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Dieser Artikel befasst sich mit der Kommandoebene des Deutschen Reiches Zur Punkband siehe OHL Band Die Oberste Heeresleitung OHL war die strategisch operative Leitung bzw der Oberbefehl uber die aktiven Truppenteile des deutschen Heeres wahrend des Ersten Weltkrieges Diese Funktion ubte faktisch der Chef des Generalstabes des Feldheeres aus Mitglieder der Heeresleitung nach der Verlegung des Hauptquartiers nach Kassel Wilhelmshohe im November 1918 Inhaltsverzeichnis 1 Rechtliche Voraussetzungen 2 Geschichte 2 1 Erste und Zweite OHL 2 2 Dritte OHL 2 3 Nach dem Krieg 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseRechtliche Voraussetzungen BearbeitenDie Oberste Heeresleitung oblag de jure dem Deutschen Kaiser Nach den Artikeln 63 und 64 der Reichsverfassung und nach 6 des Reichs Militargesetzes 1 war der Deutsche Kaiser der Inhaber der Befehls und Kommandogewalt uber die gesamten Streitkrafte des Deutschen Reiches in Friedenszeiten mit Ausnahme des bayrischen Heereskontingents und war somit auch strategisch operativer Leiter des Feldheeres Fur den Kriegsfall stand ihm zur Bewaltigung dieser Aufgabe der Chef des Generalstabes des Feldheeres zur Seite Dessen Funktion war es den Kaiser uber die Kriegslage zu informieren Massnahmen vorzuschlagen und die Entscheidungen des Kaisers in Form von Befehlen an die untere Kommandoebene weiterzuleiten sowie uber deren Ausfuhrung zu wachen Allerdings verzichtete Wilhelm II mit Beginn des Ersten Weltkrieges praktisch auf diese Befugnis indem er den Chef des Generalstabes des Feldheeres bevollmachtigte in seinem Namen eigenmachtig Befehle zu erteilen Nur bei wichtigen Entscheidungen wollte er miteinbezogen werden 2 Im Oktober 1914 benutzte ein Heeresbericht erstmals die Bezeichnung Oberste Heeresleitung fur die Kommando und Fuhrungsbehorde des Oberbefehlshabers des Feldheeres 3 Spatestens im August 1916 als Paul von Hindenburg Chef des Generalstabs des Feldheeres wurde wurde das von ihm gefuhrte Kommando in der Offentlichkeit begrifflich mit der Obersten Heeresleitung gleichgesetzt 4 Vor seiner Flucht ins Exil in die Niederlande am 9 November 1918 ubertrug Wilhelm II auch formell die strategisch operative Leitung an den Generalstabschef des Feldheeres 5 Der Generalstab des Feldheeres als Trager der Obersten Heeresleitung wurde am 3 Juli 1919 demobilisiert Sitz der OHL war das Grosse Hauptquartier 6 Zwischen der OHL und dem fur den Seekrieg zustandigen Admiralstab gab es zumindest bei den Vorbereitungen des Krieges keine ausreichende Abstimmung Die Kaiserliche Marine war beispielsweise unzureichend uber den Schlieffen Plan informiert der den Angriff durch Belgien auf Frankreich vorsah Geschichte BearbeitenErste und Zweite OHL Bearbeiten Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war Helmuth von Moltke 1848 1916 Generalstabschef Er musste jedoch nach der gescheiterten Offensive an der Marne 5 bis 12 September 1914 abtreten Sein Nachfolger wurde der preussische Kriegsminister Erich von Falkenhayn 1861 1922 Doch auch sein Konzept der Abnutzungsschlacht wie es bei der Schlacht um Verdun zum Einsatz kam scheiterte Dritte OHL Bearbeiten nbsp Paul von Hindenburg und Erich LudendorffDie dritte und letzte OHL wurde ab August 1916 vom uberaus popularen Generalfeldmarschall und spateren Reichsprasidenten Paul von Hindenburg und dessen Chef des Stabes Erich Ludendorff angefuhrt Wahrend Hindenburg vor allem fur die Offentlichkeitsarbeit zustandig war zog eigentlich Ludendorff die Faden Als besondere Dienststellung wurde fur Ludendorff die Funktion des Ersten Generalquartiermeisters geschaffen um diesen faktisch gleichberechtigt neben Hindenburg zu stellen Die Macht der 3 OHL ging so weit dass das Deutsche Reich 1917 und 1918 Zuge einer Militardiktatur trug Auf Ludendorff geht auch die Wiederaufnahme des uneingeschrankten U Boot Krieges zuruck danach traten die Vereinigten Staaten in den Krieg ein Im Oktober 1918 drangte die OHL die neue deutsche Regierung unter Max von Baden unverzuglich einen Waffenstillstand zu unterschreiben da sie uberzeugt war die deutsche Westfront konne jeden Tag zusammenbrechen Wenige Tage vor Kriegsende am 26 Oktober entliess der Kaiser Ludendorff wegen seines Befehls den aussichtslosen Kampf nun doch fortzusetzen sein Nachfolger als Generalquartiermeister wurde Wilhelm Groener Unter Groeners Kommando fiel die Revolution des Heimatheeres zwischen dem 29 Oktober und 9 November sowie die beginnende Revolte in Teilen des Feldheeres unter anderem im Grossen Hauptquartier im belgischen Spa die eine vollige Machtentblossung und militarische Handlungsunfahigkeit der OHL zur Folge hatte Groener und Hindenburg entschieden sich sich scheinbar auf den Boden der Tatsachen zu stellen die Liquidation des Kriegsendes militartechnisch und burokratisch zu koordinieren und dabei vorubergehend mit der Regierung Ebert zusammenzuarbeiten sog Ebert Groener Pakt Nach dem Krieg Bearbeiten Mittelfristiges Ziel blieb aber die Unterstutzung der Truppen zuruckzugewinnen die Machtposition der OHL zu renovieren und zu konsolidieren und als innenpolitische Ordnungsmacht auf die politische Buhne der jungen Republik zuruckzukehren ein Ziel das mittels der Verbreitung der Dolchstosslegende einerseits und dem Einflussgewinn unter den ersten beiden Reichsregierungen bis zum Fruhjahr 1919 andererseits auch gelang Ab Februar 1919 fungierte die nach Kolberg verlegte OHL als Oberkommando des Grenzschutzes Ost der Grenzkampfe mit der neuentstandenen Polnischen Republik fuhrte Mit der bevorstehenden Unterzeichnung des Versailler Vertrags verlor die OHL als Institution ihre aussere Existenzberechtigung Hindenburg trat am 25 Juni 1919 zuruck am 3 Juli 1919 folgte die Auflosung der OHL 7 Bei der Bildung des 200 000 Mann Ubergangsheers im September 1919 wurde die seit Juni noch bestehende Kommandostelle Kolberg schliesslich aufgelost Personelle ideologische und strategische Kontinuitaten zu den zunehmend einflussreichen Nachfolgeorganisationen bestanden aber und belasteten die Weimarer Republik schwer Siehe auch BearbeitenAuslandsabteilung der OHLLiteratur BearbeitenErich von Falkenhayn Die oberste Heeresleitung 1914 1916 in ihren wichtigsten Entschliessungen E S Mittler und Sohn Berlin 1920 Ulrich Kluge Soldatenrate und Revolution Studien zur Militarpolitik in Deutschland 1918 19 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1975 ISBN 3 525 35965 9 Irene Strenge Spa im Ersten Weltkrieg 1914 1918 Lazarett und Grosses Hauptquartier Deutsche Besatzungspolitik in Belgien Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2007 ISBN 978 3 8260 3693 4 Gerhard W Rakenius Wilhelm Groener als Erster Generalquartiermeister Die Politik der Obersten Heeresleitung 1918 19 Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein 1977 ISBN 3 7646 1685 7 Weblinks BearbeitenDie Oberste Heeresleitung OHL Eintrag beim Deutschen Historischen MuseumEinzelnachweise Bearbeiten Reichs Militargesetz vom 2 Mai 1874 Reichsgesetzblatt 1874 Nr 15 S 45 64 Scan auf Commons Wiegand Schmidt Richberg Die Generalstabe in Deutschland 1871 1945 Aufgaben in der Armee und Stellung im Staate S 38 40 In Beitrage zur Militar und Kriegsgeschichte Dritter Band hrsg v Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1961 Walther Hubatsch Grosses Hauptquartier 1914 18 Zur Geschichte einer deutschen Fuhrungseinrichtung S 430 431 und 441 443 In Ostdeutsche Wissenschaft 5 1958 Christian Millotat Die Oberste Heeresleitung vom Ende des Weltkrieges bis zur Auflosung des kaiserlichen Heeres S 44 In Reihe Aktuelle Fragen aus der Bildungsarbeit fur den Offizier Folge III Schriftenreihe Innere Fuhrung Heft 7 hrsg v Bundesministerium der Verteidigung Fuhrungsstab der Streitkrafte I 4 Winder 1669 70 Gerhard Forster u a Der preussisch deutsche Generalstab 1640 1965 Zu seiner politischen Rolle in der Geschichte Dietz Verlag Berlin 1966 S 131 Christian Stachelbeck Deutschlands Heer und Marine im Ersten Weltkrieg Beitrage zur Militargeschichte Militargeschichte kompakt Bd 5 Oldenbourg Munchen 2013 ISBN 978 3 486 71299 5 S 100 Walther Hubatsch Grosses Hauptquartier 1914 18 Zur Geschichte einer deutschen Fuhrungseinrichtung S 442 In Ostdeutsche Wissenschaft 5 1958 Wiegand Schmidt Richberg Die Generalstabe in Deutschland 1871 1945 Aufgaben in der Armee und Stellung im Staate S 41 In Beitrage zur Militar und Kriegsgeschichte Dritter Band hrsg v Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1961 Gerhard Forster u a Der preussisch deutsche Generalstab 1640 1965 Zu seiner politischen Rolle in der Geschichte Dietz Verlag Berlin 1966 S 132 Wiegand Schmidt Richberg Die Generalstabe in Deutschland 1871 1945 Aufgaben in der Armee und Stellung im Staate S 55 In Beitrage zur Militar und Kriegsgeschichte Dritter Band hrsg v Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1961 Walther Hubatsch Grosses Hauptquartier 1914 18 Zur Geschichte einer deutschen Fuhrungseinrichtung S 424 In Ostdeutsche Wissenschaft 5 1958 Zum Ausscheiden Hindenburgs Schulthess Europaischer Geschichtskalender Jg 60 1919 I Beck Nordlingen Munchen 1919 S 266 f zur Auflosung der OHL S 281 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberste Heeresleitung amp oldid 233518649