www.wikidata.de-de.nina.az
Der franzosische Senat Senat ist das Oberhaus franzosisch chambre haute des franzosischen Parlaments neben dem Unterhaus franzosisch chambre basse der Nationalversammlung Senatoren werden mittelbar 1 durch etwa 150 000 Abgeordnete und Lokalpolitiker gewahlt Die Zahl der Wahler einer Region ist dabei abhangig von der Bevolkerungszahl aber nicht proportional zu dieser Landliche Regionen haben bei der Wahl im Verhaltnis mehr Stimmen als Stadte SenatSenatBasisdatenSitz Palais du Luxembourg ParisLegislaturperiode 3 JahreErste Sitzung 28 April 1959Abgeordnete 348Aktuelle LegislaturperiodeLetzte Wahl 27 September 2020Vorsitz Senatsprasident Gerard Larcher LR Sitzverteilung LR 148 PS 65 UC 54 RDPI 23 RDSE 15 CRCE 15 LIRT 13 EST 12Fraktionslose 3Websitewww senat frPalais du LuxembourgSenatoren werden fur sechs Jahre gewahlt Sie sind im politischen System Frankreichs an der Gesetzgebung beteiligt konnen aber im Zweifelsfall von der Nationalversammlung uberstimmt werden Die Kontrollrechte gegenuber der Regierung sind nur schwach ausgepragt Der Senat hat das Recht sie zu befragen und Berichte zu veroffentlichen aber keine formellen Sanktionsmoglichkeiten Der Senat in seiner heutigen Form ist das Ergebnis der Verfassung der Funften Franzosischen Republik die im Wesentlichen den franzosischen Prasidenten und die Regierung starkte und das Parlament schwachte Die Regierung hat zahlreiche Eingriffsmoglichkeiten in das innere Verfahren des Senats Da der Senat die schwachere der beiden Kammern ist war er in der Vergangenheit immer wieder Ziel prominenter Kritik die seine Existenzberechtigung in Frage stellte Eine Anderung von 2003 gab dem Senat etwas mehr Autonomie verkurzte die Amtszeit von neun auf sechs Jahre und setzte das Mindestalter von 35 auf 30 Jahre herab 2 Aufgrund der landlich gepragten Wahlerschaft hat im Senat seit seiner Entstehung 1959 mit nur einer Ausnahme Legislatur 2011 2014 immer eine burgerlich konservative Mehrheit bestanden 3 Inhaltsverzeichnis 1 Sitz 2 Zusammensetzung 2 1 Wahlen 2 2 Senatoren 3 Stellung und Aufgaben 3 1 Gesetzgebung 3 1 1 Verhaltnis zur Nationalversammlung Navettes 3 1 2 Gesetzesinitiative 3 1 3 Verfassungsanderungen 3 2 Verhaltnis zur Regierung 4 Organisation der Abgeordneten 4 1 Prasidium 4 2 Rolle der Parteien 4 3 Geschaftsordnung 5 Fraktionen 6 Geschichte 6 1 Entwicklung bis 1958 6 2 Burgerliche Regierung burgerlicher Senat 1959 1981 6 3 Sozialistische Regierung burgerlicher Senat 1981 1986 6 4 Cohabitation und Verfassungsanderung seit 1986 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseSitz Bearbeiten nbsp Der franzosische Senat gesehen vom Jardin du Luxembourg Der Senat tagt im Palais du Luxembourg im 6 Arrondissement von Paris Fur seine Bewachung ist die Republikanische Garde Garde republicaine zustandig Vor dem Palais liegt die offentliche Grunanlage Jardin du Luxembourg die eines der beliebtesten Ausflugsgebiete von Paris ist Der Palast der Park und das Musee du Luxembourg befinden sich im Besitz des Senats Der von 1615 bis 1620 gebaute Palast ist in der Tradition der franzosischen Renaissanceschlosser gehalten zeigt aber deutliche Anklange an den Palazzo Pitti in Florenz Die Anlage schliesst sich um einen kleinen Innenhof Im Inneren ist das Palais kostbar ausgestattet in der Bibliothek hangen unter anderem Gemalde von Eugene Delacroix Der Palast selbst wurde fur Maria de Medici erbaut die ihn jedoch nur wenige Jahre bewohnte bevor sie vor Kardinal Richelieu in die Niederlande floh Andere Bewohner waren Ludwig XVIII als er noch nicht Konig war das Direktorium der franzosischen Revolution und Napoleon der hier seinen Amtssitz als Konsul hatte Wahrend der franzosischen Revolution diente er als Gefangnis in dem unter anderem Georges Danton einsass Seit der Zeit des Ersten Kaiserreichs dient er als Sitz des franzosischen Oberhauses Im Zweiten Weltkrieg wahlte Hermann Goring ihn als Pariser Wohnsitz Zusammensetzung Bearbeiten nbsp Die Senatoren werden als Vertreter ihres Departements gewahlt Fur die Legende siehe die Liste der Departements Derzeit besteht der Senat aus 348 Senatoren senateurs Verteilung der Sitze im Senat nach regionaler Herkunft Herkunft Sitze2004 2008 2011 2014Metropolitan Frankreich inklusive Korsika und den Ubersee Departements 313 322 326Neukaledonien 1 1 2Franzosisch Polynesien 1 2 2 2 4 Mayotte 2 2 2Saint Barthelemy 1 1 1 5 Saint Martin 1 1 1 6 Saint Pierre und Miquelon 1 1 1Wallis und Futuna 1 1 1 1 7 Franzosen ausserhalb Frankreichs Auslandsfranzosen 12 12 12 6 8 Insgesamt 331 343 348 348Wahlen Bearbeiten Die Senatoren werden nach Artikel 24 der franzosischen Verfassung indirekt gewahlt Auf Departementsebene treffen sich jeweils Wahlkollegien colleges electoraux Etwa funf Prozent des Wahlkollegiums besetzen dabei Abgeordnete die das Departement auf nationaler oder subnationaler Ebene vertreten Abgeordnete der Nationalversammlung die Abgeordneten des Regionalrats Conseil regional sowie die Abgeordneten des Generalrats Conseil general des jeweiligen Departements Die uberwiegende Zahl der Wahler etwa 95 Prozent sind Gemeindevertreter die von ihren jeweiligen Kommunalparlamenten ernannt werden Die Zahl der Vertreter je Gemeinde richtet sich nach der Gemeindegrosse ist aber nicht proportional zu dieser Schwach besiedelte Regionen sind dabei uber stark besiedelte unterreprasentiert 31 der Delegierten vertreten die 16 der Bevolkerung die aus Gemeinden mit weniger als 1 000 Einwohnern stammen nur 7 der Delegierten allerdings jene 15 der Franzosen die aus Stadten mit mehr als 100 000 Einwohnern kommen Insgesamt vertritt uber die Halfte der Wahlmanner nur ein Drittel der Franzosen Zudem werden die Wahlmanner selbst auch noch unterschiedlich bestimmt in Gemeinden bis 9 000 Einwohnern bestimmt die Mehrheit der Gemeindeversammlung alle Wahlmanner in grosseren Gemeinden gilt Verhaltniswahlrecht ein Verfahren das wiederum die Mehrheitsparteien in kleinen Gemeinden stark begunstigt Zudem werden die Wahlbezirke nicht regelmassig neu gezogen so dass sich die Reprasentation bis 2004 immer noch auf den Stand von 1976 bezog und die Bevolkerungsanderungen die sich seitdem ergeben haben nicht berucksichtigte Bis 2004 wurde alle drei Jahre ein Drittel neu gewahlt so dass sich die Amtszeiten der Senatoren nur teilweise uberschnitten Die Departements wurden dazu in drei Gruppen eingeteilt Gruppe A bestand aus den Departements mit den Ordnungsnummern 1 bis 33 Gruppe B aus den Departements mit den Nummern 34 bis 66 und Gruppe C aus den Departements mit den Nummern ab 67 Es wahlte jeweils nur eine Gruppe Diese Gruppe wahlte dann an einem Wahltermin alle Senatoren dieser Gruppe neu Mit Wirkung vom September 2004 anderte sich das Wahlsystem in wichtigen Punkten Die Wahlperiode sank von neun auf sechs Jahre Da sich der dreijahrige Wahlrhythmus nicht anderte wird seit 2004 nicht ein Drittel sondern etwa die Halfte der Senatoren jeweils neu gewahlt da immer alle Senatoren eines Departements neu gewahlt werden und die Zuordnung in eine der beiden Wahlgruppen weitgehend alphabetisch erfolgt werden in der Gruppe 1 170 in der Gruppe 2 178 Senatoren gewahlt Die Zahl der Sitze stieg bis 2011 in zwei Schritten 2008 erhoht sich die Zahl der Senatoren auf 341 seit 2011 sind es 348 Die Wahlen sind ab 2008 ein Jahr nach hinten verschoben um sie besser an den Wahlrhythmus auf lokaler und regionaler Ebene anzupassen Die Senatoren die 2004 gewahlt wurden wurden teilweise fur neun und teilweise fur sechs Jahre gewahlt 2008 wurden alle Senatoren fur sechs Jahre gewahlt Mit diesen Reformen soll der Senat zum einen starker in die aktive Politik eingebracht werden zum anderen soll einer veranderten Demografie Rechnung getragen werden und die Zahl der Senatoren wieder der tatsachlichen Bevolkerung in den Departements angepasst werden Das Wahlsystem unterscheidet sich nach der Zahl der Senatoren die ein Departement stellt In den Departements die maximal zwei Senatoren stellen werden diese nach dem Romanischen Mehrheitswahlrecht mit zwei Wahlgangen gewahlt wobei im ersten Wahlgang die absolute im zweiten die relative Mehrheit zur Wahl notwendig ist die Wahl im ersten Wahlgang setzt ausserdem voraus dass der Kandidat die Stimmen eines Viertels der Wahlberechtigten erhalten hat Hier wird mit jedem Kandidaten gleichzeitig ein Ersatzkandidat gewahlt der das Mandat ubernimmt wenn der eigentliche Inhaber in die Regierung berufen wird oder verstirbt legt der Senator sein Mandat aus anderen Grunden nieder ruckt nicht der Ersatzkandidat nach sondern es findet eine Nachwahl statt 9 In den Departements in denen mindestens drei Senatoren gewahlt werden erfolgt die Wahl nach dem Verhaltniswahlrecht Die Sitze werden hier nach dem d Hondtschen Hochstzahlverfahren auf Wahllisten der einzelnen Parteien oder von Parteienbundnissen verteilt Ersatzkandidat ist hier fur jeden Fall eines Mandatsverlustes der erste nicht gewahlte Kandidat der gleichen Liste ist die Liste erschopft findet eine Nachwahl statt 10 Die zwolf Senatoren fur die Auslandsfranzosen bestimmt die Versammlung der Franzosen des Auslands Assemblee des Francais de l etranger bei jeder Senatswahl zur Halfte Seit 1982 werden von den 172 Mitgliedern dieses Gremiums 150 von den Auslandsfranzosen in ihren jeweiligen Konsulaten gewahlt 22 durch das Aussenministerium ernannt Die zwolf dort gewahlten Senatoren sind in anderen Bereichen ebenfalls Mitglieder des Gremiums Senatoren Bearbeiten Senatoren besetzen ihren Posten sechs bis 2004 neun Jahre Sie konnen dabei theoretisch unbegrenzt wieder kandidieren Um passiv wahlberechtigt zu sein mussen die Bewerber fur den Senat mindestens 24 Jahre alt sein bis 2004 35 bis 2001 30 Nicht wahlberechtigt sind gewisse hohe Regierungsbeamte wie Prafekten prefet in ihren Departements bzw Regionen Unterprafekten Richter Polizeidirektoren und Staatsanwalte auf Departementsebene oder von der Regierung eingesetzte Generalinspektoren Inspecteurs generaux Seit der Senatswahl 2017 durfen Senatoren auch kein exekutives Wahlamt auf lokaler departementaler oder regionaler Ebene mehr ausuben wie z B als Burgermeister oder Prasident oder Vizeprasident eines Departements oder Regionalrates Minister und seit 1972 auch Direktoren von Staatsunternehmen oder von Privatunternehmen die in hohem Grade offentliche Auftrage oder Subventionen erhalten konnen sich zur Wahl stellen ihr Mandat ruht aber solange sie diese Funktionen ausuben es wird in dieser Zeit von einem Ersatzvertreter wahrgenommen Dabei gilt jeweils ein Versatz von einem Monat ab dem Zeitpunkt der Wahl bzw ab dem Ausscheiden aus der Regierung Das semiprasidentielle System Frankreichs verhindert hier eine enge Gewaltenverschrankung die in rein parlamentarischen Systemen wie Deutschland ublich ist Bis in die 2010er Jahre bedeutete der Eintritt in die Regierung formal sogar das dauerhafte Niederlegen der Mitgliedschaft im Senat seitdem konnen Regierungsmitglieder nach ihrem Ausscheiden aus der Regierung ihr Mandat wieder aufnehmen Das Wahlsystem bevorteilt Senatoren die sich im landlichen Raum kommunal engagiert haben Oft haben sie noch politische Amter auf niedrigerer Ebene 1993 beispielsweise hatten 90 aller Senatoren noch ein kommunalpolitisches Amt Die Zusammensetzung war fruher vergleichsweise statisch Im Schnitt veranderte sich alle drei Jahre hochstens ein Sechstel der Mitglieder Aufgrund der langen Amtszeit und des indirekten Wahlverfahrens setzten sich Anderungen der politischen Landschaft im Senat nur langsam durch Oft sind neue Senatoren Politiker die bereits eine politische Karriere etwa als Minister oder Nationalversammlungsabgeordneter hinter sich haben und hier ihre Karriere beenden Oft werden auch Senatoren gewahlt die bei den vorangegangenen Wahlen fur die Nationalversammlung oder das Europaparlament gescheitert sind Das Durchschnittsalter der Senatoren lag 1999 mit 61 Jahren etwa zehn Jahre uber dem Durchschnittsalter in der Nationalversammlung Im September 2011 standen infolge der Wahlzeitverkurzungen 170 von 348 Platzen zur Wahl also fast die Halfte Spiegel Autor Stefan Simons schrieb dazu So erfolglos Frankreichs Linke seit Prasident Francois Mitterrands beim Kampf um den Elysee war an der lokalen Basis haben Sozialisten Kommunisten und Grune machtig zugelegt Im ganzen Land findet ein Umschwung statt einerseits durch einen Generationswechsel andererseits kommt aber auch die wachsende Verbitterung der Burgermeister und Gemeinderate hinzu Sie verlieren immer mehr Einfluss zugunsten der Prafekturen die Paris unterstellt sind Gleichzeitig werden standig neue Auflagen erlassen die auf die Rathauser abgewalzt werden Das schlug sich nieder im Sieg der Opposition bei den Kommunalwahlen 2008 den Kantonswahlen 2010 und den Regionalwahlen 2011 Der Gewinn der Linken in den Rathausern und Departements veranderte erst die Zusammensetzung des Wahlkollegs und nun auch die des Senats 3 Stellung und Aufgaben BearbeitenDer Senat ist Teil der franzosischen Legislative und hat somit vor allem Aufgaben in der Gesetzgebung und in der Kontrolle der Regierung Oft sind seine Zustandigkeiten aber auf einen eher beratenden Charakter ausgelegt und hangen zudem davon ab wie die Regierung sie interpretiert Die politische Bedeutung die der Senat tatsachlich erlangen kann hangt damit stark auch von den Mehrheitsverhaltnissen in den anderen politischen Institutionen Frankreichs ab Wahrend er in Zeiten der Cohabitation entweder den Prasidenten oder die Nationalversammlung gegenuber dem jeweils anderen unterstutzen kann beschrankt sich seine Rolle meist auf Obstruktions und Verhinderungspolitik wenn er in Opposition zu Prasident und Nationalversammlung steht Gehoren alle drei Institutionen demselben Lager an kann er am ehesten seiner eigentlich zugedachten Rolle als beratendes und massigendes Gremium entsprechen Gesetzgebung Bearbeiten Nach der franzosischen Verfassung hat der Senat nicht die gleichen Rechte wie die Nationalversammlung Der Senat kann Gesetze vorschlagen oder Anderungen an bestehenden Gesetzen einbringen Um ein Gesetz zu verabschieden mussen Nationalversammlung und Senat es im Grundfall zwar wortgleich verabschieden Kommt es zwischen beiden Kammern zu keiner Einigung kann die Nationalversammlung den Senat uberstimmen Daruber hinaus konnen je 60 Mitglieder von Senat und Nationalversammlung vom Verfassungsrat Conseil constitutionnel das franzosische Verfassungsgericht die Verfassungskonformitat von Gesetzen uberprufen lassen Fur das Verstandnis des franzosischen Gesetzgebungsprozesses ist es wichtig zu wissen dass die Verfassung von 1958 die Gesetzgebungskompetenz der Parlamente stark eingeschrankt hat Sie umfasst nur noch einen klar begrenzten Katalog von Themen bei denen die Parlamente zustandig sind alle anderen werden per Regierungsverordnung geregelt Beschliesst das Parlament ein Gesetz ausserhalb dieser Themenbereiche muss der Verfassungsrat dessen Ausfertigung verhindern Die Themengebiete auf denen das Parlament tatig werden kann sind die offentlichen Freiheiten Festlegung von Verbrechen und Vergehen Erhebung von Steuern Haushaltsrecht Nationale Verteidigung Verwaltung der Gebietskorperschaften Unterrichtswesen Eigentumsrecht Arbeitsrecht Finanzierung der Sozialversicherung seit 1996 Praktisch jedoch hat die Regierung so viele Eingriffsmoglichkeiten in den Gesetzgebungsprozess dass Gesetzesvorschlage die vom Parlament ausgehen kaum je verabschiedet werden Die Regierung hat unter anderem das Recht Gesetzesvorlagen fur unzulassig zu erklaren die entweder die offentlichen Einnahmen senken oder die offentlichen Ausgaben erhohen wurden Die Regierung kann zudem das Gesetzgebungsverfahren stark beschleunigen Sie kann Gesetze als dringend kennzeichnen und damit die Beratungszeit im Parlament ebenso wie die Moglichkeiten das Verfahren durch Navettes siehe unten hinauszuzogern drastisch ausbremsen Sie kann den Gesetzesvorschlag in Ausnahmefallen auch mit der Vertrauensfrage verbinden Benutzt sie dieses Mittel muss die Nationalversammlung innerhalb von 24 Stunden einen Misstrauensantrag motion de censure einbringen oder das Gesetz gilt als automatisch beschlossen Und nicht zuletzt kann der Staatsprasident auch Gesetze direkt durch eine Volksabstimmung verabschieden lassen und das Parlament so ganz umgehen Verhaltnis zur Nationalversammlung Navettes Bearbeiten Beide Hauser mussen das Gesetz grundsatzlich wortgleich verabschieden bevor es verkundet werden kann In welcher Reihenfolge sich die Kammern mit dem Gesetz befassen obliegt der Entscheidung der Regierung Nur in Beratungen uber den Staatshaushalt steht der Senat grundsatzlich an letzter Stelle und befasst sich erst damit nachdem die Nationalversammlung uber den Entwurf der Regierung beschlossen hat Da beide Kammern ein Gesetz mit exakt gleichem Wortlaut verabschieden mussen damit es in Kraft treten kann kommt es im Normalfall zu mehreren navettes Schiffchen Das Gesetz geht mit den Anderungen von einer Kammer zur nachsten die dann allerdings wiederum Anderungen einbringen kann um zuruck zur ersten Kammer zu gehen Haben beide Kammern des Parlaments das Gesetz im gleichen Wortlaut verabschiedet kann der franzosische Prasident den Gesetzestext oder Teile davon trotzdem dem Parlament zur wiederholten Beratung vorlegen Kann keine Einigung erreicht werden kann die Regierung einen Vermittlungsausschuss Commission Mixte Paritaire aus sieben Senatoren und sieben Mitgliedern der Nationalversammlung einberufen Allerdings muss die Regierung diesen Ausschuss nicht einberufen praktisch kann sie so ein Gesetz zwischen den beiden Kammern versanden lassen Kommt es auch im Vermittlungsausschuss zu keiner Einigung kann am Ende die Nationalversammlung das Gesetz auch gegen den Willen des Senats beschliessen Praktisch kommt dies je nach politischer Zusammensetzung der Gremien bei unter einem Prozent der Gesetze bis zu etwa sechs Prozent vor Somit hat die Nationalversammlung faktisch das grossere politische Gewicht im Gesetzgebungsverfahren allerdings nur sofern die Regierung dies zulasst Eine Ausnahme bilden Verfassungsanderungen oder Gesetze im Bereich der Staatsorganisation in denen die Nationalversammlung den Senat nicht uberstimmen kann beide also wirklich gleichberechtigt sind Gesetzesinitiative Bearbeiten Gesetzesvorschlage konnen von der Regierung projets de loi oder den beiden Parlamentskammern propositions de loi eingereicht werden Initiativrecht Die Stellung des Senats ist dabei dadurch geschwacht dass er die Nationalversammlung nicht zwingen kann seine Gesetzentwurfe zu beraten Zwischen 1959 und 1995 wurden dementsprechend nur 112 der insgesamt verabschiedeten 3 522 franzosischen Gesetze vom Senat eingebracht Beide Kammern des Parlaments konnen allerdings die Gesetzesvorschlage der jeweils anderen Kammer abandern Hierdurch wird die Schwache des Senats bei der Frage der Gesetzesinitiative zumindest teilweise kompensiert In den spaten 1990ern brachte der Senat erfolgreich etwa 2 000 Anderungsvorschlage pro Jahr ein Eine der wichtigsten Methoden die der Senat benutzt hat um sich durchzusetzen ist sein Recht Gesetze vom Conseil constitutionnel prufen zu lassen Anders als in Deutschland ist eine solche Prufung nur moglich bevor das Gesetz offiziell verkundet wird praventive Normenkontrolle Seit der Verfassungsanderung von 1974 ist dazu nicht mehr allein der Senatsprasident berechtigt sondern es reicht wenn 60 Mitglieder der Nationalversammlung oder 60 Senatoren den Antrag auf abstrakte Normenkontrolle an den Verfassungsrat stellen Seitdem hat damit faktisch auch die Opposition das Recht die Verfassungsgerichtsbarkeit anzurufen und macht davon intensiv Gebrauch Verfassungsanderungen Bearbeiten Die franzosische Verfassung sieht zwei Moglichkeiten ihrer Anderung vor zum einen durch eine Volksabstimmung zum anderen durch die Versammlung des franzosischen Parlaments Congres du Parlement francais die aus allen Mitgliedern von Senat und Nationalversammlung besteht Die Regierung kann wahlen welchen Weg sie geht bisher ist bis auf eine Ausnahme Senkung der Amtszeit des Prasidenten von sieben auf funf Jahre jede Verfassungsanderung durch die Parlamentsversammlung geschehen Der Prasident des Senats ernennt daruber hinaus drei der neun Richter des Conseil constitutionnel des franzosischen Verfassungsgerichts Verhaltnis zur Regierung Bearbeiten Der Senat hat auch die Aufgabe der Regierungskontrolle diese findet in der Debatte uber die Regierungserklarung statt Die Senatoren konnen zusatzlich mundliche und schriftliche Anfragen an die Regierung stellen die diese beantworten muss Seit der Verfassungsanderung von 1995 ist eine solche mundliche Fragestunde mindestens einmal in der Woche vorgesehen Das heisst dass jeder einzelne Senator die Regierung dazu zwingen kann ein ihr unangenehmes Thema offentlich zu diskutieren Jedes Jahr legt der Senat daruber hinaus verschiedene Berichte uber das Regierungshandeln vor Der Senat kann Untersuchungsausschusse einberufen die weitreichende Rechte zur Beweisaufnahme und offentlichen Zeugenbefragung besitzen Allerdings darf er nur untersuchen was nicht bereits vom Justizapparat untersucht wird und der Ausschuss darf nicht langer als sechs Monate tagen Im Gegensatz zur Nationalversammlung kann der Senat die Regierung nicht absetzen Einzig der Premierminister kann von sich aus im Senat die Vertrauensfrage stellen ist jedoch rechtlich nicht an ihr Ergebnis gebunden Der Prasident ist vom Parlament nur dann absetzbar wenn dessen Verhalten offensichtlich unvereinbar mit seiner Amtsausubung ist oder wenn er des Hochverrats schuldig befunden wurde 11 Im Gegensatz zur Nationalversammlung kann der Senat selbst allerdings nicht durch den Staatsprasidenten aufgelost werden Sollte der Staatsprasident sich entscheiden die Nationalversammlung aufzulosen oder den Notstand auszurufen muss er vorher den Prasidenten des Senats konsultieren Organisation der Abgeordneten BearbeitenPrasidium Bearbeiten Dem Senat sitzt der Prasident des Senats vor der nach jeder partiellen Neuwahl des Gremiums also alle drei Jahre neu gewahlt wird Stellt der Verfassungsrat fest dass der franzosische Prasident aufgrund von schwerer Krankheit Rucktritt oder Tod seine Geschafte nicht ausuben kann so vertritt ihn der Prasident des Senats bis ein neuer Prasident gewahlt ist In der Geschichte kam dies bisher zweimal vor Alain Poher amtierte 1969 fur den zuruckgetretenen Charles de Gaulle und 1974 fur den verstorbenen Georges Pompidou Derzeitiger Prasident des Senats ist seit dem 1 Oktober 2014 Gerard Larcher LR Siehe auch Liste der Prasidenten des franzosischen Senats Rolle der Parteien Bearbeiten Der Wahlmodus des Senats favorisiert Parteien die kommunalpolitisch in kleinen Gemeinden stark verankert sind Seit seiner Grundung hatte deshalb lange das burgerlich konservative Lager klare Mehrheiten In den 2000er Jahren wurde der Vorsprung des burgerlichen Lagers schwacher weil die politische Linke bei den Kommunal und Regionalwahlen seit 2000 deutliche Zugewinne verbuchen konnte und damit auch in den Wahlkollegien fur den Senat starker vertreten war Der Prozess fuhrte dazu dass 2011 erstmals in der Geschichte des Senats die Linke die absolute Mehrheit der Mandate erreichte die sie aber 2014 wieder verlor Kleine Parteien erreichen im Senat entweder wie die Kommunistische Partei und die Grunen nur einen Bruchteil des Anteils an Mandaten den sie in der Nationalversammlung halten der Front National verfugte bis 2014 uber gar keine Mandate Innerhalb des burgerlichen Lagers zeigte sich die Abhangigkeit von einer starken kommunalen Prasenz auch daran dass die kommunal starker verwurzelten zentristischen Parteien im Senat meist die Mehrheit gewinnen konnten wahrend die zentralistisch agierenden Gaullisten den Prasidenten und die Mehrheit der Nationalversammlung stellten sich im Senat aber in der Minderheit befanden Die burgerlichen Parteien waren aber im Senat noch starker zersplittert als in der Nationalversammlung Gruppen wie die Unabhangigen Republikaner RI oder eigenstandige Bauernverbindungen konnten lange eine massgebliche Rolle spielen Die Parti radical valoisien PRV die in der Nationalversammlung mit der UMP koaliert bildet im Gegensatz dazu im Senat eine Fraktion mit ihrer Schwesterpartei der Parti radical de gauche die sonst eher den Sozialisten zuneigt Erst in den letzten Jahren gelang es zunachst christdemokratischen Gruppen und spater den Gaullisten mit der UMP eine geeinte konservative Mehrheit zu erringen wahrend starker zentristische Gruppen wie die Parti radical de gauche Stimmen verloren Der Senat gibt dem individuellen Senator aber in seiner Geschaftsordnung eine starkere Rolle als dem einzelnen Abgeordneten in der Nationalversammlung was durch die Zusammensetzung des Senats aus Personen die uberwiegend schon lange im politischen Leben stehen und keine weitergehenden Karriereabsichten mehr haben unterstutzt wird Die Stimmung zwischen den Fraktionen ist damit entspannter und weniger durch Konkurrenz gekennzeichnet als in der Nationalversammlung Geschaftsordnung Bearbeiten nbsp PlenarsaalDie Sitzungsperiode beginnt seit 1995 am ersten Werktag im Oktober und endet am letzten Werktag im Juni Der franzosische Prasident kann auf Antrag der Regierung oder der Nationalversammlung eine ausserordentliche Sitzung des ganzen Parlaments einberufen Automatisch tritt der Senat ausserordentlich zusammen wenn es Neuwahlen gab die nach Auflosung der Nationalversammlung stattgefunden haben oder wenn der franzosische Prasident die Sondervollmachten nach Artikel 16 der franzosischen Verfassung in Anspruch nimmt Die Tagesordnung wird von der Konferenz der Fraktionsvorsitzenden festgelegt Die Regierung hat nach Artikel 48 der Verfassung jedoch das Recht die Tagesordnung insoweit umzustellen dass sie ihre Gesetzesvorschlage oder andere Punkte aus der Tagesordnung nach vorne ziehen kann Daruber hinaus kann die Regierung selbst Anderungsantrage zu Vorlagen stellen und Punkte von der Tagesordnung streichen lassen die nicht vorher in Ausschussen behandelt wurden Seit der Verfassungsanderung 1995 kann der Senat einen Sitzungstag im Monat in eigener Regie gestalten und kann so eine mogliche Obstruktionstaktik der Regierung bei bestimmten Gesetzen umgehen Ebenfalls seit 1995 ist mindestens eine Sitzung der Woche vorrangig den Fragen der Abgeordneten an die Regierung gewidmet Ursprunglich gewahrte der Senat seinen Mitgliedern grosse Freiheiten Die Rededauer war oft unbegrenzt einzelne Senatoren oder Gremien konnten die ihnen zugewiesenen Kompetenzen meist problemlos bis uber die Grenzen hinaus ausschopfen und Senatoren hatte weitgehende Rechte wahrend der Debatte Erst als der oppositionelle Senat in den 1980ern begann diese Rechte immer mehr zu benutzen um Regierungsprojekte durch Verzogerungstaktik zu behindern gelang es der Regierung eine Anderung der Geschaftsordnung durchzusetzen Die Zahl und Lange der Debattenbeitrage ist nun meist beschrankt Vorschlage fur Gesetzesanderungen konnen einfacher und schneller zuruckgewiesen werden der Sitzungsprasident hat ebenfalls seitdem erweiterte Rechte einzelne Senatoren zu disziplinieren Fraktionen BearbeitenIm Senat gibt es derzeit folgende Fraktionen Die Groupe Les Republicains bis Mai 2015 Groupe UMP besteht vor allem aus den Senatoren der Republikaner Die Groupe socialiste et republicain bis 2011 nur Groupe Socialiste besteht hauptsachlich aus Mitgliedern der Parti Socialiste Die Groupe Union centriste zeitweise Union des democrates independant vereinigte Senatoren verschiedener zentristischer Parteien aus dem Erbe der UDF sie und ihre Vorganger waren lange die dominante Mehrheitsfraktion im Senat Die Groupe La Republique en marche vereint Senatoren der gleichnamigen Partei und weitere Mitglieder vor allem linker Parteien die Emmanuel Macron unterstutzen die meisten dieser Mitglieder sind bisher nicht durch Wahl sondern durch Ubertritt Mitglieder der Fraktion geworden Die Groupe Communiste Republicain Citoyen et Ecologiste kurz Groupe CRCE besteht vor allem aus Mitgliedern der Parti communiste francais und der Parti de Gauche Die Groupe du Rassemblement democratique et social europeen kurz Groupe RDSE steht in der Tradition der Parti radical und vereinigte lange mit den Senatoren der Parti radical de gauche und der Parti radical valoisien beide Parteien die aus dieser hervorgegangen sind obwohl die beiden Parteien unterschiedlichen politischen Lagern zuzurechnen waren Mittlerweile gehort die Parti radical valoisien der Union centriste an wahrend weitere kleinere Parteien dem RDSE beigetreten sind Jungste Fraktion ist die Groupe Les Independants Republique et territoires die Mitglieder rechter und zentristischer Parteien umfasst die Macron unterstutzen Vielen Fraktionen gehoren zusatzlich parteiunabhangige Senatoren Apparentes sowie Senatoren kleinerer Parteien an die sich der Fraktion angeschlossen haben Rattaches Die Abgeordneten die keiner Fraktion angehoren bilden eine Verwaltungseinheit die sogenannte RASNAG Reunion administrative des Senateurs ne figurant sur la Liste d aucun Groupe die einen Delegierten fur die Wahrnehmung ihrer Rechte wahlt Zusammensetzung des Senats nach Fraktionen Fraktion Sitze Fraktion FraktionsvorsitzenderMandate 2008 Mandate 2011 Mandate 2014 Mandate 2017 Mandate 2020 Zusammensetzung am 21 Oktober 2020Groupe Les Republicains 151 132 145 146 148 gesamt 148Vollmitglieder 121Apparentes Z 1 14Rattaches Z 2 13 Bruno RetailleauGroupe socialiste et apparentes 116 130 Z 3 113 78 65 gesamt 65Vollmitglieder 64Apparentes 1 Patrick KannerGroupe Union Centriste 29 31 38 49 54 gesamt 54Vollmitglieder 48Apparentes 5Rattaches Z 2 1 Herve MarseilleGroupe La Republique en Marche 21 23 gesamt 23 Francois PatriatGroupe du RDSE Z 4 17 17 Z 5 12 21 15 gesamt 15 Jean Claude RequierGroupe CRC Z 6 23 21 18 15 15 gesamt 15Vollmitglieder 14Rattaches Z 2 1 Eliane AssassiGroupe Independants Z 7 11 13 gesamt 13Vollmitglieder 11Apparentes Z 1 1Rattaches Z 2 1 Claude MalhuretGroupe ecologiste 10 Z 8 10 12 gesamt 12 Guillaume GontardUnabhangige 7 7 9 5 3 gesamt 3 Delegierter Jean Louis MassonGesamt 343 348 348 348 Z 9 348 8 GruppierungenQuelle Website des franzosischen Senats Listes des Membres des Groupes PDF 78 kB Wahlergebnisse und Archive a b Apparentes Parteilose Senatoren die sich der Fraktion angeschlossen haben a b c d Rattaches Senatoren anderer kleinerer Parteien die sich der Fraktion angeschlossen haben Unmittelbar nach der Wahl 2011 141 Mitglieder einschliesslich der Groupe Europe Ecologie Les Verts die sich danach als eigene Fraktion konstituierte Europaische demokratische und soziale Sammlungsbewegung Rassemblement Democratique et Social Europeen eine der altesten parlamentarischen Gruppen Frankreichs Unmittelbar nach der Senatswahl 2011 16 Mitglieder Zugewinn durch Nachwahl am 18 Marz 2012 Kommunisten Republikaner Burger und Okologen Communiste Republicain Citoyen et Ecologiste Groupe Les Independants Republique et Territoires Fraktion Die Unabhangigen Republik und Territorien Bildung der Fraktion am 11 Januar 2012 zuvor waren die Senatoren der Grunen als Rattaches eine Gruppe innerhalb der Groupe socialiste Zwei Sitze waren direkt nach der Wahl vakant da die Inhaber ihr Mandat wegen des Verbots des Kumulierens von Mandaten niederlegten das mit der Wahl in Kraft getreten war ein weiterer Senator Jean Pierre Raffarin legte sein Mandat zum 4 Oktober nieder zwei Tage nach Konstituierung des neuen Senats Geschichte BearbeitenEntwicklung bis 1958 Bearbeiten nbsp Palais du Luxembourg um 1890 die Zeit in der der Senat schon einmal Senat hiess und verfassungsrechtlich die meiste Macht aller franzosischen Oberhauser der Geschichte hatte Der Senat der Funften Republik geht auf die Tradition des Zweikammersystems zuruck die sich wahrend der Franzosischen Revolution ausbildete um die legislativen Exzesse einer einzigen Kammer zu massigen oder ganz zu verhindern Das Oberhaus war zur Zeit des Direktoriums 1795 1799 der Altestenrat Conseil des Anciens wahrend des Konsulats 1799 1804 und im Ersten Kaiserreich 1804 1815 der Senat conservateur in der Zeit der Restauration 1814 1830 und der Julimonarchie 1830 1848 die Kammer der Pairs Unter der Zweiten Republik 1848 1851 bestand in Frankreich keine zweite Kammer Im Zweiten Kaiserreich 1851 1870 wurde das Oberhaus unter dem Namen Senat wiedereingerichtet In den Jahren seit dem Ersten Kaiserreich war das Oberhaus stets ein Sammelbecken konservativer und monarchistischer Krafte seine Existenz in Zeiten der Republik hing nur davon ab dass die Monarchisten im Ausgleich dafur die Republik an sich unterstutzten In der Dritten Republik 1870 1940 wurde 1875 wieder ein Senat eingerichtet Damals war das Oberhaus am ehesten eine mit dem Unterhaus rechtlich und politisch gleichberechtigte Kammer Den Republikanern gelang es schon 1879 die Mehrheit im Senat zu gewinnen Alle Ambitionen die Monarchie in Frankreich wieder einzufuhren waren damit endgultig gescheitert In der Vierten Republik 1946 1958 wollten die Republikaner den Senat ganz abschaffen wurden aber durch eine Volksabstimmung mit gegenteiligem Ergebnis daran gehindert Daraus resultierte dann der Rat der Republik Conseil de la Republique Burgerliche Regierung burgerlicher Senat 1959 1981 Bearbeiten In der Funften Republik konstituierte sich das franzosische Oberhaus 1959 wieder als Senat Charles de Gaulle der den Senat in seiner derzeitigen Form selbst konzipiert hatte war im Laufe der Jahre immer weniger mit ihm zufrieden Obwohl die Senatswahlerschaft mit Absicht konservativ angelegt war attackierte der mehrheitlich zentristische Senat schon fruh den Prasidenten und die gaullistische Mehrheit im Reprasentantenhaus und wurde dabei von den linken Gruppen der Nationalversammlung gedeckt Das Verfassungsgericht allerdings vertrat die Linie des Prasidenten und schlug alle Gesetzesanderungen nieder die dem Senat juristisch mehr Einfluss gegeben hatten Am 27 April 1969 wollte de Gaulle den Senat mit Hilfe einer Volksabstimmung ganz in die politische Bedeutungslosigkeit verbannen unter anderem ware seine Mitgliedschaft grosstenteils ernannt und nicht mehr indirekt gewahlt worden zum anderen hatte er die meisten seiner Kompetenzen im Gesetzgebungsverfahren verloren Als diese Abstimmung die mehrere Punkte umfasste scheiterte trat de Gaulle als Prasident zuruck Ob die Senatsfrage dabei den Ausschlag gab lasst sich im Nachhinein nicht sagen Obwohl der Senat spater immer wieder im Zentrum der Kritik stand war dies doch der letzte ernsthafte Versuch ihn abzuschaffen Die Rolle die der Senat gespielt hatte kehrte sich nach der Wahl Valery Giscard d Estaings um Nun standen ein zentristischer Prasident und eine zentristische Senatsmehrheit dem gaullistisch dominierten Unterhaus gegenuber Der Prasident versuchte nun den Senat zu starken Er informierte ihn besser als die Nationalversammlung und holte seinen Rat bei diversen Gelegenheiten ein Der Senat revanchierte sich indem er beispielsweise ein vom Prasidenten abgelehntes Gesetz zur Wahlfinanzierung bei Europawahlen solange nicht auf die Tagesordnung setzte bis die Europawahl vorbei und das Gesetz damit wirkungslos war Sozialistische Regierung burgerlicher Senat 1981 1986 Bearbeiten 1981 anderte sich das Verhaltnis wieder als der Senat einem sozialistischen Prasidenten und einer sozialistischen Mehrheit in der Nationalversammlung gegenuberstand Prasident und Nationalversammlung nutzten alle Moglichkeiten der Geschaftsordnung um die Rolle des Senats zu minimieren beispielsweise erklarten sie einen Grossteil der Gesetzentwurfe als dringend um den Senat mit der Arbeitslast zu uberfordern und ihm effektives Arbeiten unmoglich zu machen Der Senat versuchte sich mangels Alternativen immer ofter in destruktiven Aktionen um die Gesetzgebung ganz zu storen Ein offentlich wahrgenommener Hohepunkt der Auseinandersetzungen war ein Gesetz von 1984 zur Finanzierung von Privatschulen das der Senat soweit er konnte verzogerte in der letztlich berechtigten Hoffnung die Diskussionen uber das unpopulare Gesetz wurden fur so viel offentlichen Druck auf die Regierung sorgen dass sie das Gesetz von allein zuruckzoge Cohabitation und Verfassungsanderung seit 1986 Bearbeiten Die Jahre danach waren von wechselnden Mehrheiten gepragt 1986 kam es zur ersten Cohabitation in der der sozialistische Prasident einer gaullistischen Nationalversammlung gegenuberstand und der zentristische Senat vermitteln konnte Die 1988 an die Macht gekommene sozialistische Minderheitsregierung unter Michel Rocard versuchte den Senat einzubinden und ernannte eine Rekordzahl von sechs ehemaligen Senatoren zu Ministern Bald darauf verscharften sich die Konflikte aber wieder bis 1993 das burgerliche Lager die Sozialisten als Mehrheitspartei in der Nationalversammlung abloste und 1995 Jacques Chirac neuer Prasident in der Nachfolge Mitterrands wurde Die Mehrheit in allen Organen der Legislative gehorte damit erstmals in der Funften Republik derselben Partei an was erstmals eine einvernehmliche Zusammenarbeit ermoglichte 1995 kam es dann zu einer Verfassungsanderung die Senatoren parlamentarische Immunitat zusicherte die Sitzungsperiode vereinheitlichte und von sechs auf neun Monate im Jahr verlangerte Die Verfassungsanderung erweiterte ferner die Kontrollmoglichkeiten des Senats uber seine eigene Tagesordnung und erleichterte die Befragung von Regierungsmitgliedern Bei der Senatswahl 2011 errang erstmals in der Geschichte der Kammer die Linke die Mehrheit im franzosischen Senat 12 Im September 2014 gewannen die Konservativen die Mehrheit zuruck und auch der Front National ist vertreten 13 Literatur BearbeitenDeutsch Udo Kempf Von de Gaulle bis Chirac Das politische System Frankreichs 3 Auflage VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 1997 ISBN 3 531 12973 2 Joachim Schild Hrsg Frankreichs V Republik Ein Regierungssystem im Wandel VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2005 ISBN 3 531 14802 8 Hans J Tummer Das politische System Frankreichs C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 52839 2 Franzosisch Jacques Baguenard Le Senat 2 Auflage Presses Universaitaires de France Paris 1997 ISBN 2 13 047988 X Jean Cluzel Le Senat dans la societe francaise Economica Paris 1990 ISBN 2 7178 1972 X Pascal Jan Le Parlement de la Ve Republique Ellipses Marketing 1999 ISBN 2 7298 7925 0 Didier Maus Le Parlement sous le Ve Republique 3 Auflage Presses Universaitaires de France Paris 1996 ISBN 2 13 047848 4 Englisch Samuel C Patterson Anthony Mughan Senates Bicameralism in the Contemporary World Ohio State University Press 1999 ISBN 0 8142 5010 6 Der Senat in vergleichender Perspektive George Tsebelis Jeanette Money Bicameral Negotioations The Navette System in France In British Journal of Political Science 25 S 101 129 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franzosischer Senat Album mit Bildern Videos und Audiodateien Website des SenatsEinzelnachweise Bearbeiten Artikel 24 der Verfassung vom 4 Oktober 1958 Les reformes du Senat In vie publique fr Direction de l information legale et administrative 26 August 2014 abgerufen am 16 Dezember 2016 franzosisch a b Triumph fur Frankreichs Linke Schlappe fur Sarkozy auf Spiegel online 25 September 2011 www interieur gouv fr www interieur gouv fr www interieur gouv fr www interieur gouv fr www interieur gouv fr Code electoral Artikel LO294 LO319 und LO322ff Code electoral Artikel LO295 LO320 und LO322ff Frankreich Prasident ist kunftig absetzbar In Tagesspiegel 19 Februar 2007 Online Victoire historique de la gauche au Senat Le Figaro fr 25 September 2011 abgerufen am 25 September 2011 franzosisch Konservative Parteien gewinnen Mehrheit im franzosischen Senat zeit de 28 September 2014 abgerufen am 28 September 2014Parlamente in den europaischen Staaten Staatenverbund Europaische Union Europaisches ParlamentSouverane Staaten Albanien Versammlung Albaniens Andorra Generalrat der Taler Belarus Reprasentantenhaus Rat der Republik Belgien Parlament Abgeordnetenkammer Senat Bosnien und Herzegowina Parlamentarische Versammlung Abgeordnetenhaus Haus der Volker Bulgarien Nationalversammlung Danemark Volksversammlung Deutschland Bundestag Bundesrat Estland Riigikogu Finnland Reichstag Frankreich Parlament Nationalversammlung Senat Griechenland Parlament Irland Oireachtas Dail Senat Island Althing Italien Parlament Abgeordnetenkammer Senat Kroatien Versammlung Lettland Saeima Liechtenstein Landtag Litauen Seimas Luxemburg Abgeordnetenkammer Malta Reprasentantenhaus Moldau Parlament Monaco Nationalrat Montenegro Parlament Niederlande Generalstaaten Erste Kammer Zweite Kammer Nordmazedonien Parlament Norwegen Grossversammlung Osterreich Parlament Nationalrat Bundesrat Polen Sejm Senat Portugal Versammlung der Republik Rumanien Parlament Abgeordnetenkammer Senat Russland Foderationsversammlung Duma Foderationsrat San Marino Grosser und Allgemeiner Rat Schweden Reichstag Schweiz Bundesversammlung Nationalrat Standerat Serbien Nationalversammlung Slowakei Nationalrat Slowenien Nationalversammlung Nationalrat Spanien Cortes Generales Abgeordnetenhaus Senat Tschechien Abgeordnetenhaus Senat Ukraine Oberster Rat Ungarn Parlament Vatikan Vereinigtes Konigreich Parlament Unterhaus Oberhaus Zypern ReprasentantenhausSonstige autonome und uberseeische Gebiete Aland Lagting Faroer Logting Gibraltar Parlament Guernsey States of Guernsey Alderney States of Alderney Sark Chief Pleas Isle of Man Tynwald Haus der Schlussel Gesetzgebender Rat Jersey States of JerseyUmstrittene nicht anerkannte Gebiete Kosovo Parlament Transnistrien Oberster Sowjet Turkische Republik Nordzypern Versammlung der Republik nbsp Dieser Artikel wurde am 20 August 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Senat Frankreich amp oldid 231572732