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Die Lukaskirche ist ein evangelisches Gotteshaus im Leipziger Osten im Zentrum des Ortsteils Volkmarsdorf Der mit Spitzhelm bekronte 71 Meter hohe Turm ist das weithin sichtbare Wahrzeichen des Stadtteils Seit 2015 nutzt die altlutherische St Trinitatisgemeinde Leipzig der SELK den Sakralbau Lukaskirche aus Richtung Sudwesten 2015 Der Bau der historistischen vorwiegend neugotischen Kirche aus rotem Backstein von 1891 bis 1893 hatte seine Ursache im Aufstieg Volkmarsdorfs zu einem bevolkerungsreichen Arbeitervorort In den 1980er Jahren war die Lukasgemeinde ein Treffpunkt der Menschenrechts und Umweltbewegung kurz vor der Friedlichen Revolution in der DDR Die Kirchgemeinde fusionierte 2002 mit Sellerhausens Emmauskirchgemeinde zur Kirchgemeinde Sellerhausen Volkmarsdorf Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Jungere Geschichte 3 Architektur und Ausstattung 4 Orgel 5 Gelaut 6 Impressionen 7 Pfarrer der Kirchgemeinde 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenDas Vorwerk und spatere Rittergut Volkmarsdorf gehorte bis 1891 zur Parochie Schonefeld Mit dem Bevolkerungsboom Leipzigs wahrend der Hochindustrialisierung stieg auch die Einwohnerzahl Volkmarsdorfs in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts sprunghaft an Politisch wurde Volkmarsdorf 1890 in die Stadt Leipzig eingemeindet Am 1 Mai 1891 wurde eine eigenstandige evangelisch lutherische Kirchgemeinde gegrundet und der Bau einer geraumigen Kirche beschlossen Mit den Bauplanungen wurde der Leipziger Architekt Julius Zeissig beauftragt Am 9 August 1891 erfolgte die Grundsteinlegung auf dem Volkmarsdorfer Markt sudlich der Eisenbahnstrasse Am 19 Marz 1893 Judika wurde die nach dem Evangelisten Lukas benannte Kirche mit einem Festgottesdienst eingeweiht Zu diesem Zeitpunkt zahlte die Gemeinde etwa 18 000 Mitglieder Jungere Geschichte Bearbeiten nbsp Gedenktafel 1989 an der Lukaskirche 2015 In den 1980er Jahren entwickelte sich die Lukaskirche zu einem Sammelpunkt von DDR Oppositionellen 1986 grundete sich die Arbeitsgruppe Menschenrechte mit Pfarrer Christoph Wonneberger die spater eng mit dem Arbeitskreis Gerechtigkeit Leipzig zusammenarbeitete der sich uberwiegend aus Studenten des Theologischen Seminars Leipzig gegrundet hatte Ein Konzert des Liedermachers Stephan Krawczyk am 22 Marz 1987 fuhrte zu einer Ruge des Pfarrers Christoph Wonneberger durch die Kirchenleitung Vom 6 bis 9 Juli 1989 wurde anlasslich des Kirchentages der Landeskirche Sachsens der statt kirchentag veranstaltet der sich gegen den Ausschluss politisch kritischer Gruppen aus dem offiziellen Kirchentagsgeschehen richtete Mehrfach fanden Treffen des Sonnabendskreises im Gemeindehaus statt Auch der Appell zur Gewaltfreiheit zum 9 Oktober 1989 wurde im Gemeindehaus verfasst und gedruckt Nach starkem Mitglieder Ruckgang die Kirchgemeinde hatte anfanglich 18 000 zur Zeit des Ersten Weltkriegs 10 000 15 000 zum Schluss etwa 350 Mitglieder 1 fusionierte die Lukaskirchgemeinde zum 1 Januar 2002 mit der Emmauskirchgemeinde im benachbarten Stadtteil Sellerhausen in der Lukaskirche wurde nur noch sporadisch Gottesdienst gefeiert Seit 2015 wird die Lukaskirche durch die Evangelisch Lutherische St Trinitatisgemeinde die zur altlutherischen SELK gehort als Gottesdienststatte genutzt Am 5 September 2017 verkaufte das zur evangelischen Landeskirche gehorige Kirchspiel im Leipziger Osten das Grundstuck mit dem Gotteshaus an die SELK Gemeinde 2 Fur die umfangreiche Renovierung wurden rund 750 000 Euro ausgegeben Der Altarraum wurde in seiner ursprunglichen Form mit dem restaurierten Hochaltar wiederhergestellt 3 Architektur und Ausstattung Bearbeiten nbsp Nordseite der Lukaskirche 2005 Sowohl die aussere Form als auch die innere Gestaltung der Kirche sind vom ausgehenden Historismus insbesondere der Neugotik gepragt Das offene hallenartige Kirchenschiff ist insgesamt 46 Meter lang und maximal 21 Meter breit Es wird auf beiden Seiten durch funf grosse Fenster erhellt und offnet sich dem dreiseitig geschlossenen schlichten Chorraum Dessen linker Anbau diente als Trau und Taufkapelle bzw als Unterrichtsraum fur Konfirmanden im rechten Anbau ist die Sakristei untergebracht Als besonders wertvoll werden die funf szenischen Fliesenbilder in den Bogenfeldern der Eingange erachtet deren Entwurfe von Erhard Lieberstein Professor an der Leipziger Kunstakademie stammen und die von der Firma Villeroy amp Boch im Dresdner Stadtteil Leipziger Vorstadt gefertigt wurden nbsp Sudostseite der Lukaskirche in Leipzig Volkmarsdorf 2015 Das Innere des Kirchenschiffs ist stark durch die freitragende ursprunglich mit Farbe und Gold abgesetzte Holzdecke gepragt holzerne Emporen Gestuhl und Wandpaneele fugen sich zu einem wirkungsvollen Ganzen Ein Rosettenmuster uberzog teppichartig die Wande und Decken der Choranbauten Das grosse Fenster im Altarraum gefertigt von der Zittauer Firma Turcke amp Schlein bildet dabei den Blickpunkt des Innenraumes In vier spitzbogigen Offnungen sind die Evangelisten dargestellt den ubrigen Raum fullt eine ornamentale Rose mit dem Bild des erhohten Christus in der Mitte Die ehemals prachtige und aufwandige Innengestaltung lasst sich heute allerdings kaum noch erahnen Ursache hierfur sind zum einen die Luftangriffe auf Leipzig gegen Ende des Zweiten Weltkrieges insbesondere am 6 April 1945 bei denen der Turm beschadigt ein Drittel der Kirchenfenster zerschlagen und eine Tur schwer getroffen wurden Zum anderen blieb auch durch die Umbauten nur wenig von der originalen Ausstattung erhalten Funf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die stark beschadigten Kirchenfenster neu verglast 1957 wurde der reparaturbedurftige Turm ausgebessert Bei Umbauarbeiten ab 1964 wurden die holzerne Ausstattung des Altarraumes und der vordere Teil der Kirchenbanke im Kirchenschiff entfernt ebenso die Kanzel und der Altar Die Altarplatte fand beim Bau des neuen schlichten Altartisches Verwendung Der so umgestaltete Altarraum konnte nun fur kleinere Gottesdienste genutzt werden Bei den letzten Renovierungsarbeiten wurde auch die Fassung der Decke vereinfacht An die Umgestaltung des Stadtteils in den 1980er Jahren den Abriss der noch vom Krieg beschadigten drei und viergeschossigen Wohnhauser und ihre Ersetzung durch Plattenbauten erinnert das Kreuz im Altarraum Es wurde aus Dachbalken eines benachbarten Abrisshauses gefertigt Orgel BearbeitenDie Firma Ruhlmann in Zorbig baute im Jahre 1893 die pneumatische Orgel mit 32 Registern zwei Manualen Pedal und neugotischem Prospekt 1936 und 1939 wurde die Orgel von der Firma Jehmlich in Dresden stark verandert Eine Reparatur der mehrere Jahrzehnte nicht mehr bespielbaren Orgel fand im Jahr 2018 statt Heutige Disposition 4 I Hauptwerk C f31 Principal 16 2 Principal 8 3 Rohrflote 8 4 Dulciana 8 5 Octave 4 6 Rohrflote 4 7 Rohrquinte 2 2 3 8 Octave 2 9 Terz 1 3 5 10 Cornett 11 Mixtur 12 Trompete 8 II Schwellwerk C f313 Lieblich Gedackt 16 14 Geigenprincipal 8 15 Salicional 8 ab c 16 Quintaton 8 17 Lieblich Gedackt 8 18 Praestant 4 19 Blockflote 4 20 Vox coelestis 4 21 Waldflote 2 22 Nassat 1 1 3 23 Krummhorn 8 Pedal C f124 Prinzipalbass 16 25 Subbass 16 26 Quintbass 10 2 3 27 Cello 8 28 Bassflote 8 29 Oktave 4 30 Posaune 16 Koppeln II I I P II P III P Oberoktav II II Oberoktav II I Oberoktav I I Generalkoppel Spielhilfen zwei freie Kombinationen Absteller Handregister Zungen Crescendo Tutti Barock Tutti Tutti Pedal Crescendowalze Pfeifen aus der ursprunglichen Ruhlmann Orgel Register teilweise umbenannt hohe Oktave von einer der beiden Ruhlmann schen Vox coelestis Pfeifenreihen Schwebung ergibt sich zusammen mit Salicional 8 Gelaut BearbeitenBis 1914 hatte die Kirche ein Gelaut aus drei Bronze Kirchenglocken mit den Tonen a d und f im Kirchturm Zwei von ihnen mussten im Ersten Weltkrieg fur Rustungszwecke abgegeben werden Seit 1922 gibt es ein Gelaut mit drei Stahlglocken gefertigt vom Bochumer Verein mit der Tonfolge cis e und g 5 Impressionen Bearbeiten nbsp Tympanon an der Ostseite der Lukaskirche nbsp Nordportal mit Christusdarstellung und dem Heilandsruf Mt 11 28 EU im Tympanon nbsp Portal mit Darstellung der Aufnahme von Fremden und dem Verweis auf Mt 25 35 EU im Tympanon nbsp Portal mit Darstellung der Speisung von Hungrigen mit dem Bibelwort Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben Mt 25 35 EU im TympanonPfarrer der Kirchgemeinde BearbeitenDas Verzeichnis pfarrerbuch de listet fur die ursprungliche Kirchgemeinde die 1 Stelle Pfarrer die 2 Stelle Diakon und die 3 Stelle Diakon auf 6 Pfarrer 7 1528 1533 Schubart Johann 1886 Sparwald Friedrich Wilhelm 1891 Weicksel Friedrich Gustav Paul 1906 Liebscher August Hugo 1923 Lepper Karl August 1927 Zietzschmann Ernst Friedrich Gotthelf 1931 Richter Walter Gerhardt 1933 Peuckert Robert Hellmuth Werner 1947 Wach Hugo Paul Albrecht 1953 Lipski Otto 1956 Hanig Werner 1956 Hausler Kurt Johannes Rudolf 1963 Munkwitz Klaus 1963 Martin Heinz 1968 Hansmann Rolf Dieter 1976 Berger Matthias 1987 Birkner Ulrike 1988 Mickel Tobias Ab 1985 wirkte Christoph Wonneberger als Pfarrer in dieser Kirchgemeinde 8 Literatur BearbeitenNeuschonefeld Neustadt Volkmarsdorf Eine historische und stadtebauliche Studie Pro Leipzig 1999 Thomas Rudolph Oliver Kloss Rainer Muller Christoph Wonneberger Hrsg Weg in den Aufstand Chronik zu Opposition und Widerstand in der DDR vom August 1987 bis zum Dezember 1989 Bd 1 Leipzig Araki Verlag 2014 ISBN 978 3 941848 17 7 Vorwort als Leseprobe Richter Frank Wir sind so frei Die Arbeitsgruppe Menschenrechte in Pausch Andreas Peter Widerstehen Pfarrer Christoph Wonneberger Berlin Metropol 2014 ISBN 978 3 86331 184 1 S 189 195 Weblinks BearbeitenHomepage der Evangelisch Lutherischen St Trinitatisgemeinde in Leipzig SELK Abgerufen am 13 August 2021 Foto Galerie Glaubens Ort Konzert Ort Baufotos etc Abgerufen am 13 August 2021 Geschichte der Lukaskirche archivierter Weblink Abgerufen am 13 August 2021 Arbeitsgruppe Menschenrechte Selbstverstandnis Text vom 13 April 1989 Gemeindebibliothek der Lukasgemeinde zu Leipzig Bibliotheksordnung vom 3 April 1989 Arbeitskreis Gerechtigkeit Leipzig Arbeitsgruppe Menschenrechte Arbeitsgruppe Umweltschutz Appell des organisierten Widerstandes zur Gewaltlosigkeit am 9 Oktober 1989 IFM Archiv Sachsen Leipziger Menschenrechtsgruppen 1989 Blatt 1 1999 15 Januar 1989 Der Protest zieht in die Provinz IFM Archiv Sachsen Leipziger Menschenrechtsgruppen 1989 Blatt 9 1999 9 Oktober 1989 Tag der Entscheidung Arbeitsgruppe Menschenrechte Arbeitskreis Gerechtigkeit Hrsg Die Mucke Dokumentation der Ereignisse in Leipzig DDR Samisdat Leipzig Marz 1989 Einzelnachweise Bearbeiten Geschichte der Lukaskirche archivierter Weblink Archiviert vom Original am 6 Februar 2017 abgerufen am 13 August 2021 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www emmauslukas de Sankt Lukaskirche Memento des Originals vom 18 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lutherisch leipzig de auf der Seite der St Trinitatisgemeinde Leipzig abgerufen am 18 Januar 2016 Kirche in Leipzig Volkmarsdorf geht wieder in Betrieb Leipziger Volkszeitung online 27 Juni 2018 Abgerufen am 13 August 2021 Disposition Abgerufen am 13 August 2021 Rainer Thummel in Glocken in Sachsen Klang zwischen Himmel und Erde Leipzig 2015 ISBN 978 3 374 02871 9 S 323 Pfarrstellen In Pfarrerbuch de Abgerufen am 13 August 2021 1 Stelle Pfarrer In Pfarrerbuch de Abgerufen am 13 August 2021 Pfarrstelle Lukas 2 Stelle Diakon In Pfarrerbuch de Abgerufen am 13 August 2021 51 343051 12 409379 Koordinaten 51 20 35 N 12 24 33 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Lukas Kirche Leipzig amp oldid 237082788