ladenschlusszeit der Leipziger Innenstadt so dass es relativ gefahrlos war sich dort aufzuhalten ohne die Aufmerksamkeit der Sicherheitskrafte auf sich zu ziehen Ausserdem ermoglichte er den westdeutschen Fernsehsendern den Beginn der Demonstrationen regelmassig in die Hauptnachrichtensendungen zu ubernehmen Das Bildmaterial musste dabei aus Leipzig herausgeschmuggelt werden da die Stadt fur westliche Journalisten zu dieser Zeit ausserhalb der Messezeiten gesperrt war Die Sicherheitskrafte der DDR gingen in Leipzig teilweise mit Gewalt gegen die Demonstranten vor vor allem am 2 Oktober 1989 und auch wahrend der Feierlichkeiten zum 40 Jahrestag der Grundung der DDR am 7 und 8 Oktober 1989 Eine Verhaftungswelle setzte bereits am 11 September 1989 ein als 89 Demonstranten willkurlich festgenommen wurden 4 Wichtige Ereignisse vor dem Montag den 9 Oktober BearbeitenDresden 4 Oktober 1989 Mittwoch Bearbeiten Auch in Dresden dem Tal der Ahnungslosen schien die Gewalt zu eskalieren Im Zusammenhang mit der Ausreise von DDR Fluchtlingen uber die Prager Botschaft wurden am 4 Oktober 1989 vier Zuge durch den Dresdner Hauptbahnhof geleitet Vor und im Bahnhof versammelten sich ca 5 000 Menschen teilweise mit dem Ziel gewaltsam in die Zuge zu gelangen Als die Polizei einschritt und den Bahnhof raumte kam es zu heftigen Auseinandersetzungen bei denen Burger die Polizei mit Pflastersteinen bewarfen und Teile des Bahnhofes demolierten Ein Polizeiauto wurde dabei angezundet Die Polizei setzte Wasserwerfer Tranengas und Schlagstocke ein und nahm bis zum 8 Oktober 1 300 Burger darunter viele an den Protesten Unbeteiligte fest sogenannte Zufuhrung und stundenlanges Festhalten Verantwortlicher Einsatzleiter war der Chef der Dresdner BDVP Generalleutnant Willi Nyffenegger in Abstimmung mit der Bezirkseinsatzleitung unter Leitung des 1 SED Bezirkssekretars Hans Modrow In der Presse und anderen Medien wurde zunachst kaum informiert und von asozialen Elementen gesprochen Die Ereignisse wurden aber uber bundesdeutsche Medien bekannt und wenige Tage spater von einigen Lehrern in unterschiedlicher Form erwahnt weil Schuler Fragen stellten Am 7 Oktober wurden erneut viele Burger festgenommen und stundenlang festgehalten nachdem sie von Veranstaltungen heimkehrten und in Demonstrationen gerieten Plauen 7 Oktober 1989 Sonnabend Bearbeiten nbsp Gedenktafel auf dem Plauener Theaterplatz zur Erinnerung an die erste Grossdemonstration am 7 Oktober 1989 nbsp Demonstration mit ca 40 000 Teilnehmern vor dem Plauener Rathaus am 28 Oktober 1989 nbsp Denkmal zur ersten Demo 1989 in PlauenNachdem in der Nacht vom 4 zum 5 Oktober zum zweiten Mal Zuge mit Ausreisenden von der Botschaft in Prag durch Plauen geleitet worden waren fand am 5 Oktober in der Markuskirche eine spontan angesetzte Friedensandacht statt die wegen des grossen Andrangs noch ein zweites Mal gehalten werden musste Am 7 Oktober dem Tag der Republik fand um 15 Uhr die erste grosse Demonstration Schatzungen liegen zwischen 10 000 und 20 000 Personen am Theater und Otto Grotewohl Platz Tunnel statt Sie wurde durch maschinengeschriebene Flugblatter und vor allem durch Mundpropaganda organisiert 5 Weil es der Polizei nicht gelang den Platz zu raumen wurden gegen 15 30 Uhr zwei Wasserwerfer Tankloschfahrzeuge der Feuerwehr gegen die Demonstranten eingesetzt Dies brachte jedoch nicht den gewunschten Erfolg sondern fuhrte dazu dass die aufgebrachte Menge vor das Rathaus zog Die Strasse zwischen Rathaus und Lutherkirche wurde von der Polizei und mit Maschinenpistolen bewaffneten Kampfgruppen der Arbeiterklasse abgeriegelt Die Einheit der Bereitschaftspolizei die den Eingang des Rathauses raumen sollte schlug brutal auf die Demonstranten ein die daraufhin zuruckwichen in Richtung Otto Grotewohl Platz Gegen 16 Uhr kam es zum Einsatz eines Hubschraubers der so tief wie moglich uber dem Platz kreiste Etwa um 16 15 Uhr formierte sich ein Demonstrationszug der vorerst in Richtung Bahnhofstrasse zog und ca um 17 30 Uhr wieder vor dem Rathaus eintraf Dabei wurden Transparente mit Losungen wie Wir brauchen Reformen Fur Reformen und Reisefreiheit gegen Massenflucht vor allem Frieden oder Reisefreiheit Meinungsfreiheit Pressefreiheit mitgefuhrt Vor dem Rathaus wurden Rufe laut die verlangten dass der Oberburgermeister Norbert Martin herauskommen solle um mit ihm Gesprache zu fuhren Durch den besonnenen Einsatz von Superintendent Thomas Kuttler der zwischen Rathaus Polizei und Demonstranten vermittelte blieb die Demonstration friedlich und loste sich mit dem Ruf Wir kommen wieder gegen 18 Uhr langsam auf nachdem entschieden worden war am nachsten Sonnabend erneut zu demonstrieren 6 Einige Demonstranten wollten das Areal jedoch nicht verlassen und hielten sich weiterhin in der Nahe des Rathauses auf Gegen 22 15 Uhr waren noch etwa 130 Personen vor dem Rathaus und weitere 100 in der unmittelbaren Umgebung Daraufhin wurden Militartransportwagen aufgefahren und die Menschenmenge loste sich auf Nach Abzug der Transporter versammelten sich zwischen 23 00 und 23 45 Uhr wieder ca 70 Menschen vor dem Rathaus einige von ihnen wurden dann von den erneut aufgefahrenen Sicherheitskraften festgenommen und brutal verhort Insgesamt kam es an diesem Tag zu 61 Verhaftungen Von diesem Zeitpunkt an fanden an jedem Sonnabend bis zu den ersten freien Wahlen am 18 Marz 1990 Demonstrationen in Plauen statt Die Demonstration am 7 Oktober war die erste Massendemonstration auf dem Gebiet der DDR die nicht von den Sicherheitskraften aufgelost werden konnte Zum Gedenken an diese Vorreiterrolle wurde der 7 Oktober zum ortlichen Gedenktag dem Tag der Demokratie erklart und am 7 Oktober 2010 wurde ein Wendedenkmal in Plauen eingeweiht 7 8 9 10 11 Dresden 8 Oktober 1989 Sonntag Bearbeiten Im Verlaufe zweier grosserer Demonstrationen am Nachmittag und Abend des 8 Oktober kam es in der Innenstadt von Dresden zu erheblichen Ubergriffen der Staatsgewalt auf die Demonstranten Am Nachmittag versammelten sich mehrere 1000 Menschen auf dem Theaterplatz Es ist nicht geklart wer dazu aufrief Diese Ansammlung wurde von der Polizei aufgelost und es formierte sich ein Demonstrationszug Dieser spaltete sich spater auf Einige hundert Demonstranten wurden am Fetscherplatz eingekesselt und verhaftet Sie wurden nach schikanoser Behandlung nach Bautzen verbracht wo sie bis in den Abend des nachsten Tages festgehalten und verhort wurden Bevor es dann am Abend bei einer weiteren Demonstration zu einer erneuten Eskalation auf der Prager Strasse kommen konnte gelang es einer Gruppe der von der Polizei dort eingekesselten Demonstranten initiiert durch die Zivilcourage von Kaplan Frank Richter ein Gesprach einer Abordnung aus ihrer Mitte mit dem damaligen Oberburgermeister Wolfgang Berghofer uber ihre Forderungen zu erzwingen Diese Abordnung die reichlich 20 Personen die sogenannten Urmitglieder umfasste bezeichnete sich als Gruppe der 20 Sie spielte im Verlauf ihres Bestehens mehrfach um und neubesetzt in der Folgezeit eine wichtige Rolle in der politischen Entwicklung der Stadt Dresden und ist fur die Geschichte der friedlichen Revolution von besonderer Bedeutung Es gelang hier wohl zum ersten Mal weitere Konfrontationen zu vermeiden und einen offenen Dialog zwischen Vertretern der Staatsmacht und des protestierenden Volkes zu etablieren Das Ziel der Staatsmacht allerdings auf diesem Wege die Protestbewegung einzudammen konnte nicht erreicht werden In den darauffolgenden Tagen und Wochen wurden die Demonstrationen auch in Dresden immer grosser standen allerdings immer medial im Schatten der von diesen als deutlich spannungsgeladener wahrgenommenen Montags Demos in Leipzig 12 Der Weg der Demonstranten fuhrte in Dresden immer von der Kreuzkirche am Altmarkt uber den Postplatz den Theaterplatz die Augustusbrucke am Goldenen Reiter und dem heutigen Finanzministerium vorbei zuruck uber die damalige Dr Rudolf Friedrichs Brucke Richtung Pirnaischer Platz und dann uber die damalige Ernst Thalmann Strasse bzw Grunaer Strasse Abschlusskundgebungen fanden haufig auch am Fucikplatz statt 13 Leipzig 9 Oktober 1989 Bearbeiten nbsp Die beruchtigte Runde Ecke der Stasi Bezirksverwaltung Leipzig am Dittrichring nbsp Nikolaikirche Leipzig im Vordergrund das Denkmal fur die friedliche Revolution nbsp Ausschnitt eines Wandbilds von Michael Fischer Art in der Leipziger InnenstadtSiehe auch Friedliche Revolution Leipzig Die Montagsdemonstrationen entwickelten sich zu einer Massenbewegung Die Parolen Auf die Strasse Wir sind das Volk und Keine Gewalt verfehlten ihre Wirkung nicht Der Wendepunkt der Montagsdemonstrationen war der 9 Oktober 1989 die erste Protestdemonstration mit unerwartet hoher Massenbeteiligung bei der viele Beteiligte aller Seiten die gewaltsame Reaktion der chinesischen Staatsmacht auf dem Tian anmen Platz im Hinterkopf hatten aber letztlich nichts Derartiges geschah Mitglieder des Arbeitskreises Gerechtigkeit und der Arbeitsgruppe Menschenrechte druckten am Wochenende zuvor in der Lukasgemeinde bei Christoph Wonneberger einen Aufruf zur Gewaltfreiheit 14 Die ca 25 000 Flugblatter richteten sich zugleich an Einsatzkrafte und Demonstrationswillige ohne den politischen Gegner zu verschweigen Wir sind ein Volk Gewalt unter uns hinterlasst ewig blutende Wunden Fur die entstandene ernste Situation mussen vor allem Partei und Regierung verantwortlich gemacht werden 15 Zum friedlichen Ausgang trug trotz unterschiedlicher Interessen auch der abends uber den Stadtfunk in der Leipziger Innenstadt verlesene Aufruf bei Die drei SED Bezirkssekretare Kurt Meyer Jochen Pommert und Roland Wotzel sowie ein der Staatssicherheit dienstbarer Universitatstheologe Peter Zimmermann hatten mit zwei prominenten Kunstlern dem Kabarettisten Bernd Lutz Lange und dem Gewandhauskapellmeister Kurt Masur den spater Aufruf der Sechs genannten Text verfasst Unsere gemeinsame Sorge und Verantwortung haben uns heute zusammengefuhrt Wir alle brauchen einen freien Meinungsaustausch uber die Weiterfuhrung des Sozialismus in unserem Land Deshalb versprechen die Genannten heute allen Burgern ihre ganze Kraft und Autoritat dafur einzusetzen dass dieser Dialog nicht nur im Bezirk Leipzig sondern auch mit unserer Regierung gefuhrt wird Wir bitten Sie dringend um Besonnenheit damit der friedliche Dialog moglich wird Aufruf der Sechs verlesen von Kurt Masur am Abend des 9 Oktober 1989 Die sechs Personlichkeiten hatten sich in Masurs Haus getroffen und den Aufruf gemeinsam verfasst Sie hielten es fur wahrscheinlich dass eine Eskalation der Gewalt bevorstand Hintergrund waren Geruchte sowie eine einseitige Berichterstattung in der Leipziger Volkszeitung fur die Pommert als beaufsichtigender Sekretar fur Agitation und Propaganda Mitverantwortung trug Die drei SED Sekretare hatten ihr Vorgehen nicht mit der Parteifuhrung im Bezirk abgestimmt Auch in den Kirchen war der Aufruf verlesen worden Besonderen Anteil an einem friedlichen Verlauf hatte auch das besonnene Verhalten der Pfarrer an der Nikolaikirche sowie des Landesbischofs Johannes Hempel Die Gottesdienstbesucher verliessen die Kirche mit brennenden Kerzen in der Hand als Zeichen ihrer friedlichen Gesinnung Auf dem Vorplatz der Kirche wurden sie bereits von einer Menschenmenge erwartet 16 17 Nachdem die Sicherheitskrafte an diesem Tag in der Leipziger Innenstadt nicht gegen die Demonstration eingriffen sie hatten lediglich den Befehl zur Eigensicherung im Falle gewaltsamer Angriffe erhalten konnte sich der Demonstrationszug um den Leipziger Innenstadtring friedlich entwickeln Der Zug der aus ca 70 000 Personen bestand fuhrte auch an der Leipziger Stasizentrale am Dittrichring der beruchtigten Runden Ecke vorbei Die Grunde die zum Ruckzug der Sicherheitskrafte fuhrten sind bis heute nicht endgultig geklart Die Darstellung des SED Generalsekretars Egon Krenz ist umstritten Er hatte spater behauptet er habe personlich den Befehl zum Ruckzug gegeben Die Entscheidung war allerdings auf Leipziger Ebene gefallen und hing wohl auch mit Fallen von Gehorsamsverweigerung bei den verschiedenen Sicherheitskraften zusammen Der amtierende 1 Sekretar der SED Bezirksleitung und Vorsitzende der Bezirkseinsatzleitung Helmut Hackenberg hatte sich mit einer Lagebeschreibung nach Berlin gewandt erhielt aber erst lange nachdem sich die Demonstration aufgelost hatte eine hinhaltende Antwort von Egon Krenz Da sie nicht die Verantwortung fur das drohende Blutbad ubernehmen wollten trafen zwischenzeitlich Hackenberg als politisch Verantwortlicher und der Leipziger Polizeiprasident zugleich zustandig fur die Kampfgruppen der Arbeiterklasse BDVP Generalmajor Gerhard Strassenburg als Einsatzleiter die Entscheidung zum Ruckzug der Krafte unter dem Vorbehalt der Eigensicherung Der eigentliche Auftrag eine Demonstration zu unterbinden wurde nicht ausgefuhrt Einer der Grunde waren die Vorfalle in der Militartechnischen Schule der Luftstreitkrafte Luftverteidigung Harry Kuhn im nahen Bad Duben Angehorige dieser Schule sollten zur Verstarkung der Sicherheitskrafte nach Leipzig ausrucken Fahrzeuge und Ausrustung keine Waffen sondern Schlagstocke waren bereitgestellt Die Unteroffizierslehrgange des Winterhalbjahres bestanden zumeist aus Abiturienten was mit der Studienplatzvergabe in der DDR zusammenhing Ein grosser Teil dieser ca 1 200 Unteroffiziersschuler weigerte sich gegen Burger der DDR vorzugehen und machte den Unwillen sogar mit Transparenten aus Bettlaken deutlich Der Marschbefehl wurde daraufhin nicht erteilt Eine Abordnung wurde in den folgenden Tagen nach Strausberg ins Kommando der LSK beordert Kommandant der Schule war zu der Zeit Oberst Werner Weitere verantwortliche Befehlshaber in Leipzig waren damals Generalleutnant Manfred Hummitzsch Leiter der Bezirksverwaltung des MfS und Generalmajor Klaus Wiegand Chef des NVA Militarbezirks III Leipzig Der 1 Sekretar der SED Bezirksleitung Leipzig Horst Schumann war erkrankt und an den Entscheidungen nicht beteiligt Diese Entscheidung fiel offenbar in grober Fehleinschatzung der Dynamik welche die Ereignisse in den vergangenen Wochen entwickelt hatten Leipzig 16 Oktober 1989 Bearbeiten nbsp Demonstration am 16 Oktober 1989 in LeipzigAm 16 Oktober 1989 nahmen bereits 120 000 Demonstranten teil militarische Einheiten wurden noch in Reserve gehalten eine Woche spater wuchs die Zahl auf 320 000 18 Dies war bis dahin die grosste Montagsdemonstration in Leipzig Die Protestmarsche endeten im Marz 1990 kurz vor oder nach den ersten freien Volkskammerwahlen Weitere Entwicklung der Montagsdemonstrationen BearbeitenBei den Montagsdemonstrationen kam es oft auch zum Dialog mit den Herrschenden aus Staat und Partei An den Montagsdemonstrationen nahmen viele Bevolkerungsgruppen teil Massgebend beteiligt waren neu entstandene demokratische Gruppierungen wie das Neue Forum und neue oder entstehende Parteien wie die Sozialdemokratische Partei in der DDR und Gruppierungen aus denen spater das Bundnis 90 entstehen sollte Aber auch viele unzufriedene SED Mitglieder demonstrierten mit Die neuen demokratischen Gruppen und Parteien sollten die Zeit nach der friedlichen Revolution mit den Gesprachen am Runden Tisch massgeblich mitgestalten Wahrend der Demonstrationen wurden von verschiedenen Parteien Informationsmaterial verteilt Das grundlegende Ziel der Demonstrationen war die Einsetzung demokratischer Grundrechte und deren friedliche Durchsetzung Keine Gewalt war die ubergreifende Parole Bei den spateren Kundgebungen wurden auch Forderungen fur eine Wiedervereinigung Deutschlands und mehr Wohlstand laut Entwicklung der Teilnehmerzahlen in Leipzig BearbeitenDatum Teilnehmer Besonderheiten Quelle04 09 1989 1 200 Hamburger Abendblatt11 09 1989 55 Festnahmen Hamburger Abendblatt nicht mehr online18 09 1989 1 500 einige Festnahmen Hamburger Abendblatt nicht mehr online25 09 1989 8 000 Hamburger Abendblatt nicht mehr online02 10 1989 10 000 Hamburger Abendblatt nicht mehr online09 10 1989 ca 130 000 Opp K D Die Produktion historischer Tatsachen In Soziologie 41 Jg Heft 2 2012 S 143 15716 10 1989 120 000 Hamburger Abendblatt nicht mehr online23 10 1989 300 000 Hamburger Abendblatt nicht mehr online30 10 1989 300 000 Hamburger Abendblatt nicht mehr online06 11 1989 500 000 Hamburger Abendblatt nicht mehr online13 11 1989 Hunderttausende Hamburger Abendblatt nicht mehr online20 11 1989 mehr als 100 000 Hamburger Abendblatt nicht mehr onlineSiehe auch BearbeitenChronik der Wende Alexanderplatz Demonstration Opposition und Widerstand in der DDR Revolutionen im Jahr 1989Literatur BearbeitenIlko Sascha Kowalczuk Endspiel Die Revolution von 1989 in der DDR C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58357 5 Ehrhart Neubert Unsere Revolution Die Geschichte der Jahre 1989 90 Piper Munchen 2009 ISBN 978 3 492 05155 2 Wolfgang Schuller Die deutsche Revolution 1989 Rowohlt Berlin 2009 ISBN 978 3 87134 573 9 Detlef Pollack Wolf Jurgen Grabner und Christiane Heinze Hrsg Leipzig im Oktober Kirchen und alternative Gruppen im Umbruch der DDR Analysen zur Wende Vorwort von Friedrich Magirius Wichern Berlin 1990 2 Aufl 1994 Wolfgang Schneider et al Hrsg Leipziger Demontagebuch Demo Montag Tagebuch Demontage Gustav Kiepenheuer Leipzig Weimar 1990 Norbert Heber Keine Gewalt Der friedliche Weg zur Demokratie eine Chronologie in Bildern Verbum Berlin 1990 Jetzt oder nie Demokratie Leipziger Herbst 89 Vorwort von Rolf Henrich Forum Verlag Leipzig 1989 Spatere Auflagen C Bertelsmann Munchen 1990 Ekkehard Kuhn Der Tag der Entscheidung Leipzig 9 Oktober 1989 Ullstein Berlin 1992 Christian Dietrich Uwe Schwabe Hrsg Freunde und Feinde Friedensgebete in Leipzig zwischen 1981 und dem 9 Oktober 1989 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1994 Uwe Schwabe Fur ein offenes Land mit freien Menschen Geschichte einer Losung In Bernd Lindner Hrsg Zum Herbst 89 Demokratische Bewegung in der DDR Forum Verlag Leipzig 1994 S 9 10 ISBN 978 3 86151 062 8 Karl Czok Nikolaikirche offen fur alle Eine Gemeinde im Zentrum der Wende Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1999 Tobias Hollitzer Der friedliche Verlauf des 9 Oktober 1989 in Leipzig Kapitulation oder Reformbereitschaft Vorgeschichte Verlauf und Nachwirkung In Gunther Heydemann Gunther Mai Werner Muller Hrsg Revolution und Transformation in der DDR 1989 90 Duncker amp Humblot Berlin 1999 S 247 288 Thomas Kuttler Jean Curt Roder Hrsg Die Wende in Plauen Vogtlandischer Heimatverlag Neupert Plauen 1991 ISBN 3 929039 15 X Rolf Schwanitz Hrsg Curt Roder Zivilcourage die friedliche Revolution in Plauen anhand von Stasi Akten sowie Ruckblicke auf die Ereignisse im Herbst 1989 Vogtlandischer Heimatverlag Neupert Plauen 1998 ISBN 3 929039 65 6 Martin Jankowski Der Tag der Deutschland veranderte 9 Oktober 1989 Essay Schriftenreihe des Sachsischen Landesbeauftragten fur die Stasiunterlagen Nr 7 Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2007 ISBN 978 3 374 02506 0 Thomas Mayer Helden der Friedlichen Revolution 18 Portrats von Wegbereitern aus Leipzig Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2009 ISBN 978 3 374 02712 5 Thomas Rudolph Oliver Kloss Rainer Muller Christoph Wonneberger Hrsg Weg in den Aufstand Chronik zu Opposition und Widerstand in der DDR von 1987 1989 Leipzig Oktober 2014 ISBN 978 3 941848 17 7 Achim Beier und Uwe Schwabe Hrsg Wir haben nur die Strasse Die Reden auf den Leipziger Montagsdemonstrationen 1989 90 Eine Dokumentation Mitteldeutscher Verlag 2016 Halle Saale ISBN 978 3 95462 606 9 Peter Wensierski Die Unheimliche Leichtigkeit der Revolution Wie eine Gruppe Leipziger die Rebellion in der DDR wagte DVA Munchen 2017 ISBN 978 3 421 04751 9 Kai von Westerman Letzte Bilder von der Mauer Reportage 1989 Zeitgut Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 86614 170 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Montagsdemonstrationen in der DDR Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Chronik und Zeitzeugenberichte Friedensgebete und Montagsdemonstrationen Didaktische Materialien Fotos Videos Dokumente und Zeitzeugen Interviews auf jugendopposition de Bundeszentrale fur politische Bildung Robert Havemann Gesellschaft e V IFM Archiv Sachsen e V Leipziger Menschenrechtsgruppen 1999 Blatt 9 9 Oktober 1989 Tag der Entscheidung Leipzig 1999 Arbeitsgruppe Menschenrechte Arbeitskreis Gerechtigkeit Leipzig Hrsg Die Mucke Dokumentation der Ereignisse in Leipzig DDR Samisdat Leipzig Marz 1989 Nachdruck von Vorwort und einem Teil aus Die Mucke als Leipziger Chronik 1989 Teil 1 in Ost West Diskussionsforum Nr 6 April 1989 S 8 11 sowie als Leipziger Chronik 1989 Teil 2 in Ost West Diskussionsforum Nr 7 Juni 1989 S 7 10 Fortsetzung als Leipziger Chronik 1989 Teil 3 und Leipziger Chronik 1989 Teil 4 zusammengestellt von Kathrin Walther und Thomas Rudolph in Ost West Diskussionsforum Nr 8 9 Oktober 1989 S 14 f sowie in Ost West Diskussionsforum Nr 10 Februar 1990 S 18 20 Oliver Kloss Rainer Muller Vorwort in Thomas Rudolph Oliver Kloss Rainer Muller Christoph Wonneberger Hrsg im Auftrag des IFM Archives Sachsen e V Weg in den Aufstand Chronik zu Opposition und Widerstand in der DDR vom August 1987 bis zum Dezember 1989 Band 1 Leipzig Araki 2014 ISBN 978 3 941848 17 7 S XV XXXII Archiv Burgerbewegung e V Dann bekam ich plotzlich einen Brief Christoph Wonneberger als Zeitzeuge Christian Dietrich und Uwe Schwabe Hrsg im Auftrag des Archives Burgerbewegung e V Leipzig FREUNDE UND FEINDE Friedensgebete in Leipzig zwischen 1981 und dem 9 Oktober 1989 Dokumentation PDF 4 1 MB Mit einem Vorwort von Harald Wagner Leipzig Evangelische Verlagsanstalt 1994 Oliver Kloss Revolutio ex nihilo Zur methodologischen Kritik des soziologischen Modells spontaner Kooperation und zur Erklarung der Revolution von 1989 in der DDR In Heiner Timmermann Hrsg Agenda DDR Forschung Ergebnisse Probleme Kontroversen Dokumente und Schriften der Europaischen Akademie Otzenhausen Band 112 Muenster LIT Verlag 2005 ISBN 3 8258 6909 1 S 363 379 Erganzender Anhang A F Tondokument einer Montagsdemonstration in Karl Marx Stadt 1989 60 min Amateurfilmaufnahmen von der Demonstration am 7 Oktober 1989 in Karl Marx Stadt im Filmarchiv Chemnitz Stasi Mediathek Montagsdemonstration im Stadtzentrum von LeipzigEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Weg in den Aufstand Chronik zu Opposition und Widerstand Bd 1 S 125 f S 206 220 3 10 222 10 10 letzter Abschnitt 224 17 10 Friedensgebete und Montagsdemonstrationen auf jugendopposition de Bundeszentrale fur politische Bildung Robert Havemann Gesellschaft e V Abgerufen am 8 Marz 2017 Sowie Thomas Rudolph Oliver Kloss Rainer Muller Christoph Wonneberger Hrsg Weg in den Aufstand Chronik zu Opposition und Widerstand in der DDR von 1987 1989 Leipzig Oktober 2014 ISBN 978 3 941848 17 7 Kontraste Bericht Die Leipziger Montagsdemo am 4 September 1989 Video auf jugendopposition de Abgerufen am 8 Marz 2017 Leipzig Artikel Zeitzeugen Interviews Audio und Videobeitrage auf jugendopposition de Abgerufen am 8 Marz 2017 Demonstration am 7 Oktober 1989 in Plauen Fotos und Dokumente auf jugendopposition de Fotodokumentation zur Grossdemonstration am 7 Oktober 1989 in Plauen Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 3 Juli 2009 abgerufen am 27 Juni 2009 Rolf Schwanitz in Zivilcourage S 359 siehe Literatur Es war das erste Mal dass sich in der DDR die Burger ohne Anweisungen von oben zusammenfanden und ihren geeinten Willen gegen das System in der DDR zum Ausdruck brachten Satzung der Stadt Plauen zur Einfuhrung des ortlichen Gedenktages 7 Oktober als Tag der Demokratie Mitteilungsblatt der Stadt S 16 PDF Abgerufen am 4 September 2014 Bericht zum geplanten Denkmal in Plauen auf der Seite der Stadt Abgerufen am 19 Marz 2009 Bericht zum geplanten Denkmal in Plauen in der Berliner Zeitung Abgerufen am 19 Marz 2009 Offizielle Seite zum geplanten Wende Denkmal in Plauen Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 9 Juli 2009 abgerufen am 27 Juni 2009 Eckhard Bahr Sieben Tage im Oktober Aufbruch in Dresden Mit Geleitwort von Christof Ziemer Leipzig Forum Verlag 1990 ISBN 3 86151 007 3 Die Gruppe der 20 Abgerufen am 9 Oktober 2009 Martin Jankowski Der Tag der Deutschland veranderte 9 Oktober 1989 Essay Schriftenreihe des Sachsischen Landesbeauftragten fur die Stasiunterlagen Nr 7 Leipzig Evangelische Verlagsanstalt 2007 ISBN 978 3 374 02506 0 S 85 Arbeitskreis Gerechtigkeit Leipzig Arbeitsgruppe Menschenrechte Arbeitsgruppe Umweltschutz Appell des organisierten Widerstandes zur Gewaltlosigkeit am 9 Oktober 1989 Digitalisate des IFM Archives abgerufen am 9 Oktober 2009 Vgl Oliver Kloss Keine Gewalt Die Kerze Inbild der Gewaltfreiheit In Jorg Augsburg Tobias Pruwer Tommy Schwarwel Hrsg 1989 Unsere Heimat das sind nicht nur die Stadte und Dorfer Der Almanach zur Friedlichen Revolution Leipzig Glucklicher Montag 2014 ISBN 978 3 9815274 6 9 S 63 Bernd Hahlweg Appell des Gewissens Reportage der DDR Monatszeitschrift Das Magazin Heft Januar 1990 Redaktionsschluss 23 November 1989 Seiten 26 32 Anmerkung Wohl einer der ersten derart ausfuhrlichen und DDR weiten Beitrage uber die Montagsdemonstrationen in Leipzig Vgl Bahrmann Hannes Links Christoph Chronik der Wende Die DDR zwischen 7 Oktober und 18 Dezember 1989 Ch Links Verlag Berlin 1994 S 32 und 47 dort wird die Anzahl der Besucher bei der zweiten Demonstration auf uber 300000 geschatzt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Montagsdemonstrationen 1989 1990 in der DDR amp oldid 237332952