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Dieser Artikel beschreibt die historische Partei bis zur Spaltung 1972 Zur heutigen Partei gleichen Namens siehe Parti radical valoisien Dieser Artikel ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Artikel scheint vollig ohne Belege zu sein Der Parti republicain radical et radical socialiste deutsch Republikanische radikale und radikal sozialistische Partei von 1901 kurz Parti radical war eine republikanische liberale und linksburgerliche franzosische Partei aus der ahnlich benannte Abspaltungen hervorgegangen sind Im Deutschen spricht man oft vor allem fur die Zeit der Dritten Republik bis 1940 von den Radikalsozialisten Das radical im Namen bezieht sich historisch auf die Ablehnung der Monarchie und die Befurwortung der Werte der Franzosischen Revolution siehe auch Radikalismus Der Namensteil radikal sozialistisch geht auf ein Bundnis der radikalen Republikaner mit Reformsozialisten um Jean Jaures zuruck Im Gegensatz zu Sozialisten marxistischer Pragung war die Parti radical aber eine burgerliche Partei die entschieden fur Privateigentum und Freihandel eintrat 1 Parti republicain radical et radical socialistePartei vorsitzender Gustave Mesureur 1901 02 Emile Combes 1905 06 1910 13 Edouard Herriot 1919 26 1931 36 1945 57 Edouard Daladier 1927 31 1936 39 1957 58 Maurice Faure 1961 65 1969 71 Jean Jacques Servan Schreiber 1971 75 Grundung 1901Auflosung 1972abgelost durch Parti radical valoisien rechtlich identisch und Mouvement de la gauche radicale socialiste Abspaltung Haupt sitz 1 place de Valois 75001 Paris historisch Aus richtung RadikalismusSie war die erste landesweit auftretende moderne Massenpartei Frankreichs wo bis dahin Zusammenschlusse einzelner parlamentarischer Gruppen vorherrschten Bis 1936 bildete sie die stimmenstarkste Kraft der gemassigten Linken und stellte noch in der Vierten Republik bis 1958 mehrere Premierminister Bekannte radikale Premierminister waren Georges Clemenceau Edouard Herriot Edouard Daladier und Pierre Mendes France Seit den 1960er Jahren war sie eine weniger bedeutende Kleinpartei die von der linken zur rechten Mitte ubergegangen war 1972 spaltete die Partei sich an der Frage ob man bei der Prasidentschaftswahl 1974 gemeinsam mit den Kommunisten den Sozialisten Mitterrand unterstutzen sollte Die Befurworter der Idee wurden zum Mouvement de la gauche radicale socialiste spater Parti radical de gauche Der verbleibende Rumpf der Partei unter Jean Jacques Servan Schreiber der eher Bundnisse mit den burgerlichen Parteien anstrebte war rechtlich identisch mit der historischen Parti radical wurde aber zur Unterscheidung oft als Parti radical valoisien bezeichnet nach ihrem Sitz am Place de Valois in Paris Im Jahr 2017 fusionierten die beiden Nachfolgeparteien zum Mouvement radical Dieses nahm im Dezember 2021 nachdem die PRG die Fusion ruckgangig gemacht hatte wieder den historischen Namen Parti republicain radical et radical socialiste an Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Dritte Republik bis zum Ersten Weltkrieg 3 Zwischenkriegszeit 4 Etat francais und Provisorische Regierung 5 Vierte Republik 6 Funfte Republik 7 Spaltung und Nachfolge 8 Ideologie 9 Wahlergebnisse der Radikalen Partei 10 Literatur 11 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDen Begriff Radikale benutzten nach 1830 die Anhanger der Julimonarchie um die Republikaner politisch ins Abseits zu stellen Ab 1835 bezeichneten sich die Republikaner zunehmend selbst als Parti radical die Eigenbezeichnung republikanisch war in dieser Epoche verboten Gemass dem Selbstverstandnis seiner Vertreter war der Radikalismus 1842 die Lehre der Erneuerung die zur Grundlage das Gewissen und die Vernunft nimmt cette doctrine d innovation qui prend pour la base la conscience et la raison die Radikalen sahen sich damals im Unterschied zu den Liberalen und anderen Anhangern moderater Reformen als Vorkampfer einer grundlegenden Erneuerung der politischen Institutionen Auch im Second Empire profilierten sich die Radikalen als Opposition so mit dem Programm von Belleville 1869 das vom spateren Premierminister Leon Gambetta unterstutzt wurde Nach dem Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 und der Ausrufung der Dritten Republik trennten sich die Republikaner in verschiedene Stromungen und Fraktionen Den moderaten oder opportunistischen Republikanern standen die radikalen oder unnachgiebigen intransigeants gegenuber 2 In der 1871 gewahlten verfassunggebenden Nationalversammlung sass der radikale Flugel der Republikaner in der Fraktion Union republicaine gefuhrt von Leon Gambetta Als sich diese jedoch den moderaten Republikanern annaherte spaltete sich 1876 die Extreme gauche unter Louis Blanc Desire Barodet und Georges Clemenceau ab Eine zweite radikale Abspaltung von der Union republicaine Gambettas war 1881 die Fraktion Gauche radicale die anders als die Extreme gauche zeitweilig mit Regierungen der gemassigten Republikaner zusammenarbeitete Nach den Wahlen 1885 bei denen die Radikalen hinzugewannen waren mit Rene Goblet 1886 87 und Charles Floquet 1888 89 erstmals Vertreter dieser Fraktion Premierminister sie regierten in Bundnissen mit den gemassigten Republikanern Die Fraktion Extreme gauche nahm 1892 93 vorubergehend und ab 1895 dauerhaft den Namen Groupe radical socialiste an Dritte Republik bis zum Ersten Weltkrieg BearbeitenUm die Jahrhundertwende formierten sich die Radikalen als eine wirtschaftlich und sozial eher zentristisch eingestellte antiklerikale antimonarchistische und somit radikal republikanische ideologische Bewegung Radikale Gruppen erreichten bei den Wahlen von 1898 bereits 24 Prozent Nach der Revision des Dreyfus Verfahrens und dem gescheiterten rechten Putschversuch Paul Derouledes im Februar 1899 bildeten Radikale und der antiklerikale Flugel der gemassigten Republikaner von 1899 bis 1902 eine Regierung der Verteidigung der Republik unter Ministerprasident Pierre Waldeck Rousseau In dieser Zeit wurde die tagliche Arbeitszeit auf 11 Stunden beschrankt sowie die Frauen und Kinderarbeit reguliert Eine Unterwerfung der Kirche unter das neue Vereinsrecht wurde von der Kammer abgelehnt 1901 verabschiedete das Parlament ein Gesetz das die Existenz von Ordensgemeinschaften von einer gesetzlichen Zulassung abhangig machte Dies schuf einen Hebel zur Auflosung von kirchlichen Gemeinschaften Der Parti republicain radical et radical socialiste wurde 1901 gegrundet Heute ist er unter der Bezeichnung Parti radical historique bekannt Er wurde seinerzeit haufig nur als Parti radical socialiste PRS dt Radikale Sozialistische Partei bezeichnet und entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer linker und zentristischer Stromungen als Folge der Dreyfus Affare In den politisch extrem instabilen Zeiten bis zum Ende der Dritten Republik 1940 stellte die Partei in rasch wechselnden Kabinetten 31 mal den Premierminister Bei den Wahlen von 1902 siegte der Linksblock bloc des gauches aus Radikaler Partei Waldeck Rousseaus gemassigt republikanischer Alliance republicaine democratique und Sozialisten Diese Allianz stellte anschliessend die Regierung unter Fuhrung des Radikalsozialisten Emile Combes Im selben Jahr wurden 3000 staatlich nicht genehmigte kirchliche Schulen geschlossen und die Besoldung der Bischofe durch die Regierung eingestellt im Folgejahr wurden alle Ordensgemeinschaften aufgelost 1905 kam es mit dem Loi Combes zur volligen Trennung von Staat und Kirche Samtliches Eigentum an Kirchen und Gebauden ging an den Staat 2500 kirchliche Schulen wurden geschlossen Kruzifixe wurden aus offentlichen Gebauden entfernt der Religionsunterricht an staatlichen Schulen abgeschafft Federfuhrend bei der Vorbereitung des Gesetzes war der mit der diesbezuglichen Ausschussfuhrung beauftragte Sozialist Aristide Briand nbsp Georges Clemenceau Premierminister 1906 09 und 1917 20Von 1906 bis 1909 fuhrte Georges Clemenceau die Regierungen der den Radikalen nahestand ohne Parteimitglied zu sein Unter Clemenceau naherten sich Frankreich und Grossbritannien an was 1907 in der Entente cordiale zum Ausdruck kam Uberdies wurden die Weichen fur die Einfuhrung der Einkommensteuer durch Clemenceaus Finanzminister Joseph Caillaux gestellt Auf Clemenceau folgte als Premierminister der unabhangige Sozialist Aristide Briand Dieser war 1906 als Minister in eine burgerliche Regierung eingetreten und daher aus der Sozialistischen Partei SFIO ausgeschlossen worden Bei der Parlamentswahl 1910 verdoppelten die Radikalen ihre Sitzzahl und wurden mit Abstand starkste Kraft Allerdings sassen ihre Abgeordneten weiterhin in zwei verschiedenen Fraktionen der linke Flugel in der Groupe radical socialiste der eher zur Mitte tendierende in der Gauche radicale Durch den gleichzeitigen Vormarsch der sozialistischen SFIO ruckte das politische Spektrum nach links Sinistrisme und die Parti radical wanderte in die Mitte des Parlaments 3 Alle Regierungen der folgenden Jahre stutzten sich massgeblich auf die Parti radical auch wenn sie nicht immer den Premierminister stellte Unter dem Vorsitz Joseph Caillaux beschloss die zuvor nur locker organisierte Partei 1913 auf ihrem Kongress in Pau eine straffere Struktur Dazu gehorte auch die Pflicht fur ihre Abgeordneten einer gemeinsamen Fraktion anzugehoren Ein Teil der Abgeordneten wollte jedoch ihre Unabhangigkeit bewahren und blieb in der separaten Fraktion Gauche radicale Sie trennten sich dadurch von der Parteiorganisation und wurden Radicaux independants unabhangige Radikale genannt 4 Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs und zu Kriegsbeginn spielte der konservative Staatsprasident Raymond Poincare von der Alliance Democratique die dominierende Rolle Unter Poincare war als Antwort auf die deutsche Aufrustung 1913 die Dienstzeit der Wehrpflichtigen in der franzosischen Armee auf drei Jahre verlangert worden Wahrend des Krieges beteiligte sich die Radikale Partei an der nationalen Allparteienregierung der Union sacree Der unabhangige Radikale Georges Clemenceau war von November 1917 bis Januar 1920 Premierminister wahrend der Endphase des Krieges und unmittelbaren Nachkriegszeit Zwischenkriegszeit Bearbeiten nbsp Edouard Herriot der am langsten amtierende Parteivorsitzende in der Geschichte des Parti radical 1919 26 1931 36 und 1945 57 Nach dem Ersten Weltkrieg konnten die Konservativen 1919 mit Hilfe Unabhangiger Radikaler die keine linken Mehrheiten stutzen wollten die absolute Stimmenmehrheit sowie 70 aller Parlamentssitze gewinnen Das parlamentarische Bundnis nannte sich Bloc national Erstmals seit der Jahrhundertwende war es den Konservativen wieder moglich eine ganze Legislaturperiode sowohl die Kammer als auch die Regierung zu dominieren Die Nachkriegsjahre waren im Sinne der Union sacree von einer betont nationalen Einheitshaltung gepragt weshalb die Radikalen im Gegensatz zu den Sozialisten auch die Regierung stutzen Die Regierung Poincare II 15 Januar 1922 bis 29 Marz 1924 liess im Januar 1923 wegen Zahlungsproblemen bei den deutschen Reparationen das Ruhrgebiet besetzen Aus Ablehnung dieser Besetzung kam es zu einer Annaherung von Radikalen und Sozialisten was 1924 zu einem Linksbundnis fuhrte das von Gruppen wie der Liga fur Menschenrechte vorbereitet worden war Gemeinsam mit den Sozialisten gewann die Radikale Partei im Rahmen dieses Cartel des Gauches bei der Wahl im Mai 1924 die Parlamentsmehrheit Mit nur 38 Prozent der Stimmen verfugte diese Allianz trotzdem uber eine parlamentarische Mehrheit Die sozialistische SFIO stellte jedoch im Rahmen des Kartells keine Regierungsmitglieder das Bundnis war ein parlamentarisches In diesem Zeitraum wurden die Truppen aus dem Ruhrgebiet abgezogen und die Sowjetunion diplomatisch anerkannt Im Rahmen der Vertrage von Locarno wurde Deutschland in den Volkerbund aufgenommen und das Verhaltnis zwischen Deutschland und Frankreich entspannte sich Wegen innerer Streitereien im Cartel des Gauches es kam zum Bruch zwischen Radikalen und Sozialisten bildete im Juli 1926 wieder der Konservative Poincare seine vierte Regierung Im Rahmen der bestehenden parlamentarischen Mehrheiten wurde das moglich weil die Radikalen die Seiten wechselten Diese als Union nationale bezeichnete breite Regierung von den Radikalen bis zur nationalistischen Federation republicaine bestand bis 1929 1928 wandten sich die Radikalen wieder der SFIO zu es kam zur Wiederbelebung des Cartel des Gauches fur die Parlamentswahlen im April 1928 Das Kartell verlor relativ wenige Stimmen die Mehrheitsverhaltnisse wurden jedoch durch die Wahlarithmetik zu Gunsten der Konservativen umgekehrt nbsp Edouard Daladier Parteivorsitzender der Radikalen 1927 31 1936 39 und 1957 58 zwischen 1933 und 1940 dreimal PremierministerIm Mai 1932 errang das Cartel des Gauches unter Edouard Herriot als Bundnis aus Radikalen mit der SFIO und kleineren sozialistischen Gruppen 46 Prozent der Stimmen Die Mehrheit war wegen der inneren Zersplitterung des Cartel des Gauches jedoch fragil Der kommunistische Parti communiste francais PCF war nach wie vor nicht Teil des Kartells Bereits im Dezember 1932 trat Herriot im Streit um die interalliierten Kriegsschulden zuruck es folgten mehrere kurzlebige Kabinette die alle an den Herausforderungen der Weltwirtschaftskrise scheiterten Nach Unruhen der rechtsextremen Ligen am 6 Februar 1934 kam obwohl eine linke Mehrheit in der Kammer weiter moglich war wieder eine Union nationale unter Beteiligung der Radikalen die einmal mehr die Seiten wechselten an die Macht Mit dem Parti radical socialiste Camille Pelletan PRS CP Radikal sozialistische Partei Camille Pelletan spaltete sich 1934 der linke Flugel vom Parti radical ab weil er nicht mit der Bildung einer Mitte rechts Koalition unter Gaston Doumergue einverstanden war Die Splitterpartei konnte sich allerdings nicht dauerhaft im franzosischen Parteiensystem etablieren und verschwand mit dem Ende der Dritten Republik wieder Bei den Parlamentswahlen vom 26 April und 3 Mai 1936 siegte der Front populaire bestehend aus Radikalen SFIO und PCF Letztere stellte keine Minister in der Regierung unterstutzte das Bundnis jedoch im Parlament wo die Volksfront mit 57 Prozent der Stimmen eine solide Mehrheit hatte Zum ersten Mal erreichten die SFIO mehr Stimmen als die Radikale Partei wodurch Leon Blum zum ersten sozialistischen Premier Frankreichs wurde Die Regierung setzte zahlreiche Sozialreformen um Zum ersten Mal waren drei Frauen in der Regierung Vincent Auriol war Finanzminister Charles Spinasse beide SFIO Wirtschaftsminister Die Regierung wollte im keynesianischen Sinne die Wirtschaft durch Konsum ankurbeln Wegen der neutralen Haltung im Spanischen Burgerkrieg die von den Radikalen aber auch von Grossbritannien eingefordert wurde kam es zum Zerwurfnis mit der PCF Von Juni 1937 bis Marz 1938 war mit Camille Chautemps wieder ein Mitglied der Parti radical Premierminister Blums zweite Amtszeit 13 Marz bis 8 April 1938 wahrte weniger als einen Monat Er trat zuruck nachdem der konservativ dominierte Senat ihm volle finanzielle Freiheiten verweigert hatte Bis kurz zum Ende der Republik kam es zu einer Regierung unter dem Radikalen Edouard Daladier Diese Regierung folgte vorerst der Appeasement Politik Chamberlains was in der Unterstutzung des Munchner Abkommens vom September 1938 mundete Am 3 September 1939 wurde Deutschland der Krieg erklart Etat francais und Provisorische Regierung BearbeitenUnter dem Eindruck der katastrophalen politischen Instabilitat im Vorfeld des Krieges die auch fur die Niederlage vom Juni 1940 verantwortlich gemacht wurde stimmte die Nationalversammlung im Juli 1940 in Vichy mit 569 zu 80 Stimmen fur das Ende der Dritten Republik Damit war der Etat francais an Stelle der Republik entstanden und der Weg frei fur die Ermachtigung Marschall Petains als Chef d Etat Die uberwiegende Mehrheit der radikalen Abgeordneten stimmte fur die Ermachtigung einige jedoch dagegen Einige der Petain Gegner z B Edouard Daladier Pierre Mendes France Jean Zay flohen anschliessend auf dem Passagierdampfer Massilia nach Nordafrika 5 An der provisorischen Regierung unter Charles de Gaulle war die Radikale Partei von September 1944 bis November 1945 mit vier Ministern beteiligt u a Jules Jeanneney als Ministre d Etat Pierre Mendes France fur Volkswirtschaft Mendes France trat jedoch bereits im April 1945 wegen Uneinigkeit uber die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik zuruck An de Gaulles zweitem Kabinett waren die Radikalen nicht beteiligt Vierte Republik Bearbeiten nbsp Pierre Mendes France Premierminister 1954 55In der vierten Republik 1946 1958 waren die Radikalen zwar eine wichtige Partei konnten aber an ihre Dominanz der Vorkriegszeit nicht mehr anschliessen In den rasch wechselnden Kabinetten zwischen 1947 und 1958 stellten sie zwolf Mal ofter als alle anderen Parteien den Premierminister Sie kandidierten stets gemeinsam mit der Union democratique et socialiste de la Resistance UDSR die aus dem antikommunistischen Teil des Widerstands hervorgegangen war im Parteienbundnis Rassemblement des gauches republicaines das trotz seines Namens nicht links sondern eher in der rechten Mitte des politischen Spektrums verortet wurde Ab 1947 waren die Radikalen als Teil der Troisieme Force dritte Kraft die sich als Gegenkraft zu Kommunisten und Gaullisten bildete permanent an der Regierung beteiligt Ihre Koalitionspartner waren neben der UDSR die sozialistische SFIO die christdemokratischen Volksrepublikaner und die liberal konservativen unabhangigen Republikaner Dieses Bundnis konnte sich 1951 nicht zuletzt durch eine kreative Wahlrechtsreform im Vorfeld der Parlamentswahlen die Mehrheit sichern Vertreter der Radikalen wie Maurice Faure gehorten zu den Vorkampfern der europaischen Integration die Europaische Verteidigungsgemeinschaft war jedoch auch innerhalb der Partei umstritten Unter dem radikalen Premier Pierre Mendes France 1954 1955 der den franzosischen Kolonialismus ablehnte kam es mit Ruckendeckung durch den gemassigt konservativen Prasidenten Rene Coty zur Beendigung des Krieges in Indochina und zur Entlassung der nordafrikanischen Protektorate Tunesien und Marokko in die Unabhangigkeit Auf einem ausserordentlichen Parteitag im Mai 1955 ubernahm Mendes France die Parteifuhrung formal war Edouard Herriot Vorsitzender auf Lebenszeit und versuchte die Parti radical nach links zu rucken Fur die Wahlen im Januar 1956 bildete sich die Front republicain aus SFIO Radikalen UDSR und Linksgaullisten Edgar Faure und der rechte Parteiflugel lehnten dieses Bundnis jedoch ab und bildeten mit den burgerlichen Parteien MRP und CNIP ein Mitte rechts Bundnis Faure wurde deshalb aus der Parti radical ausgeschlossen Die Front republicain erhielt zwar weniger Stimmen als Faures Mitte rechts Bundnis konnte aber mit Unterstutzung der PCF die Regierung bilden Wegen Uneinigkeit in der Algerienfrage spaltete sich im Oktober 1956 ein Teil der Radikalen um Henri Queuille und Andre Marie der fur den Verbleib Algeriens bei Frankreich eintrat von der Partei ab und bildete das Centre republicain Die Verhaltnisse waren besonders wegen des seit 1954 entbrannten Algerienkriegs extrem instabil was 1958 zur Ruckkehr De Gaulles an die Macht fuhrte Dieser stimmte nach der Krise und dem Putschversuch im Mai 1958 auch ein Teil der Radikalen zu Beim Verfassungsreferendum das zur Grundung der Funften Republik fuhrte empfahl die Parti radical mit ja zu stimmen Pierre Mendes France ein entschiedener Gegner de Gaulles und der neuen Verfassung trat daraufhin aus der Partei aus Funfte Republik BearbeitenBei den Parlamentswahlen 1958 fuhr die Rechte mit 46 den grossten Wahlsieg seit 1902 ein die Linke verlor uber vier Prozentpunkte Erstmals seit 1924 verlor Mitte links kommunistische PCF sozialistische SFIO und Radikale die absolute Stimmenmehrheit an Mitte rechts Die Radikalen traten als eigenstandige Kraft an und erreichten 8 4 In der ersten Regierung der Funften Republik dem Kabinett Debre waren die Radikalen kurzzeitig von Januar bis Mai 1959 mit Jean Berthoin als Innenminister vertreten Dann gingen sie in die Opposition In der anfangs vollig gaullistisch dominierten Funften Republik spielten sie keine wesentliche Rolle mehr Als selbststandige Partei traten die Radikalen zum letzten Mal zur Parlamentswahl 1962 an und erreichten 7 8 der Stimmen Zur Prasidentschaftswahl 1965 unterstutzten die Radikalen den gemeinsamen Kandidaten der Linken einschliesslich der PCF Francois Mitterrand der beachtliche 45 erreichte aber de Gaulle unterlag Bei den Parlamentswahlen von 1967 und 1968 integrierte sich die Radikale Partei in die nicht kommunistische Linke der Federation de la gauche democrate et socialiste FGDS unter anderem mit der SFIO und Mitterrands Convention des institutions republicaines CIR hervorgegangen aus der UDSR Bei den Wahlen 1967 erreichte die FGDS 19 und 1968 noch 16 5 der Stimmen Das Bundnis FGDS loste sich noch 1968 auf Zur Prasidentschaftswahl 1969 unterstutzte der Parti radical den Christdemokraten Alain Poher vom Centre democrate der im zweiten Wahlgang dem Gaullisten Georges Pompidou unterlag Spaltung und Nachfolge Bearbeiten nbsp Jean Jacques Servan Schreiber letzter Parteivorsitzender vor der Spaltung1971 wurde der Journalist Jean Jacques Servan Schreiber bekannt als JJSS Herausgeber des Nachrichtenmagazins L Express zum Vorsitzenden des Parti radical gewahlt Dieser strebte zusammen mit dem Christdemokraten Jean Lecanuet ein Bundnis der reformorientierten nicht gaullistischen burgerlichen Gruppierungen an Dieses im November 1971 gegrundete Mouvement reformateur sollte eine Alternative zu den Gaullisten einerseits und dem linken Lager andererseits sein Dies fuhrte zur Spaltung da der linke Flugel der Radikalen stattdessen im Rahmen der von Francois Mitterrand initiierten Union de la gauche zusammen mit Sozialisten und Kommunisten zu den anstehenden Parlamentswahlen antreten wollte Die Mehrheit der Delegierten auf dem Parteitag der Radikalen Partei am 26 Juni 1972 stellte sich jedoch hinter Servan Schreiber Dennoch unterzeichnete Robert Fabre vom linken Flugel des Parti radical am 12 Juli 1972 mit Mitterrand PS und Georges Marchais PCF das gemeinsame Regierungsprogramm der Linken programme commun Anschliessend spaltete sich am 4 Oktober 1972 das Mouvement de la gauche radicale socialiste MGRS Bewegung der radikal sozialistischen Linken unter Fuhrung Fabres und des ehemaligen Parteivorsitzenden Maurice Faure vom Parti radical ab Das MGRS benannte sich spater in Parti radical de gauche PRG Linke Radikale Partei um und fungierte in den folgenden vier Jahrzehnten zumeist als kleiner Partner der Sozialisten Der verbliebene Rumpf des Parti radical behielt zwar den Namen und die juristische Personlichkeit der historischen Radikalen Partei von 1901 wird aber meistens nach der Adresse ihres Hauptquartiers in der rue de Valois als Parti radical valoisien bezeichnet Er steht ideologisch im Gegensatz zur Parteigeschichte dem rechts burgerlichen Lager deutlich naher Von 1978 bis 2002 war der Parti radical valoisien Teil der burgerlich zentristischen Union pour la democratie francaise UDF die den Staatsprasidenten Valery Giscard d Estaing unterstutzte Von 2002 bis 2011 war sie assoziierte Partei unter Wahrung ihrer juristischen Eigenstandigkeit der Union pour un mouvement populaire UMP von Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy Von 2012 bis 2017 war er Teil des zentristischen Parteienbundnisses Union des democrates et independants UDI Im Senat bestand auch nach der Spaltung des historischen Parti radical die Fraktion Gauche democratique fort ab 1989 unter dem Namen Rassemblement democratique europeen RDE ab 1995 Rassemblement democratique et social europeen RDSE der bis 2011 Senatoren sowohl des Parti radical de gauche als auch des Parti radical valoisien angehorten Nach den Umbruchen im franzosischen Parteiensystem die in der Prasidentschafts und Parlamentswahl 2017 zutage traten naherten sich Parti radical de gauche und Parti radical valoisien wieder an Sie fusionierten im Dezember 2017 zum Mouvement radical social liberal Die PRG verliess jedoch im Marz 2019 das Mouvement radical wieder das anlasslich des 120 Grundungsjubilaums der historischen Partei im Dezember 2021 wieder den Namen Parti republicain radical et radical socialiste oder Parti radical annahm 6 Ideologie BearbeitenDer Radikalismus ist eine fur den deutschsprachigen Raum schwer kategorisierbare ideologische Auspragung des Liberalismus weil er die politische Stossrichtung des linken Burgertums darstellt Das radikale Burgertum ist in Frankreich seit der Franzosischen Revolution von 1789 fester Bestandteil des politischen Lebens Es war uberdies federfuhrend bei den Erhebungen von 1830 und 1848 sowie wichtiger Bestandteil der Pariser Kommune von 1871 In Deutschland und Osterreich entspricht der Radikalismus am ehesten dem Linksliberalismus Wie in Frankreich so spielten auch in der Schweiz die Radikalen lange Zeit eine wichtige politische Rolle so etwa im Zuge der Regeneration In Frankreich hatte das radikale Burgertum eine viel langere Lebensdauer Es war um 1900 starkste politische Kraft im Lande und bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts fester Teil der politischen Parteienlandschaft Mit der Bezeichnung radikal wird die vollige Ablehnung der Monarchie und das Eintreten fur einen radikalen politischen Systembruch hin zu einer Republik mit allgemeinem Wahlrecht statt Zensuswahlrecht unterstrichen Damit unterscheiden sich die Radikalen im 19 Jahrhundert von gemassigten Liberalen die fur eine konstitutionelle Monarchie eintreten Radikal ist aber auch die Wahl der Mittel weil revolutionare und somit gewaltsame Massnahmen unter Umstanden gebilligt wurden so verteidigte die Partei die historischen Errungenschaften der Franzosischen Revolution einschliesslich der Terreur In diesem Zusammenhang muss berucksichtigt werden dass die monarchistischen Stromungen in der dritten franzosischen Republik von 1870 bis zur Jahrhundertwende beachtliche Wahlergebnisse einfuhren Die radikale Partei stand uberdies vor allem fur Laizismus und Antiklerikalismus also eine Zuruckdrangung der katholischen Kirche aus dem offentlichen Leben Wahrend der Dritten Republik wurden die Radikalen dann zu einer staatstragenden Partei sie traten fur den Erhalt des Privateigentums ein und verhielten sich meist prokolonial Die soziale Frage wollte sie mittels moderater Reformen losen Auf der Agenda standen seit den 1890er Jahren die progressive Einkommensteuer und die Einfuhrung von Sozialversicherungen Nicht untypisch fur den Radikalismus ist seine Wandlungsfahigkeit vor allem nach rechts Bei Arbeitskampfen schreckten Vertreter des Radikalismus zur Auflosung von Streiks nicht vor autoritaren oder gewaltsamen Massnahmen zuruck So im Falle des Bergarbeiterstreiks im Departement Pas de Calais 1906 den Innenminister Georges Clemenceau der aus dem radikal sozialistischen Lager kam mit militarischen Mittel niederschlagen liess Die radikale Partei schloss im politischen Alltag verschiedene Bundnisse mit linken und rechten Parteien und war in allen moglichen Regierungskonstellationen vertreten Vier Mal kam ein mehrheitsfahiges Linksbundnis zu Stande 1902 im Bloc des gauches mit der sozialistischen SFIO und der damals zentristisch republikanisch ausgerichteten Alliance democratique die sich spater zur wichtigsten Mitte rechts Kraft im franzosischen Parteienspektrum entwickelte Das Bundnis verfugte uber 53 Prozent der Stimmen sowie uber eine breite Mehrheit an Mandaten 1924 im Cartel des gauches mit der sozialistischen SFIO Mit nur 38 Prozent der Stimmen verfugte diese Allianz trotzdem uber eine parlamentarische Mehrheit Das Kartell blieb auch fur die Wahlen von 1928 aufrecht und verlor relativ wenige Stimmen die Mehrheitsverhaltnisse wurden jedoch durch die Wahlarithmetik zu Gunsten der Konservativen umgekehrt 1932 im Cartel des Gauches mit der sozialistischen SFIO und kleineren sozialistischen Gruppen Diesmal erreichte das Bundnis zwar 46 Prozent der Stimmen die Mehrheit war auf Grund der inneren Zersplitterung des Cartel des Gauches wesentlich fragiler 1936 im Front populaire mit der sozialistischen SFIO und dem kommunistischen PCF Letztere stellte keine Minister in der Regierung unterstutzte das Bundnis jedoch im Parlament wo die Volksfront mit 57 Prozent der Stimmen beinahe uber eine 2 3 Mehrheit an Mandaten verfugte Wahlergebnisse der Radikalen Partei Bearbeiten1898 7 8 1902 32 8 1906 28 5 1910 32 1 1914 34 8 1919 17 9 1924 17 9 1928 17 8 1932 19 2 1936 14 5 1945 10 5 Juni 1946 11 6 November 1946 11 1 1951 10 2 1956 11 0 1958 8 3 1962 7 8 Von 1945 bis 1956 kandidierte die Radikale Partei mit der Union democratique et socialiste de la Resistance UDSR im Parteienbundnis Rassemblement des gauches republicaines Literatur BearbeitenSerge Berstein Histoire du Parti Radical 2 Bande Presses de Sciences Po 1980 1982 Serge Berstein Marcel Ruby Hrsg Un siecle de radicalisme Septentrion Villeneuve d Ascq 2004Einzelnachweise Bearbeiten Daniela Neri Ultsch Sozialisten und Radicaux eine schwierige Allianz Linksbundnisse in der Dritten Franzosischen Republik 1919 1938 Oldenbourg Munchen 2005 S 42 50 82 93 David Hanley Party Society Government Republican Democracy in France S 59 Daniela Neri Ultsch Sozialisten und Radicaux eine schwierige Allianz Linksbundnisse in der Dritten Franzosischen Republik 1919 1938 Oldenbourg Munchen 2005 S 23 Gerard Baal La fondation du parti radical In Serge Berstein Marcel Ruby Hrsg Un siecle de radicalisme Septentrion Villeneuve d Ascq 2004 S 49 69 hier S 68 69 Christiane Rimbaud L affaire du Massilia ete 1940 Seuil Paris 1984 Le Mouvement radical redevient Parti radical In Le Figaro 2 September 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parti republicain radical et radical socialiste amp oldid 238685972