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Die Deutsche Wochenschau war wahrend der Zeit des Nationalsozialismus von 1940 bis 1945 die zentralisierte und gleichgeschaltete Wochenschau in den Kinos des nationalsozialistischen Deutschen Reiches Sie wurde in der Regel zwischen dem Kulturfilm und dem eigentlichen Hauptfilm gezeigt und diente gleichzeitig der Information uber das aktuelle Kriegsgeschehen im Zweiten Weltkrieg und auch der Verbreitung von nationalsozialistischer Propaganda Wochentlich wurden etwa 2000 Kopien reichsweit verschickt zudem gab es hunderte fremdsprachige Kopien fur Verbundete neutrale Staaten und Kriegsgefangenenlager Ein betrachtlicher Teil des heute erhaltenen Filmmaterials aus dieser Zeit besteht aus Wochenschau Aufnahmen Wochenschau Sprecher Harry Giese 1941 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Produktion und Charakteristik 3 Ableger 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenRegelmassige Wochenschauen gab es im Deutschen Reich bereits lange vor der Deutschen Wochenschau Sehr fruh schon wurden die dokumentarischen Moglichkeiten des Films noch ohne Ton fur verschiedenste Wochenschauproduktionen auch kleinerer Filmfirmen genutzt Ein fruhes Beispiel ist die seit 1914 gezeigte Messter Woche Ab Anfang der 1930er Jahre kam es vor allem infolge der Einfuhrung der Tonfilmtechnik zu einer zunehmenden Konzentration der Wochenschauproduktion auf einige marktbeherrschende Filmkonzerne und deren Wochenschauen die Ufa Tonwoche die Deulig Tonwoche die Fox Tonende Wochenschau und die Emelka Tonwoche Schon vor der Machtubernahme der Nationalsozialisten 1933 hatten die Wochenschauen haufig eine nationalistische Ausrichtung Reichspropagandaminister Joseph Goebbels fand hier ein gut funktionierendes Werkzeug der Propaganda vor 1935 wurde die Produktion der verschiedenen privatwirtschaftlich produzierten Wochenschauen unter die Aufsicht eines von Goebbels gegrundeten Deutschen Film Nachrichtenburos gestellt damals bekannt unter dem Namen Buro Weidemann das seinerseits direkt dem Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda unterstand 1939 kam es zu einer weiteren organisatorischen Straffung der zunehmend zentralisierten Wochenschau Koordination als das Deutsche Film Nachrichtenburo von der neu gegrundeten Deutschen Wochenschauzentrale beim Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda abgelost wurde Dies bedeutete dass die vier grossen Wochenschau Label der drei Wochenschauproduzenten UFA Tobis Tonbild Syndikat und Fox zwar offiziell selbstandig blieben faktisch aber das Reichspropagandaministerium via Wochenschauzentrale direkt in die Wochenschaugestaltung eingriff Die einzelnen Wochenschaufirmen waren der Wochenschauzentrale in direkter Verantwortung unterstellt es gab weder in okonomischer und organisatorischer noch in personeller Hinsicht einen Spielraum fur selbstandiges und eigenverantwortliches Handeln In den nach Beginn des Zweiten Weltkrieges inhaltlich weitgehend vereinheitlichten Wochenschauen wurden zwar aus urheberrechtlichen Grunden noch einige Monate die unterschiedlichen Titelvorspanne der einzelnen Firmen vormontiert ab Mitte Juni 1940 ab Nr 511 aber durch den Einheitstitel Die Deutsche Wochenschau ersetzt Damit war auch nach aussen der Anschein der Pluralitat aufgehoben Im November 1940 folgte die endgultige organisatorische Zusammenlegung der vier Wochenschauen unter der zentralisierten Produktion der UFA um die direkte Einflussnahme durch das Propagandaministerium zu erleichtern und das Medium Wochenschau vollstandig auch sprachlich gleichzuschalten Bis November 1943 wurde die Deutsche Wochenschau im Hauptgebaude der Ufa im Zentrum von Berlin in der Krausenstrasse fertiggestellt und synchronisiert Als im November 1943 das Gebaude durch alliierte Bombenangriffe schwer beschadigt worden war wurde die Wochenschauarbeit in den Keller und ins Nebengebaude verlegt Anfang Juni 1944 wurde die gesamte Wochenschauherstellung ausserhalb Berlins nach Buchhorst in Baracken verlagert Nachdem ab Ende Dezember 1944 ab Nr 746 die letzten Ausgaben der Deutschen Wochenschau teilweise nur noch unregelmassig in die wenigen erhalten gebliebenen Lichtspielhauser kamen endete ihre Produktion am 22 Marz 1945 mit der Kinofassung der Nr 755 Diese letzte Ausgabe zeigte u a den letzten offentlichen Auftritt Adolf Hitlers im Garten der Neuen Reichskanzlei knapp einen Monat vor seinem 56 Geburtstag bei der er u a zwanzig angetretenen Hitlerjungen das Eiserne Kreuz verlieh Lange Zeit war davon ausgegangen worden dass diese Aufnahmen am Geburtstag Hitlers dem 20 April 1945 gemacht worden waren Spater stellte sich heraus dass diese bereits im Monat vorher entstanden waren 1 2 Wegen der im Wesentlichen zusammengebrochenen Transport und Postverbindungen war es ohnehin kaum noch moglich die in Berlin gefertigten Kopien der Wochenschau in alle noch unbesetzten Gebiete des Deutschen Reiches zu befordern So hatte z B schon am 23 Januar 1945 3 die Reichsbahn den zivilen Schnell und Eilzugverkehr komplett eingestellt Produktion und Charakteristik Bearbeiten nbsp Mischraum der Deutschen Wochenschau nbsp Horst Grund unterwegs in AgrigentoDas Material der Deutschen Wochenschau wurde zu einem grossen Teil von den Filmberichtern der Propagandakompanien PK der Wehrmacht gefilmt jedem Heereszug war ein Kamerateam zugeteilt Als Sprecher wurde Harry Giese verpflichtet der zuvor bereits fur die Wochenschauen von Tobis Tonbild Syndikat gearbeitet hatte Als Giese an Gelbsucht erkrankte wurde er 1943 44 vorubergehend von seinem Kollegen Walter Tappe vertreten Chefredakteur war zunachst Heinrich Roellenbleg und spater nachdem dieser bei Goebbels in Ungnade gefallen war der Journalist und Kriegsberichterstatter Fritz Dettmann Der Komponist Franz R Friedl fungierte als Sachbearbeiter fur Musik Zahlreiche Kameraleute waren fur diese Wochenschau auf den Kriegsschauplatzen unterwegs Gerhard Garms Hans Bastanier Horst Grund Hans Ertl Erich Stoll Fritz Joachim Otto uvm Fur Aufnahmen von Adolf Hitler wurde dessen personlicher Kameramann Walter Frentz von der Luftwaffe in das Fuhrerhauptquartier abkommandiert Die Zusammenstellung kurzer Nachrichtenbeitrage uber politische militarische kulturelle und sportliche Ereignisse der vergangenen Wochen wurde in den Kriegsjahren in fast allen Kinos jeweils vor Beginn des Spielfilms gezeigt Als Erkennungsmusik von der zwei Versionen existierten eine kurze und eine langere mit mehrfacher Wiederholung und mehreren Trommelwirbeln wurde seit der endgultigen Zusammenlegung eine Sequenz aus dem Horst Wessel Lied die Wochenschau Fanfare gespielt Nach dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion folgte der eigentlichen Wochenschaufanfare die Russland Fanfare eine Sequenz aus Les Preludes von Franz Liszt Die Berichterstattung konzentrierte sich vor allem auf das aktuelle Kriegsgeschehen das im Zuge des fur Deutschland zunehmend ungunstiger verlaufenden Fortgangs immer starker geschont und verfalscht dargestellt wurde Wahrend des Krieges und vor allem nach den ersten Anzeichen eines Scheiterns an der Ostfront im Winter 1941 42 und der Niederlage in der Schlacht von Stalingrad 1943 wurde die Berichterstattung der Wochenschau fur Goebbels immer wichtiger glaubte er doch uber das Medium Film einen entscheidenden Stimmungswandel in der deutschen Bevolkerung einleiten zu konnen Bereits 1939 uberwachte er deshalb haufig personlich die verschiedenen Produktionsphasen der einzelnen Wochenschau Ausgaben liess sich Rohschnittfassungen vorfuhren anderte die Texte des Kommentars und legte Schwerpunkte der Berichterstattung fest Adolf Hitler wiederum nahm die als kriegswichtig eingestufte Wochenschau bis Ende 1944 regelmassig personlich ab in der Forschungsliteratur gibt es allerdings auch die Auffassung dass sich Hitler ab Ende 1942 so gut wie gar nicht mehr um die Abnahme der Wochenschau kummerte und griff auch haufig direkt in den Produktionsprozess ein 4 Tatsachlich war aber die Glaubwurdigkeit der Wochenschau und damit auch ihre Effektivitat als Propagandamittel spatestens seit der Niederlage in Stalingrad stark eingeschrankt Zwar hatte das Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda am ersten Kriegstag die Verordnung uber ausserordentliche Rundfunkmassnahmen erlassen Sie verbot das absichtliche Abhoren von Feindsendern und bedrohte vor allem die Weitergabe von Feindpropaganda mit harten Strafen in besonders schweren Fallen mit dem Tode Es gab aber Zuwiderhandelnde die sich unter Lebensgefahr Informationen verschafften und ebenfalls unter Lebensgefahr an hoffentlich vertrauenswurdige Personen weitergaben Auch durch Deutsche Feldpost im Zweiten Weltkrieg und personliche Berichte von Fronturlaubern gelangten Kenntnisse uber die wahre militarische Lage in die Bevolkerung stets bedroht vom moglichen Vorwurf der Feindpropaganda und der Wehrkraftzersetzung Auch die zunehmende Zerstorung deutscher Stadte durch Luftangriffe alliierter Bomberverbande machte immer deutlicher dass die Vision vom Endsieg welche die Wochenschauen bis zuletzt beschworen nicht in Erfullung gehen wurde Ableger BearbeitenFolgende Produktionen mit Nachrichtenbeitragen die unter Verwendung des in der Deutschen Wochenschau gezeigten Filmmaterials entstanden sind im Weiteren bekannt fur das Feldersatzheer der Wehrmacht Die Frontschau als Ausbildungs und Anschauungsfilme fur den Einsatz ausserhalb des Reichsgebietes UfA Europawoche Ufa Auslands Tonwoche fur den Bereich Wehrmacht und NSDAP Monatsbildberichte Als Zusammenfassungen Descheg Monatsschau die Monatsschau Panorama in FarbeSiehe auch BearbeitenNationalsozialistische FilmpolitikLiteratur BearbeitenUlrike Bartels Die Wochenschau im Dritten Reich Entwicklung und Funktion eines Massenmediums unter besonderer Berucksichtigung volkisch nationaler Inhalte Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Geschichte und ihre Hilfswissenschaften Bd 995 Lang Frankfurt am Main u a 2004 ISBN 3 631 52570 2 Zugleich Gottingen Universitat Dissertation 1996 Paul Virilio Krieg und Kino Logistik der Wahrnehmung Aus dem Franzosischen von Frieda Grafe und Enno Patalas Hanser Munchen u a 1986 ISBN 3 446 14510 9 Teilausgabe von Guerre et Cinema Roel Vande Winkel Nazi newsreels in Europe 1939 1945 the many faces of Ufa s foreign weekly newsreel Auslandstonwoche versus German s weekly newsreel Deutsche Wochenschau In Historical Journal of Film Radio and Television Bd 24 Nr 1 2004 S 5 34 doi 10 1080 0143968032000184470 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutsche Wochenschau Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienArtikel Die Wochenschau als Mittel der NS PropagandaStreams zum Ansehen im Wochenschau Archiv Deutsche Wochenschau GmbH Die Geschichte der deutschen Wochenschau Artikel auf filmportal de Panorama Monatsschau in Farbe im Internet Archive Juni 1944 US Archiv dort als Opensource gekennzeichnet Die vorletzte Wochenschau Internet ArchiveEinzelnachweise Bearbeiten Spiegel de Wenn Bilder Lugen Das wahre Datum der letzten Wochenschauausgabe Geheimnisvolle Orte Hitlers Reichskanzlei Memento vom 27 August 2016 im Internet Archive chroniknet de Tageseintrage fur Januar 1945 Tag 23 01 1945 Martin Loiperdinger Filmzensur und Selbstkontrolle In Wolfgang Jacobsen Anton Kaes Hans Helmut Prinzler Hrsg Geschichte des deutschen Films 2 aktualisierte und erweiterte Auflage J B Metzler Stuttgart u a 2004 ISBN 3 476 01952 7 S 534 537 hier S 537 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Deutsche Wochenschau amp oldid 230565386