www.wikidata.de-de.nina.az
Das Ostalpin im internationalen wissenschaftlichen Sprachgebrauch auch Austroalpin genannt ist der ursprunglich zweitsudlichste und tektonisch hochste Deckenstapel der Alpen Seine Bezeichnungen verdankt es seinem Auftreten vor allem in den Ostalpen bzw Osterreich wahrend es in den starker herausgehobenen und tiefer erodierten Westalpen bereits nahezu vollstandig abgetragen ist Geographisch ist das Ostalpin auf die Nordlichen Kalkalpen die Zentralen Ostalpen und den nordlichen Teil der Sudlichen Kalkalpen verteilt Vereinfachte geologische Karte der Alpen Im Nordosten des Alpenbogens beissen uberwiegend ostalpine Einheiten aus Inhaltsverzeichnis 1 Tektonik 2 Gesteinsinhalt 3 Vorkommen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseTektonik Bearbeiten nbsp Die Lungauer und die Steirische Kalkspitze in den Niederen Tauern gehoren zum karbonatischen zentralostalpinen Mesozoikum das dem Kristallin eigentlich auflagert hier jedoch lokal eingerollt invers vorliegt und unter dem hangenden Grundgebirge erosiv freigelegt wurde Im Hintergrund das oberostalpine Dachsteinmassiv Palaogeographisch betrachtet gehort das Ostalpin wie das Sudalpin zur Adriatischen Platte die im Mesozoikum eine Afrika vorgelagerte Mikroplatte war Im Zuge der Alpinen Gebirgsbildung wurde das Ostalpin von seiner Unterkruste abgeschert in sich gestapelt und verfaltet und zudem horizontal weit geschatzt 100 km bis 200 km nach Norden uber den Sudrand der alt europaischen Platte geschoben Penninikum Helvetikum Das Ostalpin wurde bei der alpinen Uberschiebung uber das nordlich vorgelagerte und subduzierte Penninikum in mehrere Teildecken zerlegt die sich ihrerseits dachziegelartig ubereinander stapelten Dabei schob sich der ursprunglich sudlichste Bereich das Oberostalpin uber das nordlich gelegene Unterostalpin Dabei wiederum uberschoben die ursprunglich sudlichst gelegenen heutigen Nordlichen Kalkalpen Oberostalpin und die Grauwackenzone das Untere Zentralostalpin welches teilweise auch als oberostalpines Grundgebirge zentralalpines Oberostalpin oder Mittelostalpin bezeichnet wird einige der Gliederungsmodelle sind im Laufe der Jahrzehnte durch fortschreitende Erforschung nach wie vor Gegenstand von Weiterentwicklungen 1 2 Die oberostalpinen Nordlichen Kalkalpen und die Grauwackenzone wurden dabei komplett uber das Penninikum und untere Zentralostalpin uberschoben und liegen heute nordlich von beiden wobei sie wiederum selbst kompliziert verfaltet und als Teildecken ubereinander gestapelt wurden Bajuvarikum Tirolikum Juvavikum Bei dieser Uberschiebung wurde nicht nur das Penninikum sondern auch das Unterostalpin und das untere Zentralostalpin in grossere Tiefe versenkt und unter hohem Druck und Temperatur metamorph uberpragt sodass auch permomesozoische zentralostalpine Sedimente nun als Quarzite Marmore und Schiefer Aquivalente der Lunz Formation zum Beispiel bei Kapellen anzutreffen sind Bekannte Vorkommen liegen in den westlichen Ortler Alpen den Radstadter Tauern oder in der Semmering Region Die Nordlichen Kalkalpen hingegen weisen hochstens einen schwachen Metamorphosegrad auf dies vor allem an ihrer Basis Der im Suden des Oberostalpins liegengebliebene Drauzug auch als oberes Zentralostalpin bezeichnet weist jedoch schwachen bis lokal mittleren Metamorphosegrad auf Das uberschobene Penninikum ist fast vollstandig vom Ostalpin bedeckt nur in tektonischen Fenstern wurde es hochgewolbt und von der Erosion freigelegt Unterengadiner Fenster Tauernfenster Rechnitzer Fenster Die folgende Tabelle vergleicht die unterschiedlichen tektonischen Modelle Tollmann 1977 Penninikum inkl Matreier Zone Unterostalpin exkl Matreier Zone Tiefstes Oberostalpin Bajuvarikum Mittelostalpin Hoheres Oberostalpin Tirolikum Juvavikum inkl Drauzug Grauwackenzone und Gurktaler Palaozoikum hochstes mittelostalpines KristallinFroitzheim Janak 2004 Penninikum Unterostalpin Unteres Zentralostalpin Oberes ZentralostalpinSchmid et al 2004 Penninikum Unterostalpin Tiefste Nordliche Kalkalpendecke Bajuvarikum Oberostalpine Grundgebirgsdecken inkl permomesozoischer Bedeckung Hohere Nordliche Kalkalpendecken und Grauwackenzone hochster Anteil der Oberostalpinen Grundgebirgsdecken und deren permomesozoische BedeckungGesteinsinhalt BearbeitenDie ostalpinen Decken bestehen zu unterst aus einer praalpinen Basis von hochmetamorphen Gesteinen vor allem Gneisen und Glimmerschiefern die im Palaozoikum uberwiegend in der variszischen und kaledonischen Gebirgsbildung gebildet wurden polymetamorphes Grundgebirge Sie machen heute den Grossteil der Zentralen Ostalpen aus sind aber als Relikte auch noch in der sudlichen Schweiz zu finden zum Beispiel Matterhorn Daruber folgt zumindest in den ursprunglich am weitesten sudlich liegenden ostalpinen Decken eine schwach metamorphe Abfolge von Schiefern Grauwacken Phylliten Kalksteinen und Gesteinen vulkanischen Ursprungs der variszischen und kaledonischen Gebirgsbildung sie sind heute zum Beispiel in der Grauwackenzone in der Steiermark und dem nordostlichen Karnten zu finden Die obersten und jungsten Einheiten sind Sedimente vorwiegend aus dem Permomesozoikum Hier sind vor allem Karbonat Gesteine der Trias Jura und Kreide Kalksteine und Dolomitsteine zu nennen die in einem tropischen Flachmeer am palaozoischen Untergrund abgelagert wurden und heute zum Beispiel die Nordlichen Kalkalpen und den Drauzug aufbauen Grossteil der Gailtaler Alpen und Nordostteil der Karawanken In der unteren Obertrias ist ein weithin zu verfolgendes markantes Schichtglied von Sandsteinen und Schiefertonen eingeschaltet Lunz Formation das die Riffe zudeckte bis schliesslich wieder die Kalkproduktion einsetzte Es ist auch in den tektonisch eigenstandigen Sudalpen als Raibl Formation zu finden In den sudlichsten Ablagerungsgebieten heute Nordliche Kalkalpen ist die Machtigkeit der Triassedimente am grossten wahrend sie in den nordlichsten heute Unterostalpin im Jura bedeutender ist vergleichbar dem nordlich anschliessenden Penninikum An der Basis der Karbonate bisweilen eine deutliche Transgressionsgrenze zum liegenden Palaozoikum aufweisend 3 ist eine Abfolge von oberpermischen bis untertriassischen Konglomeraten z B Prabichl Formation Alpiner Verrucano und Sandsteinen Werfen Formation zu beobachten die nach oben hin in die Mitteltriaskalke uberleitet Die allerjungsten Teile des Permomesozoikums sind Sedimente aus der Oberkreide bis zum fruhen Palaogen ehemals Alttertiar genannt die in Meeresrinnen und becken wahrend der bereits einsetzenden Alpenauffaltung Altalpidische oder Eoalpine Gebirgsbildung abgelagert und Gosau Gruppe genannt werden Die Schichten der Gosau Gruppe weisen im Vergleich zu den in der Kreide bereits verfalteten Trias bis Unterkreide Schichten eine deutliche Winkeldiskordanz auf wurden dann aber im Zuge der Jungalpidischen Gebirgsbildung hoheres Palaogen tieferes Neogen weiter deformiert in den Deckenbau einbezogen und teilweise auch zwischen altere Decken und Schuppen eingeklemmt Vorkommen BearbeitenDie Vorkommen der verschiedenen stratigraphischen und tektonischen Stockwerke lassen sich in folgender Tabelle darstellen Unterostalpine Decken Oberostalpin Untere Zentralostalpine Decken Oberostalpin Obere Zentralostalpine DeckenPermomesozoikum ostliches Graubunden z B Piz Ela sudliche Tuxer Alpen Tarntal Decke Radstadter Tauern Wechselfenster Wiesmather Fenster von Schmid 4 auch als permomesozoische Bedeckung der oberostalpinen Grundgebirgsdecken betrachtet Murztal Semmering Westrand von Leithagebirge und Hundsheimer Berge vermitteln bereits zu den Kleinen Karpaten tiefste Decke der Nordlichen Kalkalpen Bajuvarikum 5 Hoch Ducan Sesvenna Gruppe westliche Ortler Alpen Sudrand des Ratikons Brenner Mesozoikum Kalkkogel Serles Kette Tribulaune schmale Vorkommen in den Nockbergen Stangalm Mesozoikum und Murbergen Ostrand der Seckauer Tauern Alpiner Verrucano hohere Decken der Nordlichen Kalkalpen Tirolikum Juvavikum inkl Gosau Becken Blaser Decke uber dem Brenner Mesozoikum schmale Vorkommen in den Nockbergen eingerollt und uberkippt am Pfannock 6 Kainach Gosau unter dem Grazer Palaozoikum eingeklemmte Gosau Schuppen Krappfeld Sankt Paul im Lavanttal Drauzug mit nordostlichen Karawanken Hochobir Petzen und Hauptkamm der Gailtaler Alpen Dobratsch Reisskofelgruppe Lienzer Dolomiten schwach metamorphes Palaozoikum fehlt fehlt Steinacher Decke Sattelberg Grauwackenzone Eisenkappel Gurktaler Decke ostliche Nockberge Murauer Palaozoikum Grazer Palaozoikum Sausal Possruck kleine inselartige Vorkommen im Sudburgenlandpolymetamorphes Grundgebirge Sesia Zone Dent Blanche Decke Matterhorn ostliches Graubunden Piz d Err Piz Bernina Wechselfenster Wiesmather Fenster von Schmid 7 auch als oberostalpine Grundgebirgsdecken betrachtet Tuxer Alpen Innsbrucker Quarzphyllit Murztal Stuhleck Bucklige Welt Odenburger Gebirge Leithagebirge Ostrand der Hundsheimer Berge vermitteln bereits zu den Kleinen Karpaten Silvretta Otztaler und Stubaier Alpen ostliche Ortler Alpen Sudrand der Venedigergruppe Lasorling Schobergruppe Bundschuh westliche Nockberge Niedere Tauern Seetaler Alpen Saualpe Bachergebirge Possruck Koralpe Pack und Stubalpe Gleinalpe Troiseck Floning Zug klassisches Oberostalpin Tollmann einzelne kleine Schurflinge an der Basis der Grauwackenzone Kristallin von Anger Kaintalegg Traidersberg Oberes Zentralostalpin auch Villgratner Berge Kreuzeckgruppe Basis der Gailtaler Alpen Eisenkappel 8 Literatur BearbeitenAlexander Tollmann Geologie von Osterreich Band 1 Die Zentralalpen Deuticke Wien 1977 766 S Rudolf Oberhauser Hrsg Der Geologische Aufbau Osterreichs Springer Verlag Wien 1980 Geologische Bundesanstalt Hrsg Rocky Austria Geologie von Osterreich kurz und bunt Geologische Bundesanstalt Ostalpin Gestapelter Querschnitt der Erdkruste Werner E Piller et al Die Stratigraphische Tabelle von Osterreich 2004 Stefan M Schmid Bernhard Fugenschuh Eduard Kissling Ralf Schuster Tectonic map and overall architecture of the Alpine orogen In Eclogae Geologicae Helvetiae 2004 doi 10 1007 s00015 004 1113 x englisch Nikolaus Froitzheim Geologie der Alpen Teil 1 Allgemeines und Ostalpin Vorlesungsskript mit Bezug zu Janak 2004 in Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Strukturgeologie Abgerufen am 21 November 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Schmid et al 2004 S 105 Froitzheim Christof Kuhn Exkursionsvorschlage in Osterreich und Umgebung Prabichl Eisenerz Stmk Transgression Polsterkalk Prabichlschichten abgerufen am 22 November 2018 Schmid et al 2004 Froitzheim Christof Kuhn Ausgewahlte Kapitel uber die Alpen Triaskalke des Oberostalpin in den Nockbergen abgerufen am 22 November 2018 Schmid et al 2004 Froitzheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ostalpin amp oldid 237087926