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Dieser Artikel beschreibt die politische Ideologie in Frankreich Fur die aussenpolitische Richtung in der Bundesrepublik Deutschland siehe Gaullisten Deutschland Gaullismus ist eine politische Ideologie in Frankreich die von Charles de Gaulle begrundet wurde und die einen kulturell konservativen wirtschaftlich aufgeschlossenen aber zentralistischen Staat anstrebt Nach dem Ende der Vierten Republik 1958 wurde der Gaullismus in Frankreich zur Grundungsideologie der Funften Republik Heute vertritt ein Teil der Partei Les Republicains bis Mai 2015 Union pour un mouvement populaire dem auch der ehemalige Prasident Nicolas Sarkozy angehort die Idee des Gaullismus Das Lothringerkreuz seit dem 1 Juli 1940 Symbol des Gaullismus in Colombey les Deux Eglises Inhaltsverzeichnis 1 Politische Ideen 2 Parteien Personen und Fraktionen des Gaullismus 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweisePolitische Ideen Bearbeiten nbsp Charles de Gaulle 1963Die politischen Ideen des Gaullismus entwickelte Charles de Gaulle in der Zeit des Zweiten Weltkriegs Ein wichtiger Punkt war zu diesem Zeitpunkt die Wiederherstellung der nationalen Grosse des von Deutschland besetzten Frankreich Von 1959 bis 1969 war de Gaulle der erste Prasident der Funften Franzosischen Republik deren Staatsform er massgeblich bestimmt hatte Der Gaullismus ist grundsatzlich konservativ Er strebt nach einem zentralistischen Staat und legt Wert auf die nationale Souveranitat und internationale Bedeutung Frankreichs als Grossmacht sowie eine eigenstandige Aussenpolitik in Zeiten des Kalten Kriegs Dies ausserte sich massgeblich im eigenen Atomwaffenprogramm force de frappe und dem Ausscheiden aus der militarischen Integration der NATO 1966 Gaullisten sind in der Regel sehr patriotisch und stehen der europaischen Integration ambivalent gegenuber Statt dem supranationalen Ziel der Vereinigten Staaten von Europa strebten de Gaulle und seine Anhanger ein Europa der Vaterlander an Wahrend der Gaullismus in sozialen und kulturellen Fragen traditionalistisch ist befurwortet er eine wirtschaftliche und technische Modernisierung Hierbei setzten die Gaullisten auf Staatsinterventionismus dirigisme d h ein staatliches Eingreifen in die Wirtschaft durch Forderprogramme und Staatsunternehmen Mit diesem Dritten Weg zwischen liberalem Kapitalismus und Sozialismus war er sowohl fur Vertreter des rechten wie des linken politischen Lagers anschlussfahig Nach dem Rucktritt 1969 und Tod 1970 Charles de Gaulles entwickelte sich die Ausrichtung der gaullistischen Parteien unter Georges Pompidou Prasident von 1969 bis 1974 und unter Jacques Chirac Prasident von 1995 bis 2007 schrittweise weiter von wirtschaftspolitischem Dirigismus hin zu liberaler Marktwirtschaft und vom aussenpolitischen Sonderweg Frankreichs hin zu europaischer Integration und schliesslich unter Prasident Nicolas Sarkozy 2009 sogar zur Ruckkehr in die Militarstrukturen der NATO Dies wird als Neogaullismus bezeichnet Die Unterschiede zwischen Gaullisten und nicht gaullistischen Mitte rechts Parteien sowohl innerhalb Frankreichs als auch in anderen westeuropaischen Staaten verwischten sich dadurch zunehmend 1 Jedoch gab es Widerstand von orthodoxen und sozialen Gaullisten die die Abtretung nationaler Souveranitat an europaische Institutionen bzw liberale Wirtschafts und Sozialreformen ablehnten Beispielhaft hierfur steht das Referendum uber den Vertrag von Maastricht 1992 bei dem die Parteifuhrung des gaullistischen RPR um Jacques Chirac fur ein Ja pladierte wahrend orthodoxe Gaullisten wie Charles Pasqua und soziale Gaullisten wie Philippe Seguin fur ein Nein warben und damit rund zwei Drittel der RPR Wahler auf ihrer Seite hatten 2 Parteien Personen und Fraktionen des Gaullismus Bearbeiten nbsp Wahlplakat des RPF 1947Der Gaullismus brachte mehrere Parteien hervor 1947 1955 Rassemblement du Peuple Francais RPF Nach der Befreiung grundete de Gaulle das Rassemblement Sammlung um das politische Programm umzusetzen das er in den Reden von Bayeux vorstellt Nach ersten Erfolgen schnitt die Partei bei den Wahlen schwacher ab als von de Gaulle erhofft weshalb er sich 1953 zuruckzog und das RPF zerfiel 1958 1962 Union pour la Nouvelle Republique UNR Am 13 Mai 1958 wurde sie auf dem Hohepunkt des Algerienkriegs zur Ruckkehr von de Gaulle in Regierungsfunktionen gegrundet Ihre Mitglieder setzten sich hauptsachlich aus Anhangern eines algerischen Staates unter franzosischer Regie Algerie Francaise zusammen Als de Gaulle schliesslich eine Politik der Selbstbestimmung fur Algerien vorstellte kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit Jacques Soustelle Bedeutende Mitglieder waren Michel Debre und Jacques Chaban Delmas 1958 1962 Union Democratique du Travail UDT Diese neue Bewegung vereinigte die linksgerichteten Gaullisten d h diejenigen die de Gaulle zutrauten in Algerien einen Frieden auszuhandeln Bedeutende Mitglieder waren Henri Capitant Henri Vallon und Leo Hamon 1962 1967 Nach den Abkommen von Evian und anlasslich der Prasidentschaftskampagne schlossen sich diese beiden Bewegungen unter der Bezeichnung UNR UDT zusammen 1967 1976 Zur Wahl 1967 wurde die UNR UDT durch die Union des Democrates pour la Ve Republique UD Ve ersetzt Diese benannte sich nach den Maiunruhen 1968 in Union pour la defense de la Republique UDR um Nach dem Rucktritt 1969 und Tod 1970 de Gaulles fuhrte Georges Pompidou die Regierungspartei Da die V Republik nicht mehr neu war und auch nicht mehr bedroht erschien wurde die Partei 1971 in Union des Democrates pour la Republique umbenannt das Akronym UDR blieb dabei erhalten nbsp Jacques Chirac Fuhrungsfigur der Neogaullisten 1990 1976 2002 Rassemblement pour la Republique RPR Nach dem Verlust der Prasidentschaft reorganisierte Jacques Chirac das neo gaullistische Lager in einer neuen Partei Diese entwickelte sich mehrheitlich in eine wirtschaftsliberale und pro europaische Richtung es gab aber auch orthodoxe und soziale Gaullisten 1999 2011 Rassemblement pour la France et l independance de l Europe RPF Souveranistische und EU skeptische Abspaltung vom RPR unter Charles Pasqua 2002 2015 Union pour un mouvement populaire UMP Mitte rechts Sammelpartei die vor allem neogaullistische ehemaliges RPR aber auch christdemokratische und liberale Ideologien umfasste seit 2008 Debout la Republique DLR Souveranistische EU skeptische und sozialgaullistische Kleinpartei unter Nicolas Dupont Aignan seit 2010 Republique solidaire RS Sozialgaullistische Kleinpartei von Dominique de Villepin seit 2015 Les Republicains LR Neuer Name der UMP Zu den bedeutendsten Gaullisten in Frankreich gehoren Andre Malraux Kulturminister 1959 1969 Michel Debre Premierminister 1959 1962 Georges Pompidou Premierminister 1962 1968 Staatsprasident 1969 1974 Jacques Chaban Delmas Premierminister 1969 1972 Zu den bedeutendsten Neogaullisten zahlen Jacques Chirac Premierminister 1974 76 und 1986 88 Staatsprasident 1995 2007 Alain Juppe Premierminister 1995 1997 Dominique de Villepin Premierminister 2005 2007 und Nicolas Sarkozy Staatsprasident 2007 2012 Im Europaischen Parlament bildeten die Gaullisten von 1965 bis 1995 eine eigene Fraktion Diese hiess zunachst Europaische Demokratische Union Union democratique europeenne UDE ab 1973 Fraktion der Europaischen Demokraten fur den Fortschritt Groupe des democrates europeens de progres DEP ab 1984 Sammlungsbewegung der Europaischen Demokraten Rassemblement des democrates europeens RDE Neben den gaullistischen Abgeordneten aus Frankreich gehorten ihr nach dem EG Beitritt Irlands Grossbritanniens und Danemarks 1973 die Vertreter der irischen Fianna Fail der Scottish National Party bis 1989 und der danischen Fremskridtspartiet bis 1984 an 3 Diese Allianz war eher ein Zweckbundnis von Partnern unterschiedlicher politischer Ausrichtung 4 Fianna Fail wird aber zuweilen mit den Gaullisten verglichen aufgrund ihrer uneindeutigen Position im Links Rechts Spektrum ihrem Nationalismus und ihrer Ausrichtung auf eine charismatische Grunderpersonlichkeit Eamon de Valera 5 Eine weitere Gemeinsamkeit war das Eintreten fur hohe Preisgarantien fur Landwirte im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik 4 Spater kamen Abgeordnete der portugiesischen Partido Renovador Democratico und des griechischen Politiki Anixi hinzu Die gaullistische Fraktion vereinigte sich 1995 mit Forza Europa die hauptsachlich aus italienischen Abgeordneten der Forza Italia bestand zur Fraktion Union fur Europa Nach 1999 sassen die Abgeordneten der neogaullistischen RPR in der grossen Mitte rechts Fraktion der Europaischen Volkspartei und europaischer Demokraten EVP ED wahrend sich die Vertreter des euroskeptischen RPF der nationalkonservativen Fraktion Union fur das Europa der Nationen UEN anschlossen Literatur BearbeitenFrederic Turpin De Gaulle les gaullistes et l Indochine 1940 1956 Paris 2005 ISBN 2 84654 099 3 Matthias Waechter Der Mythos des Gaullismus Heldenkult Geschichtspolitik und Ideologie 1940 1958 Wallstein Verlag Gottingen 2006 ISBN 3 8353 0023 7 Weblinks BearbeitenGaullismus In Politiklexikon der Bundeszentrale fur politische BildungEinzelnachweise Bearbeiten Andrew Knapp From the Gaullist movement to the presidentʹs party In Jocelyn A J Evans The French party system Manchester University Press Manchester 2003 S 121 136 Andrew Knapp From the Gaullist movement to the presidentʹs party In Jocelyn A J Evans The French party system Manchester University Press Manchester 2003 S 121 136 hier S 125 128 129 Hiltrud Nassmacher Parteiorganisation Parteiprogramme und Strukturen innerparteilicher Willensbildung In Oscar W Gabriel Frank Brettschneider Hrsg Die EU Staaten im Vergleich Strukturen Prozesse Politikinhalte 2 Auflage Westdeutscher Verlag Opladen 1994 S 221 257 hier S 254 a b Michael Palmer The European Parliament What It Is What It Does How It Works Pergamon Press Oxford 1981 S 80 81 Richard Dunphy The Enigma of Fianna Fail Party Strategy Social Classes and the Politics of Hegemony In Mike Cronin John M Regan Ireland The Politics of Independence 1922 49 Macmillan Press Basingstoke Hants 2000 S 67 83 hier S 79 Normdaten Sachbegriff GND 4156094 2 lobid OGND AKS LCCN sh97008804 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaullismus amp oldid 236383391