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Christdemokratie ist eine politische Ideologie und im Parteienspektrum meist den burgerlichen Parteien zuzurechnen Je nach Land kann eine sich christlich demokratische nennende Partei ein unterschiedliches Spektrum politischer Meinungen ansprechen In der internationalen Gesamtschau geht das Spektrum von der linken Mitte bis zu rechten Positionen das heisst jedoch nicht dass jede einzelne Partei dieses Spektrum vollstandig abdeckt Je nach Land oder Definition gehoren zur Christdemokratie auch konservative Richtungen Sozialpolitisch ist die christliche Soziallehre eine wesentliche Position die insbesondere in weniger entwickelten Landern die politische Agenda dominiert 1 Manche christdemokratische Parteien sind grosse Volksparteien der rechten Mitte und damit klassische Regierungsparteien andere eher klein und Minderheitenvertreter In Westeuropa herrscht die Tendenz vor dass christdemokratische Volksparteien kleiner werden und ihren christlichen Charakter aufweichen Im deutschsprachigen Raum verstehen sich unter anderem CDU CSU in Deutschland die OVP in Osterreich die SVP in Sudtirol die CSV in Luxemburg Die Mitte in der Schweiz und die CSP in Ostbelgien als Christdemokraten Auf internationaler Ebene sind christdemokratische Parteien in der Zentristisch Demokratischen Internationalen zusammengeschlossen in Europa in der Europaischen Volkspartei Inhaltsverzeichnis 1 Ideen und Ursprunge 2 Christdemokratische Parteien 2 1 Belgien 2 2 Deutschland 2 3 Frankreich 2 4 Niederlande 2 5 Italien 2 6 Schweiz 2 7 Skandinavien 2 8 Sudamerika 2 9 Ostmitteleuropa 3 Literatur 4 Weblinks 5 BelegeIdeen und Ursprunge BearbeitenEine der Wurzeln christdemokratischen Denkens stellen die katholische Soziallehre und die evangelische Sozialethik dar Zugrunde liegt dabei ein Menschenbild das dem Menschen als Geschopf Gottes Wurde Verschiedenartigkeit Gleichwertigkeit und Unvollkommenheit zuspricht und daraus Grundwerte wie Freiheit demokratische Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit ableitet 2 Der demokratisch soziale Gehalt trennt die Christdemokratie von den eigentlich Konservativen die historisch nicht zuletzt den Adel vertreten haben Von den Fundamental Religiosen beispielsweise radikalen Christen aber auch von den rein Klerikalen die die Macht der katholischen Kirche verteidigen sind die Christdemokraten unterschieden weil sie Toleranz fur ihr Christentum einfordern und dementsprechend gegenuber anderen Weltanschauungen zumindest grundsatzlich tolerant sein mussen Die Wendung Democratie chretienne begegnet erstmals in einer Rede von Antoine Adrien Lamourette in der gesetzgebenden Nationalversammlung in Paris am 21 November 1791 Durch die zunehmend antichristliche Ausrichtung der Franzosischen Revolution nach 1793 sah sich das traditionelle Christentum in Europa einem starken Gegner ausgesetzt Aufklarung und Liberalismus waren gegen den kirchlichen Einfluss in der Staatsfuhrung im Schulwesen und in der Gesetzgebung auch der Ehestandsgesetzgebung Darauf reagierten Vertreter kirchlicher Ansichten in unterschiedlicher Weise in Deutschland etwa mit einer breiten Volksbewegung die die Massen ansprach und politisierte So entwickelte sich eine neue einflussreiche politische Ideologie neben Sozialdemokratie und Liberalismus nbsp Papst Leo XIII Amtszeit 1878 1903 verband das Streben nach kirchlicher Macht mit sozialem Engagement Als Grundungsschrift der politischen Christdemokratie wird allgemein die papstliche Enzyklika Rerum Novarum von Papst Leo XIII aus dem Jahr 1891 angesehen in welcher sich der Vatikan als Reaktion auf die Industrielle Revolution erstmals mit der neuen Lage der Arbeiter auseinandersetzte Die in ihr enthaltenen Ideen waren aber nicht neu denn Papst Leo XIII orientierte sich stark an Wilhelm Emmanuel von Ketteler einem deutschen Bischof und Philosophen und seinem im Jahre 1864 erschienenen Buch Die Arbeiterfrage und das Christentum dessen inhaltliche Ubereinstimmung mit Rerum Novarum gross ist In Frankreich entstand damals im 19 Jahrhundert eine Reformbewegung innerhalb der Kirche mit dem Begriff Christdemokratie democratie chretienne Papst Leo XIII schrankte diese Richtung auf soziale Wohlfahrt ein Enzyklika Graves de communi re von 1901 und begrenzte sie damit politisch Mit der Enzyklika Quadragesimo anno aus dem Jahr 1931 von Papst Pius XI konkretisierte die romisch katholische Kirche angesichts der Herausforderung totalitarer Ideologien ihre Position der Freiheit des Einzelnen In dieser Enzyklika wird das fur die christdemokratische Philosophie grundlegende Subsidiaritatsprinzip beschrieben Es folgt den Grundsatzen Privat vor Staat also dem Vorrang der Verantwortung des Einzelnen vor der staatlichen Intervention und Klein vor Gross wo der Staat handelt Daraus ergibt sich das Prinzip dass der Staat moglichst dezentral organisiert sein soll Jedoch besteht auch eine Pflicht zur subsidiaren Hilfe wenn die kleinere schwachere Einheit eine Aufgabe nicht erfullen kann vertieft in Mater et magistra 1961 In Deutschland war hier unter anderem der Jesuit Oswald von Nell Breuning einflussreicher Autor Daneben werden auch die Schriften des Philosophen Jacques Maritain als bedeutende Inspiration christdemokratischen Gedankenguts erachtet Auch das Prinzip der Solidaritat wird befurwortet Die Wirtschaft soll sich in den Dienst der Menschen stellen Daraus ergibt sich die Bandigung des Kapitalismus in der Sozialen Marktwirtschaft Ein bedeutender Einfluss bei der Formulierung christdemokratischer Politik wurde den Stellungnahmen der Kirchen zu Fragen der offentlichen Moral zugeschrieben So kommt im christdemokratischen Denken der Stellung von Ehe und Familie eine besondere Bedeutung zu Unter Bezugnahme auf Initiativen des Weltkirchenrats seit den 1980ern wird heute auch die Bewahrung der Schopfung als zentrales Prinzip verstanden 3 Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Typisch christdemokratische Parteien entstanden vor allem in Landern mit einem starken katholischen Bevolkerungsanteil Dort erlangten sie haufig eine dominierende Position im Parteiensystem Die Christdemokratie verwirklichte sich im ausgehenden 19 und im 20 Jahrhundert in unterschiedlichen Organisationen Neben christdemokratischen Parteien brachte die Bewegung auch Gewerkschaften Wohlfahrtsverbande und andere Organisationen hervor Die Christlichen Gewerkschaften grenzten sich von den aus der sozialistischen Arbeiterschaft heraus entstandenen Gewerkschaften dabei stark ab Teilweise wird in der Forschung sogar eine typisch christdemokratische Art des Wohlfahrtsstaates behauptet Arend Lijphart entwickelte den Ansatz des consociational fur die Demokratie Paolo Alberti und Robert Leonhardi sehen grosse Ahnlichkeiten mit der Christdemokratie Beide sind aus einem pluralistischen Kontext entstanden bei dem Eliten in einem aus Pfeilern aufgebauten Rahmen zusammenarbeiten um das politische System zu stabilisieren Es wird das Gemeinwohl betont und ein moglichst breiter Konsens gesucht Die Ahnlichkeit sehen Alberti und Leonhardi in der Weise wie in fruheren christdemokratischen Parteien wie der italienischen Democrazia Cristiana und der niederlandischen Katholieke Volkspartij soziale Gruppen aus der katholischen Welt vereint waren Andere Parteien hatten auch Kontakte zu sozialen Gruppen bei diesen Parteien hatten sie jedoch direkten Einfluss auf Parteiorgane und Wahllisten 4 Christdemokratische Parteien BearbeitenSiehe auch Liste christdemokratischer Parteien Heute wird die Christdemokratie oftmals mit ihrer wirkungsmachtigsten Auspragung gleichgesetzt den politischen Parteien Die Politikwissenschaft teilt sie bei den burgerlichen Parteien ein Die ersten christdemokratischen Parteien die sich so nannten grundeten sich um das Jahr 1830 in Belgien Irland und Frankreich Sie hatten eine liberal demokratische Ausrichtung Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden in Italien die ersten christdemokratischen Parteien nach heutigem Verstandnis Typisch ist eine eher Mitte orientierte Position in Wirtschafts und Sozialpolitik denn sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer sollen integriert werden In soziokulturellen Fragen stehen die Parteien eher Mitte rechts bis rechts Die Blutezeit der christdemokratischen Parteien bildeten die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg Sie spielten eine besonders bedeutende Rolle in Landern wie Italien Deutschland Frankreich und den Benelux Staaten Nach 1990 ist in mehreren Landern ein teils drastischer Niedergang festzustellen 5 Die Bezeichnungen fur solche Parteien gehen manchmal weit auseinander Haufig sind die Namensbestandteile sozial und demokratisch oder christlich In Portugal beispielsweise nennen die Christdemokraten sich Partido Social Democrata also Sozialdemokratische Partei In Frankreich und Wallonien wurde aus dem christlichen C ein centre Zentrum Christdemokraten verbunden sich eher selten mit grossen Rechtsparteien oder Parteien der rechten Mitte Meist fuhlen sie sich liberalen oder sozialdemokratischen Parteien naher Belgien Bearbeiten nbsp Der Flame Yves Leterme war bis 2011 christdemokratischer Premierminister Belgiens In Belgien gibt es drei christdemokratische Parteien eine fur jede Sprachgemeinschaft Christen Democratisch en Vlaams Christdemokratisch und flamisch in Flandern Centre Democrate Humaniste Demokratisches Humanistisches Zentrum im franzosischsprachigen Landesteil Christlich Soziale Partei in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Besonders in Flandern dominierten die Christdemokraten seit langer Zeit und damit teilweise auch ganz Belgien bis 2001 noch unter dem Namen Christelijke Volkspartij Schon langer erhielten sie aber im Mitte rechts Lager betrachtliche Konkurrenz durch die liberale Open VLD Bei der Parlamentswahl 2010 musste die CD amp V ihre fuhrende Rolle an die flamisch national gesinnte Nieuw Vlaamse Alliantie abtreten Bereits fruher sanken die Christdemokraten in Wallonien auf den Rang einer eher kleinen bis hochstens mittelgrossen Partei ab Hier entfernten sie 2002 auch das Wort christlich aus ihrem Parteinamen Nur die CSP konnte die grosste Kraft in ihrem Gebiet bleiben wenngleich mit weniger grossem Vorsprung als fruher Deutschland Bearbeiten nbsp Entwicklung der Parteien in DeutschlandIn Deutschland gab es seit 1870 die Zentrumspartei die zur Verteidigung des Katholizismus begrundet wurde und daher kaum Protestanten anzog Ihre Wurzeln liegen im politischen Katholizismus der in Deutschland in der Mitte des 19 Jahrhunderts einen deutlichen Aufschwung erfuhr und im Vereinswesen und in der Publizistik eine breit angelegte Bewegung katholischer Ideen und Interessen formierte Ihr politischer Ruckhalt im Deutschen Reich blieb mit 10 bis 20 Prozent der Stimmen relativ klein Trotzdem hatte sie schon im Kaiserreich etwa seit Ende der 1870er Jahre durchaus politischen Einfluss In der Weimarer Republik 1918 1933 stellte sie sogar die meisten Reichskanzler Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Christlich Demokratische Union Deutschlands bzw in Bayern die Christlich Soziale Union in Bayern gegrundet die CDU als Partei auf Bundesebene erst 1950 Beide Parteien treten bei Wahlen nicht gegeneinander an und haben eine gemeinsame Fraktion im Bundestag Sie sprechen ausdrucklich sowohl Katholiken als auch Protestanten an geben sich aber auch offen fur religios Ungebundene und Anhanger anderer Religionen Sie vereinen verschiedene Stromungen der Christdemokratie z B sozialliberale wirtschaftsliberale christlich ethische konservative und nationalistische Stromungen Uber die CSU heisst es dass sie tendenziell weiter rechts stehe als die CDU In der Wirtschafts und Sozialpolitik gilt die CSU hingegen als sozialstaatlicher ausgerichtet Siehe auch Unionsparteien In der DDR gab es die Blockpartei Christlich Demokratische Union Deutschlands CDU die 1990 in der gesamtdeutschen CDU aufging Die breite Sammlung ermoglichte es der CDU CSU in der alten Bundesrepublik zu einer grossen Volkspartei zu werden sie regierte langer im Bund als die andere grosse Partei die Sozialdemokratische Partei Deutschlands Der CDU CSU kamen die Folgen des Zweiten Weltkriegs zugute Der Verlust der Ostgebiete bedeutete dass die Konservativen der Weimarer Republik ihre Hochburgen verloren hatten Die Eingliederung der Vertriebenen bewirkte dass es in der Bundesrepublik weniger rein katholische oder rein protestantische Gebiete gab Konservativ regionalistische Parteien wie die Deutsche Partei oder die Bayernpartei wurden durch die Wahlrechtsanderungen von 1953 und 1957 bedrangt nach denen fur den Einzug in den Bundestag funf Prozent der Zweitstimmen im Bundesgebiet oder drei Direktmandaten notig sind wahrend vorher funf Prozent in einem Bundesland oder ein Direktmandat ausgereicht hatten Ausserdem verhinderte die Lizenzierungspolitik der Besatzungsmachte bis 1950 zunachst das Entstehen von offen antidemokratisch rechten Parteien 6 Neben der CDU CSU gibt es in Deutschland auch klerikale oder fundamental religiose Parteien wie die Christliche Mitte oder das Bundnis C Christen fur Deutschland Sie konnten bei Wahlen aber bisher nur wenige Mandate in kommunalen Parlamenten erringen Frankreich Bearbeiten Als Vorlaufer der franzosischen Christdemokratie kann die 1894 von dem damals noch jugendlichen Marc Sangnier ins Leben gerufene Bewegung Le Sillon Die Furche gelten die christlichen Arbeitern eine Alternative zum Materialismus und Antiklerikalismus der Sozialisten bieten wollte 7 In der Zwischenkriegszeit gab es dann die Parti Democrate Populaire PDP als christdemokratische Partei die jedoch nur Wahlergebnisse von etwa 3 erreichte 8 Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand mit dem Mouvement republicain populaire MRP Volksrepublikaner eine starke christdemokratische Bewegung die in der unmittelbaren Nachkriegszeit starkste burgerliche Partei war etwa gleichauf mit den Kommunisten und mehrmals den Regierungschef stellte Mit Robert Schuman brachte sie zudem einen der wichtigsten Architekten der Europaischen Integration hervor Schon bald wurde sie aber von den nationalkonservativen Gaullisten uberflugelt an die sie einen Grossteil ihrer Wahler verlor Nachdem die Verfassung der V Republik in Kraft getreten war die ihre Bedeutung noch weiter sinken liess benannte sich die MRP in Centre democrate um und spaltete sich 1969 anhand der Frage ob man den gaullistischen Prasidentschaftskandidaten Georges Pompidou unterstutzen sollte 1976 fusionierten beide christdemokratische Parteien wieder zum Centre des democrates sociaux CDS das bis 1995 als Bestandteil des zur Unterstutzung von Valery Giscard d Estaing gegrundeten burgerlichen Parteienbundnisses Union pour la democratie francaise UDF bestand Das CDS fusionierte 1995 mit der sozialdemokratischen ebenfalls zur UDF gehorenden Parti Social Democrate PSD zur Force democrate FD anschliessend gab es keine wirkliche christdemokratische Partei mehr in Frankreich Das Wahlbundnis UDF wurde 1998 in eine einheitliche Partei umgewandelt Die meisten ihrer Funktionare stammten jedoch aus der christdemokratischen Traditionslinie des CDS Die Gaullisten besetzten etwa seit den 1970er Jahren verstarkt auch die rechte Mitte was dazu fuhrte dass fur die Parteien der politischen Mitte immer starkere Konkurrenz entstand und diese an Bedeutung verloren Als Reaktion darauf wurde 2001 das post gaullistische Rassemblement pour la Republique RPR als franzosisches Mitglied in die eigentlich christdemokratische Europaische Volkspartei EVP aufgenommen Die UDF verliess hingegen 2004 die EVP die sich aus ihrer Sicht zu weit nach rechts geoffnet habe und von ihren europaisch foderalistischen Positionen abgeruckt sei und beteiligte sich stattdessen an der Grundung der Europaischen Demokratischen Partei EDP 9 Nachdem sich ab 2002 das Mitte rechts Lager umformierte ging ein Teil der UDF als Nouveau Centre zum aus der RPR hervorgegangenen rechten Prasidentenlager UMP seit 2015 Les Republicains uber der Rest benannte sich in Mouvement democrate MoDem um und positionierte sich in der Mitte zwischen den beiden grossen politischen Lagern Des Weiteren ist der Christdemokratie auch die Kleinpartei Forum des republicains sociaux FRS bzw seit 2009 Parti chretien democrate PCD zuzuordnen die den Status einer assoziierten Partei der UMP hat Niederlande Bearbeiten nbsp September 1980 Die letzte Sitzung der Anti revolutionaire partij vor der Fusion zum CDA In den Niederlanden gab es bis 1980 drei grosse christliche Parteien von denen die Katholieke Volkspartij die grosste war Mit den beiden kleineren protestantischen calvinistischen Parteien ARP und CHU trat sie bei den Wahlen 1977 erstmals mit einer gemeinsamen Liste an 1980 folgte der formelle Zusammenschluss von KVP ARP und CHU zum Christen Democratisch Appel Die Partei gilt als Mitte rechts und klassische Regierungspartei In den Jahren 1977 1994 und 2002 2010 stellte der CDA den Ministerprasidenten Hatten die drei Parteien 1963 zusammen noch knapp die Halfte aller Wahlerstimmen erhalten waren es 1972 nicht einmal ein Drittel 2010 fiel der CDA auf 13 6 Prozent und 2012 auf rund acht Damit gehort sie grossenmassig allenfalls noch dem unteren Mittelfeld an und hat ihre fruher dominierende Position an die Rechtsliberalen VVD abgeben mussen In den Provinzen ist sie teils noch starker als auf Landesebene Daneben sind im Parlament zwei weitere christliche wenngleich nicht wirklich christdemokratische Parteien vertreten Sie werden als orthodox calvinistisch bezeichnet Die ChristenUnie ahnelt den christlichen Parteien Skandinaviens Sie wurde 2001 als Zusammenschluss alterer Parteien GPV und RPF gegrundet und vertritt streng religiose Calvinisten Sie steht in wirtschafts und sozialpolitischen Fragen sowie den bei den Themen Umweltschutz und Fluchtlinge in der linken Mitte wahrend sie in ethischen und gesellschaftlichen Fragen streng konservative Positionen bezieht Abtreibung Drogen Homosexuellenehe Sterbehilfe Die theokratische Staatkundig Gereformeerde Partij SGP ist religios noch strenger bis fundamentalistisch in besonderem Masse monarchistisch und fordert die absolute Einhaltung der Sonntagsruhe sowie das Verbot zu Fluchen National und international wurde sie dafur kritisiert dass sie Frauen in der Politik ablehnt Diese beiden Parteien haben niedrige aber stabile Wahlergebnisse Die ChristenUnie war zeitweise in der Regierung 2007 2010 und ab 2017 Davon abgesehen gab es in der Vergangenheit auch kleine linkschristliche Parteien zuletzt die Evangelische Volkspartij die 1991 in GroenLinks aufgegangen ist Italien Bearbeiten nbsp Der katholische Priester Luigi Sturzo gilt als einer der Grundungsvater der europaischen Christdemokratie Die 1919 gegrundete Partito Popolare Italiano PPI Don Luigi Sturzos war eine der ersten christdemokratische Parteien in Europa und damit Vorbild fur viele Parteigrundungen in anderen Landern Aus ihr ging 1942 die Democrazia Cristiana hervor die bis etwa 1992 1993 die dominierende politische Kraft Italiens war und bis in die 1980er Jahre durchgehend den Ministerprasidenten stellte Dazu war allerdings oft eine Koalition mehrerer Parteien notwendig wobei die DC selbst bereits ein Bundnis verschiedener Richtungen ausmachte von eher linken Gewerkschaftern bis hin zu konservativen Kraften Insgesamt war die Partei in der politischen Mitte verankert Nach grossen Korruptionsskandalen Anfang der 1990er Jahre sank die Partei 1992 erstmals unter einen Wahleranteil von dreissig Prozent verlor weiter an Zusammenhalt und loste sich 1993 auf Ihre Nachfolgepartei hiess wiederum Partito Popolare Italiano verfugte jedoch nur noch uber einen Wahleranteil von etwa 10 bis sie 2002 mit verschiedenen auch nicht christdemokratischen Parteien der linken Mitte zu La Margherita verschmolz Aus den Trummern der DC entstanden weitere Nachfolgeparteien die es bereits nicht mehr gibt Als eigenstandige christdemokratische Partei war zuletzt in den 2000er Jahren die Unione dei Democratici Cristiani e di Centro mit Wahlergebnissen von funf oder sechs Prozent am bedeutendsten 2013 fiel sie auf 1 8 Prozent Sie steht in der Mitte vertritt aber auch rechtskonservative Positionen zum Beispiel mit Bezug auf Abtreibung und Homo Ehe Viele christdemokratische Politiker und Wahler gingen ab 1994 zur Forza Italia Silvio Berlusconis uber die 1999 obwohl sie eigentlich keine christdemokratische Partei war in die Europaische Volkspartei EVP aufgenommen wurde La Margherita Nachfolgepartei der PPI und damit indirekt der Democrazia Cristiana verliess hingegen 2004 die EVP die ihr zu konservativ geworden und nicht mehr pro europaisch genug war und beteiligte sich stattdessen an der Grundung der Europaischen Demokratischen Partei EDP 9 Inzwischen sind ehemalige Christdemokraten uber die grossen Parteienbundnisse und neuen Parteien sowohl der linken als auch rechten Mitte verstreut Es ist von einer christdemokratischen Diaspora die Rede 10 11 Schweiz Bearbeiten In der Schweiz ist die Christlichdemokratische Volkspartei CVP die fuhrende Kraft des christdemokratischen Lagers Die CVP ging aus der 1882 gegrundeten und bald staatstragenden Katholisch Konservativen Partei hervor und ist heute noch in traditionell katholischen Gebieten Zentralschweiz Wallis Appenzell Innerrhoden besonders stark Im politischen Spektrum der Schweizer Parteien nimmt die CVP eine Mittelposition ein Infolge der fortschreitenden Sakularisierung der Gesellschaft und unter dem Druck der zunehmend auch in katholischen Kantonen erfolgreichen nationalkonservativen Schweizerische Volkspartei SVP leidet sie seit den 1970er Jahren unter einem steten Wahlerschwund Dennoch ist sie in allen Kantonsparlamenten vertreten und stellt seit den Schweizer Parlamentswahlen 2011 27 der 200 Nationalrate und 13 der 46 Standerate Heute stellt sie mit Viola Amherd nur noch eine der sieben Bundesrate von 1959 bis 2003 waren es gemass der Zauberformel zwei Lediglich in einzelnen Kantonen aktiv ist die wesentlich kleinere Christlich soziale Partei CSP die derzeit im Bundesparlament nicht vertreten ist Auch die kleine Evangelische Volkspartei EVP kann dem christdemokratischen Spektrum zugeordnet werden In soziookonomischen Fragen Bildungs Umwelt Auslander und Asylpolitik steht sie vergleichsweise links in Bezug auf wertegebundenen Themen wie Sterbehilfe Abtreibung oder Homo Ehe ist sie hingegen konservativ Skandinavien Bearbeiten In Skandinavien entstanden keine christdemokratischen Parteien im eigentlichen Sinne Dort dominieren in der Mitte und rechts konservative nationalliberale und zentristische Mitte orientierte Parteien Es gibt durchaus christliche Parteien deren Starke bei wenigen Prozentpunkten liegt Sie vertreten Minderheiten namlich nicht die lutherischen Staatskirchen sondern unabhangige Gruppen stark religioser Erneuerer Ferner sind diese Parteien relativ jung Trotzdem konnten sie etwa seit 1990 politischen Einfluss erlangen und haben auch an Regierungen teilgenommen 12 Die Parteien im Einzelnen Norwegen Kristelig Folkeparti seit 1933 Finnland Kristillisdemokraatit Kristdemokraterna seit 1958 Schweden Kristdemokraterna seit 1964 Danemark Kristendemokraterne seit 1970 Faroer Midflokkurin seit 1992Sudamerika Bearbeiten Christdemokratische Parteien entstanden in Sudamerika seit den 1940ern Besonders die Partido Democrata Cristiano in Chile sowie das COPEI in Venezuela wurden machtige politische Krafte in ihren Landern Das gilt auch fur mittelamerikanische Lander wie Costa Rica Nicaragua und El Salvador Ostmitteleuropa Bearbeiten Nachdem 1989 in Ostmitteleuropa die kommunistischen Systeme zusammenbrachen entstanden auch dort christdemokratische Parteien Ihr Einfluss und ihre Bedeutung ist sehr unterschiedlich Hier spielen die jahrzehntelangen atheistischen Traditionen eine fur diese Parteien negative Rolle Eine Ausnahme ist das traditionell katholisch gepragte Polen Dort entwickelten sich paradoxerweise keine christdemokratischen Parteien im engeren Sinne sondern nur Parteien die einzelne Elemente der Christdemokratie aufgriffen 13 Literatur BearbeitenWinfried Becker Hrsg Lexikon der christlichen Demokratie in Deutschland Schoningh Paderborn 2002 Gunter Buchstab Rudolf Uertz Hrsg Christliche Demokratie im zusammenwachsenden Europa Entwicklungen Programmatik Perspektiven Herder Freiburg 2004 Michael Gehler Wolfram Kaiser Helmut Wohnout Hrsg Christdemokratie in Europa im 20 Jahrhundert Bohlau Wien u a 2001 ISBN 3 205 99360 8 Michael Gehler Wolfram Kaiser Christian Democracy in Europe Since 1945 Routledge London New York 2004 Timotheos Frey Die Christdemokratie in Westeuropa Der schmale Grat zum Erfolg Nomos Baden Baden 2009 ISBN 978 3 8329 4264 9 Stathis N Kalyvas The rise of Christian Democracy in Europe Cornell University Press Ithaca 1996 Wolfram Kaiser Christian Democracy and the Origins of European Union Cambridge University Press Cambridge New York 2007 Thomas Kohler Christian Mertens Michael Spindelegger Hrsg Stromaufwarts Christdemokratie in der Postmoderne des 21 Jahrhunderts Bohlau Wien u a 2003 ISBN 3 205 77112 5 Thomas Kohler Christian Mertens Christoph Neumayer Michael Spindelegger Hrsg Stromabwarts In Maandern zur Mundung Christdemokratie als kreatives Projekt Bohlau Wien u a 2008 ISBN 978 3 205 77814 1 Hans Maier Revolution und Kirche Zur Fruhgeschichte der christlichen Demokratie C H Beck Munchen 2006 Scott Mainwaring Timothy R Scully Hrsg Christian Democracy in Latin America Electoral Competition and Regime Conflicts Stanford University Press Stanford CA 2003 Maria Mitchell The Origins of Christian Democracy Politics and Confession in Modern Germany University of Michigan Press Ann Arbor 2012 Steven Van Hecke Emmanuel Gerard Hrsg Christian Democratic Parties in Europe since the End of the Cold War Leuven University Press Leuven 2004 Kees van Kersbergen Social Capitalism A Study of Christian democracy and the welfare state Routledge London 1995 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christdemokratie Sammlung von Bildern Europaische Christdemokraten englisch CDI MEETING ON EFFECTIVE HUMANISM ENDS WITH CONFERENCE BY COLOMBIAN PRESIDENT ALVARO URIBE englisch Memento vom 16 Februar 2009 im Internet Archive englisch Belege Bearbeiten Toni Keppeler Nur Populismus Politische Kultur in Lateinamerika und das Erbe der linken Ikonen APuZ Abgerufen am 4 April 2019 Vgl dazu Peter Godzik Wertmassstabe einer christlich orientierten Politik Beitrag fur ein Buchprojekt Ratzeburg 2003 online auf pkgodzik de Bewahrung der Schopfung und Klimagerechtigkeit Okumenischer Rat der Kirchen Abgerufen am 4 April 2019 Paolo Alberti Robert Leonardi The Consociational Construction of Christian Democracy In Steven Van Hecke Emmanuel Gerard Hrsg Christian Democratic Parties in Europe since the End of the Cold War Leuven University Press Leuven 2004 S 21 41 hier S 31 32 Zum Niedergang siehe Steven Van Hecke A Decade of Seized Opportunities Christian Democracy in the European Union In Steven van Hecke Emmanuel Gerard Hrsg Christian Democratic Parties in Europe since the End of the Cold War Leuven University Press 2004 KADOC Studies on Religion Culture and Society 1 S 269 295 hier S 274 Ute Schmidt Die Christlich Demokratische Union Deutschlands In Richard Stoss Hrsg Parteien Handbuch Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945 1980 Sonderausgabe Westdeutscher Verlag Opladen 1986 1983 S 490 660 hier S 490 S 494 495 Jean Claude Delbreil Le parti democrate populaire Un parti democrate chretien francais de l entre deux guerres In Christdemokratie in Europa im 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2001 S 77 Jean Claude Delbreil Le parti democrate populaire Un parti democrate chretien francais de l entre deux guerres In Christdemokratie in Europa im 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2001 S 78 a b David Hanley Beyond the Nation State Parties in the Era of European Integration Palgrave Macmillan Basingstoke Hampshire 2008 S 121 Emmanuel Gerard Steven Van Hecke European Christian Democracy in the 1990s Towards a Comparative Approach In Christian Democratic Parties in Europe Since the End of the Cold War Leuven University Press 2004 S 297 318 auf S 316 Gianfranco Pasquino Italy The Never ending Transition of a Democratic Regime In Josep M Colomer Comparative European Politics 3 Auflage Routledge Abingdon Oxon New York 2008 S 135 172 auf S 140 John T S Madeley Life at the Northern Margin Christian Democracy in Scandinavia In Steven Van Hecke Emmanuel Gerard Hrsg Christian Democratic Parties in Europe since the End of the Cold War Leuven University Press Leuven 2004 S 217 241 hier S 219 Tim Bale Aleks Szczerbiak Why is there no Christian Democracy in Poland and why does this matter SEI Working Paper No 91 Sussex European Institute Brighton Dezember 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christdemokratie amp oldid 234366941