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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Dieser Artikel behandelt die Volksmarinedivision in Berlin Zur Braunschweiger Volksmarinedivision siehe Novemberrevolution in Braunschweig Die Volksmarinedivision war eine bewaffnete Formation die wahrend der Novemberrevolution in Deutschland nach dem Ende des Ersten Weltkrieges entstand Der Volksmarinerat von Gross Berlin und Vororten im Berliner Marstall stellte sie auf Vorschlag des Obermaats Paul Wieczorek am 11 November 1918 auf Revolutionare Matrosen der ehemaligen Kaiserlichen Marine sollten dem neuen Polizeiprasidenten von Berlin Emil Eichhorn USPD als bewaffnete Ordnungsmacht zur Verfugung gestellt werden Zum ersten Kommandeur wurde Wieczorek gewahlt 1 Volksmarinedivision wahrend der Novemberrevolution 1918 in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Unterstutzung der Regierung Ebert 1 2 Linkswendung 1 3 Weihnachtskampfe 1 4 Januar und Marzkampfe 2 Struktur 3 Kommandeure der Volksmarinedivision 4 Rezeption 4 1 Filme 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Gedenktafel von 1978 fur die Volksmarinedivision am Neuen MarstallMit Ausbruch der Novemberrevolution am 9 November 1918 wurde Graf Hermann Wolff Metternich durch Friedrich Ebert mit der Aufstellung einer Sicherheitswehr zum Schutze des Stadtzentrums und der Regierungsgebaude beauftragt 2 Am 11 November grundete sich im Marstall die Volksmarinedivision die der spatere Divisionskommandeur Fritz Radtke in seinen Tagebuchaufzeichnungen als Organisation bezeichnet die fur Ruhe und Ordnung sorgen soll Radtke wird zum Kommandanten des Marstalls gewahlt 3 Wenige Tage spater am 14 November 1918 kam es nach einer Unterredung mit Wolff Metternich und dem sozialdemokratischen Berliner Stadtkommandanten Otto Wels mit Korvettenkapitan Friedrich Brettschneider zu einem Anschlag auf die revolutionare Divisionsfuhrung bei dem der Kommandeur Paul Wieczorek erschossen wurde Weitere Mitglieder der Fuhrung blieben unverletzt Wenige Stunden danach wurde der Cuxhavener Matrose Otto Tost zum neuen Kommandeur der Volksmarinedivision gewahlt Unterstutzung der Regierung Ebert Bearbeiten Zusammen mit anderen Einheiten marschierten am 6 Dezember 1918 Teile der Division unter dem Kommando des Oberleutnants der Reserve Hermann von Wolff Metternich zusammen mit anderen Einheiten zur Reichskanzlei und sprachen Friedrich Ebert offentlich ihre Unterstutzung aus forderten Wahlen zur Nationalversammlung noch im Dezember 1918 und kritisierten den Vollzugsrat der Arbeiter und Soldatenrate Grossberlin Von Seiten der Matrosen wurde Ebert das Amt eines Prasidenten angeboten Dieser wiegelte ab Die Truppen zogen daraufhin ab und durchsuchten die Raume der Redaktion der Roten Fahne Von anderen Truppen nicht von der Volksmarinedivision wurde der Vollzugsrat verhaftet Daraufhin kam es zu gewalttatigen Auseinandersetzungen Die Planungen Ebert durch die Truppen als Staatsoberhaupt mit diktatorischen Vollmachten ausrufen zu lassen stammten vom Oberst in der Obersten Heeresleitung Hans von Haeften Ziel war es die Arbeiter und Soldatenrate auszuschalten und die Kommandogewalt der Offiziere wiederherzustellen Haeften sprach daruber mit dem Ministerialdirektor Ferdinand von Stumm Dieser hatte vorgeschlagen die von seinem Verwandten Metternich gefuhrte Volksmarinedivision das Unternehmen fuhren zu lassen 4 Linkswendung Bearbeiten In den folgenden Wochen begann sich die Truppe mehr nach links zu orientieren Eine Abteilung bewachte am 30 Dezember 1918 das Preussische Abgeordnetenhaus in Berlin wo der Grundungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands stattfand Die Volksmarinedivision die sich im Stadtschloss einquartiert hatte rief zunehmend den Unmut der politisch Verantwortlichen hervor Finanzminister Hugo Simon beschuldigte am 12 Dezember die Truppe des Diebstahls von grossen Werten Nach dem Einzug der Gardetruppen drangte vor allem das Militar darauf die Division aufzulosen Otto Wels als Stadtkommandant von Berlin plante die zuverlassigen Teile in die republikanische Reichswehr einzugliedern und den Rest bei Zahlung einer Abfindung zu entlassen Die Truppe weigerte sich Daraufhin stellte ihr Wels ein Ultimatum bis zum 16 Dezember das Schloss zu raumen Auch darauf reagierte die Volksmarinedivision nicht Vielmehr gelang es Heinrich Dorrenbach einem einflussreichen Mitglied im Hauptausschuss der Division am 17 Dezember einen Beschluss der Soldatenrate von Grossberlin durchzusetzen Danach sollten die Soldatenrate die Trager der obersten Kommandogewalt uber die Heeresverbande bilden alle Rangabzeichen sollten abgeschafft und alle Offiziere entlassen werden Eine Abordnung der Volksmarinedivision drang in das Plenum des Reichsratekongresses ein und verlangte uber die Punkte eine sofortige Beschlussfassung Es gelang Hugo Haase nach heftigen Tumulten die Versammlung auf den nachsten Tag zu vertagen Auf Druck der Soldatenrate wurden am 18 Dezember die Hamburger Punkte beschlossen die den Forderungen der Volksmarinedivision sehr nahe kamen 5 Weihnachtskampfe Bearbeiten Hauptartikel Weihnachtskampfe nbsp Gedenktafel von 1980 fur die Volksmarinedivision am MarinehausDie Weigerung der Volksmarinedivision das Schloss ohne die ausstehende Soldzahlung zu verlassen fuhrte am 23 und 24 Dezember 1918 zu den sogenannten Weihnachtskampfen In deren Verlauf nahm die Division Otto Wels gefangen setzte die Regierung fest und kontrollierte die Telefonzentrale der Reichskanzlei Ebert sah schliesslich keine andere Moglichkeit mehr als erstmals die Armee im Rahmen des Ebert Groener Pakts um Unterstutzung zu bitten Mit Geschutzen gingen regulare Truppen unter dem Kommando von General Arnold Lequis gegen die Volksmarinedivision vor konnten das Schloss aber nicht ersturmen da die Volksmarinedivision von bewaffneten Arbeitern und andere revolutionaren Einheiten unterstutzt wurde Nachdem 56 Soldaten der Regierungstruppen und daneben noch Zivilisten getotet worden waren gab Ebert den Befehl zur Einstellung der Kampfe 6 Die Regierung musste der Volksmarinedivision daraufhin erhebliche Zugestandnisse machen Die Truppe blieb als Ganzes erhalten wurde als eine Einheit in die Republikanische Soldatenwehr ubernommen und erhielt den ausstehenden Sold der das Hauptmotiv der Matrosen bei den Kampfen gewesen zu sein scheint Nach Einschatzung des Zeitgenossen Arthur Rosenberg war die Volksmarinedivision in Wirklichkeit eine echte Soldnerformation der ihre materiellen Interessen viel wichtiger waren als jede Politik 7 Wels wurde als Stadtkommandant abgelost Politisch fuhrten die Weihnachtskampfe zum Bruch der Koalition aus SPD und USPD 8 Januar und Marzkampfe Bearbeiten Bei den Januarkampfen von 1919 stand die Truppe trotz ihrer Eingliederung in die Republikanische Soldatenwehr auf der Seite der radikalen Linken Ihr Kommandeur Dorrenbach spielte bei der Entscheidung zum Losschlagen insofern eine entscheidende Rolle als er behauptete dass nicht nur die Volksmarinedivision sondern alle Truppen in Berlin hinter den Revolutionaren Obleuten standen und bereit seien gegen die Regierung von Ebert und Philipp Scheidemann mit Gewalt vorzugehen Dies war einer der Ausloser dafur dass Karl Liebknecht und andere Anwesende sich durch den Druck der Truppe veranlasst sahen nicht nur gegen die Entlassung des Polizeiprasidenten Emil Eichhorn zu protestieren sondern auf den Sturz der Regierung abzuzielen 9 Bei den Kampfen selbst erwiesen sich Dorrenbachs Angaben als vollig unzutreffend Die Berliner Truppen unterstutzten den Aufstand nicht und selbst die Volksmarinedivision blieb neutral 10 Bei den Marzkampfen wurden am 5 Marz 1919 die Reste der Volksmarinedivision zum Entsatz der im Polizeiprasidium eingeschlossenen Regierungstruppen befohlen Die dort verschanzten Einheiten hielten die Division jedoch fur Gegner und eroffneten das Feuer Die Matrosen schossen zuruck und schlossen sich den Aufstandischen an Die Regierungstruppen gingen mit Brutalitat gegen ihre Gegner vor Ein Oberleutnant Otto Marloh allein liess etwa 30 Matrosen erschiessen 11 Die Republikanische Soldatenwehr und mit ihr die Volksmarinedivision wurden daraufhin aufgelost Struktur BearbeitenZunachst umfasste die Volksmarinedivision rund 600 Mann am 13 November 1918 bereits 1 500 und Ende November etwa 3 200 Mann Bis Dezember 1918 ging die Zahl auf 1 800 zuruck 12 Unter den Angehorigen der Volksmarinedivision waren Mitglieder von SPD USPD Spartakisten und Kommunisten meist waren es jedoch parteilose Matrosen nbsp Gedenktafel am Neuen Marstall 1978Die Volksmarinedivision war in ihrer bedeutendsten Zeit in drei Abteilungen gegliedert Die I Abteilung mit 1 550 Mann hatte ihren Standort im Marstall und war unter anderem fur die Bewachung von Reichskanzlei Reichsbank Museumsinsel und des Ullstein Verlags zustandig Die II Abteilung mit 800 Mann hatte ihren Standort zunachst im Berliner Schloss spater in einem Lokal in der Kistenmacherstrasse und danach im Preussischen Abgeordnetenhaus Dieser Abteilung oblag die Bewachung des Preussischen Abgeordneten und Herrenhauses Die III Abteilung bestand zumeist aus Cuxhavener Matrosen und erreichte eine Starke von 900 Mann Ihr Standort war am Lehrter Bahnhof in Berlin Sie versah Bereitschafts und Streifendienst sowie die Bewachung der Bahnhofe Die Verwaltungsabteilung der Volksmarinedivision mit 100 Mann hatte ihren Sitz zunachst im Marstall spater im Marinehaus am Markischen Ufer 48 50 Dort ist auch eine Gedenktafel fur den Stab der Volksmarinedivision angebracht Zu ihren Aufgaben gehorten die Tatigkeiten der ruckwartigen Dienste Kommandeure der Volksmarinedivision BearbeitenDienstzeit Name11 November 1918 bis 13 November 1918 Paul Wieczorek13 November 1918 bis 23 November 1918 Otto Tost23 November 1918 bis 7 Dezember 1918 13 Graf Hermann Wolff Metternich8 Dezember 1918 bis 8 Januar 1919 Fritz Radtke8 Januar 1919 bis 11 Marz 1919 Walter Junge und Markus MarkiewiczRezeption BearbeitenDie Seestreitkrafte der Deutschen Demokratischen Republik erhielten in der Tradition der Volksmarinedivision den Namen Volksmarine Daruber hinaus wurden Truppenteile und Schiffe der DDR nach bekannten Mitgliedern der Volksmarinedivision benannt Filme Bearbeiten Ernst Thalmann Sohn seiner Klasse DEFA Spielfilm 1953 1954 lit Szenarium Willi Bredel u Michael Tschesno Hell Matrosen in Berlin DDR 1978 Regie Gunter Jordan DEFA Studio fur Dokumentarfilme Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Volksmarinedivision Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gedenktafel fur die Opfer der VolksmarinedivisionLiteratur BearbeitenKlaus Gietinger Paul Wieczorek Neues uber den ersten Kommandanten der Volksmarinedivision in Arbeit Bewegung Geschichte Heft I 2019 S 41 60 Heinrich August Winkler Von der Revolution zur Stabilisierung Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1918 bis 1924 Geschichte der Arbeiter und Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18 Jahrhunderts Bd 9 Dietz Berlin u a 1984 ISBN 3 8012 0093 0 Sebastian Haffner Der Verrat 5 korrigierte und aktualisierte Auflage Verlag 1900 Berlin 2002 ISBN 3 930278 00 6 Klaus Gietinger Blaue Jungs mit roten Fahnen Die Volksmarinedivision 1918 19 Unrast Verlag Munster 2019 ISBN 978 3 89771 263 8Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Gietinger Paul Wieczorek Neues uber den ersten Kommandanten der Volksmarinedivision in Arbeit Bewegung Geschichte Heft I 2019 S 41 60 Ulrich Kluge Soldatenrate und Revolution Studien zur Militarpolitik in Deutschland 1918 19 Vandenhoeck amp Ruprecht 1975 ISBN 3 647 35965 3 S 179 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Uwe Rada 100 Jahre Novemberrevolution in Berlin Die vergessenen Revolutionare abgerufen am 30 Mai 2023 Winkler Von der Revolution zur Stabilisierung 1984 S 97 f Winkler Von der Revolution zur Stabilisierung 1984 S 104 f Die Weihnachtskampfe 1918 Lebendiges Museum Online Zitiert bei Hagen Schulze Weimar Deutschland 1917 1933 Die Deutschen und ihre Nation Bd 4 Siedler Berlin 1994 ISBN 3 88680 500 X S 177 Winkler Von der Revolution zur Stabilisierung 1984 S 109 f Winkler Von der Revolution zur Stabilisierung 1984 S 121 Winkler Von der Revolution zur Stabilisierung 1984 S 124 Winkler Von der Revolution zur Stabilisierung 1984 S 180 f Ulrich Kluge Soldatenrate und Revolution Studien zur Militarpolitik in Deutschland 1918 19 Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd 14 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1975 ISBN 3 525 35965 9 S 180 Zugleich Berlin Freie Universitat Dissertation 1972 Ernst Heinrich Schmidt Heimatheer und Revolution 1918 Die militarischen Gewalten im Heimatgebiet zwischen Oktoberreform und Novemberrevolution Walter de Gruyter GmbH amp Co KG 2017 ISBN 978 3 486 82640 1 S 403 google de abgerufen am 29 Dezember 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksmarinedivision amp oldid 234252547