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Als Geosynklinale oder Geosynkline wird eine Grossmulde oder ein Senkungsraum der Erdkruste bezeichnet Der Begriff ist Teil der Geosynklinaltheorie die heute als uberholt gilt Er wurde in der Schreibweise Geosynclinal von spateren englischsprachigen Autoren verandert zu Geosyncline 1873 vom US amerikanischen Geologen James Dwight Dana gepragt der auf Vorarbeiten von James Hall aufbaute 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geosynklinale 2 Geoantiklinale 3 Die Geosynklinaltheorie 3 1 Grundannahmen 3 1 1 Geophysikalische Annahmen 3 1 2 Geologische Beobachtungen 3 2 Gebirgsbildung nach der Geosynklinaltheorie 3 2 1 Bildung der Geosynklinalen 3 2 2 Faltung 3 2 3 Hebung und Abtragung 4 Literatur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseGeosynklinale BearbeitenDer Begriff Geosynklinale leitet sich von griech sygklinein synklinein ab das mit zueinander neigen ubersetzt werden kann Dahinter steht die Vorstellung dass die beiden Seiten einer Geosynklinale mulden oder faltenformig zueinander weisen Im Gegensatz zur Synklinale die einen Teil einer geologischen Falte bezeichnet war die Geosynklinale der gesamte Ablagerungsraum der spater gefalteten Sedimente Die Geosynklinale wurde als langgestreckte ortsfeste Senkungszone der Erdkruste angenommen die mindestens die raumliche Ausdehnung des spater aus ihr entstehenden Gebirges hatte uber einen langeren Zeitraum als Sedimentbecken diente und spater gefaltet und herausgehoben wurde 2 Der Begriff Geosynklinale umfasst mit einem Wort viele aus dem geologischen Bau und den Gesteinen von Gebirgen ableitbare Zusammenhange Er wird deshalb aus historischen Grunden und wegen seiner Kurze teilweise noch heute verwendet obwohl die dahinter stehende Geosynklinaltheorie als uberholt gilt Unterschieden werden mehrere Typen von Geosynklinalen 3 Orthogeosynklinale Geosynklinale mit starker Absenkung meist mehrere 100 km und uber 1000 km lang wird zu einem Orogen gefaltet Eugeosynklinale Kernbereich einer Orthogeosynklinale tief marin starker initialer Magmatismus bei der Faltung zuerst betroffen spater im Innern des entstandenen Gebirges Interniden Miogeosynklinale Aussenbereich einer Geosynklinale flach marin Magmatismus kaum vorhanden oder fehlend dem Orogen nach der Eugeosynklinale angegliedert spater an der Vorderseite seltener auch an der Ruckseite des entstandenen Gebirges Externiden Parageosynklinale Geosynklinale mit geringer Absenkung und geringmachtiger Fullung meist unregelmassig geformtAndere Bezeichnungen von Geosynklinalen waren weniger gebrauchlich Monogeosynkline langer und schmaler und uber lange Zeit absinkender Meeresraum vom Ozean durch eine Schwelle getrennt Polygeosynkline breiter in mehrere Teilgeosynklinalen gegliederter uber lange Zeit absinkender Meeresraum vom Ozean durch eine Schwelle getrennt Mesogeosynkline abyssaler Meeresraum zwischen zwei Kontinentalblocken Parageosynkline im Unterschied zur Parageosynklinale ein tiefer Meeresraum am Rand eines Kontinents vom offenen Ozean durch Inselketten getrenntGeoantiklinale BearbeitenDas Gegenstuck zur Geosynklinale ist die Geoantiklinale auch Geantiklinale genannt die weitgespannte flache Hebungsgebiete bezeichnet Da beide durch Verbiegungen der Erdkruste erklart wurden bedingen sie einander Die Geoantiklinalen werden von exogenen ausseren Kraften wie der Erosion zwar standig abgetragen die Hebung wirkt aber so erfolgreich dagegen dass ihre Hohe von Bestand bleibt Der Abtragungsschutt wird in die Geosynklinalen geschuttet Eine Gliederung wie bei der Geosynklinale ist hier nicht ublich Als Alpine Geosynklinale bezeichnete man den Meerestrog in dem sich das Material ansammelte das spater zu den Alpen aufgefaltet wurde Die Geosynklinaltheorie BearbeitenDie Geosynklinaltheorie war bis zum Paradigmenwechsel der Geologie in den 1960er Jahren das massgebliche tektonische Modell zur Erklarung der Gebirgsbildung Im Gegensatz zu fruheren Gebirgsbildungstheorien konnte sie widerspruchsfrei sowohl das geologische als auch das geophysikalische Wissen ihrer Entstehungszeit miteinander verbinden und einen zeitlichen Ablauf der Gebirgsbildung liefern so dass sie breite Anerkennung erfuhr Auf der Basis der Geosynklinaltheorie baute Hans Stille um 1920 seine Theorie des Stille Zyklus auf die verschiedene Gebirgsbildungsphasen kategorisierte Erst seit den 1960er Jahren setzte sich durch neue Erkenntnisse im Bereich der Geologie der Ozeanboden die heute vorherrschende Theorie der Plattentektonik durch Sie erklart die Gebirgsbildung als Folge der Kollision von tektonischen Platten Grundannahmen Bearbeiten Geophysikalische Annahmen Bearbeiten Die Geosynklinaltheorie fusst auf geophysikalischen Grundannahmen die dem Wissensstand der 1870er Jahre entsprachen und heute als uberholt gelten Die Lage der Kontinente und damit auch der Meere sei entsprechend der Permanenztheorie unveranderlich Dies wurde erstmals 1915 durch Alfred Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebung angezweifelt galt aber bis in die 1960er Jahre als gesichertes Wissen Nach Beaumonts Kontraktionstheorie sollte sich die Erdkruste durch langsame Abkuhlung wie die schrumpelnde Oberflache eines vertrockneten Apfels zusammenziehen und Falten werfen Hierdurch sollten Gebirge und Ozeanbecken entstehen Diese Theorie musste aber nach der Entdeckung der Radioaktivitat als Energiequelle innerhalb der Erde wieder aufgegeben werden Geologische Beobachtungen Bearbeiten Ausserdem lagen der Theorie eine Reihe von geologischen Beobachtungen zugrunde die heute noch gultig sind In Gebirgen kommen Gesteine vor die am Meeresboden gebildet worden sind Sedimentstapel erreichen Machtigkeiten von mehreren Kilometern Dies ist mehr als die ubliche Tiefe von Meeren in der Nahe von Kontinenten Die Gesteine sind gefaltet und ubereinander geschoben Flysch und Molasse wurden zeitlich nach den Meeressedimenten abgelagert und nicht voll in die Faltung einbezogen Die Geosynklinaltheorie war in der Lage diese Beobachtungen in Einklang mit den geophysikalischen Annahmen zu erklaren Der notwendige Antrieb zur Bildung der Geosynklinalen der Faltung der Gesteine sowie der Hebung der Gebirge wurde zunachst durch die Kontraktionstheorie erklart nach deren Wegfall durch Epirogenese Dies sind langzeitige und grossraumige Erdkrustenverbiegungen bei der die Lagerungsverhaltnisse der Gesteine nicht wesentlich gestort werden Die Geosynklinaltheorie blieb in sich konsistent bis neue Kenntnisse der Geologie der Ozeanboden hinzukamen Gebirgsbildung nach der Geosynklinaltheorie Bearbeiten Bildung der Geosynklinalen Bearbeiten Als erstes Stadium der Gebirgsbildung wurde die Bildung einer Geosynklinale angesehen Da die Verschiebung der Kontinentalplatten sowie die Moglichkeit der Neubildung und Subduktion von Ozeanboden noch unbekannt waren wurde die Langenverkurzung der Erdkruste durch die Gebirgsbildung massiv unterschatzt Die Geosynklinale wurde daher als eine relativ schmale oft langgestreckte bis weit uber 1000 km sich uber lange geologische Zeitraume mehr als 100 Millionen Jahre vertiefende Senkungszone angenommen In ihr sollte sich der Verwitterungs und Abtragungsschutt benachbarter Festlander der emporgehobenen Geoantiklinalen durch Sedimentation aufhaufen Die Uberflutung der Senkungszone durch das Meer konnte das Vorkommen von Ozeanboden in Gebirgen erklaren ihre stetige Absenkung die Machtigkeit der marinen Sedimente Auch eindringende Vulkanite konnten zur Auffullung der Geosynklinalen beitragen Faltung Bearbeiten Als nachstes Stadium der Gebirgsbildung wurde die Faltung der Sedimente noch in der Tiefe sowie die Bildung von Uberschiebungen angesehen Die Faltung wurde dadurch erklart dass von den Geoantiklinalen in die Geosynklinalen rutschendes Material Stauchungen verursachen sollte was auch die beobachteten Horizontalbewegungen von Schollen zumindest in begrenztem Masse erklaren konnte Zusatzlich wurde die Faltung anfangs durch die Theorie der Abkuhlung der Erde erklart Gleichzeitig mit der Faltung fand die Schuttung von Flysch in die Geosynklinale statt Das Gebirge sollte zu dieser Zeit noch nicht oder allenfalls in Form einiger Inseln aus dem Meer emporragen Hebung und Abtragung Bearbeiten Erst nach Abschluss der Hauptphase der Faltung sollte die Heraushebung des Gebirges erfolgen Aus der Geosynklinale wurde somit ein Hochland das der Erosion unterliegt Der Abtragungsschutt wurde am Rand des Gebirges als Molasse abgelagert teilweise noch gefaltet und mit emporgehoben Dies wurde spater durch Stille dahin erganzt dass nach Abschluss der Hebung die Abtragung bis zur Entstehung eines Kratons weiterging Aus geomorphologischer Sicht entstand dadurch eine Rumpfflache Literatur BearbeitenJames Dwight Dana On some results on the Earth s contraction from cooling including a discussion of the origin of mountains and the nature of the Earth s interior American Journal of Science Ser 3 5 S 423 443 Wolfgang Frisch Martin Meschede Plattentektonik Kontinentverschiebung und Gebirgsbildung Darmstadt 2005 ISBN 3 89678 525 7 Siehe auch BearbeitenGeschichte der Geologie Stille Zyklus Alfred WegenerEinzelnachweise Bearbeiten Jean Aubouin Geosynclines Developments in Geotectonics 1 Elsevier Amsterdam London New York 1965 Chapter 2 The Birth of the Geosynclinal Concept J Hall 1859 S 8 9 J D Dana 1866 1873 S 9 12 Ernst Kraus Vergleichende Baugeschichte der Gebirge Akademie Verlag Berlin 1951 Kap Vorangegangenes zum Begriff Geosynklinale S 500 503 pdf download bei geo leo de Hans Murawski Wilhelm Meyer Geologisches Worterbuch 11 Auflage Elsevier bzw Spektrum Heidelberg 2004 ISBN 3 8274 1445 8 S 262 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geosynklinale amp oldid 218813388