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Michel Louis Leon Rocard mi ʃɛl ʁɔ kaʁ 23 August 1930 in Courbevoie Departement Seine 2 Juli 2016 in Paris war ein franzosischer sozialistischer Politiker Er war von 1967 bis 1973 nationaler Sekretar der Parti socialiste unifie PSU von 1993 bis 1994 Erster Sekretar der Parti socialiste PS Von 1988 bis 1991 war er franzosischer Premierminister Von 1994 bis 2009 gehorte Rocard dem Europaischen Parlament an Michel Rocard 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Familie Ausbildung und Beruf 2 Politische Karriere und Wirken 2 1 Von der SFIO uber die PSU zur PS 2 2 Die Politik Rocards 2 3 Minister und Premierminister 2 4 Wirken fur die EU 3 Auszeichnungen 4 Zitate 5 Publikationen auf Deutsch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie Ausbildung und Beruf BearbeitenMichel Louis Leon Rocard 1 war der Sohn von Yves Rocard einem Physiker Resistancekampfer und Anhanger de Gaulles der als einer der Vater des franzosischen Kernwaffenprogramms gilt und Renee Favre Leiterin eines Wohnheims fur junge Frauen Michel Rocard wuchs im burgerlichen 7 Pariser Arrondissement auf besuchte die Ecole Alsacienne dann das Lycee Louis le Grand 1 und engagierte sich im evangelischen Pfadfinderverband Eclaireurs Unionistes seine Mutter war Protestantin Zur Enttauschung seines Vaters interessierte er sich nicht fur Mathematik und Naturwissenschaften und schrieb sich nicht an der Ecole polytechnique sondern am Institut fur Politische Studien Sciences Po ein Da der Vater nicht bereit war ihm dieses Studium zu finanzieren verdiente der junge Rocard seinen Unterhalt als Dreher und Fraser in den Werkstatten der Ecole normale superieure wo sein Vater Professor war Der dortige Vorarbeiter war in der Arbeiterbewegung aktiv und uberzeugte Michel Rocard vom Sozialismus 2 Er war Vertreter der linken Studentengewerkschaft UNEF und Gegenspieler des rechten Studentenvertreters Jean Marie Le Pen Nach dem Abschluss des Sciences Po durchlief er 1956 bis 1958 die Verwaltungshochschule Ecole nationale d administration ENA 3 In dieser Zeit machte er ein Praktikum im Stab von Alain Savary damals Staatssekretar fur Marokko und Tunesien im Aussenministerium 1 Nach dem ENA Abschluss wurde Rocard 1958 zum Finanzinspektor ernannt 1965 wurde er Generalsekretar der Kommission fur wirtschaftliche Bilanzen und Budget der Nation Rocard heiratete dreimal die Soziologin Genevieve Poujol 1954 die Psychologin Michele Legendre 1972 und die Kommunikationsberaterin Sylvie Pelissier 2002 Aus seiner ersten und zweiten Ehe hatte er jeweils zwei Kinder Francis und Sylvie Loic und Olivier Politische Karriere und Wirken BearbeitenVon der SFIO uber die PSU zur PS Bearbeiten Michel Rocard trat 1949 dem Studentenbund der sozialistischen Partei SFIO bei deren Generalsekretar er 1954 wurde Von der Politik des Parteivorsitzenden und zeitweiligen Premierministers Guy Mollet enttauscht vor allem hinsichtlich des Algerienkriegs trat Rocard aus der SFIO aus und war 1958 Mitbegrunder der Parti socialiste autonome PSA Zusammen mit anderen Gegnern des Kolonialismus und der Funften Republik de Gaulles wie Pierre Mendes France moskau kritischen Kommunisten und linksgerichteten Christen schloss sich die PSA 1960 zur Parti Socialiste Unifie PSU zusammen Um seinen Beamtenstatus nicht zu gefahrden veroffentlichte Rocard seine politischen Ideen zunachst unter dem Pseudonym Georges Servet Nachdem er auf dem Kongress von Grenoble 1966 von sich reden machte wurde er im Folgejahr Generalsekretar der PSU Diese Partei die zwar prominente Anhanger unter Intellektuellen hatte aber bei Wahlen schwach abschnitt leitete er bis 1973 Anders als die klassische Linke forderte sie keine Verstaatlichungen sondern trat fur Arbeiterselbstverwaltung autogestion ein Unterstutzung erhielt sie dabei von der ehemals christlichen nun dekonfessionalisierten und nach links gewendeten Gewerkschaft Confederation francaise democratique du travail CFDT In der Krise im Mai 1968 bemuhte sich Rocard um eine politische Losung er gewann damit die Unterstutzung der UNEF des bedeutendsten Studentenverbands in dieser Epoche Rocards Kandidatur um einen Parlamentssitz bei der Wahl im Juni 1968 einem Erdrutschsieg fur die Gaullisten scheiterte Er kandidierte auch bei der Prasidentschaftswahl von 1969 konnte aber nur 3 6 Prozent rund 800 000 Stimmen auf sich vereinigen Bei der Nachwahl im Oktober 1969 gewann er hingegen das Abgeordnetenmandat im 4 Wahlkreis des Departements Yvelines gegen den fruheren Premierminister Maurice Couve de Murville Den Sitz in der Nationalversammlung verlor er jedoch wieder bei der nachsten regularen Wahl im Marz 1973 Rocard unterstutzte bei der Wahl 1974 die Kampagne Francois Mitterrands um die Prasidentschaft Im Oktober 1974 erreichte sein Antrag die PSU der Parti socialiste PS unter Mitterrand anzuschliessen nur 40 der Delegiertenstimmen woraufhin er die PSU verliess und der PS beitrat Zahlreiche Mitglieder der PSU wie auch der Gewerkschaft CFDT folgten ihm In ihren Reihen stieg er im Februar 1975 zum Mitglied des Exekutivausschusses der Sozialistischen Partei auf Rocard wurde 1977 zum Burgermeister der Stadt Conflans Sainte Honorine Departement Yvelines gewahlt dieses Amt ubte er drei Amtszeiten lang bis 1993 aus Zudem wurde er 1978 als Vertreter des 3 Wahlkreises von Yvelines erneut in die Nationalversammlung gewahlt der er diesmal bis 1981 angehorte Die Politik Rocards Bearbeiten Das Ende der 1970er Jahre wurde vom Aufkommen des Rocardisme der Ideen und der Politik Rocards gepragt einer popularen Stromung des Courant Rocard innerhalb der Sozialistischen Partei die den Gegenpol zum eher traditionellen Sozialismus seines Rivalen Francois Mitterrand bildete So wurde Rocard zu einer unumganglichen Figur der Intellektuellenlandschaft Frankreichs Charakteristisch fur seine Politik war ein demokratischer und antiautoritarer Sozialismus der vor allem auf Mitbestimmung und Selbstverwaltung in Wirtschaft und Gesellschaft setzte socialisme autogestionnaire deshalb auch die strikte Ablehnung des Kommunismus und exemplarisch fur das Streben einer Generation von Sozialisten die sich im Hinblick auf die Zeit nach Mitterrand mit dem Erbe von Pierre Mendes France befasste Minister und Premierminister Bearbeiten nbsp Michel Rocard 1981 Nach der Wahl seines Parteikollegen Mitterrand zum Staatsprasidenten wurde Rocard 1981 Ministre d Etat Staatsminister fur Raumplanung und ordnung in der Regierung von Pierre Mauroy Anschliessend war er ab Marz 1983 Landwirtschaftsminister im Kabinett Mauroy III Er blieb auch unter Laurent Fabius in dieser Funktion trat aber im April 1985 aus Protest uber die Einfuhrung des Verhaltniswahlrechts fur die Parlamentswahlen von seinem Amt zuruck Nachdem sein Intimfeind Francois Mitterrand die Prasidentschaftswahl am 8 Mai 1988 erneut gewonnen hatte ernannte er Rocard am 12 Mai 1988 zum Premierminister Manche Stimmen interpretierten die Ernennung Rocards als Massnahme Mitterrands um von dessen Popularitat zu profitieren Nach den Parlamentswahlen im Juni 1988 konstituierte sich am 26 Juni 1988 erneut eine Regierung unter Rocard Da die Parti socialiste und ihre linken Verbundeten keine eigene Mehrheit im Parlament hatten bemuhte sich Rocard um eine ouverture Offnung der Regierung fur burgerliche Krafte Seinem Kabinett Rocard II gehorten auch drei Minister der burgerlichen UDF an die dafur jedoch aus ihrer Partei ausgeschlossen wurden Zudem scherten die Abgeordneten des christdemokratischen CDS vorubergehend aus der UDF aus Sie bildeten eine eigene Fraktion in der Nationalversammlung und votierten bei wichtigen Abstimmungen mit Rocards Regierung 4 Noch am Tag der Ernennung drangte Rocard auf die Unterzeichnung des Abkommens von Matignon Dieses besiegelte die Autonomie Neukaledoniens und setzte den gewalttatigen Ausschreitungen auf der Insel ein Ende In einem landesweiten Referendum am 6 November 1988 votierten 80 der Abstimmenden fur die Inhalte des Matignon Abkommens Rocard ist auch die Einfuhrung des Revenu Minimum d Insertion einer Form der Sozialhilfe RMI am 12 Oktober 1988 zu verdanken loi no 88 1088 du 1er decembre 1988 Es gab nur drei Gegenstimmen und 24 Enthaltungen 1990 bemuhte sich Rocard um eine bessere Regelung der Parteienfinanzierung die mit einer Amnestie fur vorangegangene Manover verbunden sein sollte Dies scheiterte an einem offentlichen Eklat als der sozialistische Justizminister das Ermittlungsverfahren gegen die wichtigste Geldwaschanlage seiner Partei niederschlagen liess Wegen der schlechten Wirtschaftslage und Unstimmigkeiten mit Mitterrand sah sich Rocard im Mai 1991 zum Rucktritt von seiner Funktion als Premierminister genotigt Edith Cresson wurde seine Nachfolgerin Mitterrands Beliebtheit im Volk sank Rocard dagegen blieb popular Bei der Parlamentswahl im Marz 1993 erhielt die PS nur 17 4 der Stimmen nach 34 8 bei der Parlamentswahl 1988 Im Oktober 1993 wurde er als Nachfolger Laurent Fabius zum Ersten Sekretar Parteivorsitzenden der Sozialistischen Partei gewahlt und nahm eine tiefgreifende Reform ihrer Fuhrungsorgane in Angriff Nach seiner Wahl in das Europaische Parlament im Juni 1994 trat er vom Parteivorsitz zuruck Henri Emmanuelli wurde sein interimistischer Nachfolger und Lionel Jospin sein Nachfolger Wirken fur die EU Bearbeiten Bei der Europawahl 1994 wurde er in das Europaische Parlament EP gewahlt dort sass er in der Fraktion der europaischen Sozialisten Zusatzlich gehorte er vom 2 Oktober 1995 bis 18 November 1997 dem franzosischen Senat an 5 Als EU Abgeordneter wurde er 1999 und 2004 wiedergewahlt zum 31 Januar 2009 gab er sein Mandat auf In diesem Rahmen profilierte er sich durch seinen Einsatz zugunsten der Entwicklungslander und seit 2003 durch seine Ablehnung der Einfuhrung eines Softwarepatentes auf EU Ebene Anfang 2005 reiste eine EU Delegation von Wahlbeobachtern unter seiner Fuhrung in die Palastinensischen Autonomiegebiete um die dortige Prasidentschaftswahl zu beobachten Auszeichnungen Bearbeiten1988 Grosskreuz des Ordre national du Merite 1991 Grosskreuz des Verdienstordens der Republik Polen 1992 Companion des Order of Australia 2000 Offizier des Ordre national du Quebec 2008 Grossoffizier der Ehrenlegion der Nation 2015 Grosskreuz der Ehrenlegion Ehrenkommandant fur Landwirtschaft Ehrenkommandant der Griechischen LegionZitate BearbeitenZur Immigrationspolitik Frankreich kann nicht das ganze Elend der Welt aufnehmen 6 Auf die Frage eines Journalisten ob er es bereue niemals Prasident gewesen zu sein antwortete Rocard Ich meine ein akzeptabler Premier gewesen zu sein weiss aber nicht ob ich einen guten Prasidenten gegeben hatte Publikationen auf Deutsch BearbeitenVon ganzem Herzen bei der Sache Aus dem Franzosischen von Gerd Treffer DEFAB Ingolstadt 1989 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Michel Rocard Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Michel Rocard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiographie auf Franzosisch Interview in Liberation 2003 franzosisch Rede von Michel Rocard in der er die Methode mit der einige die Softwarepatente in Europa fordern kritisiert franzosisch Nachruf zeit de Michel Rocard in der Abgeordneten Datenbank des Europaischen ParlamentsEinzelnachweise Bearbeiten a b c Jean Francois Merle Pierre Emmanuel Guigo ROCARD Michel Louis Leon In Le Maitron Dictionnaire biographique mouvement ouvrier et mouvement social 29 Marz 2022 Sandrine Treiner Michel Rocard L affranchissement paternel In A voix nue Radio France 17 Juni 2013 Jean Louis Andreani Raphaelle Bacque Michel Rocard figure essentielle de la gauche est mort Nachruf franzosisch lemonde fr 2 Juli 2016 abgerufen am 4 Juli 2016 Moshe Maor Parties Conflicts and Coalitions in Western Europe Organisational determinants of coalition bargaining Routledge London New York 1998 S 84 85 Michel Rocard auf www senat fr abgerufen am 4 Juli 2016 Juliette Deborde Misere du monde ce qu a vraiment dit Michel Rocard In Liberation 22 April 2015 abgerufen am 31 August 2016 Premierminister von Frankreich Michel Debre Georges Pompidou Maurice Couve de Murville Jacques Chaban Delmas Pierre Messmer Jacques Chirac Raymond Barre Pierre Mauroy Laurent Fabius Jacques Chirac Michel Rocard Edith Cresson Pierre Beregovoy Edouard Balladur Alain Juppe Lionel Jospin Jean Pierre Raffarin Dominique de Villepin Francois Fillon Jean Marc Ayrault Manuel Valls Bernard Cazeneuve Edouard Philippe Jean Castex Elisabeth Borne Normdaten Person GND 118967657 lobid OGND AKS LCCN n50046596 VIAF 54153505 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rocard MichelALTERNATIVNAMEN Servet Georges Pseudonym KURZBESCHREIBUNG franzosischer Politiker PSA PSU PS Mitglied der Nationalversammlung MdEPGEBURTSDATUM 23 August 1930GEBURTSORT CourbevoieSTERBEDATUM 2 Juli 2016STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michel Rocard amp oldid 238606549