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Die katholische Pfarrkirche St Vitus in Kottingworth einem Gemeindeteil von Beilngries im oberbayerischen Landkreis Eichstatt ist ein barocker Kirchenbau der in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts an der Stelle einer mittelalterlichen Wehrkirche errichtet wurde Wegen ihrer imposanten Turme wird die dem Patrozinium des heiligen Vitus unterstellte Kirche auch als Kleiner Dom im Altmuhltal bezeichnet Die Kirche in der fruhgotische Wandmalereien erhalten sind gehort zu den geschutzten Baudenkmalern in Bayern 1 Mittelalterliche und fruhneuzeitliche Befunde im Bereich der Kath Pfarrkirche St Vitus werden zudem als Bodendenkmal unter der Aktennummer D 1 6935 0018 gefuhrt Pfarrkirche St Vitus SudfassadeTorturm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Wehrkirchenanlage 2 2 Aussenbau 2 3 Innenraum 3 Deckenfresken 4 Vituskapelle 4 1 Wand und Deckenmalereien 4 2 Sakramentshauschen 4 3 Kottingworther Altar 5 Ausstattung 6 Orgel 7 Gelaut 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Lageplan von St Vitus Kottingworth auf dem Urkataster von Bayern nbsp Innenraum nbsp HochaltarDie erste Kirche der wohl im 9 Jahrhundert angelegten Siedlung Kottenworth war vermutlich aus Holz errichtet Im 12 Jahrhundert erfolgte der erste Kirchenbau aus Stein in dem zwischen 1183 und 1195 der Eichstatter Furstbischof Otto eine Altarweihe vornahm Von diesem Kirchenbau haben sich noch Mauerreste in den beiden Turmen der Sudfassade erhalten Der westliche Turm wurde um 1250 der ostliche mit dem Langhaus um 1310 errichtet Das Erdgeschoss des ostlichen Turms die heutige Vituskapelle war ursprunglich der Chor der geosteten Kirche der Westturm bildete den Abschluss des Langhauses im Westen In der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts wurden die beiden Turme erhoht und mit Pyramidendachern versehen Im Zuge der Errichtung des barocken Langhauses erhielten die Turme ihre heutigen Zwiebelhauben In den Jahren 1760 61 wurde der mittelalterliche Kirchenbau durch einen barocken Neubau ersetzt wobei die beiden Turme in eine Doppelturmfassade an der Sudseite der nun nach Norden gerichteten Kirche einbezogen wurden Die Plane fur den Kirchenneubau entwarf der aus Roveredo in Graubunden stammende Baumeister Giovanni Domenico Barbieri 1704 1764 Im Jahr 1763 erfolgte die Weihe der Kirche durch den Eichstatter Furstbischof Raymund Anton von Strasoldo 1718 1781 Im Jahr 1891 wurden bei Renovierungsarbeiten in der Vituskapelle ubertunchte Wandmalereien aus dem 14 Jahrhundert entdeckt und bis 1895 wieder freigelegt Die daruber liegenden Malschichten aus der Spatgotik und der Fruhrenaissance wurden dabei zerstort Architektur BearbeitenWehrkirchenanlage Bearbeiten Kirche und Friedhof werden von einer teilweise bis zu vier Meter hohen Mauer umgeben was auf die Funktion einer Wehrkirche schliessen lasst die in Kriegszeiten der Bevolkerung als Zuflucht diente Den Zugang bildet ein mit Staffelgiebel und Satteldach versehener Torturm aus dem 16 Jahrhundert An den Innenseiten der Friedhofsmauer waren ursprunglich sogenannte Gaden angebaut kleine Vorratsspeicher die nicht mehr erhalten sind Aussenbau Bearbeiten In der Mitte der von den beiden Turmen flankierten Sudfassade offnet sich das von Pilastern und einem Segmentgiebel gerahmte Hauptportal Uber dem Portal ist ein grosses rechteckiges Fenster eingeschnitten in den seitlichen Nischen sind eine Madonna mit Kind und der heilige Willibald der Schutzpatron des Bistums Eichstatt eingestellt Der Giebel wird von einem querovalen Fenster durchbrochen Innenraum Bearbeiten Der Innenraum ein Saalbau mit einer Lange von 27 Metern und einer Breite von 23 Metern besteht aus einem Langhaus mit drei Achsen und einem eingezogenen halbrund geschlossenen Chor zu dem ein korbbogiger Chorbogen fuhrt Chor und Langhaus besitzen Flachdecken mit weiten Hohlkehlen Deckenfresken Bearbeiten nbsp LanghausfreskoDie Deckenfresken im Chor und im Langhaus wurden 1761 von Christian Erhardt 1731 1805 geschaffen einem Neffen und Schuler Johann Georg Bergmullers des Direktors der Reichsstadtischen Kunstakademie in Augsburg Die Fresken sind dem heiligen Vitus dem Schutzpatron der Kirche gewidmet Das Langhausfresko zeigt die Teufelsaustreibung am Sohn des romischen Kaisers Diokletian durch den heiligen Vitus Das Fresko weist neben der Signatur des Malers Christian Erhardt Pinx aug 1761 auch die seiner Restauratoren Fratres Wirsching restaur a 1889 auf Das Fresko uber der Orgelempore stellt den heiligen Vitus dar dem Jesus im Gefangnis erscheint Auf dem Chorfresko ist er mit seinen Attributen der Martyrerpalme und dem Olkessel dargestellt Auf der linken Seite sind die Bistumsinsignen zu sehen wie eine Mitra der Bischofsstab und ein Vortragekreuz Ein Engel halt ein Bild der neuen Kottingworther Kirche in der Hand Am Chorbogen ist das Wappen des Furstbischofs Raymund Anton von Strasoldo mit seinem Wahlspruch Intima Candent im Innersten brennend angebracht Vituskapelle Bearbeiten nbsp Vituskapelle mit Taufbecken nbsp Apostel unten Jungstes Gericht oben nbsp Sakramentshaus nbsp Sandsteinrelief aus der Mitte des 15 JahrhundertsDie Vituskapelle im Erdgeschoss des ostlichen Turms wurde von 1310 bis zum barocken Neubau der Kirche als Chor genutzt Die Kapelle ist ein quadratischer mit einem Kreuzrippengewolbe gedeckter Raum dessen Gewolberippen auf Konsolen aufliegen Die Vituskapelle wird heute als Taufkapelle genutzt worauf das neuromanische Taufbecken von 1894 hinweist Am Beckenrand sind die vier Paradiesflusse Gihon Gehon Phison Euphrat und Tigris dargestellt Wand und Deckenmalereien Bearbeiten Die fruhgotischen in Fresko und Seccotechnik ausgefuhrten Malereien entstanden vermutlich nach 1313 und bedeckten ursprunglich den gesamten Raum Die Szenen und Figuren sind auf einen blaugrauen Hintergrund gemalt die Architekturformen sind in weiss und rot gehalten die figurlichen Szenen in weiss rot braun und schwarz Auf der Laibung des ehemaligen Chorbogens ist der heilige Willibald als Bischof dargestellt ihm gegenuber das Martyrium des heiligen Erasmus dem mit einer Winde die Gedarme aus dem Leib gezogen werden und das eines Bischofs vielleicht der heilige Leodegar dem die Zahne ausgeschlagen werden Auf der Innenseite des Chorbogens sieht man Kain und Abel die beide Gott ein Opfer darbringen Kain ist mit einer Getreidegarbe dargestellt Abel mit einem Lamm aus einer Wolke ragt die Hand Gottes die das Opfer Abels segnet Auf der unteren Ebene sind auf allen drei Seiten Figuren zu sehen die unter rundbogigen Arkaden stehen An der Nord und Ostseite sind die Apostel mit ihren Attributen zu erkennen Uber den Aposteldarstellungen an der Nordseite ist das Jungste Gericht dargestellt In der Mitte sieht man den Erzengel Michael der die Seelen wiegt links stehen Maria hinter ihr Adam und Eva rechts ziehen Teufel mit einem Seil Menschen ins Hollenfeuer An der Ostwand ist noch ein romanisches Fenster mit tiefer Laibung erhalten Auf der unteren Bildebene sind links die Apostel Petrus mit Schlussel und Paulus mit Schwert zu erkennen auf der rechten Seite zwei weitere Apostel Die obere Bildebene der Ostseite ist dem heiligen Vitus gewidmet Links wird er vor den Kaiser Diokletian gefuhrt in der Mitte wird er mit seinen Pflegeeltern der heiligen Crescentia und dem heiligen Modestus auf Pfahlen gemartert auf der rechten Seite wird er in einen gluhenden Ofen gesteckt ein Engel halt seine schutzende Hand uber ihn Die Malereien an der Sudseite wurden durch die Vergrosserung des Fensters teilweise zerstort Erhalten sind zwei weibliche Heilige mit Salbgefassen und die heilige Margareta mit einem Drachen zu ihren Fussen Im oberen Teil sind zwei Ritter auf Pferden sitzend zu sehen Auf den Gewolbekappen sind Christus als Weltenherrscher von einer Mandorla umgeben dargestellt sowie paarweise angeordnet die Evangelistensymbole fur Lukas Stier und Matthaus menschliche Gestalt Johannes Adler und Markus Lowe Auf der westlichen Gewolbekappe sieht man die Martyrer Stephanus mit einem grossen Stein und Laurentius mit einem Rost Siehe auch Bildergalerie auf Commons Sakramentshauschen Bearbeiten An der Nordwand der Kapelle befindet sich ein Sakramentshaus aus Kalkstein das von dem Eichstatter Renaissancebildhauer Loy Hering 1484 84 1554 um 1520 geschaffen wurde Es weist im unteren Teil das Wappen des Eichstatter Furstbischofs Gabriel von Eyb 1455 1535 auf Kottingworther Altar Bearbeiten Der sogenannte Kottingworther Altar ein spatgotischer Flugelaltar aus der Zeit um 1490 stand ursprunglich in der Vituskapelle Auf Betreiben des Bischofs von Eichstatt Franz Leopold von Leonrod 1827 1905 wurde der Altar 1868 in die bischofliche Hauskapelle in Eichstatt uberfuhrt Der Altar besteht aus Schnitzfiguren Reliefs und Tafelbildern die Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons wiedergeben 2 Ausstattung BearbeitenDer viersaulige Hochaltar wurde in den 1760er Jahren im Stil des spaten Rokoko geschaffen Das Altargemalde ist mit der Jahreszahl 1766 bezeichnet und tragt die Signatur von Christian Dominikus Erhardt Es stellt das Martyrium des heiligen Vitus dar der in einem Kessel mit siedendem Ol gefoltert wird Das Auszugsbild zeigt die Kronung Mariens und wird vom Wappen des Furstbischofs Raymund Anton von Strasoldo bekront Die beiden Seitenaltare entstanden 1787 vermutlich in derselben Werkstatt wie der Hochaltar Im Zentrum des ostlichen Altars steht eine Figur des heiligen Sebastian aus der Entstehungszeit des Altars Die Mondsichelmadonna mit Kind in der Mittelnische des westlichen Altars ist eine spatgotische Figur aus der Zeit um 1500 Die Auszugsbilder stellen am Sebastiansaltar den heiligen Josef mit dem Jesuskind und am Marienaltar die Unterweisung Mariens durch die heilige Anna dar Die Kanzel wurde 1761 ebenfalls im Stil des spaten Rokoko geschaffen Der Kanzelkorb ist am unteren Rand mit Putten besetzt auf dem Schalldeckel steht eine Figur des Apostels Paulus An der Westwand des Langhauses ist ein etwas verwittertes Sandsteinrelief aus der Mitte des 15 Jahrhunderts angebracht das sich ursprunglich an der Aussenwand der Kirche befand Auf dem Relief ist die Anbetung der Heiligen Drei Konige unter Dreipassbogen dargestellt An den Langhauswanden stehen sich die beiden Schutzpatrone der Diozese Eichstatt der heilige Willibald und die heilige Walburga gegenuber Die beiden Figuren aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts standen ursprunglich in den Nischen an der Aussenwand der Sudfassade Beide Figuren halten einen Abtsstab und ein Buch in Handen auf dem Buch der heiligen Walburga ist ihr Attribut ein Gefass mit dem Walburgisol zu erkennen Die gemalten Kreuzwegstationen werden nach 1760 datiert und Christian Erhardt zugeschrieben Das Taufbecken unter der Empore stammt aus dem 15 Jahrhundert Die Schale ist mit gotischem Blendmasswerk verziert Die Figur Johannes des Taufers auf dem Deckel stammt aus barocker Zeit nbsp Mondsichelmadonna am linken Seitenaltar um 1500 nbsp Heiliger Sebastian am rechten Seitenaltar nbsp Heiliger Willibald nbsp Taufstein aus dem 15 JahrhundertOrgel Bearbeiten nbsp Bittner OrgelDer Orgelprospekt ist noch aus der Bauzeit der Kirche erhalten und wurde um 1780 geschaffen 3 Das heutige Orgelwerk wurde 1938 als Opus 215 von der Orgelbaufirma Bittner in Eichstatt geschaffen Das Instrument verfugt uber 14 Register auf zwei Manualen und Pedal Es hat folgende Disposition I Hauptwerk C g3Prinzipal 8 Viola da Gamba 8 Gedackt 8 Trichterflote 4 Rauschpfeife II 2 2 3 II Oberwerk C g3Geigenprinzipal 8 Gemshorn 8 Salizional 8 Oktav 4 Blockflote 2 Scharfzimbel IV 1 Pedal C d1Subbass 16 Zartbass 16 Violonbass 8 Koppeln II I II I Sub I P II P Spielhilfen 1 freie Kombination 1 Pedalkombination Crescendotritt SchwellwerkGelaut BearbeitenDas Gelaut besteht aus vier Glocken Zwei kleine Glocken stammen aus der Zeit um 1500 und wurden in einer Nurnberger Werkstatt angefertigt Sie sind mit einem Spitzbogenfries verziert und weisen eine Umschrift in gotischer Minuskel auf Eine Glocke wurde im Jahr 1688 laut Inschrift von Urs Laubscher in Ingolstadt gegossen Eine weitere Glocke entstand im Jahr 1706 in der Werkstatt von Wolfgang Wilhelm Schelchshorn in Eichstatt Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern IV Munchen und Oberbayern 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2002 ISBN 3 422 03010 7 S 560 561 Monika Soffner Loibl Kottingworth Kath Pfarrkirche St Vitus Peda Kunstfuhrer Nr 977 Kunstverlag Peda Passau 2016 ISBN 978 3 89643 977 2 Gottfried Weber Die Romanik in Oberbayern Gondrom Verlag Bindlach 1990 ISBN 3 8112 0703 2 S 430 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Vitus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Kottingworther Pfarrkirche Verein fur Tradition und Kultur in Kottingworth e V Eintrag zu Kirchhofbefestigung Kottingworth Sankt Veit in der privaten Datenbank Alle Burgen Einzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste fur Beilngries PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Denkmalnummer D 1 76 114 137 Uber den heutigen Aufbewahrungsort des Altars finden sich widerspruchliche Angaben Ernst Gotz u a Bearbeiter Bayern IV Munchen und Oberbayern Georg Dehio Begrunder Dehio Vereinigung Hrsg Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler 3 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2006 ISBN 978 3 422 03115 9 S 243 610 vielleicht Verwechslung mit dem Zyklus von 18 spatgotischen Tafelbildern im Nonnenchor des Klosters St Walburg Der ehem Kottingworther Altar mit Reliefs und Tafelbildern um 1490 jetzt in St Walburg Eichstatt Oder in der Hauskapelle des Bischoflichen Palais 1470 1510 In Veronica Route Abgerufen am 28 Februar 2021 italienisch mit Abbildung des Mittelteils der Predella Josef Wittmann Als der Vitusaltar auf Reisen ging In Donaukurier 19 Oktober 2018 abgerufen am 28 Februar 2021 mit zwei Abbildungen ohne die Predella Orgeldatenbank Bayern Version 5 2009 hrsg von Michael Bernhard Wehrkirchen im Landkreis Eichstatt St Michael Biberbach St Martin Emsing Maria Himmelfahrt Gungolding St Margaretha Irfersdorf St Ulrich Kevenhull Kirchenburg Kinding St Vitus Kottingworth Maria Himmelfahrt Mockenlohe St Johannes Baptist Pfahldorf St Brigida Preith St Johannes Evangelist Walting St Quirinus Wolkertshofen 49 020019 11 518565 Koordinaten 49 1 12 1 N 11 31 6 8 O Normdaten Geografikum GND 4541284 4 lobid OGND AKS VIAF 240085582 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Vitus Kottingworth amp oldid 238578008