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Guy Mollet 31 Dezember 1905 in Flers Normandie 3 Oktober 1975 in Paris war ein franzosischer Staatsmann und sozialistischer Politiker Er war vom 1 Februar 1956 bis zum 21 Mai 1957 1 Jahr und 109 Tage Ministerprasident der Vierten Republik Frankreichs Kabinett Mollet Von 1946 bis 1969 war er Parteichef der franzosischen Sozialisten Guy Mollet 1956 Erich Ollenhauer Yosef Almogi und Guy Mollet Haifa 1960 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMollet war der Sohn eines Textilarbeiters erlangte seine Ausbildung in Le Havre und wurde dann in Arras Englischlehrer Politisch war er seit 1923 in der Gewerkschaft CGT und fur die sozialistische Partei Section francaise de l Internationale ouvriere SFIO tatig deren Sekretar fur das nordliche Departement Pas de Calais er 1928 wurde 1932 wurde er Generalsekretar des franzosischen Lehrerbundes Im Zweiten Weltkrieg wurde er im Fruhling 1940 zum Kriegsdienst eingezogen als Frankreich sich darauf vorbereitete die Invasion der Wehrmacht in Frankreich abzuwehren Er geriet 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft wurde im Juni 1941 freigelassen und schloss sich 1942 der Resistance an Nachdem die Wehrmacht im Herbst 1944 aus grossen Teilen Frankreichs abgezogen war wurde Mollet 1944 Burgermeister von Arras Er war Abgeordneter der von November 1945 bis November 1946 bestehenden konstituierenden Nationalversammlung 1946 wurde er Generalsekretar der SFIO die bis 1947 in einer Dreierkoalition mit Kommunisten und Christdemokraten regierte und in der Person von Vincent Auriol den ersten Staatsprasidenten der Vierten Republik stellen konnte In der Regierung Leon Blum erhielt Mollet mit dem Posten des Staatsministers eine herausgehobene Rolle Unter Rene Pleven war er 1950 bis 1951 Europa Minister und dann stellvertretender Ministerprasident von Henri Queuille Mollet vertrat Frankreich 1949 bis 1956 in der Beratenden Versammlung des Europarats von 1954 bis 1956 war er Prasident des Europarats und stand den europaischen Sozialisten in der dortigen Ratsversammlung vor 1951 bis 1969 war er Vizeprasident der Sozialistischen Internationale SI Als Mitglied des Aktionskomitees fur die Vereinigten Staaten von Europa von Jean Monnet und entschiedener Atlantiker trat er fur den Beitritt Frankreichs zur Europaischen Verteidigungsgemeinschaft EVG ein einem Projekt das definitiv 1954 aufgegeben wurde das aber zur tiefen Spaltung der SFIO beitrug Vor der vorgezogenen Parlamentswahl vom Januar 1956 entstand eine Koalition des Front republicain zu der neben Mollet auch Pierre Mendes France als Wortfuhrer des linken Flugels der Radikalen Partei Francois Mitterrand und Jacques Chaban Delmas zahlten mit Unterstutzung der PCF Sie strebte neben einer sozialen und wirtschaftlichen Modernisierung Frankreichs einen Frieden in Algerien an Staatsprasident Rene Coty ernannte Mollet am 31 Januar 1956 zum Regierungschef obwohl allgemein erwartet worden war dass Mendes France den Auftrag erhalten wurde Doch ging Coty davon aus dass sowohl die Kommunisten als auch die christdemokratischen Volksrepublikaner MRP Mollet eher tolerieren wurden als den fruheren Regierungschef den sie gemeinsam zu Fall gebracht hatten Wahrend eines Besuchs in Algier mit der gewaltsamen Feindschaft der Bevolkerung europaischen Ursprungs konfrontiert 6 Februar 1956 engagierte er sich vorzugsweise fur eine Politik der Repression und lehnte jede Verhandlungslosung mit der algerischen Unabhangigkeitsbewegung vor einem Waffenstillstand ab Binnen sechs Monaten verdoppelte er die dort effektiv stationierten Truppen Mollet liess seine Truppen systematisch Kriegsverbrechen begehen in Form von summarischen Erschiessungen dem Ausloschen von algerischen Dorfern und Folter Dieses Vorgehen wurde als Franzosische Doktrin bekannt und fuhrte zu erheblichen innen und aussenpolitischen Protesten 1 Das Kabinett Mollet ubernahm die Forderung nach einer dritten Woche bezahlten Urlaubs die vignette zur Finanzierung fur altere mittellose Personen und die Massnahmen zum Wohnungsbau Im Marz 1957 unterzeichneten die Minister Christian Pineau und Maurice Faure die Romischen Vertrage die die Europaische Wirtschaftsgemeinschaft EWG besiegelten Zuvor bei einem London Besuch im September 1956 machte Premierminister Mollet seinem britischen Kollegen Anthony Eden aber noch einen ganz anderen Vorschlag britischen Regierungsarchiven zufolge hat Mollet eine politische Union mit Grossbritannien erwogen und war offenbar auch bereit die britische Konigin zum Staatsoberhaupt zu machen Alternativ bot er auch einen Beitritt der Franzosischen Union die damals auch die 1960 unabhangig gewordenen franzosischen Gebiete Afrikas umfasste zum Commonwealth of Nations an Beide Vorstosse wurden verworfen und schlummerten jahrzehntelang in den Akten Ein erst 2006 wieder aufgetauchtes Dokument mit Datum vom 28 September 1956 halt eine Unterredung zwischen Eden und Kabinettssekretar Sir Norman Brook fest in der uber den Commonwealth Beitritt Frankreichs gesprochen wurde Die Diskussionen fuhrten letztlich zu nichts alle Plane verschwanden in den Schubladen Die innenpolitischen Ereignisse ruckten bald in den Hintergrund als sich zum einen die Lage in Algerien weiter verscharfte zum anderen mit der Verstaatlichung des Suezkanals durch den agyptischen Staatschef Gamal Abdel Nasser und der Suezkrise ein neuer Krisenherd entstand Frankreich schloss mit Grossbritannien und Israel eine Absprache der zufolge Israel Agypten angriff und Frankreich und Grossbritannien unter dem Deckmantel der Vermittlung mit ihren Truppen den Suezkanal besetzten um ihn dauerhaft zu kontrollieren und Nasser auszuschalten Der Protest der USA und der Sowjetunion gegen diese Aktion zwang die Invasoren aber schnell zum Einlenken Der britische Premier Anthony Eden musste zurucktreten Mollet konnte sich trotz Kritik von linker Seite als Regierungschef halten Er stand mit einer Amtszeit von 16 Monaten dem langlebigsten Kabinett der Vierten Republik vor Wahrend die Entkolonialisierung von Marokko und Tunesien schon vor seiner Regierungsubernahme eingeleitet worden war sturzte Mollet im Juni 1957 schliesslich uber das Vorhaben die Aufstockung des Militarbudgets zur Fuhrung des Algerienkrieges durch Steuererhohungen zu finanzieren Im Folgejahr unterstutzte er die nicht zuletzt auf die Ereignisse in Algerien zuruckzufuhrenden Bemuhungen de Gaulles die Verfassung zu reformieren unmittelbar vor der Errichtung der Funften Republik holte de Gaulle daher Mollet in sein Kabinett wo er zum 1 Juni 1958 erneut Staatsminister wurde Dort nahm er an den Beratungen zur neuen Verfassung teil Mollet trat aus Protest gegen die Steuer und Finanzpolitik am 8 Januar 1959 zuruck In den 1960er Jahren blieb Mollet Chef der SFIO die allerdings zunehmend marginalisiert zu werden drohte 1965 unterstutzte er die Prasidentschaftskandidatur von Francois Mitterrand der nicht SFIO Mitglied war Mitterrand kam im Dezember 1965 in die Stichwahl verlor dann aber klar mit 44 8 gegen den amtierenden Prasidenten de Gaulle Bei der Prasidentschaftswahl 1969 setzte Mollet sich dafur ein den Zentrumskandidaten Alain Poher gegen den Gaullisten Georges Pompidou zu unterstutzen doch stellten die Sozialisten seinen innerparteilichen Widersacher Gaston Defferre den Burgermeister von Marseille auf Defferre erhielt nur 5 Prozent der Stimmen Poher unterlag mit 41 8 gegen Pompidou in der Stichwahl Am 17 Juli 1969 trat Mollet als Parteichef ab 1971 kam es auf dem Kongress von Epinay sur Seine zu einer Neugrundung als Parti socialiste francais PS unter der Fuhrung von Mitterrand Danach widmete sich Mollet der theoretischen Arbeit fur das Office universitaire de recherches socialistes Universitatsinstitut fur sozialistische Forschung Schriften BearbeitenBucher Les chances du socialisme Fayard Paris 1968 13 mai 1858 13 mai 1962 Plon Paris 1962 Tribune libre 63 Aufsatze Dramatische Folgen wenn der Algerienkrieg fortgesetzt wird Warum Frankreichs Sozialisten JA zum Algerien Referendum sagen Interview mit Guy Mollet Generalsekretar der SFIO In Sozialdemokratischer Pressedienst 28 Dezember 1960 France and the defense of Europe A French socialist view In Foreign Affairs Band 32 1953 1954 ISSN 0015 7120 S 365 373 Literatur BearbeitenFrancois Lafon Guy Mollet Itineraire d un socialiste controverse Fayard Paris 2006 ISBN 2 213 62921 8 Denis Lefebvre Guy Mollet Le mal aime Plon Paris 1992 ISBN 2 259 02465 3 Denis Lefebvre L Affaire de Suez Edition Leprince Paris 1996 ISBN 2 909634 13 2 Synthese Denis Lefebvre Guy Mollet face a la torture en Algerie Edition Leprince Paris 2001 ISBN 2 909634 38 8 Bernard Menager Hrsg Guy Mollet un camarade en Republique Presses universitaires de Lille Lille 1987 ISBN 2 85939 335 8 Politiques Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Guy Mollet Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien La biographie de Guy Mollet kurze Biografie auf einer Website der franzosischen RegierungEinzelnachweise Bearbeiten Christiane Kohser Spohn Frank Renken Hrsg Trauma Algerienkrieg Zur Geschichte und Aufarbeitung eines tabuisierten Konflikts Campus 2006 ISBN 3 593 37771 3 VorgangerAmtNachfolgerEdgar FaureMinisterprasident der Vierten Republik 1 Februar 1956 21 Mai 1957Maurice Bourges MaunouryNormdaten Person GND 119063344 lobid OGND AKS LCCN n88664076 VIAF 22176631 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mollet GuyKURZBESCHREIBUNG franzosischer Politiker Mitglied der NationalversammlungGEBURTSDATUM 31 Dezember 1905GEBURTSORT Flers NormandieSTERBEDATUM 3 Oktober 1975STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guy Mollet amp oldid 238977740