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Der Begriff Reichsparteitag wird heute allgemein auf die Parteitage der NSDAP bezogen die von 1923 bis 1933 in der Weimarer Republik und nach der Machtubernahme der NSDAP in der Zeit des Nationalsozialismus stattfanden zuletzt 1938 Ab 1933 wurden sie als Propagandaveranstaltungen der Staatsfuhrung um Adolf Hitler in Nurnberg das von 1936 bis 1945 den Titel Stadt der Reichsparteitage trug abgehalten Lichtdom Reichsparteitag 1936Dritter Reichsparteitag Nurnberg 1927 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Liste 3 Ablauf 4 Reichsparteitagsgelande 5 Propagandafilme 6 Sonstiges 7 Galerie 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 FussnotenGeschichte Bearbeiten SA Aufmarsch Reichsparteitag 1933 Teilnehmerausweis des geplanten Reichsparteitags 1939Die ersten Reichsparteitage der NSDAP fanden 1923 in Munchen und 1926 in Weimar statt Zwei weitere wurden 1927 und 1929 in Nurnberg abgehalten 1928 wurde der Reichsparteitag aus Mangel an finanziellen Mitteln abgesagt Nachdem es beim 4 Reichsparteitag 1929 zu schweren Zusammenstossen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten gekommen war verhinderte die Nurnberger Stadtverwaltung das Zustandekommen der Reichsparteitage in den Jahren 1930 und 1931 Im Jahr 1932 verzichtete die NSDAP erneut aus Mangel an finanziellen Mitteln auf einen Reichsparteitag Nurnberg wurde zunachst aus pragmatischen Grunden als Veranstaltungsort gewahlt Nurnberg lag relativ zentral im Deutschen Reich und besass mit dem Luitpoldhain eine fur Grossveranstaltungen geeignete Versammlungsstatte Auch konnte die NSDAP bei der Organisation auf die in Franken gut organisierte Partei unter Gauleiter Julius Streicher zuruckgreifen Die Nurnberger Polizei stand der Veranstaltung wohlwollend gegenuber Spater wurde der Veranstaltungsort gerechtfertigt indem die Reichsparteitage in die Tradition der Nurnberger Reichstage des mittelalterlich kaiserlichen Heiligen Romischen Reichs Deutscher Nation gestellt wurden Ab 1933 wurde jeder Parteitag unter einen programmatischen Titel gestellt der sich auf bestimmte Ereignisse bezog Ab 1934 wurden die nunmehr Reichsparteitage des Deutschen Volkes jeweils in der ersten Septemberhalfte in Nurnberg durchgefuhrt und dauerten anfangs sieben und zuletzt acht Tage Nach der NS Propaganda sollte dabei die Verbundenheit von Fuhrung und Volk bekundet werden Die Teilnehmerzahl stieg bis zuletzt auf uber eine halbe Million mit Besuchern aus allen Gliederungen der Partei der Wehrmacht und des Staates Liste BearbeitenReichsparteitageJahr Datum Ort Name Bezug Anmerkung1923 27 29 Januar Munchen 1926 3 4 Juli Weimar 1927 19 21 August Nurnberg 1928 abgesagt Geldmangel1929 1 4 August Nurnberg Aufgrund von Zusammenstossen verhinderte die Stadt Nurnberg die Ausrichtung in den Folgejahren 1930 und 1931 1932 abgesagt Geldmangel1933 30 August 3 September Nurnberg Reichsparteitag des Sieges Machtubernahme und Sieg uber die Weimarer Republik eigentlich Kongress des Sieges 1934 4 10 September Nurnberg Reichsparteitag der Einheit und StarkeReichsparteitag der MachtReichsparteitag des Willens Nachtragliche Bezeichnungen Riefenstahl Film Triumph des Willens 1 auch Triumph des Willens als Name 1935 10 16 September Nurnberg Reichsparteitag der Freiheit Wiedereingefuhrte allgemeine Wehrpflicht und damit einhergehende Befreiung vom Versailler Vertrag1936 8 14 September Nurnberg Reichsparteitag der Ehre Die Rheinlandbesetzung stellte in den Augen der NSDAP Fuhrung die deutsche Ehre wieder her 1937 6 13 September Nurnberg Reichsparteitag der Arbeit Verringerung der Arbeitslosigkeit seit der Machtubernahme1938 5 12 September Nurnberg Reichsparteitag Grossdeutschland Anschluss Osterreichs an Deutschland1939 abgesagt geplant 2 11 September Nurnberg Reichsparteitag des Friedens Friedenswille DeutschlandsAbsage Ende August ohne Angabe von Grunden 2 Am 1 September begann mit dem Uberfall auf Polen der Zweite Weltkrieg in Europa Ablauf Bearbeiten Die Orgel an ihrem heutigen Standort in der Nazi Kirche in Berlin Mariendorf Plakette zum Reichsparteitag 1933 verliehen an alle TeilnehmerEin wichtiger Teil der Reichsparteitage war die religionsahnlich anmutende Ausrichtung auf Adolf Hitler In der Luitpoldhalle wurde zum Beispiel kurzzeitig die grosste Orgel Europas eine Walcker Kirchenorgel aufgebaut Sie wurde unter anderem zur Eroffnungszeremonie des Reichsparteitages 1935 gespielt 3 Wichtiger Bestandteil der Reichsparteitage waren auch zahlreiche Aufmarsche und Paraden aller Organisationen des NS Staates Wehrmacht SA SS Hitler Jugend Reichsarbeitsdienst Bund Deutscher Madel u a und die Verkundung von wichtigen Eckpunkten der nationalsozialistischen Ideologie So wurden wahrend des Reichsparteitages 1935 die Nurnberger Rassengesetze zum Schutz des deutschen Blutes verkundet Die Machtdemonstration der NSDAP Verbande beschrankten sich nicht nur auf das Reichsparteitagsgelande abseits der Innenstadt Vorbeimarsche verschiedener Formationen vor dem Fuhrer auf dem im Herzen der Altstadt gelegenen Hauptmarkt ab April 1933 Adolf Hitler Platz verbanden das Parteitagsgeschehen eng mit der Stadt Zahlreiche Zuschauer viele von ihnen begeistert saumten die Strecke der Marschierenden quer durch die Innenstadt Auf dem Paradeplatz selbst wurden eigens Holztribunen aufgebaut Die langen Zuge der Massen durch die fahnengeschmuckte historische Kulisse Nurnbergs stellten die gewunschte Verbindung her zwischen der ehemaligen Stadt der Reichstage und der Stadt der Reichsparteitage Die Partei ohne lange Geschichte versuchte an die Vergangenheit des traditionsreichen Gemeinwesens anzuknupfen Bei jedem Parteitag kam es auch zu nicht geplanten Ausartungen in der Nurnberger Innenstadt ein Teil der Teilnehmer liess sich nicht an den strengen von der Parteifuhrung geplanten Ablauf binden Zwischen 1935 und 1938 gehorte eine Festauffuhrung von Richard Wagners Meistersingern am Eroffnungstag zum Programm 4 Hitler war ein Bewunderer Richard Wagners und seiner Musik diese Oper galt als Ausdruck einer heroisch deutschen Weltanschauung Organisiert wurden die Parteitage der NSDAP vom Zweckverband Reichsparteitag unter dem Nurnberger Oberburgermeister Willy Liebel Reichsparteitagsgelande Bearbeiten Hauptartikel Reichsparteitagsgelande Mit dem Ausbau des Parteitagsgelandes 1935 erhielt Nurnberg den Beinamen Stadt der Reichsparteitage mit dem auch symbolhaft der Machtanspruch der Partei dargestellt werden sollte Der Titel wurde zum Auftakt des Parteitages 1933 er begann am 1 September 1933 5 von Hitler proklamiert mit einem ministeriellen Erlass wurde er 1936 offiziell Das Gesamtkonzept fur das 11 km2 grosse Reichsparteitagsgelande entwickelte Albert Speer von 1934 bis 1936 ab 1935 wurde unter grossem Zeitdruck begonnen die Plane zu verwirklichen Das Gelande wurde niemals ganz fertiggestellt Mit der Luitpoldarena entstand der damals grosste Aufmarschplatz der Welt fur 150 000 Teilnehmer Ausserdem wurden die Kongresshalle Nurnberg fur 50 000 Besucher nicht fertiggestellt die seit 2001 das Dokumentationszentrum der Stadt Nurnberg beherbergt das Zeppelinfeld fur 250 000 Teilnehmer und 70 000 Zuschauer gedacht sowie eine grosse Flache als Teilnehmerlager gebaut Das Marzfeld mit Tribunen fur 500 000 Zuschauer wurde zur Halfte fertiggestellt Das Deutsche Stadion geplant fur 400 000 Zuschauer als grosstes Sportstadion der Welt verblieb weitgehend im Planungsstadium es kam nur zur Grundsteinlegung und zu Aushubarbeiten Der heutige Silbersee und Silberbuck eine Halde aus Mull und Kriegstrummern der ganzen Stadt liegen auf dem Gelande und fullen die Baugrube Die nach 1933 errichteten Steinausbauten der Luitpoldarena wie sie z B im Propagandafilm Triumph des Willens zu sehen sind wurden nach dem Krieg wieder abgerissen und renaturiert Umnutzung als stadtische Grunflache zu Naherholungszwecken Die Flachen des Reichsparteitagsgelandes dienen heute verschiedenen Veranstaltungen Die Anlage sollte nach innen und nach aussen den Machtanspruch des NS Regimes demonstrieren Zweck der Bauten war den Besuchern das Gefuhl zu geben an etwas Grossem teilzuhaben selbst aber klein und unbedeutend zu sein Sie unterstutzten den Fuhrermythos und sollten durch das Gemeinschaftsgefuhl die Volksgemeinschaft starken Mit dem nachtlichen Einsatz von Flakscheinwerfern als Lichtdom wurde der Auftritt Hitlers spektakular inszeniert 6 Propagandafilme BearbeitenUber die Reichsparteitage von 1933 und 1934 drehte Leni Riefenstahl jeweils einen Propaganda Dokumentarfilm In Anlehnung an das Motto des Parteitages nannte sie den ersten Film Der Sieg des Glaubens Der Film portratiert im 5 Themenblock auch das Luftschiff Graf Zeppelin welches zu diesem Reichsparteitag zu Propagandazwecken eingesetzt wurde Nach dem Rohm Putsch Mitte 1934 wurde dieser Film aus dem Verkehr gezogen Die Propagandaveranstaltung von 1934 wurde von Riefenstahl mit 16 Kamerateams und uber 100 Mitarbeitern zum Film Triumph des Willens verarbeitet Fur die wirkungs und kraftvollen Bilder erhielt sie den Deutschen Filmpreis und die Goldmedaille in Venedig Ein weiterer NS Propaganda Film der die Reichsparteitags Thematik behandelt ist Der Marsch zum Fuhrer aus dem Jahr 1940 Zahlreiche Wochenschau Berichte thematisierten Reichsparteitage bis Juni 1940 Ufa Tonwoche 25 Juni 1940 22 Marz 1945 Die Deutsche Wochenschau Sonstiges Bearbeiten Fackelzug der Politischen Leiter am Deutschen Hof Reichsparteitag 1937Hitler wohnte wahrend der Nurnberger Reichsparteitage im Hotel Deutscher Hof Auch Reichsminister und Reichsleiter bezogen hier ihre Zimmer Vor dem Hotel das seit 1934 ein fester Bestandteil der Reichsparteitage war fanden Paraden und Zapfenstreiche statt 7 Zu den Reichsparteitagen fuhren auch Mitglieder von BDM Bund Deutscher Madel und Hitlerjugend Bei 900 der BDM Mitglieder die 1936 vom Reichsparteitag in Nurnberg zuruckkehrten wurden anschliessend Schwangerschaften festgestellt 8 Die An und Abreise der Teilnehmer erfolgte grosstenteils mit Zugen der Deutschen Reichsbahn Innerhalb kurzer Zeit reisten dabei bis zu 1 3 Millionen Besucher 1938 ab Im Nurnberger Hauptbahnhof ergaben sich teilweise Abfertigungsintervalle von 80 Sekunden Zwischen An und Abreise standen Sonderzuge auf Abstellplatzen die bis zu 400 Kilometer weit von Nurnberg entfernt waren beispielsweise in Dresden Die Bahnhofe Dutzendteich und Fischbach wurden in den 1930er Jahren ausgebaut Der Bau eines riesigen Bahnhofs Nurnberg Marzfeld um Besucher direkt an das Reichsparteitagsgelande heranfuhren zu konnen blieb unvollendet 9 Zum Reichsparteitag 1933 uberreichte die Stadt Nurnberg Adolf Hitler Durers Kupferstich Ritter Tod und Teufel als Ehrengeschenk 10 Galerie Bearbeiten Marsch der SA durch die Nurnberger Alt stadt Reichspartei tag 1934 Reichsparteitag 1934 Totenehrung Heinrich Himmler Adolf Hitler und Viktor Lutze an der Ehrenhalle Leni Riefenstahl 2 v l bei den Dreh arbeiten zum Film Triumph des Willens 1934 Modell des Reichs parteitagsgelandes auf der Pariser Welt ausstellung 1937 Appell des Reichs arbeitsdienstes Reichs parteitag 1937 Fahnenaufmarsch Reichsparteitag 1938Siehe auch BearbeitenInnerer ReichsparteitagLiteratur BearbeitenYvonne Karow Deutsches Opfer kultische Selbstausloschung auf den Reichsparteitagen der NSDAP Akademie Verlag Berlin 1997 ISBN 3 05 003140 9 Habilitationsschrift FU Berlin 1994 Geschichte fur Alle e V Hrsg Gelandebegehung Das Reichsparteitagsgelande in Nurnberg Sandberg Verlag Nurnberg 2002 ISBN 3 930699 37 0 Markus Urban Die Konsensfabrik Funktion und Wahrnehmung der NS Reichsparteitage 1933 1941 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 978 3 89971 366 4 Dissertation Universitat Erlangen Nurnberg 2006 Rezension H Soz Kult Helmut K H Strauss Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nurnberg anlasslich der Reichsparteitage der NSDAP In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte der Stadt Nurnberg 96 2010 S 267 291 Siegfried Zelnhefer Die Reichsparteitage der NSDAP Korn amp Berg Nurnberg 1991 ISBN 3 87432 118 5 Dissertation Universitat Erlangen Nurnberg 1990 Siegfried Zelnhefer Die Reichsparteitage der NSDAP in Nurnberg Band 2 der Schriftenreihe des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelande hg von den Museen der Stadt Nurnberg Verlag Nurnberger Presse Nurnberg 2002 ISBN 3 931683 13 3 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Reichsparteitag Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Commons Reichsparteitag Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelande Nurnberg Shoa de Reichsparteitage Deutsches Haus der Geschichte Reichsparteitage 1933 1939 Online Ausstellung zur Geschichte des Reichsparteitagsgelandes Informationsseite uber Bauten in Nurnberg 1933 1945Fussnoten Bearbeiten Martin Loiperdinger Rituale der Mobilmachung Der Parteitagsfilm Triumph des Willens von Leni Riefenstahl Leske Budrich Opladen 1987 ISBN 978 3 322 99478 3 S 61 Geschichte Fur Alle e V Hrsg Gelandebegehung 2 uberarb Auflage Nurnberg 1995 S 78 Auszug aus Michael Gerhard Kaufmann Orgel und Nationalsozialismus PDF 3 8 MB Zur Walcker Orgel Opus 2432 Bj 1934 35 fur die Martin Luther Kirche in Berlin Mariendorf Nicht mehr online verfugbar Musikwissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Kleinbittersorf 1997 archiviert vom Original am 1 Dezember 2017 abgerufen am 29 November 2017 Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www walcker com Fanget an auf www bayerische staatszeitung de 1 Februar 2013 Ernst Piper Der faule Nazi Zauber von Nurnberg In Spiegel online 30 August 2008 Technische Erlauterungen des Lichtdoms mit zahlreichen Abbildungen PDF 4 9 MB Matthias Donath Nurnberg 1933 1945 Stadt der Reichsparteitage Ein Architekturfuhrer Imhof Petersberg 2010 ISBN 978 3 86568 488 2 S 37 Kater der auch einen Fall berichtet wonach ein eben Mutter gewordenes BDM Madchen 13 Personen als mogliche Vater benannte Um wenigstens den schlimmsten Ausschweifungen Einhalt zu gebieten wurde daraufhin dem BDM 1937 das Kampieren im Freien untersagt Michael H Kater Hitler Jugend Aus dem Englischen von Jurgen Peter Krause Primus Verlag Darmstadt 2005 ISBN 3 89678 252 5 S 95 DB Museum Hrsg Im Dienst von Demokratie und Diktatur Die Reichsbahn 1920 1945 Geschichte der Eisenbahn in Deutschland Band 2 2 Auflage Nurnberg 2004 ISBN 3 9807652 2 9 S 80 82 Rudiger Safranski Romantik S Fischer Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 596 18230 5 S 356 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichsparteitag amp oldid 233890009