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Die Gebirgsbildung oder Orogenese zusammengesetzt aus den griechischen Wortern ὄros oros Berg und genesis genesis Entstehen Zeugung Geburt wird durch tektonische Vorgange verursacht die durch die Kollision von Lithospharenplatten erzeugt werden Stark vereinfachte Darstellung des Zusammenstosses der Kontinentalblocke jeweils zweier verschiedener tektonischer Platten mit Faltengebirge uber der Kollisionszone Spezialfalle der Orogenese betreffen die Bruchtektonik Bildung von Bruchschollengebirgen und Bruchfaltengebirgen die nur indirekt durch die Verschiebung von Kontinentalplatten verursacht wird Inhaltsverzeichnis 1 Gebirgsbildungsarten 1 1 Kollision von Kontinentalblocken 1 2 Subduktion von ozeanischen Platten 1 3 Sonderfall Obduktion von ozeanischen Platten 2 Geomorphologische Prozesse der Gebirgsbildung 2 1 Die Rolle der Abtragung 2 2 Isostasie 2 3 Modelle der Landschaftsentwicklung 3 Gebirgsbildungsphasen in der Erdgeschichte 4 Forschungsgeschichte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGebirgsbildungsarten BearbeitenKollision von Kontinentalblocken Bearbeiten Schema des alpidischen Gebirgsgurtels source Video Entstehung und Quellen des Himalaya GebirgesDie Erdoberflache setzt sich nach der Theorie der Plattentektonik aus grosseren und kleineren Lithospharenplatten Kontinentalplatten zusammen die sich mit einigen Zentimetern pro Jahr gegeneinander verschieben An einigen Stellen bewegen sich diese Platten aufeinander zu oder vielmehr schiebt sich eine Platte uber die andere Dies wird als Konvergenz bezeichnet Kontinente sind geotektonisch gesehen Krustenbereiche mit relativ starkem Auftrieb Lithospharenplatten tragen in der Regel nicht nur kontinentale Kruste jedoch stossen im Laufe vieler Jahrmillionen regelmassig Kontinentalblocke im Zuge der Plattenkonvergenz aufeinander Dies fuhrt zu intensiven Stauchungs vorgangen an den Randern der miteinander kollidierenden Kontinentalblocke Infolgedessen bildet sich entlang der Kollisionszone eine Gebirgskette So entstand der Himalaya durch das Auftreffen des Kontinentalblocks der Indischen auf den der Eurasischen Platte Etwa im selben Zeitraum vor ca 50 30 Millionen Jahren Eozan vollzog sich auch die Auffaltung der Alpen durch die Kollision des Kontinentalblockes der Afrikanischen Platte mit dem der Eurasischen Platte Solche Gebirge werden als Kollisionsgebirge bezeichnet Subduktion von ozeanischen Platten Bearbeiten Trifft eine Kontinentalplatte auf eine ozeanische Platte so taucht die ozeanische Platte wegen der hoheren Dichte in den Erdmantel ab Dies wird als Subduktion bezeichnet In den Subduktionszonen treten haufig Erdbeben auf Die ozeanischen Platte kann Inselbogen oder gar ganze Terrane enthalten die an den Rand der Oberplatte angeschweisst werden dies nennt man Akkretion dadurch entstehen Gebirge In der Kruste des Oberplattenrandes selbst kommt es durch die Subduktion der rein ozeanischen Anteile der Platte aber auch zum Aufstieg von Magma das aufgrund der Entwasserung der absinkenden ozeanischen Platte im Erdmantel entstanden ist Uber den Subduktionszonen befinden sich deshalb meist explosive Schichtvulkane Die Anden sind eine Folge des Aufeinandertreffens der Nazca Platte mit der Sudamerikanischen Platte Weitere Beispiele hierfur sind das nordamerikanische Kaskadengebirge und die Japanischen Inseln Sonderfall Obduktion von ozeanischen Platten Bearbeiten Bei der Kollision von ozeanischen Platten mit anderen kommt es in manchen Fallen nicht zu einer vollstandigen Subduktion der ozeanischen Kruste Teile der ozeanischen Platte werden dann kleinraumig von ihrem Unterlager abgeschurft und auf die obere Platte aufgeschoben Obduktion Solche Gesteinskorper finden sich in vielen Gebirgen meist als linsenformige und wenig ausgedehnte Vorkommen Die dort aufgeschlossenen Gesteine werden Ophiolithe genannt und besitzen eine sehr charakteristische Ausbildung welche sich von den umgebenden Gesteinen deutlich unterscheidet In seltenen Fallen werden grossere Teile der Ozeankruste obduziert so etwa im Ophiolithkomplex von Oman 1 Geomorphologische Prozesse der Gebirgsbildung BearbeitenNach heutigem Verstandnis ist die Gebirgsbildung mit wenigen Ausnahmen auf plattentektonische Vorgange zuruckzufuhren Die Art des Gesteins sein inneres Gefuge und der Wassergehalt der beteiligten Sedimente beeinflussen den Vorgang ebenso aussere Einflusse wie klimatische Faktoren und Erosionsprozesse Sie bestimmen daruber welche Form ein Gebirge Orogen annimmt wie hoch es bei einer bestimmten Hebungsrate wird und wie lange sein Aufbau oder seine allmahliche Einebnung dauern Die Rolle der Abtragung Bearbeiten Schon wahrend der Entstehung eines Gebirges werden erosive Krafte wirksam sobald der Gebirgskorper sich uber seine Umgebung erhebt Hier spielen physikalische Faktoren Sonneneinstrahlung Auftauen und Wiedergefrieren des Gesteins chemische Prozesse und mechanische Faktoren v a durch Gletscher und fliessendes Wasser die entscheidende Rolle In Abhangigkeit von der Hebungsrate eines Gebirges im Verhaltnis zur Abtragungsrate ergibt sich ob ein Gebirge weiter an Hohe gewinnt oder schneller abgetragen wird Im Grundsatz gilt dass hohere Gebirge hohere Abtragungsraten aufweisen da die Reliefenergie eines Hochgebirges hoher ist als die eines Mittelgebirges und diese wiederum hoher ist als im Flachland Die hohere erosive Wirkung eines reissenden Gebirgsbaches im Vergleich zu einem Wiesenmaander in der Ebene ist leicht vorstellbar Es wirken die flachenhafte Denudation also die Abtragung z B durch Frost und die linienhafte Erosion von Flussen oder Gletscher Simulationen von Gebirgsbildungsprozessen ergaben dass die Abtragung unter Umstanden einen steuernden Einfluss auf den Ablauf der Gebirgsbildung haben kann 2 3 Isostasie Bearbeiten Arathem System Beginn mya OrogeneseKanozoikumErdneuzeit Dauer 66 Ma Quartar 2 588 alpidische OrogeneseNeogen 23 03Palaogen 66Mesozoikum ErdmittelalterDauer 186 2 Ma Kreide 145Jura 201 3Trias 251 9 variszische OrogenesePalaozoikum ErdfruhzeitDauer 288 8 Ma Perm 298 9Karbon 358 9Devon 419 2Silur 443 4 kaledonische OrogeneseOrdovizium 485 4Kambrium 541 cadomische OrogeneseNeoproterozoikum Jung proterozoikumDauer 459 Ma Ediacarium 635Cryogenium 720 diversepra kam brischeGebirgsbildungenTonium 1000Mesoproterozoikum Mittel proterozoikum Dauer 600 Ma Stenium 1200Ectasium 1400Calymmium 1600Palaoproterozoikum Alt proterozoikumDauer 900 Ma Statherium 1800Orosirium 2050Rhyacium 2300Siderium 2500NeoarchaikumDauer 300 Ma 2800MesoarchaikumDauer 400 Ma 3200PalaoarchaikumDauer 400 Ma 3600EoarchaikumDauer 400 Ma 4000HadaikumDauer 600 Ma 4600Es ist zu beachten dass diese Tabelle nur einen grobenUberblick geben soll Angaben in der Fachliteratur zu Beginnund Ende einer bestimmten Orogenese konnen von denen inder Tabelle abweichen u a weil je nach Region und Autorunterschiedliche Konzepte und Definitionen existieren Gebirge befinden sich mit dem darunter liegenden zahplastischen Erdmantel in einer Art Schwimmgleichgewicht Isostasie Dabei taucht der Gebirgsblock so tief in den Mantel ein dass die Masse des verdrangten Mantelgesteins seiner eigenen Masse entspricht Dies ist vergleichbar mit Schiffen die gemass dem Archimedischen Prinzip umso tiefer ins Wasser eintauchen je schwerer sie sind Ein Gebirgsmassiv ragt etwa um das 5 bis 6 fache seiner Hohe uber dem Meeresspiegel in den Erdmantel hinein Wird durch Erosion an der Oberflache Gestein abgetragen so hebt sich die gesamte Gebirgskette so weit an bis ungefahr 80 der entfernten Gesteinsmasse ersetzt sind Auch wenn die tektonische Aufwartsbewegung langst zum Stillstand gekommen ist konnen sich Bergregionen dadurch fur viele Millionen Jahre auf ihrem Hohenniveau halten bevor die Erosion Oberhand gewinnt Modelle der Landschaftsentwicklung Bearbeiten Walther Penck William M Davis und John Hack entwickelten aufgrund dieser bekannten Umstande zum Teil erst konkurrierende aber nach heutigen Kenntnisstand drei sich erganzende Modelle zur Landschaftsentwicklung Die nach ihnen benannten Modelle gehen von unterschiedlichen starken und zeitlich anders andauernden Hebungsphasen aus Auf den Zeitskalen von Jahrmillionen sind klimatische Parameter unerheblich sodass ausschliesslich Zeit und Hebungsrate in die Uberlegungen als Parameter einfliesst Davis Zyklentheorie geht von einer kurz andauernden starken Hebungsphase mit einer relativ zugigen Einebnung aus Pencks Theorie geht von einer langsam in ihrer Intensitat zunehmenden langanhaltenden aber auch wieder in ihrer Intensitat abnehmenden Hebungsphase aus bei der eine Einebnung erst sehr langsam und deutlich schwacher ausgepragt einsetzt Hacks Theorie geht von einer fast stabilen Hebungsrate bei gleichzeitiger Abtragung aus bei der keine Einebnung stattfindet und die Taler durch die Erosion sich immer weiter einschneiden 4 Gebirgsbildungsphasen in der Erdgeschichte BearbeitenAuf Hans Stille geht die Unterteilung des geologischen Werdegangs von Europa in vier wesentliche Gebirgsbildungsphasen zuruck die fennosarmatische die kaledonische die variskische die alpidische Phase Fast alle jungen Faltengebirge der Erde sind in den letzten 20 bis 40 Millionen Jahren in der alpinen Gebirgsbildung der letzten dieser Phasen entstanden der Hohe Atlas die Pyrenaen die Alpen die Karpaten die Dinariden die Gebirgszuge der Turkei das Zagros Gebirge in Persien der Himalaya die westlichen Gebirge von Burma Thailand und Indonesien In der heutigen Alpenregion wurden die Ausgangsgesteine in mehreren Meeresraumen abgelagert die damals gebildeten Meeressedimente waren bis zu einigen Kilometern dick und wurden in einem komplizierten Prozess dessen Hauptphase vor etwa 70 Millionen Jahren begann zu einem Gebirge aufgefaltet Nach der starksten Hebungsphase vor etwa 25 Millionen Jahren furchte die Erosion das weitraumig gehobene Gebiet an tektonischen Schwachezonen durch lange und kurzere Taler ein Die Hebung der Alpen halt bis heute an mit 1 3 mm pro Jahr sie wird durch etwa gleich starke Erosion wettgemacht Aus historischen Grunden werden die Bezeichnungen von Hans Stille heute noch benutzt zum Teil nicht nur in Europa sondern auch auf anderen Kontinenten Daneben existiert eine Vielzahl von Bezeichnungen fur Orogenesen die sich von den Gebirgen der jeweiligen Region ableiten Charakteristische Bezeichnungen meist mehr oder minder grossflachiger oder als bedeutend eingestufter Orogenesen der Erdgeschichte sind in der folgenden Tabelle aufgefuhrt Orogenese Zeitalter AnfangsphaseAngaben in mya Hohepunkt oder Ende Derzeitige Phase Wo Kontinent alpidisch Kreide Kanozoikum 100 50 rezent wachsend Alpen Himalaya Karpaten Rocky Mountains Kontinent Eurasien und Subkontinent Indienvariskisch alleghenisch mittleres Palaozoikum 400 300 Erosion Sudliche Appalachen die pre Rocky Mountains und Anden Ural Schwarzwald Harz Rheinisches Schiefergebirge Superkontinent Pangaeakaledonisch fruhes Palaozoikum 510 410 Erosion Nordliche Appalachen Schottland Norwegen Alte Grosskontinente Laurussia Laurasiacadomisch oder Assyntische Orogenese Neoproterozoikum 650 545 Durch Plattentektonik Sedimentation Vulkanismus uberlagert Dobra Gneis 1377 mya der Bohmischen Masse im Waldviertel in Osterreich Superkontinent Pannotia oder Grosskontinent GondwanaPan Afrikanische Orogenese Neoproterozoikum 1 000 530 Erosion Superkontinent Pannotia oder Grosskontinent Gondwana Kontinent AfrikaGrenville svekonorwegisch Mesoproterozoikum 1 200 1 100 Ehemals uberlagert durch eiszeitliche Abschleifung teilweise freigelegt Im ostlichen Kanadischen Schild Sudwestliches Schweden Sudliches Norwegen Nord Australien Superkontinent Rodiniadano polonisch Mesoproterozoikum 1 500 1 400 uberlagert durch Plattentektonik Sedimentation In Polen Ukraine Suden von Blekinge und Norden von Bornholm Zusammenschluss der Kontinente Nena und AtlantikaWopmay svekofennisch Palaoproterozoikum 2 000 1 700 Ehemals uberlagert durch eiszeitliche Abschleifung teilweise freigelegt Im westlichen Kanadischen Schild auf Gronland im Nordwesten Australiens in Sudafrika und im westlichen Baltischen Schild Kontinente Nena Atlantika am Ende Superkontinent ColumbiaBeispiel loopisch Neoarchaikum Palaoproterozoikum 2 700 2 300 Ehemals uberlagert durch eiszeitliche Abschleifung teilweise freigelegt Im nordwestlichen Baltischen Schild Kleinkontinente Fennoscandia Sarmatia Volgo Uralia am Ende Superkontinent Kenorland archaische Orogene ca 4 000 Uberlagert in kleinsten Gebieten der Kratone durch eiszeitliche Gletscher freigelegt Acasta Gneis in der Sklavenprovinz und Nuvvuagittuq Grunsteingurtel in der Superior Provinz in Kanada Isua Gneis in Gronland und andere Gesteinseinheiten in den Schilden der Kontinente Superkontinent Erste Erde Forschungsgeschichte BearbeitenEine Orogenese wurde fruher als ein zeitlich begrenzter Vorgang verstanden da nur das Gefuge der betroffenen Gesteine bestimmenden Vorgange betrachtet wurden 5 6 Die Untersuchung aktiver Orogene wie etwa der Gebirge an der pazifischen Kuste Amerikas zeigt jedoch dass es sich um oft zeitlich ausgedehnte und andauernde Vorgange handelt Nach fruheren Vorstellungen ist einer Orogenese die Bildung einer Geosynklinale vorausgegangen einer grossen Einsenkung in der sich machtige Schichten von Tiefsee und anderen Sedimenten ablagerten bevor die Senkung durch grosstektonische Vorgange zu einem Hebungs gebiet wurde Diese Gesteine wurden spater umgewandelt und teilweise uber hunderte Kilometer verschoben sodass sie sich heute in den Gebirgen finden Nach heutigen Vorstellungen entspricht die Geosynklinale dem bei plattentektonischen Vorgangen zwischen den beteiligten Kontinentalplatten befindlichen Ozean oder Randmeer Siehe auch BearbeitenWilson ZyklusLiteratur BearbeitenWolfgang Frisch Martin Meschede Plattentektonik Kontinentalverschiebung und Gebirgsbildung Primus Verlag Darmstadt 2005 ISBN 3 89678 525 7 Andreas Heitkamp Gebirgsbildung Wenn Berge in den Himmel wachsen In Nadja Podbregar Dieter Lohmann Im Fokus Geowissen Wie funktioniert unser Planet Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 34791 7 S 105 119 Florian Neukirchen Bewegte Bergwelt Gebirge und wie sie entstehen Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011 ISBN 978 3 8274 2753 3 Miyashiro Akiho Keiiti Aki Orogenese Grundzuge der Gebirgsbildung Deuticke Wien 1985 ISBN 3 7005 4552 5 Weblinks Bearbeiten Commons Orogenese Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Gebirgsbildung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Im Schatten alter Kontinente Osterreich im Proterozoikum Geologische Bundesanstalt Wien Die Entstehung der Appalachen und erste Ansatze der Rocky Mountains im spaten Karbon englisch scinexx de Gebirgsbildung 26 November 2004Einzelnachweise Bearbeiten Oman ein Obduktions Orogen Vorlesungen zur Strukturgeologie Jean Pierre Burg ETH Zurich PDF 3 8 MB Mark T Brandon Nicholas Pinter Der Beitrag der Erosion zur Gebirgsbildung Spektrum der Wissenschaft September 1997 Zusammenfassung Djordje Grujic Christof Lindenbeck Geologische Expedition in das Konigreich Bhutan Feldbeobachtungen und Modellvorstellungen zur Entstehung des Himalaya Das Zusammenspiel von Erosion und Klima Geologisches Institut der Albert Ludwigs Universitat Freiburg im Breisgau J Grotzinger T H Jordan F Press R Siever Allgemeine Geologie Press Siever 2008 Hans Murawski Wilhelm Meyer Geologisches Worterbuch 11 Auflage Elsevier bzw Spektrum Heidelberg 2004 ISBN 3 8274 1445 8 S 262 Hans Stille Das Leitmotiv der geotektonischen Erdentwicklung Vortrage und Schriften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin H 32 1949 Normdaten Sachbegriff GND 4172850 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gebirgsbildung amp oldid 231077830