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Als Volkspartei bezeichnet man in der deutschen Politikwissenschaft eine Partei die fur Wahler und Mitglieder aller gesellschaftlicher Schichten Generationen und unterschiedlicher Weltanschauungen im Prinzip offen ist Dadurch unterscheidet sie sich von anderen Parteitypen wie der Klassen oder Interessenpartei sowie der Honoratiorenpartei Der Begriff Volkspartei wurde in diesem Sinne zum ersten Mal vom Politologen Dolf Sternberger verwendet Nach Dieter Nohlen ist Volkspartei Stand 2010 eine Selbstbezeichnung von Grossparteien wie der SPD CDU und CSU die durch Ausweitung ihrer Wahlerbasis nach moglichst vielen Stimmen fur strategische Mehrheiten streben Ihre politische Rhetorik und werbende Selbstdarstellung stutzt sich dabei auf den Anspruch schichtubergreifend und weltanschaulich verbindend breite Wahlerschichten in sich aufzunehmen und in ihrer Interessenvielfalt ausgleichend vertreten zu wollen 1 Laut einer zitierten Definition der Bundeszentrale fur politische Bildung bpb Stand 2011 ist eine Volkspartei ein Typ einer politischen Partei die mit ihrem Programm nicht nur begrenzte Interessengruppen anspricht und deshalb Anhanger und Wahler in allen Bevolkerungsschichten hat Gegensatz Interessenpartei z B Arbeiterpartei 2 3 Die Bezeichnung Volkspartei fur diesen Parteitypus ist nur in Deutschland gebrauchlich In Osterreich und in der Schweiz ist der Begriff besetzt denn es gibt bedeutende Parteien die Volkspartei im Namen fuhren Osterreichische Volkspartei Schweizerische Volkspartei Christlichdemokratische Volkspartei In Osterreich nennt man OVP und Sozialdemokraten traditionell Grosspartei in der Schweiz gibt es den Begriff Bundesratspartei fur Parteien die in der Landesregierung vertreten sind diese sind auch die eher grosseren Parteien Verwandt aber nicht vollstandig deckungsgleich sind die englischen Begriffe catch all party Otto Kirchheimer verwendete sinngemass auch den deutschen Begriff Allerweltspartei oder auch big tent party Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 1 1 Entstehung innerhalb Deutschlands 1 1 1 Positiver Konsens 1 1 2 Negativer Konsens 2 Entwicklung seit 1990 in Deutschland 3 Funktionale Merkmale 4 Strukturelle Merkmale 5 Normativer Gehalt des Begriffs Volkspartei 6 Kritik und Problematik 7 Deutschland 8 Andere Lander 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenIn einigen westlichen Demokratien sind sogenannte Volksparteien im Laufe des 20 Jahrhunderts entstanden indem sich bestehende Parteien einem breiteren Wahler bzw Mitgliederspektrum geoffnet haben daneben auch durch Zusammenschluss kleinerer politischer Gruppierungen Beispiele hierfur sind in Deutschland die CDU CSU die sich von Anfang an als uberkonfessionelle Volkspartei verstand im Unterschied zum katholischen Zentrum sowie die SPD die sich durch das Godesberger Programm von der Interessenpartei der Arbeiterschaft zur Volkspartei wandelte indem sie sich z B erstmals ausdrucklich auch an Christen und Kleinunternehmer wandte Als Beispiel fur die Bildung einer Volkspartei durch den Zusammenschluss mehrerer kleinerer Parteien bei gleichzeitiger Offnung fur eine breitere Wahlerschaft kann die Sozialistische Partei in Frankreich gelten Den Anstoss fur die Entwicklung zur Volkspartei gab in der Regel das Ziel die Aussichten im politischen Konkurrenzkampf der Parteien zu verbessern und insbesondere bei Wahlen ein grosseres Stimmenpotenzial zu erschliessen Entstehung innerhalb Deutschlands Bearbeiten Es existieren zwei verschiedene Ansatze die die Entwicklung von einer Massenpartei wie sie zur Zeit der Industrialisierung entstanden ist hin zu einer Volkspartei erklaren Positiver Konsens Bearbeiten Der positive Konsens nach Otto Kirchheimer geht davon aus dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Bundesrepublik Deutschland die soziale Basis der Parteien durch einen Wertewandel und die Anderung der sozialen Struktur weggefallen ist Die Basis der Massenintegrationsparteien SPD und Zentrum bestand fast ausschliesslich aus Arbeitern und Katholiken und war dadurch verhaltnismassig scharf begrenzt Arbeiterfamilien wahlten dadurch ausschliesslich die SPD weil sie die einzige Partei war die deren Interessen vertreten konnte und wollte Die Bindung an die Partei war somit ausserst stark und es ergab sich die Konsequenz dass die Wahler schon allein aus traditionellen Grunden immer ihrer Partei treu blieben Dieses wandelte sich nach Kirchheimer weil die Arbeiterklasse sich nun selbst mit Aufkommen der Sozialen Marktwirtschaft veranderte Die klassenspezifische Form des Arbeiters in der Grossfabrik nahm zahlenmassig immer weiter ab und wurde ersetzt durch mehr Beamte Angestellte und Facharbeiter mit guter Qualifikation Diese sind immer weniger bereit sich fest an eine bestimmte Partei zu binden Vielmehr zahlen die erwartete Kompetenz einer Partei und Werte wie Glaubwurdigkeit der Kandidaten 4 Mit diesen soziostrukturellen Anderungen ergab sich eine Schwachung der Konfliktlinien Cleavages die den ideologischen Klassenkampf des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts moglich machten Die Soziale Marktwirtschaft stellt dabei den positiven Konsens dar der alle Bevolkerungsschichten verbindet Das gemeinsame Ziel ist okonomischer Wohlstand und Konsum fur jeden und ein jeder ist sich einig dass es dafur nur das eine legitime Mittel der Sozialen Marktwirtschaft geben kann 5 Die Schwachung der Konfliktlinien fuhrte zum Wegfall der Basis der Massenparteien und schliesslich zum Konzept der Volkspartei Kirchheimer argumentiert dass es daneben noch weitere Konditionen fur die Entwicklung zur Volkspartei gibt Erstens konnen sich nur grosse Parteien die noch dazu in grossen Demokratien agieren zu Volksparteien entwickeln 6 Daneben ist dabei die Notwendigkeit zur Transformation zu nennen Eine Partei die trotz eines Charakters der nicht der Volkspartei entspricht permanent Wahlerfolge verzeichnen kann und sich an ihrer Basis nichts andert wird keine Grunde sehen ihr Vorgehen zu verandern 7 Parteien agieren nach Kirchheimer somit rational Ausserdem erschwert ein Parteisystem mit vielen Parteien die alle spezielle Kernpunkte vertreten die Entwicklung zur Volkspartei Diese vielen kleineren Parteien decken ihre besonderen Schlusselforderungen ab ohne auf andere Positionen eingehen zu mussen Der Erfolg fur eine Volkspartei wird dabei schwieriger weil es ihr kaum moglich ist Stammwahler dieser Parteien abzuziehen 8 Entsteht nun aber eine Volkspartei aufgrund des genannten positiven Konsens und der damit verbundenen Entideologisierung der Partei und verzeichnet diese Wahlerfolge werden andere Parteien die Transformation imitieren um so auch zu grosserem Wahlerfolg zu kommen Zitiert nach Kirchheimer Die Umwandlung zu Allerweltsparteien ist ein Phanomen des Wettbewerbs Eine Partei neigt dazu sich dem erfolgreichen Stil ihres Kontrahenten anzupassen weil sie hofft am Tag der Wahl gut abzuschneiden oder weil sie befurchtet Wahler zu verlieren 9 Negativer Konsens Bearbeiten Der negative Konsens nach Gordon Smith geht von den Erfahrungen der Weimarer Republik und dem geteilten Nachkriegsdeutschland aus um die Entstehung der Volksparteien zu erklaren Demnach wird argumentiert dass sich nach dem Scheitern der Demokratie in Weimar und dem darauf folgenden Zweiten Weltkrieg ein Konsens in Deutschland gebildet hat der Ideologien ablehnt 10 Die Ursache fur das Ende der Weimarer Demokratie wird in den antidemokratischen Ideologien von Rechts wie von Links gesehen Der ideologische Kampf gegen den drohenden Kommunismus nach dem Krieg und die Teilung Deutschlands verscharften die Vorbehalte gegen linke Ideologien weiter Aus diesen Grunden setzten sich die weitgehend ideologiefreien Volksparteien die politisch zur Mitte hin tendieren in der Bundesrepublik durch Damit wird indirekt argumentiert dass Volksparteien ein rein deutsches Phanomen seien 11 Entwicklung seit 1990 in Deutschland BearbeitenIn den letzten Jahren ist eine zunehmende Schwache der grossen Volksparteien zu verzeichnen Dies lasst sich an den zuruckgehenden Mitgliederzahlen ablesen Am starksten ist dieser Mitgliederruckgang bei der SPD Sie musste von 1990 bis Dezember 2010 einen Mitgliederverlust von knapp 47 Prozent hinnehmen 12 Zudem haben sich die Rahmenbedingungen fur Volksparteien verandert Eine Erosion von Parteibindungen und Loyalitaten ist zu verzeichnen 13 Die sozialen Milieus des westdeutschen Parteiensystems im ostdeutschen waren sie kaum vorhanden die Parteiidentifikation vermittelten losen sich seit Jahrzehnten auf Durch Wandlungen der Erwerbsstrukturen Bildungsexpansion und den Wertewandel haben sich diese in den letzten Jahren auf ihren Kern reduziert Auch wenn bei der Bundestagswahl 2005 noch 60 Prozent der Arbeiter mit Gewerkschaftsbindung die SPD und 75 Prozent der Katholiken mit Kirchenbindung die CDU CSU gewahlt haben so machen diese Kernmilieus nur noch wenig mehr als zehn Prozent der Gesamtwahlerschaft beider Parteien aus 14 Zudem hat der Wertewandel den Trend zur Individualisierung der Gesellschaft verscharft Parteien als kollektive Organisationen die programmatisch auf den Gesamtnutzen abzielen steht die individuelle Nutzenmaximierung entgegen Bei der Bundestagswahl 2013 kam es allerdings wieder zu einem erheblichen Anstieg der Stimmenanteile beider deutscher Volksparteien von 56 8 im Jahr 2009 auf 67 2 2013 Bereits bei der Bundestagswahl 2017 als erstmals auch die Alternative fur Deutschland AfD in den Bundestag einzog fiel das Wahlergebnis der Volksparteien jedoch mit nur 53 4 wieder auf einen historischen Tiefststand Die anschliessende beim Wahler wie bei den Parteien ungeliebte grosse Koalition reduzierte den Stimmenanteil von Union und SPD bei der Europawahl im Mai 2019 erneut auf nur noch 44 7 Im Jahr 2021 verzeichneten die beiden grossen Volksparteien einen kumulierten Zweitstimmenanteil von 49 8 bei der Bundestagswahl Funktionale Merkmale BearbeitenEin wesentliches Merkmal sogenannter Volksparteien ist die regelmassige Teilnahme an Wahlen mit dem Ziel politische Amter mit Parteimitgliedern zu besetzen und Legitimitat fur die Ausubung politischer Herrschaft zu erhalten Volksparteien sind somit zugleich Trager und Nutzniesser des demokratisch reprasentativen Systems Auch bezuglich der Mitgliederstruktur streben Volksparteien eine moglichst breite Mitgliederbasis an in der moglichst viele soziale Schichten der Bevolkerung vertreten sind Um fur einen moglichst grossen Teil der Wahlerschaft wahlbar zu sein verfolgen Volksparteien weder eine spezifische Interessenpolitik fur eine bestimmte Schicht oder Klasse der Bevolkerung noch den Anspruch auf die Umsetzung einer klar formulierten politischen Ideologie Damit vermeiden sie fur Wahler mit anders gelagerten Interessen oder Normen von vornherein als unwahlbar zu erscheinen Eine gewisse ideologische Grundausrichtung ist jedenfalls nicht mehr die einzige sondern allenfalls eine mogliche Grundlage politischer Entscheidungen Zentral ist der Ausgleich teils sich widersprechender Interessen bei oft komplexen Themen im Rahmen einer Konsensfindung Aufgrund der gegebenen heterogenen Wahler und Mitgliederschaft sowie der strategischen Ausrichtung auf die breite Mehrheit der Bevolkerung ist die Politik der Volksparteien in der Regel eine Politik des Ausgleichs die den Kompromiss zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Interessen sucht Aufgrund des Wettbewerbs sind programmatische oder weltanschauliche Unterschiede zwischen mehreren Volksparteien in einem Land mitunter gering das Hauptziel ist jeweils bei den Wahlen die Regierungsmehrheit zu erhalten Strukturelle Merkmale BearbeitenDie Struktur der Volksparteien ist gekennzeichnet durch eine starke Parteifuhrung die von Mitgliedern und Anhangern weitgehend unabhangig ist und durch den geringen Einfluss des einzelnen Parteimitglieds das aufgrund einer in viele Ebenen differenzierten Organisation wenig Kontakt zur Parteifuhrung hat Dies sowie die nur gering ausgepragte interessenpolitische und ideologische Ausrichtung fuhrt dazu dass die Identifikation und Loyalitat der Anhangerschaft gegenuber der Partei im Vergleich mit anderen Parteitypen eher gering ist Zwar sind Volksparteien in der Regel die mitgliederstarksten Parteien dem steht jedoch eine hohe Zahl von Parteiwechseln und austritten gegenuber Normativer Gehalt des Begriffs Volkspartei BearbeitenNeben der Verwendung des Begriffs fur einen bestimmten Typus politischer Parteien beruhrt der Begriff Volkspartei auch normative Aspekte Die Verwendung des Begriffs durch Parteien selbst beinhaltet den Anspruch Partei fur das ganze Volk zu sein bzw die Interessen des ganzen Volkes zu vertreten In der Bundesrepublik Deutschland diente der Begriff daruber hinaus in der politischen Auseinandersetzung z B mit der Ausserparlamentarischen Opposition und in ihrer Anfangsphase auch mit den Grunen den etablierten Parteien als Instrument der Legitimation und der Abgrenzung gegenuber solchen politischen Kraften die gegen den Grundkonsens der Bonner Demokratie opponierten 15 Mit der Verwendung des Begriffs Volkspartei zur Selbst Legitimierung lassen sich auch Diskussionen uber die Frage erklaren ob eine Partei z B Die Linke in Ostdeutschland den Status einer Volkspartei habe 16 oder auch nicht wobei mit der Charakterisierung einer Partei als Volkspartei ihr zugleich diese Legitimitat zu bzw abgesprochen werden soll Aus parteienkritischer Perspektive vgl Guggenberger steht der Begriff eben wegen des Bemuhens potenziell die gesamte Wahlerschaft anzusprechen fur inhaltliche Beliebigkeit und ein nur noch auf Erwerb und Erhalt von Macht um ihrer selbst willen gerichtetes politisches Handeln im reprasentativen System Kritik und Problematik BearbeitenDie allgemeine Problematik bei Volksparteien besteht darin dass sie durch eine Offnung fur eine sehr grosse Bandbreite von Ansichten und andererseits durch die Fixierungen auf vermeintlich mehrheitsfahige und populare Themen und Losungswege an Profil verlieren Letzteres hat vor allem bei der dominierenden Rolle von zwei Volksparteien wie sie meist anzutreffen ist Auswirkungen Durch den Versuch eine moglichst grosse Wahlerklientel vor allem in der politischen Mitte anzusprechen siehe auch Medianwahlermodell verwischen die programmatischen Unterschiede zwischen den zwei Volksparteien immer mehr Das hat oft zur Folge dass sich viele traditionelle Wahler die eher am ausseren Rand des Spektrums der jeweiligen Volkspartei stehen von ihr nicht mehr vertreten sehen und sich anderen Parteien zuwenden die die jeweilige Programmatik deutlicher vertreten bzw vertreten konnen da sie nicht den Anspruch einer Volkspartei haben Daher birgt die Herrschaft von grosseren Volksparteien auch immer die Gefahr von Zersplitterung der Parteienlandschaft in sich Ferner sind Volksparteien kaum geeignet Minderheiten in das politische System zu integrieren die gegenuber der Mehrheit der Wahlerschaft grundlegend andere Interessen und oder Werte haben Dies kann zur Entfremdung von Teilen der Burgerschaft gegenuber dem bestehenden politischen System fuhren aber auch zur Entstehung neuer Parteien die zumindest vorubergehend weniger das Ziel einer moglichst breiten Zustimmung als vielmehr das einer deutlichen Artikulation der Anhangerschaft verfolgen Beispielhaft fur die damit verbundene Kritik am Volks Parteiensystem ist die Entstehung der Grunen in der alten Bundesrepublik und der Alternative fur Deutschland in jungerer Zeit Eine teilweise geausserte Kritik ist auch dass der Offnung fur alle Wahlerschichten ein Einflussgewinn einzelner Interessengruppen auf die Partei gegenuberstande Als Beispiel wird dabei u a die Zuwendung von SPD und zunehmend auch SPO zu wirtschaftsnahen und neoliberalen Positionen angegeben Deutschland BearbeitenIn Deutschland gab es vor 1945 keine Volksparteien jede Partei verstand sich als Partei fur eine abgegrenzte Wahlergruppe Die SPD war eine Klassenpartei der Arbeiter das Zentrum religios gebunden an die Katholische Kirche die Deutsche Volkspartei eine Partei des protestantischen Grossburgertums und Grossindustrie Der NSDAP wird aufgrund der heterogenen sozialen Zusammensetzung der Wahlerschaft die sich aus nahezu allen gesellschaftlichen Gruppen einschliesslich der Arbeiterschaft zusammensetzte der Charakter einer Volkspartei zugeschrieben Der Politikwissenschaftler Jurgen W Falter nennt sie eine Volkspartei des Protests 17 Die heutigen deutschen Volksparteien SPD und CDU sind von ihrer historisch programmatischen Tradition abgegangen Die SPD versteht sich seit dem Godesberger Programm nicht mehr ausschliesslich als Arbeiterpartei Die CDU als teilweiser Nachfolger des katholischen Zentrums ist in ihrem Handeln nur noch begrenzt katholisch oder christlich beeinflusst Dies gilt jedoch nicht fur ihre bayerische Schwesterpartei CSU die sich tiefer im Christentum besonders im Katholizismus verortet und in ihrer Programmatik starker vom Konservatismus gepragt ist Im Hinblick auf Die Linke wird diskutiert ob es sich hierbei beziehungsweise bei der Vorgangerpartei PDS begrenzt auf Ostdeutschland um eine Volkspartei handle Hierfur spricht die relative Starke ihrer Wahler und Anhangerschaft im Vergleich mit SPD und CDU zumindest auf regionaler Ebene Dem konnen jedoch die deutlich starkere ideologische Pragung und Ausrichtung auf Gruppeninteressen entgegengehalten werden 18 Die Linke selber sieht sich als die Partei der kleinen Leute 19 Der Historiker Paul Nolte sagte in einem Interview ein Funf Parteiensystem stelle nicht das Ende der Volksparteien sondern ihre Vermehrung dar Sowohl fur Linkspartei als auch fur die Grunen stelle der integrative Moment eine ganz starke Tendenz dar In ihrer Milieugebundenheit und aufgrund eines stark moralisch gefarbten Zuspruchs gelingt ihnen schon seit langem die Integration von Besserverdienenden und Nichtverdienenden von Linken und Konservativ Burgerlichen 20 Fur Ulrich von Alemann sind die Grunen noch nicht Volkspartei sind aber auf dem Weg dahin 21 Diese Bezeichnung ist innerhalb der Partei selbst umstritten Winfried Kretschmann hat die Partei so bezeichnet 22 Jurgen Trittin ist gegen eine solche Benennung 23 Andere Lander BearbeitenIn Osterreich gibt es mit der SPO und der OVP ahnlich wie in Deutschland eine grosse sozialdemokratische und eine grosse christdemokratische Volkspartei Zusatzlich hat sich insbesondere seit deren Regierungsbeteiligung die rechtspopulistischen FPO zunehmend zur dritten Volkspartei Osterreichs entwickelt 24 Die Politik Sudtirols wird massgeblich von der Sudtiroler Volkspartei SVP gestaltet die von 1948 bis 2013 uber die absolute Mehrheit im Sudtiroler Landtag verfugte Die SVP verdankt ihren politischen Erfolg vor allem dem tiefgehenden Wunsch der vorwiegend deutschsprachigen Bevolkerung Sudtirols nach Autonomie gegenuber Italien Im Falle der Vereinigten Staaten kann man die beiden grossen Parteien Demokratische Partei eher links und Republikanische Partei eher rechts als Volksparteien bezeichnen Literatur BearbeitenRalf Thomas Baus Hrsg Zur Zukunft der Volksparteien Konrad Adenauer Stiftung Im Plenum Berlin 2009 http www kas de wf de 33 15443 Oscar W Gabriel Oskar Niedermayer Richard Stoss Hg Parteiendemokratie in Deutschland BpB Bonn 1997 Bernd Guggenberger Burgerinitiativen in der Parteiendemokratie Von der Okologiebewegung zur Umweltpartei Kohlhammer Stuttgart u a 1980 Tina Hildebrandt Bernd Ulrich Auf ihrem Weg zum Horizont In Die Zeit Nr 36 30 August 2007 Otto Kirchheimer Der Wandel des westeuropaischen Parteiensystems In Politische Vierteljahresschrift 6 Jg 1965 S 20 41 Sven Kosack Volksparteien im Wahlkampf Analyse der Wahlkampfe der CDU und der Nea Dimokratia in den Parlamentswahlen 2004 2005 VDM Verlag Dr Muller Saarbrucken 2008 ISBN 978 3 8364 9163 1 Volker Kronenberg Tilman Mayer Hg Volksparteien Erfolgsmodell fur die Zukunft Konzepte Konkurrenten und Konstellationen Herder Freiburg u a 2009 ISBN 978 3 451 30286 2 Peter Losche Ende der Volksparteien In APuZ 51 2009 S 6 12 Alf Mintzel Die Volkspartei Westdeutscher Verlag Opladen 1984 Gero Neugebauer Die PDS zwischen Kontinuitat und Aufbruch In APuZ 5 2000 S 39 46 Jurgen Ruttgers Hg Berlin ist nicht Weimar Zur Zukunft der Volksparteien Klartext Essen 2009 ISBN 978 3 8375 0290 9 Hans Herbert von Arnim Volksparteien ohne Volk Das Versagen der Politik C Bertelsmann Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 570 10011 0 Franz Walter Im Herbst der Volksparteien Aufstieg und Ruckgang politischer Massenintegration transcript Bielefeld 2009 ISBN 978 3 8376 1141 0 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Volkspartei Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Nohlen Lexikon der Politikwissenschaft Theorien Methoden Begriffe 2 N Z Originalausgabe 4 aktualisierte und erw Auflage Band 2 Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 59234 8 S 1189 ff Bundeszentrale fur politische Bildung Volkspartei bpb Abgerufen am 7 Oktober 2021 Eckart Thurich Pocket Politik Demokratie in Deutschland 4 Aufl August 2011 Bundeszentrale fur Politische Bildung Bonn 2011 ISBN 978 3 8389 7046 2 Hans Joachim Veen Volksparteien Die fortschrittlichste Organisationsform politischer Willensbildung In Zeitschrift fur Parlamentsfragen 2 1999 Frankfurt am Main 1999 S 379 Stephen Padgett The German Volkspartei and the Career of the Catch All Concept In German Politics 10 2001 London 2001 S 52 53 Otto Kirchheimer Der Wandel des westeuropaischen Parteiensystems In Politische Vierteljahresschrift 1 1965 Wiesbaden 1965 S 29 30 Steven B Wolinetz Party System Change The Catch All Thesis Revisited In West European Politics 1 1991 London 1991 S 119 Steven B Wolinetz Party System Change The Catch All Thesis Revisited In West European Politics 1 1991 London 1991 S 120 Otto Kirchheimer Der Wandel des westeuropaischen Parteiensystems In Politische Vierteljahresschrift 1 1965 Wiesbaden 1965 S 30 Stephen Padgett The German Volkspartei and the Career of the Catch All Concept In German Politics 10 2001 London 2001 S 54 Rudolf Wildemann Volksparteien Ratlose Riesen Baden Baden 1989 S 34 Parteimitglieder in Deutschland Wie viele es gibt und wie man selber Mitglied wird In Politik Blog Deutschland 13 Mai 2011 http politik germanblogs de archive 2011 05 13 parteimitglieder in deutschland wie viele es gibt und wie man selber mitglied wird htm Heinrich Oberreuter Haben die Volksparteien Zukunft In Politische Studien 58 2007 414 S 23 26 Ralf Thomas Baus Parteiensystem im Wandel In Zur Zukunft der Volksparteien Im Plenum Kompakt Hrsg von der Konrad Adenauer Stiftung 2009 S 12 Dieter Nohlen Rainer Olaf Schultze Suzanne S Schuttemeyer Hg Lexikon der Politik Band 7 Politische Begriffe 1998 S 696 Vgl Neugebauer 2000 S 46 Jurgen W Falter Hitlers Wahler Beck Munchen 1991 S 371 Neugebauer 2000 S 45 f Die Zeit Nr 36 30 August 2007 Grundsatze und Ziele der Partei Die Linke in den Wahlkampfen 2008 2009 Beschluss des Parteivorstandes vom 25 August 2007 Abschnitt II Die Wahlen 2008 9 1 Zwischen 10 und 35 Prozent Auf dem Weg zum Volksparteiensystem n tv de vom 1 September 2009 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