www.wikidata.de-de.nina.az
Erich Johann Albert Raeder 24 April 1876 in Wandsbek 6 November 1960 in Kiel war ein deutscher Marineoffizier Von 1928 bis 1943 war er Leiter des Oberkommandos der Marine und ab 1935 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine der Reichs bzw Kriegsmarine Er erhielt am 30 Januar 1937 das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP Erich RaederRaeder wurde im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof angeklagt in drei Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt 1955 wurde er entlassen Inhaltsverzeichnis 1 Kaiserreich und Erster Weltkrieg 2 Weimarer Republik 3 Zeit des Nationalsozialismus 3 1 Vorkriegszeit 3 2 Zweiter Weltkrieg 3 3 Entlassung 4 Verhaftung und Prozess 5 Lebensende 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKaiserreich und Erster Weltkrieg Bearbeiten nbsp Erich Raeder Zweiter von links im Stab von Vizeadmiral Hipper Mitte 1916Erich Raeder wurde in Wandsbek heute Stadtteil von Hamburg als Sohn des Realschullehrers Hans Friedrich Eduard Raeder und dessen Ehefrau Gertrud Wilhelmine Margaretha geb Zimmermann geboren Sein Vater wurde spater Gymnasialdirektor in Grunberg in Schlesien Nach dem Besuch eines Realgymnasiums in Grunberg legte er 1894 das Abitur ab 1 Raeder trat im April 1894 in die Kaiserliche Marine ein und fuhr nach Beendigung der Grundausbildung auf dem Schulschiff Stosch und anschliessend auf der Gneisenau Am 25 Oktober 1897 wurde er nach dem Bestehen der Seeoffiziersprufung mit Auszeichnung zum Unterleutnant zur See ernannt 1900 wurde Raeder zum Oberleutnant zur See befordert nachdem er als Signaloffizier auf verschiedenen Panzerkreuzern eingesetzt war Es schlossen sich verschiedene Land und Bordkommandos sowie ein Aufenthalt an der Marineakademie an und im Marz 1905 wurde Raeder zum Kapitanleutnant ernannt Im April 1906 wurde er als Referent zum Nachrichtenburo des Reichsmarineamtes versetzt und zwei Jahre spater kam Raeder als Navigationsoffizier an Bord des Grossen Kreuzers Yorck Ebenfalls als Navigationsoffizier war er von 1910 bis 1912 auf der kaiserlichen Yacht Hohenzollern eingesetzt Im Zuge dieses Kommandos wurde er im April 1911 zum Korvettenkapitan befordert Seit dieser Zeit auf der Hohenzollern hegte Raeder eine personliche Sympathie fur Wilhelm II die er auch spater nicht verleugnete Nach Ende des Kommandos auf der Hohenzollern folgte die Ernennung zum Ersten Admiralstabsoffizier beim Befehlshaber der Aufklarungsstreitkrafte Zu diesem Zeitpunkt hatte Raeder sich schon mehrfach schriftstellerisch betatigt und ubersetzte den franzosischen Seekriegsexperten Rene Daveluy einen Vertreter der Jeune Ecole mit dessen Theorien er sich kritisch auseinandersetzte Auf diesem Posten nahm Raeder nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges am Gefecht auf der Doggerbank und an der Skagerrakschlacht teil Im April 1917 wurde er zum Fregattenkapitan befordert und sein Dienstposten wurde in Chef des Stabes beim Befehlshaber der Aufklarungsstreitkrafte umbenannt Raeder behielt diesen Posten bis Anfang 1918 als er das Kommando uber den Kleinen Kreuzer Coln erhielt mit dem er allerdings an keiner Gefechtshandlung mehr teilnahm Weimarer Republik BearbeitenBereits im Oktober 1918 wurde er durch die Ernennung zum Chef der Zentralabteilung des Reichsmarineamtes wieder an den Schreibtisch beordert Diese Stellung bekleidete er uber die Zeit des Zusammenbruchs und der Grundung der Weimarer Republik hindurch bis zum Kapp Putsch Wahrend Raeder in seinen Memoiren darauf hinweist wahrend des Putsches loyal zur gewahlten Regierung gestanden zu haben galt er nicht zuletzt durch die enge Zusammenarbeit mit dem Chef der Admiralitat Adolf von Trotha der uber seine Verwicklung in den Putsch sturzte als kompromittiert genug um auf einen weniger einflussreichen Posten im Marinearchiv versetzt zu werden nbsp Kreuzerkrieg 1 Band erschienen 1922 bei E S Mittler amp SohnDessen damaliger Leiter Eberhard von Mantey bekam im Jahr 1921 den Auftrag eine Veroffentlichung zu den Einsatzen der Seestreitkrafte im Ersten Weltkrieg unter taktischen und operativen Gesichtspunkten zu realisieren Von Mantey entschied sich fur eine separate Betrachtung verschiedener Kriegsschauplatze und beauftragte Raeder mit der Aufbereitung des Kreuzerkriegs insbesondere der Operationen des Ostasiengeschwaders im Pazifik und Sudatlantik Im Verlauf seiner Bearbeitungen kam Raeder zu der Erkenntnis dass der Einsatz einer starken Flotte in Nord und Ostsee und die gleichzeitige Entsendung von Verbanden die den Handelskrieg in fernen Gewassern fuhren in einer Wechselwirkung stehen Entsprechend arbeitete er die These heraus dass die Passivitat der deutschen Flotte in der Nordsee der britischen Seite ermoglicht habe das deutsche Kreuzergeschwader beim Seegefecht bei den Falklandinseln vernichtend zu schlagen Diese Erkenntnis wurde fur ihn zu einer wichtigen Grundlage seiner spateren Erwagungen und Entscheidungen als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine 2 Das zweibandige Werk erschien im Jahr 1922 bei E S Mittler amp Sohn Raeders Arbeit als Marinegeschichtsschreiber fand auch wissenschaftliche Anerkennung die sich am 31 Mai 1926 in der Verleihung der Ehrendoktorwurde der Philosophischen Fakultat der Kieler Universitat ausserte Ausserdem studierte er Nationalokonomie Verwaltungsrecht Staatswissenschaften und Wirtschaftsgeschichte Im Jahr 1922 wurde Raeder mit der Ernennung zum Inspekteur des Bildungswesens der Marine in das politische Zentrum der Marineleitung zuruckversetzt und gleichzeitig zum Konteradmiral befordert Im Herbst 1924 trat er dann den Posten des Befehlshabers der leichten Seestreitkrafte der Nordsee an Bereits im Januar 1925 wurde Raeder zum Vizeadmiral befordert und zum Chef der Marinestation der Ostsee ernannt Trotz seiner Offenheit gegenuber weitraumigen Operationen und seiner profunden Kenntnisse des Kreuzerkriegs positionierte sich Raeder deutlich gegen eine in dieser Zeit von Konteradmiral Wolfgang Wegener eingebrachte Denkschrift die unter jungen Marineoffizieren fur erhebliches Aufsehen sorgte Wegener war sein Crewkamerad Inspekteur der Marineartillerie in Wilhelmshaven und seestrategischer Denker In seiner Denkschrift ubte er Kritik an der Strategie der ehemaligen von tirpitz schem Denken gepragten Kaiserlichen Marine Wegener betonte die Notwendigkeit vorgeschobener Stutzpunkte um die deutsche Flotte effizient ausserhalb der Nord und Ostsee einsetzen zu konnen und bewertete ausdrucklich den nordfranzosischen Atlantikhafen Brest hierfur als geeignet Obwohl Wegener hierin in vielen Aspekten die Strategie der Kriegsmarine ab 1939 vorwegnahm erkannte Raeder das Potential der 1925 veroffentlichten Denkschrift nicht und tat seine Ausfuhrungen noch 1931 als Machwerk ab 3 nbsp Erich Raeder 1928Wohl auf Betreiben des Reichswehrministers Wilhelm Groener wurde im Rahmen der sogenannten Lohmann Affare auf die Entlassung des Marinechefs Hans Zenker hingearbeitet und es durfte ebenfalls Groener gewesen sein der die Ernennung Raeders zum neuen Chef der Marineleitung am 1 Oktober 1928 durchsetzte Raeder bemuhte sich in der neuen Position seinem Image als republikfeindlicher Rechtsaussen entgegenzuwirken welches ihm seit den Tagen des Kapp Putsches anhaftete er bekannte sich wiederholt zur Weimarer Verfassung Im April 1931 entliess er den spateren Leiter des NS Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich wegen ehrwidrigen Verhaltens aus der Marine Auf der einen Seite gehen aus seinem privaten Briefverkehr mit dem der NSDAP nahestehenden Admiral von Levetzow seine grundsatzliche Ablehnung der Sozialdemokratie und seine Befurwortung einer autoritaren Rechtsregierung hervor auf der anderen Seite hegte er noch im Jahre 1932 keine Sympathien fur Adolf Hitler So nannte er Hitlers politische Reden verbrecherisch und war der Auffassung dass Hitler seine Partei in eine uble Lage hineinmanovriert habe 4 In seiner neuen Funktion als Chef der Marineleitung trieb Raeder die Entscheidung fur den Bau des schnellen offensiven Panzerschiffes voran fur das er sich nach anfanglichen Zweifeln ebenfalls erwarmt hatte Nachdem der Bau der ersten Panzerschiffe nach erbittertem politischen Tauziehen gesichert worden war legte er am 15 November 1932 einen so genannten Umbauplan vor Dieser sah eine umfangreiche Erweiterung der Seestreitkrafte uber die im Versailler Vertrag zugestandenen Einheiten hinaus vor und war damit rechtswidrig Aber innerhalb der Marine spielte der Vertrag ohnehin keine Rolle mehr Man erwartete die Gleichberechtigung Deutschlands auf der Genfer Abrustungskonferenz anderenfalls wurde man den Versailler Vertrag einseitig kundigen Daher wurden auch schon Planungen fur wesentlich grossere Kampfschiffe in die Wege geleitet Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenVorkriegszeit Bearbeiten nbsp Raeder in der Uniform eines Grossadmirals 1940 Nach der Machtubernahme Hitlers setzte Raeder alles daran diesen von der Notwendigkeit des Aufbaus und der Unterhaltung einer schlagkraftigen Marine zu uberzeugen Hitler hatte zuvor in Mein Kampf sowie in zahlreichen Reden und Artikeln einen Verzicht auf Seerustung eingefordert Diese sei fur die Feindschaft Grossbritanniens im Ersten Weltkrieg verantwortlich gewesen das Inselreich nahm in Hitlers Zukunftsplanen aber den Platz eines Verbundeten ein Mit dem Hinweis auf die franzosische Marine scheint es Raeder in einer Unterredung im Marz 1933 gelungen zu sein Hitlers Zustimmung zum Ausbau der Marine zu erhalten Dabei benutzte Raeder wieder einmal den Gedanken der Bundnisfahigkeit mit dem schon die Tirpitz schen Flottengesetze begrundet worden waren Sowohl quantitativ als auch qualitativ fielen die letzten Hemmungen was die Geheimrustungen und andere Uberschreitungen der Versailler Rustungsbeschrankungen anging als Deutschland im Oktober 1933 die Abrustungskonferenz und den Volkerbund verliess 1934 erhielt Raeder die Kieler Ehrenburgerschaft die ihm am 27 Dezember 1945 wieder aberkannt wurde Nachdem der Kieler Magistrat 1956 zu der Auffassung gelangt war dass die Aberkennung aus formalen Grunden unwirksam war verzichtete Raeder auf die Ehrenburgerschaft 5 Eine Teilnahme an den internationalen Flottenkonferenzen die nachste war fur 1936 anberaumt lehnte Raeder ab da er die erneute vertragliche Festlegung einer Obergrenze verhindern wollte Auch die Anbahnung des deutsch britischen Flottenabkommens ab 1934 bereitete er mit gemischten Gefuhlen vor denn das letztendlich vereinbarte Verhaltnis von 35 100 zur britischen Flotte hielt er fur zu niedrig angesetzt Da das Abkommen aber endlich den lange ersehnten Bau von Grosskampfschiffen gestattete gab Raeder sich zunachst mit den Umstanden zufrieden und forcierte den Bau der ersten Schlachtschiffe und des ersten Flugzeugtragers Im Zuge der Aufrustung der Wehrmacht wurde Raeders Posten im Jahr 1935 in Oberbefehlshaber der Kriegsmarine umbenannt Am 20 April 1936 erfolgte seine Ernennung zum Generaladmiral Hitler verlieh Raeder anlasslich einer Gedenksitzung des Kabinetts zum Jahrestag der Machtergreifung am 30 Januar 1937 das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP das er nach eigenen Angaben spater vernichtete 6 Bei der Einweihung des Marine Ehrenmals in Laboe am 30 Mai 1936 grusste Raeder als einziger der anwesenden Offiziere so wie Hitler selbst mit dem Deutschen Gruss 7 Anlasslich des Heldengedenktags am 12 Marz 1939 bekannte sich Raeder erneut zum Nationalsozialismus Das deutsche Volk hat den aus dem Geiste des deutschen Frontsoldaten geborenen Nationalsozialismus zu seiner Weltanschauung gemacht und folgt den Symbolen seiner Wiedergeburt mit fanatischer Leidenschaft 8 Einen halben Monat spater wurde Raeder am 1 April 1939 von Hitler zum Grossadmiral befordert nbsp General der Flieger Milch General der Artillerie Keitel Generaloberst von Brauchitsch Generaladmiral Raeder und Kommandierender General des XIII Armeekorps General der Kavallerie Freiherr von Weichs wahrend des Tags der Wehrmacht auf dem Reichsparteitag September 1938Im Herbst 1938 hatte die Marinefuhrung erstmals ein Konzept fur den Aufbau einer Seestreitmacht erarbeitet das auch eine mogliche Feindschaft Grossbritanniens berucksichtigte Raeders Beschaftigung mit dem Kreuzerkrieg machte sich hierbei insofern bemerkbar als ein weltweiter ozeanischer Handelskrieg mit kreuzerartigen Einheiten als Kern der Strategie vorgesehen war Sein Z Plan wandte sich gegen die Idee einer relativ schnell zu erstellenden U Boot Flotte und sah stattdessen den Bau einer grossen Zahl von schweren Uberwassereinheiten vor Obwohl die Schlachtschiffe welche die langste Bauzeit erforderten die hochste Prioritat erhielten war die deutsche Marine bei Kriegsbeginn keinesfalls fertig Raeder selbst notierte nach der britischen Kriegserklarung am 3 September 1939 Was die Kriegsmarine anbetrifft so ist sie selbstverstandlich im Herbst 1939 noch keineswegs fur den grossen Kampf mit England hinreichend gerustet Sie hat zwar in der kurzen Zeit seit 1935 Flottenvertrag eine gut ausgebildete zweckmassig aufgebaute U Bootswaffe geschaffen von der zur Zeit ca 26 Boote atlantikfahig sind die aber trotzdem noch viel zu schwach ist um ihrerseits kriegsentscheidend zu wirken Die Uberwasserstreitkrafte aber sind noch so gering an Zahl und Starke gegenuber der englischen Flotte dass sie vollen Einsatz vorausgesetzt nur zeigen konnen dass sie mit Anstand zu sterben verstehen und damit die Grundlage fur einen spateren Wiederaufbau zu schaffen gewillt sind Kriegstagebuch der Seekriegsleitung 9 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Das Uberwasserkonzept Raeders und anderer Offiziere war damit gescheitert Erfolge erzielten vor allem die U Boote Trotzdem wurde auch mit Uberwasserschiffen zunachst die Linie des Handelskrieges weiterverfolgt Nachdem auf Initiative Raeders und des Aussenpolitischen Amtes der NSDAP 10 im April 1940 die Invasion Norwegens erfolgt war Unternehmen Weserubung standen hierfur bessere Ausgangspositionen zur Verfugung Dennoch fuhrte der angekundigte volle Einsatz der wenigen vorhandenen Einheiten zu hohen Verlusten an Menschen und Material Panzerschiff Admiral Graf Spee 1939 Schwerer Kreuzer Blucher 1940 Schlachtschiff Bismarck 1941 bei massigen Erfolgen was bei Hitler zu immer scharfer werdenden Zweifeln an der Existenzberechtigung der grosseren Uberwasserschiffe fuhrte Nur mit Muhe konnte Raeder den Fuhrer noch beschwichtigen Dessen ungeachtet erhielt er 1941 anlasslich seines 65 Geburtstags eine Dotation in Hohe von 250 000 Reichsmark 11 12 Entlassung Bearbeiten Mit seinem strategischen Fokus auf schwere Uberwassereinheiten stand Raeder schon vor Kriegsbeginn im Gegensatz zum BdU Karl Donitz der bereits fruh ein alternatives gegen Raeders Z Plan gerichtetes Bauprogramm eingereicht und seitdem wiederholt fur einen starkeren U Bootbau auf Kosten der grosseren Schiffe bestanden hatte Nach Donitz Ansicht sollte die Kriegsmarine eher auf den U Bootbau setzen und hatte kaum Bedarf an Schiffen die grosser waren als ein Zerstorer Dieser mehr oder weniger offen ausgetragene Konflikt mit seinem zunehmend profilierteren Untergebenen schadete Raeders Position bei Hitler zumal Donitz auch Fursprecher in der unmittelbaren Umgebung des Diktators hatte so Albert Speer und Hitlers Marineadjutant Karl Jesko von Puttkamer 13 Puttkamer hatte seit 1929 ein hervorragendes Verhaltnis zu seinem damaligen direkten Vorgesetzten Donitz Speer sah sich mit diesem im Einvernehmen hinsichtlich der Ansichten uber Rustungsfragen und dem Ausbau der Stutzpunkte an der besetzen franzosischen Kuste Dass Hitler Donitz Vortrage die stets optimistisch waren schatzte tat ein Ubriges um die Position des BdU zu starken Raeders personliches Verhaltnis zu Hitler war im Gegensatz dazu angespannt und neben dem schlechten Eindruck den die Kriegsmarine allgemein auf den Diktator machte auch auf personlicher Ebene belastet Donitz zeigte sich gegenuber anderen oft als von der Personlichkeit Hitlers bis hin zur Verehrung begeistert 14 Im Gegensatz dazu sprach Raeder bei diesem nur ungern und in der denkbar knappsten Form vor und hielt diese Treffen so kurz wie moglich 15 nbsp Erich Raeder bei seiner Entlassung als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine durch Hitler 1943Im November 1941 schlug Donitz vor die grossen Schiffe aus dem Atlantik zuruckzuziehen um die Werften entlang des Atlantikwalls in Nordfrankreich allein fur die Reparaturen der U Boote einsetzen zu konnen Obwohl diese Eingabe von der Seekriegsleitung abgelehnt wurde erfuhr sie bei Hitler Zustimmung Entsprechend befahl er Raeder Anfang 1942 die schweren Einheiten nach Norwegen zu verlegen 16 Als am Jahresende 1942 ein Vorstoss des Panzerschiffes Lutzow und des Schweren Kreuzers Admiral Hipper im Verband mit sechs Zerstorern in der Schlacht in der Barentssee scheiterte bekam Hitler einen Wutanfall warf der Marine Feigheit in ihrem Vorgehen vor und kundigte die Ausserdienststellung und Verschrottung der Uberwasserschiffe an Die Geschutze der Schiffe sollten dabei demontiert und zur Kustenbefestigung eingesetzt werden Raeder der das Scheitern seines Lebenswerkes erkannte und sich in seiner Ehre gekrankt fuhlte bat Hitler daraufhin unter vier Augen um seinen Abschied Dieser erfolgte am 30 Januar 1943 Raeder bekam vorher noch Gelegenheit seine Positionen in einer Denkschrift zu verteidigen Zudem schlug er auf Hitlers Wunsch hin zwei mogliche Nachfolger vor zunachst Generaladmiral Rolf Carls der Raeders Auffassung zur Bedeutung schwerer Schiffseinheiten teilte an zweiter Stelle aber in gleicher Weise geeignet empfahl er Donitz In der Annahme dass dieser die von ihm erwogene Verschrottung der grosseren deutschen Schiffe befurworten wurde entschied sich Hitler fur Donitz 13 Raeders Nachfolger schaffte es jedoch Hitler davon zu uberzeugen die grossen Uberwasserschiffe in Ausbildungseinheiten zu behalten und so vor der von Hitler schon befohlenen Verschrottung zu retten Der U Bootbau erhielt zudem eine deutlich hohere Prioritat in der Gesamtrustung Hierfur waren allerdings weniger Donitz Bemuhungen ausschlaggebend sondern vielmehr die Tatsache dass inzwischen insbesondere unter dem Eindruck der verlorenen Schlacht von Stalingrad nur noch die U Bootwaffe auf deutscher Seite uber ein Offensivpotenzial verfugte 16 Der Raeder verliehene Titel eines Admiralinspekteurs war in der Marinehierarchie nicht vorgesehen er hatte keinerlei Bedeutung und diente nur der Ehrenrettung des Grossadmirals Nach seiner Entlassung blickte Raeder mit Stolz darauf zuruck dass es ihm gelungen war im Jahre 1933 die Marine geschlossen und reibungslos dem Fuhrer in das Dritte Reich zuzufuhren Das war dadurch zwanglos gegeben dass die gesamte Erziehung der Marine in der Systemzeit auf eine innere Haltung hinzielte die von selbst eine wahrhaft nationalsozialistische Haltung ergab Aus diesem Grunde hatten wir uns nicht zu verandern sondern konnten von vornherein aufrichtigen Herzens wahre Anhanger des Fuhrers werden Ansprache vor Offizieren des OKM am 30 Januar 1943 17 Verhaftung und Prozess Bearbeiten nbsp Acht der Angeklagten in Nurnbergvordere Reihe v l n r Goring Hess Ribbentrop Keiteldahinter Donitz Raeder Schirach Sauckel nbsp Erich Raeder nach der Entlassung in Begleitung seiner Ehefrau 26 September 1955Wahrend der Kapitulation Deutschlands befand er sich zur Behandlung in einem Krankenhaus in Potsdam Babelsberg Nach seiner Entlassung im Mai 1945 stellte er sich der sowjetischen Besatzungsmacht Am 23 Juni 1945 wurde er zunachst verhaftet und in das Lichtenberger Gefangnis verbracht Im August 1945 wurden seine Frau Erika und er in die Sowjetunion geflogen und unter strengster Geheimhaltung in einem Landhaus in der Nahe Moskaus untergebracht wo sie wie Gaste und nicht wie andere deutsche Kriegsgefangene behandelt wurden Auf Veranlassung seiner Gastgeber verfasste Raeder mehrere Abhandlungen uber die deutsche Marine vor und im Zweiten Weltkrieg So waren die Raeders vollkommen uberrascht als sie am 17 Oktober 1945 nach Berlin gebracht wurden und Erich Raeder ins Nurnberger Justizgefangnis uberstellt wurde 18 Raeder juristisch vertreten durch den Hamburger Rechtsanwalt Walter Siemers wurde im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher in den Anklagepunkten 1 Gemeinsamer Plan oder Verschworung 2 Verbrechen gegen den Frieden und 3 Kriegsverbrechen beschuldigt nicht jedoch nach Punkt 4 Verbrechen gegen die Menschlichkeit Das einstimmige Urteil vom 1 Oktober 1946 sprach Erich Raeder in den drei Anklagepunkten schuldig und verurteilte den 70 Jahrigen zu lebenslanger Haft Die wesentlichen Begrundungen lauteten dabei Punkt 1 Gemeinsamer Plan Raeders Spitzenstellung als Chef eines Wehrmachtteils wahrend der gesamten Friedenszeit des Dritten Reiches und bis 1943 seine ideologische Nahe zum Nationalsozialismus wie sie etwa in einer Rede Raeders vom 12 Marz 1939 zum Ausdruck kam Schonungslose Kampfansage an den Bolschewismus und das Internationale Judentum sowie seine Anwesenheit bei zentralen Besprechungen in denen Hitler seine Plane enthullte siehe z B Hossbach Niederschrift sowie Besprechungen am 23 Mai und 22 August 1939 Punkt 2 Verbrechen gegen den Frieden Seine tragende Rolle bei den Geheimrustungen die mutwilligen Verletzungen des Versailler Vertrages der dramatisch angestiegene Marineetat und vor allem der Plan zur Invasion in Norwegen Punkt 3 Kriegsverbrechen Raeder liess den uneingeschrankten U Boot Krieg fuhren der zur Versenkung unbewaffneter Handelsschiffe und zur Beschiessung von Schiffbruchigen fuhrte Siehe bspw den Athenia Zwischenfall Das Gericht kam bei ihm in Bezug auf die Zeitspanne bis 1943 zur gleichen Entscheidung wie im Fall Donitz Raeder gab zu dass er den Kommandobefehl der sich ausdrucklich nicht auf den Seekrieg bezog weiterleitete und keinerlei Einspruch bei Hitler erhob Nach der Urteilsverkundung bat er den Alliierten Kontrollrat darum sein Urteil in Erschiessung umzuwandeln musste jedoch seine Strafe im Kriegsverbrechergefangnis Spandau antreten Lebensende Bearbeiten nbsp Grabmal in KielAm 26 September 1955 wurde Raeder aus gesundheitlichen Grunden u a aufgrund schweren Rheumas aus der Haft entlassen 19 Zunachst wohnte er mit Frau und Tochter in Lippstadt bevor er spater nach Kiel zog 1957 veroffentlichte er unter dem Titel Mein Leben seine Memoiren die uberwiegend vom ehemaligen Admiral Erich Forste geschrieben worden waren 20 21 und Raeders Rechtfertigung nach dem Nurnberger Prozess dienen sollten Daneben sollten sie dazu dienen ein geschlossenes Bild der deutschen Marinefuhrung im Zweiten Weltkrieg zu liefern wozu auf Drangen der Herausgeber Auseinandersetzungen mit Donitz die Raeder in seine Memoiren einbringen wollte unterdruckt wurden 22 Raeder starb am 6 November 1960 in Kiel Bei seiner Beerdigung in Kiel hielt auf Wunsch des Inspekteurs der Marine Friedrich Ruge Raeders Nachfolger als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine der ehemalige Grossadmiral Karl Donitz die Grabrede Sein Grab befindet sich auf dem Nordfriedhof Kiel Literatur BearbeitenKeith W Bird Erich Raeder Admiral of the Third Reich Naval Institute Press Annapolis 2006 Kurt Fischer Grossadmiral Dr phil h c Erich Raeder In Gerd R Ueberschar Hrsg Hitlers militarische Elite Band 1 Von den Anfangen des Regimes bis Kriegsbeginn Primus Darmstadt 1998 ISBN 3 89678 083 2 S 185 194 Michael Salewski Raeder Erich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 104 106 Digitalisat Robert Wistrich Erich Raeder 1876 1960 In derselbe Wer war wer im Dritten Reich Anhanger Mitlaufer Gegner aus Politik Wirtschaft Militar Kunst und Wissenschaft Harnack Munchen 1983 S 212 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erich Raeder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Erich Raeder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Erich Raeder in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Biografie des LeMO Werner Rahn Strategische Optionen und Erfahrungen der deutschen Marinefuhrung 1914 bis 1944 Zu den Chancen und Grenzen einer mitteleuropaischen Kontinentalmacht gegen Seemachte In Wilfried Radisch Hrsg Werner Rahn Dienst und Wissenschaft Militarisches Forschungsamt Potsdam 2010 ISBN 978 3 941571 08 2 S 48 49 Lars Hellwinkel Hitlers Tor zum Atlantik Die deutschen Marinestutzpunkte in Frankreich 1940 1945 Ch Links Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86153 672 7 S 12 13 Michael Salewski Die Deutschen und die See Band 2 Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 08087 2 S 135 Erich Raeder 1876 1960 In kiel de Stadt Kiel abgerufen am 3 Juni 2014 Dieter Hartwig Grossadmiral Karl Donitz Legende und Wirklichkeit Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 77027 1 S 359 Dieter Hartwig Grossadmiral Karl Donitz Legende und Wirklichkeit Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 77027 1 S 179 Zitat bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 476 Werner Rahn Gerhard Schreiber Hrsg Kriegstagebuch der Seekriegsleitung 1939 1945 Teil A September 1939 Band 1 Mittler amp Sohn Herford Bonn 1988 Eintrag vom 3 September 1939 Reinhard Bollmus Das Amt Rosenberg und seine Gegner Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem 2 Auflage Oldenbourg Munchen 2006 ISBN 978 3 486 54501 2 S 19 f Gerd R Ueberschar Winfried Vogel Dienen und Verdienen Hitlers Geschenke an seine Eliten Frankfurt 1999 ISBN 3 10 086002 0 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 476 a b Peter Padfield Donitz Des Teufels Admiral Verlag Ullstein Berlin 1984 ISBN 3 550 07956 7 S 300 302 Dieter Hartwig Grossadmiral Karl Donitz Legende und Wirklichkeit Ferdinand Schoningh Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 77027 1 u a S 167 Michael Salewski Die deutsche Seekriegsleitung 1935 1945 Band II 1942 1945 Bernard amp Graefe Verlag fur Wehrwesen Munchen 1975 ISBN 3 7637 5138 6 S 202 223 a b Werner Rahn Strategische Optionen und Erfahrungen der deutschen Marinefuhrung 1914 1944 Zu den Chancen und Grenzen einer mitteleuropaischen Kontinentalmacht gegen Seemachte In Wilfried Radisch Hrsg Werner Rahn Dienst und Wissenschaft Militargeschichtliches Forschungsamt Potsdam 2010 ISBN 978 3 941571 08 2 S 66 68 veroffentlicht bei Michael Salewski Von Raeder zu Donitz Der Wechsel im Oberbefehl der Kriegsmarine 1943 In Michael Salewski Die Deutschen und die See Studien zur deutschen Marinegeschichte des 19 und 20 Jahrhunderts Hrsg Jurgen Elvert Stefan Lippert Steiner Stuttgart 1998 S 333 Dok 8 Douglas C Peifer Drei Deutsche Marinen Auflosung Ubergange und Neuanfange Bochum 2007 ISBN 978 3 89911 101 9 S 68 ff Dieter Hartwig Grossadmiral Karl Donitz Legende und Wirklichkeit Ferdinand Schoningh Paderborn 201 ISBN 978 3 506 77027 1 S 322 Jorg Hillmann Die Nachkriegsmarine im Umgang mit dem 20 Juli Marine Portal Bundesmarine Erich Forste In Der Spiegel Nr 11 1956 online Bird Erich Raeder 2006 S XVII Generalfeldmarschalle und Grossadmirale der Wehrmacht GeneralfeldmarschalleWerner von Blomberg Hermann Goring Walther von Brauchitsch Albert Kesselring Wilhelm Keitel Gunther von Kluge Wilhelm Ritter von Leeb Fedor von Bock Wilhelm List Erwin von Witzleben Walter von Reichenau Erhard Milch Hugo Sperrle Gerd von Rundstedt Erwin Rommel Georg von Kuchler Erich von Manstein Friedrich Paulus Ewald von Kleist Maximilian von Weichs Ernst Busch Wolfram Freiherr von Richthofen Walter Model Ferdinand Schorner Robert Ritter von Greim Eduard Freiherr von Bohm Ermolli ehrenhalber GrossadmiraleErich Raeder Karl DonitzAngeklagte im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher Hermann Goring Rudolf Hess Martin Bormann Verbleib damals unbekannt Joachim von Ribbentrop Robert Ley Suizid vor Prozessbeginn Franz von Papen Wilhelm Keitel Alfred Jodl Erich Raeder Karl Donitz Ernst Kaltenbrunner Albert Speer Fritz Sauckel Hjalmar Schacht Walther Funk Gustav Krupp von Bohlen und Halbach prozessunfahig Hans Frank Arthur Seyss Inquart Alfred Rosenberg Konstantin von Neurath Wilhelm Frick Julius Streicher Hans Fritzsche Baldur von Schirach Normdaten Person GND 118743511 lobid OGND AKS LCCN n80037957 VIAF 5726271 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Raeder ErichALTERNATIVNAMEN Raeder Erich Johann Albert vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Grossadmiral im Dritten ReichGEBURTSDATUM 24 April 1876GEBURTSORT Wandsbek bei HamburgSTERBEDATUM 6 November 1960STERBEORT Kiel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Raeder amp oldid 238089396