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Raymond Barre 12 April 1924 in Saint Denis auf Reunion 25 August 2007 in Paris war ein franzosischer parteiloser Politiker und Wirtschaftswissenschaftler Von 1976 bis 1981 war er franzosischer Premierminister unter Staatsprasident Valery Giscard d Estaing von 1976 bis 1978 zusatzlich Wirtschafts und Finanzminister Zuvor war Barre von 1967 bis 1973 EG Kommissar fur Wirtschaft und Finanzen sowie Vizeprasident der Europaischen Kommission Von 1995 bis 2001 war er Burgermeister von Lyon Raymond Barre 1980 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Minister und Regierungschef 1976 1981 3 Weitere Amter 1981 2002 4 Vorwurf des Antisemitismus 5 Ehrungen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Raymond Barres Geburtshaus auf ReunionRaymond Barre wurde als Sohn eines Kaufmanns auf der franzosischen Insel Reunion im Indischen Ozean geboren wo er auch seine Jugend bis auf eine Unterbrechung von wenigen Monaten im Jahr 1934 verlebte Er besuchte zunachst dieselbe Grundschule wie der Journalist und Politiker Raymond Bourgine bevor er auf das Lycee Leconte de Lisle wechselte Dort war der spatere Rechtsanwalt Jacques Verges sein Klassenkamerad Anschliessend wurde er in die Ecole de droit de la Reunion aufgenommen Im Alter von zwanzig Jahren konnte er nicht wie in seiner Familie ublich an der Universitat Montpellier Medizin studieren da er 1945 zu einem Artillerieregiment des Corps expeditionnaire francais en Extreme Orient in Madagaskar einberufen wurde Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging er Anfang 1946 nach Paris wo er bis 1950 ein Zimmer in der Cite Internationale Universitaire de Paris mietete Barre schloss 1948 sein Studium am Institut d etudes politiques de Paris Sciences Po mit Diplom im Bereich Offentlicher Dienst ab im Jahr darauf promovierte er an der Universitat von Paris Sorbonne zum Thema La Periode dans l analyse economique Une approche de l etude du temps 1950 erhielt er die Agregation Lehrbefugnis fur hohere Schulen in Recht und Wirtschaftswissenschaften und wurde noch im selben Jahr mit nur 26 Jahren Hochschullehrer an der Universitat Caen Von 1951 bis 1954 lehrte er am Institut des hautes etudes in Tunis Tunesien war damals noch franzosisches Protektorat Anschliessend kehrte er nach Caen zuruck wo er eine ordentliche Professur erhielt 1958 wurde er Direktor des Dienstes fur Wirtschaftsforschung bei der Fondation nationale des sciences politiques FNSP Barre veroffentlichte 1959 ein Lehrbuch der politischen Okonomie das seither in 15 Auflagen erschien und in mehrere Sprachen ubersetzt wurde Nach Ausrufung der Funften Republik 1958 wurde Barre Buroleiter directeur de cabinet des gaullistischen Industrieministers Jean Marcel Jeanneney Parallel dazu war er ab 1961 Professor fur Okonomie an der Sciences Po Mit Jeanneneys Ausscheiden aus dem Amt 1962 verliess auch Barre das Ministerium im Jahr darauf erhielt er den Lehrstuhl fur politische Okonomie an der Pariser Rechtsfakultat 1966 wurde er in den Beirat des Zentrums fur Einkommens und Kostenstudien im Commissariat general du Plan berufen Im Jahre 1967 wurde er von Charles de Gaulle in die Europaische Kommission entsandt wo er Vizeprasident wurde Diese Position in der er fur Wirtschaft und Finanzen verantwortlich war hatte er bis 1973 in den Kommissionen Rey Malfatti und Mansholt inne Barre gehorte 1971 zu den Initiatoren des Weltwirtschaftsforums in Davos Anfang 1973 wurde er in den Generalrat der franzosischen Zentralbank Banque de France berufen Zwischen 1973 und 1976 sass er zudem als Grundungsprasident der International Association for the Study of Insurance Economics vor Ihm wurde 1975 der Vorsitz einer Studienkommission fur eine Reform der Wohnraumfinanzierung ubertragen Aus seiner 1954 geschlossenen Ehe mit der aus ungarisch judischer Familie stammenden Eva Hegedus gingen die beiden Sohne Olivier 1955 und Nicolas 1961 hervor 1 Raymond Barre starb am 25 August 2007 im Alter von 83 Jahren im Militarkrankenhaus Val de Grace in Paris und wurde auf dem Cimetiere du Montparnasse bestattet Minister und Regierungschef 1976 1981 BearbeitenWahrend der Prasidentschaft von Valery Giscard d Estaing war der Parteilose Raymond Barre von Januar bis August 1976 Minister fur Aussenhandel im Kabinett des Premierministers Jacques Chirac Giscard ernannte Barre nach der Entlassung Chiracs im Marz 1976 selbst zum Premierminister Frankreichs Er sah sich in seiner zusatzlichen Funktion als Wirtschafts und Finanzminister 1976 1978 wegen hoher Arbeitslosigkeit und Inflation zu einer strengen Sparpolitik gezwungen Er musste mit den Folgen des Olpreisschocks einer Abwertung des franzosischen Franc und einer zweistelligen Inflation fertigwerden Trotz dieser Massnahmen konnte er weder die Arbeitslosigkeit noch die Inflation senken Bei der Parlamentswahl 1978 schlossen sich die Parteien die die Prasidentschaft Giscard d Estaings unterstutzten zur Union pour la democratie francaise UDF zusammen der Barre fortan nahestand ohne jedoch formal Parteimitglied zu sein Er gewann auch das Abgeordnetenmandat im 4 Wahlkreis des Departements Rhone auf das er jedoch verzichtete da es nicht mit einem Regierungsamt vereinbar war Unbeirrt ubte er das Amt fast funf Jahre lang aus bis Giscard d Estaing als Staatsprasident 1981 seinem sozialistischen Nachfolger Francois Mitterrand weichen musste 2 Weitere Amter 1981 2002 Bearbeiten nbsp Barre bei der Verleihung des Coudenhove Kalergi Preises an Helmut Kohl 1991Von 1981 bis 2002 vertrat Raymond Barre den 4 Wahlkreis des Departements Rhone in der Nationalversammlung Dort war er Gast der UDF Fraktion bzw in der Legislaturperiode 1988 93 der christdemokratischen Union du centre UDC sowie ab 1986 Mitglied des Ausschusses fur auswartige Angelegenheiten Bei der Prasidentschaftswahl in Frankreich 1988 war er Kandidat der Mitte rechts Partei UDF ohne jedoch deren Mitglied zu sein Mit 16 5 der Stimmen schied er als Drittplatzierter hinter Francois Mitterrand und Jacques Chirac im ersten Wahlgang aus Nach einem Finanzskandal seitens der Lyoner Stadtverwaltung trat der bisherige Burgermeister Michel Noir RPR im Juni 1995 nicht zur Wiederwahl an Barre wurde Kandidat des Mitte rechts Lagers aus UDF und RPR und gewann die Wahl zum Burgermeister der drittgrossten Stadt des Landes Lyon war 1996 auf Barres Initiative Gastgeber des G7 Gipfels Als Burgermeister weihte er im Jahr 2000 die neue Strassenbahn Lyon ein Bei der Kommunalwahl 2001 trat er nicht mehr an die Linke gewann und der Sozialist Gerard Collomb wurde zu Barres Nachfolger gewahlt Vorwurf des Antisemitismus BearbeitenAls am 3 Oktober 1980 eine Bombe vor der Synagoge der Rue Copernic explodierte beklagte Barre als Premierminister die Todesopfer des Attentats das statt der beabsichtigten Juden in der Synagoge unschuldige Franzosen auf der Strasse davor getroffen habe Diese Formulierung stiess auf Kritik da sie suggerierte dass Juden keine unschuldigen Franzosen seien Daraufhin stellte er vor der Nationalversammlung klar dass den judischen Mitburgern das Mitgefuhl der gesamten Nation gelte Barres Kabinett gehorte als Haushaltsminister von 1978 bis 1981 Maurice Papon an der wahrend des Zweiten Weltkriegs mit den deutschen Besatzern kollaboriert und an der Deportation von Juden in die Vernichtungslager mitgewirkt hatte Als dieser 1997 98 trotz aller gegenteiligen Bemuhungen der franzosischen Elite vor Gericht kam betonte der mit einer Judin verheiratete Raymond Barre dessen Anstandigkeit Aufsehen erregte er Anfang Marz 2007 als er in einer Radiosendung auf France Culture den kurz zuvor verstorbenen Maurice Papon sowie den Rechtsextremen Bruno Gollnisch von der Front National in Schutz nahm der wegen relativierender Ausserungen zum Holocaust verurteilt worden war Mit seiner missverstandlichen Ausserung zum Bombenanschlag in der Rue Copernic 1980 konfrontiert warf Barre einer angeblich am meisten mit der Linken verbundenen judischen Lobby vor unwurdige Operationen zu inszenieren 3 Der Dachverband judischer Organisationen CRIF wies Barres Ausserungen als skandalos zuruck 3 Der UDF Vorsitzende Francois Bayrou verurteilte seine Ausserungen die die Werte der Republik in Frage stellen als schlicht und einfach inakzeptabel Regisseur Claude Lanzmann Shoah warf Barre im Blatt Liberation vor ein Antisemit zu sein sich zum Herold dieser ekelhaften Leidenschaft zu machen sie zu propagieren und sich dessen zu ruhmen SOS Racisme forderte den Justizminister Pascal Clement auf ein Verfahren gegen Barre einzuleiten Auch die Franzosische Liga fur Menschenrechte verurteilte Barres entehrenden Worte 4 Barre konterte wiederum dass es eine Clique gebe die ihn seit 1979 verfolge und versuche ihn als Antisemiten darzustellen 5 Ehrungen BearbeitenEhrendoktorate Universitat Ottawa Johannes Gutenberg Universitat Mainz Universitat Barcelona Universitat Istanbul Semmelweis Universitat Universitat Tokio Universitat Lissabon Ordre national du Merite Grand Croix Mitglied des Club of Rome 2001 Mitglied der Academie des sciences morales et politiques 2004 wurde Barre mit dem Konrad Adenauer Preis der Stadt Koln ausgezeichnet Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Raymond Barre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Raymond Barre Zitate franzosisch Literatur von und uber Raymond Barre im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Raymond Barre Former French Prime Minister and Economist Dies New York Times 24 August 2007 Frankreichs Ex Premier Barre gestorben Spiegel Online 25 August 2007Einzelnachweise Bearbeiten http www economie gouv fr caef raymond barre Der dicke Raymond Frankreichs Ex Premier Barre gestorben In Spiegel Online 25 August 2007 abgerufen am 9 Juni 2018 a b Laetitia Van Eeckhout Sur France Culture Raymond Barre defend Papon Gollnisch et fustige le lobby juif In Le Monde 3 Marz 2007 La polemique enfle autour des propos antisemites de Raymond Barre In Le Monde 6 Marz 2007 Guillaume Perraut Accuse d antisemitisme Barre replique In Le Figaro 7 Marz 2007 VorgangerAmtNachfolgerMichel NoirBurgermeister von Lyon 1995 2001Gerard CollombMitglieder der Europaischen Kommission Rey 1967 1970 Raymond Barre Victor Bodson Albert Coppe Jean Francois Deniau Hans von der Groeben Wilhelm Haferkamp Fritz Hellwig Sicco Mansholt Edoardo Martino Guido Colonna di Paliano Jean Rey Henri Rochereau Lionello Levi Sandri Emmanuel SassenMitglieder der Europaischen Kommission Malfatti 1970 1972 Raymond Barre Albert Borschette Albert Coppe Ralf Dahrendorf Jean Francois Deniau Wilhelm Haferkamp Franco Maria Malfatti Sicco Mansholt Altiero SpinelliMitglieder der Europaischen Kommission Mansholt 1972 1973 Raymond Barre Albert Borschette Albert Coppe Ralf Dahrendorf Jean Francois Deniau Wilhelm Haferkamp Sicco Mansholt Carlo Scarascia Mugnozza Altiero SpinelliEuropaische Kommissare fur Wirtschaft und Finanzen Robert Marjolin Raymond Barre Wilhelm Haferkamp Francois Xavier Ortoli Alois Pfeiffer Peter Schmidhuber Henning Christophersen Yves Thibault de Silguy Pedro Solbes Joaquin Almunia Olli Rehn Jyrki Katainen Pierre Moscovici Paolo GentiloniEuropaische Kommissare fur Finanzen Robert Marjolin Raymond Barre Albert Borschette Wilhelm Haferkamp Christopher Tugendhat Henning Christophersen Leon Brittan Peter Schmidhuber Yves Thibault de Silguy Michaele Schreyer Dalia Grybauskaite Algirdas Semeta Janusz Lewandowski Jacek Dominik Kristalina Georgiewa Gunther Oettinger Johannes HahnPremierminister von Frankreich Michel Debre Georges Pompidou Maurice Couve de Murville Jacques Chaban Delmas Pierre Messmer Jacques Chirac Raymond Barre Pierre Mauroy Laurent Fabius Jacques Chirac Michel Rocard Edith Cresson Pierre Beregovoy Edouard Balladur Alain Juppe Lionel Jospin Jean Pierre Raffarin Dominique de Villepin Francois Fillon Jean Marc Ayrault Manuel Valls Bernard Cazeneuve Edouard Philippe Jean Castex Elisabeth BorneFinanzminister der Funften Franzosischen Republik Antoine Pinay Wilfrid Baumgartner Valery Giscard d Estaing Michel Debre Maurice Couve de Murville Francois Xavier Ortoli Valery Giscard d Estaing 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