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Das Deutsche Stadion wurde von Albert Speer fur das Reichsparteitagsgelande in Nurnberg entworfen Die hufeisenformige Arena sollte als grosstes Stadion der Welt auf halber Hohe sudwestlich der Grossen Strasse entstehen und war unter anderem fur die Ausrichtung nationalsozialistischer Kampfspiele und der Olympischen Spiele vorgesehen Das Deutsche Stadion sollte sich an der Grossen Strasse zwischen der Kongresshalle und dem Marzfeld befinden Die Realisierung des Bauwerks kam jedoch nicht uber das Ausheben der Baugrube hinaus Die einzig sichtbaren Relikte bilden der Silbersee und der Silberbuck die das Naherholungsgebiet Volkspark Dutzendteich erganzen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Architektonischer Entwurf 1 2 Versuchstribunenanlage 1 3 Baugrube 1 3 1 Baubeginn Baustopp 1 3 2 Silbersee 1 3 3 Silberbuck 2 Literatur 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenArchitektonischer Entwurf Bearbeiten Der Entwurf war wie Speer selbst sagte nicht durch den Circus Maximus sondern durch das Panathinaiko Stadion inspiriert 1 das ihn in hohem Masse beeindruckt hatte als er 1935 Athen besichtigte Speers Stadion in Nurnberg war geplant als eine gigantische Vergrosserung des griechisch romischen Vorbilds von dem er die Hufeisen Bauform und die Propylaen ubernahm allerdings umgewandelt in eine angehobene auf Pfeilern errichtete Struktur mit grossem Saulenhof die zum geoffneten Ende des Stadions einen mit Pfeilern versehenen inneren Hof erhalten sollte 2 Die Planungen fur das Stadion in Nurnberg konnten nicht wie beim Panathinaiko Stadion in Athen auf eine Lage am Grund einer Schlucht zuruckgreifen sondern mussten ausgerichtet werden auf ein flaches Stuck Land 24 Hektar Deswegen hatten seine funf Range fur 400 000 Zuschauer in der ublichen romischen Weise durch massive Tonnengewolbe gestutzt werden mussen Rosafarbene Granitblocke waren fur die Aussenfassade vorgesehen die zu einer Hohe von ungefahr 90 Metern aufgeragt hatte eine Reihe aus 65 Meter hohen Bogen sollte auf einem Unterbau aus dunkelrotem Granit ruhen Der Bogengang und das Podest deuten wiederum ein romisches Rondell oder Stadion an und nicht ein griechisches welches namlich der Tradition nach nicht zwingend auf einem Unterbau ruhte Um eine breite Masse an Zuschauern schnell zu ihren Reihen zu bringen sollten Express Aufzuge installiert werden die 100 Zuschauer gleichzeitig zu den Sitzen auf den oberen drei Rangen befordern 3 Die kurze Quermittellinie des Stadions kulminierte an jedem ihrer Enden in die grosse Ehrentribune fur den Fuhrer die Ehrengaste und die Presse Noch einmal diente die romische Bauweise als Vorbild 4 Speer wahlte anscheinend eine Hufeisenform fur sein Gebaude nachdem er die ovale Form eines Amphitheaters zuruckgewiesen hatte Der zuletzt erwahnte Plan hatte nach Speers Behauptung die Hitze intensiviert sowie einen psychologischen Nachteil hervorgerufen ein Kommentar den er nicht weiter erlauterte Als Speer die enormen Kosten des Bauwerks erwahnte antwortete Hitler der den Grundstein am 9 September 1937 legte dass der Bau weniger als zwei Schlachtschiffe der Bismarck Klasse kosten wurde 5 Wolfgang Lotz der 1937 uber das Deutsche Stadion schrieb kommentierte dass es zweimal die Anzahl von Zuschauern aufnehmen wurde die im Circus Maximus in Rom Platz gefunden hatten Unvermeidlich in jener Zeit hob er auch das Gemeinschaftsgefuhl hervor das solch ein Gebaude zwischen Konkurrenten und Zuschauern erzeugen wurde Wie im antiken Griechenland werden hier die Elite und hochst erfahrene Manner auserwahlt aus der Masse der Nation gegeneinander antreten Eine gesamte Nation in mitfuhlendem Erstaunen sitzt in den Rangen Zuschauer und Wettbewerbsteilnehmer gehen uber in eine Einheit 6 Die Idee hier pangermanische Leichtathletik Wettbewerbe zu veranstalten wurde moglicherweise durch die Panathenaen angeregt aber Speers Stadion war stilistisch eher dem antiken Rom verpflichtet als den Griechen mit seinem riesigen gewolbegestutzten Unterbau und der im Bogengang offenen Aussenfassade ahnelte es mehr dem Circus Maximus als dem Stil des Athener Panathinaiko Stadion Wieder einmal stellte ein Nazi Gebaude eine Mischung aus griechischen und romischen Elementen dar mit uberwiegendem Anteil des Romischen 7 Aber Hitler wollte ein derartiges Stadion nicht hauptsachlich damit es als Mittelpunkt fur deutsche Leichtathletik dient Das wiederhergestellte Panathinaiko Stadion in Athen war fur die Olympischen Spiele 1896 und die Olympischen Sonderspiele von 1906 benutzt worden 8 1936 wurden die Spiele auf dem Reichssportfeld in Berlin abgehalten aber Hitler beharrte darauf dass nach 1940 als die Spiele in Tokio geplant waren alle zukunftigen Spiele im Deutschen Stadion stattfinden sollten 9 Dieses Stadion war in allen Massen weit grosser als das Berliner Olympiastadion das uber eine Kapazitat von 115 000 Zuschauern verfugte 10 Hitlers Annahme steht ohne Zweifel dass nach seinem Sieg im Zweiten Weltkrieg die unterworfene Welt keine andere Wahl gehabt hatte als immer im Abstand von vier Jahren zu den Olympischen Spielen alle Athleten nach Deutschland zu schicken Pangermanische Spiele sollten gleichbedeutend sein mit einem weltweiten Wettbewerb bei dem die Sieger ihre Belohnung vom Fuhrer erhalten hatten umgeben von den Getreuen der Partei die in der geraden Querachse des Stadions auf an antike Gotterbilder erinnernde Polster gebettet werden sollten Demzufolge liess dieser Stadionentwurf in Nurnberg Hitlers Verlangen nach der Weltherrschaft bereits ahnen wie auch die Volkshalle Berlin lange bevor dieses Ziel in Worte gefasst wurde 11 Versuchstribunenanlage Bearbeiten nbsp Albert Speer 3 v l und Adolf Hitler bei einem Besuch der Versuchstribunenanlage Marz 1938 Um die optimale Anordnung der Reihen auszutesten wurde ab dem 9 September 1937 auf einem Hang bei der Ortschaft Oberklausen im Hirschbachtal auf dem Hohen Berg 49 34 3 2 N 11 34 26 9 O 49 567553 11 574129 ein Modell einer Sitzreihe des Deutschen Stadions im Originalmassstab errichtet Es bestand aus funf Rangen die mit unterschiedlichen Neigungswinkeln ausgefuhrt wurden um die optimalen Sichtverhaltnisse festzustellen nbsp Betonfundamente des Stadionmodells an einem Hang bei Oberklausen Dieses Modell bestand aus Betonblocken auf denen Holzaufbauten mit den Rangen standen Nach 1945 wurden die Holzaufbauten entfernt Die Betonfundamente existieren noch heute Sie stehen seit 2002 unter Denkmalschutz Baugrube Bearbeiten Baubeginn Baustopp Bearbeiten Die Grundsteinlegung fur die riesige Arena fand am 9 September 1937 durch Hitler statt Die Fertigstellung war fur 1945 geplant Die Ausschachtarbeiten fur die hufeisenformige Baugrube wurden 1938 begonnen und bereits ein Jahr spater wieder eingestellt 1939 war die Baugrube in den Nordostenden des Hufeisens mit einer Tiefe von zehn Metern weitgehend fertiggestellt wahrend in der Rundung im Sudwesten noch eine Einfahrtsrampe fur Lkw und somit eine geringere Aushubtiefe bestand Rings um die Ausschachtung fur das Fundament wurden Bahngleisanlagen Entladestationen und Versorgungsgebaude errichtet Unmittelbar ostlich an die Baugrube anschliessend war ein grosser Fussgangertunnel unter der Grossen Strasse angelegt worden der in den Nachkriegsjahren zugeschuttet wurde Silbersee Bearbeiten Hauptartikel Silbersee Aufgrund des Ausbruches des Zweiten Weltkrieges kam das Bauprojekt nicht weit uber die Ausschachtung der Baugrube und die Vorbereitung des Baugrundes hinaus Die bereits mit roten Ziegeln gemauerten Grundmauern im ostlichen Teil wurden beim Bau des Messeparkhauses freigelegt und mit dem Parkhaus uberbaut Das im gesamten Dutzendteichgebiet sehr oberflachennah anstehende Grundwasser der Baugrube bedingte wahrend der Kriegsjahre bis zum Beginn des Jahres 1945 eine Grundwasserhaltung mittels Pumpenanlagen die mit dem Kriegsende eingestellt wurde Die riesige Fundamentausschachtung fullte sich in der Folgezeit mit Grundwasser Es entstand der Silbersee als sechste und jungste Wasserflache im Dutzendteichgebiet Silberbuck Bearbeiten nbsp SilberbuckIn den Nachkriegsjahren wurde in der mittlerweile zu einem grossen hufeisenformigen See gewordenen ehemaligen Baugrube die zentrale Nurnberger Schuttdeponie eingerichtet nbsp Infotafel auf dem SilberbuckDie Auffullung im sudwestlichen Teil der Baugrube begann 1946 mit nicht verwendeten Baumaterialien fur das Reichsparteitagsgelande sowie ca 10 Millionen Tonnen Trummerschutt aus der zu 90 zerstorten Nurnberger Altstadt Hierfur wurde eigens eine schmalspurige Trummerbahn die sogenannte Moll Bahn gebaut die nachdem die Aufnahmekapazitaten erschopft waren bis nach Fischbach weiterfuhrte 12 In den Folgejahren bis Ende 1962 wurden von stadtischen Behorden Privatpersonen und Industriebetrieben ohne Sicherungsmassnahmen grosse Mengen Hausmull sowie Chemie Gift und Industrieabfalle abgelagert Nach heutiger Einschatzung hat der Grossteil dieser Materialien Sondermullcharakter Infolge der fehlenden Abdichtung ist der Silberbuck uber das lokale Grundwasser mit dem Silbersee verbunden und die Ursache fur das Vorkommen von giftigem Schwefelwasserstoff Eine Deponiesanierung ist aus Kostengrunden bisher nicht vorgesehen 13 Der Niveauausgleich mit der naturlichen Gelandeoberflache wurde 1951 erreicht Danach begann man die Hochdeponie zu errichten die bis 1962 betrieben wurde Parallel zu den laufenden Deponierungsmassnahmen wurde bereits 1955 damit begonnen einen Teil des Deponiekorpers mit einer etwa 0 5 m dicken Humusschicht und Klarschlamm zu uberdecken und unter Mithilfe von Schulklassen zu begrunen Nach Schliessung der Deponie wurde der entstandene Hugel komplett begrunt und aufgeforstet Der heute 35 m hohe Aussichtsberg ca 356 m uber Meeresspiegel ist der hochste Punkt des Volksparks Dutzendteich und wurde 1970 offiziell als Silberbuck benannt Literatur BearbeitenLeon Krier Hrsg Albert Speer Architecture 1932 1942 Archives d Architecture Moderne Brussel 1985 ISBN 2 87143 006 3 Wolfgang Lotz Das Deutsche Stadion fur Nurnberg In Moderne Bauformen Jg 36 1937 ISSN 0931 4806 S 489 496 Alex Scobie Hitler s State Architecture The Impact of Classical Antiquity Pennsylvania State University Press University Park PA u a 1990 ISBN 0 271 00691 9 Monographs on the Fine Arts 45 Albert Speer Architektur Arbeiten 1933 1942 Propylaen Berlin 1995 ISBN 3 549 05446 7 Albert Speer Erinnerungen Ullstein Buchverlage GmbH amp Co KG Frankfurt am Main u a 1996 ISBN 3 550 07616 9 Jochen Thies Architekt der Weltherrschaft Die Endziele Hitlers Droste Dusseldorf 1976 ISBN 3 7700 0425 6 Zugleich Freiburg i Br Univ Diss 1975 Unveranderter Nachdruck Athenaum u a Konigstein Taunus u a 1980 ISBN 3 7610 7235 X Athenaum Droste Taschenbucher Geschichte 7238 Franz Joachim Verspohl Stadionbauten von der Antike bis zur Gegenwart Regie und Selbsterfahrung der Massen Anabas Verlag Giessen 1976 ISBN 3 87038 043 8 Zugleich Marburg Univ Diss 1974 Stadien die Arena im gesellschaftlichen Spannungsfeld von der Antike bis zur Gegenwart Siehe auch BearbeitenUnfertige BauwerkeWeblinks BearbeitenSilbersee und Silberbuck im Sudosten von Nurnberg Informationssystem zum Reichsparteitagsgelande Deutsches Stadion Versuchstribunenanlage im Hirschbachtal auf geschichtsspuren de vormals lostplaces de Artikel auf einestagesEinzelnachweise Bearbeiten Siehe Speers Erinnerungen Seite 75 Siehe Krier Albert Speer Seiten 176 185 Siehe Speer Architektur Seite 18 Siehe Scobie Seite 78 Siehe Speers Erinnerungen Seite 8 Siehe Lotz Seiten 491 492 Siehe Scobie Seite 80 Siehe Verspohl Seite 163 Siehe Speers Erinnerungen Seite 84 Thies Weltherrschaft Seite 91 Siehe Lotz Seite 493 Siehe Scobie Seite 80 Informationssystem zum Reichsparteitagsgelande Silberbuck Nurnberger Nachrichten 13 Juni 2012 Der Silbersee bleibt gefahrlich49 421944444444 11 110833333333 Koordinaten 49 25 19 N 11 6 39 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsches Stadion Nurnberg amp oldid 234750123