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Das Fort Prinz Karl ist das einzige weitgehend erhaltene Fort des ausseren Fortgurtels der Bayerischen Landesfestung Ingolstadt Es befindet sich nordostlich von Ingolstadt auf dem Grossen Weinberg sudlich der kleinen Ortschaft Katharinenberg einem Gemeindeteil der Gemeinde Grossmehring im Landkreis Eichstatt von Oberbayern Benannt ist es nach Prinz Karl von Bayern Haupteingang des Forts Prinz Karl mit KehlkaserneGewolbegangMannschaftsunterkunftDie Anlage ist unter der D 1 76 129 18 als Baudenkmal verzeichnet Ebenso wird sie als Bodendenkmal unter der Aktennummer D 1 7235 0068 als Befestigung der spaten Neuzeit Teil der Landesfestung Ingolstadt Fort Prinz Karl gefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau des Forts 3 Modernisierung 4 Bildergalerie 5 Namensgebung 6 Nutzung im 20 und 21 Jahrhundert 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIngolstadt besass bereits im Mittelalter starke Befestigungsanlagen Nach der kampflosen Ubergabe der Stadt an Napoleon Bonaparte liess dieser den grossten Teil dieser Anlagen im Jahr 1800 jedoch schleifen Das 1806 neu entstandene Konigreich Bayern suchte unter Konig Max I Joseph einen zentralen Waffenplatz eine gesicherte Sammel und Lagerstatte fur die bayerische Armee vor zukunftigen Feldzugen sowie ein geschutztes Lager fur die Regeneration nach unglucklich verlaufenen Feldzugen die Entscheidung fiel auf Ingolstadt Aus finanziellen Grunden konnten die konkreten Planungen jedoch erst unter Konig Ludwig I aufgenommen werden Nach dem Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 wurde klar dass die inzwischen in und um Ingolstadt entstandenen Befestigungen nicht mehr ausreichten um die Stadt sowie die beiden Bahnhofe vor moderner weit reichender Artillerie zu schutzen Daher wurde zusatzlich ein vorgeschobener Fortgurtel errichtet Insgesamt wurden dabei in einem Abstand von funf bis acht Kilometern zum Stadtzentrum sieben Zwischenwerke und neun Aussenforts neu gebaut Auf dem Grossen Weinberg sudlich von Katharinenberg entstand das Fort VI Baubeginn war im Marz 1877 Ende November 1881 war das Fort weitgehend fertiggestellt kleinere Restarbeiten dauerten jedoch noch bis Mitte des folgenden Jahres an Die offizielle Ubergabe an das konigliche Festungs Gouvernement erfolgte am 27 Oktober 1882 Aufbau des Forts Bearbeiten nbsp Lageplan von Fort Prinz Karl auf dem Urkataster von BayernIm Wesentlichen handelt es sich beim Fort VI um ein Biehler sches Normalfort Die Spitze ist nach Ost Nordost ausgerichtet Das Fort misst etwa 300 Meter in der Breite und ca 180 Meter in Langsrichtung Da das Fort von der Feindseite moglichst nicht sichtbar und gegen direkten Beschuss geschutzt sein sollte mussten weite Teile des Forts in das Dolomitgestein auf der Kuppe des Grossen Weinbergs gesprengt werden Das Mauerwerk wurde mit Ziegeln oder Naturstein errichtet Das Fort VI besitzt wie die ubrigen nordlich der Donau einen trockenen Graben Dieser ist 7 Meter breit ca 5 Meter tief und an den Facen und Flanken gegen das Fort hin durch eine frei stehende Mauer begrenzt An der Spitze des Forts befindet sich in der Eskarpemauer der festungsseitigen Grabenmauer eine Saillantkaponniere von der aus der Graben in beiden Richtungen der Lange nach mit je zwei Geschutzen vom Kaliber 9 cm bestrichen werden konnte Grabenstreiche Die beiden Graben an der linken und rechten Flanke konnten durch je eine Schulterkaponniere bestrichen werden Diese verfugten im oberen Stockwerk ebenfalls uber je zwei Geschutze und im unteren uber Schiessscharten fur die Infanterie Das Fort war zunachst als reines Artilleriefort konzipiert in dem die Infanterie nur eine untergeordnete Rolle spielte Im Kriegsfall war es fur eine Besatzung von ca 600 Mann ausgelegt Die Bewaffnung bestand ursprunglich aus den bereits erwahnten 8 Geschutzen in Kasematten zur Nahverteidigung sowie uber 22 Geschutzen die oberirdisch zwischen Traversen aufgestellt waren Die dem Feind abgewandte Seite des Forts die so genannte Kehle die nicht durch direkten Artilleriebeschuss gefahrdet schien wurde als zweistockiges Gebaude ausgefuhrt Hier war die Besatzung des Forts untergebracht Neben dieser Kehlkaserne existierte eine weitere Kaserne in der Spitze des Forts die jedoch nur im Kriegsfall belegt werden sollte Das Fort verfugte auch uber einen eigenen Brunnen mit einem genieteten Wasserreservoir Entlang der Verbindungsstrassen in der Umgebung des Forts wurden Pappeln gepflanzt um im Kriegsfall die Bewegungen eigener Truppen vor feindlichen Spahern zu verbergen Modernisierung BearbeitenBereits wenige Jahre nach seiner Fertigstellung waren Befestigungsanlagen wie das Fort VI durch die immer durchschlagskraftigeren Brisanzgranaten der Artillerie zunehmend gefahrdet Ganz besonders galt dies fur die offen aufgestellten Geschutze Es wurden daher umfangreiche Verstarkungs und Modernisierungsmassnahmen in Angriff genommen Das Fort sollte nunmehr vor allem mit Infanterie bemannt werden fur die schwere Artillerie wurden seitlich der ursprunglichen Anlagen besser gepanzerte Anschlussbatterien gebaut Beim Fort VI wurden die inneren Anschlussbatterien 1888 89 die rechte aussere Batterie 1889 90 errichtet Eine linke aussere Anschlussbatterie liess das im Norden zur Ortschaft Katharinenberg hin steil abfallende Gelande nicht zu 1895 96 erfolgte nochmals ein Umbau der inneren Anschlussbatterien Die Uberdeckung der Kasemattgewolbe wurde durch zusatzliche Beton und Sandschichten verstarkt Diese Arbeiten dauerten beim Fort VI vom 14 September 1889 bis zum 31 Mai 1892 Allerdings wurden diese Arbeiten nicht mehr zu Ende gefuhrt Im linken Teil der Kehlkaserne ist der Ubergang vom verstarkten zum unverstarkten Teil noch deutlich am Verlauf der Fassadenoberkante zu erkennen Die Fenster der Kehlkaserne bekamen eiserne Fensterladen die im Falle von feindlichem Artilleriebeschuss Schutz gegen Granatsplitter bieten sollten Um den Materialtransport fur die Verstarkungsbauten zu erleichtern wurde 1889 eine Feldbahn System Haarmann vom Lokalbahnhof zu den Forts VI und Va sowie zum Zwischenwerk Grossmehring errichtet Um 1890 wurde im Fort VI ein grosser Backofen eingebaut da man zu der Erkenntnis gelangt war dass im Falle eines feindlichen Angriffs der Nachschub von Brot aus der zentralen Kriegsbackerei in Ingolstadt nicht mehr hatte gewahrleistet werden konnen 1891 92 wurde das Fort nach franzosischem Vorbild mit einem Gitterzaun umgeben um die Sturmfreiheit zu verbessern 1893 erhielt das Fort daruber hinaus zwei gepanzerte drehbare Beobachtungsstande die vom Grusonwerk in Buckau bezogen wurden Bildergalerie Bearbeiten nbsp Kehlkaserne die Fenster im Vordergrund besitzen eiserne Fensterladen nbsp Linker Teil der Kehlkaserne am rechten Bildrand ist der Ubergang vom verstarkten zum unverstarkten Teil des Forts erkennbar nbsp Saillantkaponniere am ausseren Grabenrand die 1891 92 errichteten Sturmgitter nbsp Saillantkaponniere rechts die frei stehende Mauer nbsp Rechte Schulterkaponniere ebenfalls mit frei stehender Mauer nbsp Linke Schulterkaponniere mit Sturmgittern im Vordergrund nbsp Blick entlang des linken Flankengrabens auf die linke Schulterkaponniere nbsp Blick nach Sudwesten uber das Fort nbsp Backofen nbsp Gepanzerter drehbarer Beobachtungsstand nbsp Toiletten fur die Offiziere nbsp Toiletten fur die MannschaftsgradeNamensgebung BearbeitenErst dreizehn Jahre nach seiner Fertigstellung erhielt das Fort VI einen eigenen Namen Zum ehrenden Gedachtnis Meines in Gott ruhenden Oheims des um die Armee so hochverdienten langjahrigen Feldmarschalls Prinzen Karl von Bayern Koniglicher Hoheit bestimme ich aus Anlass der 100 jahrigen Wiederkehr Hochstdessen Geburtstages dass vom 7 Juli 1895 an das Fort VI in der Festung Ingolstadt den Namen Prinz Karl fuhre Prinzregent Luitpold von Bayern 4 Juli 1895 zitiert nach Bauer Karl 1 Die Umbenennung wurde mit Garnisons Wachparaden und 50 Salutschussen gefeiert Nutzung im 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenIm Ersten Weltkrieg wurde das Fort Prinz Karl zur Unterbringung von Kriegsgefangenen genutzt wobei die Belegungszahlen stark schwankten So waren im Marz 1915 im Fort Prinz Karl 1131 Franzosen untergebracht wahrend es im Dezember 1916 nur noch mit 200 Offizieren belegt war Kurz nach Kriegsende wurden im Fort etwa 300 Spartakisten inhaftiert Der letzte politische Gefangene wurde am 25 Juli 1919 abtransportiert Anfang der 1920er Jahre wurde das Fort Prinz Karl ausserdem als Auslander Sammellager genutzt Im Jahre 1937 wurde die Festung Ingolstadt endgultig aufgelassen Die permanenten Forts gingen in die Verwaltung des Heereszeugamtes uber und dienten der Wehrmacht bis 1945 meist als Munitionsdepot oder zur Laborierung von Munition so auch das Fort Prinz Karl Nach Kriegsende wurden die meisten Befestigungsanlagen rund um Ingolstadt durch die US Besatzungsmacht gesprengt Das Fort Prinz Karl blieb als einziges erhalten vermutlich da bei einer Sprengung aufgrund der grossen Mengen von eingelagerter Munition die nahe Ortschaft Katharinenberg zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden ware Bis 1973 nutzte die Bundeswehr das Fort Prinz Karl als Munitionsdepot Heute beherbergt es das Sprengkommando Ingolstadt Das Innere des Forts kann nur im Rahmen von Sonderfuhrungen besichtigt werden Seit 1999 wurde das unter Denkmalschutz stehende Fort in mehreren Abschnitten teilweise saniert um zumindest die grobsten Schaden vor allem durch Feuchtigkeit zu beseitigen und die weitere Zerstorung von originaler Bausubstanz zu verhindern Seit 2016 bietet das Bayerische Armeemuseum regelmassig Fuhrungen im Fort an 2 Literatur BearbeitenKarl Bauer Fort Prinz Karl Das Fort Nr VI der Koniglich Bayerischen Hauptlandesfestung Ingolstadt Globulus Sonderband III 2009 2 Auflage Polygon Verlag Eichstatt 2009 S 190 ISBN 978 3 928671 56 9 Gerhard Wickern Eduard Eiser Die Bayerische Landesfestung Ingolstadt Teil II Der Vorwerks und Fortgurtel Forderverein Bayerische Landesfestung Ingolstadt Hrsg espresso Verlag Ingolstadt 2010 ISBN 978 3 9812964 8 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fort Prinz Karl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Fordervereins Bayerische Landesfestung Ingolstadt Seite des Stadtischen Bauamts Ingolstadt mit Grundriss des Forts Seite der Gemeinde Grossmehring mit Luftbild des Forts und Geschichte der Landesfestung Einzelnachweise Bearbeiten Karl Bauer Fort Prinz Karl Das Fort Nr VI der Koniglich Bayerischen Hauptlandesfestung Ingolstadt Globulus Sonderband III 2009 2 Auflage Polygon Verlag Eichstatt 2010 ISBN 978 3 928671 56 9 Unterseite des Bayerischen Armeemuseums zu den Exkursionen ins Fort Prinz Karl Abgerufen am 5 Oktober 2016 Burgen und Schlosser im Landkreis Eichstatt Schlosser Schloss Eibwang Residenz Eichstatt Sommerresidenz Eichstatt Schloss Hepberg Schloss Hexenagger Schloss Hirschberg Schloss Hofstetten Schloss Inching Schloss Kosching Schloss Lenting Schloss Neuenhinzenhausen Schloss Oberdolling Schloss Offendorf Schloss Pfunz Prandtenhof Rablbauernhof Schloss Sandersdorf Schloss 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Harlanden Burgstall Hubertusfelsen Abschnittsbefestigung Hunenring Abschnittsbefestigung Hutsteine Abschnittsbefestigung Kalkofen Abschnittsbefestigung Kesselberg Abschnittsbefestigung Kirchberg Abschnittsbefestigung Kottingworth Burgstall Lenting Abschnittsbefestigung Mallburg Burgstall Michaelsberg Abschnittsbefestigung Mornsheim Burgstall Obereichstatt Burgstall Ottersdorf Abschnittsbefestigung Pfunz Burgstall Saufelsen Ringwall Schellenburg Abschnittsbefestigung Schneckenberg Burgstall Torfelsen Abschnittsbefestigung Walting Burgstall WieseckWehrkirchen St Michael Biberbach St Martin Emsing Maria Himmelfahrt Gungolding St Margaretha Irfersdorf St Ulrich Kevenhull Kirchenburg Kinding St Vitus Kottingworth Maria Himmelfahrt Mockenlohe St Johannes Baptist Pfahldorf St Brigida Preith St Johannes Evangelist Walting St Quirinus Wolkertshofen 48 7869 11 526 Koordinaten 48 47 12 8 N 11 31 33 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fort Prinz Karl amp oldid 238229722