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Dieser Artikel erlautert die historischen christlichen Gewerkschaften in Deutschland bis 1933 Zur Begriffsklarung fur andere Lemmata siehe Christliche Gewerkschaft Begriffsklarung Christliche Gewerkschaften wurden gegen Ende des 19 Jahrhunderts als Reaktion auf die bereits bestehenden freien Gewerkschaften die eine sozialistische Ausrichtung hatten gegrundet nachdem Versuche weltanschaulich und parteipolitisch neutraler Einheitsgewerkschaften gescheitert waren Bestehende Einzelgewerkschaften der Arbeiterschaft schlossen sich 1901 zum Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften Deutschlands GCG zusammen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vorsitzende 3 Generalsekretare 4 Mitgliederzahlen 5 Angeschlossene Verbande des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften 1918 19 6 Wichtige christliche Gewerkschaftsfuhrer 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenChristliche Gewerkschaften bekannten sich bewusst zu den Prinzipien der Christlichen Gesellschaftslehre wie Personalitat Subsidiaritat Solidaritat und Gemeinwohl und erklarten diese fur unvereinbar mit den sozialistischen Grundsatzen der Freien Gewerkschaften Grundsatzlich waren die christlichen Gewerkschaften konfessionsubergreifend Gleichwohl waren sie in den meisten Fallen integrale Bestandteile des katholischen Milieus Ausgesprochen protestantisch gepragte Gewerkschaften gab es zwar auch sie waren insgesamt eher eine Randerscheinung unter den christlichen Arbeitergewerkschaften Ahnliches gilt auch fur die Mitgliederschaft nbsp Streikaufruf 1913 des christlichen Metallarbeiterverbandes in NeheimIn der Regel wurden christliche Gewerkschaften zunachst auf lokaler und regionaler Ebene gegrundet So entstand etwa im Ruhrgebiet ein betont katholischer Gewerkverein christlicher Bergarbeiter im benachbarten Siegerland entstand daneben ein protestantisch gepragter Verband Ahnlich war die Entwicklung im Bereich der Eisen und Metallindustrie So entstand 1899 in der Duisburger Gegend der Christliche Metallarbeiterverband CMV Im selben Jahr entstand in Neheim der Sauerlander Gewerkverein der Metallarbeiter Hinzu kamen Verbande im Raum Aachen und anderswo Die ersten Jahre der Arbeit der Christlichen Gewerkschaften waren uberschattet vom Streit uber die Frage ob Katholiken zusammen mit Protestanten in einer gemeinsamen Organisation arbeiten sollten Wahrend katholische Bischofe mit Nachdruck katholische Gewerkschaften forderten beharrten die Fuhrer der Christlichen Gewerkschaften Franz Wieber Adam Stegerwald auf den interkonfessionellen Charakter der Christlichen Gewerkschaften und es bedurfte der papstlichen Enzyklika Singulari quadam um diesen erbittert gefuhrten Gewerkschaftsstreit 1912 zu beenden Im Ersten Weltkrieg lehnten die Christlichen Gewerkschaften Streiks ab und beteiligten sich am Burgfrieden zwischen Arbeiterschaft und Unternehmen unterstutzten Kriegsanstrengungen und Rustungsproduktion Die Interessen der Arbeitenden versuchten sie nun durch Eingaben und Vermittlungsgesprache mit den Militarbehorden zu sichern was nicht immer gelang Mitgliederverluste waren die Folge erst das Gesetz uber den vaterlandischen Hilfsdienst vom Dezember 1916 brachte einen Umschwung denn hier wurden Vermittlungsstrukturen zwischen Unternehmen Staat und Arbeiterschaft institutionalisiert 1 In der Weimarer Republik entwickelten sich die Christlichen Gewerkschaften unter ihrem Dachverband Deutscher Gewerkschaftsbund DGB in dem auch Angestellten und Beamtenverbande organisiert waren positiv und trugen wesentlich zur Entwicklung der deutschen Sozialgesetzgebung bei Die christlichen Arbeitergewerkschaften waren hauptsachlich in katholischen Regionen verankert so im Rheinland in Westfalen im Emsland in Suddeutschland in der Pfalz dem Saarland und Oberschlesien In ihren Hochburgen waren sie in der Regel die dominierende Gewerkschaft Besonders stark waren die christlichen Arbeitergewerkschaften im Ruhrgebiet Nur ein Drittel der deutschen Bevolkerung war katholisch auch deshalb waren die christlichen Gewerkschaften gegenuber den sozialistischen Freien Gewerkschaften die seit der Jahrhundertwende zunehmend religionsfeindlich eingestellt waren auf Reichsebene in einer Minderheitsposition Nur wenige Einzelgewerkschaften waren den sozialistischen Gewerkschaften insgesamt gesehen bei den Mitgliederzahlen ebenburtig so etwa die christliche Bergarbeitergewerkschaft Bei den christlich nationalen Angestelltengewerkschaften im Gesamtverband deutscher Angestelltengewerkschaften die nicht dem GCG angehorten wohl aber dem christlich nationalen Deutschen Gewerkschaftsbund dominierte hingegen der christlich nationale Gewerkschaftsflugel Im Jahr 1933 wurden die Christlichen Gewerkschaften zusammen mit den im ADGB zusammengeschlossenen Freien Gewerkschaften im Zuge der Machtubernahme der Nationalsozialisten aufgelost und enteignet Nach dem Zweiten Weltkrieg erteilten die Siegermachte anfangs keine Konzessionen fur christliche Gewerkschaften Wiedergrundungen erfolgten Mitte der 1950er Jahre Im Jahr 1955 vereinigten sich die wieder gegrundeten christlichen Gewerkschaften zur Christlichen Gewerkschaftsbewegung Deutschlands CGD Aus dieser Bewegung entstand am 27 Juni 1959 in Mainz der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands CGB Vorsitzende Bearbeiten1901 1904 August Brust 1904 1919 Karl Matthias Schiffer 1919 1929 Adam Stegerwald 1929 1933 Bernhard OtteStellvertretende Vorsitzende 1920 1929 Franz Behrens und Heinrich Kurtscheid 1930 1933 Franz Behrens Heinrich Kurtscheid Karl SchmitzGeneralsekretare Bearbeiten1903 1919 Adam Stegerwald 1921 1929 Bernhard OtteMitgliederzahlen BearbeitenJahr Mitglieder 1901 84 497 1904 107 556 1910 295 129 1912 344 687 1914 282 744 1917 243 865 1918 404 682 1919 858 283 1920 1 076 792 1923 937 920 1927 605 784 1929 673 127 1931 577 512Angeschlossene Verbande des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften 1918 19 BearbeitenZentralverband christlicher Bauarbeiter Gewerkverein christlicher Bergarbeiter Gutenberg Bund Buchdrucker Gewerkschaft deutscher Eisenbahner und Staatsbediensteter Zentralverband christlicher Fabrik und Transportarbeiter zu denen gesonderte Fachverbande der Steinarbeiter Glasarbeiter und Ziegler kamen Reichsverband deutscher Gasthausangestellten Zentralverband der Gemeindearbeiter und Strassenbahner Graphischer Zentralverband Reichsverband weiblicher Hausangestellter Gewerkverein der Heimarbeiterinnen Zentralverband christlicher Holzarbeiter Verband der Krankenpfleger Zentralverband der Landarbeiter Zentralverband christlicher Maler Christlicher Metallarbeiterverband Deutscher Gartnerverband Verband der Nahrungs und Genussmittelindustriearbeiter Verband christlicher Schneider und Schneiderinnen Verband christlicher Tabak und Zigarrenarbeiter Zentralverband christlicher Textilarbeiter auch Christlicher Textilarbeiterverband CTV Wichtige christliche Gewerkschaftsfuhrer BearbeitenFriedrich Baltrusch 1876 1949 deutscher Gewerkschafter und Politiker Volksnationale Reichsvereinigung Heinrich Baumer ZENTRUM 1891 1962 Sekretar des Holzarbeiterverbands in der Christlichen Gewerkschaft Josef Becker Politiker 1875 1875 1937 Christliche Bauarbeitergewerkschaft MdR Zentrum Franz Behrens 1872 1943 Vorsitzender des Gewerkvereins christlicher Landarbeiter Deutschlands des spateren Zentralverbandes der Landarbeiter MdR Christlichsoziale Partei DNVP CSVD August Brust Grunder und Vorsitzender des Gewerkvereins Christlicher Bergarbeiter Gerhard Cammann 1875 1955 Vorsitzender des Zentralverbandes christlicher Tabakarbeiter Johannes Giesberts 1865 1938 MdA MdR Zentrum Josef Hagemann 1875 1950 Arbeitersekretar in Osnabruck Heuerleutevertreter MdR MdL Zentrum Adam Hornbach 1873 1959 Vorsitzender Graphischer Zentralverband Heinrich Imbusch 1878 1945 Vorsitzender des Gewerkvereins Christlicher Bergarbeiter Deutschlands DGB Vorsitzender MdR Zentrum Jakob Kaiser 1888 1961 Funktionar im Gesamtverband MdR Zentrum Bernhard Otte 1883 1933 Vorsitzender des Christlichen Textilarbeiter Verbandes Carl Matthias Schiffer Vorsitzender des Christlichen Textilarbeiter Verbandes Carl Schirmer 1864 1942 MdL Bayer MdR Zentrum BVP Adam Stegerwald 1874 1945 Vorsitzender Zentralverband Christlicher Holzarbeiter MdL Preussen MdR Zentrum 1921 preussischer Ministerprasident zahlreiche Ministeramter Paul Thranert 1875 1960 Vorsitzender Gutenberg Bund Peter Tremmel 1874 1941 Vorsitzender des Zentralverbandes Christlicher Fabrik und Transportarbeiter MdR Zentrum Franz Wieber Leiter des Christlichen Metallarbeiterverbandes MdR Zentrum Siehe auch BearbeitenChristlicher Gewerkschaftsbund DeutschlandsLiteratur BearbeitenOhne Autor 25 Jahre christliche Gewerkschaftsbewegung 1899 1924 Festschrift Berlin Wilmersdorf 1924 Franz Maria Censarek Die christlichen Gewerkschaften in Deutschland Diss MS Graz 1967 Herbert Gottwald Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften Deutschlands GCD 1901 1933 In Dieter Fricke u a Lexikon zur Parteiengeschichte Die burgerlichen und kleinburgerlichen Parteien und Verbande in Deutschland 1789 1945 Bd 3 Leipzig Koln 1984 S 729 768 Helga Grebing Zentrum und katholische Arbeiterschaft 1918 1933 Ein Beitrag zur Geschichte des Zentrums in der Weimarer Republik Phil Diss MS Freie Universitat Berlin 1953 Ludwig Heyde Hrsg Internationales Handworterbuch des Gewerkschaftswesens Bd 1 Berlin 1931 mit Beitragen zu den Einzelgewerkschaften Ludwig Heyde Hrsg Internationales Handworterbuch des Gewerkschaftswesens Bd 2 Berlin 1932 mit Beitragen zu den Einzelgewerkschaften Karl Huser Mit Gott fur unser Recht Ein Beitrag zur Geschichte der Gewerkschaftsbewegung im Munsterland 75 Jahre Gewerkschaft Textil Bekleidung Hrsg vom GTB Vorstand der Verwaltungsstelle Emsdetten Borghorst Emsdetten 1978 Jahrbuch der christlichen Gewerkschaften 1930 Bericht uber das Jahr 1929 Hrsg vom Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften Deutschlands Berlin 1930 existiert auch fur andere Jahre Ingo Loppenberg Zwischen Burgfrieden und Neuorientierung Politische Positionen und soziale Aktionen der Christlichen Gewerkschaften im Ersten Weltkrieg in JahrBuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Heft III 2014 S 107 131 Otto Muller Die christliche Gewerkschaftsbewegung Deutschlands mit besonderer Berucksichtigung der Bergarbeiter und Textilarbeiter Organisationen Volkswirtschaftliche Abhandlungen der Badischen Hochschule Bd VIII 1 Erganzungsband Karlsruhe 1905 Hartmut Roder Der christlich nationale Deutsche Gewerkschaftsbund DGB im politisch okonomischen Kraftefeld der Weimarer Republik Ein Beitrag zur Funktion und Praxis der burgerlichen Arbeitnehmerbewegung vom Kaiserreich bis zur faschistischen Diktatur Europaische Hochschulschriften Reihe III Geschichte und ihre Hilfswissenschaften Bd 291 Frankfurt Bern New York 1986 Michael Schneider Die christlichen Gewerkschaften 1894 1933 Forschungsinstitut der Friedrich Ebert Stiftung Reihe Politik und Gesellschaftsgeschichte Bd 10 Verlag Neue Gesellschaft Bonn 1982 ISBN 3 87831 356 X Michael Schneider Hohen Krisen und Tiefen Die Gewerkschaften in der Weimarer Republik 1918 bis 1933 In Ulrich Borsdorf Hrsg Geschichte der deutschen Gewerkschaften von den Anfangen bis 1945 Koln 1987 S 279 446 Helmut J Schorr Adam Stegerwald Gewerkschafter und Politiker der ersten deutschen Republik Recklinghausen 1966 Hans Gerd Schumann Nationalsozialismus und Gewerkschaftsbewegung Die Vernichtung der deutschen Gewerkschaften und der Aufbau der Deutschen Arbeitsfront Hannover Frankfurt Main 1958 Ludwig Reichhold Geschichte der christlichen Gewerkschaften Osterreichs 1987 Karl Klein Brigitte Pellar Walter Raming Menschenwurde Menschenrecht Sozialreform 100 Jahre christliche Gewerkschafter in Osterreich OGB Verlag Wien 2006 ISBN 3 7035 1244 X Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Ingo Loppenberg Zwischen Burgfrieden und Neuorientierung Politische Positionen und soziale Aktionen der Christlichen Gewerkschaften im Ersten Weltkrieg in JahrBuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Heft III 2014 S 107 131 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christliche Gewerkschaft amp oldid 236103378