www.wikidata.de-de.nina.az
Dolomitstein kurz Dolomit ist ein Karbonat Gestein das zu mindestens 90 Prozent aus dem Mineral Dolomit chemische Formel CaMg CO3 2 oder seltener CaCO3 MgCO3 besteht Bei geringeren Dolomitgehalten liegt ein dolomitischer Kalkstein vor Dolomitstein ist selten weiss haufig elfenbeinfarben hellgrau graugelb oder grungrau Anstehender Dolomit im Aufschluss Trias der slowakischen Karpaten Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften Diagnose 2 Entstehung 3 Vorkommen 4 Natursteinsorten 5 Verwendung 6 Geschichte 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEigenschaften Diagnose Bearbeiten nbsp Verwitterungsruine aus jurassischem dolomitischen Kalkstein in der Karstlandschaft des Cirque de Moureze HeraultDolomitsteine sind im Vergleich zum chemisch verwandten Kalkstein bei ahnlicher Struktur und Textur etwas harter und sehr viel sproder Wie Kalksteine sind Dolomite auf frischen Bruchflachen oft grau verwittern jedoch meist gelblich oder braunlich Ein erster Hinweis auf Dolomit im naturlichen Aufschluss ergibt sich aus einer eher splittrigen Felsoberflache Dieses Fehlen von glattgewaschenen Flachen ist ein Gegensatz zum Kalkstein Im Gelande kann Dolomit zudem durch seine sehr langsam ablaufende Reaktion mit kalter verdunnter 10 prozentiger Salzsaure von Kalkstein unterschieden werden Bei Dolomit entwickeln sich nach dem Aufbringen der Salzsaure so gut wie keine Kohlendioxid Blaschen wahrend die Saure bei Kalkstein kraftig braust Durch die geringere Losungsanfalligkeit gegenuber schwachen Sauren verkarstet Dolomitgestein in geringerem Masse und anders als Kalkstein Um Dolomit in einem Kalk Dolomit Mischgestein nachzuweisen wird das Gestein mit Reagenzien die auf Magnesium ihre Farbe andern gefarbt Ein Beispiel hierfur ist der Test mit Chinalizarin In der Literatur wird oft von einem zuckerkornigen Aussehen gesprochen Das bezieht sich auf den Aufbau aus feinen Kristallchen die weit feinkorniger als der heute ubliche Handelszucker aber grobkorniger als Kalksteinkristalle sind Im Sonnenlicht glitzern die Spaltflachen sichtbar Diese feine Kristallinitat ist einer Umkristallisation wahrend oder kurz nach der Sedimentation zuzuschreiben Setzt die Dolomitisierung fruhdiagenetisch ein bleiben Gefugemerkmale und Fossilien enthalten Eine spatdiagenetische Dolomitisierung verwischt jegliche Gefugemerkmale und Fossilien des Ausgangsgesteins Daher kann uber den Fossilinhalt keine Aussage getroffen werden Dies erschwert haufig die stratigraphische Zuordnung von dolomitischen Gesteinsformationen Mechanische Eigenschaften 1 Eigenschaft von bis EinheitBiegezugfestigkeit 9 15 N mm2Druckfestigkeit 125 250 N mm2Elastizitatsmodul 16000 80000 N mm2Rohdichte r 2400 2900 kg m3Entstehung BearbeitenDolomitgesteine entstanden entweder durch die primare Ausfallung von Dolomit oder durch die sekundare Dolomitisierung von Kalkschlamm Neuere Forschungen zeigen an rezenten Beispielen von Lagunen in Brasilien die Bedeutung von Schwefelbakterien und Faulnis fur die Dolomitgenese 2 3 Die entsprechende Reaktion beschreibt die Gleichung C a C O 3 M g S O 4 C H 4 C a M g C O 3 2 H 2 O H 2 S displaystyle mathrm CaCO 3 MgSO 4 CH 4 longrightarrow CaMg CO 3 2 H 2 O H 2 S nbsp oder einfacher M g S O 4 C H 4 M g C O 3 H 2 S H 2 O displaystyle mathrm MgSO 4 CH 4 longrightarrow MgCO 3 H 2 S H 2 O nbsp wobei sich MgCO3 gleich mit dem schon vorhandenen Kalksediment zu Dolomit verbindet CH4 steht hier stellvertretend fur die organische Substanz Das Magnesium stammt aus aufkonzentriertem Meerwasser Unter ruhigen Wasserverhaltnissen und bei hohen Verdunstungsraten wie sie in den Lagunen tropischer Riffe herrschen konnen nimmt zum einen der Salzgehalt im Lagunenwasser zu und zum anderen erfolgt kaum Austausch zwischen dem sauerstoffeicheren Wasser im oberen Teil der Wassersaule und dem Wasser im Porenraum des Sedimentes Dies begunstigt den Abbau der im Sediment enthaltenen organischen Substanz durch Faulnis und somit die Dolomitisierung des Sediments Relativ haufig sind Riffgesteine dolomitisiert Das mag teils an der Porositat des Riffes liegen die selbst in grosserer Versenkung eine Zirkulation der Losungen ermoglicht teilweise zumindest bei Korallenriffen auch daran dass der Korallenkalk aus dem instabilen Mineral Aragonit besteht somit die Umwandlung leichter geht Vorkommen Bearbeiten nbsp Nicht anstehender deutliche Verwitterungsspuren zeigender Block aus chertfuhrendem stromatolithischen Dolomit ausgestellt an einer Strasse an der Peripherie des Grossraums Johannesburg Pretoria Sudafrika Es handelt sich wahrscheinlich um den in der Region grossflachig ausbeissenden neoarchaischen Malmani Dolomit Dolomit ist als Gestein weltweit verbreitet und tritt naturgemass oft mit Kalkstein vergesellschaftet auf In Europa sind Dolomite in den geologisch jungen alpidischen Gebirgen sehr haufig zu finden Sehr machtige Vorkommen finden sich im Ostalpin und Sudalpin u a Dolomiten der Alpen sowie in den Karpaten und Apenninen mit dem Hauptdolomit der Alpinen Trias bzw dessen stratigraphischen Aquivalenten Nordlich des alpidischen Raumes kommen Dolomit und dolomitische Kalksteine in Mitteleuropa vor allem in vier Gesteinsserien vor in den oberdevonischen Karbonatserien des palaozoischen Grundgebirges sowie im Zechstein Oberperm im Muschelkalk Mitteltrias und im Malm Weissjura Oberjura des Tafeldeckgebirges Devonische Dolomite finden sich speziell in Form dolomitisierter Massenkalke im Rheinischen Schiefergebirge Eifel und Sauerland Dolomite der Zechsteinserie treten an den Randern der palaozoischen Grundgebirgsaufbruche u a am sudlichen Harzrand und am ostlichen Rand des Spessartkristallins sowie im Randbereich einiger Muldenstrukturen des Tafeldeckgebirges zutage Dolomitvorkorkommen des Muschelkalks werden unter anderem in der Trierer Bucht in Palzem Schloss Thorn in Wellen Mosel untertagig und in Mesenich sowie in Oberschlesien in Polen abgebaut Dolomite des Weissjuras kommen auf der Frankischen und Schwabischen Alb vor Ein Beispiel fur eine westeuropaische Kleinlandschaft auf einem Ausbiss dolomitischer Kalksteine bietet der Cirque de Moureze am Sudrand des Massif Central im Departement Herault Dieses stark von Karst gepragte Vorkommen entstand wahrend der Jura Zeit Dolomitvorkommen sind altersmassig jedoch nicht auf phanerozoische Sedimentgesteinsabfolgen beschrankt Eine mehr als 2 5 Milliarden Jahre alte Dolomitserie gibt es mit dem Malmani Dolomit im nordlichen Sudafrika In seinem Ausbiss befinden sich unter anderem die einst von Vormenschen bewohnten Hohlen die heute die Cradle of Humankind genannten UNESCO Welterbestatten bilden Angewitterter Malmani Dolomit wird zudem unter der Bezeichnung Pelindaba Rock als Dekostein gehandelt 4 5 Ein chronostratigraphisch bedeutendes prakambrisches Dolomitvorkommen ist die Nuccaleena Formation im sudostlichen Australien an deren Basis in einem Aufschluss in der Flinders Range sich der GSSP des Ediacariums befindet Natursteinsorten Bearbeiten nbsp Muster des Salzhemmendorfer DolomitsKleinziegenfelder Dolomit Frankische Alb Weissjura Wachenzeller Dolomit Frankische Alb Weissjura Salzhemmendorfer Dolomit Weser Leine Bergland Norddeutscher Malm Meskalith Mesenich Trierer Bucht Muschelkalk Harzer Dolomit Nuxei Sudharz Zechstein Ostrauer Plattendolomit Ostrau Mugelner Senke in Mittelsachsen Zechstein Die traditionell unter der Bezeichnung Anrochter Dolomit bekannten Naturwerksteine aus der Soester Borde Munsterlander Kreidebecken sind keine Dolomitsteine sondern mehr oder weniger stark quarzsand und glaukonitfuhrende Kalksteine Ausserhalb des deutschen Sprachraumes Kaarma Kalkstein Kaarma Insel Saaremaa Estland Silur Dolomit Libiaz Libiaz Oberschlesien Polen Muschelkalk Verwendung BearbeitenDolomit wird fur Bodenbelage aller Art geschnitten oder bruchrauh zum Bau von Natursteinmauern und Trockenmauern als Randsteine als Palisaden als Steinblocke als Gestaltungsstein zum Bau von Stutzmauern und als Pflasterstein eingesetzt Zerkleinert dient er vor allem auch als Zusatzstoff bei der Herstellung von Stahl in Hochofen Daruber hinaus ist er Hauptbestandteil von Mineralwolle und technischen Glasern Er findet Einsatz in Bodenstabilisierung sowie als Dungekalk fur die Landwirtschaft Pulverisierter Dolomit wird als Wiener Kalk bezeichnet und als Scheuermittel verkauft seine Harte ist gerade richtig um Kalkbelage abzukratzen aber Glas und Porzellan unberuhrt zu lassen In sogenannten Brechanlagen wird der Dolomit auch zu Zuschlagstoffen fur den Strassenbau und die Betonherstellung verarbeitet Als Grobschotter dient er auch zur Fullung von Gabionen Schotterkorbe Granulierter Dolomit wird als kieselsaurefreies SiO2 freies Filtermaterial in der Wasseraufbereitung verwendet Fur verschiedene weitere Einsatzbereiche in der Wasseraufbereitung wird Dolomit gebrannt Hierbei bildet sich bei ca 900 C aus Dolomit CaMg CO3 2 gebrannter Dolomit CaMgO2 CaO MgO Bei niedrigerer Brenntemperatur entsteht halbgebrannter Dolomit CaCO3 MgO auch Magno genannt der in der Trinkwasseraufbereitung zur Entsauerung Bindung von uberschussigem CO2 eingesetzt wird Dabei reagiert vorzugsweise die MgO Komponente Weiteres unter Magno Chemikalie Geschichte BearbeitenDolomit ist nach dem franzosischen Geologen Deodat de Dolomieu 1750 1801 benannt Dolomieu machte eine Reise in den damals als Bleiche Berge oder monti pallidi bezeichneten Teil der Sudalpen im Bereich der Sprachgrenzen Deutsch Ladinisch Italienisch Nach seinen Vorinformationen hatten diese Berge aus Kalk bestanden Auch wenn das Gestein von seinem ausseren Anschein und in seinen physikalischen Eigenschaften Kalkstein sehr ahnlich war musste er feststellen dass es sich anders als Kalkstein in schwacher bzw verdunnter Saure nur sehr langsam aufloste Er ging dem Problem nach und fand heraus dass sich das Gestein nicht nur aus Kalkerde CaO sondern zu gleichen Anteilen auch aus Magnesiaerde MgO zusammensetzte 6 Dolomieu wollte das neue Gestein zu Ehren seines Lehrers des Mont Blanc Besteigers De Saussure als Saussurite 7 bezeichnen aber bald darauf starb er selbst und die Wissenschaftsgemeinde benannte das Mineral und das Gestein nach ihm Darum tragen auch die Bleichen Berge der Sudalpen heute Dolomieus abgewandelten Namen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dolomit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Dolomit im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Dolomitstein Abgerufen am 31 August 2010 Vasconcelos et al Microbial mediation as a possible mechanism for natural dolomite formation at low temperatures In Nature Nr 377 1995 Krause et al Microbial nucleation of Mg rich dolomite in exopolymeric substances under anoxic modern seawater salinity New insight into an old enigma In Geology 40 Nr 7 2012 Martin Holland Kai Witthuser Anthony Alan Jamison Hydrology of the Cradle of Humankind World Heritage Site geology surface and groundwater S 125 140 in The Karst System of the Cradle of Humankind World Heritage Site WRC Report No KV 241 10 Gezina 2010 PDF 5 7 MB kompletter Band Peter Kenyon Roger Ellis The uses of caves and karst in the Cradle of Humankind World Heritage Site S 141 162 in Water Research Commission Hrsg The Karst System of the Cradle of Humankind World Heritage Site WRC Report No KV 241 10 Gezina 2010 PDF 5 7 MB kompletter Band Gemeint sind hier im Grunde jeweils die Kationen der Elemente Calcium und Magnesium das Konzept der Ionen auf dem die Chemie der Salze und mithin der meisten Minerale aufbaut wurde erst im Laufe des 19 Jahrhunderts entwickelt Unter Saussurit versteht man heute ein polymineralisches Produkt der metamorphen Umwandlung von Plagioklas Normdaten Sachbegriff GND 4150397 1 lobid OGND AKS LCCN sh85038887 NDL 00562868 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dolomit Gestein amp oldid 236251631