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Reichsmarine war die Bezeichnung der Marine des Deutschen Reichs in der Zeit vom 1 Januar 1921 bis zum 31 Mai 1935 Sie bildete einen Teil der Reichswehr Nach Grundung der Wehrmacht wurde sie am 1 Juni 1935 in Kriegsmarine umbenannt Reichskriegsflagge der Reichsmarine 1922 23 1933 Gosch der Reichsmarine 1922 23 1933 Bereits die wahrend der burgerlich demokratischen Revolution von 1848 49 am 4 Juni 1848 von der Frankfurter Nationalversammlung gegrundete Marine war in einigen Dokumenten als Reichsmarine bezeichnet worden Um Verwechslungen zu vermeiden benutzen Historiker inzwischen den Begriff Reichsflotte fur die Marine von 1848 Inhaltsverzeichnis 1 Vorlaufige Reichsmarine 1 1 Revolution und Kapp Putsch 1 2 Selbstversenkung der Hochseeflotte und Versailler Vertrag 1 3 Erhalt einer eigenstandigen Marine 2 Reichsmarine 2 1 Aufgaben der Reichsmarine 2 2 Organisation 2 3 Umfang und Ausrustung 2 3 1 Ersatzbauten fur uberalterte Schiffe 2 3 2 Geheime Rustungsprojekte 2 3 3 Die Panzerschifffrage 3 Ubergang zur Kriegsmarine 4 Verweise 4 1 Siehe auch 4 2 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorlaufige Reichsmarine BearbeitenAuf Grund des Gesetzes das die Nationalversammlung am 16 April 1919 billigte hiess die deutsche Marine Vorlaufige Reichsmarine Sie war nach der Beendigung des Ersten Weltkrieges aus der Kaiserlichen Marine des Deutschen Kaiserreichs hervorgegangen Zu den Aufgaben der Reichsmarine gehorten Kustensicherung Fischereischutz Minenraumen Seepolizei und Unterstutzung der Handelsschifffahrt 1919 ging die Fuhrung der Marine vom bis dahin bestehenden Reichsmarineamt auf die neue Admiralitat uber Die Flagge der vorlaufigen Reichsmarine war identisch mit der Flagge der Kaiserlichen Marine Die kurze Periode der Vorlaufigen Reichsmarine war bestimmt von einer Anzahl wichtiger Ereignisse und Entwicklungen der deutschen Geschichte an denen sie direkt oder indirekt beteiligt war Die Deutsche Revolution 1918 1919 die Ablieferung und spatere Selbstversenkung der Hochseeflotte die Unterzeichnung des Versailler Vertrages den Kapp PutschRevolution und Kapp Putsch Bearbeiten nbsp Angehorige der Marinebrigade Ehrhardt als Teilnehmer beim Kapp PutschDie Novemberrevolution 1918 ausgelost durch den Kieler Matrosenaufstand der Hochseeflotte und die Internierung der Hochseeflotte in Scapa Flow fuhrten zum inneren Zusammenbruch der deutschen Seestreitkrafte Linke haufig kommunistische Mannschaften und konservativ monarchistische Offiziersgruppen rotteten sich gleichermassen als Freischaren zusammen Die kommunistischen Matrosen bildeten die Volksmarinedivision die konservativen Krafte mehrere Verbande darunter die Marinebrigaden Ehrhardt und Loewenfeld die anfangs vorwiegend aus Berufssoldaten bestanden Beide Seiten beteiligten sich an blutigen Kampfen und Gewalttaten Die Volksmarinedivision wurde im Marz 1919 aufgelost die Marinebrigaden erst nach dem Kapp Putsch im Marz 1920 an deren Zustandekommen sie wesentlich beteiligt waren Einer der Ausloser war der Befehl des Reichswehrministers Gustav Noske die Marinebrigaden aufzulosen Die Brigade Ehrhardt unterstutzte den Kapp Putsch und besetzte Berlin Der Chef der Admiralitat Vizeadmiral von Trotha erklarte die Marine stehe der neuen Regierung zur Verfugung Damit hatte er die Vorlaufige Reichsmarine ausserhalb der Verfassung gestellt In den kommenden Jahren sah sie sich von rechts dem Vorwurf des Matrosenaufstands und der Novemberrevolution ausgesetzt von liberaler und linker Seite dem des Verfassungsbruchs Selbstversenkung der Hochseeflotte und Versailler Vertrag Bearbeiten Ein weiteres wesentliches Ereignis in der kurzen Geschichte der Vorlaufigen Reichsmarine war die Selbstversenkung der Hochseeflotte in Scapa Flow am 21 Juni 1919 Die Schiffe hatten gemass den Bestimmungen des Versailler Vertrages den Alliierten ausgeliefert werden sollen Als Entschadigung fur diese Verluste verlangten die Alliierten die Auslieferung weiterer deutscher Kriegsschiffe die auf deutscher Seite schon fur den Aufbau einer neuen Flotte vorgesehen waren Der Vertrag von Versailles begrenzte die Grosse und Bewaffnung der deutschen Streitkrafte Danach durfte die Marine 6 Linienschiffe plus 2 in Reserve 6 Kreuzer plus 2 in Reserve 12 Zerstorer plus 4 in Reserve 12 Torpedoboote plus 4 in Reserve 38 Minensuchboote Sperrubungsfahrzeuge ohne Beschrankung 8 Tender und Bewacher 8 Fischereischutzboote 2 Vermessungsschiffe 6 Peilboote und 1 Segelschulschiff besitzen Ersetzt werden durften die alten Schiffe erst nach einer Dauer von 20 Jahren die grossen Einheiten oder 15 Jahren die kleineren Einheiten Neubauten und Schiffskaufe im Ausland waren genauso wie der Besitz von U Booten verboten Sperrubungsfahrzeuge und unbewaffnete Einheiten unterlagen keiner zahlenmassigen Beschrankung Eine ganze Flotte von U Bootzerstorern Leichten Minensuchbooten und Flachgehenden Raumbooten uberliess die Marine daher in abgerustetem Zustand dem Reichswasserschutz von dem sie die Boote spater zum Teil wieder zuruck erwarb Die Personalstarke der Reichsmarine durfte 15 000 Mann nicht uberschreiten Erhalt einer eigenstandigen Marine Bearbeiten Aufgrund der Ereignisse am Ende des Ersten Weltkriegs und in der Revolutionszeit war das Ansehen der Marine auf einen Tiefpunkt gesunken Die Selbstversenkung der Hochseeflotte hatte allerdings dazu beigetragen die konservative Offentlichkeit wenigstens teilweise mit der Marine zu versohnen Angesichts der strengen Beschrankungen des Versailler Vertrages fur deutsche Streitkrafte kam auch ein ganzlicher Verzicht auf eine eigene Marine wie vereinzelt diskutiert nicht in Frage da sich das Reich damit selber noch weiter geschwacht hatte Die Aufgaben der Reichsmarine waren zunachst nur in einer Denkschrift der Marineleitung aus dem Jahr 1920 festgelegt und entsprachen denen der Vorlaufigen Reichsmarine s o Sie waren stark von den Notwendigkeiten der unmittelbaren Nachkriegszeit gepragt Polizei und Ordnungsaufgaben standen gegenuber der eigentlichen Verteidigungsaufgabe im Vordergrund Erst nach einigen Jahren wurde die seeseitige Verteidigung des Reiches wieder starker betont Reichsmarine BearbeitenMit dem Wehrgesetz vom 23 Marz 1921 erfolgte die Umbenennung in Reichsmarine RM ruckwirkend zum 1 Januar 1921 Zugleich wurde die endgultige Organisation als Teil der Reichswehr festgelegt Oberbefehlshaber aller Streitkrafte war der Reichsprasident Unter ihm besass der Reichswehrminister Befehlsgewalt uber die Reichswehr Ihm unterstanden die Chefs der Heeresleitung und der Marineleitung nebeneinander als militarische Befehlshaber 1 Die bis 31 Dezember 1921 verwendete Kriegsflagge des Kaiserreichs wurde abgelost durch die Kriegsflagge der Reichsmarine schwarz weiss rote Balken in der Mitte ein eisernes Kreuz und im Liek Ecke oben links die schwarz rot goldenen Reichsfarben der Republik Die Farben im Liek wurden 1933 wieder entfernt Aufgaben der Reichsmarine Bearbeiten Die operativen Erwagungen der Marineleitung befassten sich bedingt durch die Abtrennung von Ostpreussen und der Freien Stadt Danzig zunachst mit Polen Danach wurde der Erbfeind Frankreich mit einbezogen Im Falle eines Bundnisses beider Gegner entstunde eine gefahrvolle Zweifronten Situation Ein Konflikt mit Grossbritannien erschien undenkbar Er hatte die Marineleitung in eine ausweglose Lage gefuhrt Selbst Admiral Erich Raeder lehnte es offiziell strikt ab die Marine auf diesen Fall vorzubereiten oder ihn auch nur durchzuspielen 2 Allerdings ausserte er in einer Unterredung mit Reichskanzler Hitler am 27 Juni 1934 die Auffassung dass die Flotte spater doch gegen England entwickelt werden musse dass daher von 1936 an die grossen Schiffe mit 35cm Geschutzen bewaffnet werden mussten um den Einheiten der King George Klasse gewachsen zu sein 3 Damit offenbarte sich nach Auffassung Gerhard Schreibers schliesslich doch wieder die Kontinuitat antibritischen Denkens seit der Tirpitz Zeit Ein Zusammenschluss Frankreichs mit der Sowjetunion hingegen erschien von Anfang an wieder als eine denkbare Gefahr Frankreichs Marine war erheblich starker als die deutsche und konnte die Seewege in der Nordsee blockieren Das Gleiche galt bei einem Bundnis franzosisch sowjetischer Seestreitkrafte fur die Ostsee Deshalb konzentrierten sich die deutschen Rustungsplanungen spatestens ab Mitte der 1920er Jahre darauf dieser Bedrohung entgegenzutreten Erst 1928 erliess der neue Reichswehrminister Wilhelm Groener operative Vorgaben fur Heer und Marine Von der Marine wurde unter anderem gefordert dass sie in der Lage sein musste die polnische Marine innerhalb von 72 Stunden vernichtend zu schlagen und den Stutzpunkt Gdingen auszuschalten Damit wollte man im Fall eines Grenzkonflikts mit Polen wie es ihn in der direkten Nachkriegszeit gegeben hatte ein abschreckendes Signal geben konnen 4 Organisation Bearbeiten nbsp Die alten Linienschiffe Schleswig Holstein vorn Schlesien links und Hessen etwa 1930 Diese bereits 1919 veralteten Schiffe bildeten lange Zeit den Kern der Reichsmarine nbsp Die 1910 errichtete Marineschule Murwik im Jahr 1929Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Reichswehrministerium in Berlin als oberste Reichsbehorde fur die Reichswehr geschaffen Im Ministerium bestand neben der Heeresleitung die Marineleitung als oberste Kommandostelle der Reichsmarine An ihrer Spitze stand der Chef der Marineleitung Ihm waren unterstellt Stand 1930 31 5 Flottenkommando gefuhrt vom Flottenchef Flottenflaggschiff Linienschiff Schleswig Holstein in Kiel dazu Flottentender Hela Befehlshaber der Linienschiffe B d L Flaggschiff Linienschiff Schlesien in Wilhelmshaven Linienschiffe Hannover Hessen Schleswig Holstein Schlesien Flottentender Meteor Peilboote II und V Befehlshaber der Aufklarungsstreitkrafte B d A Flaggschiff Leichter Kreuzer Konigsberg in Kiel Leichte Kreuzer Emden Koln Konigsberg Leipzig I Torpedobootsflottille Swinemunde II Torpedobootsflottille Wilhelmshaven 1 Minensuchhalbflottille Kiel Kommando der Marinestation der Ostsee Kiel Kustenverteidigung der Ostsee Marineartillerieabteilungen I Kiel III Swinemunde und V Pillau Kommandanturen in Swinemunde und Pillau Schiffsstammdivision der Ostsee S D O Fahrzeugverband der Ostsee in Kiel mit Stationstender Nordsee Kustennachrichtenwesen der Ostsee Inspektion des Bildungswesens der Marine B I Marineschulen in Flensburg Murwik Friedrichsort und Kiel Wik Marinefachschulen Marinearchiv Berlin zeitweilig unterstellte Schulkreuzer Segelschulschiff Niobe Inspektion des Torpedo und Minenwesens T M I Torpedoversuchsanstalt T V A in Eckernforde Torpedo und Nachrichtenschule T N S in Flensburg Murwik Torpedolaboratorium in Kiel Nachrichtenmittelversuchsanstalt N V A mit Funkversuchsstelle in Pelzerhaken dazu Versuchsboot Grille Sperrversuchskommando S V K in Kiel dazu Versuchsverband mit Nautilus Pelikan S 23 T 155 Sperrabteilung in Kiel mit Sperrschule und Sperrverband Kommando der Marinestation der Nordsee Wilhelmshaven Kustenverteidigung der Nordsee Marineartillerieabteilungen II Wilhelmshaven IV Cuxhaven und VI Emden Schiffsstammdivision der Nordsee S D N in Wilhelmshaven Fahrzeugverband der Nordsee mit Stationstender Frauenlob Fischereischutzbooten Zieten Elbe Weser Kustennachrichtenwesen der Nordsee Inspektion der Marineartillerie A I Artillerieversuchskommando fur Schiffe A V K S in Wilhelmshaven Schiffsartillerieschule S A S in Kiel mit Schulbooten Drache Hay Delphin Kustenartillerieschule K A S in Schillig und Wilhelmshaven mit Versuchskommando und Schulboot Fuchs Marinedepotinspektion D I in Wilhelmshaven Marineartilleriedepots in Wilhelmshaven Cuxhaven Borkum Pillau Swinemunde und Kiel Dietrichsdorf Marinesperrdepots in Wilhelmshaven Grauerort Kiel Dietrichsdorf und weiteren Zweigstellen Marineschiessplatz in Altenwalde Reichsmarinewerft in Wilhelmshaven ausserdem Marinearsenal technische Institute Verwaltungsbehorden und Marinelazarette Reichsmarinedienststellen in Hamburg ab 1931 als Reichswehrdienststelle Hamburg in den Wehrkreis II abgegeben 1935 als Kriegsmarinedienststellen wieder der Marine zugeordnet Bremen Stettin und KonigsbergUmfang und Ausrustung Bearbeiten Artikel Liste von Schiffen der Reichsmarine nbsp Der Kleine Kreuzer Amazone Baujahr 1900 tat in der Reichsmarine Dienst bis 1929 und wurde durch den Leichten Kreuzer Koln ersetzt Der Versailler Vertrag siehe oben begrenzte die Grosse und Bewaffnung der Reichsmarine und hinderte sie an der Einfuhrung neuer Technologien Die Siegermachte wollten dafur sorgen dass fur sie nicht wieder eine deutsche Marine zur Bedrohung werden konnte Andererseits hatten sie darauf geachtet dass die Reichsmarine auf absehbare Zeit die starkste Macht in der Ostsee sein wurde um der mit Misstrauen beobachteten neuen Sowjetunion ein Gegengewicht entgegenzusetzen Zugleich bemuhten sich die Grossmachte das gegenseitige Wettrusten einzudammen Am 12 November 1921 wurde in Washington eine Konferenz uber Fragen der Seerustung gefuhrt Dort regelten die Grossmachte die Starke ihrer Flotten im Verhaltnis zueinander und definierten zu diesem Zweck auch Deplacement und Bewaffnung der schweren Kriegsschifftypen Die Reichsmarine konnte 1922 personell tatsachlich nicht uber mehr als 2 Linienschiffe 5 Kreuzer und eine Anzahl von Hilfsschiffen verfugen Deshalb war man bemuht die Besatzung der Kriegsschiffe zu verkleinern und technischen Fertigkeiten durch intensive Ausbildung der nur noch aus lange dienenden Soldaten bestehenden Besatzungen zu erhohen Bis 1924 uberwachte eine Interalliierte Militar Kontrollkommission NIACC unter einem britischen Seeoffizier die Abrustung der Marine und die Einhaltung der Fristen fur Ersatzbauten Nur schleppend liess sich die Reichsmarine dazu bewegen alle uberzahligen Schiffe auszumustern und ans Reichsschatzamt zu geben das die Verausserung der Fahrzeuge ubernahm Immer wieder kam es zu Umklassifizierungen und Umbenennungen was es der Kontrollkommission schwer machte die Einhaltung der Bestimmungen zu uberwachen Ersatzbauten fur uberalterte Schiffe Bearbeiten Ab 1925 erfolgten die ersten Kriegsschiff Ersatzbauten Ein langfristiger Schiffbauplan wurde wegen der Bindungen an Versailles nicht aufgestellt Aber die deutsche Marine profitierte von dem in Washington festgelegten Typdeplacement Hierbei gab man das Gewicht des ganzen Schiffes an jedoch ohne Brennstoff und Kesselspeisewasser Ausserdem benutzte man die long ton zu 1016 kg In Deutschland hatte man bis dahin die Wasserverdrangung fur das voll ausgerustete Schiff angegeben und immer in metrischen Tonnen zu 1000 kg gerechnet Nun ging man dazu uber statt genieteter geschweisste Kriegsschiffe zu bauen und dadurch bei gleicher Tonnage erheblich Raum zu gewinnen Der erste grosse Ersatzbau war der Leichte Kreuzer Emden Kreuzer A der bereits 1921 in Auftrag gegeben und 1925 in Dienst gestellt werden konnte 1924 gelang es die Genehmigung des Reichstags zur Beschaffung von vier weiteren Leichten Kreuzern K Kreuzer und zwolf Torpedobooten der Raubvogel und Raubtier Klasse zu bekommen nbsp Moderne Zerstorer wie Z 3 Max Schultz wurden von der Reichsmarine entwickelt liefen aber erst spater zuErst 1928 unter Admiral Raeder als neuem Chef der Marineleitung wurde ein Ersatzbauprogramm in Angriff genommen und 1932 ein Umbauplan genehmigt So begann die Marine mit dem Bau von Panzerschiffen bereits 1929 und mit dem Bau von Motortorpedobooten unter der Tarnbezeichnung Schnellboote und von Raumbooten unter der Bezeichnung Sperrubungsfahrzeuge ab 1930 Geheime Rustungsprojekte Bearbeiten Die Reichsmarine versuchte den Versailler Rustungsbeschrankungen mit geheimer Aufrustung zu begegnen Diese Rustungsaktivitaten brachten die Reichsmarine immer wieder in die Schlagzeilen Aus dem Gesamthaushalt der Reichswehr in Hohe von 210 Millionen Reichsmark standen der Marine 23 Millionen RM zur Verfugung Offiziell waren damit keine hochtechnischen Neuerungen zu finanzieren Doch der Verkauf von zu vernichtenden Rustungsgutern ins Ausland brachte der Marine versteckte Einnahmen fur ihre inoffiziellen Programme B Haushalt Auf diese Weise betrieb die Marine im grossen Stil illegale Rustungsprojekte Insbesondere an deutschen U Boot Bauplanen bestand grosses Interesse im Ausland Seit 1922 arbeitete ein geheimes deutsches Konstruktionsburo das Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw in Den Haag dennoch konnten erst 1928 zwei Boote an die Turkei und 1930 weitere Boote an Finnland geliefert werden nbsp Der 1929 in Dienst gestellte neue Kreuzer Karlsruhe der von der Reichsmarine vorwiegend als Schulschiff eingesetzt wurdeDie Koordination dieser Aktivitaten in der Marineleitung oblag der Seetransportabteilung unter Kapitan zur See Walter Lohmann da sein Ressort dafur die besten Tarnungsmoglichkeiten bot Lohmann hatte fur die Erganzung von Seekriegsmitteln unter anderem Minen Schnellboote Flugzeuge zu sorgen und grundete zu diesem Zweck ein weit verbreitetes Netz privatrechtlicher Firmen und Unternehmungen Im Zusammenhang mit der Diskussion uber den Bau von neuen Panzerschiffen kamen seine Aktivitaten im Herbst 1927 an die Offentlichkeit Die so genannte Lohmann Affare brachte die Marine wieder in die negativen Schlagzeilen Reichswehrminister Gessler musste zurucktreten und der Chef der Marineleitung Admiral Zenker wurde von Gesslers Nachfolger Wilhelm Groener entlassen Fur die Marinefliegerei war in der Marineleitung die Luftschutzgruppe SB X zustandig Bis zum Ende der Weimarer Republik bestand die Reichsmarine auf speziellen Flugzeugtypen und einer eigenen Organisation SB X unterhielt eine eigene Erprobungsstelle fur Flugzeuge und beteiligte sich auch an der Pilotenausbildung in Lipezk Im Etat des Reichsverkehrsministeriums hatte die Reichsmarine in gleicher Weise wie das Heereswaffenamt Mittel fur die Entwicklung von Flugzeugen zur Verfugung Die Panzerschifffrage Bearbeiten Angesichts der Uberalterung der verbliebenen Linienschiffe und der Notwendigkeit der franzosischen Marine mit einigen modernen Kampfschiffen entgegentreten zu konnen verfolgte die Marine die Absicht in dem vom Versailler Vertrag zugelassenen Umfang Schiffe eines neuartigen Typs Panzerschiff zu bauen Es sollte ein Schiff entstehen das nach den Bestimmungen des Washingtoner Flottenabkommens als Kreuzer einzustufen war jedoch hinsichtlich Bewaffnung und Panzerung ein kleines Schlachtschiff war Es sollte schneller als herkommliche Schlachtschiffe und starker als die schnelleren Kreuzer anderer Nationen sein Die Verdrangung sollte 10 000 ts betragen Zunachst sollte ein Schiff beschafft werden Nach der Lohmann Affare schien zunachst jegliche politische Zustimmung fur dieses Projekt verloren zu sein Die SPD bestritt mit der Parole Panzerschiff oder Kinderspeisung 1928 einen erfolgreichen Wahlkampf und wurde starkste Fraktion im Reichstag Der von ihr gestellte Reichskanzler Hermann Muller war aber bereit das Projekt zu stutzen um mit den burgerlichen Parteien eine Koalition bilden zu konnen Deshalb wurde der Bau des Panzerschiffs A im August 1928 mit den Stimmen der SPD im Reichstag beschlossen Das Schiff lief 1931 unter dem Namen Deutschland vom Stapel In den Jahren 1931 und 1932 gelang es dem seit 1928 amtierenden Chef der Marineleitung Admiral Raeder auch die Genehmigung fur den Bau eines zweiten und dritten Panzerschiffs im Reichstag zu erwirken da diese Zahl als das Minimum dessen angesehen wurde was notwendig war die franzosische Marine an einer Blockade der deutschen Kusten abzuhalten Ubergang zur Kriegsmarine Bearbeiten nbsp Der Chef der Marineleitung Admiral Raeder mit anderen Admiralen bei der Skagerrakfeier am 31 Mai 1935 Am nachsten Tag wurde die Reichsmarine in Kriegsmarine umbenanntAnfang der 1930er Jahre hoffte die Marine durch Teilnahme an der Londoner Flottenkonferenz 1930 und Erfolge bei der Genfer Abrustungskonferenz Lockerungen bei den Versailler Bestimmungen zu erlangen Beides scheiterte an der harten Haltung Frankreichs das weder der deutschen Teilnahme in London noch einem von Grossbritannien in Genf vorgeschlagenen Kompromiss hinsichtlich der Starke deutscher Streitkrafte zustimmte Als Reaktion auf das Scheitern des Genfer Kompromisses verkundete Reichswehrminister von Schleicher am 26 Juli 1932 dass sich Deutschland nicht mehr an die Beschrankungen des Versailler Vertrags gebunden fuhle Fur die Marine genehmigte er noch im gleichen Jahr einen Umbauplan der ihre Vergrosserung den Ausbau der Bewaffnung uber das bisher erlaubte Mass und insbesondere die Schaffung einer U Boot Waffe und einer Marineluftwaffe einschliesslich eines Flugzeugtragers vorsah Damit waren fur die Reichsmarine noch vor dem Ende der Weimarer Republik die Voraussetzungen geschaffen eine fur die Verteidigungsaufgaben des Reichs angemessene Kampfkraft aufzubauen Am 30 Januar 1933 erfolgte die Machtergreifung Adolf Hitlers der nach dem Tod des Reichsprasidenten Paul von Hindenburg am 2 August 1934 noch am gleichen Tag die gesamte Reichswehr auf seinen Namen vereidigen liess und ihr Oberbefehlshaber wurde Am 1 Juni 1935 wurde die Reichsmarine in Kriegsmarine umbenannt Unmittelbar nachdem das deutsch britische Flottenabkommen vom 18 Juni 1935 eine erhebliche Vergrosserung der Reichsmarine bis zu einer Tonnage von 35 Prozent der britischen Flotte erlaubte begann die Vorbereitung fur den Zweiten Weltkrieg Verweise BearbeitenSiehe auch Bearbeiten Liste von Schiffen der Reichsmarine Kriegsmarine Deutsche MarinegeschichteLiteratur Bearbeiten Rangliste der Deutschen Reichsmarine nach dem Stande vom Hrsg Reichswehrministerium Marineoffizierpersonalabteilung Berlin 1922 1934 Helmut Sprotte Die Reichsmarine in ihrer organisatorischen Entwicklung seit der Revolution Berlin 1922 Heinz Junghanel Marinehaushalt und Marineausgabenpolitik in Deutschland 1868 1930 Lucka 1932 Schussler Kapitan zur See Der Kampf der Marine gegen Versailles 1919 1935 Dienstschrift Nr 15 M Dv Nr 352 Hrsg Oberkommando der Kriegsmarine Berlin 1937 Michael Salewski Entwaffnung und Militarkontrolle in Deutschland 1919 1927 Munchen 1966 Siegfried Sorge Die Reichsmarine der Weimarer Zeit Ein Stuck erlebte Marinegeschichte Frankfurt M 1972 Jost Dulffer Weimar Hitler und die Marine Reichspolitik und Flottenbau 1920 1933 Droste Dusseldorf 1973 ISBN 3 7700 0320 9 Werner Rahn Reichmarine und Landesverteidigung 1919 1928 Konzeption und Fuhrung der Marine in der Weimarer Republik Bernard und Graefe Munchen 1976 ISBN 3 7637 5143 2 Zugleich Hamburg Universitat Fachbereich Geschichtswiss 1976 unter dem Titel Rahn Werner Verteidigungskonzeption und Reichsmarine in der Weimarer Republik Gerhard Schreiber Thesen zur ideologischen Kontinuitat in den machtpolitischen Zielsetzungen der deutschen Marinefuhrung 1897 1945 In Manfred Messerschmidt Hrsg Militargeschichte Probleme Thesen Wege DVA Stuttgart 1982 S 260 280 Peter Doepgen Die Washingtoner Konferenz das Deutsche Reich und die Reichsmarine Die Auswirkungen der Washingtoner Abrustungskonferenz 1921 1922 auf das Deutsche Reich und die Reichsmarine 1922 1935 Dissertation Universitat Kiel 2001 Stefan Kiekel Die Reichsmarine zwischen Kustenverteidigung und Weltmachtstreben Probleme der deutschen Seestrategie im Ostseeraum 1918 1933 Bernard und Graefe Bonn 2007 ISBN 978 3 7637 6277 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Reichsmarine Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Reichsmarine Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Konrad Ehrensberger 100 Jahre Organisation der deutschen Marine Bonn 1993 ISBN 3 7637 5913 1 M Salewski Selbstverstandnis und historisches Bewusstsein der deutschen Kriegsmarine In Marine Rundschau Heft 2 1970 73 f G Schreiber Thesen zur ideologischen Kontinuitat in den machtpolitischen Zielsetzungen der deutschen Marinefuhrung 1897 1945 In Manfred Messerschmidt Hrsg Militargeschichte Probleme Thesen Wege DVA Stuttgart 1982 S 268 Dort auch Quellenverweisung Werner Rahn Marinerustung und Innenpolitik einer parlamentarischen Demokratie das Beispiel des Panzerschiffes A 1928 In Die deutsche Marine Historisches Selbstverstandnis und Standortbestimmung Schriftenreihe Deutsches Marine Institut Deutsche Marine Akademie Bd 4 Herford und Bonn 1983 ISBN 3 8132 0157 0 S 53 ff Wilhelm Kohler Mitarbeit von Max Pluddemann Illustrierter Deutscher Flotten Kalender fur 1932 Kohlers Flotten Kalender 30 Jahrgang Minden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichsmarine amp oldid 234976880