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Das Centre des democrates sociaux CDS deutsch Zentrum der sozialen Demokraten war eine christdemokratische Partei der politischen Mitte in Frankreich die von 1976 bis 1995 bestand Das CDS gehorte ab 1978 zum burgerlichen Parteienbundnis UDF Es war ein Grundungsmitglied der Europaischen Volkspartei EVP und gehorte auf internationaler Ebene der Christlich Demokratischen Internationale an Inhaltsverzeichnis 1 Grundung und Ausrichtung 2 Spannungen in der UDF 3 Fusion und Nachfolge 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGrundung und Ausrichtung Bearbeiten nbsp Jean Lecanuet erster Vorsitzender des CDS 1976 82 Das Centre des democrates sociaux sammelte bei seiner Grundung im Mai 1976 in Rennes die Christdemokraten die sich nach dem Zerfall des Mouvement republicain populaire MRP Volksrepublikaner Bewegung 1962 nicht dem Gaullismus angeschlossen hatten Damit vereinte es das Centre democrate CD von Jean Lecanuet mit dem Centre Democratie et Progres CDP von Jacques Duhamel Die Mitte orientierte Partei war proeuropaisch und von der katholischen Soziallehre beeinflusst Wie ihre Vorganger vermied sie jedoch aufgrund der in Frankreich herrschenden laicite das Wort christlich im Parteinamen 1 Erster Vorsitzender des CDS war Lecanuet erster Generalsekretar Jacques Barrot Ex CDP 2 Das CDS stellte wahrend der gesamten Zeit seiner Existenz den Prasidenten des franzosischen Senats bis 1992 war dies Alain Poher zuvor Mitglied des CD anschliessend bis 1998 Rene Monory Die Hochburgen des CDS lagen in den christlich gepragten Regionen Nordwestfrankreichs Bretagne Normandie und im Elsass 3 Nur einen Monat nach seiner Grundung bildete das CDS gemeinsam mit christdemokratischen Parteien der anderen EG Staaten die Europaische Volkspartei 4 Beide Vorgangerparteien hatten bei der Prasidentschaftswahl 1974 den siegreichen Valery Giscard d Estaing unterstutzt das CD bereits im ersten das CDP erst im zweiten Wahlgang und beide waren anschliessend im Kabinett Kabinett Chirac I vertreten Nach der Grundung der CDS und der Kabinettsumbildung 1976 war die neue christdemokratische Partei in den Kabinetten Barre I bis III vertreten zunachst mit Jean Lecanuet als Staatsminister fur Planung spater mit Pierre Mehaignerie als Landwirtschafts und Rene Monory als Industrieminister Das CDS gehorte 1978 neben der liberal konservativen Parti republicain der sozialliberalen Parti radical valoisien und dem kleinen sozialdemokratischen Mouvement democrate socialiste de France MDSF zu den Grundungsmitgliedern des burgerlichen Parteienbundnis Union pour la democratie francaise UDF in dem die Unterstutzer Giscard d Estaings zusammenfanden 3 Diesem gehorte das CDS bis zu seiner Auflosung 1995 an Nach der Regierungsubernahme der Sozialisten unter Francois Mitterrand war das CDS ab 1981 in der Opposition Spannungen in der UDF BearbeitenPierre Mehaignerie ubernahm 1982 den Parteivorsitz Von 1986 bis 1988 war das CDS im Kabinett Chirac II erste Cohabitation vertreten u a mit Mehaignerie als Bau und Monory als Bildungsminister Innerhalb der UDF stand das CDS einer engen Zusammenarbeit mit Chiracs gaullistischem RPR jedoch am kritischsten gegenuber So setzte sich das CDS bei der Prasidentschaftswahl 1988 entschieden fur Raymond Barre als eigenen Prasidentschaftskandidaten der UDF ein der jedoch mit 16 5 im ersten Wahlgang scheiterte 5 wahrend die Parti republicain ihn nur halbherzig unterstutzte und Chirac als genauso gut wahlbar ansah 6 Nach der Parlamentswahl 1988 trennten sich die CDS Abgeordneten in der Nationalversammlung vorubergehend von der UDF Fraktion und bildeten eine eigene Fraktion namens Union du centre Diese arbeitete punktuell mit der Regierung des Sozialisten Michel Rocard zusammen die sich um eine ouverture Offnung fur burgerliche Krafte bemuhte 7 Das CDS zeigte so seine Missbilligung des Rechtsrucks der Parti republicain unter Francois Leotard und ubernahm vorubergehend die Rolle einer Scharnierpartei zwischen rechtem und linkem Lager 8 Das CDS Mitglied Jean Marie Rausch war im Kabinett Rocard II sogar Minister fur Aussenhandel was die Parteifuhrung jedoch ablehnte und schliesslich mit Parteiausschluss ahndete Auch zur Europawahl 1989 ging das CDS einen anderen Weg als der Rest der UDF Letztere stellte eine gemeinsame Liste mit dem RPR auf Da die Gaullisten jedoch die europaische Integration eher bremsten wahrend das CDS ein foderales Europa anstrebte stellten die Christdemokraten gemeinsam mit der ehemaligen Prasidentin des Europaischen Parlaments Simone Veil eine eigene Liste namens Le Centre pour l Europe auf Dies darf jedoch nicht als Bruch des CDS mit der UDF verstanden werden sondern entsprach einer Strategie mit zwei getrennten Listen insgesamt mehr Wahler fur das burgerliche Lager zu mobilisieren Le Centre pour l Europe kam auf 8 4 der Stimmen die offizielle UDF RPR Liste auf 28 9 9 Dieses Wahlergebnis illustriert das Krafteverhaltnis innerhalb des burgerlichen Lagers die Zentristen erreichten nach 1981 nie die Starke der Gaullisten 10 Fusion und Nachfolge Bearbeiten nbsp Francois Bayrou letzter Vorsitzender des CDS 1994 95 Nach dem Erdrutschsieg der burgerlichen Krafte bei der Parlamentswahl 1993 reihte sich das CDS wieder in die UDF ein und erhielt mehrere wichtige Ministerposten im Kabinett Balladur 11 u a Mehaignerie fur Justiz Francois Bayrou fur Bildung Edmond Alphandery fur Wirtschaft Francois Bayrou wurde 1994 letzter Vorsitzender des CDS Er verfolgte die Umwandlung der UDF von einem Parteienbundnis in eine einzige Partei Zunachst nahmen an diesem Projekt jedoch nur das CDS und die kleine Parti social democrate PSD teil die sich von den Sozialisten abgespaltet hatte Diese beiden fusionierten im November 1995 zur kurzlebigen Partei Force democrate 12 Damit verschwand die letzte eindeutig christdemokratische Partei aus der politischen Landschaft Frankreichs 13 Vor seiner Auflosung 1995 hatte das CDS zuletzt 64 Abgeordnete in der Nationalversammlung und ebenso viele Senatoren vier Europaparlamentarier sechs Minister Es stellte im Elsass den Prasidenten des Regionalrats Marcel Rudloff in 17 Departements den Prasidenten des Generalrats und in 10 Stadten mit uber 30 000 Einwohnern den Burgermeister 14 u a in Toulouse Dominique Baudis Erst 1998 gelang Bayrou die Umwandlung des Bundnisses UDF in die Partei Nouvelle UDF womit auch die Force democrate wieder verschwand Nach dem Zerfall der UDF in den Jahren 2002 bis 2007 fanden sich die meisten ehemaligen CDS Politiker in der Mitte rechts Sammelpartei UMP z B Rene Monory Jacques Barrot Pierre Mehaignerie Philippe Douste Blazy im Mouvement democrate angefuhrt von Francois Bayrou im Nouveau Centre Charles de Courson oder der Alliance centriste Jean Arthuis wieder Der streng katholisch konservative Flugel der ehemaligen CDS um Christine Boutin bildete 2001 das Forum des republicains sociaux FRS das sich der UMP als assoziierte Partei anschloss Literatur BearbeitenAlexis Massart The Impossible Resurrection Christian Democracy in France In Steven Van Hecke Emmanuel Gerard Christian Democratic Parties in Europe Since the End of the Cold War Leuven University Press 2004 S 197 215 ISBN 90 5867 377 4 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Gehler Marcus Gonschor Hinnerk Meyer Einleitung Von der Europaischen Union Christlicher Demokraten EUCD Europaischen Volkspartei EVP und European Democrat Union EDU zu den ersten Direktwahlen zum Europaischen Parlament 1965 1979 In Gehler u a Transnationale Parteienkooperation der europaischen Christdemokraten und Konservativen de Gruyter Berlin Boston 2018 S 1 64 auf S 34 Alexis Massart The Impossible Resurrection Christian Democracy in France 2004 S 200 a b Alexis Massart The Impossible Resurrection Christian Democracy in France 2004 S 201 Michael Gehler Marcus Gonschor Hinnerk Meyer Einleitung Von der Europaischen Union Christlicher Demokraten EUCD Europaischen Volkspartei EVP und European Democrat Union EDU zu den ersten Direktwahlen zum Europaischen Parlament 1965 1979 In Gehler u a Transnationale Parteienkooperation der europaischen Christdemokraten und Konservativen de Gruyter Berlin Boston 2018 S 1 64 auf S 45 Joachim Schild Politik In Joachim Schild Henrik Uterwedde Frankreich Politik Wirtschaft Gesellschaft 2 Auflage VS Verlag Wiesbaden 2006 S 62 Udo Kempf Die Parteien der Rechten zwischen Einheit und Auflosung In Frankreich Jahrbuch 1988 S 87 114 auf S 87 Moshe Maor Parties Conflicts and Coalitions in Western Europe Organisational determinants of coalition bargaining Routledge London New York 1998 S 84 85 Daniela Kallinich Das Mouvement Democrate Eine Partei im Zentrum der franzosischen Politik Springer VS Wiesbaden 2019 S 297 Paul Hainsworth France In Juliet Lodge The 1989 Election of the European Parliament Palgrave Macmillan New York 1990 S 126 144 auf S 130 132 141 Joachim Schild Politik In Joachim Schild Henrik Uterwedde Frankreich Politik Wirtschaft Gesellschaft 2 Auflage VS Verlag Wiesbaden 2006 S 62 Alexis Massart The Impossible Resurrection Christian Democracy in France 2004 S 206 Daniela Kallinich Das Mouvement Democrate Eine Partei im Zentrum der franzosischen Politik Springer VS Wiesbaden 2019 S 310 313 Alexis Massart The Impossible Resurrection Christian Democracy in France 2004 S 197 Daniela Kallinich Das Mouvement Democrate Eine Partei im Zentrum der franzosischen Politik Springer VS Wiesbaden 2019 S 312 Normdaten Korperschaft GND 516235 X lobid OGND AKS VIAF 136027624 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Centre des democrates sociaux amp oldid 233639082