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Der Waffenstillstand von Compiegne im Zweiten Weltkrieg wurde am 22 Juni 1940 zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich im nordfranzosischen Compiegne geschlossen und beendete den Westfeldzug Im Franzosischen werden beide Waffenstillstande 1918 und 1940 auch l Armistice de Rethondes genannt Der Waffenstillstand sah die Besetzung von 60 Prozent des franzosischen Territoriums in Europa durch die deutsche Wehrmacht vor Im unbesetzten Teil Frankreichs bildete sich das eng an Deutschland angelehnte Vichy Regime Die Bedingungen des Waffenstillstands kamen einer Kapitulation Frankreichs gleich es verlor seine vormalige Souveranitat Das Vichy Regime protestierte schon im September 1940 gegen die volkerrechtswidrige De facto Annexion von Elsass Lothringen und weitere Vertragsverletzungen des Deutschen Reiches Vorbesprechung am 21 Juni 1940 v l n r Joachim von Ribbentrop Adolf Hitler Hermann Goring Erich Raeder Walther von Brauchitsch Rudolf Hess Inhaltsverzeichnis 1 Politische Rahmenbedingungen 2 Verhandlungsverlauf 3 Vertragsbedingungen 4 Folgen des Waffenstillstands 5 Vertragsverletzungen 6 Unterzeichner 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweisePolitische Rahmenbedingungen BearbeitenDer sogenannte Sitzkrieg wurde am 10 Mai 1940 mit dem Angriff auf die Niederlande Belgien und Luxemburg Fall Gelb und dem Vorstoss durch Frankreich zur Kanalkuste an der Mundung der Somme beendet Dieses war der erste Teil des Westfeldzugs Da er zugig gelang konnte die Wehrmacht am 5 Juni 1940 mit dem zweiten Teil beginnen dem Fall Rot der Vorstoss nach Sudfrankreich und in Richtung der Schweizer Grenze Die franzosische Armee erlitt eine beispiellose militarische Niederlage Durch die Strategie des Blitzkrieges gelang es der deutschen Wehrmacht die franzosischen und britischen Truppen in Belgien und Nordfrankreich vernichtend zu schlagen Begunstigt wurde dies durch einige Pannen und Fehlentscheidungen Zogern auf franzosischer Seite z B in der Schlacht bei Sedan veraltete Strategien mangelnde Motorisierung der franzosischen Armee und dadurch dass ein zu grosser Teil der Armee an der Maginot Linie belassen wurde Am 10 Juni 1940 wurde Paris zur offenen Stadt erklart und am 14 Juni von deutschen Truppen eingenommen Der Regierungschef der Dritten Republik Paul Reynaud verkundete angesichts der Niederlage am 16 Juni 1940 seinen Rucktritt Als neuer Staatschef wurde Marschall Petain bestimmt Einen Tag darauf bat Petain seit der Schlacht um Verdun im Jahr 1916 als Nationalheld gefeiert um einen Waffenstillstand mit dem Deutschen Reich Verhandlungsverlauf Bearbeiten vlnr Joachim von Ribbentrop Wilhelm Keitel Hermann Goring Rudolf Hess Adolf Hitler Erich Raeder Walther von Brauchitsch 21 Juni 1940 Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland 22 Juni 1940 links Wilhelm Keitel als deutscher Verhandlungsleiter ihm gegenuber rechts Charles Huntziger der die Bedingungen des NS Regimes akzeptieren mussteDer deutsche Diktator Adolf Hitler sah in diesem Ersuchen die willkommene Gelegenheit sich fur die Niederlage von 1918 und insbesondere fur den als uberhart empfundenen von den Alliierten weitgehend diktierten Friedensvertrag von Versailles zu rachen Als Ort wahlte er die Lichtung von Compiegne bei Compiegne d h denselben Platz an dem der Waffenstillstand 1918 unterzeichnet worden war Die Verhandlungen fanden in dem auch 22 Jahre zuvor verwendeten Waggon statt Hitler hatte den Wagen von Compiegne eigens aus dem Museumsgebaude holen wozu die Wand auf der Frontseite teilweise herausgebrochen werden musste und auf die Gleise stellen lassen Im Vorfeld der Verhandlung wurde das franzosische Denkmal das an den Sieg 1918 erinnerte mit der Reichskriegsflagge bedeckt Wiederum wurden die Waffenstillstandsbedingungen weitgehend diktiert diesmal von deutscher Seite Diese Bedingungen kamen einer Kapitulation Frankreichs gleich denn sie beendeten die Existenz eines souveranen franzosischen Staates der Dritten Franzosischen Republik zu Gunsten des Vichy Regimes Vertragsbedingungen BearbeitenDie deutschen Forderungen des Jahres 1940 ergaben sich teilweise aus der Notwendigkeit fur die deutschen Streitkrafte die Gebiete gegenuber Grossbritannien fur eine weitere Kriegsfuhrung zu nutzen und Frankreich eine Weiterfuhrung des Kampfes unmoglich zu machen teilweise aber auch aus weitergehenden Annexions und Umvolkungs Planen wie sie in einer Denkschrift des zustandigen Staatssekretars Wilhelm Stuckart vorgeschlagen worden waren 1 Nordfrankreich und die Kustengebiete zum Atlantik insgesamt 60 Prozent des Landes fielen direkt unter deutsche Besatzung Die Departements Nord und Pas de Calais beide teilw flamischsprachig unterstellte man der Militarverwaltung in Belgien und Nordfrankreich Die franzosische Armee wurde auf eine Starke von 100 000 Mann festgesetzt Der Status der franzosischen Kriegsgefangenen sollte in einem folgenden Friedensvertrag geklart werden Artikel 3 stellte der franzosischen Regierung frei ihren Sitz im unbesetzten Teil Frankreichs oder aber in Paris zu nehmen Artikel 19 sah vor dass Frankreich samtliche vom Deutschen Reich benannten deutschen Staatsburger die sich auf franzosischem Territorium befanden auszuliefern hatte 2 Die Wehrmacht verfolgte auch in Frankreich die Strategie ihre Besatzungstruppen vom besiegten Land ernahren zu lassen Der franzosische Staat wurde dazu verpflichtet die Kosten der deutschen Besatzung 20 Millionen Reichsmark pro Tag zu tragen 3 Die inneren Verhaltnisse der franzosischen Kolonien blieben unangetastet Die franzosische Kriegsflotte sollte nicht vollstandig demobilisiert werden gemass Artikel 8 war ein Teil der Kriegsflotte zur Wahrung franzosischer Interessen in den franzosischen Kolonien freigegeben Zur Regelung strittiger Fragen wurde am 30 Juni 1940 eine Waffenstillstandskommission eingerichtet die fur die Zeit der Besetzung existieren sollte und in Wiesbaden residierte Ihre Bezeichnung war Deutsche Waffenstillstandskommission DWstK sie verfugte uber eine Aussenstelle in Paris und uber Kontrollinspektionen in Bourges und in Nordafrika und unterstand dem Oberkommando der Wehrmacht OKW Die Waffenstillstandskommission wurde ursprunglich als die legitime Verbindungsstelle zwischen der deutschen Regierung und der franzosischen Regierung angesehen Vorsitzender der Kommission war bis Februar 1941 der Kommandierende General des II Armeekorps General Carl Heinrich von Stulpnagel spater Militarbefehlshaber danach General der Artillerie Oskar Vogl Die drei Wehrmachtsteile stellten je einen hoheren Offizier als Abgeordneten in die Kommission die Chefs der jeweiligen Unterkommissionen Heer Luftwaffe und Marine waren Der Chef der franzosischen Delegation war bis zum 14 September 1940 General Charles Huntziger danach General Paul Andre Doyen 4 Folgen des Waffenstillstands Bearbeiten Der franzosische General Charles Huntziger beim UnterzeichnenDer Waffenstillstand trat am 25 Juni 1940 in Kraft Er sah keine territorialen Veranderungen vor Das Deutsche Reich hatte zwischen dem 15 und dem 22 Juni die Departements Bas Rhin Haut Rhin im Elsass und Moselle in Lothringen deutscher Zivilverwaltung unterstellt und de facto annektiert Am 28 Juni zogen die Deutschen in Strassburg ein im September brannte die Synagoge der Stadt Als Chefs der Zivilverwaltung setzte das Armee Oberkommando Robert Wagner den badischen Gauleiter und Josef Burckel den des Gaus Saarpfalz ein die sofort das Abkommen aushebelten Von den Planen der Regierung Petain alarmiert ging Charles de Gaulle damals Staatssekretar des Kriegsstaates nach London ins Exil Dort hielt er am 18 Juni 1940 eine Radioansprache an das franzosische Volk die von der BBC ausgestrahlt wurde Wenige Tage nach dem Abschluss des Waffenstillstands fasste de Gaulle die in England verbliebenen 110 000 franzosischen Soldaten zu den Freien Franzosischen Streitkraften Forces francaises libres zusammen und proklamierte die Fortsetzung des Krieges Der Vertrag verzogerte die Bildung einer Widerstandsbewegung Resistance auf franzosischem Boden da das autoritare Kollaborationsregime diese durch Repressionen unterdruckte Als direkte militarische Folge des Waffenstillstands beschoss die britische Marine wenige Tage nach den Ereignissen die franzosische Flotte bei Mers el Kebir um sie nicht in deutsche Hande fallen zu lassen siehe Operation Catapult Der Auslieferungsartikel 19 Absatz 2 wurde vom Deutschen Reich dazu benutzt rassisch oder politisch verfolgter Emigranten habhaft zu werden Diese wurden auf Anforderung des deutschen Auswartigen Amtes durch die franzosische Polizei verhaftet und in der Regel an die Gestapo ubergeben Von dort kamen sie meist direkt in ein Konzentrationslager was fur die Mehrheit den sicheren Tod bedeutete 5 Auf Befehl Hitlers wurden der Waggon der Erinnerungsstein siehe Gestaltung der Lichtung von Compiegne und das franzosische Siegesmonument nach Berlin verbracht Zerstort wurden die Erinnerungsstatten einschliesslich der beiden Steine zur Markierung der Stelle an der am 11 November 1918 die beiden Waggons standen Die Inschrift auf einem der beiden Steine lautete L e s pl e nipotentiaires Allemands d h Die deutschen Bevollmachtigten 6 Lediglich das Denkmal von Marschall Foch wurde erhalten 7 Frankreich sieht heute im Waggon von Compiegne wieder eines seiner wichtigsten historischen Monumente Der Ort der Unterzeichnung der beiden Waffenstillstande ist zugleich zu einem Platz der Aussohnung zwischen Frankreich und Deutschland geworden Gegenuber dem Denkmal von General Foch auf der Lichtung wachst heute eine Eiche aus dem Wald der ehemaligen Luftmunitionsanstalt Crawinkel Der junge Baum wurde dort ausgegraben wo der Waggon von Compiegne 1945 letztlich zerstort wurde 8 Vertragsverletzungen BearbeitenAm 3 September 1940 protestierte General Huntziger fur die Vichy Regierung in zwolf Punkten gegen die Annexion Elsass Lothringens und die damit verbundenen Vertragsverletzungen des Deutschen Reiches 9 die Amtsenthebung franzosischer Beamter wie Prafekten Unterprafekten und Burgermeister die Vertreibung des Bischofs von Metz die Weigerung den Bischof von Strassburg wieder einreisen zu lassen den Zusammenschluss des Elsass mit Baden und Lothringens mit der Saarpfalz die Grenzverschiebung die Einfuhrung der deutschen Verwaltung die Eingliederung von Post und Eisenbahn in das deutsche System das Verbot der franzosischen Sprache die Eindeutschung von Ortsnamen die Einfuhrung der Rasse Gesetzgebung und damit die Vertreibung der Juden die Verweigerung der Ruckkehr von Juden und die Beschlagnahme ihres Vermogens Ebenso erhob Huntzigers Nachfolger General Paul Doyen formell Einspruch gegen die Vertreibungen franzosischer Familien aus den drei Ost Departements die in den nicht besetzten Teil Frankreichs abgeschoben wurden Denn neben Bewohnern die mehr oder weniger freiwillig gefluchtet waren und nicht zuruckkehren durften hatten die Deutschen bis Ende September 1940 etwa 54 000 Elsasser und Lothringer in das verbleibende Frankreich abgeschoben Bis zum Jahresende 1940 wurde diese Zahl noch verdoppelt Unterzeichner Bearbeiten Herausfahren des Eisenbahnwaggons in dem 1918 der Waffenstillstand unterzeichnet wurde aus dem MuseumDeutschland Generaloberst Wilhelm Keitel Frankreich General Charles HuntzigerLiteratur BearbeitenHermann Bohme Der deutsch franzosische Waffenstillstand im Zweiten Weltkrieg Entstehung und Grundlagen des Waffenstillstandes von 1940 DVA Stuttgart 1966 Michel Launay L Armistice de 1940 PUF Paris 1972 Christoph Raichle Hitler als Symbolpolitiker Kohlhammer Verlag Stuttgart 2014 S 287 321 Kapitel Compiegne Peter Schottler Eine Art Generalplan West Die Stuckart Denkschrift vom 14 Juni 1940 und die Planungen fur eine neue deutsch franzosische Grenze im Zweiten Weltkrieg In Sozial Geschichte 18 Nr 3 2003 S 83 131 Weblinks Bearbeiten Commons Waffenstillstand von Compiegne 1940 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wikisource Convention d armistice du 22 juin 1940 Quellen und Volltexte franzosisch Wikisource Franco German Armistice Quellen und Volltexte englisch Text des Vertrags von 1940 in deutscher Sprache PDF 1 2 MB Text des Vertrags von 1940 in englischer Ubersetzung Filmaufnahmen von den Waffenstillstandsverhandlungen Ausschnitt aus der Deutschen Wochenschau Nr 512 vom 27 Juni 1940 Achtung die Darstellung und insbesondere die Kommentierung durch den Sprecher ist Teil der NS Propaganda Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Peter Schottler Eine Art Generalplan West Die Stuckart Denkschrift vom 14 Juni 1940 und die Planungen fur eine neue deutsch franzosische Grenze im Zweiten Weltkrieg In Sozial Geschichte N F 18 Nr 3 2003 S 83 131 http web me com passageetco ratlos in marseille D Exilplan STATUS PAPIERE html Gotz Aly Hitlers Volksstaat Raub Rassenkrieg und nationaler Sozialismus Fischer Frankfurt am Main 2005 S 170 Hermann Bohme Der deutsch franzosische Waffenstillstand im Zweiten Weltkrieg Entstehung und Grundlagen des Waffenstillstandes von 1940 DVA Stuttgart 1966 S 147 ff Andreas Studemann Die Entwicklung der zwischenstaatlichen Rechtshilfe in Strafsachen im nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1933 und 1945 Peter Lang 2009 ISBN 978 3 631 59226 7 S 451 Zeitenwende in Compiegne In Karntner Volkszeitung Unabhangiges Blatt fur alle Karntner Heimatblatter Sonntagsbeilage zur Karntner Volkszeitung Karntner Volkszeitung Deutsches Grenzlandblatt Karntner Volkszeitung 26 Juni 1940 S 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung kvh Der Wagen des Marschalls Foch und das Schandmal werden nach Berlin gebracht In Banater Deutsche Zeitung Sudostdeutsche Tageszeitung Organ der Deutschen in Rumanien 23 Juni 1940 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung bdz http jonastal de index php archiv ankuendigungen 396 presseerklaerung des jonastalvereins am 07052005 Les reactions du regime de Petain encyclopedie bseditions fr abgerufen 4 Februar 2016 49 427361111111 2 9064194444444 Koordinaten 49 25 38 5 N 2 54 23 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waffenstillstand von Compiegne 1940 amp oldid 234699937