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Das Theologische Seminar Leipzig ThSL 1990 1992 Kirchliche Hochschule Leipzig war bis zu seiner Zusammenfuhrung mit der Theologischen Fakultat der Universitat Leipzig 1992 die gemeinsame akademisch theologische Ausbildungsstatte der drei evangelisch lutherischen Landeskirchen in der DDR der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsens der Evangelisch Lutherischen Landeskirche in Thuringen und der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs Es war wie zwei weitere kirchliche Hochschulen in der Evangelischen Kirche der Union das Katechetische Oberseminar Naumburg 1 und das Sprachenkonvikt Berlin eine vom Staat unabhangige von den DDR Behorden lediglich geduldete kirchliche Einrichtung deren Abschlusse nur in der evangelischen Kirche anerkannt waren Diese Hochschulen boten ein staatlich nicht reglementiertes Studium der evangelischen Theologie als Alternative zu den sechs Theologischen Fakultaten an den klassischen alten Universitaten der DDR an 2 Das ThSL ging aus dem Ev Luth Missionsseminar zu Leipzig hervor das 1879 endgultig seine Arbeit aufgenommen hatte 3 Siegel des Theologischen Seminars Leipzig Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Das Evangelisch Lutherische Missionsseminar zu Leipzig 1879 1949 1 2 Das Seminar der Evangelisch Lutherischen Mission zu Leipzig 1949 1964 1 3 Das Theologische Seminar Leipzig 1964 1980 1 4 Das Theologische Seminar 1980 1987 1 5 Politische Konflikte in den Jahren 1988 89 1 6 Die Kirchliche Hochschule Leipzig 1990 1992 2 Struktur der Ausbildung 2 1 Aufnahmeprufung Im und Exmatrikulation am ThSL 2 2 Vorausbildung 2 3 Theologiestudium 2 4 Akademische Qualifikationen 2 5 Andere Ausbildungsgange und Reformversuche 3 Tragerschaft und Finanzierung 4 Lehre und Forschung 5 Partnerschaften und wissenschaftlicher Austausch 6 Dozenten 7 Rektoren 8 Literatur 9 Filmdokumentation 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Evangelisch Lutherische Missionsseminar zu Leipzig 1879 1949 Bearbeiten Die Geschichte des ThSL ist untrennbar mit der Entstehung und Entwicklung des Leipziger Missionswerkes verbunden Dieses Werk entstand aus dem 1819 gegrundeten Dresdner Missions Hilfsverein der sich 1836 von der Basler Mission als Evangelisch Lutherische Missionsgesellschaft zu Dresden unabhangig machte Diese Gesellschaft unterhielt bereits in Dresden zeitweise ein Seminar fur kunftige Missionare Nach dem Umzug von Dresden nach Leipzig 1848 der auch durch die erstrebte Zusammenarbeit mit der Universitat Leipzig begrundet wurde kam es endgultig 1878 79 zur Errichtung des Evangelisch Lutherischen Missionsseminars zu Leipzig als Arbeitszweig der Evangelisch Lutherischen Mission zu Leipzig Mit Unterbrechung durch die beiden Weltkriege 1914 1918 und 1939 1945 bildete das Missionsseminar junge Manner die eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen mussten in den humanistischen und theologischen Fachern zu Missionaren fur Afrika Indien und Papua Neuguinea aus Die Lehre wurde lange Zeit von wenigen Hauptamtlichen und vielen Lehrbeauftragten u a aus der Universitat gehalten Zu den Absolventen des Seminars gehorten etwa der auch als Sprachforscher und Ethnologe bekannte Bruno Gutmann 1876 1966 4 und der Begrunder der modernen Missionswissenschaft Hilko Wiardo Schomerus 1879 1945 Das Seminar der Evangelisch Lutherischen Mission zu Leipzig 1949 1964 Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Missionsseminar 1946 seinen Betrieb wieder auf wurde aber auf Bitten der drei lutherischen Kirchen in der DDR zunehmend zu einer Ausbildungsstatte fur kunftige Pfarrer in den heimischen Gemeinden Denn der Bedarf an akademisch gebildeten Theologen war zunachst durch die staatlichen Fakultaten in der DDR nicht zu decken zumal geeignete Jugendliche aus politischen Grunden vielfach keine Zulassung zur Oberschule erhielten Zugleich wurde es fur die Absolventen zunehmend schwierig aus der DDR in den Missionsdienst zu gelangen Die Lehre wurde durch ein vergrossertes Kollegium bestritten das bis 1959 auf zwolf Hauptamtliche anwuchs Dabei bestimmte zunachst die bisherige schulische Struktur die Ausbildung nach einem vorgeschriebenen Stundenplan mit festen Gruppen und einem fur den Jahrgangs Kurs verantwortlichen Dozenten Das Theologische Seminar Leipzig 1964 1980 Bearbeiten Zunachst ergab sich ein institutioneller Einschnitt durch einen ultimativen Brief der Bezirksbehorde der Deutschen Volkspolizei vom 2 April 1964 der die Losung des Seminars von der Evangelisch Lutherischen Mission zu Leipzig forderte Als Ergebnis wurde schliesslich eine neue staatlich genehmigte Satzung erarbeitet die das Theologische Seminar Leipzig unter dem Dach einer ausseren Verbindung mit der Evang Luth Mission zu Leipzig zu einer selbstandigen kirchlichen Einrichtung der drei lutherischen Tragerkirchen bestimmte Das ThSL wurde nun durch ein Kuratorium geleitet das aus den drei Landesbischofen einem Vertreter der Evang Luth Mission zu Leipzig und dem jeweiligen Rektor bestand 5 In den Folgejahren loste sich das Seminar aus der Aufsicht des Missionswerks und entwickelte sich zu einer freieren akademischen Institution Die bis dahin verschulte Organisation veranderte sich zunehmend durch die Moglichkeit unter den Lehrveranstaltungen und den Dozenten auszuwahlen Denn seit 1970 waren die klassischen Facher des theologischen Kanons doppelt besetzt 6 Zugleich endete das bisherige Dauerrektorat Siegfried Krugels dessen langjahrige Zusammenarbeit mit dem MfS nach 1990 bekannt wurde Im zweijahrlichen Turnus wechselten sich die Dozenten fortan in der Leitung des Seminars ab Die wachsende Rolle der Dozentenkonferenz fuhrte zuerst zu einer akademischen Selbstverwaltung durch die Lehrenden Die Studenten darunter seit 1969 zunehmend Frauen erhielten spater auf Drangen des Kuratoriums eine Mitsprache in den Bereichen die Studierende unmittelbar betrafen 7 Das Theologische Seminar 1980 1987 Bearbeiten In den 1980er Jahren erreichte das Seminar unter allen theologischen Ausbildungsstatten der DDR die hochste Frequenz mit etwa 180 Studierenden unter ihnen auch immer mehr junge Ehepaare mit Kindern etwa 60 im Jahr 1988 Sowohl die politischen Konflikte der Zeit als auch innerkirchliche Themen spiegelten sich im Leben und in den Debatten der Hochschule wider die jeweils von Studierenden und Lehrenden aufgenommen und innerhalb wie ausserhalb des ThSL diskutiert wurden So kam es etwa zu einem langer wahrenden Streit uber die Pflicht zur Eheschliessung d h uber die angemessenen Formen verantwortlicher Lebensgestaltung Intensive Debatten uber die Berechtigung studentischer Mitverantwortung zwischen allen Beteiligten fuhrten schliesslich zu einem Mitbestimmungsmodell bei dem die Studierenden auf allen Ebenen an den meisten Entscheidungen bis hin zur Immatrikulation oder Exmatrikulation von Studierenden beteiligt waren Am Anfang des Jahrzehnts liess der durch Hochrustung fragile Frieden in Europa auch in Lehrveranstaltungen nach Gewaltfreiheit und Moglichkeiten der Abrustung fragen Gleichzeitig wurde die Umweltbelastung in Leipzig besonders sinnlich spurbar von Studenten innerhalb und ausserhalb des Seminars thematisiert Im Laufe des Jahrzehnts kamen verstarkt Fragen zu Menschenrechten darunter exemplarisch zur Meinungsfreiheit und zum Recht auf Freizugigkeit hinzu Viele Studierende engagierten sich zu diesen Themen in kirchlichen Basisgruppen sowie fur die Okumenische Versammlung fur Gerechtigkeit Frieden und Bewahrung der Schopfung in der DDR Das ThSL wurde wie die beiden anderen kirchlichen Ausbildungsstatten in Berlin und Naumburg zu einem Ort geistiger Freiheit und zu einer wichtigen personellen Ressource fur die Opposition 8 Viele Studierende organisierten sich in oppositionellen Gruppen und gaben ihnen wichtige Impulse u a in der Arbeitsgruppe Umweltschutz in der Arbeitsgruppe Menschenrechte in der Initiativgruppe Leben im Arbeitskreis Solidarische Kirche AKSK und in der Initiative Frieden und Menschenrechte IFM Der Arbeitskreis Gerechtigkeit wurde sogar von Studierenden des ThSL gegrundet Politische Konflikte in den Jahren 1988 89 Bearbeiten Die Situation in der DDR spitzte sich in der wirtschafts innen und aussenpolitischen Krise am Ende der 1980er Jahre zu Seit 1982 fanden sich Mitglieder von Jungen Gemeinden Basisgruppen und Theologiestudenten aus der Leipziger Fakultat wie aus dem ThSL in kleinen Gruppen montags 17 00 Uhr zu einem Friedensgebet in der Nikolaikirche zusammen das von verschiedenen Friedens Umwelt und spater Menschenrechtsgruppen gestaltet wurde Eine besondere Brisanz erhielten diese Friedensgebete Ende 1987 Anfang 1988 weil sie nun massenhaft von Ausreisewilligen die die DDR verlassen wollten besucht wurden Damit wurden politische Konflikte manifest die die DDR Behorden moglichst aus der Offentlichkeit fernhalten wollten weshalb sie die Einstellung oder ortliche Verlagerung der Friedensgebete forderten Dabei kam es auch zu Differenzen zwischen den verschiedenen kirchlichen Verantwortlichen untereinander und mit bzw zwischen den Gruppen uber die Formen des montaglichen Friedensgebets und eine verantwortliche politische Predigt in der Nikolaikirche 9 An diesen Auseinandersetzungen beteiligten sich auch Studierende des ThSL Zwei Studenten wurde wegen Storung der gottesdienstlichen Ordnung durch den damaligen Rektor Christoph Kahler ein Verweis erteilt 10 Ein Teil der Studierenden verlieh durch offentliche Aktionen seinem politischen Anliegen Nachdruck Mehrfach wurden Studierende des ThSL mit anderen Oppositionellen zusammen festgenommen zugefuhrt darunter Jochen Lassig und Katrin Hattenhauer 11 Studierende die einen Ausreiseantrag in die Bundesrepublik stellten wurden in dieser Zeit exmatrikuliert Wie different die politischen Positionen unter den Studierenden aber auch unter den Lehrenden waren zeigte sich schliesslich an einem Dies communis im November 1989 zu dem die Sprecher der neuen politischen Gruppierungen vom Neuen Forum bis zur Christlich Sozialen Partei Deutschlands eingeladen waren Die jeweiligen Programme wurden jedoch durch Mitglieder des ThSL selbst vorgestellt da sie in den unterschiedlichen Initiativgruppen jeweils eine fuhrende Rolle spielten Das Spektrum politischer Ziele erwies sich als sehr breit und die gemeinsame Position ergab sich vor allem aus der Forderung nach Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sowie der einigenden Ablehnung der sogenannten Diktatur des Proletariats d h der Herrschaft der Staatspartei SED und der ihr unterstellten Blockparteien 12 Die Kirchliche Hochschule Leipzig 1990 1992 Bearbeiten Das ThSL gewann mit dem Ende der DDR neue Freiheiten und Rechte Das Kuratorium beschloss die Anderung des Namens in Kirchliche Hochschule Leipzig KHL die Regierung de Maiziere erkannte mit der Verleihung des Promotions und Habilitationsrechtes sowie des Professorentitels an die theologischen Dozenten die Hochschule staatlich an Die Studierenden erhielten das Recht auf freie Wahl des Studienortes und der Studienrichtung sowie Stipendien nach dem BAFoG Allerdings wurde rasch deutlich dass die Finanzierung einer solchen Hochschule die Krafte der Tragerkirchen in Ostdeutschland fortan uberschreiten wurde Hochschulpolitisch erfahrene Kollegen aus westdeutschen Fakultaten bezweifelten zudem ob es sinnvoll sei an einem Ort zwei theologische Ausbildungsstatten mit nahezu gleichem Anspruch und Programm zu unterhalten Das fuhrte dazu dass der Freistaat Sachsen und das Kuratorium der KHL sich auf die Zusammenfuhrung der Leipziger Fakultat und der KHL verstandigten So endete mit dem 1 Oktober 1992 die eigenstandige Existenz dieser Ausbildungsstatte Ihre Tradition wird einerseits in Forschung und Lehre durch die Theologische Fakultat der Universitat Leipzig wie andererseits in Formen des gemeinsamen Lebens im Evangelischen Studienhaus Leipzig fortgefuhrt Struktur der Ausbildung BearbeitenAufnahmeprufung Im und Exmatrikulation am ThSL Bearbeiten Nachdem das ThSL zunachst jeden Bewerber immatrikuliert hatte der die formalen Voraussetzungen aufwies wurde 1970 ein Aufnahmeverfahren eingefuhrt das die Studieneignung beurteilen sollte Diese fuhrte zu einer drastischen Verringerung der Studienabbruche am ThSL Voraussetzung fur die Immatrikulation war die schriftliche Verpflichtung der Studierenden auf den kunftigen Pfarrdienst in einer der evangelischen Landeskirchen der DDR War diese Voraussetzung nicht mehr gegeben oder entsprachen die Leistungen den Anforderungen nicht wurden die Studierenden gemass der geltenden Ordnung exmatrikuliert Im Aufnahmeverfahren wie an Entscheidungen uber vorzeitige Exmatrikulationen waren seit 1985 gewahlte Vertreter der Studentenschaft beteiligt Vorausbildung Bearbeiten Einer der wesentlichen Grunde fur die Einrichtung und Erhaltung der drei Kirchlichen Hochschulen in der DDR ergab sich daraus dass der Zugang zur Erweiterten Oberschule d h zum Abitur starken politischen Restriktionen ausgesetzt war Diese trafen besonders Kinder aus kirchlich engagierten Familien also auch potenzielle Pastorinnen oder Pfarrer Darum bot das ThSL neben den drei anderen sogenannten Proseminaren in Naumburg Potsdam Hermannswerder oder Moritzburg eine gymnasiale Ausbildung allerdings nur fur Bewerber mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung an Sie enthielt die wesentlichen Facher einer humanistisch altsprachlichen Bildung die durch qualifizierte Fachkrafte vermittelt wurde Nach 1990 wurde die Vorausbildung am ThSL durch die Kultusministerkonferenz als Aquivalent des Abiturs anerkannt 13 Theologiestudium Bearbeiten Das Studium selbst umfasste die klassischen Facher des theologischen Kanons die seit 1970 durch je zwei Dozenten vertreten wurden Altes Testament Neues Testament Kirchengeschichte Systematische und Praktische Theologie Daruber hinaus wurden die Facher Philosophie Missionswissenschaft bzw Okumenik verpflichtend Padagogik Soziologie Naturwissenschaften Kunstgeschichte Musik Sport und Sprecherziehung fakultativ angeboten Anders als in den Schwesterhochschulen in Berlin und Naumburg wo es solche Festlegungen nicht gab waren die Studierenden in Leipzig seit 1968 zum Besuch von viersemestrigen Volkshochschulkursen verpflichtet in denen marxistische Philosophie und Politische Okonomie durch staatlich angestellte Dozenten gelehrt wurden In der Leipziger Krise nach der staatlich angeordneten Sprengung der Paulinerkirche 1968 wurde so kirchlicherseits eine externe staatliche Unterrichtung zugestanden aber nicht eine Erweiterung und Einflussnahme innerhalb des Kollegiums durch marxistische Lehrer wie sie in den staatlichen Fakultaten selbstverstandlich war Die Ergebnisse dieser Kurse waren kein Bestandteil der Zeugnisse Nach studentischen Protesten wurde diese Unterrichtung im Herbst 1989 abgebrochen Akademische Qualifikationen Bearbeiten Sehr viele Dozenten der kircheneigenen evangelischen Ausbildungsstatten in der DDR hatten an staatlichen Fakultaten studiert waren dort promoviert worden und hatten sich z T dort habilitiert Lange Zeit aber kamen sie oft aus politischen Grunden fur eine Berufung an eine Fakultat nicht in Frage In den achtziger Jahren liberalisierte sich allerdings die Politik des Ministeriums fur Hoch und Fachschulwesen was zu einzelnen Berufungen von Dozenten aus kirchlichen Amtern in staatliche Professuren fuhrte In dieser Zeit ergab sich die Notwendigkeit auch in den kirchlichen Hochschulen starker fur den eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs zu sorgen So wurden vermehrt Stellen fur Promovenden Repetenten geschaffen obwohl den evangelischen Ausbildungsstatten das Recht fehlte Promotions und Habilitationsverfahren durchzufuhren Dieses Hindernis umgingen die Betroffenen auf zwei Wegen Einerseits schufen sich die drei Kirchlichen Hochschulen der DDR ein gemeinsames zweistufiges Qualifikationsverfahren das einer Promotions bzw Habilitationsordnung entsprach Die danach durchgefuhrten Verfahren wurden nach 1990 staatlich anerkannt und fuhrten dann auf einen entsprechenden Antrag hin zur Berechtigung die entsprechenden akademischen Titel zu fuhren Andererseits ubernahmen staatliche Fakultaten z T Promotions und Habilitationsverfahren fur Kandidaten aus den Kirchlichen Hochschulen Andere Ausbildungsgange und Reformversuche Bearbeiten Das ThSL war mehrfach Ausgangspunkt weiterer kirchlicher Ausbildungsgange So wurden 1969 ein erster Lehrgang fur Katechetik beim Theologischen Seminar Leipzig und 1971 ein zweiter eingerichtet die um staatliche Bedenken zu zerstreuen 1973 die Bezeichnung Katechetischer Lehrgang der Ev Luth Landeskirche Sachsens in Leipzig erhielten Diese Kurse wurden mangels Bewerber nicht wiederholt 1985 1990 wurde ein einmaliger Kirchlicher Kurs fur Kinder und Jugendarbeit auf Fachhochschulniveau eingerichtet Neben einem hauptamtlichen Studienleiter Walter Christian Steinbach lehrten dort vor allem die Dozenten des ThSL Ein Plan des Bundes der evangelischen Kirchen in der DDR BEK eine theologisch padagogische Fachhochschulausbildung mit einem vollstandigen theologischen Studium in einer Art Gesamthochschule am ThSL so zu kombinieren dass wesentliche Teile beider Studiengange zunachst gemeinsam durchgefuhrt werden sollten kam uber das Planungsstadium nicht hinaus 14 Das Vorhaben scheiterte an praktischen Schwierigkeiten und fachlichen Bedenken Ebenso kam eine Bitte der sachsischen Landessynode an das ThSL von 1987 um einen Modellversuch in der theologischen Ausbildung mit einem regelmassigen Wechsel zwischen Studien und Praktikumsphasen nicht mehr zur geplanten Ausfuhrung Tragerschaft und Finanzierung BearbeitenDas ThSL wurde durch die drei evangelisch lutherischen Landeskirchen der DDR rechtlich und finanziell getragen Durch eine jahrliche Summe von uber 600 000 MDN wurden die Gehalter der Angestellten und Lehrenden die Stipendien und die Fixkosten der Verwaltung beglichen Davon finanzierte der Lutherische Weltbund pro Jahr ca 150 000 MDN wahrend uber 450 000 MDN durch eine jahrliche Sonntagskollekte einkamen Diese wurde fur die Zwecke der Evang Luth Mission zu Leipzig in den drei Landeskirchen gesammelt Den wechselnden Betrag ubergab das Missionswerk an das ThSL und erhielt im Gegenzug dafur aus den Mitteln des Bundesministeriums fur innerdeutsche Beziehungen den gleichen Betrag fur die internationale Arbeit der 1965 gegrundeten Ev Luth Mission Leipziger Mission e V zu Erlangen die dort als Werk der Vereinigten Evangelisch Lutherische Kirche Deutschlands VELKD fortgefuhrt wurde Ende der achtziger Jahre stellten die evangelischen Landeskirchen die Finanzierung auf sogenannte Erhalterbeitrage um die pro Kopf neben einem fixen Sockelbetrag fur die aus den jeweiligen Landeskirchen kommenden Studenten zu zahlen waren Andere Anschaffungen wie die von theologischen Buchern aus der Bundesrepublik und Westeuropa Kopier und Telefontechnik wurden durch die lutherischen Landeskirchen in der Bundesrepublik ermoglicht Dies fand seine Grenze in der Regel nur durch die Restriktionen der DDR Behorden Lehre und Forschung BearbeitenDie Lehre fand in der Regel in den ublichen Formen von Vorlesungen Ubungen Pro und Hauptseminaren statt Besondere hochschuldidaktisch interessante Momente ergaben sich vor allem mit dem sogenannten Cursus introductorius der zehn Tage lang als Blockseminar ausserhalb von Leipzig durchgefuhrt wurde Die Studierenden wahlten sich selbst ein theologisches Thema und bearbeiteten es interdisziplinar in festen kleinen Gruppen Formal inhaltlich und gruppendynamisch erwiesen sich diese Kurse als Erfolg weil in ihnen Theologie als Prozess des kritischen Nachdenkens in einem besonderen Mass erlebt wurde Aufgrund dieser Erfahrung wurden zunehmend auch andere Lehrveranstaltungen als Blockseminar angeboten oder als interdisziplinare Projekte angelegt 15 Die Forschung orientierte sich zunachst naturlich am individuellen Interesse der Lehrenden Erst in den 1980er Jahren wurden gemeinsame Projekte von Lehrenden und Promovierenden haufiger Eine Statistik zahlt insgesamt 18 Qualifikationsarbeiten auf die vor allem in der Zeit zwischen 1980 und 1992 am ThSL erarbeitet wurden 16 Partnerschaften und wissenschaftlicher Austausch BearbeitenUnter den eingeengten Bedingungen der DDR haben sich dennoch viele westdeutsche und auslandische Kollegen offiziell zu Gastvorlesungen oder inoffiziell zu ungenehmigten Gesprachsbeitragen einladen lassen Dazu kamen Partnerschaften mit der Augustana Hochschule Neuendettelsau dem Luther Northwestern Theological Seminary St Paul USA und dem Queen s College Birmingham Es gelang dadurch in den achtziger Jahren ein gegenseitiger Austausch von Gaststudenten die nach Leipzig kamen oder aus Leipzig fur ein einjahriges Gaststudium das englischsprachige Ausland delegiert wurden Uber DDR weite Fachgruppen in den meisten aber nicht allen theologischen Disziplinen hinaus gab es regelmassige Treffen mit westdeutschen Fachkollegen in Berlin Da Partnerkirchen Verlage und einzelne Kollegen die Versorgung mit Fachliteratur auf offiziosen wie verdeckten Wegen intensiv betrieben war eine Beteiligung an der westeuropaischen wissenschaftlichen Debatte moglich 17 Dozenten BearbeitenListe der hauptamtlichen Dozenten des ThSL 18 Helmut Appel 1948 1958 Karl Heinrich Bieritz 1972 1986 Karlheinz Blaschke 1968 1992 Eberhard Fischer 1968 1992 Wolfgang Franke 1956 1959 Ursula Geiler 1958 1987 Gerhard Graf 1990 1992 Christoph Michael Haufe 1969 1992 Wilhelm Haupt 1961 1976 Harald Hegermann 1963 1969 Wolfram Herrmann 1958 1988 Carl Heinrich Ihmels 1923 1960 Christoph Kahler 1981 1992 August Kimme 1960 1964 Ernst Koch 1976 1992 Siegfried Krugel 1950 1970 Werner Krusche 1966 1969 Ulrich Kuhn 1969 1992 Walter Nagel 1953 1963 Gottfried Nuschke 1957 1987 Richard Otto 1937 1957 Wolfgang Otto 1955 1971 Matthias Petzoldt 1987 1992 Herbert Peucker 1954 1959 Wolfgang Ratzmann 1988 1992 Robert Rosenkranz 1967 1992 Wilhelm Schone 1949 1962 Walter Schonfelder 1925 1962 Friedrich Schreiter 1951 1960 Erhard Schulze 1958 1968 Wolfgang Schwabe 1960 1969 Hans Seidel 1971 1992 Walter Stade 1961 1967 Rainer Stahl 1988 1992 Gottfried Steyer 1958 1965 1972 1975 Wolfgang Trilling 1971 1985 Ingeborg Tschoerner 1958 1960 1964 1965 Werner Vogler 1969 1992 Gottfried Voigt 1958 1979 Dorothea Vollbach 1975 1992 Joachim Wiebering 1971 1987 Jurgen Ziemer 1980 1992 Rektoren Bearbeiten1948 1958 Helmut Appel 1958 1970 Siegfried Krugel 1970 1972 Ulrich Kuhn 1972 1974 Christoph Michael Haufe 1974 1976 Hans Seidel 1976 1978 Joachim Wiebering 1978 1980 Karl Heinrich Bieritz 1980 1982 Werner Vogler 1982 1984 Ernst Koch 1984 1986 Jurgen Ziemer 1986 1988 Christoph Kahler 1988 1990 Ulrich Kuhn 1990 1992 Wolfgang Ratzmann Literatur BearbeitenWerner Vogler Hrsg in Verbindung mit Hans Seidel und Ulrich Kuhn Vier Jahrzehnte kirchlich theologische Ausbildung in Leipzig Das Theologische Seminar Die Kirchliche Hochschule Leipzig Leipzig Evangelische Verlagsanstalt 1993 ISBN 3 374 01445 3 Wolfgang Ratzmann Thomas A Seidel Hrsg Eine Insel im roten Meer Erinnerungen an das Theologische Seminar Leipzig Leipzig Evangelische Verlagsanstalt 2017 Filmdokumentation BearbeitenPeter Grimm Frank Wolfgang Sonntag Der Einfluss des Theologischen Seminars Leipzig auf DDR Burgerrechtler FAKT Das Erste vom 7 Oktober 2014 21 45 Uhr Weblinks BearbeitenWolf Krotke Inseln im roten Meer Die Kirchlichen Hochschulen in der DDR als Beispiel fur freie Kirchliche Bildung Vortrag vom 2 Dezember 2014 zum dies academicus an der Universitat Leipzig Thomas Rudolph Oliver Kloss Rainer Muller Christoph Wonneberger Hrsg im Auftrag des Archivs der Initiative Frieden und Menschenrechte Sachsen e V Weg in den Aufstand Chronik zu Opposition und Widerstand in der DDR vom August 1987 bis Dezember 1989 Bd 1 Leipzig Araki Verlag 2014 ISBN 978 3 941848 17 7 Vorwort S XII XXIV Karlheinz Blaschke Die sachsische Revolution von 1989 ein stadtisches Ereignis in Bernhard Kirchgassner Hans Peter Becht Hrsg Stadt und Revolution Stadt in der Geschichte Bd 27 Stuttgart Thorbecke Verlag 2001 ISBN 3 7995 6427 6 S 109 124 Roland Jahn Opposition in der DDR Leipziger Seminar war Ort der Meinungsfreiheit in Magazin FAKT ARD vom 7 Oktober 2014 21 45 Uhr Einzelnachweise Bearbeiten Martin Onnasch Das Katechetische Oberseminar die Kirchliche Hochschule Ein Ruckblick und eine Bilanz In Kirchliche Hochschule Naumburg Hrsg Vom Menschen Die letzte Ringvorlesung der Kirchlichen Hochschule Naumburg mit einem Ruckblick auf ihre Geschichte 1949 1993 Naumburg 1993 S 134 148 Ulrich Schroter Harald Schultze Hrsg Im Schatten des Domes Theologische Ausbildung in Naumburg 1949 1994 Leipzig 2012 Christoph Kahler Kirchliche Hochschulen in der DDR In Peer Pasternack Hrsg Hochschule amp Politik Theologie amp Politik Besichtigung eines Beziehungsgeflechts in der DDR Berlin 1996 S 241 250 In Leipzig unterhielt und unterhalt auch die zahlenmassig kleine Evangelisch Lutherische Freikirche ein Lutherisches Theologisches Seminar Leipzig Vgl http elfk de dd21408 kasserver com html main uber uns arbeitsbereiche seminar Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz Memento vom 29 Juni 2007 im Internet Archive Karlheinz Blaschke Die Anfangsjahre des Theologischen Seminars 1964 1970 In Vogler 1993 S 21 32 Christoph Michael Haufe Kirchliche Hochschule ohne Titel 1970 1988 In Vogler 1993 S 33 44 Christoph Kahler Leitungs und Mitbestimmungsformen In Vogler 1993 S 97 109 Ehrhart Neubert Geschichte der Opposition in der DDR 1949 1989 Berlin 1997 S 467 Vgl Hermann Geyer Nikolaikirche montags um funf Die politischen Gottesdienste der Wendezeit in Leipzig Darmstadt 2007 Peter Wensierski Handeln statt Beten In Der Spiegel 43 2009 Thomas Mayer Helden der Friedlichen Revolution EVA Leipzig 2009 S 23 und 81 Ulrich Kuhn Die Zeit der Wende und das Ende 1988 1992 In Vogler 1993 S 45 52 Eberhard Fischer Die vortheologische Ausbildung In Vogler 1993 S 54 56 Konrad von Rabenau Eine steckengebliebene Ausbildungsreform In Peer Pasternack Hrsg Hochschule amp Politik Theologie amp Politik Besichtigung eines Beziehungsgeflechts in der DDR Berlin 1996 S 98 118 Jurgen Ziemer Das theologische Studium In Vogler 1993 S 57 63 Hans Seidel Lehre und Forschung In Vogler 1993 S 80 96 Rainer Stahl Kirchliche und okumenische Bezuge In Vogler 1993 S 110 120 Zeiten der nebenamtlichen Tatigkeit sind nicht berucksichtigt eine vollstandige Liste der hauptamtlichen und nebenamtlichen Dozenten der Lektoren der Assistenten und der Lehrbeauftragten nach Fachern gegliedert bei Vogler 1993 S 131 139 Normdaten Korperschaft GND 261351 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theologisches Seminar Leipzig amp oldid 227959464