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Jean Baptiste Armand Louis Leonce Elie de Beaumont genannt Elie de Beaumont 25 September 1798 in Canon bei Caen Departement Calvados 21 September 1874 ebenda war ein franzosischer Geologe Als sein wichtigster Beitrag zur Wissenschaft gilt heute die erste geologische Karte von ganz Frankreich Wesentliche Aspekte seiner Theorie uber den Ursprung der Kettengebirge und ihre Ursache vermutete Kontraktion der Erde waren fur den grossten Teil des 19 Jahrhunderts massgeblich gelten heute jedoch als uberholt Elie de BeaumontLeonce Elie de Beaumont Lithographie von Rudolf Hoffmann 1857 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Nachwirkung 4 Schriften 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSeine Ausbildung erhielt Elie de Beaumont im Lycee Henri IV wo er den ersten Preis in Mathematik und Physik errang an der Ecole polytechnique wo er die Abschlussprufung als Bester ablegte und von 1819 bis 1822 an der Ecole des mines Bergbauschule in Paris wo er eine entschiedene Vorliebe fur die Geologie entwickelte 1823 wurde er zusammen mit Pierre Armand Dufrenoy ausgewahlt um an einer wissenschaftlichen Reise nach England und Schottland teilzunehmen Ihr gemeinsamer Professor Andre Brochant de Villiers wollte einerseits die Bergbau und Verhuttungsanlagen des Landes besuchen andererseits die Prinzipien studieren nach denen George Greenoughs geologische Karte von England 1820 hergestellt worden war denn man beabsichtigte eine ahnliche Karte auch fur Frankreich zu erstellen Erste Ergebnisse der Karte die unter Leitung von Bronchant de Villiers von de Beaumont und Dufrenoy erstellt wurde wurden 1835 vorgestellt und sie erschien 1841 1829 wurde Elie de Beaumont selbst zum Professor fur Geologie an der Ecole des mines ernannt Damit folgte er Brochant de Villiers nach dessen Assistent er schon seit 1827 gewesen war 1832 ubernahm er ausserdem Georges de Cuviers Lehrstuhl am College de France Seine Vorlesungen der Jahre 1843 bis 1844 wurden in zwei Banden veroffentlicht Von 1833 bis 1847 hatte er ausserdem das Amt des Ober Bergbauingenieurs von Frankreich inne danach wurde er zum General Inspekteur ernannt 1847 wurde er in die Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique 1 und 1849 in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Durch ein Dekret des Prasidenten wurde er 1852 zu einem franzosischen Senator gemacht und nach dem Tod von Francois Arago im Jahre 1853 wahlte man ihn zum standigen Sekretar der Academie des sciences Franzosische Akademie der Wissenschaften 1861 folgte die Ernennung zum Vizeprasidenten des Conseil general des mines und zum Grossoffizier der Ehrenlegion 1868 wurde er der erste Direktor des neu gegrundeten geologischen Landesamt Sein wachsender Ruf sicherte ihm die Mitgliedschaft in der Preussischen Akademie der Wissenschaften in Berlin heute Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und in der Royal Society in London Er war Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte 2 Im Jahr 1860 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 3 1864 in die National Academy of Sciences Seit Dezember 1857 war er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg 4 Werk BearbeitenUnter dem Einfluss der Reise Alexander von Humboldts nach Sudamerika 1799 bis 1804 auf der sich von Humboldt auch mit der raumlichen Verteilung der dortigen Gebirgsketten befasst hatte legte Elie de Beaumont ein Papier vor das 1829 vor der Academie des sciences verlesen wurde und das er bis 1852 weiter ausarbeitete Als Anhanger Cuviers vertrat er darin die Ansicht dass die Kontaktflachen an denen Gesteinspakete oft mit einem markanten Winkel aufeinanderstossen und an denen oft ein frappierender Wechsel des Fossilinhalts zu beobachten ist Diskordanzen durch katastrophale Umwalzungen in der Erdgeschichte hervorgerufen wurden Diese Revolutionen so meinte er konne man auf besondere Phasen der Gebirgsbildung zuruckfuhren Andererseits wurde die Untersuchung der Position der Diskordanzen innerhalb der stratigraphischen Gesteinsabfolge die relative Datierung dieser Gebirgsbildungsphasen ermoglichen Basierend auf Vorstellungen von Rene Descartes sah Elie de Beaumont die Ursache fur die Gebirgsbildung in der stetigen Abkuhlung des einstmals glutflussigen Erdkorpers und die daraus resultierende Schrumpfung der Erdkruste In seiner ersten Darstellung unterschied er nur vier verschiedene Systeme oder Orogenesen wie wir heute sagen wurden Obwohl er nun im Laufe seiner weiteren Gelandearbeiten auf so viele Diskordanzen stiess dass er die Anzahl der erforderlichen Gebirgsbildungsphasen beachtlich erhohen musste blieb er bei seinem katastrophistischen Grundkonzept Das plotzliche Emporschiessen der Gebirgsmassen aus dem Untergrund musse verheerende Flutwellen ausgelost haben die dann zu grossen Massensterben der Flora und Fauna fuhrten Wenn auch der katastrophistische Ansatz seit Mitte des 19 Jahrhunderts durch den Aktualismus mit seiner langsamen stetigen Entwicklung der Erdgeschichte verdrangt wurde so stellte Elie de Beaumonts Vorstellung vom schrumpfenden Erdkorper bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts die tektonische Grundidee zur Erklarung der Gebirgsbildung dar Auf seiner Suche nach Regelmassigkeiten im Verlauf der Gebirgsbildungen schon von Humboldt hatte spekuliert dass die Hauptrichtungen der ersten Gebirge eine Art Kristallgitter auf der Oberflache der erstarrenden Erde darstellen konnten kam Elie de Beaumont zu der Ansicht dass alle Gebirgsketten die zum selben mathematischen Grosskreis auf der Erdoberflache parallel laufen auch zur selben Zeit entstanden sein sollten Ausserdem glaubte er dass zwischen diesen Grosskreisen ein symmetrisches Verhaltnis bestehe in Form eines Netzes von Funfecken Pentagondodekaeder einer der funf Platonischen Korper das die gesamte Erdoberflache uberziehe Wegen seiner prominenten Stellung im damaligen Wissenschaftsbetrieb konnte Elie de Beaumont diese gewagte Theorie eine ganze Weile behaupten dennoch wurde sie schon von seinen Zeitgenossen nicht allgemein akzeptiert Eine ausgefeilte Kritik an der Theorie ubte bereits William Hopkins im Rahmen seiner Geburtstagsansprache vor der Geological Society of London 1853 Indirekt erwies sie sich jedoch von grossem Wert fur die Geologie da ihre Verfechter bei ihren erfolglosen Versuchen sie im Gelande zu belegen erheblich zur Vermehrung der Kenntnisse uber die Struktur von Kettengebirgen beitrugen Heute gilt stattdessen die Herausgabe der detaillierten geologischen Karte von Frankreich 1 500 000 als sein grosstes Werk Sie erschien ab 1840 mit zwei Textbanden 1841 und 1878 Wahrend dieser Zeit veroffentlichte Elie de Beaumont ausserdem noch viele wichtige Denkschriften uber die Geologie des Landes und nach seiner Pensionierung bei der Ecole des mines uberwachte er die Ausgabe der Karten beinahe bis zu seinem Tod Nachwirkung BearbeitenEs scheint in der Geschichte der Geologie keine noch so uberholte und diskreditierte Theorie zu geben als dass nicht einige ihrer Elemente spater unvermutet wieder in Erscheinung treten konnten Im Rahmen der heutigen Plattentektonik geht man zwar nicht mehr von einem schrumpfenden Erdkorper aus sondern von einem weitgehend stabilen Erdradius dennoch suchen manche Theoretiker wieder nach Fixpunkten unter der Erdoberflachen wie die Hot Spots unter Hawaii und Island an denen erhitztes Mantelmaterial in Konvektionszellen aufsteigt und bemuhen sich sie mit anderen Fixpunkten wie in Vietnam und Peru zu verbinden an denen dieses Material wieder absteigen soll Die geometrischen Muster die solche hypothetischen Fixpunkte miteinander verbinden hatten Elie de Beaumont wahrscheinlich gefallen Auch mathematische Modelle zur Berechnung der Seebodenspreizung beschreiben die einzelnen vulkanisch aktiven Abschnitte der Mittelozeanischen Rucken als Teile von Grosskreisen und man geht davon aus dass die Offnung eines jeden Ozeans anderswo auf der Erdoberflache zur zeitgleichen Bildung eines neuen Gebirges fuhrt Der 3117 m hohe Mount Elie de Beaumont in Neuseeland und der Mondkrater Beaumont sind nach ihm benannt Schriften BearbeitenLeonce Elie de Beaumont Recherches sur quelques unes des revolutions de la surface du globe Annales des Sciences Naturelles Bde 18 und 19 1829 1830 Leonce Elie de Beaumont Lecon de geologie pratique Vorlesungen 1845 bis 1849 Leonce Elie de Beaumont Notice sur les systemes des montagnes 3 Bde Paris 1852 Literatur BearbeitenArtikel Jean Baptiste Elie de Beaumont in der Encyclopaedia Britannica von 1911 Gemeinfrei David R Oldroyd Thinking about the Earth A History of Ideas in Geology Athlone Press London 1996 ISBN 0 674 88382 9 In deutscher Sprache Die Biographie der Erde Zur Wissenschaftsgeschichte der Geologie Aus dem Englischen von Michael Bischoff Zweitausendeins u a Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 86150 285 2 Einzelnachweise Bearbeiten Academicien decede Jean Baptiste Armand Louis Leonce Elie de Beaumont Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique abgerufen am 12 September 2023 franzosisch Mitglieder der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte 1857 Mitgliedseintrag von Leonce Elie de Beaumont bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 25 Juni 2022 Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Jean Baptiste Armand Louis Leonce Elie de Beaumont Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 14 November 2015 russisch Normdaten Person GND 116098627 lobid OGND AKS LCCN nr98021213 VIAF 73970870 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Elie de Beaumont LeonceALTERNATIVNAMEN Elie de Beaumont Jean Baptiste Armand Louis LeonceKURZBESCHREIBUNG franzosischer GeologeGEBURTSDATUM 25 September 1798GEBURTSORT Canon bei Caen FrankreichSTERBEDATUM 21 September 1874STERBEORT Canon Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leonce Elie de Beaumont amp oldid 237598060