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Die Bursfelder Kongregation auch Bursfelder Union war ein Zusammenschluss von vorwiegend west und mitteldeutschen aber auch niederlandischen belgischen danischen und luxemburgischen 1 Benediktinerklostern der von der Reformbewegung in den Klostern Clus und Bursfelde ausging Die ehemalige Benediktinerabtei Bursfelde Stammkloster der Bursfelder Union 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ziele und Umsetzung 3 Entwicklung der Kongregation 4 Bekannte Mitglieder 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenWie viele Benediktinerkloster erlebte auch das Kloster Bursfelde zu Beginn des 15 Jahrhunderts eine Zeit des moralischen und materiellen Niedergangs Die Monche fuhrten ein zunehmend weltliches Leben sie teilten den Klosterbesitz unter sich auf und hielten sich Matressen 2 Die Klosterkirche diente sogar zeitweise als Warenlager fur durchziehende Handler 3 Unter diesen Bedingungen fand der Wunsch vieler Kleriker nach einer Ruckbesinnung auf die Benediktsregel und die alten Ideale des monastischen Lebens immer grosseren Anklang 1430 wurde Johannes Dederoth dank Herzog Otto II von Braunschweig zum Abt des Klosters Clus berufen wo er damit begann seine Reformideen umzusetzen 4 1433 wurde er zudem Abt des Klosters Bursfelde Im folgenden Jahr reiste er nach Trier und traf dort mit Johannes Rode dem Abt von St Matthias zusammen der in seiner Abtei bereits die Lebensweise der Monche reformiert hatte 4 Dieser gab ihm nicht nur vier Geistliche aus St Matthias mit sondern auch die neuen Statuten der Trierer Abtei 5 Dederoth reformierte das Leben in seinen beiden Klostern nach Rodes Vorbild Ein wichtiger Eckpfeiler seiner Reform war das Verbot jeglichen Privateigentums sowie die Konzentration auf den feierlichen Gottesdienst und das gemeinsame Zusammenleben 6 Auf diese Weise gelang es ihm Kloster Bursfelde zu reanimieren und zu einem neuen moralischen und wirtschaftlichen Aufschwung zu fuhren 7 Kurz nach Dederoths Reform ubernahm auch das Kloster Reinhausen die neuen in Bursfelde praktizierten Consuetudines 8 Dederoth starb 1439 an der Pest Sein Nachfolger als Abt von Bursfelde wurde Johannes von Hagen 1469 unter dessen Leitung es zur Grundung der Bursfelder Kongregation kam Ziele und Umsetzung BearbeitenDie im Zusammenhang mit der Devotio moderna entstandene Bursfelder Kongregation wollte die Ordensregel des heiligen Benedikt in ihrer ursprunglichen Strenge und Reinheit zur Beachtung bringen 9 Oberstes Ziel war die Vereinheitlichung der klosterlichen Observanzen in den Mitgliedsklostern 9 Der Abt jedes Klosters das sich zur Kongregation bekannte verpflichtete sich dazu die Bursfelder Auslegung der Benediktsregel fur den Klosteralltag Consuetudo in seinem Kloster umzusetzen und also die Liturgie und Lebensgewohnheiten Bursfeldes zu ubernehmen 10 Das fuhrte dazu dass der Abt viele seiner Rechte an die Kongregation abgab und nicht mehr vollkommen eigenmachtig im Kloster walten konnte so auch etwa bei finanziellen Belangen wo das Kapitel der Kongregation ein Einspruchsrecht bei Verkaufen hatte 10 Im Gegenzug konnte jedes Mitgliedskloster das in finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten gelangt war mit der Unterstutzung des Generalkapitels rechnen 11 Ein weiterer Vorteil der Mitgliedschaft war dass dadurch die Abhangigkeit vom Bischof oder Landesherren unter der die Benediktinerkloster jahrhundertelang standen stark reduziert werden konnte 12 Die jahrlich in jedem der Kongregation angehorenden Kloster stattfindenden Visitationen durch Abte anderer Kloster sollten garantieren dass der Geist der Reform nicht verfehlt wurde Den ebenfalls jahrlich abgehaltenen Generalkapiteln der Union an denen alle Abte der Reformkloster teilnehmen mussten wurden die Berichte der Visitatoren vorgelegt Den Beschlussen der Generalkapitel hatten die Mitgliedskloster strikt zu folgen 13 nbsp Die Abtei St Michael Hildesheim Mitglied seit 1453 auf einer 2 Euro GedenkmunzeEntwicklung der Kongregation BearbeitenNachdem sich Reinhausen bereits fruh der Reformbewegung angeschlossen hatte kam 1444 Kloster Huysburg hinzu Am 11 Marz 1446 erfolgte die offizielle Anerkennung des Zusammenschlusses durch das Konzil von Basel 14 Im selben Jahr folgte die erste Tagung des Generalkapitels in Bursfelde 14 Als Prasident der Union galt auf Lebenszeit der jeweilige Abt des Klosters Bursfelde 15 In den folgenden Jahrzehnten traten immer mehr Kloster der Kongregation bei 1455 waren es 12 16 1460 schon 23 17 Darunter befanden sich auch zunehmend bedeutende Abteien wie Gross St Martin in Koln 1455 St Marien 1455 bei Trier St Matthias Trier und Hirsau 1458 Kloster Herzebrock 1465 Maria Laach 1474 oder Corvey 1505 Im Jahre 1508 schloss sich Kloster Grafschaft als letzte der zehn Benediktinerabteien Westfalens der Kongregation an 13 1459 bestatigte Papst Pius II der Kongregation die Anerkennung des Konzils von Basel und gewahrte ihr weitere Privilegien Zwei Jahre spater beauftragte der Papst die Kongregation sogar formell mit der Reformierung aller deutschen Benediktinerkloster 18 Bald traten auch Nonnenkloster und Abteien jenseits des deutschen Sprachraums der Union bei 19 Im Jahr 1500 zahlte die Bursfelder Kongregation 79 Mitgliedskloster 20 und die Zahl stieg in den kommenden drei Jahrzehnten auf 95 an 21 Die Reformation schliesslich markierte einen entscheidenden Wendepunkt fur die Union Das Generalkapitel bekampfte zunachst alle reformatorischen Tendenzen konnte aber nicht verhindern dass sich immer mehr Kloster teils unter Zwang der Reformation anschlossen 22 Innerhalb von nur zehn Jahren zwischen 1520 und 1530 verlor die Union so 34 Kloster 21 Es folgten weitere Verluste darunter auch eines der Grundungskloster Huysburg und schliesslich das Hauptkloster der Reformbewegung Kloster Bursfelde selbst nachdem Abt Johannes Rappe sich notgedrungen zum Protestantismus bekannt hatte 23 Damit konnte nun nicht mehr der Abt von Bursfelde Prasident der Kongregation sein In den 1530er und 1540er Jahren blieben die meisten Abte den Kapitelversammlungen fern darunter auch Johannes Rappe der erst mit der Rekatholisierung Bursfeldes 1554 wieder am Generalkapitel teilnahm 23 Mitte des 16 Jahrhunderts waren nur noch etwa 30 Abteien in der Kongregation die jetzt permanent an Geld und Personalmangel litt aktiv 24 Die Bursfelder Union steckte in einer tiefen Krise was sich auch darin offenbarte dass von 1583 bis 1595 keine Treffen des Generalkapitels stattfanden 25 Erst das 17 Jahrhundert brachte den verbliebenen Abteien der Union wieder einen Aufschwung den sie der Privilegierung Kaiser Ferdinands II und dem Restitutionsedikt verdankten 22 Die ordensfeindliche Kritik im Zeitalter der Aufklarung und die durch die Franzosische Revolution ausgelosten Kriege fuhrten dann rasch zum Ende der Kongregation Zu dem 1785 in der westfalischen Abtei Liesborn eingeladenen Kapitel erschienen nur noch funf oder sechs Abte Der letzte Prasident der Kongregation Abt Bernhard Bierbaum von Kloster Werden und Helmstedt starb 1798 auf der Flucht vor den franzosischen Truppen in der Abtei Helmstedt 26 Mit Inkrafttreten des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 gingen der Union auch die letzten Kloster verloren und die Bursfelder Kongregation stellte ihre Existenz endgultig ein 27 Bekannte Mitglieder BearbeitenAbt Johannes von Hagen 1469 Kloster Bursfelde Abt Heinrich von Kleve 1490 Kloster Liesborn Abt Johann Fart von Deidesheim 1491 Abtei Laach Abt Adam Meyer 1499 Gross St Martin in Koln Abt Johannes Trithemius 1462 1516 Kloster Sponheim Humanist Abt Leonard Colchon 1593 1653 Kloster Seligenstadt Prasident der Bursfelder Kongregation ab 1642 Pater Adam Adami 1610 1663 Teilnehmer an den Verhandlungen zum Westfalischen Frieden in Munster spater Weihbischof in Hildesheim Abt Emericus Quincken 1639 1707 Kloster Grafschaft Pater Oliver Legipont 1698 1758 HistorikerLiteratur BearbeitenStatuta ordinum Constitutiones Benedictinae Congregationis Bursfeldensis Marienthal Fratres clerici Vitae Communis 1474 1475 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Marcel Albert Hrsg Caeremoniae Bursfeldenses Corpus consuetudinum monasticarum 13 Siegburg Schmitt 2002 ISBN 3 87710 400 2 Elke Ursel Hammer Monastische Reform zwischen Person und institution Zum Wirken Abt des Abtes Adam Meyer von Gross St Martin in Koln 1454 1499 Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 165 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 35300 6 Elke Ursel Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation In Enno Bunz Stefan Tebruck Helmut G Walther Hrsg Religiose Bewegungen im Mittelalter Festschrift fur Matthias Werner zum 65 Geburtstag Veroffentlichungen der historischen Kommission fur Thuringen 24 Koln Weimar Wien Bohlau 2007 ISBN 978 3 412 20060 2 Hermann Herbst Das Benediktinerkloster Klus bei Gandersheim und die Bursfelder Reform Teubner Leipzig amp Berlin 1932 Reprint 1973 ISBN 3 8067 0147 4 Nicolaus Heutger Bursfelde und seine Reformkloster 2 erw Auflage Lax Hildesheim 1975 DNB 880628782 Marina Loer Die Reformen von Windesheim und Bursfelde im Norden Einflusse und Auswirkungen aus die Kloster in Holstein und den Hansestadten Lubeck und Hamburg Kieler Werkstucke Reihe A 35 Peter Lang Ed Frankfurt am Main 2013 Johannes Linneborn Die Reformation der Westfalischen Benedictinerkloster im 15 Jahrhundert und die Bursfelder Congregation In Studien und Mitteilungen aus dem Benedictiner und Cistercienser Orden 20 1899 S 266 314 532 570 21 1900 S 53 67 315 331 554 578 22 1901 S 48 71 396 418 Mathias Miedreich Die Benediktinerabtei St Jakob bei Mainz ein Kloster der Bursfelder Kongregation zwischen Westfalischem Frieden und Dreissigjahrigem Krieg 1648 1756 Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd 143 Aschendorff Munster Westf 2020 ISBN 978 3 402 15950 7 Paulus Volk Die Generalkapitels Rezesse der Bursfelder Kongregation 4 Bande Respublica Verlag Siegburg 1955 1972 DNB 457739444 Walter Ziegler Die Bursfelder Kongregation In Ulrich Faust Franz Quarthal Bearb Die Reformverbande und Kongregationen der Benediktiner im deutschen Sprachraum Germania Benedictina 1 EOS St Ottilien 1999 ISBN 3 8306 6994 1 S 315 407 Weblinks BearbeitenBursfelder MiniaturenEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Karte 1 in Barbara Frank Das Erfurter Peterskloster im 15 Jahrhundert Studien zur Geschichte der Klosterreform und der Bursfelder Union Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 34 Studien zur Germania Sacra 11 Gottingen 1973 ISBN 978 3 525 35339 4 Hermann Herbst Die Anfange der Bursfelder Reform In Karl Kayser Hrsg Zeitschrift der Gesellschaft fur Niedersachsische Kirchengeschichte 36 Braunschweig 1931 S 23 Nicolaus C Heutger Bursfelde und seine Reformkloster in Niedersachsen Hildesheim 1969 S 13 a b Elke Ursel Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 399 Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 13 Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 14 Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 17 Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 400 a b Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 26 a b Barbara Frank Das Erfurter Peterskloster im 15 Jahrhundert Studien zur Geschichte der Klosterreform und der Bursfelder Union Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 34 Studien zur Germania Sacra 11 Gottingen 1973 ISBN 978 3 525 35339 4 S 42 Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 29 Barbara Frank Das Erfurter Peterskloster im 15 Jahrhundert Studien zur Geschichte der Klosterreform und der Bursfelder Union Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 34 Studien zur Germania Sacra 11 Gottingen 1973 ISBN 978 3 525 35339 4 S 45 a b Josef Wiegel Emericus Quincken ein bedeutender Grafschafter Klosterabt aus Schmallenberg S 19 ff In Schmallenberger Heimatblatter 39 40 Ausgabe Dezember 1974 a b Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 28 Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 30 Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 400 Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 408 Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 37 Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 39 Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 409 a b Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 417 a b Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 42 a b Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 419 Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 421 Hammer Substrukturen Zentren und Regionen in der Bursfelder Benediktinerkongregation S 422 Nicolaus Heutger Niedersachsische Ordenshauser und Stifte Geschichte und Gegenwart Vortrage und Forschungen Forschungen zur niedersachsischen Ordensgeschichte 7 Lukas Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 86732 038 2 S 278 Heutger Bursfelde und seine Reformkloster S 43 Normdaten Korperschaft GND 2033290 7 lobid OGND AKS LCCN n85302548 VIAF 153679260 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bursfelder Kongregation amp oldid 237048851