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Wilhelm Stuckart 16 November 1902 in Wiesbaden 15 November 1953 in Egestorf war ein deutscher Verwaltungsjurist Politiker NSDAP und SS Obergruppenfuhrer Er wurde im Wilhelmstrassen Prozess als Kriegsverbrecher verurteilt Stuckart als Angeklagter im Wilhelmstrassen Prozess Aufnahme vom 1 Oktober 1948 Stuckart Frick und Globke 1941 in BratislavaStuckart als Vertreter des Innenministeriums im Besprechungsprotokoll der Wannseekonferenz am 20 Januar 1942Kommentar zum Reichsburgergesetz 1936 Inhaltsverzeichnis 1 Karriere 1 1 Staatssekretar im Reichsministerium fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung 1 2 Tatigkeit im Reichsministerium des Innern 1 3 SS Laufbahn 2 Prozess 1947 3 Nachkriegszeit 4 Deutungen 5 Ausgewahlte Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKarriere BearbeitenStuckart war Sohn eines Bahnangestellten und wurde christlich erzogen Nach dem Abitur 1922 am Staatlichen Realgymnasium in Wiesbaden 1 studierte er Rechtswissenschaft an den Universitaten Munchen und Frankfurt am Main Bereits als Oberschuler hatte er in der ortlichen Jugendorganisation der DNVP eine Leitungsposition ubernommen 2 In die 1923 verbotene NSDAP war er angeblich 3 im Dezember 1922 eingetreten Erneut trat er 1932 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 1 033 214 berief sich aber in der NS Zeit mit Erfolg 4 auf einen Eintritt bereits 1930 unter dem Namen seiner Mutter um die niedrigere Mitgliedsnummer 378 144 5 zu erhalten 1926 fungierte er als Rechtsberater der NSDAP in Wiesbaden 6 1928 promovierte er zum Dr jur mit der Dissertation Erklarung an die Offentlichkeit insbesondere die Anmeldung zum Handelsregister Beide juristischen Staatsprufungen bestand er mit der Note gut 7 Ab 1930 amtierte er als Amtsrichter von 1932 bis Marz 1933 war er Anwalt und Rechtsreferent der SA in Pommern Stuckart gehorte der SA ab 1932 an Er war von April bis Mai 1933 kurzzeitig kommissarisch Burgermeister in Stettin 6 und wechselte danach ins Preussische Kultusministerium 1933 gehorte Stuckart zu den Grundungsmitgliedern der nationalsozialistischen Akademie fur Deutsches Recht Hans Franks 8 Staatssekretar im Reichsministerium fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung Bearbeiten Hermann Goring berief den 30 jahrigen Juristen am 15 Mai 1933 als Ministerialdirektor ins Preussische Kultusministerium und am 30 Juni 1934 als Staatssekretar Im neugebildeten Reichserziehungsministerium wurde Stuckart am 7 Juli 1934 zum Reichsstaatssekretar ernannt Nach spaterer Darstellung von Beteiligten sollte Stuckart in dem von Bernhard Rust geleiteten Ministerium fur geordnete Verhaltnisse sorgen 9 Seit Sommer 1933 oblag Stuckart die Anwendung und Umsetzung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums und er war faktisch oft letzte Instanz bei der Entlassung von Lehrern und Hochschullehrern Nach Darstellung von Hans Christian Jasch der einige Falle exemplarisch recherchierte verfugte Stuckart uber einen gewissen Handlungsspielraum den er teils zu Gunsten teils aber zu Ungunsten des Betroffenen nutzte 10 1934 war Stuckart in seiner Eigenschaft als Staatssekretar im Preussischen Kultusministerium massgeblich in den bis heute umstrittenen Erwerb des sogenannten Welfenschatzes damals noch im Besitz judischer Kunsthandler durch den Staat Preussen unter Hermann Goring involviert 11 Stuckarts Verhaltnis zu seinem Minister Rust war von Anfang an konfliktbelastet Rust erliess Ende August 1934 eine Organisationsverfugung die mit einer Entmachtung seines Staatssekretars einherging Stuckart hielt diese Neuordnung des Ministeriums fur rechtswidrig und protestierte wurde aber gemassregelt auf Veranlassung seines Ministers vom Reichsparteitag ausgeschlossen beurlaubt und am 13 November 1934 in den einstweiligen Ruhestand versetzt Mit Fursprache Roland Freislers wurde Stuckart vorubergehend als Oberlandesgerichtsprasident in Darmstadt eingesetzt den Titel Staatssekretar wie auch die Besoldung durfte er beibehalten Am 11 Marz 1935 wurde Stuckart ins Reichs und Preussische Ministerium bzw Reichsministerium des Innern RMI berufen und als Leiter der Abteilung I Verfassung und Gesetzgebung eingesetzt 12 Tatigkeit im Reichsministerium des Innern Bearbeiten Stuckart war mit der Ausarbeitung der antijudischen Gesetzgebung befasst Er war an der Formulierung der Nurnberger Gesetze und der darauf fussenden Verordnungen beteiligt und verfasste 1936 gemeinsam mit Hans Globke einen Kommentar zur deutschen Rassengesetzgebung Die Namensanderungsverordnung vom 17 August 1938 die Juden einen Zwangsvornamen wie Sara oder Israel vorschrieb unterzeichnete Stuckart 13 der am 19 Marz 1938 wieder zum Staatssekretar ernannt worden war 14 fur das federfuhrende Innenministerium in Vertretung des Ministers 15 Stuckart unterstutzte Bestrebungen Juden in Bohmen und Mahren kennzeichnen zu lassen und warf in einem Schreiben vom 14 August 1941 die Frage auf ob eine entsprechende Verordnung nicht fur das gesamte Reichsgebiet erlassen werden konne 16 Er war wesentlich an der Ausarbeitung der 11 Verordnung zum Reichsburgergesetz beteiligt 17 durch die bei der Deportation deutschen Juden die Staatsangehorigkeit und das Vermogen entzogen wurde Stuckart sicherte mit seiner Tatigkeit die staats und volkerrechtliche Expansionspolitik ab Er entwarf zum Beispiel das Gesetz zur Wiedervereinigung Osterreichs mit dem Deutschen Reich RGBl I 1938 S 237 legitimierte die Einverleibung der Rest Tschechei durch den Reichsprotektoratserlass und arbeitete am Erlass uber die Verwaltung der besetzten polnischen Gebiete mit 18 Wahrend des Krieges war Stuckart auch mit nationalsozialistischen Europaplanen fur die Zeit nach dem angestrebten Endsieg befasst 19 und Mitherausgeber der Zeitschrift Reich Volksordnung Lebensraum Zeitschrift fur volkische Verfassung und Verwaltung RVL 20 Stuckart war im Januar 1942 Teilnehmer der Wannseekonferenz und wusste bereits vorher dass Reinhard Heydrich die Deportation der sogenannten Mischlinge Ersten Grades fordern wurde Stuckart begrundete seinen Vorschlag stattdessen die Zwangssterilisierung vorzuschreiben und Mischehen aufzulosen mit der ansonsten entstehenden unendlichen Verwaltungsarbeit Stuckart machte nach dem Krieg geltend er habe mit seinem Vorschlag zur Zwangssterilisierung lediglich Heydrichs Vorhaben sabotieren wollen Eine Massensterilisierung sei in Kriegszeiten gar nicht durchfuhrbar gewesen somit sei Zeit gewonnen und die Mischlinge seien gerettet worden Das von Stuckart vorgeschlagene Gesetz zur Zwangsscheidung von Mischehen wurde noch bis ins Jahr 1943 verhandelt kam jedoch nicht mehr zustande 21 Als Wilhelm Frick als Reichsinnenminister abgelost wurde machte sich Stuckart Hoffnung auf dieses Amt Goebbels trug unter dem 21 August 1943 in seinem Tagebuch ein Stuckart ist durch die Entwicklung um RIM etwas bedruckt Ich kann das verstehen er hatte es ja eigentlich verdient die Verwaltung zu ubernehmen 22 Heinrich Himmler der zum Reichsinnenminister ernannt wurde kummerte sich wenig um sein Amt und delegierte seine Befugnisse weitestgehend an Stuckart dem er auch die personalpolitischen Entscheidungen uberliess 23 Kurz vor Kriegsende wurde Stuckart durch den neuen Staatschef Karl Donitz nach dem Tod von Paul Giesler am 3 Mai 1945 geschaftsfuhrend als Reichsinnen und Kultur Erziehungs minister eingesetzt Am 23 Mai 1945 wurde Stuckart als Minister der Regierung Donitz im Sonderbereich Murwik interniert Bis zur Uberstellung nach Nurnberg im August 1945 war er im Gefangenenlager Nr 32 Camp Ashcan im luxemburgischen Bad Mondorf zusammen mit anderen hochrangigen Nationalsozialisten untergebracht SS Laufbahn Bearbeiten SS Standartenfuhrer 13 September 1936 5 SS Nr 280 042 5 SS Oberfuhrer 30 Januar 1937 5 SS Brigadefuhrer Januar 1938 24 SS Gruppenfuhrer Januar 1942 6 SS Obergruppenfuhrer Januar 1944 6 Prozess 1947 BearbeitenStuckart wurde 1947 im Wilhelmstrassen Prozess wegen folgender Verbrechen angeklagt 25 I Verbrechen gegen den Frieden Vorbereitung Einleitung und Fuhrung von Angriffskriegen und Kriegen unter Verletzung internationaler Vertrage S 6 V Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Greueltaten und Vergehen gegen die Zivilbevolkerung Verfolgung von Juden Katholiken und anderen Minderheiten S 78 VI Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Raub und Plunderung S 187 VII Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Sklavenarbeit S 241 VIII Mitgliedschaft in verbrecherischen Organisationen S 270 Sein Verteidiger war Curt von Stackelberg 26 Ab dem 15 April 1948 wurde der von Hermann Orth unterstutzt 27 Im Punkt I wurde Stuckart freigesprochen Er war als Mitglied des Reichsverteidigungsausschusses uber die Planung zur wirtschaftlichen Ausnutzung der zu erobernden Gebiete informiert es lagen ihm die Mobilisierungsplane vor aber es wurde kein Beweis dafur gefunden dass er die Angriffskriege geplant vorbereitet eingeleitet oder durchgefuhrt hat S 52 Zum Punkt V stellte er seinen auf der Wannseekonferenz vorgebrachten Plan alle Halbjuden zu sterilisieren als Verzogerungstaktik dar Die judischen Mischlinge seien dadurch von Deportation und Ermordung bewahrt worden die Durchfuhrung einer Massensterilisation sei wahrend des Krieges ausgeschlossen gewesen Nachdem der ebenfalls mit Judenangelegenheiten befasste 1944 jedoch wegen seiner Verbindungen zum Widerstand inhaftierte Bernhard Losener als Zeuge diese Version weitgehend bestatigt hatte sah das Gericht diesen Vorwurf zugunsten Stuckarts als nicht zweifelsfrei geklart an Die Richter werteten jedoch Stuckarts Ausarbeitung der Nurnberger Gesetze und deren Durchfuhrungsverordnungen als Bestandteil des Vernichtungsprogramms 28 Innerhalb des Reichsinnenministeriums war die Ausrottung der Juden kein Geheimnis Der Zeuge Globke hat als Zeuge des Angeklagten folgendes ausgesagt ich habe es gewusst dass diese Ausrottung systematisch vorgenommen worden ist S 167 An die Schreibtischtater gerichtet stellte es fest Wenn die Kommandanten der Todeslager bestraft werden und daruber haben wir keinen Zweifel dann sind die Manner ebenso strafbar die in der friedlichen Stille ihrer Buros in den Ministerien an diesem Feldzug durch Entwurf der fur seine Durchfuhrung notwendigen Verordnungen Erlasse und Anweisungen teilgenommen haben S 169 Zum Punkt VI stellte das Gericht fest dass er an der planmassigen Wirtschaftsplunderung der besetzten Gebiete aktiven Anteil nahm und sprach Stuckart schuldig Zu den ausserordentlich umfassenden Erklarungen der Entlastungszeugen erklarte das Gericht Er war in seiner Beamtentatigkeit bestimmt nicht jene harmlose Schaufensterfigur als die ihn die im Laufe der Beweisfuhrung vorgebrachten Erklarungen zu schildern versuchen S 167 Zum Punkt VII Sklavenarbeit war das Gericht der Meinung dass die Beweisaufnahme Stuckarts angebliche Beteiligung nicht uber jeden vernunftigen Zweifel erhaben ergeben habe und sprach Stuckart nicht schuldig Zum Punkt VIII Mitgliedschaft in verbrecherischen Organisationen stellte das Gericht fest dass Stuckart als Mitglied der SS verbrecherische Massnahmen und Programmpunkte der SS mit Himmler besprach Er war uber die Massenmorde an Juden in Riga unterrichtet er nahm an der Wannseekonferenz teil Er beteiligte sich an den Erlassen die der SS bei vielen ihrer Verbrechen von Nutzen waren Er wird der Anschuldigung gemass unter Anklagepunkt VIII fur schuldig befunden S 273 Stuckart befand sich im Krankenhaus und konnte an dem Prozess nur in einer kurzen Zeitspanne in der er seine eigene Verteidigung vorgebracht hat teilnehmen S 278 Weder das amerikanische Arztegremium noch die deutschen Arzte konnten eine gunstige Prognose abgeben Unter diesen Umstanden ist es nicht unwahrscheinlich dass eine Haft einem Todesurteil gleichkommen wurde Das Strafmass wurde daher auf genau drei Jahre zehn Monate und 20 Tage ab seiner Festnahme am 26 Mai 1945 bemessen sodass er mit der Urteilsverkundigung ein verurteilter Kriegsverbrecher aber frei war Nachkriegszeit BearbeitenVom Entnazifizierungshauptausschuss im Regierungsbezirk Hannover wurde Stuckart 1950 ohne Beschrankungen als Mitlaufer eingestuft Die Verfahrenskosten von 500 DM wurden ihm auferlegt 29 Stuckart hatte im Vorfeld versucht Vorbereitung und Gang des Verfahrens uber einen fruheren Mitarbeiter zu beeinflussen und anscheinend auch Entlastungserklarungen vorformuliert die er von fruheren Mitarbeitern unterzeichnen liess 30 Das Verfahren sah er an als Unrechtsverfahren wie es im Buche steht 31 Stuckart betrieb uber den Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten BHE dessen 3 Landesvorsitzender in Niedersachsen er 1951 geworden war 32 Initiativen um die Entnazifizierung allgemein zu beenden und u a Personen wie ihn selbst deren Beamtenverhaltnisse 1945 erloschen waren besser zu stellen 33 Um ein weiteres Entnazifizierungsverfahren in West Berlin zu verhindern das an seinen Hauserwerb 1938 in der Villenkolonie Wannsee anknupfte veranlasste er u a den niedersachsischen BHE Landesvorsitzenden und Landwirtschaftsminister von Kessel zu einem entsprechenden Schreiben an den parteilosen Berliner Innensenator Werner Muller 34 das erfolglos blieb Die Berliner Spruchkammer konnte Akten berucksichtigen die in Hannover nicht in das Verfahren eingegangen waren und entschied am 4 August 1952 Stuckart fur drei Jahre Wahlrecht und Wahlbarkeit zu entziehen sowie ihn von offentlichen Amtern und Berufen mit besonderen Zulassungsvoraussetzungen und von Versorgungsleistungen aus offentlichen Mitteln auszuschliessen Als Suhnemassnahme wurde eine Geldstrafe von 50 000 DM verhangt 35 Auf Stuckarts Berufung wurde die Sache jedoch zur erneuten Entscheidung zuruckverwiesen und nach dessen zwischenzeitlichem Tod im Mai 1954 eingestellt Ein gleichzeitiger Eroffnungsbeschluss nunmehr gegen Stuckarts Ehefrau wurde im Juni 1959 aufgehoben 36 Im Marz 1953 verklagte Stuckart das Land Niedersachsen nach dem Gesetz zur Regelung der Rechtsverhaltnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen und erreichte im Oktober 1953 die Festsetzung ruhegehaltfahiger Dienstbezuge nach Besoldungsgruppe B 5 der Reichsbesoldungsordnung 37 in die Ministerialdirektoren eingestuft waren Nach seiner Freilassung 1949 soll er Stadtkammerer von Helmstedt gewesen sein 38 und wurde 1950 Geschaftsfuhrer des Instituts zur Forderung der niedersachsischen Wirtschaft 39 Stuckart soll nach unbelegter Angabe in der 1952 verbotenen neonazistischen Sozialistischen Reichspartei aktiv gewesen sein 40 Der Suddeutschen Zeitung galt er im Hinblick auf seine besonders exponierte NS Biographie als SRP Statthalter im BHE 41 Er kam im November 1953 auf der Fahrt von Hannover zu seinem Wohnsitz in Lemmie bei einem Autounfall ums Leben 42 Deutungen BearbeitenStuckart gab in einer Selbstdarstellung an er sei lediglich gegen den angeblich uberproportionalen Einfluss von Juden in Kultur und Wirtschaft gewesen Die Nurnberger Gesetze an denen er mitwirkte seien angesichts der fortschreitenden Radikalisierung der Partei und willkurlicher Ubergriffe immerhin eine wenngleich ihn nicht ganz zufriedenstellende Rechtsgrundlage fur ein Zusammenleben gewesen 43 Auch ansonsten sei er immer um mildere Losungen bestrebt gewesen Cornelia Essner rekonstruierte das Zustandekommen der Nurnberger Gesetze Sie verweist auf fruhere Vorarbeiten und entlarvt Bernhard Loseners Darstellung nach der die beteiligten Juristen stets um eine mildere Losung bemuht waren als Legendenbildung Die 11 Verordnung zum Reichsburgergesetz an deren Zustandekommen Stuckart wesentlich beigetragen hatte 44 verstosst nach Urteil des Bundesverfassungsgerichts evident gegen fundamentale Prinzipien der Gerechtigkeit und habe dabei ein so unertragliches Mass erreicht dass sie von Anfang an als nichtig erachtet werden musse 45 Dieter Rebentisch urteilt Stuckart sei nicht frei gewesen von karrieresuchtigen Anpassungen habe zuweilen aber Mut zur Zivilcourage gezeigt und zumindest systemimmanente Korrekturen versucht 46 In der Judenfrage habe Stuckart den massigenden Kurs seines Rassereferenten Losener unterstutzt Hans Christian Jasch stellt dar Wilhelm Stuckart sei nach Kriegsbeginn neben dem schwachen und oft abwesenden Minister Frick und dem Seniorstaatssekretar Pfundtner zum eigentlichen Innenminister aufgestiegen 47 Stuckart und seine Mitarbeiter seien Mit Schopfer der Nurnberger Rassengesetzgebung gewesen und hatten die Entrechtungspolitik dynamisch fortentwickelt Bei der Entstehungsgeschichte der Elften Verordnung zum Reichsburgergesetz werde deutlich dass Stuckart und seine Mitarbeiter bei der juristischen Absicherung der Deportationen eine zentrale Rolle gespielt und teils besonders radikale Vorschlage entwickelt hatten wie zum Beispiel den Juden die deutsche Staatsangehorigkeit zu entziehen Nachweisbar hatte Stuckart Ende 1941 Kenntnis davon dass Berliner Juden bei Riga ermordet worden waren er rechtfertigte dies laut Losener als eine Entscheidung von hochster Stelle und als eine weltgeschichtliche Notwendigkeit dieser Harte 48 Stuckarts bei der Wannseekonferenz eingebrachter Vorschlag einer Zwangsscheidung von Mischehen hatte den judischen Partner schutzlos gestellt und dessen Verschleppung und Vernichtung nach sich gezogen Diese vorhersehbare Konsequenz liesse sich nicht mit Stuckarts angeblich mildernden Absichten vereinbaren 49 Jasch urteilt dass die Einflussmoglichkeiten des Ministeriums keineswegs durchgangig zur Milderung des Unrechts genutzt wurden sondern dazu beitrugen den Entrechtungs und Vernichtungsprozess noch effizienter und problemloser zu gestalten Stuckart habe daran mitgewirkt 50 Ausgewahlte Schriften BearbeitenGeschichte im Geschichtsunterricht Verlag Moritz Diesterweg Frankfurt am Main 1934 Die 2 Auflage erschien unter gleichem Titel und im gleichen Verlag Nationalsozialistische Rechtserziehung Frankfurt am Main 1935 mit Hans Globke Reichsburgergesetz vom 15 September 1935 Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15 September 1935 Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes Ehegesundheitsgesetz vom 18 Oktober 1935 Nebst allen Ausfuhrungsvorschriften und den einschlagigen Gesetzen und Verordnungen Berlin 1936 mit Wilhelm Albrecht Neues Staatsrecht Leipzig 1936 Nationalsozialismus und Staatsrecht Berlin 1937 mit Walter Scheerbarth Verwaltungsrecht Leipzig 1937 Partei und Staat Wien 1938 mit Rolf Schiedermair Rassen und Erbpflege in der Gesetzgebung des Dritten Reiches Leipzig 1938 mit Harry von Rosen von Hoewel Die Reichsverteidigung Wehrrecht Leipzig 1940 Fuhrung und Verwaltung im Kriege Berlin 1941 mit Harry von Rosen Neues Gemeinderecht Mit einer Darstellung der Gemeindeverbande Leipzig 1942 Verfassung Verwaltung und europaische Neuordnung Bukarest 1942 mit Reinhard Hohn und Herbert Schneider Verfassungs Verwaltungs und Wirtschaftsgesetze Norwegens Sammlung der wichtigsten Gesetze Verordnungen und Erlasse Darmstadt 1942 mit Harry von Rosen und Rolf Schiedermair Der Staatsaufbau des Deutschen Reichs in systematischer Darstellung Kohlhammer Leipzig 1943 In der Sowjetischen Besatzungszone wurden samtliche Schriften Stuckarts auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 51 Literatur BearbeitenHans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Der Mythos von der sauberen Verwaltung Oldenbourg Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70313 9 Martin Otto Stuckart Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 614 616 Digitalisat Peter Schottler Eine Art Generalplan West Die Stuckart Denkschrift vom 14 Juni 1940 und die Planungen fur eine neue deutsch franzosische Grenze im Zweiten Weltkrieg In Sozial Geschichte N F 18 Nr 3 2003 ISSN 1660 2870 S 83 131 mit Edition S 110 131 Das Urteil im Wilhelmstrassen Prozess Der amtliche Wortlaut der Entscheidung im Fall Nr 11 des Nurnberger Militartribunals gegen von Weizsacker und andere mit abweichender Urteilsbegrundung Berichtigungsbeschlussen den grundlegenden Gesetzesbestimmungen einem Verzeichnis der Gerichtspersonen und Zeugen und Einfuhrungen von Robert M W Kempner und Carl Haensel Hrsg unter Mitw von C H Tuerck amtlich anerkannte Ubersetzung aus dem Englischen Burger Schwabisch Gmund 1950 Hans Christian Jasch Wilhelm Stuckart Reichsministerium des Innern Ein heikler Gesetzesonkel In Hans Christian Jasch Christoph Kreutzmuller Hrsg Die Teilnehmer Die Manner der Wannsee Konferenz Metropol Berlin 2017 ISBN 978 3 86331 306 7 S 277 293 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Stuckart Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wilhelm Stuckart im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Haus der Wannsee Konferenz Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Heft 4 2006 Das Reichsministerium des Innern unter Heinrich Himmler 1943 1945 online vor allem uber Wilhelm Stuckart ISSN 0042 5702 Nachlass Bundesarchiv N 1292Einzelnachweise Bearbeiten August Schnell u a Die Abiturienten des Realgymnasiums in 100 Jahre Staatliches Gymnasium und Realgymnasium Wiesbaden Wiesbaden 1951 S 167 ff 176 Jasch 2012 S 29 Seine NSDAP Mitgliedskarte will Stuckart verloren haben seine Bemuhungen um eine prestigetrachtige niedrigere Mitgliedsnummer blieben weitgehend erfolglos Hans Christian Jasch Zur Rolle von Dr Wilhelm Stuckart In Norbert Kampe Peter Klein Hrsg Die Wannsee Konferenz am 20 Januar 1942 Koln 2013 ISBN 978 3 412 21070 0 S 285 Jasch 2012 S 31 a b c d SS Personalkanzlei SS Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP Stand 1 Dezember 1937 Reichsdruckerei Berlin 1937 S 18 f a b c d Hermann Weiss Hrsg Biographisches Lexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 1998 S 452 Jasch 2012 S 18 f Jahrbuch der Akademie fur Deutsches Recht 1 Jahrgang 1933 34 Hrsg von Hans Frank Munchen Berlin Leipzig Schweitzer Verlag S 258 Hans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70313 9 S 53 Hans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70313 9 S 91 Stiftung Preussischer Kulturbesitz Jahrbuch Preussischer Kulturbesitz Bd 23 Berlin 1987 S 422 Hans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70313 9 S 59 74 Dokument VEJ 2 84 Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 2 Deutsches Reich 1938 August 1939 Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 270 Ernennungsurkunde vom 19 Marz 1938 abgedruckt bei Jasch 2012 S 138 Reichsgesetzblatt 1938 I S 1044 als Abbildung auf Wikimedia Commons Raul Hilberg Die Vernichtung der europaischen Juden Frankfurt Main 1990 ISBN 3 596 24417 X Bd 1 S 186 Cornelia Essner Die Nurnberger Gesetze oder die Verwaltung des Rassenwahns 1933 1945 Paderborn 2002 ISBN 3 506 72260 3 S 292 304 sowie Kapitel Die 11 VOzRBuG und die Deportation S 305 326 VEJ 3 166 Hans Christian Jasch Zur Rolle von Dr Wilhelm Stuckart In Norbert Kampe Peter Klein Hrsg Die Wannsee Konferenz am 20 Januar 1942 Koln 2013 ISBN 978 3 412 21070 0 S 286 287 Er verfasste dazu 1 Die Neuordnung der Kontinente und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Verwaltung in Wilhelm Stuckart Werner Best Hrsg Reich Volksordnung Lebensraum Zs fur volkische Verfassung und Verwaltung Jg 1 1941 S 3 28 2 Staatsangehorigkeit und Reichsverwaltung in ebd Jg 5 1943 S 57 91 3 Zur Neuordnung der Lebensraume in Joachim Moras Axel von Freytagh Loringhoven Hrsg Europaische Revue Stuttgart Berlin Jg 1941 S 361 368 Martin Moll Heinz P Wassermann Reich Volksordnung Lebensraum In Handbuch der volkischen Wissenschaften Akteure Netzwerke Forschungsprogramme Hrsg Michael Fahlbusch Ingo Haar Alexander Pinwinkler De Gruyter 2017 ISBN 978 3 11 043891 8 S 2118 Hans Christian Jasch Zur Rolle von Dr Wilhelm Stuckart In Norbert Kampe Peter Klein Hrsg Die Wannsee Konferenz am 20 Januar 1942 Koln 2013 ISBN 978 3 412 21070 0 S 300 Die Tagebucher des Joseph Goebbels hrsg von Elke Frohlich Band 9 Munchen u a 1993 ISBN 3 598 22305 6 S 324 21 August 1943 Stephan Lehnstaedt Das Reichsministerium des Innern unter Heinrich Himmler in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 54 2006 ISSN 0042 5702 S 642 Biographie von Wilhelm Stuckart Memento vom 8 September 2011 im Internet Archive Seitenangaben Das Urteil im Wilhelmstrassen Prozess Der amtliche Wortlaut der Entscheidung im Fall Nr 11 des Nurnberger Militartribunals gegen von Weizsacker und andere mit abweichender Urteilsbegrundung Berichtigungsbeschlussen den grundlegenden Gesetzesbestimmungen einem Verzeichnis der Gerichtspersonen und Zeugen Einfuhrungen von Robert M W Kempner und Carl Haensel Alfons Burger Verlag Schwabisch Gmund 1950 Hans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Der Mythos von der sauberen Verwaltung Walter de Gruyter 2012 ISBN 978 3 486 71493 7 S 58 Hans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Der Mythos von der sauberen Verwaltung Walter de Gruyter 2012 ISBN 978 3 486 71493 7 S 402 Gerd R Ueberschar Hrsg Der Nationalsozialismus vor Gericht Fischer Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 596 13589 3 S 192 Rechtskraftiger Bescheid vom 19 21 September 1950 zitiert nach Jasch 2012 S 430 Fussnote 230 Jasch 2012 S 433 f Fussnote 241 Schreiben von Stuckart vom 3 September 1950 zitiert nach Jasch 2012 S 434 Fussnote 241 Jasch 2012 S 437 Informationsdienst 8 51 des BHE vom 6 November 1951 zitiert nach Jasch 2012 S 444 Fussnote 273 Jasch 2012 S 445 f Jasch 2012 S 446 f Jasch 2012 S 449 Fussnote 294 Jasch 2012 S 445 Steven Lehrer Wannsee House and the Holocaust Jefferson North Carolina 2000 S 173 Historisches Seminar der Universitat Heidelberg Projekt Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien Wilhelm Stuckart Internetquelle abgerufen am 25 Juni 2021 Ulrich Herbert Best Biographische Studien uber Radikalismus Weltanschauung und Vernunft 1903 1989 J H W Dietz Nachfolger Bonn 1996 S 462 Suddeutsche Zeitung vom 9 November 1951 zitiert nach Jasch 2012 S 439 Jasch 2012 S 450 Hans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70313 9 S 451 mit Verweis auf Stuckarts Schriftsatz im Entnazifizierungsverfahren Cornelia Essner Die Nurnberger Gesetze oder die Verwaltung des Rassenwahns 1933 1945 Paderborn 2002 ISBN 3 506 72260 3 S 305 326 sowie Kapitel Die 11 VOzRBuG und die Deportation Entscheidung des BVerfG vom 14 Februar 1968 vgl hierzu die Radbruchsche Formel Dieter Rebentisch Fuhrerstaat und Verwaltung im Zweiten Weltkrieg Verfassungsentwicklung und Verwaltungspolitik 1939 1945 Stuttgart 1989 ISBN 3 515 05141 4 S 108 Hans Christian Jasch Zur Rolle von Dr Wilhelm Stuckart In Norbert Kampe Peter Klein Hrsg Die Wannsee Konferenz am 20 Januar 1942 Koln 2013 ISBN 978 3 412 21070 0 S 283 Hans Christian Jasch Zur Rolle von Dr Wilhelm Stuckart In Norbert Kampe Peter Klein Hrsg Die Wannsee Konferenz am 20 Januar 1942 Koln 2013 ISBN 978 3 412 21070 0 S 301 s a Dokument VEJ 6 56 in Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 6 Deutsches Reich und Protektorat Bohmen und Mahren Oktober 1941 Marz 1943 Berlin 2019 ISBN 978 3 11 036496 5 Hans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70313 9 S 366 Hans Christian Jasch Staatssekretar Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70313 9 S 456 467 Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Burgermeister von Stettin 1809 1945 Johann Ludwig Kirstein 1809 1828 Heinrich Ferdinand Steinicke 1828 1832 Andreas Friedrich Masche 1832 1845 Wilhelm Wartenberg 1845 1848 Karl Hering 1849 1868 Theodor Eduard Burscher 1868 1877 Hermann Haken 1878 1907 Friedrich Ackermann 1907 1931 Hans Poeschel 1931 1933 Wilhelm Stuckart 1933 Marius Molsen 1933 1934 Werner Faber 1934 1945 Erich Spiegel 1945 Erich Wiesner 1945 Staatssekretare des Preussischen Kultusministeriums bzw Reichskultusministeriums im Deutschen Reich 1919 bis 1945 Carl Heinrich Becker Aloys Lammers Wilhelm Stuckart Werner ZschintzschStaatssekretare im Reichsministerium des Innern 1919 1945 Theodor Lewald Heinrich Schulz Johann Michael Freiherr von Welser Philipp Brugger Erich Zweigert Hans Pfundtner Wilhelm StuckartReichsinnenminister des Deutschen Reiches 1919 1945 Weimarer Republik Hugo Preuss Eduard David Erich Koch Weser Georg Gradnauer Adolf Koster Rudolf Oeser Wilhelm Sollmann Karl Jarres Martin Schiele Otto Gessler kommissarisch Wilhelm Kulz Walter von Keudell Carl Severing Joseph Wirth Wilhelm Groener Wilhelm Freiherr von Gayl Franz BrachtZeit des Nationalsozialismus Wilhelm Frick Heinrich Himmler Paul Giesler Wilhelm StuckartKabinett Schwerin von Krosigk 2 Mai 1945 bis 23 Mai 1945 Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk Leitender Minister NSDAP Wilhelm Stuckart NSDAP Albert Speer NSDAP Franz Seldte NSDAP Otto Georg Thierack NSDAP Karl Donitz NSDAP in seiner Eigenschaft als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht Julius Dorpmuller NSDAP Herbert Backe NSDAP Normdaten Person GND 128611189 lobid OGND AKS LCCN no96027623 VIAF 47818383 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stuckart WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und Politiker NSDAP Staatssekretar im Reichsministerium des InnernGEBURTSDATUM 16 November 1902GEBURTSORT WiesbadenSTERBEDATUM 15 November 1953STERBEORT Egestorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Stuckart amp oldid 238195570