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Die Gosau Gruppe ist eine lithostratigraphische Gruppe in den Nordlichen Kalkalpen und in den ostlichen Zentralalpen Inhaltsverzeichnis 1 Bildung 2 Forschungsgeschichte 3 Vorkommen 4 Untergliederung 4 1 Typlokalitat Gosau 4 2 Salzburg Bad Reichenhall 4 3 Laussa Grossraming 5 Fossilfuhrung 6 Bodenschatze 7 EinzelnachweiseBildung Bearbeiten nbsp Der Muttekopf in den Lechtaler Alpen bei Imst das mit 2774 m hochstgelegene GosauvorkommenDie Gosausedimente wurden nach dem ersten Hohepunkt der Gebirgsbildung in der Mittelkreide um 100 Mio Jahre vor heute diskordant irregular auf dem damaligen Decken und Faltengebaude abgelagert 1 Die Gosausedimente sind das Ergebnis einer Transgression Meeresvorstoss die in der Oberkreide nach einer Schichtlucke fur das Turonium im Coniacium vor etwa 90 Millionen Jahren eingesetzt hat Die Sedimente der Gosau Gruppe reichen im Palaogen bis ins untere Eozan um 40 Mio Jahre vor heute Die Ablagerungen der Gosau Gruppe sind in der Zeit der Gebirgsbildung in der Kreidezeit der Kreideorogenese entstanden die den Ostalpenraum erfasst hatte Grosse Bereiche der archipelartigen Landschaft ragten damals aus dem Meer und deshalb bedecken die Sedimente nur Teile der Nordlichen Kalkalpen Gosauische oder damit verwandte Sedimente finden sich neben den Nordlichen Kalkalpen und vereinzelt in den ostlichen Zentralalpen laut Alexander Tollmann auch in den Sudalpen Karpaten Dinariden und noch weiter sudostlich im mediterranen Raum Entsprechend der Bildung in verschiedenen Becken schwankt die Machtigkeit der Gosausedimente stark bei Gosau erreichen sie eine Machtigkeit von 2600 Metern bei Gams und bei Grunbach ist die Gosau Gruppe bis zu 2200 Meter machtig 2 3 4 Forschungsgeschichte BearbeitenDer Name Gosau als stratigraphischer Begriff wurde 1782 von J Bohadsch eingefuhrt Die britischen Geologen A Sedgwick und R J Murchison erstellten 1829 eine erste grobe Gliederung der Gosau in ihren beiden Arbeiten On the Overlying Deposits of the Vale of Gosau in the Salzburg Alps und On the Tertiary Formations which range along the Flanks of the Salzburg and Bavarian Alps being a continuation of the memoir On the Valley of Gosau In den Jahren 1930 und 1931 folgte dann noch ihre Arbeit A Sketch of the Structure of the Eastern Alps with Sections through the Newer Formations on the Northern Flanks of the Chain and through the Tertiary Deposits of Styria amp c amp c With Supplementary Observations Sections and a Map Aufbauend auf die Arbeiten der beiden Briten veroffentlichte August Emanuel von Reuss seine Beitrage zur Charakteristik der Kreideschichten in den Ostalpen besonders im Gosauthale und am Wolfgangsee 5 2 Typlokalitat ist das Gosauer Becken um Gosau im oberosterreichischen Salzkammergut Vorkommen BearbeitenGosauvorkommen in den Nordlichen Kalkalpen gibt es im Bereich der Lechtaler Alpen westlich von Imst die sogenannte Muttekopfgosau im Tiroler Unterland im Bereich des Brandenberger Tales im Raum Worgl und bei Kossen im Raum der Stadt Salzburg bis Bad Reichenhall sowie im Bundesland Salzburg im Bereich des Wolfgangsees in Oberosterreich bei Gosau im Salzkammergut im Raum Windischgarsten bei Laussa bis Grossraming im Reichraminger Hintergebirge in der Steiermark bei Worschachwald am Sudrand des Toten Gebirges bei Gams bei Hieflau und im Mariazeller Becken In Niederosterreich gibt es Gosauvorkommen unter anderem auch bei Grunbach am Schneeberg Neue Welt sowie bei Giesshubl Daneben gibt es noch zahlreiche kleine und kleinste Gosauvorkommen Im zentralalpinen Bereich gibt es westlich von Graz die Kainacher Gosau und in Karnten die Krappfeldgosau Aufgrund von tektonischen Vorgangen und Erosion entsprechen die heutigen Gosauvorkommen nicht mehr ihrer ursprunglichen Ausbreitung Untergliederung BearbeitenDie Sedimentation der Gosausedimente in verschiedenen Becken erschwert eine lithostratigraphische Zuordnung der jeweiligen Einheiten die ausserdem oft zu verschiedenen Zeiten abgelagert wurden So gibt es Formationen die sich nur auf eine oder wenige Gosauvorkommen beschranken andere Formationen hingegen wie die konglomeratische Kreuzgraben Formation oder die am Beckenabhang entstandene Nierental Formation sind in mehreren Gosauvorkommen ausgebildet Die Gruppe wird in eine Untere Gosau Subgruppe und eine Obere Gosau Subgruppe veraltet Tiefere Hohere Gosau unterteilt die durch eine Phase der neuerlichen Heraushebung und Erosion Intragosauischen Phase genannt getrennt sind Am Beginn der gosauischen Transgression meist im Coniacium 90 86 Mio Jahre bildete sich ein Basiskonglomerat die Kreuzgraben Formation An einigen Lokalitaten wie etwa bei Grunbach erfolgte die erste Transgression spater im folgenden Santonium 86 84 Mio Jahre Auf diese Konglomerate folgen dann meist fossilreiche Sandsteine Mergel und Kalke einer Flachwasserfazies diese Untere Gosau wird auch Flachwassergosau genannt Teilweise sind auch Kohlefloze zu finden wie in der Gosau von Grunbach Die Untere Gosau Subgruppe umfasst also terrestrische bis seichtmarine Ablagerungen Nach der Hebungsphase kam es im oberen Campanium um 80 Mio Jahre zu einem raschen Absinken der Kalkalpen Die Sedimente der Oberen Gosau wie die Zwieselalm Formation die Giesshubl Formation oder die Brunnbach Formation sind damit haufig Tiefwasserbildungen die teilweise unter der Calcit Kompensationstiefe gebildet wurden 1 Fur die obere Gosau wird daher manchmal die Bezeichnung Tiefwassergosau oder auch Flyschgosau verwendet Fur die untere Gosauzeit sind um die 4 5 Millionen Jahre anzusetzen fur die intragosauische Hebung um die 8 Millionen Jahre und fur die obere Gosauzeit um 7 10 Millionen Jahre Haufig liegt auch die obere Gosau diskordant auf der unteren Gosau Die Zwieselalmformation von Gosau als spateste Schicht liegt heute auf um die 1500 Meter Seehohe wurde also uber 4 km gehoben Abfolge der Gosaugruppe an einigen Lokalitaten Typlokalitat Gosau Bearbeiten Im Raum Gosauer Becken Pass Gschutt Abtenauer Becken 6 Kreuzgraben Formation alluvial fluvatile Ablagerungen von Schwemmfachern Streiteck Formation Grabenbach Formation Hochmoos Formation Bibereck Formation Ressen Formation Nierental Formation Zwieselalm FormationDie Typlokalitaten dieser Schichtglieder finden sich allesamt ebenfalls hier im Raum Salzburg Bad Reichenhall Bearbeiten Nordwestliche Fortsetzung jenseits der Salzach 7 Basale rote Konglomerate Kreuzgraben Formation Sandsteine und sandige Mergel Glanegger Schichten lokal detritare Karbonate Untersberg Formation lokal Mergel mit Tempestiten Grabenbach Formation Tiefwassersedimente Nierental Formation Laussa Grossraming Bearbeiten Gosau der Weyrer Bogen ostlich der Windischgarstener Gosau 8 Tiefere Gosau fehlt abschnittsweise nach intragosauische Schichten nur kleinraumig vorhanden daher liegen obergosauische insbesondere Brunnbachschichten oft direkt auf vorgosauischem Hauptdolomit 9 Interessant ist hier besonders die Sud Nord Beziehung Untere Gosau Bauxit terrestrisch subtropisches Erosionsrelief Turon Basale rote Konglomerate Kreuzgraben Formation alluvial fluvatil bis 100 m machtig Susswasserkalk Mergel graubraun bis schwarz teils bituminos bis 20 m machtig im Norden Ramingstein Kalksandstein randmarin bis neritisch vereinzelt gerollfuhrend bis einige 10er Meter machtig mittleres bis unteres Conacium im Suden Weisswassergebiet Konglomerat Sandstein und siltige Mergel randmarin mit Deltasedimenten und Sturmschill vereinzelt kohlefuhrend bis 260 m machtig Oberturon Mittelconiac Rudistenkalk Sandsteine Lagune mit Riffstrukturen bis 50 m machtig Grauer teilweise stark siltiger Kalkmergel Weisswasser Formation lokal Schelf bis 150 m Meerestiefe einer Transgression im Norden Conac wenig machtig im Suden Santon bis 150 m machtig Obere Gosau Turbiditische Karbonatbreccie Kalksandstein Spitzenbach Formation lokal gt 150 m machtig Kalkkonglomerat Hieselberg Formation lokal wohl Subformation der Spitzenbachschichten submarine Schuttstrome aus Hauptdolomit gt 200 m machtig Turbiditische Abfolge von Karbonatbreccie Sandstein bunte Mergel Brunnbach Formation lokal tiefmarine Facher Sedimente bis 1000 m machtig wohl zur Nierental Formation zu stellen Fossilfuhrung Bearbeiten nbsp Gastropodenreicher Sandstein in einem kleinen Gosauvorkommen im Seebachtal bei Lunz am See nbsp Drei ungefahr gleich grosse Exemplare von Trochactaeon conicus Actaeonellidae in unterschiedlichen Schnittebenen aus den Gosau Schichten von Russbach am Pass Gschutt Bekannt geworden ist die Gosau Gruppe nicht zuletzt durch ihren teilweise ausserordentlichen Fossilreichtum So ziert infolge des Fundes eines fast einen Meter grossen Riesenammoniten der Spezies Parapuzosia seppenradensis im Jahr 1971 seit dem Jahr 1979 ein Ammonit das Gemeindewappen von Gosau 10 Neben Ammoniten kommen Actaeonellen Nerineen und andere Gastropoden sowie auch verschiedene Korallen besonders haufig als Fossilien vor Muscheln wie Rudisten vor allem Hippuritoideen kommen zum Teil in einem riffbildenden Ausmass vor Wertvolle Mikrofossilien hinsichtlich einer Zonengliederung sind Foraminiferen 11 Bodenschatze Bearbeiten nbsp Ein Zeuge des ehemaligen Steinkohlebergbaus in GrunbachAn der Basis der Gosaugruppe befindet sich an einigen Orten Bauxit der sich unter tropischen Bedingungen im Turonium bildete Am bekanntesten ist das Bauxitvorkommen bei Unterlaussa das bis 1964 abgebaut wurde In Regressionsphasen bildete sich an einigen Orten in den Nordlichen Kalkalpen aber auch in den Zentralalpen Kohle Die inzwischen ausgebeutete gosauische Kohle von Grunbach am Schneeberg bildete die wichtigste Steinkohlelagerstatte Osterreichs Einzelnachweise Bearbeiten a b Peter Faupl Historische Geologie 2 Auflage Verlag UTB 2009 ISBN 978 3 8252 2149 2 S 185 ff a b Alexander Tollmann Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums Stratigraphie Fauna und Fazies der Nordlichen Kalkalpen Teil II der Monographie der Nordlichen Kalkalpen Verlag Deuticke Wien 1976 ISBN 3 7005 4412 X S 400 ff O Adrian Pfiffner Geologie der Alpen Haupt Verlag Bern 2009 ISBN 978 3 8252 8416 9 S 284 Klaus Dorsch Geologische Kartierung der Gosaumulden von Rigaus und Schorn Tennengau Salzburger Land Zusammenfassung der Diplomkartierung o D 1996 urspr auf lrz muenchen de Memento vom 25 Februar 2010 im Internet Archive Harald Lobitzer Die Erforschung des Gosau Vorkommens von Russbach am Pass Gschutt vom 18 Jh bis heute In Berichte der Geologischen Bundesanstalt Band 72 2008 PDF geologie ac at Stratigraphische Tabelle von Osterreich 2004 PDF Memento des Originals vom 24 April 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geologie ist alles at geologie ist alles at Michael Wagreich The Grabenbach Formation Gosau Group Santonian Lower Campanian in the Lattengebirge Germany lithostratigraphy biostratigraphy and strontium isotope stratigraphy In Werner E Piller Stratigraphia Austria Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2003 ISBN 3 7001 3180 1 S 141 Geologische Karte der Republik Osterreich 1 50 000 Blatt 69 Grossraming Geologische Bundesanstalt 1999 55 46 Gosau Gruppe Erlauterungen 2011 S 42 ff Peter Faupl Die Flyschfazies in der Gosau der Weyerer Bogen Oberkreide Nordliche Kalkalpen Osterreich In Jb Geol B A Band 126 Heft 2 1983 S 219 244 insb Abschnitte 2 3 zobodat at PDF Die Bergung des Riesenammoniten von Gosau gosaunet at abgerufen am 12 August 2009 Alexander Tollmann Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums Stratigraphie Fauna und Fazies der Nordlichen Kalkalpen Teil II der Monographie der Nordlichen Kalkalpen Verlag Deuticke Wien 1976 ISBN 3 7005 4412 X S 413 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gosau Gruppe amp oldid 218929682